In Afrika hat Aids verheerende Auswirkungen

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Dezember
2 0 01
N r. 16 4
Hilfswerk für die Sahelzone
In Afrika hat Aids
verheerende
Auswirkungen
In dieser Ausgabe
✦ Morgen wird es zu spät sein
✦ Der Kampf von «Vigilance»
gegen Aids
✦ Das Testament eines Aidskranken
www.morija.org
Editorial:
Ist Aids zur
Gewohnheit geworden?
V
or zwanzig Jahren
wurden in Amerika die
ersten Aidsfälle
bekannt. Dies führte zu
einem Aufschrei, der uns an
denjenigen im Zusammenhang mit dem Rinderwahnsinn erinnert. Hysterie,
Ansteckungsängste und die
Suche nach Schuldigen.
Heute gehört Aids zu
unserem Alltag, und wir
vergessen gern, dass immer
noch Menschen daran
sterben. Nur schon in
Frankreich sind dies jährlich
1000 Personen. Dazu
kommen 5000 Menschen, die
sich neu anstecken.
In Afrika können diese Kranken nicht mehr versteckt
werden, da die durch die
Plage angerichteten Verheerungen zu offensichtlich
sind. Wir alle erinnern uns
an N’Kosi, den kleinen
Jungen aus Südafrika. Der
Wortführer der aidskranken
Kinder ist vor kurzem
gestorben. Aber auch wenn
wir angesichts dieses kleinen
Helden für einen Augenblick
gerührt sind, beschäftigen
wir uns nicht mit den vielen
tausend anderen, die nicht in
den Medien erschienen.
Inhalt
Aktuelles zu Aids
in Afrika (Seite 3)
Das Projekt von «Vigilance»
in Burkina Faso (Seite 4)
Dabei gäbe es genug Gründe,
sich Sorgen zu machen. Im
subsaharischen Raum Afrikas
löst Aids die Familienstrukturen auf, und einige
tausend Kinder landen auf
der Strasse. Von den
13 Millionen Aidswaisen auf
der Welt leben 12 Millionen
in Afrika. Vor 10 Jahren
betrug die Lebenserwartung
65 Jahre, heute liegt sie bei
40 Jahren. Mit den
bestehenden Präventionsprogrammen können nicht
alle Menschen erfasst werden.
Dazu kommt, dass sich
unsere abendländischen
Methoden in Afrika nicht
anwenden lassen. Man muss
die Leute kennen, an die man
sich wendet. Aus diesem
Grund stellt Morija Projekte
auf die Beine, die an die
Kultur des Landes angepasst
HILFSWERK FÜR DIE SAHELZONE
En Reutet 1868 Collombey-le-Grand
Tel. 024 / 472.80.70 Fax 024 / 472.80.93
E-Mail : [email protected]
PC 19-10365-8
sind und bei denen mit der
Bevölkerung und den lokalen
Behörden zusammengearbeitet wird.
Damit Aids im subsaharischen Raum Afrikas eingedämmt werden kann,
brauchen wir Ihre Hilfe. Mit
Ihren Spenden können wir
Sensibilisierungsprogramme
finanzieren, die auf der
Ausbildung von Meinungsführern und Mittelsmännern
basieren: So sprechen
Afrikaner mit Afrikanern über
die Krankheit, ihre Risiken
und die Lebensgewohnheiten,
die es zu verändern gilt, um
eine weitere Verbreitung der
Krankheit zu verhindern.
Mit CHF 50.– können
50 Personen sensibilisiert
werden...
Ziel : Ziel ist die Hilfeleistung an die am
stärksten Benachteiligten in Afrika,
besonders in der Sahelzone. Die Hilfe
wird unabhängig von Rasse oder
Religion geleistet.
Sitz : Collombey-le-Grand (VS)
Revisoren : Treuhandbüro
R. Künzlé SA – Monthey
Redaktion : L’Avènement
Romanel-sur-Lausanne
Graphik : Zion Design
Druck : Jordi AG
Papier : chlorfrei und umweltfreundlich
Das Aufnahme- und
Ernährungszentrum AEZ
in Ouagadougou
an der Aidsfront (Seite 6)
Das Morija-Team
Das Hilfswerk Morija
wurde 1979 gegründet
und ist ein Verein ohne
Gewinnabsichten gemäss
§ 60 ff. des ZGB
Damit sie leben –
Monatliche Zeitschrift
des Hilfswerkes Morija
Abonnement: CHF 25.–.
