Predigt 1. Kor 15, 1-11

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1. Kor. 15, 1-11 11.4.2004 Osternacht
Osternacht - Erinnerung an die wichtigsten Gedanken unseres
Glaubens. Wir haben sie gehört die Texte, die uns begleiten,
die die grundlegenden Gedanken des Lebens in Worte fassen
und Hoffnung sichtbar machen. Der Anfang - die Schöpfung,
das Licht des Lebens. Und siehe es war alles sehr gut. Aber
der Mensch will eigene Wege gehen. Schuld wird sichtbar, bis
hin zur Sündenflut und der Überschwemmung der Welt. Doch
Gott lässt nicht fallen, er gibt eine neue Chance und die
Verheißung immerwährenden Fortbestandes. Das Leben wird
nicht paradiesisch, es wird erzählt von Unterdrückung und Not,
aber auch von der Befreiung, die dem Volk geschenkt wird. Es
war und ist eine grundlegende Befreiungsgeschichte des
Glaubens, sie erzählt von dem Willen Gottes, Menschen nicht
in Unterdrückung leben zu lassen.
Und auch in der Zeit des Exiles, fern von der Glaubensheimat
ist Hoffnung. Gott führt zurück.
Und dann kommt der Sohn und in ihm wird die unendliche
Liebe Gottes noch einmal sichtbar. Hier ist Gott zu finden, hier
ist der Ort, an dem wir Wegweisung und Zukunft finden. Bis
hin in die letzte Zukunft, wo Gott durch Christus alles neu
macht.
Zu all diesen Erinnerungen kommt heute noch eine weitere
dazu. Paulus schreibt im 15. Kapitel seines 1. Korintherbriefes:
Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, an das Evangelium, das
ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in
dem ihr auch fest steht, durch das ihr auch selig werdet, wenn
ihr's festhaltet in der Gestalt, in der ich es euch verkündigt
habe; es sei denn, dass ihr umsonst gläubig geworden wärt.
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Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch
empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre
Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist;
und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift;
und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den
Zwölfen.
Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert
Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben,
einige aber sind entschlafen.
Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen
Aposteln.
Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen
Geburt gesehen worden. Denn ich bin der geringste unter den
Aposteln, der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel heiße,
weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe.
Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine
Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe
viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes
Gnade, die mit mir ist. Es sei nun ich oder jene: so predigen
wir und so habt ihr geglaubt.
Paulus erinnert an die grundlegende christliche Botschaft, an
die Botschaft der Auferstehung Jesu. Er erinnert daran, was
auch er gehört hat, was ihm als Quintessenz des Glaubens
weitergegeben wurde und was auch er weitergegeben hat.
Nämlich, dass Christus gestorben ist für unsere Sünden - dass
er begraben wurde, so wie jeder Mensch begraben wird und
dass dieser Christus auferstanden ist, dass er vielen
Menschen erschienen ist bis hin zu ihm selber, dem
Christenverfolger der ersten Zeit.
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Daran gilt es fest zu halten, sonst ist der Glaube vergeblich,
sagt er. Christlicher Glaube ohne den Glauben an die
Auferstehung wäre kein christlicher Glaube.
Aber stimmt das? Es gibt doch viele Menschen, die gerade an
der Art und Weise, wie Jesus gelebt hat und was er zum
zwischenmenschlichen Bereich gesagt hat, ein großes
Interesse haben und dieses Handeln auch als vorbildlich
ansehen und weitertragen. Jesu soziales Engagement für die
Armen, für die sozial Benachteiligten, sein Einsatz für
Gewaltlosigkeit all das sind Verhaltensweisen, die Jesus
attraktiv machen und viele Menschen tief beeindrucken, auch
Menschen, die sonst mit religiösen Gedanken nichts anfangen
können.
Aber, so sagt Paulus, dies allein ist nicht alles. Jesus ist nicht
nur bewundernswerter, sozial engagierter Mensch, er ist mehr
und dieses mehr macht es aus, dass wir nicht nur einem
Vorbild sozialen Lebens folgen.
Jesus von Nazareth ist nicht nur Jesus von Nazareth, sondern
er ist der Christus. Wir glauben an ihn als den, der von Gott
kommt, der in seinem Wirken Gottes Macht in die Welt
gebracht hat und der diese Zuwendung Gottes für uns alle
deutlich gemacht hat. Und dieses Vertrauen hängt ganz eng
damit zusammen, dass Jesus von Nazareth geglaubt wird als
der Auferstandene, oder genauer gesagt: als der
Auferstandene Gekreuzigte oder der Gekreuzigte, den Gott
auferweckt hat.
