Wissenswertes über Bernstein Bernstein (mittelniederdeutsch Börnsteen - „Brennstein“) bezeichnet einen klaren bis undurchsichtigen Stein aus fossilem Harz. Bernstein zählt zu den ältesten und bis heute beliebten Schmuck- und Heilsteinen der Welt. Er fasziniert durch die unterschiedliche Farbgebung, eine hohe Lichtbrechung und den goldgelben Glanz nach dem Polieren. Bernstein fühlt sich sinnlich und warm an, und er ist überraschend leicht. Ihm wird auch eine heilende, schmerzstillende und beruhigende Wirkung nachgesagt. Vor ca. 260 Millionen Jahren waren die Gebiete des heutigen Europa von dichten „Bernsteinwäldern“ bewachsen. Die Harze tropften von den Bäumen in den mit Wasser stark durchsickerten Waldboden herab, und schwammen dann mit dem Bach- und Flussstrom zu den Hauptmündungen der Flüsse, wo sie sich ablagerten. Viele solche Mündungen befanden sich im Gebiet des heutigen Nordpols. Über mehrere zehn Millionen Jahre unterlag das in der Erde und im Wasser gefangene Harz verschiedenen physikalischen und chemischen Veränderungen, um schließlich zum Bernstein zu werden. Besonders in der südlichen Ostsee scheint es reiche Vorkommen zu geben. Der dort gewonnene Bernstein wird auch Baltischer Bernstein genannt. Der Baltische Bernstein (Succinit) ist vor etwa 65 bis 70 Millionen Jahren aus dem Harz der Bernstein-kiefer entstanden und eignet sich besonders gut zur Schmuckherstellung. Auch wenn „bernsteinfarben“ als eigener Farbton in die deutsche Sprache eingegangen ist, weist Bernstein eine große Palette von Farbnuancen auf: Gelb bis Braun sind am charakteristischsten. Poliert kann er durchsichtig honig-farben schimmern. Manchmal hat Bernstein während seiner Entstehung unzählige mikroskopisch kleine Luftbläschen eingeschlossen, die ihn dann in einem milchigen Gelbton erscheinen lassen. Darüber hinaus nimmt Bernstein durch Oxidation und Verwitterung eine rote Farbe an, während fein verteilter Pyrit dem Bernstein eine grünliche Nuance verleiht. Durch mineralische Einschlüsse bedingt ist mancher Bernstein elfenbeinfarben. Auch dunkelgrünen Bernstein gibt es. 1 Der Bernstein hat den Menschen schon immer fasziniert. Er galt in allen bedeutenden Dynastien und zu allen Zeiten als Zeichen von Luxus und Macht. In der Neuzeit wurde Bernstein nach alter Tradition zu Schmuck verarbeitet und auch für Schatullen, Spielsteine und -bretter, Intarsien, Pfeifenmundstücke und andere repräsentative Sachen verwendet. Jährlich werden etwa 700 bis 900 Tonnen Bernstein im Tagebau gefördert. Davon ist jedoch nur ein Bruchteil zur Schmuckfertigung geeignet. Die meisten Fundstücke sind klein. Die beiden größten Bernsteine, die 1922 und 1970 in Schweden gefunden wurden, wiegen je etwa 1,8 kg. Sieben andere Stücke, die bis 1968 aufgesammelt wurden, haben ein Gewicht zwischen 0,8 und 1,2 kg. Das weltweit größte bisher geborgene Bernsteinstück wurde von einem schwedischen Hummerfischer aus dem Meer geholt und besaß zum Zeitpunkt des Fundes eine Masse von 10,478 kg. Da man etwas davon abgeschlagen hat, wiegt es nun noch 8,868 kg. Bekannter als dieses Fundstück ist ein 48 x 22 x 20 cm großer und 9,75 kg schwerer Block im Berliner Museum für Naturkunde der Humboldt-Universität. Gefangenes Leben Im Ostseebernstein hat man zahlreiche pflanzliche und tierische Überreste gefunden. Dank solcher Pflanzenteile, wie Samen, Blätter, Zweige, Blüten oder Früchte kann man Gattung oder Art der Pflanze erkennen. Bis heute konnte man 216 Pflanzenarten des bernsteinführenden Waldes bestimmen. Unter den tierischen Inklusionen bilden die Insekten, vor allem Fliegenartige, 93 %. Sonstige eingeschlossene Insekten sind Tausendfüßler und Spinnentiere. Einen riesigen Vorteil dieser Inklusionen bildet ihr dreidimensionaler Charakter - sie wurden nicht platt gedrückt, wie die Organismen, die als Fossilien erhalten geblieben sind. Nachdem man bei den Untersuchungen die Methoden der Molekulargenetik angewandt