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Abstracts
Abstracts
8GTJCNVGPUVJGTCRKG
UWRRN1± 3 4
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl1):1–34
Die Angaben zu Universitäten, Instituten und sonstigen verhaltenstherapeutischen
Einrichtungen beziehen sich auf den jeweils erstgenannten Autor, den Speaker.
Keynote-Vorträge
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Hebebrand, J.
Integrating Social and Biological Factors in Health
Research: Pushing the Frontier in the Study of GeneEnvironment Interactions
LVR-Klinikum Essen, Universität Duisburg-Essen, Deutschland
Genetische und Umwelt-Faktoren bei Übergewicht
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Übergewicht ist in den letzten vier Jahrzehnten in Industrie- ebenso wie in
Schwellenländern häufiger geworden. Ursächlich hierfür sind Umweltveränderungen, die Energieaufnahme und -verbrauch beeinflussen. Insbesondere Personen mit niedrigem sozioökonomischem Status sind für die
Entwicklung von Übergewicht anfällig. Die veränderten Umweltbedinungen
wirken sich jedoch nicht auf alle Personen gleichermaßen aus; das Körpergewicht bzw. der Body-Mass-Index hat verschiedensten Studien zufolge eine
Erblichkeit in der Größenordnung von miQGHVWHQV ± *HQHWLF IDFWRUV
ORDGWKHJXQWKHHQYLURQPHQWSXOOVWKHWULJJHU%UD\,QMQJVWHU9HUJDQ
genheit wurden erhebliche Fortschritte bei der molekularen Aufklärung der
genetischen Prädisposition zur Adipositas gemacht. Während sich die Forschung initial primär auf Hauptgeneffekte konzentrierte, haben die neuen
genomweiten Assoziationsstudien zur ,GHQWLILNDWLRQ HLQHU 5HLKH YRQ 3RO\
JHQHQ JHIKUW GLH MHZHLOV QXU HLQHn kleinen Beitrag (einige 100 g) zum
Körpergewicht eines Individuums leisten. Dieser rasante Fortschritt vollzieht
sich analog zu anderen komplexen Erkrankungen. In dem Vortrag sollen die
relevanten Umweltfaktoren ebenso wie der aktuelle Stand der molekulargenetischen Forschung zusammengefasst werden, um eine Diskussion möglicher Interventionsstrategien zur Reduktion von Übergewicht bzw. Adipositas
zu ermöglichen.
*HQ[8PZHOW,QWHUDNWLRQLP7LHUPRGHOO±HLQZLFKWLJHV
Instrument in der psychiatrischen Grundlagenforschung
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Center for Integrative Approaches to Health Disparities, University of
Michigan, U.S.A.
There have been increasing calls for the need to integrate social and biological factors in understanding variations in health across individuals. This
presentation will critically review existing paradigms for integrating social
and biological factors in the study of the determinants of health, including
the social antecedents model, gene-environment interaction, epigenetics, and
systems approaches. A particular focus will be on strengths and limitations
of each paradigm in addressing the social and psychosocial determinants of
health. The ways in which social and psychosocial factors have been integrated into current genetic studies will be critically discussed and new models proposed. Examples of the various approaches will be reviewed. The
presentation will conclude with a discussion of promising new directions in
the field.
Wultsch, T.
Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Universität
Würzburg, Deutschland
Das Konzept der Gen-Umwelt (G x E) Interaktion beruht auf der Tatsache,
dass eine genetische Prädisposition die Sensitivität oder die Antwort auf
aversive Umweltfaktoren beeinflusst. Zahlreiche psychiatrische Erkrankungen besitzen einen starken genetischen Hintergrund mit Heritabilitäten
von bis zu 0.75. Dennoch können identische Genotypen durch den Einfluss
unterschiedlicher Umweltbedingungen mit gegensätzlichen Phänotypen
assoziiert sein. G x E Interaktionen sind daher komplex und verlaufen nicht
linear. Es ist Konsens, dass die Wechselwirkung zwischen einer genetischen
Prädisposition und nachteiligen Umwelteinflüssen den klinischen Phänotyp
beeinflusst. Da sich experimentelle Manipulation beim Menschen zur Untersuchung dieser Phänomene verbietet, müssen korrelative Studien angewandt
werden. Tiermodelle dienen deshalb als wertvolle Werkzeuge, um G x E
Interaktionen in einem kontrollierten experimentellen Umfeld zu untersuchen. Sowohl der zugrunde liegende Genotyp (z.B. Dopamintransporter
Knockout) als auch Exposition mit Pathogenen (Blei, PCB) oder Stressoren
(Chronisch Milder Stress, pränatale Alkoholexposition) können definiert
eingesetzt werden. Diese Paradigmen sind einzeln in der Literatur gut beschrieben, eine Kombination der Ansätze wäre eine konsequente Weiterführung. Dennoch ist ein solcher multidimensionaler Ansatz in der psychiatrischen Grundlagenforschung an Tiermodellen noch kein Standard. Die Forschung an Gen-Umwelt Interaktionen VROOWH ± XQG ZLUG ± LQ GHU =XNXQIW
entscheidende Beiträge zum Verständnis von patho-physiologischen Zusammenhängen leisten.
© 2009 S. Karger GmbH, Freiburg
Fax +49 761 4 52 07 14
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Das Zusammenspiel von Körper und Psyche bei
nichteindeutigem Geschlecht
Richter-Appelt, H.
Institut für Sexualforschung und Forensische Psychiatrie,
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Deutschland
Der Verdacht auf Intersexualität wird geäußert, wenn bei Personen entweder
geschlechtstypische Merkmale fehlen, zu stark ausgeprägt sind oder Merkmale beider Geschlechter mehr oder minder gleichzeitig bei einer Person
vorkommen. Intersexualität ist ein Überbegriff für eine Vielzahl von Diagnosen mit unterschiedliche Ursachen, Erscheinungsbildern und Entwicklungsverläufen, wie z.B. das Adrenogenitale Syndrom mit Virilisierungserscheinungen bei einem 46, XX Chromosomensatz oder eingeschränkte
Virilisierung bei einem 46, XY Chromosomensatz im Falle der Androgenresistenz, Störungen der Androgenbiosynthese oder Gonadendysgenesien bei
meist weiblicher Geschlechtsrolle. In den vergangenen Jahren ging es bei
den kontroversen Diskussionen um das Thema Intersexualität vor allem um
die Art und Weise und den angemessenen Zeitpunkt chirurgischer Eingriffe
an Personen mit unterschiedlichen Formen der Intersexualität. Um diese
unzureichend erforschten Fragen zu untersuchen, wurde in Hamburg eine
Katamnese-Studie bei Personen mit verschiedenen Formen der Intersexualität durchgeführt. Ziel dieser Studie war es, die körperliche Entwicklung und
die Behandlungserfahrungen von Personen mit verschiedenen Formen der
Intersexualität zu untersuchen und deren Lebensgeschichten zu rekonstruieren. Einleitend wird ein Überblick über den Stand der öffentlichen und
wissenschaftlichen Diskussionen zum Gegenstand gegeben. Die Daten der
Studie basieren auf der Befragung von 69 Personen mit verschiedenen
Formen von Intersexualität, die zwischen 2003 und 2007 untersucht wurden.
Der Zusammenhang zwischen körperlichem Erscheinungsbild, Lebenszufriedenheit, psychischer Belastung und Geschlechtsidentität wird dargestellt
und die Bedeutung biologischer Faktoren für das Geschlechtserleben diskutiert.
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Diez-Roux, A.
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Vorträge
Symposium 1: Psychopathologie der Binge Eating
Störung
Mangelnde Abwertung appetitiver Geruchssignale nach
Sättigung bei Patienten mit Binge Eating Disorder: Eine
differenzielle olfaktorische Konditionierungsstudie
Munsch, S.; Wilhelm, F.H.
Université de Lausanne und Universität Basel, Schweiz
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Binge Eating vor und nach Adipositaschirurgie
de Zwaan, M.
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen,
Deutschland
In der klinischen Praxis stellt sich immer wieder die Frage, ob Essverhaltensstörungen vor chirurgischer Adipositastherapie eine Kontraindikation für ein
operatives Vorgehen zur Gewichtsreduktion darstellen. Obwohl die Studienlage eindeutig zeigt, dass Essverhaltensstörungen wie die Binge Eating
6W|UXQJ%(6GDVÄVZHHWHDWLQJ³RGHU das nächtliche Essen bei präoperativen Patientinnen und Patienten mit Adipositas Grad III häufig auftreten,
scheinen sie keinen robusten Prädiktor für einen schlechteren postoperativen
Gewichtsverlauf darzustellen. Die überwiegende Mehrzahl der Studien zeigt
postoperativ eine Abnahme von präoperativ bestehenden Essverhaltensauffälligkeiten sowie von problematischen Einstellungen zu Essen, Gewicht und
Figur. Ein kleiner Teil der Patienten entwickelt postoperativ erneut Essanfälle. Die Nahrungsmittelmengen, die während eines Essanfalls aufgenommen
werden, sind aus nachvollziehbaren Gründen in der Regel geringer als vor
der Operation, es bleibt jedoch das erlebte Gefühl des Kontrollverlusts über
die Essensmenge. Patienten, die nach der Operation jedoch erneut Essanfälle
entwickeln scheinen tatsächlich weniger an Gewicht abzunehmen, bzw. nach
GHUÄKRQH\PRRQ³3KDVHYRQELV-DKUHQ mehr zuzunehmen als Patienten,
die nie Essanfälle hatten bzw. postoperativ keine Essanfälle mehr entwickeln. Welche Patienten erneut Essanfälle entwickeln und bei welchen
Patienten die Essanfälle dauerhaft ausbleiben, ist bis heute unklar. Unwissen
über die vorliegenden empirischen Befunde führen in der Begutachtungsund Versorgungspraxis jedoch immer wieder zu Empfehlungen, die empirisch unzureichend oder gar nicht belegt sind und den Betroffenen nicht
ausreichend gerecht werden.
(LQOHLWXQJ Die olfaktorische Sättigung ist für die Steuerung der Nahrungsaufnahme wichtig, da sie den Anreiz von Nahrungsmitteln im Verlauf des
Essens reguliert. Gesunde Probanden, die während eines differentiellen
olfaktorischen Konditionierungsparadigmas mittels fMRI untersucht wurden,
zeigten einen Rückgang der zentralnervösen Korrelate der Verstärkungseigenschaften eines angenehmen Nahrungsgeruchsreizes nach selektiver
6lWWLJXQJ*RWWIULHG2¶'RKHUW\'RODQ6FLHQFH±
Wir untersuchten, ob Patienten mit Binge Eating Disorder (BED) Auffälligkeiten in diesem Paradigma zeigten, welche deren mangelnde Sättigung im
Verlauf von Essanfällen erklären könnten. 0HWKRGH %HL 3DWLHQWHQ PLW
%(' XQG .RQWUROOSHUVRQHQ ZXUGHQ ]ZHL QHXWUDOH %LOGHU &6 PLW
Nahrungsmittelgerüchen (US; Vanille, Schokolade) gepaart. Danach wurde
jeweils einer dieser US durch Essen von Nahrungsmitteln (Pudding mit
Vanille- oder Schokoladegeschmack, randomisiert) selektiv gesättigt, und
Änderungen in den konditionierten Reaktionen evaluiert. (UJHEQLVVH Beide
Gruppen nahmen äquivalente Mengen von Nahrung zu sich. Kontrollpersonen zeigten nach Sättigung eine generalisierte Reduktion der Valenzeinschätzung beider Gerüche, während BED-Patienten nur den gesättigten
Geruch abwerteten. Kontrollpersonen zeigten nach Sättigung stärkere elektrodermale und Herzfrequenzreaktionen DXI GLH &6 DOV %('3DWLHQWHQ
'LVNXVVLRQ BED-Patienten zeigen eine mangelnde Generalisierung des
subjektiven Sättigungsgefühls auf nicht-gesättigte Nahrungsmittel. Sie
zeigen nach Sättigung auch ein geriQJHUHV SV\FKRSK\VLRORJLVFKHV $URXVDO
DXI1DKUXQJV&XHVZDVDXf eine geringere Arousalreaktion zur Abwehr von
Nahrungsreizen gewertet werden kann. Die vorliegenden Ergebnisse können
DOVSV\FKRSK\VLRORJLVFKH.RUUHODWHDXsbleibender Sättigung während Essanfällen interpretiert werden und leisten einen Beitrag zum Verständnis der
Entstehung von Essanfallsstörungen.
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Die Bedeutung psychiatrischer Komorbidität für die
Ä%LQJH(DWLQJ³6W|UXQJ(LQHWD[RPHWULVFKH$QDO\VH
Hilbert, A.; Spenner, K.; Wilfley, D.E.; Pike, K. M.; Dohm, F.A.;
Fairburn, C.G.; Striegel-Moore, R.H.
Philipps-Universität Marburg, Deutschland
(LQOHLWXQJ Seit ihrer Einführung als Forschungsdiagnose in das DSM-IV
KDWVLFKGLHÄ%LQJH(DWLQJ³6W|UXQJ%ED) als klinisch signifikante EssstöUXQJ PLW GHXWOLFKHU SV\FKLDWULVFKHU .RPRUELGLWlW HUZLHVHQ =LHO GHU YRUOLH
JHQGHQ6WXGLHLVWHVGLH5ROOHGHUSV\FKLDWULVFKHQ.RPRUELGLWlWXQGDOOJH
PHLQHQ 3V\FKRSDWKRORJLH IU GLH $EJUenzung und Binnenstruktur der BED
LP 5DKPHQ HLQHU $QDO\VH LKUHU latenten Struktur zu klären. 0HWKRGHQ
3RSXODWLRQVEDVLHUW ZXUGHQ )UDXHQ PLW %(' )UDXHQ PLW '60,9
DIIHNWLYHQRGHU$QJVWVW|UXQJHQXQG)UDXHQRKQHSV\FKLVFKH6W|UXQJHQ
rekrutiert und mit klinischen Interviews und Selbstbeurteilungsfragebögen
XQWHUVXFKW 7D[RPHWULVFKH $QDO\VHQ 0$0%$& 0$;(,* 0$;&29
wurden auf der Grundlage der DSM-IV-Kriterien der BED und affektiver
und Angststörungen (AAD) sowie negativen Affekts und gezügelten Essstils
durchgeführt. (UJHEQLVVH Die Ergebnisse zeigten eine taxonische Struktur
von BED und AAD. Beide Taxa waren überzufällig häufig assoziiert, traten
aber mit ebensogroßer Wahrscheinlichkeit unabhängig voneinander auf.
Personen, die beiden Taxa angehörten, EHULFKWHWHQ YHUPHKUW SV\FKRVR]LDOH
Risikofaktoren wie Misshandlung oder Vernachlässigung, eine verringerte
VR]LDOH $QSDVVXQJ XQG HUK|KWH ,QDQVSUXFKQDKPH YRQ 3V\FKRWKHUDSLH DEHU
ihre Ausprägungen diätbezogener Risikofaktoren und aktueller EssstörungsSV\FKRSDWKRORJLH ZDUHQ MHQHQ YRQ 3Hrsonen, die ausschließlich dem BEDTaxon angehörten, vergleichbar. Die diagnostischen Kriterien der BED
waren charakteristischer für die Identifikation des BED-Taxons als Kriterien
YRQ $$' =XGHP ZXUGH JH]HLJW GDVV GLH %(' WHLOZHLVH GXUFK HLQ 7D[RQ
hoch-negativen Affekts gekennzeichnet war. 'LVNXVVLRQ Die Ergebnisse
sprechen für eine taxonische Struktur der BED. Die BED zeigte sich bei
GHXWOLFKHU SV\FKLDWULVFKHU .RPRUELGLWlt nicht als Merkmal einer zugrunde
OLHJHQGHQ DIIHNWLYHQ RGHU $QJVWVW|UXQJ 'LH 6XEW\SLVLHUXQJ GHU %(' QDFK
hoch- vs. niedrig-negativem Affekt wurde auf latenter Ebene bestätigt.
2
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
Defizitäre Emotionsregulationsstrategien erhöhen
(VVGUXFNEHL)UDXHQPLW%LQJH(DWLQJ6W|UXQJ
Svaldi, J.; Caffier, D.; Tuschen-Caffier, B.
Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg, Deutschland
(LQOHLWXQJ Der kausale Einfluss negativer Emotionen auf Essattacken bei
Frauen mit Binge Eating Störung (BED) wurde bislang in zahlreichen Studien nachgewiesen. Unklar bleiben nach wie vor die zwischen negativen
Emotionen und Essanfällen YHUPLWWHOQGHQ0HFKDQLVPHQ=LHOGHUIROJHQGHQ
Studie war die Überprüfung von Defiziten in der Emotionsregulation als
mediierendem Faktor zwischen Emotion und Essdrang. 0HWKRGH SiebenXQG]ZDQ]LJ )UDXHQ PLW %(' XQG EHrgewichtigen gesunden Kontrollgruppenprobandinnen (KG) wurden drei Trauer induzierende Kurzfilme
GDUJHERWHQ -HGHP )LOP JLQJ HLQH XQWHUVFKLHGOLFKH ,QVWUXNWLRQ YRUDXV GHQ .XU]ILOP DQVFKDXHQ GHQ .Xrzfilm anschauen und auftauchende
*HIKOH XQWHUGUFNHQ XQG GHQ .Xrzfilm anschauen und aufkommende
Gefühle neu zu bewerten. Essdrang und Trauer wurden mittels Ratingskalen
HUKREHQ =XVlW]OLFK ZXUGHQ SV\FKRSK\siologische Parameter gemessen.
(UJHEQLVVH Verglichen mit der KG zeigten Frauen in der BED Gruppe eine
=XQDKPH GHV (VVGUDQJV XQWHU GHU Unterdrückungs- und der AnschauenInstruktion, nicht jedoch unter der NeubewertungsinstrukWLRQ'LH=XQDKPH
des Essdrangs war dabei begleitet vRQ HLQHU =XQDKPH V\PSDWKLVFKHU $NWL
YLHUXQJ +HU]UDWH XQG HLQHU $EQDKPH SDUDV\PSDWKLVFKHU $NWLYLHUXQJ
(hochfrequente Anteile der Herzratenvariabilität). 'LVNXVVLRQ Unterdrückung von negativen Emotionen konnte als kritischer Mediator zwischen
negativen Emotionen und Essdrang identifiziert werden. Das Wissen über
GLHVH =XVDPPHQKlQJH KDW ZLFKWLJH ,PSOLNDWLRQHQ IU HLQH V\PSWRP
orientierte und maßgeschneiderte Therapie der BED. Therapeutische Interventionen, die verstärkt auf adaptive Affektregulationsstrategien abzielen,
könnten hilfreich bei der Behandlung sein.
DGVM-Kongress 2009
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Brauchen wir eine störungsorientierte Behandlung der
Binge-Eating-Störung?
Herpertz, S.
Multimodale ambulante Verhaltenstherapie bei multiplen
somatoformen Symptomen: Konzeption und erste
Ergebnisse einer Pilotstudie
LWL-Klinik Dortmund und Ruhr-Universität Bochum, Deutschland
Heider, J.; Schwarz, D.; Zaby, A.; Schröder, A.
Universität Koblenz-Landau, Deutschland
(LQOHLWXQJ Die ambulante verhaltenstherapeutische Behandlung multipler
somatoformer Symptome erreicht bisher lediglich mittlere Effektstärken. Bei
den evaluierten Behandlungen handelte es sich primär um kurze, unimodale
Einzel- oder Gruppenpsychotherapien. Demgegenüber führen zeitintensivere
stationäre Therapieprogramme, die auf einem multimodalen Ansatz basieren
und Einzel- und Gruppenpsychotherapie mit anderen Verfahren wie Gestaltungs- oder Sporttherapie kombinieren, zu größeren Effekten. Ziel der Studie
ist es daher, im ambulanten Setting eine multimodale kognitiv-behaviorale
Therapie für somatoforme Patienten zu implementieren und zu evaluieren.
0HWKRGHQ Patientinnen und Patienten mit einer polysymptomatischen
somatoformen Störung nehmen im ersten Behandlungsabschnitt an einer
achtwöchigen psychoedukativen Gruppe teil, begleitet von jeweils einem
wöchentlichen Einzelgespräch, das der Vertiefung und Individualisierung der
Gruppeninhalte dient. Im zweiten Behandlungsabschnitt erhalten die Patientinnen und Patienten nach randomisierter Zuweisung entweder weiterhin
Einzeltherapie und ein mehrwöchiges Sportprogramm oder lediglich Einzeltherapie. Zu Beginn der Behandlung, nach den Behandlungsabschnitten
sowie zur Katamnese werden multiple Erfolgskriterien erhoben. (UJHEQLVVH
'LVNXVVLRQ Zum jetzigen Zeitpunkt werden die Daten der ersten 12 Patientinnen und Patienten zur Veränderung somatoformer und psychischer Beschwerden im ersten Behandlungsabschnitt dargestellt und mit einer bereits
vorhandenen Stichprobe, die ausschließlich gruppentherapeutisch behandelt
wurde, verglichen und diskutiert.
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Symposium 2: Therapie der somatoformen Störungen
Wirksamkeit psychotherapeutischer
Kurzzeitinterventionen bei der Polysymptomatischen
Somatoformen Störung: Eine Meta-Analyse
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Kleinstäuber, M.; Witthöft, M.; Hiller, W.
Prävalenz und psychologische Faktoren bei
somatoformen Störungen in der Allgemeinbevölkerung
Mewes, R.; Brähler, E.; Martin, A.; Glaesmer, H.; Rief, W.
Philipps-Universität Marburg, Deutschland
(LQOHLWXQJ Nur wenige Studien haben die Prävalenz somatoformer Störungen in interviewbasierten deutschlandweiten Erhebungen in der Allgemeinbevölkerung erfasst. Mit somatoformen Störungen einhergehende psychologische Faktoren wurden dabei kaum berücksichtigt, obwohl diese für die
psychotherapeutische Behandlung und die diagnostische Subsumierung
somatoformer Störungen unter die psychischen Störungen eine zentrale Rolle
spielen. Das Ziel der vorliegenden Studie ist zum einen die Erfassung der
Häufigkeit monosymptomatischer und polysymptomatischer somatoformer
Störungen in der Allgemeinbevölkerung. Zum anderen sollen mit diesen
Störungen einhergehende psychologische Faktoren untersucht werden.
0HWKRGHQ 321 nach Alter für die deutsche Allgemeinbevölkerung repräsentative Personen wurden zu körperlichen Beschwerden in den letzten 12
Monaten und psychologischen Faktoren interviewt. (UJHEQLVVH Die Prävalenz monosymptomatischer somatoformer Störungen kann aufgrund der
vorliegenden Untersuchung auf 21% geschätzt werden, für polysymptomatische Störungen wird die Prävalenz auf 18% geschätzt. Personen mit
einer somatoformen Störung stimmten signifikant häufiger als Personen ohne
eine somatoforme Störung psychologischen Faktoren zu, u.a. Katastrophisieren von und Grübeln über körperliche Beschwerden, Gesundheitssorgen, ein Selbstbild als schwach und wenig belastbar, ausgeprägtes Schonverhalten, Verzweiflung aufgrund von körperlichen Beschwerden. Die Zustimmung zu diesen Faktoren korrelierte signifikant mit der Beeinträchtigung
durch körperliche Beschwerden und dem Inanspruchnahmeverhalten. 'LV
NXVVLRQ Monosymptomatische und polysymptomatische somatoforme
Störungen zeigen eine sehr hohe Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung. Es
ist fraglich, ob die Diagnose dieser psychischen Störung in dieser Häufigkeit
gerechtfertigt ist. Mit somatoformen Störungen einhergehende psychologische Faktoren sollten bei der Diagnostik und der Behandlung berücksichtigt
werden.
Abstracts
Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Deutschland
Einleitung: Die polysymptomatische somatoforme Störung gilt als kostenintensiv und schwierig behandelbar. Die hier vorgestellte Meta-Analyse untersucht daher die Wirksamkeit psychotherapeutischer Kurzzeitinterventionen
basierend auf dem heutigen Stand der Literatur. Methoden: Im Rahmen einer
umfangreichen Literaturrecherche wurden nach à-priori definierten Einschlusskriterien Evaluationsstudien ausgewählt, aus denen Prä-Post/-Followup- (PPF-) sowie Kontrollgruppen- (KG-) Vergleiche extrahiert wurden. Als
Effektstärkenindex fungierte die standardisierte Mittelwertsdifferenz. Die
Datenintegration erfolgte auf Basis des Mixed-Effects-Modells. Signifikante
Heterogenität implizierte die Untersuchung à-priori festgelegter
Moderatorvariablen. Ergebnisse: Aus den 27 integrierten Studien wurden
bzgl. der Verbesserung der MUPS, störungsspezifischer Variablen, Depressivität, allgemeiner Psychopathologie, Lebensqualität und Inanspruchnahme
des Gesundheitssystems auf Basis von KG-Vergleichen überwiegend kleine
Effekte (Range: d=0.09-d=0.34) ermittelt. Im Rahmen der PPF-Vergleiche
konnten kleine bis mittelgroße Effekte (Range: d=0.65-d=0.31) sowie signifikante Moderatorvariablen identifiziert werden: u.a. Sitzungsanzahl (bzgl.
MUPS: Beta=1.00, p<.001; Depressivität: Beta=.91, p<.001) und Therapeutenprofession (bzgl. störungsspezifischer Variablen: Beta=-1.03, p<.001;
Depressivität: Beta=-.31, p<.010). Zudem zeigte sich ein signifikanter Effekt
des Therapiemodus bzgl. Depressivität, Qb(2)=12.35, p<.010,
Qw(16)=17.38, p=.362, wobei eine kombinierte Einzel- und Gruppentherapie den höchsten Effekt ergab (d=1.07). Diskussion: Implikationen der
Ergebnisse für die klinische Praxis und die zukünftige Forschung, insbesondere der Zusammenhänge zwischen einer höheren Sitzungsanzahl, einer
kombinierten Einzel- und Gruppentherapie, spezialisierten Therapeuten (vs.
Allgemeinärzten) und höheren Behandlungseffekten bzgl. störungsspezifischer und depressiver Symptome, werden diskutiert.
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
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Die Studie von Fairburn und Mitarbeiter (2000) kommt zu dem Ergebnis,
dass die Mehrzahl der Patienten, die an einer Binge Eating Störung (BES)
leiden, einen guten Spontanverlauf zeigen, was die Frage nach der Notwendigkeit einer Behandlung der BES im Allgemeinen und einer störungsorientierten Behandlung dieser Essstörung im Besonderen aufwirft. Die Mehrzahl
der prospektiven Studien belegt allerdings eine Gewichtszunahme von
Patienten mit BES. So hatte sich auch die Prävalenz der Adipositas in der
englischen Studie innerhalb von fünf Jahren verdoppelt. Gegenüber adipösen
Patienten ohne BES zeigen adipöse Patienten mit BES eine deutlich grössere
psychische Komorbidität. Sowohl Studien zur Adipositasbehandlung (Agras
et al. 1994, Marcus et al. 1995) wie auch zur interpersonellen Therapie
(Wilfley et al. 2002) zeigen sich im Hinblick auf klinische Parameter einschliesslich der BE-Symptomatik ähnlich erfolgreich wie Behandlungskonzepte, die spezifisch auf die Essstörungssymptomatik ausgerichtet sind. Dies
wirft die Frage der Inhaltsvalidität der BES auf. In der präzisen Beobachtung
qualitativer wie auch quantitativer Aspekte des Essverhaltens bei BES stellen
zahlreiche Studien die BES als distinkte Essstörungsentität heraus (Guss et
al. 2002, Yanovski & Sebring 1994). Die Inhaltsvalidität wird in Frage
gestellt durch EMA-(ecologic momentary assessment) Studien (Greeno et al.
2000, Le Grange et al. 2001), die bei Probandinnen ohne Diagnose einer
%(6.RQWUROOYHUOXVWHEHLGHU1DKUXQJVDXIQDKPHL6YRQÄELQJH³(SLVRGHQ
objektivieren konnten. Neben der Möglichkeit der unzureichenden Inhaltsvalidität oder geringen Sensitivität der Diagnoseinstrumente geht der Vortrag
der Frage nach, ob der Unterschied zwischen Individuen mit und ohne BES
darin begründet ist, dass Probanden die BE-Episoden unterschiedlich erinnern, nämlich in Abhängigkeit von dem assoziierten Disstress, bzw. der
psychischen Komorbidität.
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61
Veränderte Aufmerksamkeitsprozesse bei Patienten mit
Hypochondrie
Kritische Ereignisse im Verlauf genetischer Diagnostik
bei Familien mit Verdacht auf HNPCC: Psychische
Belastung und Risikowahrnehmung nach MSABefundmitteilung
Ofer, J.M.; Witthöft, M.; Müller, T.; Diener, C.; Mier, D.; Rist, F.;
Bailer, J.
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim, Deutschland
(LQOHLWXQJDer verstärkten Aufmerksamkeitsallokation auf krankheitsbezogene Stimuli wird im Rahmen kognitiver Modelle eine entscheidende Rolle
für die Entstehung und Aufrechterhaltung von schweren Krankheitsängsten
zugeschrieben. Bislang wurden jedoch nur wenige und eher inkonsistente
Ergebnisse dazu veröffentlicht, die sich außerdem vor allem auf studentische
Stichproben mit subklinischer krankheitsängstlicher Symptomatik beziehen.
Weiterhin ist unklar, ob eher körperliche Beschwerden als unmittelbare,
primäre Auslöser der Krankheitsängste oder eher Gedanken an katastrophale
Folgen, wie z.B. tödliche Krankheiten bei der Aufmerksamkeitslenkung von
Bedeutung sind. Bisherige Befunde an studentischen Stichproben weisen auf
eine verstärkte Aufmerksamkeitslenkung eher bei Beschwerden hin. 0HWKR
GH Die Aufmerksamkeitsprozesse werden mittels des emotionalen StroopParadigmas erfasst. Sowohl körperliche Beschwerden als auch Krankheiten
dienen als verbale Stimuli. Die Stichprobe besteht aus Patienten mit Krankheitsangst (N = 26) und nicht-ängstlichen Kontrollpersonen (N = 24). (U
JHEQLV Die Auswertung der emotionalen Interferenzeffekte auf Beschwerde- und Krankheitsbegriffe ergab, dass bei den Krankheits-Angstpatienten
vor allem Krankheitswörter einen stärkeren emotionalen Interferenzeffekt im
Vergleich zu den Kontrollpersonen auslösten (p < .01; d = .68). Hingegen
zeigte sich kein Unterschied zwischen den Gruppen hinsichtlich der Aufmerksamkeitsallokation auf die Beschwerdebegriffe (p = .34; d = .27).
'LVNXVVLRQ Bei Patienten mit Hypochondrie bewirken Krankheitswörter,
nicht jedoch Beschwerdewörter, eine verstärkte Aufmerksamkeitsallokation.
Da sich dieser Effekt bislang nicht in studentischen Stichproben mit subklinischer Krankheitsangst zeigen ließ, erscheint dieser Prozess insbesondere
für die Pathogenese schwerer und klinisch relevanter Krankheitsängste
relevant.
Symposium 3: Psychoonkologie
Schröter, C.; Jost, R.; Kloor, M.; Moog, U.; Tariverdian, M.;
Deges, G.; Berth, H.; Hasenbring, M.; Balck, F.; Keller, M.
Ruprecht Karls Universität Heidelberg, Deutschland
)UDJHVWHOOXQJ Die molekulargenetische Diagnostik bei V.a. HNPCC beginnt mit einer Mikrosatellitenanalyse (MSA). Eine Mikrosatelliteninstabilität (MSI) bestätigt den V.a. HNPCC und wird von der Mutationssuche
gefolgt. Bei Mikrosatellitenstabilität (MSS) kann HNPCC meist ausgeschlossen werden, und es erfolgt keine weitere genetische Untersuchung.
Über die Auswirkungen der MSA-Befundmitteilung (MSA-BM) auf psychische Belastung und Risikowahrnehmung ist wenig bekannt. Eine Untersuchung zeigte häufige Fehleinschätzungen des CRC-Risikos nach MSA-BM.
Die vorliegende Studie untersucht die Fragestellungen, 1. ob sich HNPCCspezifische Belastung und Belastungsverlauf nach MSA-BM in Abhängigkeit vom Ergebnis unterscheiden, 2. inwieweit die subjektive Wahrnehmung
des CRC-Risikos nach MSA-BM mit der objektiven Risikoeinschätzung
übereinstimmt. 0HWKRGHQ In einer multizentrischen prospektiven Studie
wurde HNPCC-spezifische Belastung mit standardisierten (IES) und studienspezifischen (BEE) Instrumenten 2 Wochen (t1)und 6 Monate nach genetischer Erstberatung (t2) erfasst, Risikowahrnehmung (Einzelitem)zu t2. Die
Stichprobe umfasst 124 Beratungsteilnehmer (Tn), denen zwischen t1 und t2
das MSA-Ergebnis mitgeteilt wurde (77 MSS, 47 MSI). (UJHEQLVVH Zu t2
weisen Tn mit MSI-Befund höhere Belastungswerte auf als Tn mit MSSBefund (BEE p .004, IES p .087). Nach MSS-Mitteilung zeigt sich eine
Belastungsreduktion von t1 zu t2 (BEE p .000), nach MSI-Mitteilung bleiben
die Belastungswerte unverändert. Die Übereinstimmung zwischen objektivem CRC-Risiko und subjektiver Risikowahrnehmung liegt bei Tn mit
erhöhtem CRC-Risiko bei 87,5%, bei Tn mit durchschnittlichem CRCRisiko bei 47,2%. 'LVNXVVLRQ Die Ergebnisse weisen auf einen entlastenden
Effekt der MSS-Mitteilung hin, sprechen jedoch gegen nachteilige Auswirkungen eines risikoerhöhenden MSI-Befundes. Die Informationen der MSABM werden von Tn mit erhöhtem CRC-Risiko weitgehend im Sinne einer
angemessenen Risikowahrnehmung verarbeitet.
60
Psychische Determinanten erhöhter Angst vor und nach
Erstberatung im Rahmen der HNPCC-Diagnostik
Hasenbring, M.; Keller, M.; Balck, F.; Deges, G.; Schröter, C.;
Berth, H. und das Deutsche HNPCC-Consortium
Ruhr-Universität Bochum, Deutschland
62
Langzeitverläufe psychologischer Parameter nach dem
BRCAI- und -II-Gentest
Gerber, W.D.; Kirsch, E.; Niederberger, U.
Christian-Albrechts-Universität Kiel, Deutschland
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Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
Zahlreiche Studien konnten belegen, dass psychologische Parameter wie
Angst und Depression unmittelbar nach der Ergebnismitteilung eines BRCA
I und II-Gentest entgegen den Erwartungen sowohl bei Personen, bei denen
eine Mutation nachgewiesen wurde als auch bei denen, die unauffällig
waren, nicht erhöht sind bzw. sogar abnehmen. Dies wurde mit einer allgemeinen Entlastungsreaktion der Ratsuchenden erklärt, wobei bislang jedoch
keine Langzeitbeobachtungen mit größeren Stichprobenzahlen vorliegen.