Der Preis des Jahresabonnements (25 CHF)
stellt ein Minimum dar.
Natürlich ist jegliche
weitere Spende sehr willkommen und das bleibt
Ihre Entscheidung!
Zum Voraus besten Dank
für Ihre Grosszügigkeit.
Aktuelles
zu Aids in Afrika
Ein Plakat zeigt die tödliche
Gefahr von Aids.
Praxis der Leviratsehe, bei
der die Witwe einen nahen
Verwandten heiratet, führt in
der vergrösserten Familie zu
einem Infektionsrisiko.
Wenn ein Mann an Aids
stirbt, bleiben die Witwe und
Waisen völlig mittellos
zurück. In vielen Fällen stirbt
auch die Frau sehr bald an
Aids, da sie von ihrem Mann
angesteckt wurde. So werden
die Kinder zwei oder sogar
drei Mal zu Waisen, wenn
später auch ihre Vormunde
an Aids sterben. Von den 13
Millionen Aidswaisen in der
Welt sind 12 Millionen
Afrikaner. Das besondere an
ihnen ist die völlige
Mittellosigkeit nach dem Tod
ihrer Eltern. Manchmal ist
ihr einziges Erbe ein kleines
Stück Land, von dem sie
ihren Lebensunterhalt ohne
Hilfe nicht bestreiten
können. Die Waisen, die
nicht das Glück haben, von
Mitgliedern ihrer Familie
oder Drittpersonen
aufgenommen zu werden,
müssen sich selber
durchbringen und entwickeln
ihre eigenen Bräuche und
Lebensweisen. Zum
Überleben auf sich allein
gestellt, schliessen sich diese
Waisen den Banden von
anderen Strassenkindern an
und lernen betteln und
stehlen, um sich ernähren zu
können. Viele erliegen den
Verlockungen der Prostitution und kommen so in
einem tückischen Teufelskreis wieder mit Aids in
Kontakt.
Für das Jahr 2010 wird
weltweit mit 40 Millionen
Waisen gerechnet: 9/10 von
ihnen leben im schwarzen
Kontinent... Wer wird sich
um sie kümmern?
I
m Vergleich zum Rest
der Welt sind im subsaharischen Raum
Afrikas 70% der Erwachsenen
und 80% der Kinder HIVpositiv; seit dem Aufkommen
der Krankheit 1980 gehen
76% der Todesfälle auf Aids
zurück; 95% der Waisen sind
Aidswaisen. Vor zehn Jahren
betrug die Lebenserwartung
noch 65 Jahre, heute liegt sie
bei 40 Jahren. Drei Viertel
der Spitalbetten sind durch
Aidskranke belegt. Diese
Zahlen dokumentieren die
durch Aids angerichteten
Verheerungen auf einem
Kontinent, der schon sonst
hart von Krieg, Hunger und
Armut betroffen ist.
Am meisten gefährdet sind
die Dörfer, weil dort noch
Riten praktiziert werden und
die Polygamie häufig ist. Aids
zerstört die traditionelle
Familienstruktur und führt
zu Veränderungen im
Brauchtum. Ein Beispiel: Die
Von den weltweit
13 Millionen Aidswaisen
leben 95% in Afrika
Zwei- manchmal sogar dreimal Waisenkinder.
3
Das Projekt «Vigilance»
in Burkina Faso
Auf wen hören?
M
Der Versuch, die
afrikanische Kultur
mit abendländischen
Methoden für Aids
sensibilisieren zu
wollen, ist zum
Scheitern verurteilt
4
ehr als 50% der
Aidskranken in
Burkina sind
Jugendliche im Alter
zwischen 15 und 24 Jahren.