hat, konnte man aus den im libanesischen und dominikanischen Bernstein eingeschmolzenen Zellen Fragmente der DNA-Kette isolieren. Bernstein in der Geschichte der Menschheit Seit Tausenden Jahren war Bernstein in vielen Teilen der Welt bekannt. Erste Zeugnisse von verarbeitetem Bernstein sind schon seit der Steinzeit belegt, zudem gilt das "Gold des Meeres" als frühestes europäisches Zahlungsmittel und Tauschobjekt. Seit der Bronzezeit wurde Bernstein über große Entfernungen gehandelt. So mussten Rohstoffe wie Kupfer, Bronze und Zinn schon damals aus dem Süden ins nördliche Europa importiert werden bezahlt wurde mit Bernstein. Zu wahren Ehren gelangte der Bernstein dann allerdings bei den Römern. Der Besitz von Bernstein war kostbarer als der eines Sklaven. Dekorationsgegenstände, Amulette und Spielwürfel wurden aus Bernstein erzeugt. Man schrieb ihnen zahlreiche magische Eigenschaften zu. Die Bernsteinamulette wurden getragen, um Fruchtbarkeit zu bringen, und die Gladiatoren nähten sie als Kampfglücksbringer in ihre Kleider ein. 2 Doch Bernstein war nicht nur ein Wirtschaftsfaktor, sondern auch aufgrund der ihm zugesprochenen heilenden Kräfte sehr begehrt. Somit war der Bernstein durchaus eine Kostbarkeit. Das Sammeln von Bernstein war daher den Küsten-bewohnern bei Kerkerhaft oder sogar Todesstrafe verboten. Das Monopol besaßen die brandenburgisch-preußischen Könige und bis 19.Jahrhundert regelte ein gesetzlich festgelegtes Privileg das Hoheitsrecht am Bernstein. Als künstlerischer Werkstoff erreichte die Bernsteinverarbeitung im 16. und 17. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Bis heute gilt für viele das verschollene Bernsteinzimmer des Preußenkönigs Friedrich I. als 8. Weltwunder. Bernstein im Glauben und in der Volksmedizin Im alten Griechenland und Rom glaubte man an die magische Kraft des Bernsteins. Eine besondere Bedeutung maß man seinen elektrostatischen Eigenschaften bei. Dank ihnen sollte der Bernstein die Macht haben, das Unglück vom Menschen abzuwenden. Bernsteinstücke wurden unter der Haut an den Händen der ägyptischen Mumien gefunden. Die Ägypter glaubten, dass Bernstein die Mumien vor Zerstörung und Verwesung schützte. Bernsteinamulette und -schmuck werden immer wieder von den Archäologen in verschiedenen alten Gräbern gefunden. Sie sollten den Verstorbenen im Jenseits beschützen. In Polen spielte Bernstein auch eine große Rolle, vor allem im Kurpienland und in der Kaschuben, wo Bernsteinhalsbänder von einer Generation zur anderen vererbt werden. Sehr früh wurden die Heileigenschaften von Bernstein entdeckt. Informationen über die Anwendung von Bernstein bei der Behandlung verschiedener Krankheiten können wir in den Werken von Plinius dem Älteren und Hippokrates (460-377 v. Chr.) finden, der allgemein als der Vater der Medizin gilt. Callistratos schreibt, dass kurze Bernsteinhalsbänder bei Hals-, Kopf- und Nackenschmerzen wirken, während die Bernsteinarmbänder die Symptome von Rheuma lindern sowie gegen Ermüdung und Abschwächung des Organismus helfen. Bernstein wurde bei der Herstellung von verschiedenen Salben, Balsamen und Spiritustinkturen für die äußere Behandlung angewandt. Mixturen, deren Hauptbestandteil er bildete, wurden in der Behandlung von Asthma, Bronchitis, Störungen des Darm- und Harnausscheidungssystems, sowie auch bei Herz- und Kreislaufstörungen. Die Literatur des 19. Jahrhunderts beschreibt die Bernsteinanwendungen gegen fast alle Erkrankungen. Heute bildet Bernstein den Hauptbestandteil mancher homöopathischen Medikamente. In der Kosmetikindustrie findet er Anwendung bei der Produktion von Crèmes oder Substanzen, die leicht in die Haut hineindringen. Für Babys und Kleinkinder wird Naturbernstein bei Zahnungsschmerzen, Magenbeschwerden, Halsschmerzen und als Krampflöser verwendet. Aber auch bei Rheuma, Arthritis, Verspannungen im Rücken und bei Hautkrankheiten gilt er als alt bekanntes Hausmittel. 3