Nach Beendigung der langjährigen Konsortiumsstudie der Deutschen Krebshilfe wurden von der Kieler Arbeitsgruppe die Effekte der Beratung und des
Gentests auf die Parameter Depression und Angst bis zu 2 Jahre nach dem
Gentest untersucht. Von den 3,574 Frauen und Männer, die eine familiäre
%UXVW±XQG(LHUVWRFNNUHEVYRUJHVFKLFKWHaufwiesen waren 32% bereits selbst
an Krebs erkrankt, 68% waren gesund. Als Erhebungsinstrument wurde der
HADS verwendet, die den Ratsuchenden insgesamt zu 6 Zeitpunkten (dabei
T4 unmittelbar nach der Ergebnismitteilung, T5 12 Monate und T6 2 Jahre
später). Die varianzanalytische Auswertung (ANOVA) zeigte einen signifikanten Verlaufseffekt. Vor und 2 Wochen nach dem Gentest abgab sich eine
signifikante Abnahme der Angst- und Depressionswerte, die dann jedoch 1
und 2 Jahre später wieder deutlich zunahmen. Die Ergebnisse weisen darauf
hin, dass insbesondere MutationsträgerInnen in der langfristigen Verarbeitung und Bewältigung ihres erhöhten Krebsrisikos professionelle Unterstützung bedürfen.
DGVM-Kongress 2009
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88.99.70.242 - 11/2/2017 2:18:45 AM
Einleitung: Auch für spezifische erbliche Formen der Darmkrebserkrankung
gilt, dass eine gezielte Früherkennung bei entsprechender Behandlung eine
hohe Heilungsrate erwarten lässt. Offen ist bisher, wie vor allem die Zeit der
Erstberatung erlebt wird, der dann ein monate- bis jahrelang andauernder
diagnostischer Prozess folgt, bis sich klärt, ob man Genträger ist oder nicht.
Methoden: Im Rahmen einer prospektiven Längsschnittsudie wurden vor
(T0) und 14 Tage nach Erstberatung (T1) N = 524 Personen mit Verdacht
auf nicht-polypösen Darmkrebs (HNPCC) untersucht (46% bereits Erkrankte
Index-Patienten IP, 54% gesunde Risikopersonen RP). Ergebnisse: Zu T0
wiesen 19% erhöhten HNPCC-spezifischen Distress (IES) auf, 72% zeigten
moderate Erhöhungen, deutlich mehr als in einer niederländischen Vergleichsstichprobe (25%). Dies ohne Unterschied zwischen IP und RP. In der
Gruppe der Hochbelasteten lag die Rate derjenigen mit Verdacht auf eine
klinisch relevante Angststörungn (HADS-A) bei über 60%. Sie zeigten auch
eine geringere Lebensqualität (SF-12) sowie mehr fatalistische Kontrollüberzeugungen (KKG) als die Gering-Belasteten. Die Abnahme des Distress zu
T1 war signifikant (MANOVA mit Messwiederholung), aber von sehr
geringer Effektstärke. Personen geringer Schulbildung zeigten deutlich
höhere Belastungswerte ohne Änderung zu T1. Diskussion: Die Ergebnisse
weisen auf die Notwendigkeit hin, bereits im ersten Beratungsgespräch ein
besonderes Augenmerk auf die Gruppe der psychisch Hochbelasteten zu
haben, vor allem bei geringer Schulbildung. Die Untersuchung des Langzeitverlaufes der Hoch-Belasteten ist von weiterer großer Bedeutung.
63
65
Hindernisse bei der Informationsweitergabe genetischer
Risiken in Familien
Ä:LUGPHLQ3DUWQHUPHLQH3DUWQHULQGDVEHUOHEHQ"³
3URJUHGLHQ]DQJVWEHL3DUWQHUQFKURQLVFKNUDQNHU
3DWLHQWHQ
Zimmermann, T.; Wessarges, M.; Heinrichs, N.
Technische Universität Dresden, Deutschland
Technische Universität Carolo-Wilhelmina Braunschweig, Deutschland
Die genetische Beratung von Krebspatienten und ihrer Angehörigen verfolgt
u.a. das Ziel, diesen Personenkreis über ein bestehendes erbliches Risiko
aufzuklären und zu Vorsorgeuntersuchungen anzuhalten. Dabei wird auf die
Weitergabe der Information in den Familien gebaut. Das Gelingen dieser
Weitergabe ist jedoch von einer Reihe von Faktoren abhängig, die zum einen
in der Qualität der innerfamiliaren Beziehungen, zum anderen in den Bedenken der an der Beratung teilnehmenden Person gründen. Nach Forrest (2003)
beeinflussen familiäre Strukturen, die Dynamik und Familienregeln die
Entscheidung über die Informationsweitergabe. Als Begründungen für die
Nichtweitergabe von Informationen an Familienangehörige werden ein
emotional distanziertes Verhältnis in der Familie genannt. Außerdem wird
YRQ ÄIDPLOLlUHQ .RQIOLNWHQ³ JHVSURFKHQ (Peterson, 2005). Es ist anzunehmen, dass das familiäre Funktionsniveau, insbesondere die familiäre Kohäsion, die Risikoeinschätzung, die eigene Befindlichkeit wichtige Parameter bei
der Informationsweitergabe an die eigenen Kinder und Geschwister sind. In
einem Verbundprojekt (Bochum, Dresden, Düsseldorf und Heidelberg)
wurden 185 Krebspatienten mit erblichem Darmkrebs (HNPCC) und 169
Risikopersonen zu den Bedenken der Weitergabe der Informationen einer
genetischen Beratung an die Familienmitglieder befragt (n=412). Zur Vorhersage der Bedenken wurde das psychische Befinden (BSI; HADS), die
Intrusion und Vermeidung (IES) und die Kohäsion sowie Adaptabilität
(FACES) erfasst. Zur Erfassung der Bedenken, die Information weiterzugeben, wurde ein eigener Fragebogen konstruiert und faktorenanalytisch überprüft. Die Weitergabe der Beratungsinformation an die Kinder wird durch
die eigene Angst, die Vermeidung, die eigene Sicherheit bei der Weitergabe,
der angenommene Schaden bei den Kindern und das vermutete Risiko bei
den Kindern beeinflusst. Bei der Weitergabe an die Geschwister spielt
zusätzlich die familiäre Adaptabilität eine Rolle.
Patienten mit chronischen Erkrankungen erleben häufig neben körperlichen
Beschwerden auch psychische Probleme, wie z.B. Ängste. Bei Brustkrebspatientinnen haben ca. 70% der Überlebenden Angst, dass die Erkrankung
wiederkehren könnte. Im Gegensatz zu Patienten mit Angststörungen, die
außerhalb des Kontextes einer lebensbedrohlichen Erkrankung auftreten,
sind körperlich chronisch erkrankte Patienten mit einer kontinuierlichen und
realen Bedrohung konfrontiert. Unter diesem Aspekt sind ihre Ängste weder
irrational noch unangemessen. Progredienzangst besteht aus einem andauernden Nachsinnen über die Zukunft kombiniert mit depressiven Symptomen. Aber nicht nur die Patienten sind betroffen. Bedeutende Ereignisse, wie
eine ernsthafte Erkrankung, haben auch Auswirkungen auf die Partner der
Patienten, die durch die Folgen der chronischen Erkrankung belastet sind
und sich um die Genesung ihrer Partner sorgen. Es ist anzunehmen, dass sich
die Angst innerhalb der Partnerschaft auf den anderen Partner überträgt.
Trotzdem wurden bisher die Lebenspartner chronisch erkrankter Patienten
nicht systematisch nach ihrer Angst vor dem Fortschreiten der Erkrankung
ihres Partners befragt. Auch existieren bisher keine Messverfahren, die die
Progredienzangst bei Partnern erfassen. Die vorliegende Studie möchte diese
Lücke schließen und mit Hilfe eines Kurzfragebogens für Partner, deren
(Ehe-) partner bzw. -partnerin an Brust- (N = 118), Prostatakrebs (N = 41)
oder Diabetes Typ I und II (N = 61) erkrankt ist, die Angst vor dem Fortschreiten der Erkrankung untersuchen und mögliche Zusammenhänge mit
der partnerschaftlichen Anpassung abzuleiten. Neuere Studien legen nahe,
dass von einer wechselseitigen Beziehung zwischen der wahrgenommenen
Qualität der Beziehung und der empfundenen Angst ausgegangen werden
kann. Des Weiteren wird untersucht, ob die Progredienzangst der Partner mit
der Art der Erkrankung, dem Zeitpunkt seit Diagnosestellung oder dem Alter
sowie der Partnerschaftsdauer variiert.
64
Symposium 4: Essstörungen
Wie ändern sich die Bewertungsmaßstäbe der eigenen
Gesundheit bei Tumorpatienten?
Hinz, A.; Wolf, L.; Zenger, M.
Universität Leipzig, Deutschland
(LQOHLWXQJ Sowohl die klinische Erfahrung als auch die Forschung bestätigen, dass Veränderungen im Gesundheitszustand der Patienten auch mit
Verschiebungen der Bewertungsmaßstäbe hinsichtlich ihrer Gesundheit
einhergehen können. Dieses Response-Shift-Phänomen vermindert die
Reliabilität von Prä-Post-Vergleichen. Ziel der Studie ist die Analyse solcher
Response-Shift-Effekte. 0HWKRGHQ 275 Patienten mit urologischen Tumoren wurden zu drei Messzeitpunkten (T1 bis T3) mit verschiedenen Fragebögen untersucht. Zu T3 wurde zusätzlich gefragt, wie die Patienten ihren
Zustand zu T1 (Klinikaufenthalt) rückwirkend einschätzen. Aus der Differenz zwischen diesen Bewertungen und den originalen Daten zu T1 wurden
Response-Shift-Effekte berechnet. (UJHEQLVVH Für Ängstlichkeit, Depressivität und Zufriedenheit mit dem Gesundheitszustand ergaben sich ResponseShift-Effekte mit Effektstärken zwischen 0.26 und 0.48. Etwa 30% der
Patienten zeigten jedoch negative Response-Shift-Effekte. Die ResponseShift-Effekte der verschiedenen Variablen korrelieren untereinander signifikant. Potenzielle prognostische Faktoren wie Alter, Bildung, Tumorstadium
und Zeit seit Diagnose haben keinen systematischen Einfluss auf die Stärke
von Response Shift. 'LVNXVVLRQ Response Shift ist interindividuell verschieden: Aus einem statistisch nachgewiesenen mittleren Effekt darf nicht
abgeleitet werden, dass dies für jeden Patienten zutrifft. Response Shift sollte
als Dimension individueller Differenzen betrachtet werden.
Abstracts
66
Veränderungswirksame Faktoren der
0XOWLIDPLOLHQWKHUDSLHDXV6LFKWYRQ3DWLHQWHQ
Angehörigen und Therapeuten
Born, A.; Rix, M.; Gantchev, K.
Universität Leipzig, Deutschland
(LQOHLWXQJ Multifamiliengruppentherapie gilt als Therapieverfahren der
Wahl für jugendliche, an Anorexia nervosa erkrankte Patientinnen und deren
Familien. Warum aber diese Therapieform so gut wirkt und welche Aspekte
für die therapeutisch positive Veränderung verantwortlich sind, ist bisher
wenig bekannt. 0HWKRGH Mittels qualitativer Concept Map-Untersuchung
wurde in der Familientagesklinik für Essgestörte (FTK-E) der Klinik und
Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie Dresden
untersucht, welche Aspekte der Multifamiliengruppentherapie die teilnehmenden Patienten, deren Familienmitglieder und die durchführenden Therapeuten als veränderungswirksam betrachten. (UJHEQLVVH 51 Befragungsteilnehmer (28 Patientinnen, 19 Eltern, 4 Therapeuten) fanden im Rahmen der
Fokusgruppenuntersuchung 92 veränderungswirksame Aspekte der Multifamilientherapie, die sich in thematischen Clustern abbildeten: Neben für
Gruppentherapie typischen Charakteristika wie Vertrauen und Offenheit der
Gruppenteilnehmer, wurden spezifische familiale Aspekte wie die (Re)Konstruktion elterlicher Präsenz und therapeutisch wirksames Verhalten der
Eltern und der für MFGT spezifische Methoden-Mix aus analytischreflexiven, verhaltenstherapeutischen und systemischen Therapieelementen
als wirksam benannt. Elterlicher Präsenz und verhaltensbezogenen Elementen wie der Symptomkontrolle (gemeinsame Einnahme der Mahlzeiten;
regelmäßige Gewichtskontrolle) wurde hervorgehobene Bedeutung zuerkannt. 'LVNXVVLRQ Multifamiliengruppen-therapie wirkt aus Sicht der betroffenen Patientinnen und ihrer Familien gut in der Behandlung von jugendlicher Anorexia nervosa, weil typische Aspekte der systemischen Familientherapie mit positiven Erfahrungen der Gruppentherapie kombiniert werden.
Der Symptomkontrolle kommt dabei eine besondere Bedeutung zu.
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
5
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Balck, F.; Hasenbring, M.; Keller, M.; Deges, G.; Schröter, C.;
Berth, H.
67
69
Psychophysiologische Reaktivität auf idiosynkratischen
Stress bei Probandinnen mit Bulimia Nervosa und der
Ä%LQJH(DWLQJ³6W|UXQJ
Hartmann, A.S.; Tuschen-Caffier, B.; Vögele, C.; Hilbert, A.
'HU=XVDPPHQKDQJ]ZLVFKHQ3HUV|QOLFKNHLWXQG
DOOJHPHLQHUVRZLHHVVVW|UXQJVVSH]LILVFKHU
3V\FKRSDWKRORJLHEHLNLQGOLFKHPhEHUJHZLFKWXQG
$GLSRVLWDV
Philipps-Universität Marburg, Deutschland
Hartmann, A.S.; Rief, W.; Hilbert, A.
Philipps-Universität Marburg, Deutschland
Subjektiver Stress löst sowohl bei Bulimia Nervosa (BN) als auch bei der
Ä%LQJH(DWLQJ³6W|UXQJ %(' VLWXDWLY HLQHQ 'UDQJ ]X HVVHQ DXV 'HU
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1DKUXQJVPHQJH ]XVDPPHQ =XNQIWLJH )RUVFKXQJ VROOWH GHQ SUlGLNWLYHQ
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HUPLWWHOWXQGZlKUHQGGHU%HKDQGOXQJ]XVlW]OLFKXQWHUVWW]WZHUGHQ
68
Wirksamkeit multiprofessioneller Behandlung der
(VVVW|UXQJLQGHQ$1$'LQWHQVLYWKHUDSHXWLVFKHQ
:RKQJUXSSHQ(UJHEQLVVHHLQHUNDWDPQHVWLVFKHQ
Untersuchung
6\PSRVLXP.DUULHUHHQWZLFNOXQJHQYRQbU]WLQQHQXQG
bU]WHQ
Wunderer, E.; Ferechova, K.; Schnebel, A.
*HVFKOHFKWVW\SLVFKH.DUULHUHZHJHYRQbU]WLQQHQXQG
bU]WHQ±(UJHEQLVVHGHUSURVSHNWLYHQ6ZLVV0HG&DUHHU
Study
7KHUDSHXWLVFKH :RKQJUXSSHQ HWDEOLHUHQ VLFK GHU]HLW LQ YLHOHQ 6WlGWHQ DOV
ZHLWHUHV 6HWWLQJ LQ GHU (VVVW|UXQJVWKHUDSLH ,KU 9RU]XJ OLHJW LQ JUR‰HU $OO
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UXQJHQXQGSV\FKLVFKEHGLQJWHU$GLSRVLWDVZHQGHQ'RUWEOHLEHQGLH%HWURI
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(UIROJHVLQGLQZHLWHQ7HLOHQDXFKPHKUHUH0RQDWHVSlWHUQRFKQDFK]XZHL
VHQZLHGLHDNWXHOOHNDWDPQHVWLVFKH6WXGLHEHOHJW
6
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
Buddeberg-Fischer, B.; Stamm, M.
Universität Zürich, Schweiz
(LQOHLWXQJ 6HLW %HJLQQ GHV -DKUKXQGHUWV EHJLQQHQ PHKU MXQJH bU]WLQ
QHQ DOV bU]WH HLQH )DFKDU]WZHLWHUELOGXQJ GLH VLH DXFK PHKUKHLWOLFK DE
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EHUXIOLFKHQ (QWZLFNOXQJ YRQ bU]WLQQHQ XQG bU]WHQ JHVFKOHFKWVW\SLVFKH
.DUULHUHZHJH ]HLJHQ 0HWKRGH ,P 5DKPHQ HLQHU SURVSHNWLYHQ 6WXGLH ]XU
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ZlKUHQGLKUHU)DFKDU]WZHLWHUELOGXQJDOOH-DKUHDQ)UDJHERJHQHU
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/DXIEDKQZHJHHLQbU]WLQQHQVSH]LDOLVLHUHQVLFKKlXILJHULQ3lGLDWULH
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KlXILJHURSHUDWLYH)lFKHUYVbU]WHVWUHEHQ]XGHPKlXILJHUHLQH
NOLQLVFKHYVRGHUHLQHDNDGHPLVFKH/DXIEDKQYVDQ
DOVbU]WLQQHQ%HLGHU:DKO]ZLVFKHQ.LQGXQG.DUULHUHHQWVFKHLGHWVLFKGLH
0HKUKHLW GHU bU]WLQQHQ IU HLQ WUDGLWLRQHOOHV )DPLOLHQPRGHOO GHU
bU]WLQQHQ PLW.LQGHUQDUEHLWHW7HLO]HLW PLWHLQHP 6WHOOHQSHQVXP YRQ
XQG ZHQLJHU PLW HLQHP 6WHOOHQSHQVXP YRQ ELV $XFK
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bU]WH VLJQLILNDQW KlXILJHU NDUULHUHRULHQWLHUW VLQG ZlKUHQG bU]WLQQHQ GDV
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RSHUDWLYHQ)lFKHUQ$XVVHUGHPQLPPWGLH]XU9HUIJXQJVWHKHQGHlU]WOLFKH
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DGVM-Kongress 2009
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ANAD e.V. intensivtherapeutische Wohngruppen, München, Deutschland
70
71
Die ersten Berufsjahre von Absolvierenden der Medizin
Hofmeister, D.; Brähler, E.
Universität Leipzig, Deutschland
Wie bei vielen anderen Professionen sehen sich auch junge Ärztinnen und
Ärzte zu Beginn ihrer Berufskarriere einer Vielzahl neuer Anforderungen
ausgesetzt. Die wissenschaftliche Berufsfeldforschung der jüngeren Vergangenheit räumt Mediziner dennoch eine Sonderstellung ein. Gründe sind u.a.
eine vergleichsweise hohe Belastungen junger Ärzte und Ärztinnen und eine
Geschlechterdiskrepanz hinsichtlich der Karriereentwicklung zu Ungunsten
YRQ )UDXHQ 8QWHU GHP 6WLFKSXQNW ÄbU]WHPDQJHO³ UFNW GDV 7KHPD DXFK
gesellschaftlich vermehrt in den Fokus. Um Veränderungen hinsichtlich
Arbeitszufriedenheit, Lebenszufriedenheit, Karrierezufriedenheit, Gratifikationskrisen oder Geschlechtsrollenselbstkonzept beobachten zu können,
wurde in Leipzig eine Studie im Längsschnittdesign realisiert, die Absolventinnen und Absolventen der Humanmedizin über drei Messzeitpunkte befragen soll. Dazu wurden aus sieben Hochschulstandorten (Dresden, Gießen,
Jena, Köln, Leipzig, Lübeck, Würzburg) zunächst 671 Personen im Jahr
2002 und bei einer Folgebefragung 2006 307 junge Ärzte und Ärztinnen
untersucht. Eine dritte Befragung ist für den Herbst 2009 vorgesehen. Die
Untersuchung geht den Fragen nach, wie und in welcher Art Veränderungen
von Ärztinnen und Ärzten nach ihrem Berufseinstieg wahrgenommen werden. Dabei werden Belastungen, Zufriedenheit und Gratifikationskrisen
sowie Unterschiede hinsichtlich des Geschlechts untersucht. Die Befragten
beschreiben in einigen Bereichen deutliche Belastungen und in den ersten
Berufsjahren eine Zunahme der Belastung. Außerdem wird von den Ärztinnen und Ärzten im Vergleichszeitraum eine Zunahme der Verausgabung und
eine Abnahme der Belohnung wahrgenommen. Die Lebenszufriedenheit der
Ärztinnen und Ärzte nimmt im Zeitraum der ersten vier Jahre dagegen ab. In
den Berufsverläufen und soziodemografischen Daten zeigen sich deutliche
Geschlechterunterschiede, ebenso bezüglich der beruflichen Selbstwirksamkeit und der Karriereentwicklung. Im Symposium werden die Ergebnisse
diskutiert und ein Ausblick auf die anstehende dritte Erhebung gegeben.
72
Wie planen Absolventinnen und Absolventen des
0HGL]LQVWXGLXPVLKUH.DUULHUH"±(UVWH(UJHEQLVVHHLQHU
PXOWL]HQWULVFKHQ%HIUDJXQJ
Gedrose, B.; Kromark, K.; Köhl, N.; Robra, B.; Rothe, K.;
Schmidt, A.; Stosch, C.; Wagner, R.; Alfermann, D.;
van den Bussche, H.
Universität Hamburg, Deutschland
Die vermehrte Nachfrage nach Teilzeitarbeit, die auf den immer höher
werdenden Frauenanteil in der Medizin zurückgeführt wird, wird zunehmend
als mögliche Ursache einer künftigen medizinischen Unterversorgung in
bestimmten Fachgebieten und Regionen diskutiert [McKinstry et al., 2006].
,P5DKPHQGHUEHJRQQHQHQÄ.DUPHG³/lQJVVFKQLWWVVWXGLH]XU.DUULH
reentwicklung von Ärztinnen und Ärzten an sieben medizinischen Fakultäten
(Erlangen, Gießen, Hamburg, Heidelberg, Köln, Leipzig, Magdeburg) werden alle Studierende einer Jahreskohorte vor und während ihrer fachärztlichen Weiterbildung jährlich mittels standardisiertem Fragebogen untersucht.
Die Studie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt. In der Baseline-Untersuchung wurden insgesamt 2093 Studierende im
PJ kontaktiert. Eine vorläufige Auswertung von 229 Fragebögen zeigt, dass
nur insgesamt 2,2% der befragten Studierenden im Praktischen Jahr später
grundsätzlich eine halbe Stelle anstreben. (Frauen 2,6%, Männer 1,3%; n.s.).
Mehr Männer als Frauen wollen generell Vollzeit arbeiten. Allerdings geben
Frauen häufiger als Männer an, zunächst wegen Kinderbetreuung in Teilzeitund anschließend in Vollzeitbeschäftigung arbeiten zu wollen. Männer
wollen Vollzeit arbeiten und planen zu Beginn ihrer Karriere selten Unterbrechungen der Vollzeitbeschäftigung ein. Frauen unterteilen ihr Berufsleben
schon früh in verschiedene Abschnitte. Sie sind sowohl zu Vollzeitarbeit
bereit, planen aber auch Zeiten der Teilzeitarbeit wegen Kinderbetreuung
ein. Es bleibt abzuwarten, wie sich die spätere tatsächliche Arbeitszeit von
den Planungen bei Karrierebeginn unterscheidet.
Abstracts
/LWHUDWXU
McKinstry B, Colthart I, Elliott K, Hunter C: The feminization of the medical
work force, implications for scottish primary care: A survey of scottish general
practitioners. BMC Health Services Research 2006;6:56.
73
Karriereverläufe und Karrierebrüche von Ärztinnen
Rothe, K.; Alfermann, D.
Universität Leipzig, Deutschland
+LQWHUJUXQG $XVJDQJVSXQNW GHV %HLWUDJV LVW GHU VRJHQDQQWH Ä6FKHUHQHI
IHNW³$EHOHDOVRGDs Ungleichgewicht zwischen der Mehrheit von Frauen
unter den Studierenden der Medizin und der Minderheit von Ärztinnen in
leitenden Positionen. )UDJHVWHOOXQJXQG 0HWKRGH Es werden erste Ergebnisse aus dem qualitativen Teil der Langzeitstudie Karriereverläufe und
Karrierebrüche bei Ärztinnen und Ärzten während der fachärztlichen Weiterbildung vorgestellt. Mit einer methodischen Verknüpfung von quantitativen Erhebungen (Fragebögen) und qualitativen Interviews und Gruppendiskussionen wird das Zusammenspiel von objektiven und subjektiven Aspekten im Hinblick auf förderliche Bedingungen sowie Hindernisse in der
beruflichen Entwicklung im medizinischen Bereich untersucht.Im qualitativen Teil der Studie werden in vier Regionen Deutschlands Interviews in
Doppelkarrieren, mit Ärztinnen und ihren Beziehungspartnern durchgeführt.
Anhand dieser gehen wir nicht nur den beruflichen Verläufen und Brüchen
nach, sondern auch der jeweiligen Verknüpfung mit dem Privatleben, zum
Beispiel im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die
Interviews werden in der Langzeitperspektive je im Abstand von 18 Monaten
erhoben. Inzwischen liegen 47 Interviews vor, aus denen erste Ergebnisse
präsentiert werden. 'LVNXVVLRQ Herausgearbeitet werden mögliche strukturelle Benachteiligungen und Hindernisse sowie Konfliktlagen im Erleben
von Ärztinnen im Vergleich zu Ärzten und deren subjektive Bedeutung für
den beruflichen Lebensweg. Auch werden konflikthafte Arrangements in der
Paarbeziehung, ggf. Familie, subjektiv gelungenen gegenübergestellt.
Symposium 6: Verhaltensexzesse
74
%HKDQGOXQJYRQ9HUKDOWHQVVFKWHQ±HUVWHNOLQLVFKHXQG
WKHUDSHXWLVFKH(UIDKUXQJHQDXVGHU$PEXODQ]IU
Spielsucht Mainz
Wölfling, K.; Müller, K.W.; Hoch, C.; Beutel, M.E.
Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Deutschland
Aus gesundheitspolitischer Sicht hat die suchtartige Nutzung von Computerspielen und des Internets nunmehr an Gewicht gewonnen. Vor allem JugendOLFKHXQGMXQJH(UZDFKVHQHVFKHLQHQ±unter Berücksichtigung von FallzahOHQDXVGHP6XFKWKLOIHV\VWHP±KlXILJHU ein sich verlierendes, entgleitendes
und in Extremfällen psychopathologisch auffälliges Onlinenutzungsverhalten
in den virtuellen Räumen des Internets sowie in Online-Spielwelten zu
zeigen. In der Diskussion um Nosologie, Pathogenese und Ätiologie dieses
Phänomens wird häufig auf die Multimorbidität der Patienten verwiesen.
Komorbid auftretende Störungen, wie juvenile Depression, sozialphobische
Störungen und anamnestisch belegte ADHS-Symptomatik werden als ursächlich oder auch sekundär bedingt beschrieben. Die Kausalitätsbeziehungen zwischen den diagnostizierbaren Folgeerscheinungen auf körperlicher,
psychischer und sozialer Ebene und der subklinischen bis pathogenen Hintergrundsymptomatik scheinen bisher ungeklärt. Der Vortrag soll vor allem
einen Überblick über erste empirische Daten zur Evaluation der Intervention
bei Computerspielsucht im Rahmen der Ambulanz für Spielsucht am Uniklinikum Mainz geben. Dabei sollen Daten einer mehrdimensionalen Analyse
von interventionsbedingten Veränderungen unter Hinblick auf die Eingangs-,
Ausgangs- und Katamnese-Untersuchungen der behandelten Patienten mit
Computerspielsucht Aufschluss über Wechselbeziehungen zwischen dem
onlinebedingten Syndrom und der psychischen Hintergrundsymptomatik
geben. Ergänzend werden parallel erhobene klinische und evaluationsbezogene Daten von Patienten mit Glücksspielsucht, die in der Ambulanz behandelt wurden, gegenüber gestellt.
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
7
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Teilzeit arbeiten. Die strukturellen Rahmenbedingungen des Arztberufes
müssen den Lebensentwürfen der jüngeren Ärztegeneration angepasst werden, vor allem denjenigen von Ärztinnen.
75
77
3DWKRORJLVFKHV.DXIHQ±3UlYDOHQ]SV\FKLVFKH
.RPRUELGLWlWXQGVW|UXQJVVSH]LILVFKH%HKDQGOXQJ
%HORKQXQJVOHUQHQEHL%LQJH7ULQNHUQXQG
$ONRKRODEKlQJLJNHLW
Müller, A.; de Zwaan, M.
Paelecke-Habermann, Y.
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen,
Deutschland
Martin-Luther-Universität Halle- Wittenberg, Halle, Deutschland
(LQOHLWXQJ Pathologisches Kaufen ist ein kulturspezifischer Verhaltensexzess, bei dem ohne vernünftige Motivation unnütze Dinge oder Dinge in
unnützen Stückzahlen erworben werden, die anschließend kaum oder gar
nicht benutzt werden. Das unkontrollierte Kaufverhalten führt zu psychischen, sozialen, beruflichen, finanziellen und mitunter strafrechtlichen
Problemen. Die aktuellen Klassifikationssysteme erlauben eine Einordnung
DOVÄQLFKWQlKHUEH]HLFKQHWHDbnorme Gewohnheit oder Störung der ImpulsNRQWUROOH³ ,&' ) 0HWKRGHQ Es werden die Ergebnisse einer
UHSUlVHQWDWLYHQ 3UlYDOHQ]VWXGLH HLner multizentrischen Untersuchung zur
SV\FKLVFKHQ .RPRUELGLWlW VRZLH NOLQische Erfahrungen bei der Behandlung
von pathologischem Kaufen vorgestellt. (UJHEQLVVH&DGHUHUZDFKVH
nen deutschen Bevölkerung berichten über exzessives Kaufverhalten, wobei
0lQQHU XQG )UDXHQ JOHLFKHUPD‰HQ EHWURffen zu sein scheinen. Pathologisches Kaufen ist mit einer hohen psycKLVFKHQ .RPRUELGLWlW DVVR]LLHUW
insbesondere mit depressiven Symptomen, Angststörungen und zwanghaftem Horten. Die Wirksamkeit störungsspezifischer Gruppen-Verhaltenstherapie konnte in zwei kontrollierten Psychotherapiestudien nachgewiesen
werden. 'LVNXVVLRQ(VEHVWHKWZHLWHUHU)RUVFKXQJVEHGDUIKLQVLFKWOLFKHLQHV
störungsspezifischen Ätiologiemodells, der klassifikatorischen Einteilung
und differentieller Therapieangebote. 'D QHEHQ SV\FKRORJLVFKHQ )DNWRUHQ
auch eine hohe Konsumorientierung und dysfunktionale Einstellungen zum
*HOGHLQH5ROOHVSLHOHQVROOWHGDV3KlQomen in interdisziSOLQlUHQ)RUVFKHU
gruppen untersucht werden.
76
9HUKDOWHQVH[]HVVH±Ä6FKWH³
=ZDQJVVSHNWUXPVVW|UXQJHQRGHU"
+LQWHUJUXQG &KURQLVFKHU XQG DEKlQJLJHr Alkoholkonsum gehen mit
FKDUDNWHULVWLVFKHQ 9HUlQGHUXQJHQ GHV 'RSDPLQ'$6WRIIZHFKVHOV LP
%HORKQXQJVV\VWHP %56 HLQKHU 9RONRZ HW DO 'LH GURJHQW\SLVFK
VHQVLWLVLHUWH '$5HDNWLRQ LP 1XFOHXV DFFXPEHQV 1$F IKUW ]X HLQHU
erhöhten Erregbarkeit des BRS bezüglich aller Alkoholcues. Gleichzeitig
kommt es zu einer Reduktion der DA-Transmission in weiteren Strukturen
GHV %56 ]% 6WULDWXP RUELWRIURQWDOHU .RUWH[ 2)& 'LHV EHZLUNW HLQH
reduzierte Ansprechbarkeit des BRS DXI VXEVWDQ]XQDEKlQJLJH %HORKQXQJV
FXHV )ROJOLFK VROOWHQ DONRKRODEKlQJLJH Patienten Defizite im BelohnungsOHUQHQ ]HLJHQ (LQH RIIHQH )UDJH LVW außerdem, ob sich diese Defizite auch
bei sog. Binge-Trinkern finden. 0HWKRGH$ONRKRODEKlQJLJH'60,9
%LQJH7ULQNHU!0RQDWHPLQG[PRQDWO!DON*HWUlQNHKXQG
QDFK :+2 XQDXIIlOOLJH .RQVXPHQWHQ AVs: Ein substanzbezogener Aufmerksamkeitsbias wurde über eine Emotionale Stroop-Aufgabe erfasst. Zur
Erfassung des impliziten Belohnungslernens wurde eine probabilistische
.ODVVLILNDWLRQVDXIJDEH RKQH /HUQDQZHLVXQJ PLW PRQHWlUHP )HHGEDFN
eingesetzt. Das explizite BelohnunJVOHUQHQ ZXUGH EHU HLQ JRQR JR
.DUWHQVSLHOPLWH[SOL]LWHU/HUQDQZHLVXQJXQG)HHGEDFNYLD%HORKQXQJXQG
Bestrafung operationalisiert. KV: Über das SKID werden komorbide AchseI-Störungen ausgeschlossen. Kurzzeit- XQG $UEHLWVJHGlFKWQLVOHLVWXQJHQ
Aufmerksamkeit und Exekutivfunktionen werden umfassend neuropsychologisch getestet. (UJHEQLVVH Die Ergebnisse zeigen deutliche BeeinWUlFKWLJXQJHQ LP LPSOL]LWHQ XQG H[SOL]iten Belohnungslernen bei AlkoholDEKlQJLJHQ VRZLH HLQHQ $XIPHUNVDPNHitsbias für Alkoholcues. Auch die
Binge-Trinker weisen tendenzielle Defizite im impliziten Belohnungslernen
auf. 'LVNXVVLRQ %HL $ONRKRODEKlQJLJHQ ]HLJW sich ein BelohnungsdefizitSyndrom, welches teilweise auch schon bei Binge-Trinkern zu finden ist.
Somit kann Binge-Trinken als ein Risikofaktor für die Entwicklung einer
$EKlQJLJNHLWEHWUDFKWHWZHUGHQ
Hand, I.; Larbig, F.
