Chamäleon - Uni Oldenburg

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Chamäleon
Adaptation an den Klimawandel in Unternehmen der öffentlichen Versorgung
­­ Analyse und Entwicklung betrieblicher und politischer Handlungsoptionen
Interdisziplinäre Forschernachwuchgruppe der Sozial­Ökologischen Forschung (SÖF), gefördert durch das BMBF, 2008­2013
Der Klimawandel als globales Problem hat spezifische lokale Auswirkungen, von denen neben Naturräumen auch soziale und technische Systeme betroffen sind. Die Folgen des Klimawandels können zu einer Bedrohung von Infrastrukturen führen und damit essenzielle Grundbedürfnisse wie die Versorgung mit Energie, Mobilität, Wasser oder Wohnraum beeinträchtigen. Um die Folgen von Klimawirkungen handhabbarer zu machen, sind Adaptationsmaßnahmen erforderlich.
Die Nachwuchsgruppe „Chamäleon“ untersucht und entwickelt organisationale und regulative Adaptationsmaßnahmen in ausgewählten Unternehmen der öffentlichen Versorgung (Verkehr und Energie). Der Verkehrs­ und Energiesektor sind stark auf Infrastrukturen angewiesen und weisen damit eine große Vulnerabilität durch den Klimawandel auf. Adaptationsmöglichkeiten bestehen z.B. in der Verwendung neuer Materialien oder Verbesserung der Infrastruktur, Risikotransfermechanismen (z.B. Versicherungen und Kompensationen), Haftungs­ und Planungsrechtlichen Vorschriften. Generell wird in Unternehmen die Adaptation an den Klimawandel zumindest kurz­ bis mittelfristig durch technologische (vorhandene Infrastrukturen und Produktionsanlagen, Materialeigenschaften etc.) und sozio­ökonomische Bedingungen (z.B. Investitionszyklen, teilweise genehmigungspflichtige Preise) erschwert. Zudem wächst der politische Druck auf die verschiedenen Industriezweige, die bereits stark reguliert sind. Somit stellt sich auch die Frage, ob bestehende staatliche Vorgaben dem Klimawandel angepasst sind. Vor diesem Hintergrund verfolgt das Projekt folgende Ziele:
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Integrierte Vulnerabilitätsanalyse ausgewählter Unternehmen
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Entwicklung strategischer Frühwarnsysteme für Versorger
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Indentifizierung staatlicher Handlungserfordernisse und adäquater Instrumente
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Kompatibilitätsanalyse von betrieblichen und politischen Adaptationen
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Generalisierung von betrieblichen und staatlichen Handlungsmöglichkeiten als archetypischen Barrieren und Promotoren der Adaptation.
Insgesamt wird ein transdisziplinärer Ansatz verfolgt, indem die privaten und/oder öffentlichen Praxispartner bereits früh in das Vorhaben einbezogen und die entwickelten Lösungsstrategien mit Partnern aus Unternehmen und Politik in Stakeholderworkshops diskutiert werden. Das Forschungsdesign folgt einer vergleichende Fallstudienanalyse, die verschiedene disziplinäre Sichtweisen integriert. Nach einem umfassenden Branchenscreening der Verkehrs­ und Energiewirtschaft und des Politikfeldes werden für je zwei Unternehmen die Vulnerabilität gegenüber dem Klimawandel entlang der Kategorien von naturräumlichen, wettbewerblichen und regulativen Risiken untersucht. Unternehmerische und politische Adaptationsoptionen werden detailliert untersucht und verglichen, um mögliche strategische Frühwarnsysteme und staatliche Instrumente zu entwickeln. Dabei wird das Augenmerk sowohl auf die Entscheidungs­ und Anreizsituation, als auch auf Prozesse des organisationalen Lernens gelegt. Auf der Basis der Fallstudien erfolgt eine systematische Generalisierung typischer Barrieren und Promotoren der Adaptation nach dem Archetypen­Ansatz. Die Arbeit gliedert sich entlang folgender Bereiche, wobei AB1 bis AB4 mit je einer Promotionsstelle hinterlegt sind:
AB1 „Vulnerabilitätsanalyse“: Aufarbeitung allgemeiner Klimaszenarien; Entwicklung spezifischer Szenarien und Schadensmodelle für ausgewählte Unternehmensbereiche; Entwicklung von Indikatoren.
AB2 „Organisationales Lernen“: Analyse der organisationalen Voraussetzungen der Partnerunternehmen; Beobachtung des Umgangs mit klimarelevanten Informationen; Identifikation von betrieblichen Handlungsfeldern.
AB3 „Institutionen“: Bestimmung von entscheidungsrelevanten wirtschaftlichen Parametern, spieltheoretische Untersuchung relevanter Anreize für die beteiligten Branchen in ihrem regulativen Kontext.
AB4 „Politikanalyse“: Analyse des faktischen und möglichen regulativen Umfeldes; Identifikation möglichen Marktversagens durch Adaptation; Entwicklung und Bewertung staatlicher Instrumente und Regulation.
AB5 „Integration und Generalisierung“: Erfassung der Handlungssituation öffentlicher Versorger (action situation; action theory of adaptation); Entwicklung und Analyse einer Suite von archetypischen Barrieren und Promotoren der Adaptation.
Im Projekt werden verschiedene wissenschaftliche und methodische Herausforderungen angegangen. Für die Priorisierung und Bewertung einer Vielzahl potenzieller Handlungsoptionen unter Unsicherheit gibt es bis dato nur allgemeine Ansätze, die für unternehmerische Entscheidungsprozesse konkretisiert werden müssen. Weiterhin gibt es bislang keine etablierten Verfahren für die Analyse von klimabedingten Veränderungen infrastrukturgefährdender Extremereignisse. Nicht zuletzt sollen innovative, auf mathematische Modelle gestützte, Verfahren zur Fallstudienverallgemeinerung und zum Transfer erfolgreicher Einzelstrategien auf andere Fälle angewendet werden. Insbesondere Unsicherheit und schwer kalkulierbare Risiken, die mit dem Klimawandel verbunden sind, sollen in der Kooperation mit den verschiedenen Praxispartnern analysiert werden. Dabei sollen im Rahmen dieses Projektes verschiedene Methoden (z.B. Modelle und Szenarien) zum Umgang mit Nichtwissen eingesetzt werden. Beispielweise erfordert die Identifizierung potenziell gefährdender Klimafolgen (impacts) eine Skalierung von kontinuierlichen Klimaveränderungen und von Extremereignissen, was bislang erst unzureichend gelungen ist. Die Ermittlung sensitiver Subsysteme (sensitive exposure units) erfordert ein sozialwissenschaftliches, ökonomisches und technisches Verständnis der untersuchten Organisationen. Darauf aufbauend werden Instrumente entwickelt, die die Anpassungsfähigkeit (adaptive capacity) der jeweiligen Organisationen berücksichtigen. Hierbei wird auf systematische Sammlungen von Anpassungsmaßnahmen und ­instrumenten zurückgegriffen. Bei der Untersuchung von politischen Instrumenten zur Unterstützung der Anpassungsfähigkeit von Unternehmen sollen ökonomische Anreiz­ und Risikotransfersysteme, die Rolle von Netzwerkregulierung, Bereitstellung von Informationen und Datenbanken sowie planungs­ und haftungsrechtliche Maßnahmen betrachtet werden. 
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