Die verschiedenen Stammesführer und politischen
Behörden sind oft schlecht
informiert und übermitteln
ihnen widersprüchliche Aussagen zu ihrer Lebensweise
und insbesondere ihrer
Freizeit. Die vom Gesundheitsministerium und verschiedenen Hilfswerken zur
Aidsbekämpfung empfohlenen Sensibilisierungsprogramme respektieren
nicht immer die Bräuche und
die Religion der Bevölkerung,
die sich deshalb vor die
schwierige Frage gestellt
sieht, auf wen sie hören soll.
Der Versuch, die afrikanische
Kultur mit abendländischen
Methoden für Aids sensibilisieren zu wollen, ist zum
Scheitern verurteilt. Die
meisten Menschen in Afrika
können keine Plakate lesen
und haben keinen Fernseher.
Die Polygamie sowie vielfache
sexuelle Kontakte sind
häufig, und die Krankheit
wird als Bestrafung durch
Geister angesehen, die man
nicht bekämpfen kann. Dazu
kommt, dass das Präservativ
in der Kolonialzeit in einigen
Ländern dazu diente, die
schwarze Bevölkerung zu
verkleinern. Die Aidsprävention kann also nur von ausgebildeten Afrikanern ausgehen, mit denen sich die
Bevölkerung identifizieren
kann. Nur so verstehen die
Menschen die Wichtigkeit der
Treue und des Präservativs,
nur so werden sie ihre
Lebensweise ändern und ihr
erworbenes Wissen wiederum
an andere weitergeben.
Da das Hilfswerk «Vigilance»
auf diese Weise arbeitet, wird
es von Morija unterstützt. Es
ist eine christliche NonprofitOrganisation, die 1996
gegründet wurde und
hauptsächlich in den
Bereichen Fortpflanzungsgesundheit und Aidsbekämpfung aktiv ist. In verschiedenen Provinzen von
Burkina Faso werden
regelmässig Ausbildungsprogramme und Sensibilisierungstourneen organisiert.
Erste Etappe ist ein Ausbildungsseminar: Männer und
Frauen werden ausgewählt
und eingeladen, an einer
Schulung von «Vigilance»
teilzunehmen. Während der
von Morija finanzierten
Kampagne im Jahr 2000
waren 80 von 85 eingeladenen Personen anwesend,
um die folgenden Themen zu
behandeln: Geschichte und
Epidemiologie von Aids in
der Welt und in Burkina; von
der Ansteckung mit dem HIVirus bis zum Ausbruch der
eigentlichen Krankheit;
Prävention von Geschlechtskrankheiten und Aids;
psychologische Betreuung
von HIV-positiven Menschen;
Betreuung von Witwen und
Aidswaisen; Umgang mit der
Sexualität; die Sexualität in
den verschiedenen Religionen; Einsatz von pädagogischen Mitteln.
Zweite Etappe ist die eigentliche Tätigkeit: Wenn sie
einmal ausgebildet sind,
werden diese Personen, sogenannte Mittelsmänner, in
Gruppen aufgeteilt und
begeben sich in die Dörfer,
um Sensibilisierungskampagnen auf die Beine zu
stellen.
Schliesslich findet ein
offizieller Abschluss der
Aktivitäten statt, an dem
Mitglieder der Behörden, der
Kirche und Stammesführer
der Region teilnehmen.
Im Jahr 2000 haben diese
Mittelsmänner in der Provinz
Kourwéogo 7638 Personen in
19 Dörfern besucht. 2598
Personen haben an Filmvorführungen teilgenommen. An
den vier Aktivitätstagen sind
insgesamt 10236 Personen
sensibilisiert worden.
Sensibilisierungskampagne bei Schülerinnen in der Region von Boussé.
Die Aktivitäten von «Vigilance» in der Provinz des Kourwéogo
Aufklärung anhand von Bildern.
Bei der Aidsprävention
wird viel Wert auf
Informationen über den
Umgang mit der
Sexualität gelegt
Dieses Jahr wurde «Vigilance»
(Wachsamkeit) von der
Bauernvereinigung für die
Entwicklung der Provinz des
Kourwéogo eingeladen. Da
sich die Zahl ihrer Mitglieder
infolge Aids verkleinerte,
beschloss die Vereinigung,
ihre Strategien zu ändern
und den Kampf gegen Aids zu
ihrem Hauptziel zu machen.