(LQOHLWXQJ9HUKDOWHQVH[]HVVHZHUGHQLP,&'XQG'60DOV6W|UXQJHQGHU
Impulskontrolle klassifiziert oder gar nicht aufgeführt. In GHU )DFKOLWHUDWXU
wurden sie bisher meist den Zwangs6SHNWUXPV6W|UXQJHQ]XJHRUGQHWXQG
DOVSDWKRORJLVFKHV9HUKDOWHQ]%*OFNVVSLHOHQ.DXIHQEH]HLFKQHW,QGHQ
OHW]WHQ-DKUHQLVWGHU%HJULIIÄ9HUKDOWHQVVXFKW³ZLHGHUSRSXOlUJHZRUGHQ±
im Rahmen der Debatte: Sind Zwangsstörungen Süchte oder Süchte
Zwangsstörungen? 0HWKRGHQ Die nachfolgenden Schlussfolgerungen
diesbezüglich beruhen auf eigenen 7KHUDSLH XQG )RUVFKXQJVHUJHEQLVVHQ
VHLW XQG HLQJHKHQGHU /LWHUDWXUUHFKHUFKH (UJHEQLVVH Die extreme
inhaltliche Varianz der existierenden Sucht-Modelle einerseits und die
$EOHLWXQJ GHU 'LDJQRVH Ä6XFKW³ EHU HLQ VFKOLFKWHV 0HUNPDOV$XV]lKOYHU
IDKUHQ RKQH lWLRORJLVFKH $XVVDJH DQGHrerseits stellt diese Diagnose grundVlW]OLFK LQ )UDJH 'LH LQWUDSV\FKLVFKH XQG LQWHUDNWLRQHOOH )XQNWLRQV
iagnostik bei Pathologischem Spielen, .DXIHQ 7ULFKRWLOORPDQLH XQG ± PLW
(LQVFKUlQNXQJHQ±.OHSWRPDQLHHUJLEWhochgradig therapierelevante Unterschiede innerhalb der jeweiligen StörXQJVJUXSSH'LHVHlWLRORJLVFKH+HWHUR
JHQLWlW GLH ]XVlW]OLFK GXUFK XQWHUVFKLHGOLFKH .RPRUELGLWlW ELRJUDILVFKH
Marker, sowie geschlechts- und kulturspeziILVFKH 8QWHUVFKLHGH JHSUlJW LVW
ZLUG LQ GHU LQWHUQDWLRQDOHQ /LWHUDWXU YROO EHVWlWLJW 'DUDXV KDEHQ ZLU HLQ
,QGLNDWLRQVPRGHOOIUÄ8UVDFKHQ³YHUVXVÄ6\PSWRP³7KHUDSLH±RGHUHLQH
.RPELQDWLRQEHLGHU±DEJHOHLWHWund in Pilotstudien untersucht. 'LVNXVVLRQ
Ä1HXURVHQ³7KHUDSLHUHOHYDQWH 6XEJUXSSHQ GHU JHQDQQWHQ 6W|UXQJHQ
werden zur Diskussion gestellt. Diese setzen bei schwerer gestörten Betroffenen eine hohe Qualifikation der Behandler voraus. Aber: Das Gros der
%HWURIIHQHQ FD VXFKW QLH 7KHUDSie oder bricht sie frühzeitig ab; bei
jahrelangem Verlauf ist dieser selten progredient, eher fluktuierend; SponWDQUHPLVVLRQHQVLQGUHODWLYKlXILJ:DVHUgibt sich daraus für die Diagnostik
XQGXQVHU6HOEVWYHUVWlQGQLVDOV7KHUDSHXWHQ"
8
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
78
9HUVXQNHQXQGYHUORUHQLQYLUWXHOOHQ:HOWHQ±
SDWKRORJLVFKHU3&,QWHUQHW*HEUDXFK.UDQNKHLWVPRGHOO
GLDJQRVWLVFKHXQGWKHUDSHXWLVFKH$QVlW]H
Schuhler, P.; Feindel, H.; Flatau, M.; Vogelgesang, M.
AHG Klinik Münchwies, Deutschland
(LQOHLWXQJ 'HU SDWKRORJLVFKH 3&,QWHUQHW*HEUDXFK *DPLQJ &KDWWLQJ
6XUILQJHUUHJWVHLWNXU]HU=HLWVWDUNHs fachliches wie öffentliches Interesse.
War diese psychische Störung bis vor wenigen Jahren nahezu unbekannt,
werden heute spezifische Diagnose- und Therpaiemodelle entwickelt. In dem
Vortrag wird das diagnostische und therapeutische Vorgehen der AHG
.OLQLN0QFKZLHVLQGHUVHLWEHUJahren betroffene PatientInnen behandelt werden, vorgestellt. 0HWKRGHQ Im Zentrum steht die klinisch relevante
)RUPGHVSDWKRORJLVFKHQ3&,QWHUQHWGebrauchs, wie er im psychotherapeutischen Rahmen behandelt wird. Dabei wird nicht nur von einem einfachen
dysfunktionalen Reiz-Reaktionsschema im Rahmen einer 'online-Sucht'
ausgegangen, sondern von einer tiefgreifenden Störung der Beziehungs- und
Selbstwertregulation. (UJHEQLVVH Die diagnostischen und klinischen ErfahUXQJHQZHUGHQHUOlXWHUW'DV7KHUDSieprogramm beruht auf einem kognitivverhaltenstherapeutischen Ansatz, der bindungsdynamische und impactPerspektiven integriert. Aus dem methodischen Spektrum der Suchttherapie
wurden motivationale Strategien der Ambivalenzbearbeitung hinsichtlich der
$EVWLQHQ] YRP G\VIXQNWLRQDOHQ 3&.RQVXP HQWOHKQW VRZLH 0HWKRGHQ GHU
Rückfallprophylaxe. 'LVNXVVLRQ Die therapeutische Vorgehensweise hat
VLFK ELVODQJ EHZlKUW 3UH3RVW(UJHbnisse, sowie Daten zur Akzeptanz des
Therapieprogramms werden vorgestellt.
DGVM-Kongress 2009
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Verhaltenstherapie Falkenried, Hamburg, Deutschland
Symposium 7: Migration und Gesundheit
79
Akkulturation und Psychische Gesundheit der Armenier
im Ländervergleich
Karapetyan, L.; Witruk, E.
Universität Leipzig, Deutschland
(LQOHLWXQJ Kognitive und emotionale Anpassung der Migranten ist ein in
der letzten Zeit häufig untersuchtes Problem. Die Auswirkungen der Migration sowie die Richtung der Akkulturation wirken auf die psychische Gesundheit mit ein. In einigen Untersuchungen werden Migrantengruppen
untereinander und mit einer Kontrollgruppe des Gastlands verglichen. In
diesem Forschungsfeld finden sich allerdings kaum Untersuchungen, die
einen Bezug zum Herkunftsland haben. Diese Lücke versucht die vorliegende Untersuchung zu schließen. So werden armenische Migranten in Deutschland und in der Ukraine mit Einheimischen aus Armenien verglichen. Die
wichtigen Fragen der vorliegenden Studie beziehen sich auf die Untersuchung der kognitiven Anpassung der Armenier in den Gastländern sowie den
Vergleich der psychischen Gesundheit über die drei Länder. 0HWKRGH mit
einem Fragebogen wurden folgende Skalen erfasst: Akkulturation, kulturelle
Orientierung, Angstneigung und Depressivität sowie körperliche Beschwerden und die allgemeine Lebenszufriedenheit. In die Untersuchung wurden
Armenier in Deutschland (N=121), Ukraine (N=119) und Armenien (N=210)
einbezogen. Die Fragebögen wurden sprachlich an die Länder adaptiert.
(UJHEQLVVH Im Bereich der kognitiven Anpassung finden sich keine signifikanten Länderunterschiede in den Akkulturationsmustern. Hinsichtlich der
kulturellen Orientierung ist in Armenien eine niedrigere kollektivistische
Orientierung als in der Ukraine (p<.00) und in Deutschland (p<.05) beobachtbar. Im Bereich der psychischen Gesundheit können signifikante
Unterschiede zwischen dem Ursprungland und den Gastländern (p<.05)
bezogen auf Angstneigung und Depressivität nachgewiesen werden. In
Bezug auf körperliche Beschwerden unterscheiden sich Einheimische aus
Armenien und Armenier in der Ukraine signifikant (p<.01). In der allgemeinen Lebenszufriedenheit werden keine signifikanten Unterschiede ersichtlich.
81
Der Einfluss von Diskriminierungserfahrungen auf die
Gesundheit von MigrantInnen
Igel, U.; Brähler, E.; Grande, G.
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, Deutschland
(LQOHLWXQJ Eine Vielzahl von Studien hat den Zusammenhang von Migration und Gesundheit untersucht. Dabei ist noch immer nicht konsistent belegt,
ob MigrantInnen gesundheitlich benachteiligt sind und welche Faktoren
gesundheitliche Nachteile bestimmen. Insbesondere der Einfluss von Diskriminierungserfahrungen auf die Gesundheit von MigrantInnen ist in
Deutschland bislang kaum untersucht. Deshalb sollten in einer repräsentativen Stichprobe folgende Fragen untersucht werden: 1) Gibt es einen Zusammenhang zwischen erlebter Diskriminierung und subjektiver Gesundheit? 2) Welche Merkmale beeinflussen das Ausmaß an erlebter Diskriminierung? 3) Welche Bedeutung haben Diskriminierungserfahrungen für die
Vorhersage der Ausprägung von psychischer und physischer Gesundheit?
0HWKRGH Die Stichprobe umfasste 1.844 MigrantInnen aus dem Sozioökonomischen Panel. Untersucht wurden Variablen zu Diskriminierungserfahrung, Gesundheit und sozioökonomische Merkmale. Es wurden
Mittelwertsvergleiche und Regressionsanalysen zur subjektiven Gesundheit
berechnet. Dabei wurden auch herkunfts- und geschlechts-spezifische Modelle aufgestellt. (UJHEQLVVH Personen mit Diskriminierungserfahrungen
berichteten von einer signifikant schlechteren psychischen und körperlichen
Gesundheit. Diskriminierungserfahrungen sind unabhängige Prädiktoren für
subjektive Gesundheit, jedoch variiert die Relevanz der Einflussfaktoren
hinsichtlich Herkunft und Geschlecht. 'LVNXVVLRQ Neben sozioökonomischen Faktoren haben Diskriminierungserfahrungen als besondere psychosoziale Belastung von MigrantInnen eine große Bedeutung für die Einschätzung der Gesundheit. Dieser Befund entspricht internationalen Studien zu
Diskriminierung und Gesundheit.
82
Transnationale und transkulturelle Aspekte der
Psychopharmakotherapie
Siefen, R.G.; Kirkcaldy, B.D.
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Katholisches Klinikum
Bochum RUB, Deutschland
Kulturelle Unterschiede in Bezug auf somatoforme
Beschwerden und Inanspruchnahmeverhalten bei
türkischen Migranten in Deutschland, Türken in der
Türkei und Deutschen
Mewes, R.; Rief, W.
Philipps-Universität Marburg, Deutschland
(LQOHLWXQJ Zu somatoformen Beschwerden bei Migranten in Deutschland
liegen kaum Untersuchungen vor. Es ist unklar, inwiefern die Art und der
Umgang mit körperlichen Beschwerden vom kulturellen Hintergrund beeinflusst werden. In der vorliegenden Studie wird untersucht, inwiefern
somatoforme Beschwerden bei türkischen Migranten, Türken in der Türkei
und Deutschen ohne Migrationshintergrund vorkommen und ob sich diese
Gruppen in Bezug auf das Inanspruchnahmeverhalten unterscheiden. 0H
WKRGHQ 94 türkische Migranten in Deutschland, 183 Türken in der Türkei
und 91 Deutsche wurden mit dem Screening für Somatoforme Störungen
(SOMS-2) und einem Fragebogen zu Arztbesuchen in den letzten 2 Jahren
untersucht. Es wurde überprüft, ob der SOMS-2 in den drei Gruppen die
gleiche faktorielle Struktur aufweist, so dass Häufigkeiten in Symptomgruppen verglichen werden können. (UJHEQLVVH Es zeigte sich, dass der
SOMS-2 in allen drei Gruppen die gleiche vier-faktorielle Struktur aufwies
(pseudoneurologische, kardiovaskuläre, Schmerz- und gastrointastinale
Symptome). Türkische Migranten und Türken gaben auch unter Kontrolle
für Bildungsstand und Berufsstatus mehr pseudoneurologische, Schmerzund kardiovaskuläre Symptome an als Deutsche und unterschieden sich nicht
voneinander. Die türkischen Migranten in Deutschland hatten mehr als
viermal so viele Arztbesuche wie Deutsche und Türken in der Türkei. 'LV
NXVVLRQ Der Bericht somatoformer Beschwerden bei türkischen Migranten
scheint in höherem Ausmaß durch den kulturellen Hintergrund und den
Bildungsgrad und Berufsstatus als durch die Migration an sich geprägt. Im
Umgang mit diesen Beschwerden gemessen am Inanspruchnahmeverhalten
zeigen türkische Migranten jedoch starke Unterschiede zu Türken in der
Türkei.
10
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
(LQOHLWXQJ Hinweise auf ethnische und kulturelle Einflüsse auf den Einsatz
von Psychopharmaka gibt es in der MiJUDWLRQVOLWHUDWXUVFKRQOlQJHU±DOOHU
dings eher mit grundsätzlichen qualitativen Betrachtungen (Bhugra & Bhui
1999). Ebenso wichtig erscheinen jedoch quantitative Vergleiche und Analysen anhand aktueller empirischer Daten, um auf mögliche durch ihr Herkunftsland geprägte Behandlungserwartungen von Patienten mit Migrationshintergrund und ihrer Angehörigen gezielt eingehen zu können. 0HWKRGHQ
Aktueller Daten von OECD und Eurobarometer zur Gesundheitsversorgung
werden analysiert mit Schwerpunkt auf dem Konsum von Antidepressiva,
Anxiolytika und anderen Psychopharmaka und Unterschiede zwischen den
verschiedenen Ländern dargestellt. (UJHEQLVVH In vielen Ländern wird bei
psychischen Problemen eher der Allgemeinarzt oder Hausarzt bei psychischen Problemen konsultiert als der Psychiater. Der Verbrauch bestimmter
Psychopharmakagruppen differiert nicht nur zwischen kulturell deutlich
unterschiedlich geprägten Ländern, sondern auch zwischen kulturell nur
bedingt verschiedenen Staaten Europas. 'LVNXVVLRQ Offenbar gibt es in den
einzelnen Ländern spezifische Traditionen der Inanspruchnahme von ärztlicher Diagnostik und Therapie und der Verordnung und Einnahme von
Psychopharmaka. Diese spezifischen "Diagnostik- und Behandlungskulturen" besser zu kennen, oder zumindest zu erfragen, trägt vermutlich dazu bei,
auf implizite Erwartungen von Migrantenpatienten besser HLQ]XJHKHQ±PLW
möglicherweise positiven Auswirkungen auf die Behandler-PatientBeziehung und die Compliance des Patienten und seiner Familie.
/LWHUDWXU
Bhugra, D. & Bhui, B.: Ethnic and cultural factors in psychopharmacology.
$GYDQFHVLQ3V\FKLDWULF7UHDWPHQW±
DGVM-Kongress 2009
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80
83
85
5DFH±ZDUXPDOWH%HJULIIHNHLQHQHXHQ3HUVSHNWLYHQ
KDEHQ
1HXURELRORJLVFKH9HUlQGHUXQJHQXQWHUNRJQLWLYHU
9HUKDOWHQVWKHUDSLHEHL3DWLHQWHQPLW=ZDQJVVW|UXQJHQ
Heinz, A.; Kluge, U.
Zurowski, B.; Kordon A.; Voderholzer, U.; Külz, A.K.; Wahl, K.;
Hohagen, F.
Charité-Universitätsmedizin Berlin, Deutschland
Universität Lübeck, Deutschland
Heutzutage erscheint kaum ein Artikel zu genetischen Korrelaten der Disposition psychischer Erkrankungen, welcher nicht auf die vermeintliche "Rasse/race" der Studienteilnehmer Bezug nimmt. Aber ist dieser Begriff, dessen
unrühmliche Rolle im Nationalsozialismus ja hinreichend bekannt ist, überhaupt sinnvoll verwendbar? Anhand von historischen und aktuellen Argumenten und Debatten soll die Komplexität und der Kontext der Entwicklung
des "Rasse"-Begriffes und seiner Verwendung in Wissenschaft und Gesellschaft dargestellt werden. Es werden wissenschaftliche Argumentationslinien
und die damit verbundenen Stereotype diskutiert und in ihrer Bedeutung
hinterfragt. Ein kurzer Überblick über aktuelle Modelle menschlicher Populationen und ihrer Wanderungsbewegungen bildet den Anknüpfungspunkt
für Erklärungsmodelle biologischer Varianzen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Menschen. Dadurch soll die Kritik reduktionistischer
Thesen ermöglicht werden, die in den vergangenen Jahrhunderten und den
genannten zeitgenössischen Diskursen zu sachfremden und diskriminierenden Einteilungen nach "Menschenrassen" beigetragen haben, oft um soziale
und ökonomische Unterschiede zu rechtfertigen. Reduktionistischen Sichtweisen wird ein Blick auf die Variabilität der Menschen entgegengesetzt.
6\PSRVLXP,QWHUDNWLRQYRQSV\FKRWKHUDSHXWLVFKHQ
,QWHUYHQWLRQHQPLWQHXURELRORJLVFKHQ3UR]HVVHQ
84
6FKODI((*XQGQHXURHQGRNULQRORJLVFKH9HUlQGHUXQJHQ
DOV3UGLNWRUYRQ3V\FKRWKHUDSLHHUIROJEHL'HSUHVVLRQHQ
Berger, M.
(LQOHLWXQJ Mit der vorgestellten Studie wurden erstmals Magnetresonanzspektroskopie und voxelbasierte Morphometrie longitudinal im Verlauf einer
Psychotherapie bei Patienten mit Zwangsstörung eingesetzt. Neben der
Darstellung neurobiologischer Korrelate verhaltenstherapeutischer Prozesse
hatte die vorliegende Untersuchung die Identifizierung möglicher neurobiologischer Verlaufsprädiktoren zum Ziel. 0HWKRGHQ Unmedizierte Patienten
mit mittelschwerer bis schwerer Zwangsstörung wurden zweizeitig, jeweils
vor und nach einer stationären strukturierten kognitiven Verhaltenstherapie,
untersucht. Die Therapie umfaßte 24 Einzelsitzungen über 3 Monate und
beruhte auf in-vivo-Expositionen mit Reaktionsverhinderung. Die Untersuchung umfasste eine psychometrische Charakterisierung, Neuropsychologische Testung, voxel-basierte Morphometrie der grauen Substanz sowie die
Konzentrationsbestimmung von Neurometaboliten/-transmittern mit der
Magnetresonanzspektroskopie (MRS) (i) anterioren Cingulum (ACC) (ii)
orbitofrontalen Cortex und (iii) ventralen Striatum. (UJHEQLVVH Eine hochsignifikante Symptomreduktion war begleitet von einer 'Normalisierung'
bestimmter abweichender uneuropsychologischer Funktionsparameter und
Neurometaboliten, deren Konzentration im orbitofrontalen Cortex zudem
prädiktiv für den Therapieerfolg war. Es fanden sich sowohl lokale Volumenverminderungen als auch -vermehrungen der grauen Substanz im Therapieverlauf. 'LVNXVVLRQ Die Befunde stützen die Bedeutung der orbitofrontostriato-thalamo-orbitofrontalen Schleifen bei der Zwangsstörung. Psychotherapeutische Prozesse können im Lichte aktueller Befunde zunehmend mit
neurobiologischen Begriffen erfasst werden. Die neurobiologische Konvergenz unterschiedlichster Therapieverfahren erscheint als eine geeignete
Basis, um konzeptuelle und intuitive Barrieren zwischen den Verfahren und
ihren Anwendern in Frage zu stellen.
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutschland
&KDUDNWHULVWLVFKH 9HUlQGHUXQJHQ GHV 6FKODI((*¶V VRZLH HLQH HUK|KWH
Aktivität der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrindenachse zählen
nach wie vor zu den konsistentesten Veränderungen, die bei Patienten mit
depressiven Erkrankungen beschrieben wurden. Polysomnographische
Untersuchungen zeigen u.a. eine verkürzte Latenz bis zum Auftreten der
ersten REM-Phase sowie einen erhöhten REM-Schlaf u. einen verminderten
Tiefschlafanteil. Die basale Cortisolsekretion ist bei ca. 50% der Patienten
erhöht. Funktionstests wie der Dexamethason-CRH-Test zeigen bei über
80% der Patienten mit Depression ein pathologisches Testergebnis. Am
häufigsten findet man die genetisch, biologischen Auffälligkeiten bei Patienten mit melancholischen und psychotischen Depressionen. Insgesamt gibt es
bisher nur wenige Untersuchungen, die sich mit der prädiktiven Wertigkeit
dieser biologischen Auffälligkeiten für das Ansprechen auf eine Psychotherapie befasst haben. In einer Studie zeigten Patienten mit einem pathologischen Dexamethason-Suppressions-Test ein schlechteres Ansprechen auf
kognitive Verhaltenstherapie als Patienten, die sich in diesem Test normal
verhielten. In einer anderen Studie zeigten Patienten mit höheren basalen
Cortisolwerten eine geringere Reduktion von Depressionswerten nach kognitiver Verhaltenstherapie als Patienten, die zu Beginn der Therapie niedrige
Cortisolspiegel aufwiesen. Auch bezüglich der polysomno-raphischen Auffälligkeiten zeigten sich ähnliche Ergebnisse: Patienten mit gestörtem Schlaf
respondierten auf Psychotherapie schlechter als Patienten ohne gestörten
Schlaf. Zusammenfassend sprechen bisherige Studien dafür, dass depressive
Patienten mit neuroendokrinologischen und polysomno-raphischen Veränderungen eher schlechter auf Psychotherapie ansprechen als Patienten ohne
entsprechende Auffälligkeiten. Um Zusammenhänge zwischen neurobiologischen Auffälligkeiten und dem Ansprechen auf Psychotherapie weiter zu
klären, wären einerseits Studien an großen Fallzahlen sinnvoll, andererseits
Studien, bei denen neuroendokrine und polysomnographische Studien mit
genetischen und Bildgebungs-Studien kombiniert werden.
86
1HXURELRORJLVFKH.RUUHODWHSV\FKRWKHUDSHXWLVFKHU
,QWHUYHQWLRQHQEHLGHU%RUGHUOLQH3HUV|QOLFKNHLWVVW|UXQJ
Herpertz, S.; Schulze, L.; Hauenstein, K.H.; Domes, G.
Universität Rostock, Deutschland
Die Wirksamkeit von psychotherapeutischen Behandlungsmethoden konnte
bei einer Vielzahl von Krankheitsbildern nachgewiesen werden. Bei der
Borderline-Persönlichkeitsstörung ist angesichts des bisherigen Forschungsstandes davon auszugehen, dass störungsspezifische psychotherapeutische
Handlungsprogramme pharmakotherapeutischen Interventionen überlegen
sind. Allerdings sind die Wirkungsmechanismen von Medikamenten als
klare biologische Interventionen viel weitgehender aufgeklärt als die komplexer psychosozialer Interventionen. In den letzten Jahren wird nun erstmals
versucht zu klären, wie Psychotherapie auf unser Gehirn wirkt, welche
neuronalen Mechanismen einer gezielten Veränderung des psychischen
Befindens zugrunde liegen. Dabei gibt es erste Ergebnisse zu folgenden
Fragen: 1. Welche hirnbiologischen Korrelate zeigen psychologische Mechanismen, die in der Psychotherapie verwandt werden wie z. B. Verdrängung, Löschung, kognitive Umstrukturierung? 2. Welche neurobiologischen
Veränderungen kann man unter spezifischen psychotherapeutischen Interventionen bei einzelnen psychischen Störungen beobachten? Zu diesen
Fragen sollen Befunde bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung vorgestellt
werden.
87
(UHLJQLVNRUUHOLHUWH3RWHQWLDOHEHL'\VWK\PLH±
((*.RUUHODWHDIIHNWLYHU9HUDUEHLWXQJ
Georgiewa, P.; Filipowa, A.; Pommer, M.; Rothemund, Y.;
Klapp, B.F.; Danzer, G.
Charité-Universitätsmedizin Berlin, Deutschland
Abstracts
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
11
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Ziel dieser Studie war die Untersuchung von EEG-Korrelaten veränderter
affektiver Verarbeitung bei Patienten mit dysthymer depressiver Verstimmung, bei Patienten mit somatoformer Schmerzstörung und bei gesunden
Kontrollpersonen. Ausgangspunkt waren reduzierte Amplituden ereignis-
korrelierter Potentiale in Zusammenhang zu depressiver Verarbeitung in
verschiedensten Patientenstudien. 0HWKRGHQ 14 Patientinnen mit einer
Dysthymie (ICD 10, definiert über zwei unabhängige klinische Diagnostiker
und Fragebögen), 15 Patienten mit somatoformer Störung und 11 alters- und
geschlechtsangepasste Kontrollpersonen wurden untersucht. Als Auslöser für
die Ereigniskorrelierten EEG-Potentiale wurden 5 auditorische Stimuli
unterschiedlichen emotionalen Gehalts genutzt (unangenehm erlebter Ton,
neutraler Ton, melodisches Glockenspiel, neutrale Wörter und Wörter mit
affektiver Bedeutsamkeit). 5HVXOWDWH Sowohl die Ausprägung der P300 als
besonders die späte PWS Komponente unterscheiden sich in Abhängigkeit
von der affektiven Bedeutsamkeit der akustischen Stimuli. Die drei Untersuchungsgruppen unterscheiden sich hinsichtlich der Ausprägung der P300 und
der PSW-Komponente nur tendenziell. Wohl aber ergeben sich Unterschiede im Hinblick auf die eingeschätzte Affektivität der Stimuli. Die Patienten
mit somatoformer Störung bewerten die Tonreize insgesamt weniger affektiv
bedeutsam. =XVDPPHQIDVVXQJ Die Resultate sprechen für veränderte
Verarbeitung affekthaltiger Stimuli auch bei milderen Formen der Depression bzw. eher somatisierten Anteilen. Dabei scheint die Amplituden der
evozierten Potentiale aber deutlich mehr mit der Reizbewertung zu korrelieren als mit testdiagnostisch gesicherter erhöhter Depressivität .
Symposium 9: Tinnitus
90
$QDO\VHGHV=XVDPPHQKDQJVGHU,WHPVGHV
Geräuschüberempfindlichkeits-Fragebogens (GÜF) mit
DQGHUHQ0HWKRGHQGHU+\SHUDNXVLVHUIDVVXQJ
Bläsing, L.; Goebel, G.; Flötzinger, U.; Kröner-Herwig, B.
Georg-Elias-Müller-Institut für Psychologie, Göttingen, Deutschland
Verarbeitung affektiver akustischer Signale bei
7LQQLWXVSDWLHQWHQXQG*HVXQGHQ±HLQH6WXGLHPLWI05,
Georgiewa, P.; Rothemund, Y.; Bohner, G.; Bauknecht, C.;
Klingebiel, R.; Mazurek, B.; Klapp, B.F.
Charité-Universitätsmedizin Berlin, Deutschland
(LQOHLWXQJ Die Art des Zusammenwirkens verschiedener Hirnstrukturen,
die zu Beeinträchtigungserleben durch Tinnitus und psychischer Sekundärsymptomatik führt, ist trotz einiger neuerer Studien mit bildgebenden Verfahren bisher weiter ungeklärt. Fragestellung der vorliegenden Studie ist, ob
unterschiedliche Affektivität akustischer Reize bzw. deren Komplexität auf
die spezifisch veränderte zentrale Verarbeitung bei Tinnitus Einfluss nehmen. 0HWKRGHQ Entsprechend wurde im MRT ein die affektive Bedeutsamkeit variierendes Untersuchungsdesign 10 Patienten mit Tinnitus und 10
alters- und geschlechtsvergleichbaren Kontrollen dargeboten. Pseudorandomisiert wurden 4 akustische Stimuli präsentiert: 1) angenehme Glockentöne,
2) unangenehme Pieptöne, 3) neutrale Wörter, 4) affektive bedeutsame
Wörter, 5) dazwischen Pausen. Die MRT-Daten wurden mit dem Paket SPM
funktionell analysiert und dargestellt. (UJHEQLVVH Der Vergleich der Aktivierungsmuster zwischen Tinnituspatienten und Kontrollen erbrachte signifikante Gruppenunterschiede in limbischen Regionen, präfrontalen Gebieten
und im akustischen Kortex. 'LVNXVVLRQ Die Einflüsse des lymbischen
Systems werden im Kontext der Mitbeteiligung emotionaler Verarbeitungsund Bewertungsprozesse einschließlich latent depressiver Symptomatik
diskutiert, der präfrontale Kortex als assoziatives Zentrum von Aufmerksamkeitssteuerung und negativen Rückkopplungskreisläufen bei Tinnitus,
die temporalen Regionen im Kontext von Modellen zur zentralen
Tinnitusentstehung.
89
Sekundärprävention einer Anpassungsstörung bei
DQKDOWHQGHP7LQQLWXV±0HGLHQEDVLHUWH3URJUDPPHYV
Gruppenschulung
Nyenhuis, N.; Weise, C.; Jäger, B.; Kröner-Herwig, B.
Georg-August-Universität Göttingen, Deutschland
(LQOHLWXQJ Bei etwa 10% der von chronischem Tinnitus Betroffenen besteht
ein starker Leidensdruck. Dekompensierter Tinnitus wird wesentlich durch
psychologische Prozesse der Krankheitsverarbeitung bestimmt. Zielsetzung
der Studie ist der Entwicklung eines dekompensierten Tinnitus im akuten/subaktuen Stadium des Tinnitusverlaufs entgegenzuwirken. Es wurde ein
Trainingsprogramm entwickelt, in dem über eine verstärkte Ressourcennutzung, eine Dekatastrophisierung der Störung, den Aufbau von Selbsteffizienzüberzeugungen und den Einsatz erlernter Bewältigungsstrategien das
Selbstmanagement der Störung verbessert werden soll. 0HWKRGHQ Es wird
ein viergliedriges, randomisiertes Kontrollgruppen-Design mit Variation der
Behandlungsbedingungen und einem Messwiederholungsfaktor gewählt. Die
Treatmentbedingung hat 4 Arme (Selbstmangement-Anleitung per Broschüre
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
(LQOHLWXQJ Hyperakusis bezeichnet Geräuschüberempfindlichkeit, ein
Phänomen, von dem ca. 40% der Tinnituspatienten berichten (Johnson,
1999). Bislang beinhaltet das Konstrukt viele Unklarheiten, z.B. einen
mangelnden Konsens bezüglich der Diagnostik. Ziel der Studie war die
Bestimmung des Zusammenhangs verschiedener Methoden der Hyperakusiserfassung. 0HWKRGHQ 157 Tinnituspatienten führten den Geräuschüberempfindlichkeits-Fragebogen (GÜF; Nelting & Finlayson, 2004) und
das Strukturierte Tinnitus Interview (STI; Goebel & Hiller, 2001) durch. In
audiologischen Messungen wurden die Unbehaglichkeitsschwellen (UBS)
und die individuellen Lautheitsfunktionen (Analogskalen, Hörfeld) erfasst.
Der Zusammenhang dieser Parameter mit den GÜF-Items wurde analysiert.
(UJHEQLVVH 56% der Patienten gaben eine schwere/sehr schwere
Hyperakusis an. Es zeigten sich geringe bis moderate Korrelationen der
GÜF-Items mit den UBS, den Lautheitsfunktionen und den STIHyperakusisitems. Die Items mit insgesamt sehr geringen Korrelationen
wurden identifiziert. Der um diese Items bereinigte Gesamtscore korrelierte
etwas stärker als vorher mit den Hyperakusisparametern. 'LVNXVVLRQ Zwar
zeigten sich die erwarteten Tendenzen, aber nur geringe bis moderate Zusammenhänge zwischen den Hyperakusiserfassungsmethoden, was die
Heterogenität des Konstrukts und die Notwendigkeit einer differenzierten
Diagnostik belegt. Es wird vermutet, dass die ausgeschlossenen GÜF-Items
nicht vorrangig Hyperakusis messen, was die erhöhte konvergente Validität
des bereinigten Gesamtscores erklären könnte. Die Items, die am höchsten
mit Hyperakusisparametern korrelierten, unterstützen die Annahme, dass
Angst und Vermeidung zentrale Hyperakusismechanismen sind.
/LWHUDWXU
Goebel, G. & Hiller, W. (2001). Verhaltensmedizinische Tinnitus-Diagnostik.
Göttingen: Hogrefe.
-RKQVRQ0$WRROIRUPHDVXULQJK\SHUDFXVLV+HDU-±
Nelting, M. & Finlayson, N.K. (2004). GÜF-GeräuschüberempfindlichkeitsFragebogen. Göttingen
91
Neuronale Korrelate tinnitusbezogener Belastung
Golm, D.; Meinhardt-Renner, A.; Dechent, P.; Moser, T.;
Kröner-Herwig, B.
Georg-August-Universität Göttingen, Deutschland
(LQOHLWXQJ Tinnitus bezeichnet eine Geräuschwahrnehmung ohne externe
Schallquelle. Annähernd 4% der Deutschen über 10 Jahre haben ein Ohrgeräusch länger als einen Monat. Ungefähr die Hälfte der Betroffenen sind
mindestens mittelschwer beeinträchtigt. (Pilgramm, Rychlik, Lebisch,
Siedentop, Goebel & Kirchhoff, 1999). Diese Belastung korreliert allerdings
nicht mit psychoakustischen Tinnitusparametern (Goebel, 2003). Laut dem
neurophysiologischen Modell (Jastreboff, Gray & Gold, 1996) ensteht
Tinnitusbelastung durch eine Assoziation der Tinnituswahrnehmung mit
einer Aktivation des limbischen Systems. Diese fördert wiederum die Entdeckung und Verstärkung des Signals durch subcortikale auditorische Bahnen
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oder Internet, professionell angeleitete Gruppenintervention, Kontrollbedingung). Die primären Outcome-Variablen sind (1.) die Tinnitus- bezogene Beeinträchtigung, (2.) die Selbsteffizienzüberzeugungen, (3.) die
funktionalen Bewältigungsstrategien und (4.) die Tinnitus-bezogenen Behandlungs- und Sozialkosten. Sekundäre Outcome-Kriterien sind (a) die
Depressivität und (b) die psychopathologische und -somatische
Symptombelastung. Es erfolgen prä- (Baseline), post- (3 Monate) und follow-up- (12 Monate) Messungen. Von den beiden parallel arbeitenden
Studienzentren werden 240 Teilnehmer in die Studie einbezogen, deren
Ansprache über Arztpraxen, Kliniken und Medien erfolgt. Die Teilnehmer
mit max. 6 Monaten Tinnitussymptomatik werden auf dem Postweg befragt.
(UJHEQLVVH Bis Ende April sind aufgrund der Rücksendung des ersten
Fragebogens 147 Teilnehmer in die Randomisierung eingegangen. Weitere
36 Teilnehmer haben den Baseline-Fragebogen noch nicht zurückgesandt.
Anfang Mai beginnt der Versand des zweiten Studienfragebogens (post). Die
bis September vorliegenden Ergebnisse werden berichtet.
und induziert eine Aktivierung des autonomen Nervensystems, was in dem
Gefühl der Belastung mündet. Es kommt zur Konditionierung einer autonomen Reaktion auf das Tinnitus-Signal. Da die neuronalen Korrelate der
Tinnitusbelastung weitgehend unerforscht sind, ist es das Ziel der Studie
diese aufzuklären. 0HWKRGHQ Hoch- und gering belastete Tinnituspatienten
sowie gesunde Kontrollprobanden (n=15) sollen mittels fMRT untersucht
werden. Als Untersuchungsparadigmen dienen ein emotionaler Stroop Test,
ein emotionales Satzparadigma, in dem die persönliche Bedeutung von
tinnitusbezogenen, allgemein belastungsbezogenen und neutralen/positiven
Sätzen eingeschätzt werden soll sowie ein Maskierungsparadigma. In diesem
wird den Probanden maskierendes und nicht-maskierendes Rauschen dargeboten. Geplant sind zwei Untersuchungszeitpunkte; vor und nach einer
psychologischen Tinnitustherapie. Vor der Therapie wird eine erhöhte
Aktivierung limbischer Strukturen bei hoch- vs. gering belasteten Tinnituspatienten erwartet. Durch die Therapie verringerte Tinnitusbelastung sollte
sich neuronal, im Sinne reduzierter Aktivierung limbischer Strukturen nach
der Therapie, widerspiegeln. (UJHEQLVVH Es werden erste Ergebnisse der
laufenden Studie präsentiert.
94
Symposium 10: Chronischer Rückenschmerz
Das Avoidance-Endurance-Modell zur
Schmerzchronifizierung: Neurobiologische und
behaviorale Befunde
Dysfunktionale Informationsverarbeitungsprozesse und
deren Therapierelevanz bei chronischen Schmerzen
Rusu, A.C.
