Fachtag für Autismus – Spektrum – Störungen in Thüringen Workshop „ Beeinflussung von häuslichen Problemen“ 1 25.09.16 Was sind die häuslichen Probleme (die bei Kindern mit Autismus auftreten)? In unserer Therapie – Praxis berichten die Eltern über solche oder ähnliche Probleme: Die Kinder erzählen nicht von Erlebnissen oder was in der Schule passiert ist. Die Kinder sind wenig selbständig, sie benötigen Anleitung und durchgängige Begleitung bei einfachen Selbstbedienungsaufgaben (z. B. Anziehen, Zähne putzen etc.). Es treten Aggressionen auf bei Veränderungen, bei Anforderungen oder wenn das Kind sich gestört fühlt. Die Kinder verlangen die strikte Einhaltung von Regeln, manchmal sind sie aber selbst nicht bereit, (Familien-)Regeln zu akzeptieren und einzuhalten. ??? 2 25.09.16 „Menschen, die sich richtig verhalten können, werden es auch tun.“ Bo Hejlskov Elvén 3 25.09.16 Grundvoraussetzung für die Bewältigung von Problemen ist eine positive Beziehung! Mein Kind ist besonders: Wie gelingt ein positiver Beziehungsaufbau? Ressourcen: Was kann mein Kind gut? 4 25.09.16 Ziele für die Verhaltensänderung festlegen Regeln für das Festlegen von Zielen Verhalten muss beobachtbar sein Ziel muss realistisch sein Vorgehen erfolgt kleinschrittig Ziel soll positiv formuliert werden 5 25.09.16 Bevor wir beginnen: Wie müssen wir unser Verhalten verändern, damit das Ziel erreicht werden kann? .....Alltagsfallen (Faktoren aus dem familiären Umfeld, die das Verhalten ungünstig beeinflussen) 6 25.09.16 Noch ein paar Hinweise, die Sie beachten sollten: Akzeptieren Sie die Grenzen des Lernens, d. h. Ihr Kind benötigt mehr Hilfestellungen als andere Kinder und lernt langsamer. Üben Sie in unterschiedlichen Kontexten, damit Ihr Kind das neu erlernte Verhalten auf andere Kontexte übertragen kann (Generalisierung) Gehen Sie nach dem Prinzip „Versuch und Irrtum“ vor. Nicht alle Strategien sind für jedes Kind geeignet. Wählen Sie nur Regeln und Strukturen aus, die Sie auch konsequent umsetzen können. Schaffen Sie eine positive und anregende Atmosphäre für die Förderung. Versuchen Sie Unter- und Überforderung zu vermeiden. 7 25.09.16 Drei Wege für einen entspannteren Alltag: Bereitstellen einer angemessenen Alltagsstrukturierung zu Hause Nutzung von basalen und autismusspezifischen Erziehungskompetenzen Erlangen von Kompetenzen im Umgang mit Problemverhalten/Risikosituationen 8 25.09.16 Strategien zur Alltagsstrukturierung • • • • • • • • • • „Prompting“: dem Kind verdeutlichen, was man von ihm in der jeweiligen Situation erwartet. verbale Anweisungen; Fragen stellen Symbole oder Bilder, die bestimmtes Verhalten darstellen Gegenstand an einem bestimmten Platz Ablaufpläne Akustische Signale Fertigkorb Ordnungssysteme Ablaufpläne Familienregeln 9 25.09.16 10 25.09.16 Familienregel! – gilt für alle Familienmitglieder Wir achten das Eigentum des anderen! Wenn ich haben möchte, was dem anderen gehört, bitte ich um Erlaubnis. Ich akzeptiere auch ein NEIN! Wenn ich mich an diese Regel halte und „Erfüllungspunkte“ erarbeitet habe, erhalte ich eine Belohnung. Wenn ich ohne Frage etwas genommen habe, muss ich den Wert (bei Esswaren) bezahlen und erhalte drei Punkte Abzug. Andere Gegenstände gebe ich sofort nach Aufforderung zurück und erhalte ebenfalls drei Punkte Abzug. Verhaltenstherapeutische Lernprinzipien Positive Verstärkung (alles, was bewirkt, dass ein Verhalten in Zukunft häufiger gezeigt wird). Angemessenes Verhalten fördern durch Negative Verstärkung Shaping Rückwärtslernen Generalisierung Unangemessenes Verhalten reduzieren durch Negative Konsequenzen Löschung 12 25.09.16 Umgang mit autismusspezifischen herausfordernden Verhaltensweisen Systematische Verhaltensbeobachtung Aufrechterhaltende Faktoren des Problemverhaltens entfernen Unmissverständliche Anweisungen geben Einüben von sozialen Regeln und sozialen Skripten Alternative soziale Fertigkeiten aufbauen Auszeiten einsetzen Wegweiser für kritische Situationen „5-Punkte-Vorgehen“ bei Eskalation 15 25.09.16 „ 5 – Punkte – Vorgehen“ = günstiges Elternverhalten bei Eskalation Wichtigster Grundsatz: selbst ruhig bleiben Emotionsauslösende Situation beenden Emotionen des Kindes herunter regulieren (z. B. Auszeit) Nach Beruhigung des Kindes: Nachbesprechen des Ereignisses (z. B. soziale Autopsie) Alternatives Verhalten besprechen (evtl. eigene Regel visualisieren) 16 25.09.16 Selbstfürsorge ! Ziehen Sie am gleichen Strang! Holen Sie sich Unterstützung! Gönnen Sie sich Pausen: „Zeit für mich!“ Definieren Sie Ihre Grenzen der Strukturierung des Alltags! 17 25.09.16 Nützliche Literatur Thomas Gordon „ Familienkonferenz“ Tony Attwood „Ein ganzes Leben mit dem Asperger – Syndrom“ oder „ Das Asperger – Syndrom: Ein Ratgeber für Eltern“ Susan Dodd „Autismus - was Betreuer und Eltern wissen sollten“ Peter Vermeulen „ Autismus als Kontextblindheit“ 18 25.09.16