Jesu Weg in dieser Welt ist mehr gewesen, als nur das
Aufbrechen verkrusteter religiöser Strukturen, mehr als eine
Erneuerung sozialer Wertvorstellungen. Wäre es nur darum
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gegangen, Jesus hätte gewiss keine lang anhaltende
Bedeutung gehabt. Gute Menschen gab und gibt es immer
wieder, aber nur die wenigsten behalten wirklich anhaltende
Bedeutung. Nein, das was Jesus ausmacht, hängt vor allem
mit dem Ende seines irdischen und dem Anfang des neuen
Lebensweges zusammen. Jesus ist nicht nur der gute
Mensch, sondern der Christus, der HERR, weil Gott mit ihm
und in ihm einen neuen Anfang für das Leben der Menschen
gesetzt hat.
Durch die Auferstehung wird ein Licht entzündet, das all das,
was vorher gewesen war, in ein ganz neues Licht rückt, ein
Licht, das unser Leben verändert.
Ohne die Auferstehung war sein Leben das eines guten
Menschen. Im Lichte der Auferstehung wird deutlich: Hier ist
Gott am Werk. Was hier geschieht, das ist Wille dessen, der
alles in seinen Händen hält, der Macht über Leben und Tod
hat. Das Tun Jesu bekommt durch das Licht der Auferstehung
seinen göttlichen Grund, eine göttliche Qualität. Miteinander
Essen ist dann nicht mehr nur ein Akt fröhlicher Gemeinschaft
unter Menschen, sondern Gottesgemeinschaft, die verändert,
Gemeinschaft, die deutlich macht: du bist von Gott her
angenommen, du bist wichtig nicht nur für die Menschen,
sondern für Gott. Die Zuwendung zu den Kranken ist nicht nur
menschenfreundliches Mitleid, sondern die Zuwendung des
liebenden Gottes wird sichtbar. Der Aufruf zur Gewaltlosigkeit
bleibt im Lichte der Auferstehung nicht nur menschlicher
Wunsch, sondern wird Ausdruck des Willens Gottes und das
hat eine andere Qualität. Denn nun stehe ich mit meiner
ethischen Verantwortung nicht mehr nur vor mir selber oder
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den Gedanken eines guten Menschen, sondern vor Gott, ich
muss vor ihm mein Leben verantworten, muss vor ihm gerade
stehen für das, was ich tue und lasse.
Und der Weg in den Tod - ein ganz wichtiger Teil des Lebens
Jesu, der gerade für den Glauben so immense Bedeutung hat,
- er bekommt durch das Licht der Auferstehung erst sein
wahres Gesicht. Hier geht es gewiss auch um menschliche
Macht, um religiöse und politische Intrigen und
Machenschaften. Aber es geht vor allem um Gottes Heilsweg
für die Menschen. Die Ohnmacht Gottes wird im Licht der
Auferstehung zu einem Machterweis über die dunklen Mächte
des Lebens. 2000 Jahre Osterglaube lassen uns dies nicht so
deutlich vor Augen haben, wie es in der ersten Zeit deutlich
war, aber es muss immer wieder gesagt werden, erst im Licht
von Ostern gewinnt auch das Leiden seine Bedeutung. Das
unterscheidet auch den christlichen Theologen von einem
verblendeten Regisseur, der nur menschliche Gewalt
darstellen will. Gewiss war der Tod Jesu ein brutales Ereignis,
wie so vieles im Bereich der politischen Entscheidungen brutal
und unmenschlich ist. Aber das Licht der Auferstehung Jesu
macht aus diesem Ereignis eines, das Gott groß und die
Macht der Menschen trotz aller Grausamkeit klein macht.
Die Menschen können sich Gott nicht in den Weg stellen.
Auch wenn die damaligen Machthaber versucht haben, mit
dem Tod Jesu alles zunichte zu machen, so hat Gott doch
darin seine Macht aufgerichtet. Er hat gezeigt, dass auch in
der Ohnmacht der Leidens, in der Ohnmacht angesichts der
Gewalt von Menschen, in der Ohnmacht des menschlich
leidvollen Schicksals Gottes Gegenwart nicht fehlt. Gott war
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und ist von Anfang an mitten drin, er ist präsent, wenn auch
verborgen unter dem Kreuz, unter der vermeintlichen
Gottlosigkeit des Erfahrenen. Das Licht der Auferstehung
macht deutlich, Gott will den Weg bis ins Letzte gehen, um
gerade dort, am Ende der Sackgasse, am Ende aller
Hoffnungen und Wünsche präsent zu sein, die Mauern
aufzubrechen, das Licht des Lebens zu bringen.