Ruhr-Universität Bochum, Deutschland und University of London,
United Kingdom
(LQOHLWXQJ Die Forschung zu dysfunktionalen Informationsverarbeitung hat
qualitative Unterschiede zwischen depressiven Schmerzpatienten und depressiven Patienten ohne Schmerzstörung gefunden. Das Schema
Enmeshment Model of Pain (SEMP) ist entwickelt worden, um diese veränderte automatische Informationsverarbeitung zu erklären. Während negatives
zukunftsgerichtetes Denken bei depressiven Störungen hinreichend untersucht worden ist, ist es wichtig zu klären, welche Rolle es bei chronischen
Schmerzpatienten spielt. Ziel der Studie war es, die aus dem SEMP Modell
entwickelten Hypothesen in Bezug auf den Einfluss des zukunftsgerichteten
Denkens zu untersuchen. 0HWKRGHQ Im kognitionspsychologischen Experiment wurden die Bewertung von Adjektiven (endorsement) sowie die
Erinnerungsleistung (recall bias) von 26 depressiven, 28 nichtdepressiven
chronischen Schmerzpatienten, 26 klinischdepressiven Patienten und 35
gesunden Kontrollpersonen untersucht. Die Untersuchungsteilnehmer wurden in Schmerzkliniken und ärztlichen Praxen rekrutiert und erhielten die
Aufgabe positive und negative gesundheitsbezogene, depressogene und
neutrale Wörter zu bewerten. Anschließend wurde der incidental recall
erfasst. (UJHEQLVVH Die Ergebnisse zeigen, dass die depressiven Schmerzpatienten signifikant mehr gesundheitsbezogene und negative zukunftsgerichtete Informationen erinnerten, sowie die Abwesenheit eines bias für positive
gesundheitsbezogene Informationen, im Gegensatz zu den nichtdepressiven
Schmerzpatienten, zeigten. Hingegen zeigte sich kein bias für negative,
gesundheitsbezogene und zukunftsgerichtete Stimuli. 'LVNXVVLRQ Es konnte
gezeigt werden, dass Depressivität im Kontext von chronischen Schmerzen
mit dysfunktionalen Informationsverarbeitungsprozessen einhergeht, die sich
in einem spezifisch negativen zukunftsgerichteten und gesundheitsbezogenem Erinnerungsstil ausdrücken. Erweiterungen bisheriger kognitiver Interventionsmethoden werden abschließend diskutiert.
93
Was ist wirklich bewiesen in der Schmerztherapie bei
chronischem Rückenschmerz?
Hasenbring, M.
Ruhr-Universität Bochum, Deutschland
Die Untersuchung psychosozialer Risikofaktoren für die Chronifizierung von
Rückenschmerzen wurde bislang primär empirisch-induktiv durchgeführt.
Das Fear-Avoidance-Modell und seine Erweiterung, das AvoidanceEndurance-Modell (AEM) formulieren erstmals theoretische Vorstellungen
über psychobiologische Mechanismen, die sowohl im Sinne von Risikofaktoren identifizierbar sind als auch relevant sind für die Beschreibung
pathogenetischer Bindeglieder in der Entwicklung vom akuten/subakuten
zum chronischen Rückenschmerz. Das AEM nimmt an, dass es entgegengesetzte Formen des Reagierens auf Schmerzen gibt mit Katastrophisieren,
Furcht/Angst und Vermeidungsverhalten auf der einen Seite versus Kognitionen des Ignorierens oder Durchhaltens (Thought Suppression) und suppressivem Verhalten auf der anderen Seite. Eine weitere Annahme ist, dass es
Subgruppen von Rückenschmerzpatienten mit spezifischen Merkmalskombinationen gibt, z. B. dem Pattern eines Furcht-Vermeidungsverhaltens,
einem Pattern mit ausgeprägtem Thought Suppression bei depressiver Stimmungslage sowie ein Pattern mit ausgeprägt suppressivem Schmerzverhalten
bei betont heiterer Stimmungslage. Für jede dieser Risikogruppen werden
pathogenetische Modellvorstellungen zu kurz- und langfristigen Folgen
formuliert.In dem aktuellen Überblicksvortrag werden empirische Befunde
aus prospektiven Längsschnittstudien zur Bedeutung dieser Pattern für die
Chronifizierung der Schmerzen vorgestellt. Fall-Kontroll- sowie laborexperimentelle Studien liefern erste behaviorale Befunde zur accelerometergestützten Messung der Alltagsaktivität sowie neurobiologische Befunde zur
muskulären Reagibilität unter biomecha-nischen Belastungshaltungen, zur
veränderten Cortisolfreisetzung sowie zur Schmerzsensitivität (QSTMessungen). Die Annahmen des AEM, dass es im Fall ausgeprägten FurchtVermeidungsverhaltens eher zu einem Disuse-Syndrom, im Fall suppressiver
Schmerzverarbeitung zu einem Overuse-Syndrom kommt, finden hier erste
Bestätigung.
95
Angst vor Bewegung? Eine fMRT-Studie zum FearAvoidance-Modell bei chronischen Rückenschmerzen
Barke, A.; Baudewig, J.; Dechent, P.; Kröner-Herwig, B.
Georg-August-Universität Göttingen, Deutschland
Bei chronischen Rückenschmerzen gibt es klare Evidenz dafür, dass insbeVRQGHUH GLH VRJ ÄLQWHUGLV]LSOLQlUH PXltimodale SchmerztheUDSLH³ LQGL]LHUW
ist. Dabei sind verschiedene somatische, körperlich sowie psychologisch
übende und psychotherapeutische Verfahren nach vorgegebenem Behandlungsplan mit konsensualen Therapiezielen eingebunden. Die Behandlung
wird von einem Therapeutenteam aus Ärzten, Psychologen bzw. Psycho-,
Physio-, Ergo- und Sporttherapeuten in Kleingruppen von maximal 8 Pat.
erbracht Obligat ist eine gemeinsame Beurteilung des Behandlungsverlaufs
innerhalb regelmäßigen Teambesprechungen. Zentrales Therapieziel ist die
(LQOHLWXQJ Das Fear-Avoidance-Modell für die Chronifizierung von Rückenschmerzen postuliert eine in der Akutphase erworbene Angst vor Bewegungen, die zu Schonverhalten mit Bewegungsvermeidung und langfristig zu
einer Aufrechterhaltung des Schmerzsyndroms führt. In unserer ereigniskorrelierten fMRT-Studie untersuchten wir neuronale Korrelate der Bewegungsangst (BA). 0HWKRGH Je 15 Frauen mit chronischen Rückenschmerzen (CRS) und hoher oder niedriger BA, sowie 30 schmerzfreien Probandinnen (15 gesunde Personen und 15 Spinnenphobikerinnen) wurden im MRT
120 Fotografien präsentiert, die neutrale Bewegungen (NB) und solche, die
Schmerz antizipieren lassen (SB), sowie allgemein Angst auslösende (A) und
neutrale (N) Bilder aus dem IAPS und von Spinnen (S) gezeigt, um festzustellen, ob bei CRS-Patientinnen bei der Verarbeitung von SB-Bildern
andere Hirnareale beteiligt sind als bei der von NB-Bildern und ob sie sich
Abstracts
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
Pfingsten, M.
Georg-August-Universität Göttingen, Deutschland
13
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92
Wiederherstellung der objektiven und subjektiven Funktionsfähigkeit
(functional restoration) mit Steigerung der Kontrollfähigkeit und des Kompetenzgefühls der Betroffenen. Grundpfeiler sind die drei Behandlungsteile:
Bewegungstherapie, Work-Hardening und (Gruppen-)Psychotherapie auf der
Basis verhaltenstherapeutischer Prinzipien. Einzelne Therapiebausteine sind:
1. medizinische Behandlung (z.B. medikamentöse Therapie) 2. intensive
Information und Schulung auf Basis eines biopsychosozialen Krankheitsmodells 3. konsequente Steigerung der körperlichen Aktivität mit Motivierungsund Beratungselementen für Alltagsaktivitäten 4. psychotherapeutische
Behandlungsmaßnahmen zur Veränderung eines maladaptiven, auf Ruhe und
Schonung oder Durchhalten ausgerichteten Krankheitsverhaltens, zur Stärkung von eigenen Ressourcen im Umgang mit Schmerz und Beeinträchtigung sowie Erlernen von Entspannungs- und Stressbewältigungstechniken,
Bewältigungsstrategien, ggf. störungsorientierte Einzeltherapie, 5. Work
Conditioning, Work Hardening Techniken.
diesbezüglich von Gesunden unterscheiden. Zum Vergleich dient der Kontrast der A-Bilder mit N-Bildern bei CRS-Patientinnen und Kontrollen sowie
der Kontrast S-Bilder und N-Bilder bei Spinnenphobikerinnen und Kontrollen. (UJHEQLVVH In der vorläufigen Auswertung der ersten 19 Probandinnen
zeigten sich bei allen Personen bei dem Kontrast A-Bilder vs. N-Bilder
Aktivierungen in emotionsbezogenen Strukturen (PCC, PFC, OFC), bei den
Spinnenphobikerinnen zeigten sich bei dem Kontrast S-Bilder vs. N-Bilder
ausgeprägte Aktivierungen im ACC, Insulae, PFC, OFC, Thalamus und
Nucl. Caudatus). Bei den CRS-Patientinnen waren für den Kontrast SBBilder vs. NB-Bilder hingegen keine angstbezogenen Aktivierungen feststellbar. 'LVNXVVLRQ Aufgrund des Fear-Avoidance-Modells erwarteten wir
bei CRS-Patientinnen angstbezogene Aktivierungen bei der Betrachtung von
Bildern von aversiver physischer Aktivität. Diese Erwartung wurde bislang
nicht erfüllt. Wir berichten über die endgültigen Ergebnisse, die auch den
Vergleich der CRS-Patientinnen mit hoher und niedriger BA einschließen.
einer repräsentativen deutschen Bevölkerungsstichprobe (n=2.041) wurden
der GHQ-12, der BDI, der SF-36, PHQ und das Social Phobia Inventory
(SPIN) mittels face-to-face Befragung erhoben. (UJHEQLVVH Im Vergleich
zu verschiedenen mehrdimensionalen Lösungen, die bislang in der Literatur
diskutiert wurden, erwies sich anhand konfirmatorischer Modelltestungen
(SEM) eine einfaktorielle Lösung als überlegen. Zudem zeigen die Befunde,
dass die Annahme verschiedener Subfacetten auch inhaltlich nicht begründet
ist, da sich keine Differenzierungen verschiedener Subskalen des GHQ-12
anhand externer Variablen (BDI, PHQ, SF-36, SPIN) zeigten. Die eindimensionale Skala weist zudem eine sehr gute interne Konsistenz von Alpha = .89
auf. =XVDPPHQIDVVXQJ Dimensionalität und psychometrische Eigenschaften werden dargestellt. Die Zusammenhänge mit etablierten Instrumenten
und deren Bedeutung für die inhaltliche Validität des GHQ-12 und für die
praktische Einsetzbarkeit sollen diskutiert werden.
98
Symposium 11: Screening psychischer Störungen
96
Breitbandverfahren zur Erfassung psychischer
Auffälligkeiten und Störungen des Kindes- und
Jugendalters
Ein 4-Item-Instrument für Depression und Angst:
Validierung und Standardisierung des Patient Health
4XHVWLRQQDLUH±3+4LQder Allgemeinbevölkerung
Barkmann, C.
Löwe, B.; Wahl, I.; Rose, M.; Spitzer, C.; Glaesmer, H.;
Wingenfeld, K.; Schneider, A.; Brähler, E.
(LQOHLWXQJ Psychometrische Fragebögen zur Erfassung von psychischen
Auffälligkeiten und Störungen des Kindes- und Jugendalters spielen in den
verschiedensten Bereichen der psychosozialen Medizin eine bedeutsame
Rolle. In diesem Beitrag wird ein Überblick über die derzeit vorliegenden
deutschsprachigen Breitbandverfahren dieser Kategorie gegeben. Differenzielle Betrachtungen richten sich vor allem auf Anwendungspopulationen,
-settings und -ziele sowie psychometrische Gütekriterien. 0HWKRGH Über
eine systematische Literaturrecherche wurden alle psychometrischen Tests
erfasst, die klinisch-psychiatrische Syndrome bei Kindern und Jugendlichen
erfassen, deutschsprachig vorliegen und mindestens einmal nach 1989
psychometrisch evaluiert wurden. Die so identifizierten Verfahren wurden
tabellarisch aufbereitet und die deskriptiv analysiert. (UJHEQLVVH Von etwa
90 Instrumente, die die genannten Kriterien erfüllen, sind 13 mehrdimensionale Breitbandinstrumente. Es handelt es sich fast ausschließlich um Adaptationen US-amerikanischer Verfahren, die im Rahmen von Methoden der
klassischen Testtheorie konstruiert worden sind. Auf zwei bis sieben Seiten
werden über 25 bis 120 Items schwerpunktmäßig die klassisch-neurotischen
Störungsbereiche für die Altersgruppe der 1,5- bis 18-Jährigen abgedeckt.
Sowohl innerhalb wie zwischen den verschiedenen Verfahren werden unterschiedliche Urteilerperspektiven berücksichtigt. Die Mehrheit der Verfahren
erfüllt kaum mehr als den erforderlichen Mindeststandard psychometrischer
Evaluation. Sie sind zwar für gruppenbezogene Statusdiagnostik, kaum aber
für Individual- und Veränderungsdiagnostik geeignet. 'LVNXVVLRQ Gemessen an theoretischen Standards, englischsprachigen Instrumenten oder
deutschsprachigen Verfahren im Erwachsenenbereich ist der Stand der
Entwicklung von Breitbandverfahren zur syndromalen Diagnostik als mittelmäßig zu bewerten.
Universität Hamburg, Deutschland
(LQOHLWXQJ Die 4-Item-Version des "Gesundheitsfragebogens für Patienten"
(englisch: Patient Health Questionnaire-4, PHQ-4) ist ein ultrakurzer Fragebogen, der aus einer 2-Item-Depressionsskala (PHQ-2) und einer 2-ItemAngstskala (GAD-2) besteht. Da PHQ-4, PHQ-2 und GAD-2 noch nicht in
der Allgemeinbevölkerung validiert worden sind, untersucht diese Studie
Reliabilität und Validität in einer großen Stichprobe der Allgemeinbevölkerung und stellt Normwerte zur Verfügung. 0HWKRGH Eine
repräsentative Querschnittserhebung wurde in Deutschland im Jahre 2006
durchgeführt. Der Fragebogen umfasste den PHQ-4, andere Selbst-RatingSkalen und demographische Charakteristiken. (UJHEQLVVH Von den 5.030
Teilnehmern (Teilnahmequote = 72,9%) waren 53,6% weiblich, das mittlere
Alter (SD) lag bei 48,4 (18,0) Jahren. Die soziodemographischen Charakteristiken der Studie entsprachen im Wesentlichen denen der Allgemeinbevölkerung in Deutschland. Die internen Konsistenzen betrugen alpha=0,78
für den PHQ-2, alpha=0,75 für die GAD-2 und alpha=0,82 für den PHQ-4.
Konfirmatorische Faktorenanalysen zeigten sehr gute Fit-Indizes für die
Zweifaktorenlösung (RMSEA 0,027; 90% CI 0,023 - 0,032). Alle getesteten
Modelle waren strukturell invariant für verschiedene Gruppen von Alter und
Geschlecht. Die Konstruktvalidität von PHQ-4, PHQ-2 und GAD-2 wurde
unterstützt durch Interkorrelation mit anderen Selbst-Rating-Skalen und mit
demographischen Risikofaktoren für Angst und Depression. 'LVNXVVLRQ Die
Ergebnisse dieser Studie liefern weitere Hinweise für die Reliabilität und
Validität von PHQ-4, PHQ-2 und GAD-2 als ultrakurze Instrumente zur
Messung von Depression und Angst. Da die Kriteriumsvalidität der Instrumente in anderen Stichproben in Bezug auf Diagnosen eines strukturierten
Interviews bereits nachgewiesen wurden, können die Skalen mit den vorliegenden Validierungsergebnissen und Normwerten nun in der Allgemeinbevölkerung und in klinischen Stichproben eingesetzt werden.
Universität Hamburg, Deutschland
99
Möglichkeiten und Grenzen im Einsatz der SCL-90-R und
ihrer Kurzversionen in der Verhaltensmedizin
Franke, G.H.
Hochschule Magdeburg-Stendal, Stendal, Deutschland
Die faktorielle Struktur des GHQ-12 und ihre Bedeutung
für den Einsatz als Screeninginstrument psychischer
Beschwerden
Roth, M.; Brähler, E.; Glaesmer, H.
Universität Leipzig, Deutschland
+LQWHUJUXQG Die 12-Item-Version des General-Health-Questionnaire
(GHQ-12) ist ein seit vielen Jahren international eingesetztes Verfahren zum
Screening psychischer Beschwerden. Obwohl es als unidimensionale Skala
entwickelt wurde, findet sich eine Vielzahl von Untersuchungen, die neben
den einfaktoriellen auch verschiedene zwei- und dreifaktorielle Lösungen
vorschlagen. Damit bleibt die faktorielle Struktur in der Diskussion. Dennoch wird von einer hohen Reliabilität und zufriedenstellender Sensitivität
und Spezifität ausgegangen. Dimensionalität und psychometrische Güte der
deutschen Version des GHQ-12 sollen untersucht werden. 0HWKRGHQ In
14
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
(LQOHLWXQJ Die Symptom-Checkliste SCL-90-R zur Erfassung der psychischen Belastung einer Person innerhalb der vergangenen sieben Tage ist seit
über 30 Jahren im Einsatz. Sie eignet sich besonders für die Anwendung in
der Verhaltensmedizin und -modifikation. Die SCL-90-R und ihre Kurzversionen BSI sowie BSI-18 sind sehr populäre Selbstbeurteilungsverfahren und
werden weltweit in einem breiten Spektrum klinischer Forschung sowohl als
Screening- als auch als Outcome-Instrument genutzt. )UDJH Möglichkeiten
und Grenzen im Einsatz der SCL-90-R und ihrer Kurzversionen BSI sowie
BSI-18 werden diskutiert. 0HWKRGH Literaturanalyse. (UJHEQLVVH Eine
Medline-Suche ergab zum Stichwort 6&/5 4XHOOHQ EHL Ä%ULHI
6\PSWRP ,QYHQWRU\³ ZXUGHQ JHPHOGHW XQG GDV %6, ZXUGH LQ Quellen eingesetzt. Der Fokus der Auswertung wird auf den deutschsprachigen Raum gelegt: hier fanden sich 144 Quellen zur SCL-90-R, 24 zum BSI
und bislang keine zum BSI-18 (vgl. aber Franke et al., 2010). Die Studien
zeigen eine große Bandbreite klinischer und medizinischer Forschung, die
Skalen sind durchgängig änderungssensitiv und weisen eine gute Reliabilität
DGVM-Kongress 2009
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/LWHUDWXU
Franke, G.H. (2000). BSI ±%ULHI6\PSWRP,QYHQWory von L.R. Derogatis.
Göttingen: Hogrefe.
)UDQNH*+6&/5±'LH6\PStom-Checkliste von L.R. Derogatis
(2., vollständig überarbeitete Auflage). Göttingen: Beltz.
Franke, G.H., Jäger, S., Morfeld, M., Salewski, C., Reimer, J., Rensing, A.,
Witzke, O. & Türk, T. (2010). Eignet sich das BSI-18 zur Erfassung der
psychischen Belastung von nierentransplantierten Patienten? Zeitschrift für
Medizinische Psychologie, im Druck.
.H\ZRUGVSCL-90-R, BSI, BSI-18, Psychodiagnostik
Symposium 12: Verhaltensmedizinische Aspekte in der
Versorgung
PLW .UDQNKHLWVJUXSSHQ *HVDPW1 .UHEV +HU]LQIDUNW 1LHUHQ
transplantation, M. Crohn, Multiple Sklerose, Schlaganfall, Diabetes mellitus, M. Parkinson, chronisch obstruktive Lungenerkrankung, periphere
arterielle Verschlusskrankheit sowie rheumatische Erkrankungen. Die Patienten wurden in unterschiedlichen Settings befragt. Das mittlere Alter betrug
-DKUH 6' 3$ ZXUGH PLW GHP 3URJUHGLHQ]DQJVW)UDJHERJHQ
(PA-F; Herschbach et al., 2005) erhoben. (UJHEQLVVH Die höchsten PAWerte fanden sich bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen und bei
Patienten mit M. Parkinson; bei Schlaganfall und bei Krebs war PA am
niedrigsten ausgeprägt. Das Ausmaß von PA unterschied sich in Abhängigkeit von soziodemographischen (Alter, subjektive ökonomische Situation)
und krankheitsassoziierten Faktoren (Alter bei Diagnose, Krankheitsdauer,
Verlaufsform der chronischen Erkrankung). In nahezu allen Krankheitsgruppen erwies sich die subjektive ökonomische Situation als relevanter Prädiktor von PA. 'LVNXVVLRQ Die Studie untermauert die Bedeutung von PA als
weit verbreitete Form von emotionalem Distress bei chronischen Erkrankungen. Die Rolle der perzipierten ökonomischen Situation für das Ausmaß von
emotionalem Distress bei chronischer Erkrankung sollte näher untersucht
werden.
102
Inhaltliche und methodische Probleme berufsbezogener
Therapieangebote
Die Bedeutung personenbezogener und
kontextbezogener Ansatzpunkte zur Verbesserung des
gesundheitsbezogenen Inanspruchnahmeverhaltens
türkischsprachiger Migranten
Hillert, A.; Koch, S.; Sosnowsky, N.; Lehr, D.
Brandes, I.; Walter, U.
Medizinisch-Psychosomatische Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee,
Deutschland
Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland
100
Die wirtschaftlichen Entwicklungen der vergangenen Jahre (zunehmende
Globalisierung, Bankenchrash, zahlreiche Umstrukturierungsmaßnahmen in
öffentlichen und privaten Großbetrieben) haben branchenübergreifend zu
einer deutlichen Zunahme und qualitativen Veränderungen von Belastungen
am Arbeitsplatz geführt. Dies hat zu einem Anstieg psychosozialer Belastungen geführt, welche sich wiederum im Erscheinungsbild und Verlauf psychischer und psychosomatischer Krankheiten niederschlagen dürfte. Aus therapeutischer Sicht legt diese Entwicklung nahe, über symptombezogene Therapieansätze hinaus berufsbezogene Behandlungsstrategien (vgl. Koch &
Hillert 2008) zu entwickeln und zu implementieren. Unter wissenschaftlichmethodischen Gesichtspunkten wirft dieser praktisch unmittelbar einleuchtende Ansatz jedoch erhebliche Probleme auf. Reicht zum Beispiel eine
signifikante Symptomreduktion als Erfolgsnachweis einer psychotherapeutischen Intervention aus? Inwieweit kann das weitere Bestehen auf dem
Arbeitsmarkt, eine Reduktion von Frühberentungen bzw. Arbeitslosigkeit
und/oder die Zunahme beruflicher Leistungsfähigkeit sowie Wohlbefinden
im Beruf als Standard der Bewertung klinischer Interventionen mit einbezogen werden? Wie sind die Behandlungseffekte psychotherapeutisch fundierter Interventionen im Vergleich zu gesellschaftlichen oder organisationalen
Einflüssen zu bewerten? Welchen klinischen Zielgruppen sollten berufsbezogene Interventionen angeboten werden? Und bei welcher Mindestdosis
berufsbezogener Therapie sind therapeutische Effekte zu erwarten? Anhand
von Evaluationsergebnissen dreier berufsbezogener Gruppentherapieprogramme (Stressbewältigung am Arbeitsplatz/SBA, Hillert et al. 2007) werden aktuelle Fragen zum Stand der beruflichen Perspektive in der klinischen
Psychotherapie aufgeworfen und anhand empirischer Beispiele bewertet.
101
Progredienzangst bei verschiedenen Gruppen chronisch
Kranker
Dinkel, A.; Berg, P.; Book, K.; Duran, G.; Engst-Hastreiter, U.;
Henrich, G.; Marten-Mittag, B.; Mertens, D.; Ossner, C.;
Volmer, S.; Waadt, S.; Herschbach, P.
Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie,
München, Deutschland
+LQWHUJUXQG Chronische Erkrankungen gehen mit einem erhöhten Risiko
für emotionalen Distress und psychische Störungen einher. Progredienzangst
(PA), die Angst vor dem Fortschreiten einer chronischen Krankheit, führt in
hoher Ausprägung zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität und wird
dann behandlungsbedürftig. Die vorliegende Studie hat zum Ziel, das Ausmaß von PA bei verschiedenen chronischen Erkrankungen sowie Prädiktoren
von PA zu untersuchen. 0HWKRGH Es handelt sich um eine Querschnittstudie
Abstracts
+LQWHUJUXQG Als Folge des steigenden Anteils und der zunehmenden
Alterung von Migranten in Deutschland der Migranten werden wachsende
Inanspruchnahmen des Gesundheitssystems erwartet. Voraussetzung zur
Verbesserung des Inanspruchnahmeverhaltens ist die Kenntnis über hemmende oder fördernde Faktoren. 0HWKRGLN Auf Basis vorliegender Untersuchungen wurde eine Strukturierung möglicher Einflussfaktoren und eine
Zuordnung von Ansatzpunkten zur Verbesserung des Inanspruchnahmeverhaltens von türkischsprachigen Migranten (als der größten Gruppe
innerhalb der Migrantenpopulation) in Deutschland vorgenommen. Daran
anschließend wurde im Rahmen einer interviewleitfaden gestützten Befragung von 10 Personen mit türkischsprachigem Hintergrund die Hypothese
geprüft, ob personenbezogene Faktoren eine höhere Bedeutung für das
Inanspruchnahmeverhalten haben als kontextbezogene Faktoren. (UJHEQLVVH
XQG 6FKOXVVIROJHUXQJ Wichtigstes Ergebnis dieser beiden Untersuchungen
ist die Feststellung der Komplexität potenzieller Einflussfaktoren auf das
gesundheitsbezogene Inanspruchnahmeverhalten von Migranten. PersonenEH]RJHQH)DNWRUHQ±DOVGXUFKGDV,ndividuum selbst beeinflussbare FaktoUHQ *HVXQGKHLWVYHUKDOWHQ 9RUVWHOOXQJHQ ]X *HVXQGKHLW XQG .UDQNKHLW ±
erwiesen sich bei der kleinen Stichprobe türkischsprachiger Migranten
entgegen der Ausgangshypothese als weniger relevant. Wichtige Ansatzpunkte für Verbesserungen ergeben sich eher bei kontextbezogenen Faktoren
insbesondere durch Vermittlung adäquater Informationen zum deutschen
Gesundheitssystem, durch stärker patientenorientierten Gesundheitsinformationen und durch verbesserte Kommunikation im Arzt-Patienten-Verhältnis.
Die Aussagefähigkeit der Ergebnisse ist jedoch auf Grund der geringen
Fallzahl und eines selection-bias stark eingeschränkt. Der Bedarf für weitere
migrationsspezifische Forschung, die der Heterogenität der Migranten und
der Einflussfaktoren auf deren Inanspruchnahmeverhalten gerecht wird, wird
deutlich.
103
Ä:DUWHQDXIHLQQHXHV+HU]³$VSHNWHGHV
Ernährungsverhaltens als unabhängige Prädiktoren für
GLH3URJQRVHZlKUHQGGHU:DUWH]HLWDXIHLQH
+HU]WUDQVSODQWDWLRQ
Spaderna, H.; Pretsch, J.; Zahn, D.; Weidner, G.
Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Deutschland
(LQOHLWXQJ Bei Herzinsuffizienz gelten salzarme Kost, der Verzehr ungesättigter Fettsäuren sowie ein moderater Alkoholkonsum als günstiges Ernährungsverhalten. In dieser Studie wurde die Relevanz dieser Ernährungsaspekte für die Prognose während der Wartezeit auf eine Herztransplantation (HTx) untersucht. 0HWKRGH Zwischen April 2005 und
'H]HPEHU EHDQWZRUWHWHQ QHX DXf der Warteliste angemeldete
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
15
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auf. Es liegen genügend Hinweise auf die differentielle, divergente und
konvergente Validität vor. Die Faktorenstruktur ist jedoch stichprobenabhängig und nicht gut replizierbar. 'LVNXVVLRQ Die SCL-90-R und ihre
Kurzversionen können als robust im individualdiagnostischen Einsatz gelten
und sie bieten vielfältige Auswertungsmöglichkeiten auf Forschungsebene.
'LH]XHUZDUWHQGHQ9HUlQGHUXQJHQLQ,&'XQG'609N|QQWHQ±QLFKW
nur in Bezug auf die Erfassung der SV\FKLVFKHQ%HODVWXQJ±1HXHQWZLFNOXQ
gen notwendig werden lassen.
Patienten aus 17 Kliniken (53.5±11.4 Jahre, 18% Frauen) standardisierte
Fragebogen zur Verzehrhäufigkeit verschiedener Lebensmittel und alkoholhaltiger Getränke. Medizinische Parameter sowie Änderungen im Wartelistenstatus (Tod, Abmeldung von der Warteliste wegen klinischer Verschlechterung, dringliche und elektive HTx) lieferte Eurotransplant. Mittels
multivariater Cox Proportional Hazard Modelle wurde untersucht, ob die
9HU]HKUKlXILJNHLWHQ YRQ ÄVDO]UHLFKHQ /HEHQVPLWWHOQ³ ÄXQJHVlWWLJWHQ )HWW
VlXUHQ³XQGÄ$ONRKRO³GLH(UHLJQLVVHTod/Verschlechterung und dringliche
HTx vorhersagen. (UJHEQLVVH 1DFK -DKUHQ 0G 5DQJH ±
Tage) waren 54 Patienten verstorben, 15 wegen Verschlechterung abgemeldet und 110 dringlich transplantiert. Unabhängig von Alter, Geschlecht,
Krankheitsschwere, Erkrankungsdauer und Body Mass Index war ein häufigerer Verzehr von ungesättigten Fettsäuren mit einem geringeren Risiko für
Tod/Verschlechterung assoziiert (Hazard ratio [HR] .RQILGHQ]LQWHUYDOO >.,@ S05). Ein positiver Effekt häufigeren
$ONRKRONRQVXPV ]HLJWH VLFK QXU EHL 0lQQHUQ +5 ., S,QWHUDNWLRQPLW*HVFKOHFKWS'HU6DO]NRQVXPZLUNWHVLFK
nicht auf Tod/Verschlechterung aus, begünstigte jedoch die dringliche HTx
+5 ., S 'LVNXVVLRQ Ernährungsverhalten
scheint bei Patienten auf der Warteliste für eine HTx prognostisch relevant.
Verhaltensmedizinische Interventionen zur Förderung günstiger Ernährung
könnten dazu beitragen, den Gesundheitszustand der Patienten bis zur HTx
zu stabilisieren.
WHQPLWEHNDQQWHU+HU]NUDQNKHLW6RZRKO9HUKDOWHQVHIIHNWHGHU'HSUHVVLYLWlW
als auch direkte psychophysiologische Effekte scheinen diese Beziehung zu
YHUPLWWHOQ'LH %HKDQGOXQJ GHU GHSUHVVLYHQ 6\PSWRPDWLN IKUWH MHGRFK LQ
bisherigen Interventionsstudien nicht zur erhofften Prognoseverbesserung.
Neben mangelnder Effektivität der Interventionen könnte dies auch daran
OLHJHQGDVVQLFKWGLH'HSUHVVLYLWlWVHOEst ursächlich für die schlechte Prognose ist. Möglicherweise sind ätiologiscKHKHUGLHGHU'HSUHVVLYLWlW]XJUXQGH
liegenden Persönlichkeitsdispositionen, etwa ein unsicherer Bindungsstil
RGHUGDV7\S'3HUV|QOLFKNHLWVPXVWHUDXs negativer Affektivität und sozialer
Hemmung sowie gemeinsame genetische bzw. epigenetische Faktoren von
%HGHXWXQJ 3RO\PRUSKLVPHQ LP 6HURWRQLQ7UDQVSRUWHUJHQ ZXUGHQ VRZRKO
PLW GHU 'HSUHVVLRQ DOV DXFK PLW GHU NRURQDUHQ +HU]HUNUDQNXQJ LQ 9HUELQ
dung gebracht. Für die Rolle biographischer Faktoren sprechen
Kohortenstudien, die auf Zusammenhänge zwischen psychosozialen Belastungen in Kindheit bzw. jungem ErwachVHQHQDOWHUJHVW|UWHU6WUHVVUHJXODWLRQ
XQG VSlWHUHU ,Q]LGHQ] HLQHU NRURQDUHQ +HU]NUDQNKHLW KLQGHXWHQ 'LHVH
unterschiedlichen Befunde lassen sich am ehesten in einem biopsychosozialen Genesemodell der Koronarerkrankung inWHJULHUHQ'LHVHVJHKWYRQHLQHU
Interaktion biologischer, intrapsychischer und interpersoneller Prozesse
entlang der Lebenslinie aus. InsbesondeUHPDODGDSWLYH6WUHVVUHJXODWLRQVSUR
zesse auf allen drei Ebenen (gestörtH 6WUHVVSK\VLRORJLH $IIHNW XQG %H]LH
hungsregulation mit ihren begleitenden physiologischen und VerhaltensKonsequenzen) erhöhen dabei das koronare Risiko und können schließlich in
die manifeste Koronarerkrankung einmünden.
104
Komorbide sexuelle Dysfunktionen bei psychischen
Störungen: Ein Vorschlag zur Diagnostik und
differentiellen Indikation
107
Hoyer, J.
Orth-Gomér, K.; Weber, C.; v. Känel, R.; Deter, H.-C.
Technische Universität Dresden, Deutschland
Karolinska institutet, Stockholm, Schweden
6H[XHOOH'\VIXQNWLRQHQVLQGYHUEUHLWHWZHUGHQDEHUVHOWHQWKHPDWLVLHUW6LH
können direkt oder indirekt auf körperliche Erkrankungen zurückgehen,
Ausdruck einer Paar- oder einer spezifisch sexuellen Problematik sein oder
LQ =XVDPPHQKDQJ PLW SV\FKLVFKHQ 6W|UXQJHQ VWHKHQ 6H[XHOOH '\V
funktionen diagnostisch sicher zu erkennen und zu bewerten, ist somit
keineswegs einfach. Im vorliegenden BeitrDJOHLWHQZLUDXVDNWXHOOHQ6WXGLHQ
hEHUOHJXQJHQ IU HLQH HIIL]LHQWH 'Lagnostik bei komorbiden sexuellen
'\VIXQNWLRQHQDE,Q6WXGLHXQWHUVXFKWHQZLU1 NRQVHNXWLYH3DWLHQ
ten einer Verhaltenstherapieambulanz vor und nach der Therapie mit dem
0DVVDFKXVHWWV *HQHUDO +RVSLWDO 6Hxual Functioning Questionnaire
0*+6) LP +LQEOLFN DXI YRUOLHJHQGH VH[XHOOH '\VIXQNWLRQHQ XQG LKUH
9HUlQGHUXQJ ,Q 6WXGLH KDEHQ ZLU bei N = 532 weiteren Patienten neben
GHQ VH[XHOOH '\VIXQNWLRQHQ ]XVlW]OLFK der Grad der subjektiven Beeinträchtigung erhoben und zahlreiche Prädiktoren der subjektiven Beeinträchtigung analysiert (u.a. Alter, GescKOHFKW $UW GHU SV\FKLVFKHQ 6W|UXQJ
körperlichen Erkrankung, psychopatholRJLVFKH 6\PSWRPEHODVWXQJ 'HSUHV
sivität, Lebenszufriedenheit, Partnerschaftszufriedenheit und WerteorienWLHUXQJ 'LH (UJHEQLVVH ]HLJHQ GLH JUR‰H +lXILJNHLW VH[XHOOHU '\VIXQNWLR
QHQEHL3V\FKRWKHUDSLHSDWLHQWHQXQGLKUHQ6WHOOHQZHUWHUOHEHQ
GLH6\PSWRPHDOVÄVHKUEHHLQWUlFKWLJHQG³'LHHUOHEWH%HHLQWUlFKWLJXQJLVW
überraschend unabhängig von der negativen Affektivität. Circa die Hälfte der
VH[XHOOHQ '\VIXQNWLRQHQ UHPLWWLHUW Qach einer erfolgreichen VerhaltensWKHUDSLH VHOEVW ZHQQ VH[XHOOH '\VIXQNtionen nicht im Fokus der Therapie
standen, aber auch bei erfolgreichen Therapien bleibt ein relevanter Teil der
VH[XHOOHQ '\VIXQNWLRQHQ XQYHUlQGHUW :Lr schlagen auf der Basis dieser
Ergebnisse einen einfachen Algorithmus für die differentielle Indikation
psychotherapeutischer, paar- bzw. sexualtherapeutischer oder medizinischer
0D‰QDKPHQEHLVH[XHOOHQ'\VIXQNWLRQHQYRU
Coronary disease is the prime cause of death and disability in all countries.