Ein Hilfswerk wurde damit
beauftragt, eine Sensibilisierung durchzuführen. Die
Menschen fühlten sich jedoch
durch die öffentliche Demonstration des Gebrauchs
von Präservativen an einer
Holzpuppe abgestossen.
Dieser Unterricht respektiere
weder ihre Bräuche noch ihre
Religion, und so wurde gewünscht, dass für die
Sensibilisierung ein
Hilfswerk mit einem anderen
Ansatz eingeladen würde.
Es wurde viel Öffentlichkeitsarbeit geleistet, und am
Tag X nahmen über 2500
Personen an der Filmvorführung von «Vigilance» teil,
was den Anstoss für eine
Sensibilisierung in der
ganzen Region gab.
«Vigilance» organisierte in
der Folge eine Serie von
Ausbildungen, wobei mit den
Jugendlichen begonnen
wurde, der Bevölkerungsgruppe mit dem höchsten
Ansteckungsrisiko. Als Schulungsteilnehmer mussten die
zwanzig ausgewählten Dörfer
den Führer des Dorfes
schicken sowie den Führer
der Ländereien (nicht identisch mit dem Dorfführer),
den Delegierten des Dorfes,
die Vertreterin der Frauen
und die religiösen Führer
(Pfarrer, Imam, Katechet).
Während vier Tagen wurden
diese Meinungsführer unterrichtet, und zwar über die
Geschichte, Entwicklung und
Statistiken von Aids, über die
Ansteckungswege und
Schutzmassnahmen, die
Wichtigkeit der Verhaltensänderung, die Betreuung der
HIV-positiven und aidskranken Menschen sowie die Rolle
der Meinungsführer im
Kampf gegen diese Krankheit.
In Afrika wird der HI-Virus in
90% der Fälle auf sexuellem
Weg übertragen. Deshalb ist
der Umgang mit der Sexualität ein wichtiges Thema.
Dabei haben die Stammesführer, die Imame und
Pfarrer darüber informiert,
was in ihrer Religion zu
diesem Thema gelehrt wird.
Die Atmosphäre beim Gedankenaustausch zwischen den
Führern der verschiedenen
Glaubensrichtungen war
herzlich und respektvoll.
Zum Abschluss des Seminars
baten die Führer «Vigilance»,
die verschiedenen Dörfer zu
besuchen, um die einzelnen
Bevölkerungsgruppen gezielt
zu sensibilisieren: Frauen,
Männer, Jugendliche. Dieser
Aufruf ist eine
Herausforderung, die
«Vigilance» annehmen will:
mit der Unterstützung und in
Zusammenarbeit mit den
Meinungsführern ist ein Sieg
möglich. Überdies hat die
Bevölkerung «Vigilance» ein
Stück Land von vier
Hektaren zugesprochen,
damit dort ein Zentrum und
ein Schulhaus für Aidswaisen
eingerichtet werden kann.
Die Arbeiten sind im Gang,
und die Zukunft erscheint
vielversprechend.
Michel Nikiema,
Ouagadougou
Ausbildungsseminar für sog. Meinungsführer in Boussé.
5
Das Aufnahme- und
Ernährungszentrum AEZ in
Ouagadougou an der Aidsfront
A
Die Mütter können einen
Aidstest bei ihrem Kind eher
akzeptieren als die Väter.
In dem Moment,
da Aids jemanden direkt
angeht, wird die
Krankheit zum Tabu
6
ls ich es 1993 wagte,
das schicksalhafte
Wort «Aids» auszusprechen, wurde mir geantwortet: «Hier spricht man
nicht darüber.» Es galt als
grosse Unschicklichkeit, bei
einem extrem mageren Kind
voller Hautflecken von der
Vermutung einer Aidserkrankung auszugehen. Zu
jener Zeit hatten die Ärzte
keine legale Bewilligung,
einen Kranken über die Art
seines Leidens zu informieren, was allen entgegenkam. Sämtliche Staatsfunktionäre und das medizinische
Korps hüllten sich in
Schweigen.
