Klinische Beobachtungen TCM-Behandlung rheumatoider Arthritis durch Unterstützung der Nieren und Förderung der Blutzirkulation Ji Haiwang, Yao Shulian, Luo Qiang, et al. Shaanxi People’s Hospital and Shaanxi Institute of Integration of TCM and Western Medicine, Xi’An 710068 Es wurden die therapeutischen Wirkungen der Behandlung der rheumatoiden Arthritis im mittleren und fortgeschrittenen Stadium durch Stärkung der Nieren und Förderung der Blutzirkulation beobachtet. Den 43 Fällen der Therapiegruppe wurden Qu Feng Shi Ling Nr. 2 Kapseln und Fendbid® verschrieben, während den 39 Fällen der Kontrollgruppe Lei Gong Teng Tabletten und Fendbid® verabreicht wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass die Gesamtwirksamkeitsrate in der Therapiegruppe zufrieden stellender war als in der Kontrollgruppe (P<0,05 oder P<0,01). Die ersterwähnte Rezeptur hatte geringere toxische Wirkungen, einen besseren abschwellenden Effekt und sie verringerte die Blutviskosität. Die rheumatoide Arthritis ist eine hartnäckige Erkrankung, die entsprechend ihren klinischen Manifestationen in die TCM-Kategorie „Wan Bi“ – Claudicatio aufgrund von Empfindungslosigkeit – fällt. Das mittlere oder fortgeschrittene Stadium dieser Erkrankung ist durch Steifigkeit, Verformung und einer unvollständigen Flexion und Extension des Gelenks (der Gelenke) gekennzeichnet. Die Pathogenese wird im Zusammenhang mit einer Nierenschwäche und Blutstase gesehen. In den letzten Jahren haben wir die Erkrankung durch die Stärkung der Nieren und Förderung der Blutzirkulation behandelt und zufrieden stellende therapeutische Wirkungen erzielen können. Klinische Daten Bei sämtlichen 82 Patienten war definitiv eine rheumatoide Arthritis im mittleren und fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert worden und sie wurden randomisiert auf zwei Gruppen verteilt, eine Therapie- und eine Kontrollgruppe. Die 43 Fälle der Therapiegruppe (28 im mittleren und 15 im fortgeschrittenen Stadium) setzte sich aus 8 Männern und 35 Frauen zusammen, mit einer Altersspanne von 29 bis 69 Jahren (Mittelwert von 40,16±18,22 Jahren) und einer durchschnittlichen Krankheitsdauer von 7,6±4,12 Jahren. Die 39 Fälle der Kontrollgruppe (27 im mittleren und 12 im fortgeschrittenen Stadium) umfasste 6 Männer und 33 Frauen, mit einer Alterspanne von 26 bis 63 Jahren (Mittelwert von 44,31±16,15 Jahren) und einer Krankheitsdauer von 6,89±3,7 Jahren. Die beiden Gruppen waren in Bezug auf Alter, Geschlecht, Krankheitsverlauf und Krankheitsphase vergleichbar (P>0,05). Für die biomedizinische Diagnose wurden die Kriterien herangezogen, die vom Rheumatischen Subkomitee, dem Komitee zur Integration der TCM und der Westlichen Medizin und von der ARA1 festgelegt worden waren, während für die TCM-Diagnose die Kriterien übernommen wurden, die die China TCM Administration 19942 eingeführt hatte. Zeitschrift für TCM 4/2002 Behandlungsmethoden Der Therapiegruppe wurden Qu Feng Shi Ling Nr. 2 Kapseln – ein Rezept zur Stützung der Nieren und Förderung der Blutzirkulation – verabreicht: Yin Yang Huo (Herba Epimedii) . . . . . . . . . . . 15 g Xian Mao (Rhizoma Curculiginis) . . . . . . . . . . 12 g Ba Ji Tian (Radix Morindae Officinalis) . . . . . . 12 g Gou Ji (Rhizoma Cibotii) . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 g Xu Duan (Radix Dipsaci) . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 g Song Jie (Lignum Pini Nodi) . . . . . . . . . . . . . . 12 g Hong Hua (Flos Carthami) . . . . . . . . . . . . . . . 9 g San Leng (Rhizoma Sparganii) . . . . . . . . . . . . 10 g Die Rohdrogen wurden zu Granulat verarbeitet, mit 0,36 g je Kapsel. Dosierung: 4 Kapseln dreimal täglich für eine Dauer von 60 Tagen bzw. zwei Behandlungszyklen. Der Kontrollgruppe wurden in gleicher Weise Lei Gong Teng Tabletten verordnet, dreimal täglich 20 mg. Es wurden während der Behandlung keine Steroide verabreicht, allerdings konnte bei Bedarf Fenbid eingesetzt werden. Während der Behandlung wurden Schmerz, Schwellung und Berührungsempfindlichkeit des Gelenks (der Gelenke) beobachtet und in Form von Bewertungsziffern ausgedrückt (stark = 6, mässig = 4, mild = 2, nicht vorhanden = 0). Ferner wurden Laborparameter, wie Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG), Rheumafaktor (RF), C-reaktives Protein (CRP), Komplement C3 und Veränderungen der Blutrheologie registriert. Die gewonnenen Daten wurden jeweils mithilfe der Ridit Methode und des t-Tests ausgewertet. Ergebnisse Kriterien zur Bewertung der therapeutischen Wirkungen: Klinisch unter Kontrolle: vollständiges Verschwinden der Symptome und Zeichen mit normalen oder fast normalen Laborwerten. Deutlich verbessert: Verschwinden oder Verbesserung der Mehrzahl von Symptomen und Zeichen mit deutlicher Verbesserung der Laborwerte. Verbessert: Verbesserung der Symptome und Zeichen mit Verbesserung der Laborwerte. 203 Klinische Beobachtungen Tabelle 1: Vergleich der Bewertungsziffer bezüglich der Symptome und Zeichen (X±S) Fallanzahl Schmerz Schwellung Berührungsempfindlichkeit Morgensteifigkeit 43 3,79 ±2,21 2,79±1,56 2,69±1,40 1,14±0,16 Therapiegruppe Vor der Behandlung 43 1,9±1,40** 1,17±1,41** 2,04±1,49 0,75±0,64**∇ Vor der Behandlung 39 3,52±1,38 2,81±1,64 2,6±1,52 1,42±0,41 Nach der Behandlung 39 2,14±1,36* 1,91±1,39** 1,92±1,36 1,2±0,67 Nach der Behandlung ∇ Kontrollgruppe Vergleich innerhalb der Gruppe: * P<0,05, ** P<0,01; Vergleich zwischen den beiden Gruppen: ∇ P<0,05 Keine Verbesserung: keine Verbesserung der Symptome und Zeichen und keine Verbesserung der Laborwerte. Nach Abschluss der Behandlung konnten in der Therapiegruppe (Kontrollgruppe) 3 (2) Fälle klinisch kontrolliert werden, 19 (9) Fälle zeigten eine deutliche Verbesserung, in 17 (18) Fällen wurde eine Verbesserung erzielt und in 4 (10) Fällen blieb die Behandlung ohne Erfolg. Die Ridit Analyse ermittelte für die Therapiegruppe eine Gesamtwirksamkeitsrate von 90,7 % gegenüber von 74,36 % für die Kontrollgruppe, womit sich eine statistisch signifikante Differenz ergab (P<0,05). Tabelle 1 zeigt, dass, obwohl es in beiden Gruppen eine Verbesserung der Symptome und Zeichen gab, die Besserung in Bezug auf Schwellung und Morgensteifigkeit in der Therapiegruppe sehr viel deutlicher war als in der Kontrollgruppe (P<0,05). Tabelle 2 zeigt, dass sich die Laborparameter in beiden Gruppen verbesserten, ohne dass sich ein statistisch signifikanter Unterschied ergab (P>0,05). Tabelle 3 gibt wieder, dass die Verbesserung der Gesamtblutviskosität in der Therapiegruppe viel offensichtlicher war als in der Kontrollgruppe, obwohl sich die rheologischen