The exact causes are not known but a number of risk factors have been
frequently demonstrated, many of which are accompanied by a
SURWKURPERWLFVWDWH6XFKULVNIDFWRUs include unhealthy behaviors (smoking,
alcohol overconsumption, lack of regular physical exercise, poor sleep
quality) and physiological states (high blood pressure, dyslipidemia and
disturbance of glucose metabolism), which contribute to the atherosclerotic
processes of the coronary arteries and provide an underlying pathogenic
pathway. Two types of pathological findings have been recognized: (1)
stiffness and hardness of the coronary arteries, due to long term build up of
lipid material into the vessel wall and (2) acute formation of a clot, which
may lead to complete obstruction of the vessel lumen. Clot formation is
dependant upon the capacity to heal wounds, and linked to endothelial
function in the coronary arteries. Humoral and tissue factors that facilitate
clotting include Fibrinogen, von Willebrand factor and Factor VII Ag.
A further factor facilitating fibrinolysLV LV 3$, ± SODVPLQRJHQ DFWLYDWRU
inhibitor). These factors were combined into a prothrombotic index,
integrating the capacity for thrombus formation into one single measure. In
6ZHGLVKZRPHQWKLVLQGH[PHDVXUHZDVIRXQGWREHVWURQJO\DVVRFLDWHGZLWK
autonomic cardiac dysfunction, as assessed by heart rate variability. We
conclude that the autonomic nervous system has direct effects on clot formation. Controlling for standard risk factors, associations of heart rate
variability with prothrombotic index remained strong and significant. This
finding also provides an explanation for the worsened prognosis, which has
been linked to decreased heart rate variability.
Symposium 13: Gastsymposium des DKPM:
Depressivität und koronare Herzerkrankungen
Albus, C.
105
'HSUHVVLYH6\PSWRPHHUK|KHQGDV5LVLko für die Entwicklung einer koronaren Herzerkrankung (KHK). Bei besteheQGHU.+.VLQGGHSUHVVLYH6\PSWR
me mit reduzierter Lebensqualität und ungünstigem klinischen Ver-lauf
assoziiert. Entsprechend besteht ein dringender Bedarf hinsichtlich effektiver
Behandlungsansätze. Bislang liegen jedoch nur wenige randomisierte, konWUROOLHUWH6WXGLHQ]XUSV\FKRWKHUDSHXWLVFKHQ%HKDQGOXQJGHSUHVVLYHU6\PS
WRPH EHL .+.3DWLHQWHQ YRU 'LH (UJHEQLVVH GHU (15,&+' &5($7(
3527H&' XQG HLQHU ZHLWHUHQ 6WXGLH QDch Bypass-Operation zeigten nur
geringe bis mäßige Effekte auf depreVVLYH6\PSWRPHXQGNHLQHQ(IIHNWDXI
Herrmann-Lingen, C.
Georg-August-Universität Göttingen, Deutschland
'HSUHVVLYH 6W|UXQJHQ DEHU DXFK EHUHLWV XQWHUVFKZHOOLJ HUK|KWH 'HSUHVVLYL
WlWVZHUWH DXI 6HOEVWEHXUWHLOXQJVIUDJebögen erhöhen sowohl das Risiko
inzidenter kardialer Erkrankungen als auch das Mortalitätsrisiko bei Patien-
16
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
108
Was bewirkt Psychotherapie bei depressiven KHKPatienten? Aktuelle Evidenz und zukünftige Perspektiven
Universität Köln, Deutschland
DGVM-Kongress 2009
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'HSUHVVLYLWlW3HUV|QOLFKNHLWXQG+HU]NUDQNKHLW±
zwischen Biologie und Biographie
Psychosocial influences on thrombosis formation in the
heart
kardiale Ereignisse. Als mögliche Ursachen werden bislang nicht hinreichend berücksichtigte Confounder wie Geschlecht, Art und Verlauf der
Depression, Persönlichkeitsvariablen wie das Typ-D-Muster, psychische
Komorbidität und Gesundheitsverhalten diskutiert. Diese Limitationen sollen
im Rahmen einer aktuellen, DFG-finanzierten Psychotherapiestudie überwunden werden. Die multizentrische Studie "Stepwise Psychotherapy Intervention for Reducing Risk in CAD" (SPIRR-CAD) untersucht den Effekt
einer gestuften, kombiniert psychodynamisch-kognitiv behavioralen Psychotherapie auf depressive Symptome, Typ-D-Muster, Lebensqualität, Gesundheitsverhalten, verschiedene psychophysiologische Parameter und klinischen
Verlauf bei depressiven KHK-Patienten. Erste Ergebnisse werden für 2013
erwartet.
Symposium 14: Gesundheitsökonomie und
Versorgungsforschung
109
Die direkten Kosten von Depression im Alter. Eine
Krankheitskostenstudie in Leipziger Allgemeinarztpraxen
Luppa, M.; Heinrich, S.; Angermeyer, M.C.; König, H.-H.;
Riedel-Heller, S.G.
Universität Leipzig, Deutschland
(LQOHLWXQJ Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Störungen
im höheren Lebensalter. Ziel der Studie ist die Analyse des Ressourcenverbrauchs von Patienten mit Depressionen im Alter. 0HWKRGHQ Die vorliegende Studie erfolgte mit erweitertem Instrumentarium in Ankopplung an
eine Repräsentativerhebung zu Gedächtnisstörungen im Alter in 20 Leipziger
Allgemeinarztpraxen (n=525) im Rahmen des Kompetenznetzes Demenzen.
Dabei wurden 63 depressive (14%) und 388 nicht-depressive Patienten (75+)
umfassend untersucht. Hauptinstrument war dabei ein Fragebogen (Kostenbuch) zur Erfassung der Inanspruchnahme von medizinischen und sozialen
Versorgungsleistungen und des damit verbundenen Ressourcenverbrauchs.
Darüber hinaus kamen folgende Instrumente zum Einsatz: Erfassung der
Depressivität mit der GDS (Geriatric Depression Scale), Erfassung der
Komorbidität mit dem CDS (Chronic Disease Score). (UJHEQLVVH Der
Ressourcenverbrauch depressiver Studienteilnehmer (direkte Kosten) ist mit
durchschnittlich 5.301 Euro pro Jahr deutlich höher als der nicht-depressiver
Studienteilnehmer (3.650 Euro). Mehrkosten für Depressive im Vergleich zu
nicht-depressiven Studienteilnehmern enstanden insbesondere in den Bereichen Pflege (850 vs. 294 Euro) und Medikamente (1.410 vs. 1.017 Euro).
'LVNXVVLRQ Die vorliegende Studie stellt bundesweit die erste Erfassung des
Ressourcenverbrauchs depressiver alter Menschen unter dem gegenwärtigen
Versorgungssystem dar. Konsistent zu Krankheitskostenstudien aus den
USA übersteigen die direkten Kosten von depressiven alten Menschen
diejenigen nicht-depressiver um ungefähr ein Drittel.
110
EQ-5D Lebensqualitätsfragebogen sowie einen Fragebogen zu Leistungsinanspruchnahme und Versorgungskosten. Auf Grundlage von aus dem EQ-5D
abgeleiteten Bewertungen für Gesundheitszustände wurden qualitätsbewertete Lebensjahre (QALYs) berechnet. (UJHEQLVVH Während des 9-monatigen
Follow-up-Zeitraums wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen IG
und KG in den Scores von BAI, BDI, EQ-5D bzw. in den QALYs festgestellt. Die Gesamtkosten waren in der IG höher (IG: 4911 EUR; KG: 3453
EUR; p=0,09). Die Wahrscheinlichkeit für eine IKER<50.000 EUR/QALY
lag unter 10%. 'LVNXVVLRQ Das optimierte Versorgungsmodell erwies sich
weder als effektiv noch kostensparend. Die von den Hausärzten während der
Fortbildung erworbenen Kenntnisse und/oder die Motivation, Patienten an
psychiatrisches Fachpersonal zu überweisen, erscheinen nicht auszureichen,
um die Diagnostik und Behandlung von Angststörungen zu verbessern.
111
Die Kosteneffektivität der Raucherentwöhnung in
+DXVDU]WSUD[HQ±HLQHUDQGRmisiert kontrollierte Studie
Salize, H.J.; Twardella, D.; Brenner, H.
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim, Deutschland
(LQOHLWXQJ Hausärzten kommt hinsichtlich Raucherentwöhnungsmaßnahmen eine Schlüsselfunktion zu. Die damit verbundenen Kosten sind
bisher jedoch unerforscht. 0HWKRGLN Die Kosteneffektivität von Raucherentwöhnungsmaßnahmen in der hausärztlichen Praxis wurden im Rahmen
einer cluster-randomisierten Interventionsstudie an 577 Patienten in der
Rhein-Neckar-Region ermittelt. Die Interventionen bestanden aus einer
Kontrollmodalität (keine Intervention Arm A), einer Schulung der Ärzte in
Nichtraucherberatung plus Erfolgsprämie für den Arzt pro Nichtraucher nach
12 Monaten in Höhe von Euro; 130 (Arm B), einer Schulung der teilnehmenden Ärzte plus der Erstattung der Kosten für Nikotinersatzpräparate
für die Patienten bis zu Euro; 130 (Arm C) sowie einer Kombination der
Maßnahmen aus Arm B und C (Arm D). Die Kosten in den 4 Behandlungsarmen wurden im Sinne einer Kosten-Nutzwertanalyse den jeweiligen
Effekten (Nichtraucherquote nach 12 Monaten) gegenübergestellt und statistisch abgesichert. (UJHEQLVVH Die Nichtraucherquote in Arm B unterschied
sich nicht signifikant vom Kontrollmodus (Arm A), daher schied Arm B für
eine Bewertung der Kosteneffektivität aus. Der inkrementelle Kosteneffektivitätsquotient (ICER) der Maßnahmen in Arm C (bei Vergleich mit der
Kontrollmodaliltät in Arm A) betrug 4,14 bzw. 4,21 in Arm D. Die NetMonetary Benefit Analyse ergab, dass in Arm C bei einer gesellschaftlichen
Zahlungsbereitschaft von 9,80 Euro; pro zusätzlicher Outcomeeinheit (1%
Nichtraucher) die Maßnahmen in Arm C (Training der Ärzte plus Kostenerstattung Nikotinersatzpräparate) mit 95% Wahrscheinlichkeit kosteneffektiver sind als das Vorgehen in der Kontrollmodalität. Bezüglich Arm D (Ärztetraining plus Kostenerstattung Nikotin-Ersatz-Präparate und Erfolgsprämie
für den Arzt) lag der entsprechende Wert bei 6,96 Euro. Ein signifikanter
Unterschied der Kosteneffektivität zwischen Arm C und Arm D ergab sich
nicht, so dass beiden Ansätzen eine hohe Kosteneffektivität zugeschrieben
werden muss.
Kosteneffektivität eines optimierten Versorgungsmodells
für Patienten mit Angsterkrankungen in der
primärärztlichen Praxis. Ergebnisse einer Clusterrandomisierten Studie
112
König, H.-H.; Born, A.; Heider, D.; Matschinger, H.; Heinrich, S.;
Riedel-Heller, S.G.; Angermeyer, M.C.; Roick, C.
Konnopka, A.; Leichsenring, F.; Leibing, E.; König, H.-H.
Die Kosten von Angststörungen. Ein systematischer
Literaturüberblick
Universität Leipzig, Deutschland
(LQOHLWXQJ Ziel dieser Studie war die Analyse der inkrementellen KostenEffektivitäts-Relation (IKER) eines optimierten Versorgungsmodells für
Patienten mit Angsterkrankungen in der hausärztlichen Praxis. 0HWKRGHQ
Auf der Grundlage eines Cluster-randomisierten Studiendesigns wurden 48
Hausarztpraxen (Cluster) im Stadtgebiet von Leipzig nach dem Zufallsprinzip einer Interventionsgruppe (IG) oder einer Kontrollgruppe (KG)
zugeteilt. Die Ärzte in der Interventionsgruppe erhielten eine 10-stündige
Fortbildung über die Diagnose und Behandlung von Angsterkrankungen
sowie die Möglichkeit, ein spezifisches Konsultationsangebot für Angstpatienten über einen Zeitraum von 6 Monaten zu nutzen. Aus den Studienpraxen
wurden 389 Patienten (IG: 201; KG: 188) im Alter von 18 bis 65 Jahren, die
mittels des Patient Health Questionnaire (PHQ) positiv auf Angsterkrankungen gescreent worden waren, zu Studienbeginn, nach 6 Monaten und nach 9
Monaten Follow-up befragt. Die eingesetzten Instrumente umfassten das
Beck Anxiety Inventory (BAI), das Beck Depression Inventory (BDI), den
+LQWHUJUXQG Angststörungen sind chronische Erkrankungen die hohe
gesellschaftliche Kosten verursachen können. Diese Übersichtsarbeit soll
einen systematischen Überblick über in der Literatur vorhandene Krankheitskostenstudien und Kosten-Effektivitäts-Analysen bei Angststörungen
geben. 0HWKRGHQ Wir haben eine Literaturrecherche englischsprachiger
Publikationen in den Datenbanken Pubmed, Psychinfo und der NHS
Economic Evaluations Database durchgeführt. Kostendaten wurden auf das
Jahr 2005 inflationiert und in US-Dollar Kaufkraftparitäten umgerechnet.
(UJHEQLVVH Wir identifizierten 20 Krankheitskostenstudien und 11 KostenEffektivitäts-Analysen, in denen vor allem Panikstörung und generalisierte
Angststörung evaluiert wurden. In den Krankheitskostenstudien tendierten
Panikstörung und generalisierte Angststörung dazu, die größten medizinischen Versorgungskosten pro Fall zu verursachen, während Phobien zu den
größten Produktivitätsausfällen pro Fall und zu den höchsten Gesamtkosten
pro Einwohner tendierten. Ein Ausnahme bildete soziale Phobie, für die in
zwei Studien Kosteneinsparungen gefunden worden. Die Vergleichbarkeit
Abstracts
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
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Universität Leipzig, Deutschland
Symposium 15: Gesundheit im Alter
113
Der Einfluss psychischer und körperlicher Beschwerden
auf das Inanspruchnahmeverhalten Älterer
Glaesmer, H.; Riedel-Heller, S.G.; Brähler, E.
Universität Leipzig, Deutschland
+LQWHUJUXQG Die Koinzidenz von psychischen und körperlichen Beschwerden ist in bei Älteren eher die Regel als die Ausnahme. Es gibt nur wenige
6WXGLHQGLHGHQGLIIHUHQ]LHOOHQ(UNOärungswert von psychischen und körperlichen Beschwerden auf das medizinische Inanspruchnahmeverhalten Älterer
untersuchen. 0HWKRGHQ In einer repräsentativen deutschen BevölkerungsVWLFKSUREH MlKULJHU Q ZXUGHQ 'HSUHVVLRQ 6RPDWLVLHUXQJ XQG
chronische körperliche Erkrankungen als Indikator für die körperliche Morbidität (KM) mittels Fragebögen erfragt. (UJHEQLVVH In schrittweisen linearen Regressionsmodellen zeigte die KM signifikante Zusammenhänge mit
der Zahl aller Arztbesuche (15.1% expl. var.), mit der Zahl an Facharztbesuchen (23.4% expl. var.) und mit der Zahl primärärztlicher Kontakte (10.9%
expl. var.). Es fand sich kein signifikanter Zusammenhang mit den stationäUHQ %HKDQGOXQJHQ 'HSUHVVLYH 6\PSWRPH zeigten einen signifikanten Zusammenhang mit stationären BehandlungeQH[SOYDU6RPDWRIRUPH
6\PSWRPH ZDUHQ VLJQLILNDQW PLW GHU =DKO GHU )DFKDU]WEHVXFKH H[SO
var.), mit der Zahl aller Arztbesuche (0.3% expl. var.) und mit stationären
Behandlungen (0.5% expl. var.) assoziiert. =XVDPPHQIDVVXQJ Die körperliche Morbidität zeigt einen wesentlichen Erklärungswert für das medizinische Inanspruchnahmeverhalten Älterer, aber psychische Beschwerden
haben darüber hinaus einen differentiellen Erklärungswert für einige der
Inanspruchnahmeindikatoren. Die komplexen Inanspruchnahmemuster vor
dem Hintergrund körperlicher und psychischer Beschwerden Älterer sollen
diskutiert werden.
114
Inzidenz und Risikofaktoren leichter kognitiver
%HHLQWUlFKWLJXQJHQ±(UJHEQLsse der German Study on
Ageing, Cognition and Dementia in Primary Care Patients
(AgeCoDe)
Luck, T.; Riedel-Heller, S.G.; Luppa, M.; Wiese, B.; Wollny, A.;
Wagner, M.; Bickel, H.; Weyerer, S.; Pentzek, M.; Haller, F.;
Mösch, E.; Werle, J.; Maier, W.; Eisele, M.; van den Bussche, H.;
Kaduszkiewicz, H.; for the AgeCoDe study group
Universität Leipzig, Deutschland
2EMHFWLYHV To provide age- and gender-specific incidence rates of MCI
among elderly General Practitioners' (GP) patients (75+ years) and to identify risk factors for incident MCI. 0HWKRGV Data were derived from the
ORQJLWXGLQDO*HUPDQ6WXG\on Ageing, Cognition and Dementia in Primary
Care Patients (AgeCoDe). Incidence wasFDOFXODWHGDFFRUGLQJWRWKHµSHUVRQ
\HDUVDWULVN¶PHWKRG5LVNIDFWRUVZHUe analysed using multivariate logistic
regression models. 5HVXOWV During the 3-year follow-up period, 350
(15.0%) of the 2,331 patients whose data were included in the calculation of
incidence developed MCI (person-years = 6198.20). The overall incidence of
MCI was 56.5 (95% CI = 50.7-62.7) per 1,000 person-years. Older age,
vascular diseases, the apoE 4 allele and subjective memory complaints were
identified as significant risk factors for future MCI. &RQFOXVLRQV MCI is
IUHTXHQWLQROGHU*3SDWLHQWV6XEMHFWLYe memory complaints predict incident
MCI. Especially vascular risk factors provide the opportunity of preventive
approaches.
18
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
115
Was Kohortenstudien für die Versorgungsforschung
OHLVWHQN|QQHQ(PSLULVFKH(UJHEQLVVH]XU
Institutionalisierung aus der Leipziger Langzeitstudie in
GHU$OWHQEHY|ONHUXQJ/(,/$
Riedel-Heller, S.G.; Luck, T.; Matschinger, H.; Luppa, M.
Universität Leipzig, Deutschland
+LQWHUJUXQG Die demographische Entwicklung ist eine zentrale Herausforderung für unsere Gesellschaft. Mit der Zunahme von dementiellen Erkrankungen bei gleichzeitig abnehmendem Pflegepotenzial in den Familien, wird
die Betreuung in Institutionen auch weiterhin einen Platz in der Versorgungslandschaft haben. Gegenwärtig sind dementielle Erkrankungen Hauptgrund für die Heimeinweisung. Auf der Grundlage einer großen bevölkerungsbasierten Kohorte sollen die Prädiktoren einer Heimeinweisung bei
Personen mit und ohne Demenz untersucht werden. 0HWKRGH BevölkeUXQJVUHSUlVHQWDWLYH6WLFKSUREH75+, standardisiertes Assessment im Abstand
YRQ -DKUHQ EHU (UKHEXQJV]HLWSXQNWH -DKUHV9HUODXI 6XUYLYDO
Analyse und Cox-Regression zur Prädiktion der Institutionalisierung in
EHLGHQ 6XEVDPSOHV (UJHEQLVVH 3V\FKLVFKH 6W|UXQJHQ VSLHOHQ EHL GHQ
Prädiktoren zur Heimeinweisung eine zentrale Rolle. Personen, die im
Privathaushalt leben und an einer Demenz neu erkranken (inzidente Fälle),
werden schon im Durchschnitt nach fast 3 Jahren ins Heim eingewiesen.
'LHVH=HLWLVWEHL $OOHLQVWHKHQGHQQRFKNU]HU%HL6HQLRUHQGLHLP6WXGL
enverlauf keine Demenz entwickelten, aber trotzdem ins Heim übersiedelten,
VSLHOWHQ GHSUHVVLYH 6W|UXQJHQ HLQH ZLFKWLJH 5ROOH 6FKOXVVIROJHUXQJHQ
Altern in der häuslichen Umgebung ist YLHOHQ6HQLRUHQHLQJUR‰HV%HGUIQLV
Die vorgelegten Ergebnisse zeigen Ansatzpunkte für die Entwicklung von
,QWHUYHQWLRQHQ DXI GLH 6HQLRUHQ GDEHi unterstützen, länger im häuslichen
Milieu zu verbleiben.
116
$GGLWLYHV'HIL]LWH[HNXWLYHU)XQNWLRQHQEHLGHU
Parkinson-Depression?
Somborski, K.; Beinert, A.; Oelsner, H.; Funke, A.; Zierz, S.;
Ebersbach, G.; Leplow, B.; Paelecke-Habermann, Y.
Martin-Luther-Universität Halle- Wittenberg, Halle, Deutschland
Ein erheblicher Anteil an Patienten mit einem idiopathischen Morbus Parkinson (PD) entwickelt im Verlauf eine sekundäre Major Depression (MD).
Eine Ursache besteht in der Degeneration mesenzephaler und striataler
Neurone; die daraus resultierenden neurophysiologischen Veränderungen in
basotemporal-limbischen Regionen sowie Unterbrechungen kortikaler
%DVDOJDQJOLHQ6FKOHLIHQWUDJHQHQWVcheidend zur Entstehung einer Depression bei. Darüber hinaus spielen diese Projektionen bei der Ausübung exekutiver Funktionen (EF) eine entscheidende Rolle. Befunde zu exekutiven
Dysfunktionen bei Patienten mit PD gelten dementsprechend als gesichert.
Exekutive Defizite sind auch bei Patienten mit einer primären MD wiederholt berichtet worden und stehen im Zusammenhang mit Hypoaktivierungen
im präfrontalen Kortex. Da beide Primärerkrankungen mit Beeinträchtigungen der EF einhergehen, wird angenommen, dass Patienten mit PD und
sekundärer MD ein additives Defizit aufweisen. Die bisherigen Ergebnisse
QHXURSV\FKRORJLVFKHU 6WXGLHQ GLHVEH]üglich sind uneinheitlich. Dies liegt
u.a. an den verwendeten Methoden zur Diagnose der Depression (PaeleckeHabermann et al., 2007). Ein Ziel GHV ')*3URMHNWHV Ä.RJQLWLYH
behaviorale und emotionale BesonderhHLWHQ GHU 3DUNLQVRQ'HSUHVVLRQ³ LVW
daher der Vergleich exekutiver Funktionen bei PD mit vs. ohne sekundäre
MD und primärer MD. 0HWKRGH QLFKWGHPHQWH 3'3DWLHQWHQ +<6 ,±
III), 20 primäre MD-Patienten und 50 gesunde Pbn werden neuropsycholoJLVFK %$'6 5:7 ):,7 6'07 :065 $9/7 XQG NOLQLVFK
SV\FKRORJLVFK ,QWHUYLHZ 6.,' 0$'56 )UDJHE|JHQ 'H63DU %',
MADR) untersucht. Goldstandard der Diagnosestellung der MD sind die via
6.,' HUIDVVWHQ '60,9.ULWHULHQ (UJHEQLVVH Die Ergebnisse werden
ausführlich berichtet. 'LVNXVVLRQ Zeigt sich ein additives Defizit der Exekutivfunktionen bei Parkinson-Patienten mit sekundärer Depression, könnte
dies ein Hinweis auf stärkere frontokortikale Veränderungen bei der sekundären PD-Depression sein.
DGVM-Kongress 2009
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der Ergebnisse von Kosten-Effektivitäts-Analysen war aufgrund sehr heterogener Effektmaße stark eingeschränkt. Dennoch zeigte sich zusammenfassend, dass eine optimierte Therapie von Angststörungen zu einer besseren
Effektivität und geringeren Kosten tendiHUW DOV HLQH Ä6WDQGDUGEHKDQGOXQJ³
Gleichzeitig tendiert kognitive Verhaltenstherapie dazu, eine günstigere
Kosten-Effektivität als Pharmakotherapie zu besitzen. 6FKOXVVIROJHUXQJ
Angststörungen verursachen relevante gesellschaftliche Kosten, die durch
eine optimierte Therapie reduziert werden können. Dabei scheint kognitive
Verhaltenstherapie eine bessere Kosten-Effektivität als Pharmakotherapie zu
besitzen. Zukünftige Forschungen sollten die Verwendung generischer
Effektmaße bei Kosten-Effektivitäts-Analysen intensivieren und Phobien
stärker berücksichtigen.
145
Die Befragung von TeilnehmerInnen der Ausbildung in
Psychologischer Psychotherapie und Kinder- und
Jugendlichenpsychotherapie im Rahmen des
Forschungsgutachtens
auch eine Befragung der DozentInnen, SupervisorInnen, SelbsterfahrungsleiterInnen und PrüferInnen. Erfragt wurden u. a. strukturelle Veränderungsmöglichkeiten der theoretischen Ausbildung, der Supervision und der Selbsterfahrung hinsichtlich des Umfanges und des zeitlichen Ablaufes und die
Beurteilung der Redundanzen zum qualifizierenden Studium. Weiterhin
wurden perspektivische Fragen zur Verfahrensorientierung, Psychotherapieforschung und Medizinorientierung gestellt sowie Fragen zur Evaluation der
Ausbildung und den Kompetenzen der AusbildungsteilnehmerInnen. Im
Vortrag sollen ausgewählte Ergebnisse dieser Befragung vorgestellt werden.
Sonntag, A.
148
Universität Leipzig, Deutschland
Die Zukunft der Psychotherapie-Ausbildung:
Empfehlungen des Forschungsgutachtens und weiterer
Ausblick
Das vom Bundesministerium für Gesundheit in Auftrag gegebene Forschungsgutachten zur Ausbildung in Psychologischer Psychotherapie und
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie sollte Brennpunkte der Ausbildung
beleuchten. Eine Befragung der Nutzer der Ausbildung, der aktuellen AusbildungsteilnehmerInnen, war daher unabdingbar.
Nach dem Inkrafttreten des Psychotherapeutengesetztes (PsychThG) am
1.1.1999 hat eine Vielzahl von Personen die Ausbildung nach den neuen
Richtlinien des PsychThG absolviert. Derzeit befinden sich mehr als 10.000
Personen in Ausbildung in Psychologischer Psychotherapie und Kinder- und
Jugendlichenpsychotherapie. Immer wieder zeigen sich AusbildungsteilnehmerInnen unzufrieden mit den Ausbildungsbedingungen. So stehen beispielsweise die Rahmenbedingungen der Praktischen Tätigkeit oder auch die
für DiplompsychologInnen thematischen Wiederholungen im Theorieteil der
Ausbildung im Zentrum der Kritik. Ziel der Befragung der AusbildungsteilnehmerInnen war es daher, die Bewertung der einzelnen Ausbildungsteile,
gewünschte Veränderungen, den Bezug zwischen Studium und Ausbildung
sowie organisationelle und finanzielle Rahmenbedingungen zu erfragen.
Im Vortrag werden die Befragung der Ausbildungsteilnehmerinnen und
wichtige Ergebnisse vorgestellt.
146
Die Psychotherapeutenausbildung aus Sicht der
Absolventen - Ergebnisse der Absolventenbefragung im
Rahmen des Forschungsgutachtens
Glaesmer, H.; Brähler, E.; Sonntag, A.
Universität Leipzig, Deutschland
+LQWHUJUXQG: 10 Jahre nach Inkrafttreten des Psychotherapeutengesetzes
sollten mit einer Absolventenbefragung die Situation in der Ausbildung
beschrieben und wichtige Problembereiche identifiziert werden. 0HWKRGHQ:
Im August 2008 wurden über die Landespsychotherapeutenkammern alle seit
2001 approbierten nichtärztlichen Psychotherapeuten zu einer Befragung
eingeladen. 863 Personen nahmen teil, von denen 666 ausgewertet werden
konnten. Dies entspricht einer Rücklaufquote von etwa 20%. (UJHEQLVVH:
57,6% der Befragten hatten eine Vollzeitausbildung absolviert, knapp 50%
konnte ihre Ausbildung in der vorgesehenen Zeit abschließen. Evaluation
findet zu einem großen Teil nur in den Theorieveranstaltungen statt. 36,8%
der Absolventen wurden während ihrer Praktischen Tätigkeit I nicht vergütet. 82% der Befragten hatten in der PT I eigene Arbeitsbereiche, 38% davon
betreuten diese ohne fachliche Anleitung. 6FKOXVVIROJHUXQJHQ: Die Ausbildung dauert häufig länger als vorgesehen, die finanzielle Situation in der PT
I ist ausgesprochen kritisch und steht in deutlichem Kontrast zu den Arbeitsbereichen in diesem Ausbildungsabschnitt. Weitere Detailergebnisse werden
vorgestellt und diskutiert.
147
Die Psychotherapeutenausbildung aus Sicht der
Lehrkräfte: Ausgewählte Ergebnisse
Kohl, S.; Strauß, B.
Universität Jena, Deutschland
Die Qualität der Psychotherapieausbildung wird neben anderen Rahmenbedingungen maßgeblich von den Lehrkräften bestimmt. Diese gestalten den
theoretischen Unterricht, die Selbsterfahrung und Supervision sowie die
Prüfungen und haben entscheidenden Anteil an der Vermittlung von psychotherapierelevantem Krankheits- und Prozesswissen.
Im Forschungsgutachten zur Ausbildung Psychologischer PsychotherapeutInnen und Kinder- und JugendlichenpsychotherapeutInnen erfolgte demnach
Abstracts
Fliegel, S.
Gesellschaft für Klinische Psychologie und Beratung Münster,
Deutschland
Im September 2007 vergab das Bundesministerium für Gesundheit das
Ä)RUVFKXQJVJXWDFKWHQ ]XU $XVELOGXng zum Psychologischen Psychotherapeuten und zum Kinder- und JugendlicheQSV\FKRWKHUDSHXWHQ³ 6HLW $SULO
2009 liegen die Forschungsergebnisse, Empfehlungen und Stellungnahmen
auf knapp 1000 Seiten vor. Erhoben wurde in umfangreichen Befragungen
ein aktuelles Bild der Ausbildungslandschaft in Deutschland, wobei besondere Berücksichtigung fanden: die Analyse der Ausbildungsstätten, die
psychotherapeutischen Verfahren, die Bestandteile, die Dauer und die
Kosten der Ausbildung, die staatlichen Prüfungen, Ausbildungszugänge, die
Medizinorientierung und die Entwicklung der Psychotherapie im ausländischen Vergleich.
Anhand der qualitativen und quantitativen Ergebnisse, verbunden mit der
breit gefächerten Fachkompetenz der Gutachterinnen und Gutachter wurden
der Bundesregierung Ergebnisse und Empfehlungen vorgelegt, die vermutlich und hoffentlich Einfluss auf die zukünftigen gesetzlichen Regelungen
zur Psychotherapieausbildung nach dem Psychotherapeutengesetz haben
werden. Dies wird insbesondere betreffen die Zugangsregelungen zur
PsychThG-Ausbildung unter Berücksichtigung der neuen Bachelor- und
Master-Studiengänge, die Verfahrensausrichtung, die praktischen Ausbildungsteile, die Selbsterfahrung und Supervision und die Ausbildungskosten,
des weiteren Ausbildungsorganisation, -dauer und -umfang, die Prüfungen,
die Medizinorientierung und die Neudefinition des Heilkundebegriffs für
Psychotherapie.
Im Vortrag werden wichtige Ergebnisse der Forschungsarbeit vorgestellt,
Schwerpunkte werden gelegt auf die vielfältigen Empfehlungen und deren
Begründungen, insbesondere in Bezug auf die vorgeschlagenen Zugangsregelungen und die Verfahrensorientierung.
Symposium 17: Gen-Umwelt-Interaktion
117
Gene, Umwelt und Stress: Eine molekulargenetische
Perspektive
Strobel, A.
Technische Universität Dresden, Deutschland
Entwicklungen in der Molekulargenetik haben über die vergangenen Jahre
hinweg neue Zugänge zur Analyse der neurobiologischen Grundlagen individueller Unterschiede und Vulnerabilitäten für psychische Störungen eröffnet. Dabei wurden zunehmend auch Umweltfaktoren in den Blickwinkel des
Interesses gerückt. Im Sinne einer Einleitung zu diesem Symposium über die
Potenziale der Molekulargenetik für das Verständnis der Neu-robiologie von
Stress gibt der Vortrag einen Überblick darüber, wie Gene und genetische
Variationen (1) stress-bezogene Phänomene beeinflussen können, (2) bei der
Modulation von Stressantworten und der Entwicklung psychischer Störungen mit Stressoren aus der Umwelt interagieren und (3) ihrerseits in ihrer
Expression durch Stress beeinflusst werden können. Zu allen drei Punkten
wird illustrierend exemplarische Evidenz angeführt und somit eine Grundlage für die nachfolgenden Präsentationen des Symposiums geschaffen.
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
19
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Symposium 16: Forschungsgutachten zur Ausbildung
von Psychologischen Psychotherapeuten und
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten
118
120
Was wissen wir über die genetischen Grundlagen der
endokrinen Stressregulation?
Gen-Umwelt und Gene-Gen Interaktionen im Kontext
endokriner Stressreaktivität
Wüst, S.
Alexander, N.; Osinsky, R.; Kozyra, E.; Schmitz, A.; Küpper, Y.;
Hennig, J.
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim, Deutschland
Justus-Liebig-Universität Giessen, Deutschland
Stress führt zu einem Spektrum an Reaktionen, deren exakte Kontrolle
substantiell für die Gesunderhaltung des Organismus ist. Stress führt zur
Freisetzung von CRH, welches die autonomen, physiologischen und
behavioralen Stressreaktionen steuert. Eine Schlüsselrolle kommt hierbei der
Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-rinden-Achse (HHNA) zu, deren
Aktivierung zur Freisetzung von Cortisol führt, dem wichtigsten
Glucocorticoid des Menschen. Diese herausragende Bedeutung der HHNA
macht sie aus Sicht der Genetik zu einem primären Endophänotypen bei der
Suche nach genetischen Determinanten stressbezogener Erkrankungen.