Hinabgestiegen in das Reich des Todes - was für ein
Gedanke. Am Ort der tiefsten Gottverlassenheit leuchtet seit
Jesus das Licht des Lebens, wird der Schein neuer Hoffnung
und Zukunft sichtbar. Der Stein, der alles zu besiegeln scheint,
ist beiseite gerollt. Licht dringt ein in alles, was ohne Hoffnung
ist. Das Kreuz ist eben nicht das Ende, die Macht der
Mächtigen ist eben nicht die letzte Macht, die Schicksale
dieser Welt sind nicht das letzte Wort über das Leben und
selbst im Tod, der einen jeden von uns ereilt, liegt nicht das
Ende. Gottes Zuwendung zu uns hat kein Ende. Seine Macht
lässt sich durch nichts begrenzen. Und daran hindert auch
unsere Schuld, unsere Gottlosigkeit nicht. Die darin liegende
Trennung bricht Gott selber auf, er lässt sein Licht der Liebe
darin aufscheinen und ruft uns zu sich.
Gott lässt sich durch uns Menschen nicht begrenzen, er zeigt
seinen unbeirrbaren Willen, dass wir Menschen vor ihm
hoffnungsvoll leben sollen. Nichts soll uns Menschen dazu
bringen, Hoffnung aufzugeben und zu verzweifeln. Dafür ist er
bis zum letzten gegangen, eben bis in den Tod. Und die
Auferweckung, die Erneuerung des Lebens ist das Zeichen
dafür, dass diese Hoffnung trägt.
Mögen uns auch immer wieder Fragen plagen, wie das mit der
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Auferstehung denn zuging, wie wir uns das vorzustellen
haben. Aber letztlich liegt nicht in der Beantwortung dieser
Fragen Heil und Zukunft, sondern in dem Vertrauen, dass uns
das Licht Gottes zu jeder Zeit entgegenscheint. Das ist die
Osterbotschaft, die Paulus empfangen hat und die er
weitergetragen hat, und die wir bis heute hin immer wieder
weiter sagen. In diesem Licht erscheint uns Jesus Christus auf
seine Weise. Jedem anders, aber jedem als das Licht des
Lebens, das Hoffnung und Zukunft schenkt, als das Licht der
Liebe Gottes, die uns wirklich hält und trägt. Amen
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Liturgischer Ablauf
Gott und Vater.
Wir danken dir für diese Nacht der Auferstehung, für alles, was
du uns darin geschenkt hast. Dein Licht, das in unsere
Dunkelheiten kommt und sie erhellt, gibt Hoffnung. Und wir
feiern diese Hoffnung, wenn wir in Brot und Kelch deine Nähe
spüren dürfen und unser Leben neu werden kann.
So geh mit uns durch diese Nacht in den neuen Tag, geh
hindurch durch alle Nächte und Tage unseres Lebens. Halte
uns mit dir und untereinander verbunden, auch dort, wo wir
uns trennen, wo wir uns verlieren. Führe du uns zusammen,
so wie Jesus Christus seine Jünger verbunden hat, als er am
letzten Abend mit ihnen zusammengesessen hat.
Einsetzungsworte
Dein heiliger Geist komme nun über uns, gütiger Gott, er führe
uns auf den Weg des Lebens und überwinde allen Tod in uns
und um uns. So erneuere uns in lebendiger Hoffnung auf dich.
Vaterunser
Austeilung
Lied 100,1-5
Fürbitten
Jesus Christus, du bist die Auferstehung und das Leben. Dich
loben wir, dir danken wir.
Du bist das Licht mitten in der Dunkelheit, die Stimme in
sprachlosem Schweigen, die Wärme in tödlicher Kälte, die
Bewegung in lähmender Starre, das Heil in verletzendem
Streit. Dich bitten wir um das Leben, das dem Tod
widerspricht.
So bitten wir, dass die Botschaft der Engel auch uns erreicht
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und wir den Weg finden, den du uns vorausgegangen bist,
dass wir nicht stehen bleiben bei der Klage über das Dunkel,
sondern selbst das hereinbrechende Osterlicht
wiederspiegeln.
Wir bitten, dass wir als Menschen leben, deren Leben wieder
eine Chance bekommen hat, die noch einmal neu anfangen
können.
Wir bitten für alle Menschen, die denen beistehen, deren
Leben vom Tod bedroht ist, für alle, die Kranke pflegen und
Sterbende begleiten, für alle, die den Kreislauf der Gewalt
durchbrechen, für alle, die mithelfen, Feindbilder abzubauen
und sich bemühen, auch in Feindin und Feind Gottes
Geschöpf zu entdecken.
Wir bitten für alle, die dem Tod widerstehen, weil sie das
Leben lieben und von dir, Gott, leben lernen. so lass es Ostern
bei uns werden, innerlich, äußerlich, für uns und andere.
Das bitten wir durch Jesus Christus, den Auferstandenen, das
Licht des Lebens in Ewigkeit. Amen
Segen
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© Jürgen Grote - Am Pfarrgarten 5 - 38274 Elbe
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