Parameter in beiden Gruppen besserten (P<0,05). Nebenwirkungen: In der Kontrollgruppe litten 12 Patienten an Übelkeit, Erbrechen und Inappetenz, in 3 Fällen kam es zu einer Leukopenie und bei 6 Fällen wurde eine Erhöhung der GPT-Werte festgestellt. Demgegenüber kam es in der Therapiegruppe nur in 2 Fällen zu Nebenwirkungen im Gastrointestinaltrakt. Diskussion Die Ätiologie der rheumatoiden Arthritis ist sehr komplex, obgleich die Mehrheit der Kliniker vermuten, dass die Erkrankung mit einer Fehlsteuerung des Immunsystems verbunden ist. Für die westliche Medizin erweist sich eine Heilbehandlung dieser Erkrankung als schwierig, wobei sie mit beträchtlichen Nebenwirkungen und einer hohen Rückfallquote zu rechnen hat. In den letzten Jahren hat Jiao3 die Krankheit mittels Unterstützung der Nieren, Auflösung der Blutstase und Vertreibung des Windes behandelt und dabei gute therapeutische Ergebnisse erzielt. Zhang et al.4 berichtete, dass die Kräuterdrogen, die die Nieren kräftigen, den Alterungsprozess der Knochen bei Ratten verzögern. Gao et al5 zufolge sind Nieren tonisierende Kräuter in der Lage, die Chondrozyten zu schützen und die Kollagenfasern vor Veränderungen zu bewahren, das Knorpelgewebe in den Gelenken morphologisch und funktionell intakt zu halten und die Entstehung und Entwicklung der Arthritis zu unterbinden. Tabelle 2: Laboruntersuchungen (X±S) Fallanzahl BSG (mm/h) CRP (mg/dl) RF (mg/l) C3 (mg/dl) 43,64±11,66 59,59±33,09 56,46±20,45 224,13±66,75 29,32±12,88** 46,9±20,63* 48,32±10,17** 209,54±52,41 39 42,19±12,21 61,53±24,4 51,3±19,25 210,19±71,32 Nach der Behandlung 39 32,15±12,3** 51,1±20,32* 41,4±16,19** 206,6±56,9 Therapiegruppe Vor der Behandlung 43 Nach der Behandlung 43 Kontrollgruppe Vor der Behandlung Vergleich innerhalb der Gruppe: * P<0,05, ** P<0,01 204 Zeitschrift für TCM 4/2002 Klinische Beobachtungen Tabelle 3: Rheologische Untersuchungen (X±S) Fallanzahl Blutviskosität insgesamt (mPa · s) Viskosität des Plasmas (mPa · s) Fibrinogen (g/l) 43 5,26±1,92 1,83±0,92 3,48±1,17 1,42±0,85 2,64±0,85** Therapiegruppe Vor der Behandlung Nach der Behandlung ∇ 43 4,32±1,13* Vor der Behandlung 39 4,49±1,81 1,79±0,6 3,62±1,13 Nach der Behandlung 39 4,92±1,06 1,51±0,36* 2,89±0,79** Kontrollgruppe Vergleich innerhalb der Gruppe: * P<0,05, ** P<0,01; Vergleich zwischen den beiden Gruppen: ∇ P<0,05 Die ersten vier Komponenten plus Di Huang (Radix Rehmanniae in roher und behandelter Form) des vorliegenden Rezeptes werden eingesetzt, um die Nieren zu stützen und Knochen zu stärken; die folgenden zwei Komponenten sollen Wind und Feuchtigkeit zerstreuen; und die letzten zweiBestandteile fördern die Blutzirkulation und lösen Blutstase auf. Die Formel kann die Immunfunktion regulieren, die Widerstandskraft stärken, die Blutzirkulation fördern und die Wiederherstellung von Gewebsmaterial unterstützen. Sie wird aus diesem Grund vor allem zur Behandlung der grundsätzlichen Aspekte der Erkrankung eingesetzt. Das Analgetikum Fenbid® hat lediglich eine symptomatische Wirkung. Ein Prozentsatz von 51,5 % für die deutlich verbesserten Fälle und eine Gesamtwirksamkeitsrate von 90,7 % in der Therapiegruppe legen dar, dass die therapeutischen Wirkungen in dieser Gruppe höher waren als in der Kontrollgruppe. Zeitschrift für TCM 4/2002 205