Angesichts dieser Relevanz erscheint die Anzahl genetischer Studien zur
HHNA jedoch erstaunlich gering. Formalgenetische Untersuchungen haben
fast ausschließ-lich Zwillingsdesigns eingesetzt. Bezüglich der
Cortisolregulation unter Ruhebedingungen fanden sich für bestimmte Indizes
stabile Hinweise auf eine moderate, jedoch signifikante Heritabilität. Befunde zur Erblichkeit von HHNA Reaktionen auf einen Stimulus sind recht
inkonsistent, was primär auf die methodische Heterogenität der Studien
zurückzuführen sein dürfte. Allerdings sprechen einige Ergebnisse für eine
bedeutsame Heritabilität von HHNA Reaktionen auf akuten psychischen
Stress. Kürzlich wurden erste Zwillingsstudien zu Gen-UmweltInteraktionen veröffentlicht. In der zunehmenden Anzahl an Kandidatengen
Studien der letzten Jahre wurde eine Reihe vielversprechender Gene untersucht, wobei ein gewisser Schwerpunkt auf Polymorphismen des
Glucocorticoid Rezeptor Gens gelegt wurde. Eine Durchsicht dieser Arbeiten
offenbart die komplette Bandbreite an Vorteilen und Fallstricken des Kandidatengen Ansatzes, einschließlich der substan-tiellen Fragen der statistischen
Power und der Reliabilität / Validität des gewählten (Endo)phänotypen
sowie des partiellen Konfliktes dieser beiden Aspekte. Den Abschluss des
kurzen Überblicks werden einige Hinweise zu kontextrelevanten Genomweiten Assoziationsstudien bilden.
119
Gen-Umwelt Interaktionen zwischen Varianten des FKBP5
Gens und aversiven Lebensereignissen bezüglich des
Erstauftretens einer Depression: Ergebnisse einer
prospektiven Studie an der Allgemeinbevölkerung
Zimmermann, P.; Brueckl, T.; Pfister, H.; Lieb, R.; Holsboer, F.;
Ising, M.
Die Reaktivität der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden (HPA)
Achse auf psychosoziale Stressoren ist durch beträchtliche interindividuelle
Variabilität gekennzeichnet. Seit eine erbliche Komponente bezüglich der
HPA-Achsen Reaktivität in Zwillingstudien belegt wurde, beschäftigen sich
molekulargenetische Assoziationsstudien mit der Identifikation relevanter
Polymorphismen in diesem Kontext. Die Untersuchung genetisch bedingter
Variationen innerhalb des serotonergen (5-HTTLPR) und des Brain-derivedneurotrophic factor (BDNF Val66Met) Systems erscheinen im Kontext
endokriner Stressreaktivität vielversprechend, da beide Systeme sowohl
einzeln als auch in Interaktion an der Regulation der HPA-Achse beteiligt
sind. Desweiteren konnten beide Polymorphismen mit Angst-Assoziierten
Persönlichkeitsmerkmalen und Vulnerabilität für Stress-Assoziierte Erkrankungen in Verbindung gebracht werden, insbesondere in Interaktion mit
aversiven Lebenserfahrungen. Ziel der vorliegenden Studie war es daher,
gezielt Gen-Umwelt und Gen-Gen Interaktionen zwischen beschriebenen
Faktoren im Kontext endokriner Stressreaktivität zu untersuchen. Dazu
wurden 100 gesunde Männer einem standardisierten Laborstressor (Public
Speaking) ausgesetzt und Cortisolkonzentrationen im Speichel zu 6 Zeitpunkten während des Stressors und einer sich anschließenden Ruhephase
erfasst. Die Erhebung kritischer Lebensereignisse erfolgte mittels Selbstbericht (Life Events Checklist). Als Hauptergebnis der Studie zeigte sich eine
signifikante Interaktion zwischen dem 5-HTTLPR und aversiven Umwelterfahrungen auf die endokrine Stressreaktivität dahingehend, dass Personen
mit dem s/s Genotyp und hohene Anzahl kritischer Lebensereignisse signifikant erhöhte Cortisolausschüttungen unter Stress zeigten im Vergleich zu
allen anderen Gruppen. Die Ergebnisse werden abschließend in die aktuelle
Befundlage eingebettet und Implikationen hinsichtlich Vulnerabilitäten für
Stress-assoziierte psychische Erkrankungen diskutiert.
6\PSRVLXP0DXHUIDOO±HLne psychosoziale Bilanz
121
Gesundheit in den neuen und alten Bundesländern:
(QWZLFNOXQJHQXQG7UHQGVLP=HLWUDXP±
Lampert, T.; Kurth, B.-M.
Robert Koch-Institut, Berlin, Deutschland
Max-Planck Institut für Psychiatrie, München, Deutschland
/LWHUDWXU
%LQGHUHWDO1DW*HQHW±
,VLQJHWDO(XU-1HXURVFL±
20
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
(LQOHLWXQJ Ausgehend von der Situation nach der Wiedervereinigung
Deutschlands werden Entwicklungen und Trends im Gesundheitszustand der
Bevölkerung in den neuen und alten Bundesländern untersucht. Neben dem
Ost-West-Vergleich werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf Ebene
der einzelnen Bundesländer betrachtet. 0HWKRGH Für die Zeitreihenanalysen
wird auf Daten der Gesundheitssurveys des Robert Koch-Instituts aus den
Jahren 1990-92, 1998, 2003 und 2008 zurückgegriffen. Für die regionale
Analyse werden außerdem Daten des Mikrozensus aus dem Jahr 2005 genutzt. Der Schwerpunkt der Analysen liegt auf der Verbreitung von chronischen Krankheiten und verhaltenskorrelierter Risikofaktoren. (UJHEQLVVH
Für einige chronische Krankheiten lassen sich auch 20 Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands Unterschiede zwischen den neuen und alten
Bundesländern beobachten. Beispiele hierfür sind die koronare Herzkrankheit und Diabetes mellitus, die in den neuen Bundesländern häufiger vorkommen. Allergische Erkrankungen traten Anfang der 1990er-Jahre in den
neuen Bundesländern seltener auf als in den alten Bundesländern. Mittlerweile haben sich die Prävalenzen aber weitgehend angeglichen. Auch bei
Risikofaktoren und gesundheitsrelevanten Verhaltens-weisen hat eine Annäherung stattgefunden, häufig, aber nicht immer auf dem besseren Ausgangsniveau. Generell sind jedoch die Unterschiede zwischen den einzelnen
Bundesländern sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland mittlerweile
relevanter als die zwischen alten und neuen Bundesländern insgesamt.
'LVNXVVLRQ Die unterschiedlichen Entwicklungen in den Bundesländern
sind vor dem Hintergrund des Wandels der sozioökonomischen Rahmenbedingungen zu sehen. In Bundesländern mit hoher Armutsbetroffenheit und
hoher Arbeitslosigkeit stellt sich auch die gesundheitliche Situation der
Bevölkerung vergleichsweise schlecht dar.
DGVM-Kongress 2009
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+LQWHUJUXQG FKBP5, ein Ko-Chaperon von HSP-90, ist ein wichtiger
Modulator der Glucocorticoid-Rezeptor (GR) Funktion. Durch diese Modulation besitzt FKBP5 eine potentielle Schlüsselrolle für die Vermittlung von
Gen-Umwelt Interaktionen (GxE), welche wiederum eine entscheidende
Rolle für die Pathogenese der Depression spielen. Ziel der vorliegenden
Untersuchung ist die Analyse von GxE zwischen Varianten im FKBP5 Gen
und aversiven Lebensereignissen bezüglich des Erstauftretens einer Major
Depressiven Episode (MDE). 0HWKRGH Die Analysen basieren auf Daten
von 884 Kaukasiern aus einer prospektiv-longitudinalen Studie an der Allgemeinbevölkerung mit 10-Jahres Follow-Up. Diagnosen wurden mittels MCIDI entsprechend den Kriterien des DSM-IV erhoben. Fünf SingleNucleotide-Polymorphismen (SNPs) im FKBP5 Gen wurden zur
Genotypisierung ausgewählt (1,2). (UJHEQLVVH Während keine genetischen
Haupteffekte gefunden wurden, zeigte sich eine Interaktion zwischen den
fünf SNPs und traumatischen Ereignissen in Hinblick auf das Erstauftreten
einer MDE während des Follow-Up Zeitraums. Die stärksten Interaktionen
wurden für schwere Traumata gefunden (minimum pcorrected<0.0000001).
Personen, die homozygot für das seltenere Allel waren, hatten ein erhöhtes
MDE-Risiko, wenn sie einem Trauma ausgesetzt waren. Dieser Einfluss
traumatischer Erfahrungen zeigte sich nicht bei Personen mit den anderen
Genotypen. 'LVNXVVLRQ Das Ergebnis unterstützt eine durch FKBP5 vermittelte Gen-Trauma Interaktion für das Erstauftreten einer Depression. Personen, die homozygot für das seltenere Allel der fünf SNPs sind, reagieren
anscheinend besonders empfindlich auf die depressogenen Effekte von
Traumata.
122
124
Seelische Gesundheit in Ost XQG:HVW±6LQGSV\FKLVFKH
Störungen in den Neuen Bundesländern häufiger?
Jacobi, F.; Hoyer, J.; Wittchen, H.-U.
'DV
RVWGHXWVFKH
0LOLHX±HLQHZDKUVFKHLQOLFK
DQKDOWHQGH)ROJHGHU'HNODVVLHUXQJLP
9HUHLQLJXQJVSUR]HVV
Technische Universität Dresden, Deutschland
Wagner, W.
123
2VWGHXWVFKH)DPLOLHQDOVÄ1LVFKHQ³±'HU:HUWHLQHU
emischen Kategorie für die Beschreibung von Eltern.LQG%H]LHKXQJHQLQGHU''5
Reis, O.
Universität Rostock, Deutschland
+LQWHUJUXQG Die weitgehend ethisch gefasste Ost-West-Forschung sollte
um Studien ergänzt werden, die kulturspezifische Phänomene und ihre
Wirkung beschreiben. Die Studie untersucht Beziehungsprozesse (Verbundenheit und Separation) zwischen Rostocker Eltern und Kindern vor und
nach der deutschen Vereinigung. 0HWKRGH XQG 6WLFKSUREH Mit 34 Familien der Rostocker Längsschnittstudie wurden 1998/99 narrative Interviews
zu ihren lebenslangen Beziehungen durFKJHIKUW 6HLWHQ ,P HUVWHQ
Schritt wurde das emische Konzept deUÄ1LVFKH³DOVEHGHXWXQJVYROOIUGLH
Konstruktion von Eltern-Kind-Beziehungen identifiziert. In einem zweiten
Schritt wurden mittels hierarchischer loglinearer Modelle Eltern-KindBeziehungen als abhängig vRQGHQ)DNWRUHQÄ=HLW³Ä.RQIOLNWJHVFKLFKWHGHU
)DPLOLH³Ä,QLWLDWLYHLQGHU%H]LHKXQJVJHVWDOWXQJ³Ä*HVFKOHFKWGHV.LQGHV³
XQG Ä1LVFKHQW\S³ DQDO\VLHUW (UJHEQLVVH Es wurde zwischen abgelösten,
balancierten, und verbundenen Nischen unterschieden. Verbundene Nischen
betrafen Familien mit weitgehender Kongruenz familiärer und offizieller
Werte ("Funktionärsfamilien"). In balancierten Nischen wurden die durch
die DDR-Institutionen gebotenen Vorteile genutzt, ohne dass der offizielle
Wertekanon übernommen wurde. Separierte Nischen organisierten das
Familienleben eher isoliert. Die Narrationen wurden am besten durch ein
0RGHOO PLW ]ZHL +DXSWHIIHNWHQ Ä=HLW³ Ä,QLWLDWLYH³ XQG HLQHU ,QWHUDNWLRQ
Ä.RQIOLNWJHVFKLFKWH³ PLW Ä1LVFKH³ abgebildet. Danach nehmen über die
Zeit Verbundenheitsprozesse nach 1990 zu und gehen von den Eltern aus.
Intrafamiliäre Konflikte hatten in balancierten Nischen keine Auswirkungen
auf die Eltern-Kind-Beziehungen, in verbundenen und separierten Nischen
jedoch waren Konfliktfamilien stark durch Abgrenzungsprozesse gekennzeichnet. 6FKOXVVIROJHUXQJ Emische Konzepte (wie die "Nische") sollten
herangezogen werden, um über ethische Analysen hinaus zusätzliche DDRPhänomene zu erklären.
Abstracts
Fachhochschule Erfurt, Deutschland
(LQOHLWXQJ Die Sinus Sociovision GmbH hat in ihren Milieustudien seit
2001 die Daten für Ost- und Westdeutschland zusammengeführt, da sich in
LKUHP 0DWHULDO HLQH Ä]XQHKPHQGH .onvergenz der Lebenswelten in West
XQG2VW³DJIZHEJH]HLJWKDEH,QGLeser zusammengeführten Darstellung
wird seither ein spezielles ostdeutsches Milieu, die DDR-Nostalgischen,
geführt. 2002 wurden sie durch Florian Allgäuer erstmals umfassend vorgeVWHOOW XQG DOV GLH EHU -lKULJHQ Verlierer der Einheit beschrieben
(Allgayer 2002). 0HWKRGHQXQG (UJHEQLVVH In einer Sekundärauswertung
des Thüringen-Monitors und von ALLB86'DWHQ]HLJWVLFKGDVVGDVÄRVW
GHXWVFKH0LOLHX³NHLQH*HQHUDWLRQHQIUDJHLVWGLHVLFKÄDXVZlFKVW³VRQGHUQ
sich aus der nachwachsenden Generation in den Neuen Bundesländern und
Ost-Berlin mit jungen Menschen auffüllt, die sich selbst als die Verlierer
begreifen und dies dem Vereinigungsprozess anlasten. 'LVNXVVLRQ Das
vereinigungskritische und antiwestliche ostdeutsche Milieu ist vermutlich
eine dauerhafte Erscheinung und bietet die soziale Grundlage für ein Anwachsen der Neigung zu extremistischen Sichtweisen und politischen Gemeinschaften.
/LWHUDWXU
Allgayer Florian (2002). Das Ideal der alten DDR-Verhältnisse. Forschung und
3UD[LV=LHOJUXSSHGGUQRWVWDOJLVFKH0HGLD0DUNHWLQJ±
Agf-web: Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung http://www.agf.de/fsforschung/
sinusmilieus
(GGLQJHU0LFKDHO+DOOHUPDQQ$QGUHDV6FKPLWW.DUO6R]LDOH0DUNW
wirtschaft in Thüringen: Die Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger. Ergebnisse des Thüringen-Monitors 2008. Institut für Politikwissenschaft. Friedrich
6FKLOOHU8QLYHUVLWlW-HQD+HUDXVJHJHEHQYRQGHU6WDDWVNDQ]OHLGHU)UHLVWDDWHV
Thüringen.
125
Einstellungen zur Wiedervereinigung im 20. Jahr des
0DXHUIDOOV
Berth, H.; Förster, P.; Brähler, E.; Balck, F.; Stöbel-Richter, Y.
Technische Universität Dresden, Deutschland
(LQOHLWXQJ ,VW HV -DKUH QDFK GHP 0DXHUIDOO QRFK QRWZHQGLJ VLFK DXV
psychosozialer Sicht mit dem Thema Deutsche Einheit auseinanderzusetzen?
Gibt es noch Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschen? 0HWKRGHQ
Es werden Daten aus der Sächsischen Längsschnittstudie (http://www.
wiedervereinigung.de/sls) und aus einer deutschlandrepräsentativen Erhebung im Frühsommer 2009 vorgestellt. Die Sächsische Längschnittstudie
begleitet bereits seit 1987 eine identische Stichprobe junger Ostdeutscher auf
ihrem Weg vom DDR- zum Bundesbürger. Mehr als 400 Teilnehmer werden
jährlich zu ihren Einstellungen und Meinungen zur Wiedervereinigung
befragt. Es ist die einzige Studie, die in dieser Art und Weise die Entwicklung der deutschen Einheit längsschnittlich verfolgt. In der deutschlandrepräsentativen Erhebung werden über 2000 Deutsche aller Altersklassen aus Ostund Westdeutschland befragt. Es kommen Fragen zu Einstellungen zur
deutschen Einheit zum Einsatz, die in vielen Fällen mit den Langzeitergebnissen aus der Sächsischen Längsschnittstudie verglichen werden können.
(UJHEQLVVH Die Ergebnisse zeigen, welche Veränderungen es in den verJDQJHQHQ-DKUHQE]JOder Einstellungen, Meinungen usw. zur deutschen
Einheit gab. Es werden Bildungs-, Geschlechts-, Herkunfts- (Ost- vs. Westdeutschland) und Alterseinflüsse bzgl. des Erlebens der Wiedervereinigung
dargestellt. Trotz einer grundsätzlichen Befürwortung der deutschen Einheit
werden einzelne politische und wirtschaftliche Aspekte kritisch betrachtet.
Der Anteil derer, die die Entwicklung in Ostdeutschland seit der Wende als
Fortschritt bewerten, ist deutlich zurückgegangen. 'LVNXVVLRQ Die vorgestellten Daten spiegeln den Stand deU LQQHUHQ (LQKHLW -DKUH QDFK GHP
Mauerfall. Sie zeigen, wie sich diese Einstellungen in den vergangenen
-DKUHQHQWZLFNHOWHQXQGZRVLFK]ZLVFhen Ost- und Westdeutschen nach wie
vor noch relevante Einstellungsunter-schiede finden.
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
21
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(LQOHLWXQJ Einige bisher vorliegende Studien berichten keine bedeutsamen
Ost-West-Unterschiede hinsichtlich der Häufigkeit psychischer Probleme
und psychischer Störungen, andere weisen auf eine bedeutsam schlechtere
seelische Gesundheitslage in den neuen Bundesländern hin. )UDJHVWHOOXQJ
Haben Personen in den neuen Bundesländern häufiger psychische Störungen? Weisen Personen in den neuen Bundesländern eine schlechtere Lebensqualität und geringere Lebenszufriedenheit auf? 0HWKRGHQ Bevölkerungsrepräsentative Stichprobe von 1 3HUVRQHQ ± -DKUH
%XQGHVJHVXQGKHLWVVXUYH\ SV\FKLVFKH 6W|UXQJHQ ZXUGHQ PLW
einem standardisierten diagnostischen Interview (CIDI), die gesundheitsbezogene Lebensqualität mLW GHP 6) EHXUWHLOW (UJHEQLVVH Die 12Monats-prävalenz psychischer Störungen beträgt 28% (neue Bundesländer),
bzw. 32% (alte Bundesländer). Auch nach Kontrolle soziodemographischer
und körperlicher Morbiditätsvariablen bestätigt sich insgesamt eine tendenziell höhere Morbiditätsrate in den alten Bundesländern: so waren dort etwa
Substanzstörungen, unipolare Depressionen, somatoforme Störungen und
soziale Phobien zum Erhebungszeitpunkt signifikant häufiger. Hingegen
ergab sich für die neuen Bundesländer eine geringfügig schlechtere Zufriedenheit in mehreren Lebensbereichen, während die subjektive gesundheitsbezogene Lebensqualität in den neuen Bundesländern signifikant besser
beurteilt wird. 'LVNXVVLRQ Die psychische Gesundheit (definiert als Abwesenheit manifester psychischer Störungen) der Bevölkerung in den neuen
Bundesländern ist entgegen den Befunden früherer Fragebogenstudien nicht
schlechter als die in den alten Bundesländern! Diese Befunde unterstreichen,
dass die Prävalenzrate psychischer Störungen relativ robust gegenüber
regionalen und gesellschaftlichen EinflüVVHQ LVW :QVFKHQVZHUW LVW ± QDFK
QXQPHKU-DKUHQ:LHGHUYHUHLQLJXQJ±HLQ8SGDWHGLHVHU%HIXQGH
Symposium 19: Gastsymposium der DGPF: Integrative
Therapiekonzepte in der Psychosomatischen
Frauenheilkunde
128
Ambulantes Schulungsprogramm für Frauen mit
Endometriose
Brandes, I.; Wunderlich, B.
126
Ausgang einer negierten Schwangerschaft im Neonatizid:
eine Frage des Zufalls?
Schlotz, N.; Louda, J.; Marneros, A.; Rohde, A.
Martin-Luther-Universität Halle- Wittenberg, Halle, Deutschland und
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Deutschland
Das Phänomen der negierten Schwangerschaft (nicht wahrgenommen,
ignoriert, verleugnet) führt immer wieder zu Unglauben der sozialen Umwelt, nicht zuletzt auch bei Psychiatern, Psychologen und Gynäkologen. Ein
unregelmäßiger Zyklus und kaum wahrnehmbare körperliche Veränderungen
können dabei mögliche Erklärungen für die Negierung darstellen. Doch
psychische Mechanismen, Persönlichkeitsmerkmale und defizitäre Problemlösestrategien oder psychosoziale Belastungsfaktoren spielen dabei eine
mindestens genauso wichtige Rolle. Die mangelnde oder gänzlich fehlende
Auseinandersetzung mit der meist ungewollten Schwangerschaft verhindert
auch eine aktive Herangehensweise im Hinblick auf die Suche nach adäquaten Lösungsmöglichkeiten. In einer sehr kleinen Fallzahl (20-40 Fälle werden jährlich bekannt) scheitert dies vollkommen und es kommt zu einem
tragischen Ausgang: der Tötung des neugeborenen Kindes während oder
kurz nach der Geburt (Neonatizid). Für Fragen der Prävention scheint es
daher sinnvoll Fälle negierter Schwangerschaft mit vs. ohne nachfolgende
Neugeborenentötung zu vergleichen. In einer eigenen Studie wurde mittels
inhaltsanalytischer Verfahren ein solcher Vergleich durchgeführt (forensisch-psychiatrisch begutachtete Fälle von Neonatizid, N=16, Bonn/Halle vs.
klinische Fälle negierter Schwangerschaft ohne Neonatizid, N=14, Bonn).
Die bisherigen Ergebnisse (bzgl. gynäkologischer -, soziodemographischer -,
Persönlichkeitsaspekte, sowie der Verdrängungsdynamik) deuten darauf hin,
dass sich die Frauen der beiden Gruppen sehr ähnlich sind, z.B. hinsichtlich
der Persönlichkeit oder der Dynamik der Schwangerschaftsnegierung. Die
Einzelfallanalyse zeigt, dass Verlauf und Ausgang einer negierten Schwangerschaft nicht selten vom Zufall abhängen.
(LQOHLWXQJ Endometriose ist eine der häufigsten benignen gynäkologischen
Erkrankungen. Verschiedene Aspekte der Erkrankung (Komplexität, fehlende Heilungschancen, nebenwirkungsreiche Therapien, fehlendes Patientenwissen, starke Belastungen auf physischer, psychischer und sozialer Ebene)
begründen die Notwendigkeit für eine Patientenschulung. =LHO Die Schulung zielt auf die kognitive Vermittlung von Coping- und Selbstmanagementstrategien, um die Compliance zu verbessern und informierte Entscheidungen treffen zu können (Empowerment). Die Patientenschulung soll nach
Übernahme in die Routineversorgung eine bestehende Lücke in der medizinischen Versorgung schließen. 0HWKRGH Bei der Entwicklung des Schulungsprogramms konnte auf umfangreiche Erfahrungen von Experten aus der
ambulanten Versorgung, der Frauengesundheitsforschung, der Rehabilitation
und der Selbsthilfe zurückgegriffen werden. Die Umsetzung der ambulanten
Schulungen erfolgt seit Mai 2008 an mehreren Standorten in unterschiedlichen Settings mit wechselnden multidisziplinären Trainerteams. Die Evaluation umfasst einen Prä-Post- und Kontrollgruppenvergleich. (UJHEQLVVHXQG
'LVNXVVLRQ Bislang wurden 16 Schulungen mit insgesamt 150 Teilnehmerinnen durchgeführt. Bei der Umsetzung des Schulungsprogramms mussten
verschiedene Probleme auf inhaltlicher wie organisatorischer Ebene gelöst
werden. Der Zugang zu den betroffenen Frauen gelang unerwartet besser
über Medien wie Zeitungen und Internet als über direkte Anschreiben der
Akut-Kliniken. Die Studienpopulation umfasst überwiegend Frauen mit
Rezidiven und lang andauernden Beschwerden, Frauen mit frischer Diagnose
sind schwer erreichbar. Es besteht ein Selektionbias zugunsten höher gebildeter Frauen. Dennoch sind die Kenntnisse der Teilnehmerinnen über die
weiblichen Geschlechtsorgane und die Erkrankung erschreckend gering.
Inhaltlich wurde daher die Vermittlung medizinischer Grundkenntnisse
zulasten der psychologischen Aspekte gekürzt.
129
Psychoonkologische Versorgung im Brustzentrum der
Charité
Dresdner multimodale Versorgung psychischer
Störungen in Schwangerschaft und früher Mutterschaft
Weidner, K.; Sasse, J.; Junge-Hoffmeister, J.; Weber, C.;
Csizmadia, K.; Joraschky, P.; Bittner, A.
Technische Universität Dresden, Deutschland
Die aktuelle Datenlage zeigt, dass psychische Störungen der werdenden
Mutter mit körperlichen Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen
assoziiert sind, welche genauso einen Risikofaktor für eine ungünstige
Kindesentwicklung darstellen, wie die Psychopathologie der Mutter. Letztere
wirkt sich vermittelt durch physiologische und endokrine Prozesse während
des Schwangerschaftsverlaufes potenziell teratogen bzw. prägend auf die
embryonale und fetale Entwicklung des Kindes aus. Postpartal beeinflusst sie
das Interaktions- und Bindungsverhalten zwischen Mutter und Säugling und
stellt damit einen Vulnerabilitätsfaktor für das Kind dar. Das Vorhandensein
psychischer Störungen in der Schwangerschaft bedarf demnach einer sofortigen, multiprofessionellen Behandlung, die jedoch häufig aufgrund der langen
Wartezeiten auf einen Therapieplatz bis zu einem ¾ Jahr in vielen Fällen
nicht gewährleistet ist. Zentrales Anliegen des hier vorgestellten Versorgungskonzeptes (Kooperationsprojekt der Kliniken und Polikliniken für
Psychotherapie und Psychosomatik sowie Psychiatrie und Psychotherapie
des Universitätsklinikums Dresden und dem Jugendamt der Landeshauptstadt Dresden) ist es, die zeitnahe, indikationsspezifische, bedarfsgerechte
psychotherapeutische und/oder psychopharmakologische Behandlung von
Frauen mit psychischen Störungen in Schwangerschaft, Stillzeit und früher
Mutterschaft sicherzustellen und wissenschaftlich zu evaluieren. Auf der
Tagung werden erste Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitevaluation
vorgestellt: Wie viele Schwangere, Wöchnerinnen und junge Mütter in
Dresden werden mit psychischen Störungen in unseren Einrichtungen behandelt und wie sind die Patientinnen charakterisiert? Welchen Zugewinn/Nutzen bringt die multiprofessionelle, zeitnahe, indikationsspezifische
und leitliniengerechte medizinische und psychologische Diagnostik in unseren Einrichtungen? Wo treten Versorgungslücken auf?
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
Georgiewa, P.; Grimm, A.; Voigt, B.; Kranz, C.; Rauchfuß, M.
Charité-Universitätsmedizin Berlin, Deutschland
Ziel des vorliegenden Projektes ist die Umsetzung flächendeckender psychosozialer Diagnostik und Unterstützung als integrales Versorgungsmodul in
der Behandlung von Brustkrebspatientinnen, um eine kontinuierliche psychoonkologische Betreuung aller Patientinnen im gesamten Behandlungsverlauf zu gewährleisten. 0HWKRGHQ Alle stationär im Brustzentrum behandelten PatientInnen werden über die Psychoonkologische Basisdokumentation
und ein Psychoonkologie-Modul in ODSeasy hinsichtlich Krankheitsverarbeitung, psychosoziale Belastungsfaktoren und Ressourcen, Diagnose undTherapieempfehlung bewertet, zusammen mit der Testdiagnostik wird
darüber ein schriftlicher Befund erhoben und in der Tumokonferenz interdisziplinär diskutiert. (UJHEQLVVH Es wird eine Analyse möglich, wie viele und
welche Patientinnen die Unterstützung annehmen, welche Nebendiagnosen
für den Behandlungsverlauf relevant sind und wie entlastet die Patientinnen
durch die Mitbetreuung sind. Etwa einem Viertel der Patientinnen wird eine
ICD10-F-Diagnose (27%) vergeben, darunter bei 78% eine akute Belastungsreaktion o. Anpassungsstörung, eine depressive Episode bei 9%. 'LV
NXVVLRQ Durch die professionelle psychoonkologische Diagnostik und
Kommunikation relevanter Befunde mit den Patientinnen und den behandelnden Ärzten wird der Informationsaustausch auf allen Ebenen der medizinischen Versorgung gefördert. Die systematische Dokumentation psychoonkologischer Befunde sowie daraus resultierender Weiterbehandlungsempfehlungen an die Nachbehandler ermöglicht eine Optimierung der somatischen Behandlung unter Einbeziehung psychoonkologischer Aspekte.
Kompetenz und Compliance der Patientinnen wird so langfristig gestärkt und
gefördert.
DGVM-Kongress 2009
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127
22
Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland
Symposium 20: Gastsymposium der DGMP:
Psychoneuroendokrinologie/
Psychoneuroimmunologie
Wohlbefinden bei Frauen. Es zeigt sich eine geschlechts-spezifische Sensitivität des Gehirns für die verschiedenen Wirkprofile zentralen Insulins. Die
klinische Relevanz wird diskutiert.
(DFG STO 323/1-2).
130
Experimentelle Modulation des zentralen
Serotoninspiegels durch Tryptophan (TRY) und durch
Tryptophan-Entzug und deren Auswirkungen auf
psychischen und physische Funktionen
Rieber, N.; Klosterhalfen, S.; Enck, P.
Eberhard Karls Universität Tübingen, Deutschland
Serotonin ist ein Mediator vieler zentraler und peripherer Funktionen; es
spielt daher eine wichtige Rolle bei einer Reihe von Krankheitsbildern, wie
bei Depression, bei gestörten Magen-Darm-Funktionen oder bei Essstörungen. Tryptophan-Nahrungsergänzung (Acute Tryptophan Supplement, ATS)
oder Tryptophan-Entzug (Acute Tryptophan Depletion, ATD) sind experimentelle Modelle zur Überprüfung der Rolle des Serotonins. 0HWKRGHQ Wir
untersuchten die Auswirkungen einer ATD (Experiment 1) und einer ATS
(Experiment 2) auf psychische Faktoren (Stimmung), Hunger, gastrointestinale Symptome, speziell Übelkeit, auf Magenentleerung, auf die Konzentration von Cortisol im Speichel und die Serumkonzentrationen von CCK und
Grelin. Experiment 1 (ATD): 38 gesunde weibliche Probanden erhielten am
Tag 1 morgens eine balancierte Aminosäuren-Mischung mit TRY in Fruchtsaft (ca. 550 kcal) und 24h später doppelblind entweder die gleiche Mischung (Kontrolle), oder eine um TRY reduzierte Mischung (ATD). Vier
Stunden danach wurden Stimmung, Symptome, Hunger, und Cortisol vor
und nach Rotation im Drehstuhl bestimmt, die signifikant verändert waren
im Vergleich zur Kontrolle. Experiment 2 (ATS): 64 gesunde männliche und
weibliche Probanden erhielten morgens doppelblind entweder Tryptophan
oder Placebo und 2 Stunden später eine mit verschiedenen Fettsäuren (Butter, Olivenöl) angereicherte Testmahlzeit (ca. 600 kcal) zur Messung der
Magenentleerung mit 13C-Atemtechnik. Alle 4 Messungen (Butter/Öl,
TRY/Placebo) wurden bei allen Probanden durchgeführt, in randomisierter
Abfolge. Die Magenentleerung war unter TRY-Gabe signifikant verkürzt,
wobei diese Wirkung bei der einfach gesättigten Fettsäure (Butter) stärker
ausfiel. TRY reduzierte auch das Tagesprofil von Cortisol signifikant.
6FKOXVVIROJHUXQJ ATD und ATS zeigen auch beim Menschen Änderungen
psychologischer und physiologischer Funktionen, die die Rolle des zentralen
Serotonins unterstreichen.
132
Stress und lokale Entzündungsregulation
Weik, U.; Deinzer, R.
Justus-Liebig-Universität Giessen, Deutschland
Bei einer Vielzahl von Erkrankungen, (z.B. Atherosklerose, Krebs, neurodegenerative Erkrankungen, Allergien, Asthma, Rheumatoide Arthritis, Morbus Crohn) werden chronisch entzündliche Prozesse als pathogenetischer
Faktor angesehen. Psychosoziale Faktoren wie z. B. Stress gelten dabei
zunehmend als Moderatoren einer entzündlichen Immunantwort. Diese
Zusammenhänge werden häufig tierexperimentell oder in-vitro untersucht,
zudem wird die Analyse von Veränderungen entzündlicher Reaktionen
vorwiegend an systemischen Immunparametern durchgeführt. Entzündungsprozesse, die chronifizieren können, stellen jedoch zunächst immer ein auf
lokales Gewebe begrenztes Geschehen dar. Somit ist die Validität dieser
Untersuchungen in einigen Bereichen eingeschränkt. Stresshormone, von
denen gezeigt werden konnte, dass sie systemisch die Freisetzung verschiedener Immunmediatoren unterdrücken bzw. reduzieren, können lokal, d.h.
im Gewebe durchaus gegensätzliche Effekte zur Folge haben, d.h. proinflammatorisch wirken. Der Schwerpunkt unsere Arbeitsgruppe liegt in der
Analyse von Stresseffekten auf lokale Entzündungsprozesse. Wir stellen
zwei Forschungsmodelle vor, die es erlauben, lokale Entzündungs- bzw.
Immunreaktionen beim Menschen in-vivo zu erfassen und psychoneuroimmunologische Interaktionen zu untersuchen: die plaque-induzierte Gingivitis,
d.h. die Zahnfleischentzündung sowie die zervikale Immunreaktion. Die
Erhebung der lokalen Immunparameter (z. B. Zytokine) erfolgt dabei minimal-invasiv durch die Sammlung von Sulkusflüssigkeit, einem Transudat
entzündlichen Zahnfleischgewebes und von Zervixsekret. Ergebnisse aus
Untersuchungen an diesen Modellen werden dargestellt und die Bedeutung
der Analyse lokaler Immunreaktionen diskutiert.
133
Effekte sozialer Ausgrenzung auf die Stressreaktion
Deinzer, R.; Weik, U.
Justus-Liebig-Universität Giessen, Deutschland
,QVXOLQ*HKLUQXQG*HVFKOHFKW±(IIHNWHLQWUDQDVDO
verabreichten Insulins bei Männern und Frauen
Stockhorst, U.; Blicke, M.; Scherbaum, W. A.