Seither scheint Burkina aus
seiner Betäubung erwacht zu
sein. Der Staat hat begonnen,
Informationskampagnen zu
organisieren. Immer mehr
religiöse und nichtreligiöse
Hilfswerke engagieren sich
im Kampf gegen die
Epidemie oder in der Unterstützung von HIV-positiven
Menschen, wobei sie mit
ihren Sensibilisierungskampagnen auch die entlegendsten Dörfer erreichen.
Auch im medizinischen
Umfeld wird nicht länger
geschwiegen. Immer mehr
Ärzte führen vor dem HIVTest Gespräche: Seit sich ein
Unterstützungsnetz entwickelt hat, können sie den
Kranken eine andere Perspektive bieten als die
verzweifelte Einsamkeit im
Warten auf den Tod.
Diese Bewegung ist auch im
AEZ (Aufnahme- und Ernährungs-Zentrum) spürbar. Die
Zusammenarbeit zwischen
sich ergänzenden Organisationen wird immer wirkungsvoller, was angesichts der mit
Aids verbundenen Herausforderung auch nötig ist. So
besuchen unsere Krankenschwestern jeden Monat ein
Unterrichtsprogramm, in
dem verschiedene Themen
behandelt werden, die einen
Zusammenhang mit Aids
haben. So sind wir über die
neusten Entwicklungen
orientiert und können gleichzeitig Kontakte knüpfen, die
es uns erlauben, die Mütter
von HIV-positiven Kindern
besser zu betreuen. Dies ist
wichtig, da in einer zwischen
Oktober 1998 und September
1999 durchgeführten Studie
festgestellt wurde, dass 13%
der von uns betreuten Kinder
HIV-positiv sind. Ständig
suchen wir das Gespräch
über Aids mit den Müttern.
Ihr Wissensdurst äussert sich
in einer grossen und bemerkenswerten Aufmerksamkeit.
So wird nach Jahren des
Schweigens über Aids
gesprochen. Aber nur unter
der Bedingung, dass dies
nicht die eigene Familie oder
Person betrifft. In dem
Moment, da Aids jemanden
direkt angeht, ist die
Krankheit aus Scham ein
Tabu. Wird davon gesprochen, ist dies eine schwere
Beleidigung der betroffenen
Person. Am stärksten äussert
sich diese Blockade bei den
Männern. Im AEZ ist es
selten, dass ein Vater bei
seinem Kind die Erlaubnis
zum Aidstest gibt, während
die Mütter ihn heimlich oft
machen lassen. Die Fortschritte sind jedoch unübersehbar. Schon hört man
vernünftige Aussagen von
Jugendlichen, die noch vor
einigen Jahren spöttisch von
Aids redeten und glaubten,
das Problem lasse sich leicht
in den Griff bekommen.
Heute wissen sie, dass man
«aufpassen» muss.
Gisèle Bellamy
Plauderstunde über Aids mit den Müttern im AEZ Ouagadougou.
Der Abschiedsbrief von Bridgi
Bridgi war Mitglied der Jugendgemeinschaft einer Pfarrei in Kamerun und starb
im Alter von 25 Jahren am Tag nach dem Jugendfest.
Meine lieben Brüder
Ich werde bald sterben und
möchte noch einige Worte an
Euch richten. Sicher habt Ihr
schon bemerkt, dass ich seit
einiger Zeit nicht mehr an
den verschiedenen Jugendaktivitäten teilnehme. Wenn
ihr mich im Spital öfters
gesehen habt, werdet ihr
festgestellt haben, dass ich
viel Gewicht verloren habe.
Die medizinische Analyse
meines Bluts hat ergeben,
dass ich HIV-positiv bin. Die
auftretenden Symptome sind
genau die gleichen, wie sie in
den Broschüren und all den
Dokumenten über Aids
beschrieben sind. Ja, Aids!