Universität Osnabrück, Deutschland
Eine interessante Perspektive hat sich für die Psychoneuroendokrinologie
dadurch eröffnet, dass Hormone auf intranasalem Weg direkten Zugang in
das ZNS haben. Wir untersuchen die Effekte intranasal verabreichten Insulins. Zentrale Insulinrezeptoren sind mit hoher Dichte im Bulbus olfactorius,
Hypothalamus, Hippocampus und im cerebralen Cortex lokalisiert. Zentrales
,QVXOLQLQGX]LHUW±]XHUVWWLHUH[SHULPHQWHOOEHOHJW±9HUlQGHUXQJHQGHV(VV
verhaltens und der Gedächtnisleistung. Erwartet werden auch Effekte auf
Hormone, Blutzucker, Befindlichkeit und ±HUVWPDOVXQWHUVXFKW±6FKODIYHU
halten. Dabei liegen erste Daten zu geschlechtsspezifischen Wirkprofilen
zentralen Insulins vor. Es werden zwei Humanexperimente (Exp.) berichtet.
In Exp. 1 erhielten gesunde Männer (n=31) und Frauen (n= 32, keine hormonellen Kontrazeptiva) per Zufall nach einer Baseline entweder 6x
intranasal Insulin (20 iE, alle 15 min) oder 6x 0.2 ml Placebo. Erfasst wurden
mehrfach Blutzucker, peripheres Insulin, Leptin, Cortisol Estradiol, Befindlichkeit und die Gedächtnisleistung sowie am Versuchsende die Kalorienaufnahme in einer Testmahlzeit. Verglichen mit der jeweiligen
Placebogruppe zeigten nur Männer unter Insulin eine verminderte Kalorienaufnahme. Im erwartungsgemäß euglykämischen Bereich nahm nur bei
Männern der Blutzucker ab und der periphere Insulinspiegel zu. Frauen
verbesserten die räumliche Gedächtnisleistung unter Insulin. An Exp. 2
nahmen 44 Probanden aus Exp. 1 an einem 16-wöchigen Längschnitt teil.
Sie applizierten sich in den Wochen±[WlJOLFK,QVXOLQ'LH:RFKHQ
16 dienten als Follow-up. Auch hier traten geschlechtsspezifische Insulineffekte ein in Form geringerer Kalorienaufnahme und eines tendenziell höheren Estradiols bei Männern und einer geringeren Schlafdauer und mehr
Abstracts
(LQOHLWXQJ Soziale Isolation wird oft mit negativen gesundheitlichen Auswirkungen assoziiert und gilt als Risikofaktor hinsichtlich Depression und
Herzkreislauferkrankungen. Cyberball, ein virtuelles Ballspiel, erlaubt es
unter höchst standardisierten Bedingungen, die Erfahrung sozialer Ausgrenzung zu induzieren. Wir untersuchten die Effekte dieser sozialen Ausgrenzung auf die Stressreaktion auf einen unmittelbar nach dem Spiel folgenden
Laborstressor und fanden, dass Frauen, nicht jedoch Männer, in der Ausgrenzungssituation eine unterdrückte endokrine Stressreaktion aufweisen.
Das Spiel selbst (ohne folgenden Stressor) führte zu psychischen Reaktionen,
hatte jedoch keine Effekte auf die Cortisolfreisetzung. In der vorliegenden
Studie werden Bedingungen untersucht, die eine solch unterdrückte Stressreaktion möglicherweise moderieren könnten. 0HWKRGHQ Die Probandinnen
(N=60) wurden randomisiert einer der drei Spielbedingungen zugeteilt
(explizite Ausgrenzung, Ausgrenzung aufgrund einer technischen Panne und
eine normale Einbindung in das Spiel). Unmittelbar nach dem Spiel erhielten
die Probandinnen die Instruktion, eine Rede vor einer Videokamera zu
halten. Das Design der Vorgängerstudien wurde modifiziert, indem das
Geschlecht der Mitspieler verändert wurde sowie mögliche Effekte des
Versuchsleitergeschlechts untersucht wurden. Erfasst wurden Katecholamine, Cortisol und ACTH. (UJHEQLVVH Vorläufige Analysen zeigen, dass auch
in dieser Studie, die Ausgrenzungsbedingung zu einer unterdrückten
Cortisolfreisetzung auf den nachfolgenden Laborstressor führt. Das Geschlecht des Versuchsleiters zeigte dabei keine Effekte. 'LVNXVVLRQ Die
Studienergebnisse weisen darauf hin, dass soziale Ausgrenzung in Interaktion mit folgenden Belastungen zu deutlich veränderten Stressreaktionen führt.
Allerdings nur bei Frauen. Diesbezügliche Geschlechtsunterschiede sowie
diesem Effekt eventuell zugrundeliegende physiologische Mechanismen
werden diskutiert.
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
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131
Symposium 21: Psychologische Interventionen
bei dementiellen Erkrankungen
134
136
Lang- und kurzfristige gesundheitliche Effekte
psychotherapeutischer Gruppeninterventionen für
pflegende Angehörige von Demenzkranken
Neuropsychologisch fundierte Verhaltenstherapie im
Frühstadium der Alzheimerdemenz
Wilz, G.; Kalytta, T.
Thöne-Otto, A.I.T.; Werheid, K.; Cramer, B.; Frölich, L.;
Gertz, H.-J.; Knorr, C.; Kurz, A.
(LQOHLWXQJ ,QWHUQDWLRQDOH XQG HLJHQH 8QWHUVXFKXQJHQ ZHLVHQ GDUDXI KLQ
GDVV VLFK LQIROJH GHU KlXVOLFKHQ %HWUHXXQJ YRQ 'HPHQ]SDWLHQWHQ GHU
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Universität Leipzig, Deutschland
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WDQ]EHL3DWLHQWHQXQG$QJHK|ULJHQ
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Deutschland
135
Telefonische Therapie für Angehörige von
Demenzkranken. , Eine Kurzzeitintervention zur
Ressourcenförderung bei häuslich betreuenden
Angehörigen
137
Risch, A.K.; Große, K.; Walther, D.; Schneider, C.; Kalytta, T.;
Niedermeyer, S.; Hallensleben, M.; Soellner, R.; Wilz, G.
Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie,
München, Deutschland
(LQOHLWXQJ(LQ*UR‰WHLOGHU3IOHJHYRQ'HPHQ]NUDQNHQZLUGLPIDPLOLlUHQ
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24
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
Kurz, A.
'LHHUK|KWH|IIHQWOLFKH$XIPHUNVDPNHLWJHJHQEHUNRJQLWLYHQ%HHLQWUlFKWL
JXQJHQ LP $OWHU XQG GLH YHUEHVVHUWHQ GLDJQRVWLVFKHQ 0|JOLFKNHLWHQ IKUHQ
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.UDQNKHLWHQ IUK]HLWLJHU DOV ELVKHU HUNDQQW ZHUGHQ 3DWLHQWHQ PLW HLQHU
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DGVM-Kongress 2009
Downloaded by:
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Friedrich-Schiller-Universität Jena, Deutschland
Psychologische Hilfen für Patienten mit beginnender
Demenz
Symposium 22: Körperbeschwerden, Depressivität und
Bewältigung
138
Online Validierung eines deutschsprachigen PMSFragebogens: Zusammenhänge mit depressiven
Symptomen und somatoformen Beschwerden
Ditzen, B.; Drobnjak, S.; Spörri, C.; Wüest, D.; Ehlert, U.
Universität Zürich, Schweiz
+LQWHUJUXQG Das Prämenstruelle Dysphorische Syndrom (PMDD) und das
Prämenstruelle Syndrom (PMS) sind zyklusabhängige psychische Phänomene mit den Kardinalsymptomen gedrückte Stimmung, Reizbarkeit, Konzentrationsschwäche und Unterbauchschmerzen. Die Symptomatik ist damit
zyklusunabhängigen psychischen Störungen, wie einer Depression, oder
Somatoformen Störungen (und hier besonders Schmerzstörungen) sehr
ähnlich. Bislang gibt es im deutschsprachigen Raum keinen DSM-basierten
Fragebogen zur Erfassung von PMS. 0HWKRGH Basierend auf den DSM-IV
TR Kriterien für PMDD wurde ein deutschsprachiger Fragebogen zur Erfassung von PMS entworfen. Ziel der Studie war es, Unterschiede vs. Überlappungen zwischen Menstruationszyklus-abhängigen (PMS) und -unabhängigen Phänomenen (Depressivität, somatoforme Beschwerden) aufzudecken und den Fragebogen zu validieren. 301 Frauen füllten den OnlineFragebogen, sowie SOMS, ADS und Fragen zu chronischen Unterbauchschmerzen bei einer Ersterhebung, 101 Frauen bei einer Zweiterhebung aus.
5HVXOWDWH Der PMS-Fragebogen weist sehr gute Gütekriterien auf. Hohe
Werte im PMS-Fragebogen korrelieren signifikant mit Somatisierungswerten, Depressivitätswerten und Werten für chronische Unterbauchschmerzen, wobei sich PMS nur durch die Zyklusabhängigkeit von den jeweiligen
Konstrukten unterscheidet. 'LVNXVVLRQ Der entworfene PMS-Fragebogen ist
ein valides Instrument, um PMS als zyklusabhängige Störung zu erheben.
Die Zusammenhänge zwischen PMS, somatoformen Beschwerden, Depressivität und chronischen Unterbauchschmerzen können die derzeitige Diskussion um die Überarbeitung des DSM im Bereich somatoformer Störungen
erweitern.
140
6LQG2SWLPLVWHQGLHEHVVHUHQ3DWLHQWHQ"(LQH
8QWHUVXFKXQJ]XPSUlGLNWLYHQ:HUWYRQGLVSRVLWLRQHOOHP
Optimismus auf das Behandlungsergebnis bei
+IWHQGRSURWKHWLN
Jeszenszky, C.; Lippmann, M.; Günther, K.P.; Kirschner, S.;
Voigt, H.; Albers, N.; Balck, F.
Technische Universität Dresden, Deutschland
Verschiedene längsschnittlich angelegte Studien konnten die positive Wirkung von dispositionellem Optimismus auf das psychische und körperliche
Befinden im Sinne einer besseren Krankheitsbewältigung aufzeigen. Das
Anliegen dieser von der Roland-Ernst-Stiftung und der Deutschen-ArthroseHilfe e.V. geförderten prospektiven Studie ist, die Bedeutung von Optimismus für das Behandlungsergebnis bei Hüftendoprothetik zu untersuchen.
Dazu wurden 68 Patienten mit primärem totalendoprothetischem Ersatz des
Hüftgelenks in die Studie eingeschlossen (Alter: 18 - 88 Jahre, M = 56.6, SD
= 12.8; 48% weiblich). Präoperativ wurde dispositioneller Optimismus
mittels der deutschen Version des LOT-R erhoben. Das Behandlungsergebnis wurde drei Monate postoperativ, einerseits anhand des Funktionsstatus
mittels WOMAC Arthroseindex, andererseits durch die Erfassung der
gesundheitsbezogenen Lebensqualität mit EQ-5D erhoben. Patienten mit
niedrigem präoperativem Optimismus fielen im Vergleich zu Patienten mit
mittlerem oder hohem Optimismus dadurch auf, dass sie drei Monate nach
der Behandlung stärkere Einschränkungen in der allgemeinen Funktionsfähigkeit angaben sowie eine höhere Belastung durch Schmerzen berichteten.
Ähnliche Ergebnisse zeigten sich für die Lebensqualität: Die weniger optimistischen Patienten zeigten im Verlauf signifikant geringere Werte in der
Lebensqualität im Vergleich zu den Patienten mit mittlerem und hohem
Optimismus. Durch die Ergebnisse wird deutlich, dass der Optimismus der
Patienten eine wichtige Rolle für den Behandlungserfolg auch bei
Hüftendoprothetik zu spielen scheint. Dementsprechend sollten in den
Behandlungs- und Rehabilitationskonzepten der Kliniken psychologische
Faktoren mehr Beachtung finden. Weiterhin geben die Ergebnisse Hinweise
darauf, dass dieses Gebiet weiterer Forschung bedarf, vor allem auch um das
Zusammenwirken moderierender und mediierender Faktoren im Genesungsprozess zu untersuchen.
139
Ä6WRSSGHQ6FKPHU]³±(YDOXDWLRQHLQHVNRJQLWLY
EHKDYLRUDOHQ6FKPHU]EHZlOWLJXQJVSURJUDPPVIU
.LQGHUPLWFKURQLVFKHQ%DXFKVFKPHU]HQ±HLQH
UDQGRPLVLHUWHNRQWUROOLHUWH6WXGLH
141
Groß, M.; Warschburger, P.
Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Deutschland
.|USHUOLFKH%HVFKZHUGHQXQGSV\FKRORJLVFKH)DNWRUHQ
EHL+DXVDU]W3DWLHQWHQ
Körber, S.; Frieser, D.; Hiller, W.
+LQWHUJUXQG Chronische Bauchschmerzen sind weit verbreitet und belasten
die Kinder und deren Familie: die Lebensqualität ist eingeschränkt, das
Selbstwertgefühl vermindert, Schulfehltage sind häufig. Es besteht ein
erhöhtes Risiko, im Erwachsenenalter eine affektive Störung oder weitere
Schmerzsyndrome auszubilden. )UDJHVWHOOXQJ Ist das kognitiv-behaviorale
Programm in der Lage, die Schmerzsymptomatik und psychosozialen Beeinträchtigungen zu reduzieren sowie die Lebensqualität zu steigern? 0HWKRGH
Das Training findet einmal wöchentlich statt und besteht aus 6 Sitzungen. Es
beinhaltet: Vermittlung von Wissen und Bewältigungsstrategien, Veränderung negativer Gedanken, Förderung positiven Erlebens. Zudem wird ein
Elternabend durchgeführt. Im Rahmen einer randomisiert-kontrollierten
Studie wurde das Programm an 28 Kindern im Alter zwischen 7 und 12
Jahren und deren Eltern auf seine Wirksamkeit hin überprüft. Die Teilnehmer wurden per Zufall den zwei Bedingungen: Wartekontroll- (WKG) und
Trainingsgruppe (EG) zugewiesen. Folgende Parameter wurden mit validierten Verfahren erfasst: Lebensqualität (PedsQL), Schmerzparameter (Tagebuch) sowie Stresserleben (SSKJ 3-8) und die Beurteilung der Behandlung
(FBB). (UJHEQLVVH Die Evaluation erfolgte anhand eines Vergleiches
zwischen WKG und EG zu den drei Messzeitpunkten Prä, Post und 3Monats-Follow-up. Die Akzeptanz des Programms war sehr hoch. Das
kognitiv-behaviorale Training führte im Vergleich zur WKG zu einer signifikanten Verbesserung der Schmerzparameter (Schmerzhäufigkeit,
-intensität, -dauer), der Lebensqualität sowie des Stresserlebens. Die Effektstärken sind überwiegend mittel bis hoch. 'LVNXVVLRQ Die Ergebnisse
unterstreichen die Wirksamkeit und Akzeptanz des kognitiv-behavioralen
Programms. Weitere kontrollierte Studien sollten unter anderem klären,
welche Komponenten des Trainings besonders wirksam sind.
7KHRUHWLVFKHU +LQWHUJUXQG In der Diagnostik somatoformer Störungen
wird zusätzlich zur reinen Anzahl körperlicher Symptome immer stärker die
Berücksichtigung psychologischer Faktoren (PF) diskutiert. Kürzlich untersuchten Rief et al. (eingereicht) die Bedeutung von PF für körperliche Beschwerden anhand einer Stichprobe der Allgemeinbevölkerung. Die vorliegende Untersuchung verfolgt einen ähnlichen Ansatz an einer hausärztlichen
Patienten-Population und setzt sich zum Ziel, die Bedeutung von PF für das
Vorliegen medizinisch unklarer somatischer Beschwerden im HausarztSetting zu bestimmen. 0HWKRGHQ N=308 Hausarzt-Patienten wurden in
einem Interview zu körperlichen Beschwerden und verschiedenen kognitiven, emotionalen und verhaltensbezogenen Faktoren befragt. Die Patienten
wurden in verschiedene Gruppen unterteilt: 1) Patienten mit wenigen körperlichen Symptomen, 2) Patienten mit vielen körperlichen Symptomen und
niedrigem Inanspruchnahmeverhalten bzw. niedriger Beeinträchtigung, 3)
Patienten mit vielen körperlichen Symptomen und hohem Inanspruchnahmeverhalten bzw. hoher Beeinträchtigung. (UJHEQLVVH Neun der 13
erfragten PF (u. a. Gedankliche Beschäftigung, Aufmerksamkeitsfokussierung, verschiedene Formen von Vermeidung) waren innerhalb der drei o.g.
*UXSSHQ VLJQLILNDQW XQWHUVFKLHGOLFK DXVJHSUlJW &KL GI ± S
≤ 0.01). Dies bedeutet, dass Patienten mit vielen körperlichen Symptomen die PF häufiger bejahen, wobei diese Tendenz bei der Patientengruppe
3 (viele körperliche Symptome und hohes Inanspruchnahmeverhalten bzw.
hohe Beeinträchtigung) stärker ausgeprägt ist als bei der Patientengruppe 2
(viele körperliche Symptome und niedriges Inanspruchnahmeverhalten bzw.
niedrige Beeinträchtigung). 'LVNXVVLRQ Psychologische Faktoren erweisen
sich als wichtige Parameter bei der Erfassung körperlicher Beschwerden und
sollten in die Diagnostik somatoformer Störungen einfließen. Sechs der zehn
von Rief et al. vorgeschlagenen Faktoren konnten bestätigt werden.
Abstracts
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
25
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Universität Potsdam, Deutschland
Symposium 23: Biologische Faktoren bei Stress und
Erschöpfung
142
Altered endocrine and autonomic activity under basal
and stimulated conditions in chronic fatigue syndrome
Nater, U. M.; Miller, A. H.; Jones, J. F.; Reeves, W. C.
Centers for Disease Control and Prevention, Atlanta, USA
2EMHFWLYHV The hypothalamic-pituitary-adrenal (HPA) axis and the autonomic nervous system (ANS) appear to be involved in the pathophysiology
of chronic fatigue syndrome (CFS). We conducted this study to evaluate
HPA axis and ANS function in CFS cases and non-fatigued controls (NF)
under both basal and stimulated conditions. 0HWKRGVPersons with CFS and
matched well controls identified from the general population participated in a
3-day in-hospital study. On all three days, we measured awakening salivary
cortisol response and measured diurnal salivary cortisol profiles on days 1
and 2. We also measured salivary alpha-amylase to assess basal sympathetic
activity. On day 3, all participants were exposed to a standardized psychosocial stressor (the Trier Social Stress Test) and provided continuous cortisol
and alpha-amylase samples. 5HVXOWV Preliminary analyses in 43 subjects
revealed that subjects with CFS showed attenuated morning cortisol profiles
on days 1 and 2 in comparison to NF, but no differences were found on day
3. Alpha-amylase profiles were increased in CFS throughout all 3 days. In
response to the psychosocial stressor, we found attenuated cortisol, but
increased alpha-amylase responses in CFS compared to NF. &RQFOXVLRQV
This study provided further evidence of reduced cortisol responsiveness in
CFS. Importantly, hypocortisolism also occurred during the Trier Social
Stress Test. In contrast, sympathetic activity, as measured by alpha-amylase,
was markedly increased both under basal and stimulated conditions in CFS.
The relevance of these findings for understanding pathophysiological mechanisms of CFS will be discussed.
143
Biological correlates of Chronic Stress and Exhaustion in
School Teachers
Bellingrath, S.; Kudielka, B.M.
144
Psychologische Faktoren und physiologische StressReagibilität während 8-wöchiger Immobilisation bei
gesunden männlichen Probanden (Terranauten)
Herrmann, C.; Weber, C.S.; Thomas, A.; Börst, H.; Rudat, M.;
Johannes, B.; Deter, H.-C.
Charité-Universitätsmedizin Berlin, Deutschland
+LQWHUJUXQG Die von der European Space Agency (ESA) und dem Deutschen Zentrum für Luft- & Raumfahrt (DLR) unterstützte Berliner BedRestStudie, wurde an der Charité Campus Benjamin Franklin durchgeführt, um
körperliche und psychische Veränderungen unter länger dauernder Ruhebedingung zu untersuchen. Die vorliegende Studie sollte dabei psychologische
Faktoren und Kreislauf-Auswirkungen hinsichtlich Stress-Reagibilität erfassen und prüfen ob eine autonome Imbalance im Zeitverlauf entsteht, die in
der Pathogenese von psychosomatischen Erkrankungen eine bedeutsame
Rolle spielt. 0HWKRGLN Es wurden 24 junge gesunde männliche Probanden
EHU HLQHQ =HLWUDXP YRQ :RFKHQ LPPRELOLVLHUW XQG YRQ $X‰HQUHL]HQ
abgeschirmt. Die Probanden wurden in drei Gruppen unterteilt, 2 Gruppen
erhielten ein spezielles Muskeltraining, während die dritte Gruppe als KontUROOJUXSSHGLHQWH'HU(:/6-DQNHDQG'HEXVZXUGH]XU(UKH
bung des aktuellen psychischen Zustands erhoben. Die Stressreaktivität
wurde mit einem standardisierten Stresstest (Manometertest) erfasst. (UJHE
QLVVH Probanden ohne Training zeigten ]ZLVFKHQ %DVHOLQH XQG GHP /LHJHWDJHLQ$EVLQNHQS GHUSRVitiven Befindlichkeit. Im Vergleich
zur Trainingsgruppe konnte kein signifikanter Unterschied S IHVWJH
stellt werden (H 1). Hinsichtlich der basalen HRV konnte kein Gruppenunterschied (p=0,105) zwischen BaselineXQGGHP7DJJH]HLJWZHUGHQ
(H 2). Probanden ohne körperliches Training unterschieden sich gegenüber
Probanden mit Training nach 5 Wochen unter mentaler Belastung (Manometertest) durch den Anstieg des systolischen Blutdrucks (p=0,001) und der
Herzfrequenz (p=0,023) (H 3). 'LVNXVVLRQ Bewegungsrestriktion und
sensorische Deprivation zeigen Auswirkungen auf die kardiovaskuläre
Aktivierung hinsichtlich Stress-Reagibilität. Training scheint sich positiv auf
die Stresstoleranz während Immobilisation auszuwirken. Ein Grund hierfür
könnte eine bessere autonome Balance darstellen.
Poster
Jacobs Universitität Bremen, Deutschland
26
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
1
Am Anfang steht die Venus - Die Venus von Willendorf
als Modell in der ersten Stunde des Gestaltungskurses
ÄPDOPHLQV³IUKlPDWRRQNRORJLVFKH3DWLHQW,QQHQ
Buttstädt, M.; Geue, K.; Götze, H.; Singer, S.; Kleinert, E.;
Brähler, E.
Universität Leipzig, Deutschland
'HUVHLWHLQLJHQ-DKUHQDQGHU8QLYHUVLWlW/HLS]LJHUSUREWH*HVWDOWXQJVNXUV
ÄPDO PHLQV³ IU .UHEVSDWLHQW,QQHQ ZLrd nun in seinem Aufbau präsentiert.
'HU$EODXIGHUHUVWHQ6WXQGHGHVLQVJHVDPWVWQGLJHQ.XUVHViPLQ
VROO KLHU YRUJHVWHOOW ZHUGHQ 'LH .XUVWHLOQHKPHU,QQHQ FD ± 3HUVRQHQ
PZ JHPLVFKW YHUVFKLHGHQH $OWHUVJUuppen) treffen sich erstmalig. Nach
gegenseitiger Vorstellung und einführender Diabetrachtung von Kinderkunst
beginnt die künstlerisch-praktische Tätigkeit. Ein Gipsabguss der Figur
Ä9HQXVYRQ:LOOHQGRUI³FPKRFKwird als Modell verwendet. Übung 1
ist eine Kombination aus Lockerung und Bewegung. Mit einer Ölpastellkreide wird auf Zeichenpapier (70x100 cm) spiralförmig gekreiselt, bis die Figur
sich wie von selbst abbildet. In Übung 2 wird die persönliche Unterschrift
DOV Ä6WULFK³ YHUZHQGHW ± PLWWHOV *Uaphitstift schreibt die TeilnehmerIn
wiederholt ihren eigenen Namen bis sich daraus die Figur bildet. Bei Übung
3 zeichnen die TeilnehmerInnen die Figur mit Ölpastell ohne Technikvorgabe. Die entstandenen künstlerischen Arbeiten werden im Anschluss betrachtet und besprochen. Meist sind die TeilnehmerInnen stolz auf das Erreichte,
ZHLO VLH HUIROJUHLFK ± VFKHLQEDU VSLHOHULVFK ± JUR‰H )RUPDWH PLW HLJHQHQ
Zeichnungen gefüllt haben.
DGVM-Kongress 2009
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The goal of the Trier Teacher Stress Study was to investigate possible physiological dysregulations associated with chronic work stress (Effort-RewardImbalance, Overcommitment) and exhaustion (Maslach Burnout Inventory,
Vital Exhaustion). To-date, we assessed the regulation of the hypothalamuspituitary-adrenal (HPA) axis, markers of the blood coagulation system,
immunological parameters as well as a cumulative measure of physiological
wear-and-tear called allostatic load (AL). We conducted a comprehensive
assessment of basal HPA axis activity on work and leisure days as well as
HPA axis feedback functioning by application of the dexamethasone suppression test (DST) in a sample of 135 healthy, non-smoking school teachers
±\HDUVPHDQDJH\HDUV“6'$IWHUGH[DPHWKDVRQHDGPLQL
stration higher burnout and vital exhaustion and lower reward were significantly related to stronger cortisol suppression. In a subsequent composite
analysis we investigated the relationship between chronic work stress as well
as exhaustion and allostatic load (AL) in a subsample of 104 female healthy
school teachers. Results showed that cumulative AL scores were significantly higher in women high on effort-reward-imbalance and exhaustion.
)LQDOO\ZHUHLQYLWHGZRPHQPHQPHDQDJH“UDQJH
± \UV WHDFKHUV WR H[DPLQH SK\VLRORJLFDO UHVSRQVHV QHXURHQGRFULQH
parameters, blood coagulation, immunological parameters) to acute psychosocial stress in relation to work stress and exhaustion. So far, our findings
support the notion of HPA axis hyporeactivity after acute laboratory stress in
highly overcommitted school teachers as well as an increased proinflammatory activity related to effort-reward-imbalance. In sum, this series
of studies indicates that chronic work stress is associated with changes in
different stress sensitive systems even though participants have been in an
overall good health status.
2
4
Die Bedeutung der kunstpädagogischen Intervention
ÄPDOPHLQV³DXVGHU6LFKWGHUWHLOQHKPHQGHQ
7XPRUSDWLHQWHQ
,QNRQWLQHQ]EHL3DWLHQWHQQDFKHLQHUUDGLNDOHQ
3URVWDWHNWRPLH9HUJOHLFKHLQHVRIIHQHQXQGHLQHV
PLQLPDOLQYDVLYHQ9HUIDKUHQV
Geue, K.; Kleinert, E.; Buttstädt, M.; Götze, H.; Singer, S.
Köhler, N.; Holze, S.; Gansera, L.; Scholz, H.-J.; Brähler, E.;
Stolzenburg, J.-U.
Universität Leipzig, Deutschland
Universität Leipzig, Deutschland
(LQOHLWXQJ In der psychoonkologischen Versorgung kommt den kunsttherapeutischen Angeboten eine besondere Bedeutung zu, da sie den Patienten eine aktive Rolle in der Krankheitsbewältigung bieten. An unserer Abteilung wurde eine kunstpädagogische Intervention für Tumorpatienten in der
ambulanten Nachsorge entwickelt, erprobt und durchgeführt. Untersucht
wird, wer die Intervention in Anspruch nimmt und welchen Nutzen die
Teilnehmer aus dem Kurs ziehen. 0HWKRGLN Die Intervention umfasst 22
Sitzungen und findet 1x wöchentlich statt. In die Studie aufgenommen
werden Tumorpatienten, bei denen die Akutbehandlung beendet ist. Nach
Beendigung der Intervention wird mittels offener und geschlossener Fragen
die ganz persönliche Sicht der Teilnehmer auf den Kurs erfasst. Hierzu
wurden Bedeutungsbereiche herangezogen, die in einer vorangegangenen
Studie (Inhaltsanalyse von Leitfadeninterviews)ermittelt worden waren.
(UJHEQLVVH Bisher haben 42 Patienten in 7 Kursgruppen die Intervention
abgeschlossen. Eine hämatologische Tumordiagnose liegt aufgrund der
aktiven Ansprache von hämatologischen Patienten bei der Mehrzahl der
Teilnehmer vor. Fast ¾ der Teilnehmer sind Frauen. Während der Intervention wurden 17 der 42 Teilnehmer auch psychologisch betreut. Außerdem
berichteten über ein Drittel der Patienten andere Gruppenangebote wie z.B.
Sportkurse besucht zu haben. Über 4/5 der Teilnehmer gaben persönliches
Wachstum und emotionale Stabilisierung als Kursbedeutung an. Die Krankheitsverarbeitung hingegen wurde nur von einem Viertel der Teilnehmer als
Bedeutung genannt. Mehr als die Hälfte der Patienten gab an, dass sie künstlerische Fertigkeiten erlernt haben und durch die kreative Tätigkeit etwas
ausdrücken konnten (z.B. Gefühle), was ohne die Kunst nicht möglich
gewesen wäre. 'LVNXVVLRQ An der Intervention nehmen vor allem Patienten
teil, die sich aktiv für ihr psychisches bzw. körperliches Wohlbefinden
einsetzen. Für die Teilnehmer hat der Kurs mehrere wesentliche Bedeutungen.
(LQOHLWXQJ Zur Therapie des lokal begrenzten Prostatakarzinoms steht
neben der offenen retropubischen Prostatektomie (RRPE) die minimalinvasive endoskopisch-extraperitoneale radikale Prostatektomie (EERPE) zu
Verfügung. Die vorliegende Auswertung untersucht, ob die Art der OP einen
Einfluss auf die post-operative Kontinenz der Patienten hat. 0DWHULDO 0HWKRGHQ Die angestrebte Gesamtstichprobe umfasst 322 Patienten. Ein
objektives Kriterium zur Messung von Kontinenz ist die Anzahl der Einlagen, die ein Patient pro Tag benötigt. Darüber hinaus lässt sich Kontinenz
auch über die subjektive Wahrnehmung der Patienten bestimmen. Unterschiede zwischen den Kontinenzraten wurden mit dem Chi²-Test geprüft, die
Übereinstimmung objektiver und subjektiver Kontinenzraten wurde mit
Cohens Kappa berechnet. (UJHEQLVVH Vergleicht man die Kontinenzraten
von EERPE- und RRPE-Patienten drei bzw. sechs Monate nach der OP, so
lassen sich keine statistisch signifikanten Unterschiede nachweisen. Innerhalb der beiden Patientengruppen (EERPE vs. RRPE) gibt es jedoch Unterschiede zwischen objektiver und subjektiv wahrgenommener Kontinenz.
Während die subjektive Kontinenzrate bei den EERPE-Patienten kleiner ist
als die objektive, verhält es sich bei den RRPE-Patienten genau umgekehrt.
Die Übereinstimmungsgüte der objektiven und der subjektiven Messung von
Kontinenz ist für beide OP-Methoden sowohl drei als auch sechs Monate
QDFK GHU 23 ÄJXW³ .DSSD 'LVNXVVLRQ Hinsichtlich der
Kontinenzraten lassen sich zwischen offen retropubisch und minimal-invasiv
prostatektomierten Patienten sowohl drei als auch sechs Monate nach der OP
keine statistisch signifikanten Unterschiede nachweisen. RRPE-Patienten
schätzen sich in diesem Zusammenhang jedoch subjektiv besser ein, als es
die objektiven Daten nahelegen.
5
(YDOXDWLRQYRQ/HEHQVTXDOLWlWXQG
.UDQNKHLWVEHZlOWLJXQJQDFKUDGLNDOHU3URVWDWHNWRPLH
$XVZHUWXQJHQHLQHUPXOWL]HQWULVFKHQ/lQJVVFKQLWWVWXGLH
Holze, S.; Gansera, L.; Köhler, N.; Fahlenkamp, D.; Brähler, E.;
Stolzenburg, J.-U.
Universität Leipzig, Deutschland
(LQOHLWXQJ Die posttherapeutische Lebensqualität gilt neben somatischen
Parametern und Überlebensraten als zentraler Erfolgsindikator einer medizinischen Intervention. Die von der Krebshilfe geförderte Längsschnittstudie
lehnt sich hier an. Sie untersucht im Zeitraum von 2007 bis 2010 die Lebensqualität von radikal prostatektomierten Männern. 0HWKRGH Die angestrebte Gesamtstichprobe umfasst 322 Patienten, welche mit endoskopischer
extraperitonealer radikaler Prostatektomie (EERPE) oder retropubischer
radikaler Prostatektomie (RRPE) behandelt wurden. Zu drei Messzeitpunkten (präoperativ sowie 3 und 6 Monate postoperativ) werden mittels eines
standardisierten Fragebogens Daten zur Lebensqualität (EORTC QLQ-C30)
sowie zur Krankheitsbewältigung (Perceived Adjustment of Illness Scale)
erhoben. (UJHEQLVVH Der Altersdurchschnitt beträgt 65 (46-77) Jahre. Die
überwiegende Mehrheit der Patienten (92%) ist verheiratet bzw. lebt in
Partnerschaft. Bezüglich der Lebensqualität zeigen sich signifikante Veränderungen (p < .05) im Zeitverlauf. So ergeben sich 3 Monate nach der OP
Beeinträchtigungen in den Bereichen körperlicher Allgemeinzustand, Alltagsbewältigung und soziale Interaktion. Sie erreichen 6 Monate postoperativ
jedoch wieder präoperative Ausgangswerte. Fatigue wird sowohl 3 (21,7%Pkt.) als auch 6 Monate postoperativ (18,9%-P.) stärker als vor der OP
(14,1%-P.) von den Patienten geäußert. Die emotionale Belastung hingegen
ist präoperativ am höchsten. Sie reduziert sich ebenso wie die Anstrengung
zur Krankheitsbewältigung signifikant nach Therapiebeginn. Insgesamt wird
die Lebensqualität über alle Messzeitpunkte hoch bewertet. Zwischen beiden
Behandlungsmethoden bestehen nur bei Kurzatmigkeit signifikante Unterschiede. 'LVNXVVLRQ Nach der Therapie werden verstärkt finanzielle
Schwierigkeiten angegeben, die Ausdruck von Existenzängsten und steigenden Gesundheitsausgaben sein könnten. Diese werden unabhängig von
Sozialschicht und Alter thematisiert.
Abstracts
3V\FKLVFKH%HODVWXQJYRQNUHEVNUDQNHQ(OWHUQXQG
GHUHQ.LQGHUQLP/lQJVVFKQLWW8QWHUVWW]XQJVEHGDUI±
9HUVRUJXQJVVWUXNWXU±,QDQVSUXFKQDKPH
Ernst, E.; Götze, H.; Kleinert, E.; Brähler, E.