Diese Katastrophe hat in
jüngster Zeit den Tod vieler
Älteren verursacht, wie Ihr
Euch erinnert. Es ist heute
mein grösster Wunsch, dass
Ihr nicht Opfer dieser
schrecklichen Krankheit
werdet, denn dann würdet
Ihr sterben und Eure Familie
müsste leiden. Lasst Euch
also nicht von den Leuten
beirren, die in den Nachtklubs singen, dass Aids nicht
existiere. Aids ist eine
Realität, die durch meinen
Tod bestätigt wird. Junge
Freunde, bleibt nicht
gleichgültig gegenüber dem,
was ich Euch zu sagen habe.
Wie viele Ohren brauchen
wir, um die Ratschläge der
anderen zu verstehen? Bei
Aids geht es um den Tod.
Hört also auf, sexuelle
Beziehungen mit irgendeinem Jungen oder irgendeinem Mädchen zu haben.
Ich glaube, dass einige von
Euch HIV-positiv sind, und
das freut mich gar nicht.
Wenn Ihr keine vorehelichen
sexuellen Beziehungen habt,
so ist dies gut. Trotzdem
Ich lasse eine erschöpfte Mutter ohne Schutz und einen kleinen Bruder
mit einer gefährdeten Zukunft zurück.
solltet Ihr Euch vor der
Heirat untersuchen lassen.
Ich war kein «Don Juan»,
und trotzdem habe ich mich
mit dem Virus angesteckt.
Enthaltsamkeit ist die beste
von allen Schutzmassnahmen, ich kann es nicht
genug wiederholen, sogar
noch an der Schwelle des
Todes. Meine lieben Eltern,
redet mit Euren Kindern
ernsthaft über Aids. Kämpft
von nun an, damit Aids dank
Euch verschwinde.
Meine Freunde, ich verlasse
Euch. Zurück lasse ich Pläne
(Ehe, landwirtschaftlicher
Hirtenbetrieb), Vergnügen
(Weihnachten, traditionelle
Feste, Sport...), eine
erschöpfte Mutter ohne
Schutz, einen kleinen Bruder,
dessen Zukunft durch
meinen Tod gefährdet ist.
Wer unter Euch möchte die
Seinen zurücklassen, ohne
Ihnen irgendeinen Dienst
erwiesen zu haben? Hört auf
die Ratschläge, mit denen
Eure Eltern Euch überhäufen
werden.
Lebt wohl
Die Enthaltsamkeit ist
die beste von allen
Schutzmassnahmen, ich
kann es nicht genug
wiederholen
7
Unterstützen Sie
unsere grosse
Sensibilisierungskampagne 2002
Ein Afrikaner orientiert die Afrikaner.
W
Der Kampf gegen
Aids geht uns alle
etwas an!
eltweit gesehen verfügen 10 von 100 HIV-positiven Menschen über 90% der
virenbekämpfenden Produkte. Das heisst, dass sich in den Entwicklungsländern
90 Personen um ein einziges Medikament streiten. Welcher Bauer in Burkina verfügt
schon über die Mittel, um im Monat Fr. 200.– für eine Aids-Therapie zu bezahlen? Ein
wirksamer Impfstoff wird frühestens in zehn Jahren zur Verfügung stehen. Bis dahin sind
Sensibilisierungskampagnen wie diejenige von «Vigilance» die beste Methode für die
Aidsbekämpfung. Nachdem die Kampagnen der Jahre 2000 und 2001 ein so grosser Erfolg
waren, möchte sich Morija in noch stärkerem Mass engagieren. In der gleichen Provinz in
Kourwéogo ist für 2002 die Sensibilisierung von 60 Dörfern geplant, das sind fast
90000 Personen. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, müssen 200 Meinungsführer und
200 Mittelsmänner ausgebildet werden, die ihr Wissen an die Bevölkerung weitergeben.
Mit CHF 50.– können 50 Personen sensibilisiert werden
Mit CHF 1500.– ein ganzes Dorf
✂
8
Ich erkläre mich bereit, die Kampagne von Morija in Burkina Faso zu unterstützen und
monatlich
CHF während
Monaten zu zahlen.
Name
Vorname
Strasse
PLZ/Wohnort
Datum
Unterschrift
Bitte senden Sie diesen Abschnitt an das
Hilfswerk Morija, En Reutet, 1868 Collombey-le-Grand
Fax: 024 472 80 93, E-mail: [email protected]
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