Universität Leipzig, Deutschland
(LQOHLWXQJEine Krebserkrankung stellt für den Patienten und dessen Familienangehörige eine enorme Belastung dar. Minderjährige Kinder sind in
diesem Zusammenhang im besonderen Maße von der Erkrankung der Mutter
/ des Vaters betroffen. In Deutschland gibt es leider kaum Unterstützungsangebote für krebskranke Eltern und deren Kinder. Auch die Befundlage zum
Einfluss der Elternschaft auf die psychosoziale Situation von Krebspatienten
ist ungenügend. Um Kinder und Eltern in dieser speziellen Belastungssituation zu unterstützen, hat die Deutsche Krebshilfe e.V. das FörderschwerSXQNWSURJUDPP Ä3V\FKRVR]LDOH +LOIHQ IU .LQGHU NUHEVNUDQNHU (OWHUQ³
(2009 - 2012) mit 10 Teilprojekten eingerichtet. 0HWKRGHQ Die Abteilung
für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität
Leipzig ist ein Partnerzentrum, in dem betroffene Familien befragt und
spezifische Versorgungsangebote für Eltern, Familien und Kinder entwickelt
und angewendet werden. Der regionale Forschungsschwerpunkt in Leipzig
wird in enger Kooperation mit der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie
der Universität Leipzig realisiert. Das Forschungsvorhaben ist zweigliedrig
und konzentriert sich 1. auf die Erfassung psychosozialer Belastungen der
Patienten, deren Partner und Kindern sowie 2. auf die Formulierung von
spezifischen Indikationskriterien für ein familienorientiertes, kindzentriertes
Beratungsangebot für betroffene Familien unter Verwendung des spezifischen COSIP - Beratungsmoduls (Children of somatically ill parents). (U
ZDUWHWH(UJHEQLVVHIn persönlichen Interviews und einer Fragebogenerhebung soll herausgefunden werden, welche Risikofaktoren für psychosoziale
Belastungen, aber auch welche Bewältigungsmechanismen und Ressourcen
in den Familien bestehen. Ebenso sollen Unterstützungswünsche der Erwachsenen und der Kinder sowie Veränderungen der familiären Situation im
Zeitverlauf erhoben werden.
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
27
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3
6
8
Welche psychosoziale Betreuung wünschen sich
Patienten mit Prostatakrebs?
*HVXQGKHLWOLFKHV5LVLNRYHUKDOWHQXQG6XEMHNWLYH
Krankheitstheorie bei Tumorpatienten nach einer
Kehlkopfteilresektion
Zenger, M.; Ried, A.; Borowski, J.; Hinz, A.
Universität Leipzig, Deutschland
Meyer, A.; Dietz, A.; Singer, S.; Meister, E.; Herrmann, E.;
Brähler, E.
(LQOHLWXQJ Krebspatienten sehen sich zusätzlich zu krankheitsbezogenen
körperlichen Beschwerden häufig auch mit einer Vielzahl von psychosozialen Problemen konfrontiert. Ziel dieser prospektiven Studie war sowohl die
Quantifizierung des psychosozialen Betreuungsbedarfes als auch die des
subjektiven Betreuungswunsches von Patienten mit Prostatakarzinom.
0HWKRGHQ Die Patienten wurden während ihres stationären Aufenthaltes
(T1) sowie zwei Wochen (T2) und drei Monate nach ihrer Entlassung (T3)
mittels verschiedener Screening-Instrumente zum Ausmaß ihrer psychosozialen Belastung befragt. Des Weiteren wurde der Gesprächs- und Beratungswunsch der Tumorpatienten erhoben. (UJHEQLVVH Insgesamt nahmen
267 Patienten (76%) an dieser Studie teil. Der mittels Hornheider Screening
ermittelte Betreuungsbedarf reicht von 45% der Patienten im Krankenhaus
bis zu 30% im 3-Monats-follow-up. Professionelle psychosoziale Betreuung
von Psychologen und Sozialarbeitern wünschten sich hingegen nur ca. 20%.
Es zeigte sich eine nur geringe Übereinstimmung zwischen dem Ausmaß der
psychischen Belastung und dem seitens der Patienten geäußerten Betreuungswunsch. Die bevorzugten Ansprechpartner der Patienten bezüglich
ihrer Krankheit und damit zusammenhängender Probleme waren die behandelnden Ärzte (80%) und persönlich nahe stehende Personen (70%). Die
erhaltene Unterstützung wurde als überwiegend hilfreich erfahren. 'LVNXVVL
RQ Die psychosoziale Belastung von Prostatakrebspatienten ist als vergleichsweise gering einzustufen. Trotzdem sollten Ärzte befähigt werden,
emotional hoch belastete Patienten zu identifizieren, da sie der primäre
Ansprechpartner sowohl im Krankenhaus als auch während der Folgebehandlung sind. Um eine umfassende medizinische und psychosoziale Versorgung zu gewährleisten, ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von
medizinischem Fachpersonal und Sozialarbeitern sowie Psychologen zu
verwirklichen.
Universität Leipzig, Deutschland
7
Psychosozialer Kurs für onkologisch tätige Logopäden
XQG6SUHFKZLVVHQVFKDIWOHU±5FNEOLFNXQG$XVEOLFN
Wollbrück, D.; Danker, H.
Universität Leipzig, Deutschland
(LQOHLWXQJ Langjähriger Alkohol- und Tabakkonsum begünstigt die Entstehung von Tumoren im Kopf-Hals-Bereich. Auch nach der Tumorbehandlung
kann sich ein solches gesundheitliches Risikoverhalten negativ auf die
Gesundheit auswirken. Aufklärungsgespräche sollten deshalb auf Risikoverhalten hinweisen. 0HWKRGHQ In einer multizentrischen Querschnittsstudie
wurden 151 Patienten mit Kehlkopfkrebs nach Kehlkopfteilresektion zu
ihrem Alkohol- und Tabakkonsum vor und nach der Operation, ihrer Veränderungsmotivation sowie zu ihrer subjektiven Krankheitstheorie befragt. Die
Datenerhebung erfolgte durch persönlich geführte Interviews im häuslichen
Setting mit standardisierten Messinstrumenten (z. B. Fragebogen zur Erfassung des Gesundheitsverhaltens). (UJHEQLVVH Der durchschnittliche Alkoholkonsum der Studienteilnehmer betrug 497 g pro Monat, wobei 19,7%
abstinent waren und 28% mindestens einen riskanten Alkoholkonsum (MänQHU±JSUR0RQDW)UDXHQ±JSUR0RQDWDXIZLHVHQ,P
Vergleich zur Allgemeinbevölkerung war ein größerer Anteil der Untersuchungsstichprobe abstinent, ein geringerer Anteil mit risikoarmen Konsum.
Fünf Prozent der Befragten wollten ihren Alkoholkonsum verringern. Zum
Zeitpunkt der Befragung rauchten 22% der Befragten. 84,4% waren jemals
Raucher. Durchschnittlich werden 13 Zigaretten pro Tag geraucht. Zwei
Drittel (67,7%) der Raucher gaben einen Veränderungswunsch ihres Tabakkonsums an. Während knapp die Hälfte (43,5%) der Probanden den Tabakkonsum für die Ursache der Krebsentstehung hielt, gaben nur 2 Patienten an,
dass die Tumorerkrankung durch Alkoholkonsum entstanden sein könnte.
Ein Drittel (33,8%) konnte keine Ursache benennen. 'LVNXVVLRQ Ein Viertel
bis ein Drittel der Befragten zeigt auch nach der Operation gesundheitsbezogenes Risikoverhalten. Vermutlich ist dies auch auf ein Aufklärungsdefizit
bezüglich der Wirkungen riskanten Alkoholkonsums zurückzuführen und
sollte mehr Beachtung finden.
9
$OWHUVHIIHNWHLPLPSOL]LWHQXQGH[SOL]LWHQ
Belohnungslernen
Paelecke-Habermann, Y.
28
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
Martin-Luther-Universität Halle- Wittenberg, Halle, Deutschland
+LQWHUJUXQG Normale, biologische Alterungsprozesse gehen u.a. mit einem
Rückgang an dopaminergen Rezeptoren und einer reduzierten Dopaminfreisetzung einher. Dies betrifft das nigrostriatale System, dessen Veränderungen mit motorischen Einschränkungen einhergehen. Es werden aber auch
im mesolimbischen und mesostriatalen System Veränderungen vermutet.
Diese könnten wiederum Leistungen im belohnungsabhängigen Lernen
beeinflussen. Somit stellt sich die Frage, ob höheres Alter mit geringeren
Leistung im Belohnungslernen einhergeht. Probanden: 156 psychisch und
neurologisch gesunde ErZDFKVHQH$OWHU±KlOIWLJ0lQQHUXQG)UDXHQ
0HWKRGHQ Implizites Belohnungslernen: probabilistische Klassifikationsaufgabe mit monetärem Feedback (Knowlton et al., 1996). Explizites Belohnungslernen: go/no go-Kartenspiel mit Feedback via Belohnung und Bestrafung (Newman et al., 1985). Ausschluss komorbider Achse-I-Störungen:
SKID. Kontrolle neuropsychologischer Defizite: Testung von Kurzzeit- und
Arbeitsgedächtnis, Aufmerksamkeit und Exekutivfunktionen. (UJHEQLVVH
Die Ergebnisse zeigen in beiden Verfahren negative Zusammenhänge zwischen Alter und den Leistungen im Belohnungslernen (keine Effekte für
Geschlecht). 'LVNXVVLRQ Entsprechend der neurobiologischen Vermutung,
scheinen sich Leistungen im Belohnungslernen mit zunehmendem Alter zu
reduzieren.
DGVM-Kongress 2009
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88.99.70.242 - 11/2/2017 2:18:45 AM
(LQOHLWXQJ Larynxkarzinompatienten weisen eine hohe psychische
Komorbidität auf. In eigenen Untersuchungen waren von 308 Studienteilnehmern 61 (19,8%) psychisch erkrankt (Singer et al. 2008). Das Ausmaß an
psychoonkologischer Behandlung ist sehr gering, so dass man sogar von
einer Unterversorgung sprechen kann. Die häufig langfristige und engmaschige logopädische Betreuung erhält daher oft den Charakter einer psychosomatischen Grundversorgung. Ziel der psychosozialen Fortbildung für
Logopäden und Sprechwissenschaftler war die Verbesserung der Qualität der
psychosozialen Versorgung von Tumorpatienten. 0HWKRGHQ Dreiunddreißig
Logopäden wurden zufällig der Interventions- oder Kontrollgruppe zugeteilt
und nahmen zeitversetzt an der Fortbildung teil. Zu 2 Messzeitpunkten (präpost) wurden die (berufliche) Belastung (Maslach Burnout Inventory, MBI;
Fragebogen zur Erfassung von Belastung bei Ärzten und Krankenpflegekräften, FBAS), die subjektive Gesprächsführungskompetenz sowie die bevorzugten Gesprächsstile (Fallvignetten mit multiple choice-Antworten) erfasst.
(UJHEQLVVH Von einem ähnlichen Ausgangsniveau vor Kursbeginn ausgehend zeigten sich bei der Interventionsgruppe deutliche Verbesserungen in
der Verwendung konkreter positiver Gesprächsführungsstile sowie leichte
Verbesserungen der selbsteingeschätzten Gesprächsführungskompetenzen.
Keine Veränderung zeigte sich hinsichtlich der (beruflichen) Belastung.
'LVNXVVLRQ Vor Kursbeginn liegen bei den Kursteilnehmern kaum berufliche Belastungen und Burnout vor, so dass möglicherweise von einer Positivselektion der vorliegenden Stichprobe auszugehen ist. Zu überprüfen bleibt,
ob die beobachteten Veränderungen auch im 6-Monats-Follow-up stabil
bleiben. Die Ausweitung des Kurskonzepts auf andere Berufsgruppen (Pflegende, Physiotherapeuten) wird diskutiert.
/LWHUDWXU
Singer et al. (2008). Screening for mental disorders in laryngeal cancer
patients: a comparison of 6 metKRGV3V\FKR2QFRORJ\±
10
12
Kognitive Emotionsregulation und Depression: Eine
interkulturelle Studie
Lichev, V.; Wolfradt, U.; Paelecke, M.
SMS-Feedback zur Verbesserung affektiver Regulation
bei Patienten mit Borderline-Störung, post-traumatischer
Belastungsstörung und Bulimie
Martin-Luther-Universität Halle- Wittenberg, Halle, Deutschland
Mussgay, L.; Solzbacher, S.; Memmesheimer, M.; Rüddel, H.
7KHRULH Mehrere empirische Studien weisen darauf hin, dass osteuropäische Studierende im Vergleich zu westeuropäischen häufiger depressive
Symptome erleben. Mikolajczyk et al. (2008) versuchten, diese Unterschiede
auf die seit 1990 in der Region andauernden wirtschaftlichen, sozialen und
politischen Veränderungen zurückzuführen. Variablen wie wahrgenommene
Zufriedenheit mit dem Einkommen hatten jedoch nur einen minimalen
Vorhersagewert für die Prävalenz depressiver Symptome. Ziel der vorliegenden Studie ist die Untersuchung eines möglicherweise vermittelnden
Einflusses kognitiver Emotionsregulationsstrategien (Garnefski & Kraaij,
2001) auf die unterschiedliche Prävalenz depressive Symptome. 0HWKRGH
An einer Stichprobe von 290 bulgarische und deutschen Studierenden wurden im Selbstbericht die Häufigkeit depressiver Symptome und kognitive
Emotionsregulationsstrategien erhoben. (UJHEQLVVH Die bulgarischen
Studierenden berichteten signifikant häufigere depressive Symptome. Hinsichtlich kognitiver Emotionsregulation berichteten sie häufiger maladaptive
und seltener adaptive Strategien im Vergleich zu westeuropäischen Studierenden. Die Prävalenzunterschiede in der Depressivität wurden vollständig
durch Unterschiede in spezifischen Emotionsregulationsstrategien mediiert.
'LVNXVVLRQ Die wiederholt berichtete erhöhte Depressivität in osteuropäischen Ländern könnte durch kulturspezifische Unterschiede in Emotionsregulationsstrategien bedingt sein.
11
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
im Erwachsenenalter in Abhängigkeit vom Gewicht: Wie
häufig ist die Diagnose bei adipösen Patientinnen und
Patienten?
Gruß, B.; de Zwaan, M.
Psychosomatische Fachklinik St.-Franziska-Stift, Bad Kreuznach,
Deutschland
(LQOHLWXQJ Patienten mit Borderline, PTSD und Bulimie weisen Schwierigkeiten bei der Regulation affektiver Spannungszustände auf, wodurch es zu
Selbstverletzungen, dissoziativen Phasen oder Essanfällen kommen kann.
Eine Verbesserung der Spannungsregulation ist insofern ein wichtiges therapeutisches Ziel. 0HWKRGH Patienten unserer Klinik (29,5 Jahre) mit den o.g.
Diagnosen wurden einbezogen. Die Pat. der Experimentalgruppe (EG)
wurden als Intervention 20 Tage lang zufällig 4 Mal mit einer SMS (über ein
internetfähiges Mobiltelefon initiiert von dem von uns entwickelten Computer Aided Therapy System) aufgefordert, die Intensität ihrer Stimmung
(Freude, Angst, Ärger, Scham, Ekel, Traurigkeit) und den Grad aversiver
innerer Spannung (10-stufige Skala) anzugeben. Dies sollte auch nach dem
Erwachen und vor dem Einschlafen, oder, wenn nötig, dazwischen vorgenommen werden. Spannungswerte > 7 führten zu einer SMS, die den Einsatz
von vereinbarten Regulationstechniken nahe legte. Die 3 Tage vor und nach
der Intervention dienen der Erfassung von Ausgangs- bzw. Endniveau. Pat.
der Kontrollgruppe (KG) absolvierten nur diese Baseline-Erhebungen.
(UJHEQLVVH 45 Patienten der EG (2 Männer) gaben 276/3182/262 Ratings
ab (B I, Intervention, B II). Feedback-Hilfe wurde 350 Mal gegeben, für 338
Hilfen liegen Erfolgsratings vor. Die 49 Pat. der KG gaben 327/-/294 Antworten. Die innere aversive Spannung insgesamt und im Tagesverlauf nahm
bei der EG (nicht signifikant) ab. Stimmungszustände waren intensiver,
wenn die innere Spannung hoch war. Das generelle Niveau wurde durch die
Intervention nur wenig reduziert. Feedback konnte Spannung reduzieren. Die
Methoden wurden unterschiedlich häufig eingesetzt (Ablenkung=30%, Körp.
Aktivität=14%, Entspannung=12%, Hilfe erbeten=10%, Intensive Sensationen=8%). 'LVNXVVLRQ Die Methode scheint viel versprechend, um unmittelbar auf berichtete Spannungszustände reagieren zu können und die Pat. zu
geeigneten Coping-Strategien aufzufordern.
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen,
Deutschland
13
Altfas JR (2002). Prevalence of attention deficit/ hyperactivity disorder among
DGXOWVLQREHVLW\WUHDWPHQW%0&3V\FKLDWU\±
Pagoto SL, Curtin C, Lemon SC, Bandini LG, Schneider KL, Bodenlos JS,
Yunsheng M (2009). Association between adult attention deficit/hyperactivity
GLVRUGHUDQGREHVLW\LQWKH86SRSXODWLRQ2EHVLW\±
Abstracts
Berufsbezogene Gruppeninterventionen in der
orthopädischen Rehabilitation
Koch, S.; Hillert, A.; Zwerenz, R.; Beutel, M.M.
Medizinisch-Psychosomatische Klinik Roseneck, Prien am Chiemsee,
Deutschland
(LQOHLWXQJ Berufsbezogene Gruppeninterventionen haben in der stationären
Psychosomatik eine hohe Patientenakzeptanz gefunden, es liegen erste
Wirksamkeitsnachweise vor (z.B. Koch et al. 2007). Ziel einer multizentrischen Längsschnittstudie war die Entwicklung und kontrollierte Evaluation
einer auf die Anforderungen der somatischen Rehabilitation adaptierten
berufsbezogenen Gruppenintervention (Hillert et al. 2007). 0HWKRGHQ Aus
Konsensus-Treffen mit beteiligten Therapeuten aus vier stationären orthopädischen Reha-Einrichtungen der DRV Bund ging ein 5 Doppelstunden
XPIDVVHQGHV *UXSSHQPDQXDO Ä*HVXQGKHitstraining Stressbewältigung am
$UEHLWVSODW]³ *6$ YHUIJEDU EHU KWWSZZZIRUVFKXQJGHXWVFKH
rentenversicherung.de) hervor. Beruflich belastete Patienten wurden abwechselnd der Kontrollbedingung (n=564, Standard-Reha) bzw. der Interventionsbedingung (n=388, GSA plus Standard-Reha) zugewiesen und bei Aufnahme, Entlassung und 6 Monate nach Therapieende befragt. (UJHEQLVVH
Patienten der Orthopädie berichteten ein insgesamt geringeres Ausmaß
beruflicher Belastung (u.a. objektive Erwerbsindikatoren, subjektive Erwerbsprognose). Entsprechend günstig fielen in beiden Untersuchungsbedingungen die beruflichen Wiedereingliederungsquoten aus (um 90%). Nach
GSA waren erwartungsgemäß günstigere Verläufe von Mustern der ArbeitsEHZlOWLJXQJ $9(0 7\S % 7\S 6 JHJHQEHU GHU 6WDQ
GDUGWKHUDSLH 7\S % 7\S 6 IHVW]XVWHOOHQ 'LH ,QWHJUDWLRQ
einer berufsbezogenen Gruppenintervention erbrachte eine Verbesserung der
berufsbezogenen BehandlungszufrieGHQKHLW ]% Ä8PJDQJ PLW EHUXIO
6WUHVV³ G 'LVNXVVLRQ Berufsbezogene Gruppenangebote erwiesen
sich in der orthopädischen Rehabilitation als durchführbar und erfuhren eine
gute Patientenakzeptanz. Behandlungseffekte waren entsprechend der Kürze
der Intervention moderat. Bei Bedarf an größeren Behandlungseffekten steht
eine deutliche Erhöhung der Behandlungsintensität (>5 Sitzungen) aus.
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
29
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+LQWHUJUXQG Es ist bekannt, dass ADHS bei 30-60% der Betroffenen im
Erwachsenenalter persistiert und die Symptomatik vollständig oder als
Teilsyndrom bestehen bleibt. Darüber hinaus stellt ADHS einen Vulnerabilitätsfaktor für spezifische Störungen des Erwachsenenalters dar. Auch bei
adipösen Patienten ist ADHS-spezifische Diagnostik von großer Wichtigkeit
(Pagoto et al., 2009). Altfas (2002) berichtet eine Prävalenz von 27,4% unter
Anlegung eines BMI von <40 bzw. 42,6% unter Berücksichtigung eines
BMI >=40. 0HWKRGH In der vorliegenden Studie wurde erfasst, wie häufig
adipöse Patientinnen und Patienten unter Symptomen einer ADHS leiden.
Neben Auffälligkeiten im Kindesalter (WURS-K) und dem aktuellen ADHSStatus (ADHS-SB) wurden weitere Parameter erhoben (u.a. Depressivität),
um Symptomüberschneidungen zu berücksichtigen. (UJHEQLVVH 'LVNXV
VLRQ Von den aktuell eingeschlossenen Patienten (52 Frauen und 19 Männer) litten 80% an Adipositas Grad 3 (BMI >=40) und bei 53,5% wurde
mindestens eine weitere psychiatrische Diagnose gestellt (vorwiegend eine
Binge-Eating-Störung oder Depression). 22,4% erzielten auffällige Werte in
der WURS-K und 29,9% in der aktuellen ADHS-Selbstbeurteilung. 19,7%
hatten konsistent auffällige Werte auf beiden Skalen, allerdings wiesen
21,4% von ihnen auch klinisch relevante Depressivitätswerte auf. Daher
muss genauer hinterfragt werden, wodurch die Symptomatik am besten zu
erklären ist bzw. inwieweit mehrere Komorbiditäten bestehen. Dennoch
sprechen die Zahlen für die Relevanz der Symptomerhebung und ihrer
Berücksichtigung in der weiteren Therapie.
/LWHUDWXU
14
16
Die Bedeutung der initialen Schmerzintensität und qualität im Hinblick auf die Änderung von
Schmerzverhalten, Angst und Depression im Verlauf der
orthopädischen Rehabilitation
Bewegungsangst bei chronischen Rückenschmerzen:
Validierung einer deutschen Version der Tampa Scale of
Kinesiophobia und Korrelate zur Beeinträchtigung
Michalski, D.; Zweynert, U.; Hobohm, C.; Hinz, A.
Ruhr-Universität Bochum, Deutschland und University of London,
United Kingdom
Universität Leipzig, Deutschland
(LQOHLWXQJ Bei chronischen Schmerzpatienten ist ein auf körperliche Aktivitäten bezogenes Vermeidungsverhalten bekannt. Angst und Depression
sind dabei nicht nur die Folge, sondern auch Kofaktoren im
Chronifizierungsprozess selbst. Die Rehabilitation fokussiert daher auf eine
Modulation maladaptiver Verhaltensweisen, obgleich für die Teilnehmer
selbst die Schmerzreduktion im Vordergrund steht. Die vorliegende Arbeit
untersucht, inwieweit das Ausmaß von Schmerzen bei Rehabeginn einen
Einfluss auf Veränderungen von Verhaltensstilen und emotionaler Belastung
während der Rehabilitation hat. 0HWKRGHQ Bei 309 Teilnehmern einer
orthopädischen Rehabilitation (mittleres Alter 53,6 Jahre; 65,7% Frauen)
wurden zu Beginn der Maßnahme Schmerzintensität, skaliert von 0 (keine
Schmerzen) bis 6 (sehr starke Schmerzen) sowie Schmerzqualität (affektive,
sensorische Komponente; SES) erfasst. Die Untersuchung des Schmerzverhaltens (Vermeidung, Resignation, Ablenkung; FSR) und der emotionalen
Belastung (Angst, Depression; HADS-D) erfolgte zu Beginn und am Ende
der Rehabilitation. (UJHEQLVVH Zu Rehabeginn betrug die Schmerzintensität
im Mittel 4,1 (SD = 1,1), die sensorische Schmerzqualität 14,6 (SD = 4,4)
und die affektive Schmerzqualität 23,8 (SD = 9,0). Für Schmerzverhalten
und emotionale Belastung waren signifikante Reduktionen während der
Rehabilitation für Resignation, Angst und Depression nachweisbar (jeweils p
< 0,001). Diese Veränderungen sind unabhängig vom Ausmaß der bei
Rehabeginn bestehenden affektiven und sensorischen Schmerzqualität. Die
initiale Schmerzintensität lieferte dagegen eine signifikante Beziehung zur
Reduktion der Depression, wobei Teilnehmer mit stärkerer Intensität geringere Reduktionen aufwiesen (Beta = -0,14; p < 0,05). 'LVNXVVLRQ Die zu
beobachtenden Änderungen von Schmerzverhalten und emotionaler Belastung sind mit Ausnahme der Depression unabhängig vom Ausmaß der bei
Rehabeginn bestehenden 6FKPHU]HQ ± GLHV VROOWH EHL GHU 5HKDSODQXQJ
beachtet werden.
(LQOHLWXQJ Die Tampa Scale for Kinesiophobia (TSK) ist ein Fragebogen
zur Erfassung der schmerzbezogenen Bewegungsangst und stellt einen
wichtigen Prädiktor für die Chronifizierung von Schmerzen und schmerzbezogener Beeinträchtigung dar. Ziel der vorliegenden Studie war es die
psychometrischen Eigenschaften einer deutschen Version des TSK zu überprüfen, den Einsatz der inversen Items zu explorieren, sowie die prädiktive
Rolle des TSK für die Beeinträchtigung zu untersuchen. 0HWKRGHQ 191
Patienten mit chronischen Rückenschmerzen wurden untersucht. Die
Faktorstruktur wurde mittels Hauptkomponentenanalyse untersucht. Die
interne Konsistenz des TSK sowie der Subskalen wurden überprüft. Zur
Überprüfung der Konstruktvalidität wurden Korrelationen mit verwandten
Instrumenten berechnet. Multiple Regressionsanalysen untersuchten die
Rolle des TSK als Prädiktor der schmerzbezogenen Beeinträchtigung. (U
JHEQLVVH Die interne Konsistenz des TSK betrug 0.74. Eine drei-faktorielle
Lösung erklärte 42.82% der Gesamtvarianz. Auch nach der statistischen
Kontrolle der Faktoren Alter, Geschlecht, Schmerzintensität und Schmerzdauer, erklärte der TSK einen signifikanten Anteil der Varianz der schmerzbezogenen Beeinträchtigung. 'LVNXVVLRQ Aufgrund der guten Testgütekriterien kann der Einsatz des TSK zur Erfassung der schmerzbezogenen Bewegungsangst bei chronischen Rückenschmerzen zu Forschungszwecken
empfohlen werden. Im Gegensatz zu vorherigen Forschungsbefunden wurden die inversen Items nicht eliminiert, sondern als dritter Faktor interpretiert. Darüber hinaus konnte Kinesiophobie als ein signifikanter Prädiktor der
schmerzbezogenen Beeinträchtigung bestätigt werden.
17
Leberlebendspende und die Spender-Empfänger
Beziehung. Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung
mit Empfehlungen für die Evaluation der Spender
Papachristou, C.; Walter, M.; Frommer, J.; Klapp, B.F.
Psychische Störungen bei Patienten mit chronisch
REVWUXNWLYHU/XQJHQHUNUDQNXQJ&23'±
Besonderheiten der Symptomprofile
Thöne, M.; Kuhn, C.; Kühl, K.; Kenn, K.; Rief, W.
Philipps-Universität Marburg, Deutschland
(LQOHLWXQJ In Deutschland leben rund 0LOOLRQHQ &23'3DWLHQWHQ ±
Tendenz steigend. Die Wahrscheinlichkeit an einer psychischen Störung zu
erkranken ist für COPD-Patienten erhöht. Das Ziel der vorliegenden Studie
besteht darin, das Ausmaß psychischer Störungen mit Hilfe unterschiedlicher
Diagnostikinstrumente zu erfassen. Zudem wird untersucht, ob sich die
Symptomprofile depressiver bzw. angstgestörter COPD-Patienten von denen
depressiver Patienten bzw. Angststörungspatienten ohne COPD unterscheiden. 0HWKRGHQ Zusätzlich zur Durchführung des SKID-I wurden 96 Patienten einer pneumologischen Rehabilitationsklinik mit schwerer bis sehr
schwerer COPD mittels unterschiedlicher Fragebögen zur Erfassung von
Depressions- und Angstsymptomatik (u.a. PHQ-D, HADS)untersucht.
(UJHEQLVVH Die Prävalenz psychischer Störungen (SKID-I)lag bei nahezu
50%. 13% der Patienten erfüllten die DSM-IV-Kriterien für eine Affektive
Störung. Angststörungen waren mit 40% am häufigsten vertreten. Gut ein
Viertel der COPD-Patienten erhielt mindestens zwei Diagnosen. Laut HADS
waren die depressiven/ängstlichen Symptome von 26/23% der Patienten als
auffällig (Cut-off >/= 11) einzustufen. 'LVNXVVLRQ Zusätzliche psychische
Störungen werden bei COPD-Patienten nur selten als eigenständige Erkrankung diagnostiziert, da sie aufgrund der hohen Symptomüberschneidung
häufig dem klinischen Erscheinungsbild der COPD zugeordnet werden. Die
Ergebnisse des HADS zeigen, dass diese Zuordnung nicht immer rechtens
ist: Obwohl der Fragebogen auf körperliche Indikatoren psychischen Befindens verzichtet, weisen dennoch gut ein Drittel der COPD Patienten auffällige Ausprägungen auf mindestens einer der beiden Skalen auf. Diskutiert
wird, wie behandelnde Ärzte der diagnostischen Herausforderung begegnen
können, und wie zu gewährleisten ist, dass COPD-Patienten mit begleitender psychischer Symptomatik in Zukunft häufiger speziefische therapeutische Unterstützung erhalten.
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
Charité-Universitätsmedizin Berlin, Deutschland
(LQOHLWXQJ Die Leberlebendspende (LDLT) etabliert sich in den letzten
Jahren zu einem wichtigen Behandlungsverfahren in der Transplantationsmedizin. Eine gesetzliche Voraussetzung für die Spende ist eine verwandtschaftliche bzw. eine enge emotionale Beziehung zwischen Spender und
Empfänger. Umso wichtiger wird für die Optimierung der präoperativen
Evaluation der Spender und des postoperativen Ergebnis ein besseres Verständnis des Aspekts der Spender-Empfänger Beziehung. 0HWKRGHQ Wir
haben in der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Psychosomatik der
Charité semi-strukturierte klinische Interviews mit 18 Spendern vor und nach
einer LDLT u.a. auch zum Aspekt "Spender-Emfpänger Beziehung" untersucht. Diese wurden mittels der Methode der Grounded Theory ausgewertet
(Glaser & Strauss, 1967). (UJHEQLVVH Die Spende verändert die SpenderEmpfänger Beziehung nicht grundsätzlich, sie kann jedoch den vorhandenen
positiven oder konfliktreichen Charakter der Beziehung verstärken. Spender
bagatellisieren manchmal negativ getönte Aspekte der Beziehung und
fokusieren auf die positiven Seiten, um das einschneidende Erlebnis zu
bewältigen. Es zeichnet sich als ungünstig ab die Spende zu benutzen, um
den Empfänger näher zu kommen oder Probleme in der Beziehung zu lösen.
Ein Missbrauchspotential oder eine Instrumentalisierung der Spende ist nicht
auszuschließen. Dankbarkeit ist postoperativ ein sehr präsentes Thema
zwischen Spender und Empfänger und eine gute Beziehung kann als Ressource für die postoperative Bewältigung dienen. 'LVNXVVLRQ Eine gründliche präoperative Einschätzung der Spender-Empfänger Beziehung erweist
sich als unerlässlich. Konfliktkonstellationen in der Beziehung sollten präoperativ sorgfältig durchleuchtet werden und unrealistischen Erwartungen an
die Spende im Hinblick auf die Beziehung sollten geklärt werden. Es ist
sinnvoll prä- und postoperativ die Themen der Dankbarkeit sowie der körperlichen Annäherung anzusprechen, um die Beziehungsnormalität zu fördern.
DGVM-Kongress 2009
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15
30
Rusu, A.C.; Nigbur, K.; Hasenbring, M.I.
18
20
Implementierung eines psychodiagnostischen
Stufenplans in der medizinischen Rehabilitation
Angebotsstruktur stationärer Pflegeeinrichtungen in
Leipzig
Jahed, J.; Vogel, B.; Baumeister, H.; Barth, J.; Härter, M.;
Bengel, J.
Hanns, S.; Born, A.; Nickel, W.; Brähler, E.
Universität Leipzig, Deutschland
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Deutschland
(LQOHLWXQJ In der somatischen Rehabilitation leidet ca. jeder fünfte Patient
unter einer psychischen Störung (Härter et al., 2007), jedoch werden nur
50% aller komorbiden psychischen Störungen erkannt (Härter et al., 2004).
Ziel der Studie war eine Verbesserung der psychodiagnostischen Routine in
der somatischen Rehabilitation mittels der Implementierung eines psychodiagnostischen Stufenplans bestehend aus Eingangsscreening, vertiefter Diagnostik, Indikationsstellung, Dokumentation sowie Nachsorgeempfehlungen.
0HWKRGLN Untersucht wurden förderliche und hinderliche Faktoren bei der
Implementierung des beschriebenen Stufenplans und ob psychische Störungen im Entlassungsbericht dokumentiert sowie Behandlungsempfehlungen
ausgesprochen wurden.Ärzte und Psychologen (N=11) wurden nach der
Implementation interviewt. Die Entlassungsberichte jedes zweiten
screenpositiven und jedes 20sten screennegativen Patienten (N=51) wurden
analysiert. (UJHEQLVVH Der empfohlene Screener wurde in allen 3 Kliniken,
die vertiefte Diagnostik in einer Klinik eingeführt. Als für die
Implementation förderlich erwiesen sich ein offenes Organisationsklima,
ausreichende zeitliche Ressourcen und ein bio-psycho-soziales Krankheitsverständnis. Eine ablehnende Haltung gegenüber Psychodiagnostik, mangelnde Kommunikation zwischen Mitarbeitern, gering wahrgenommener
Nutzen für die eigene Arbeit sowie Angst, Patienten durch psychische Diagnosen zu stigmatisieren, waren hinderlich.Die Analyse der Entlassungsberichte zeigte, dass psychische Belastungen und Störungen teilweise nicht
bzw. unangemessen im Entlassungsbericht dokumentiert wurden.
Screenpositive Patienten erhielten nicht häufiger psychologische Rehabilitationsmaßnahmen (p=0,421) oder Nachsorgeempfehlungen (p=0,085) als
screennegative Patienten. 'LVNXVVLRQ Die Ergebnisse verdeutlichen, dass
ein psychodiagnostischer Stufenplan unter Beachtung der förderlichen und
hinderlichen Bedingungen in die Klinikroutine implementiert werden sollte.
(LQOHLWXQJ Das Ziel der Untersuchung war die Angebotsstruktur von Leipziger Pflegeeinrichtungen in einer umfassenden Weise zu erfassen, in dem
neben Strukturdaten auch die pflegerische Konzeption, spezifische Versorgungs- und Serviceangebote, die Mitarbeiterstruktur sowie Gestaltungs- und
Umgebungsmerkmale erfasst wurden. 0HWKRGH Im Rahmen einer standardisierten schriftlichen Befragung wurde in einer Vollerhebung das Angebot
und die Struktur von Pflegeeinrichtungen in Leipzig erfasst. Die Daten
wurden deskriptiv ausgewertet. (UJHEQLVVH An der Befragung nahmen 83%
der Pflegeeinrichtungen teil. Für die Präsentation werden die Daten der
stationären Einrichtungen (N=50) anhand der Versorgungsschwerpunkte,
Betreuungskonzepte und Serviceleistungen dargestellt. Die Versorgungsschwerpunkte beziehen sich größtenteils auf Grund- und Behandlungspflege
und auf eine gerontopsychiatrische Versorgung. Weitere Schwerpunkte wie
Intensivpflege oder Palliativpflege werden nur vereinzelt angeboten. Bei der
Erfassung der Betreuungsinhalte zeigte sich, dass Konzepte in nahezu allen
Einrichtungen vorliegen, jedoch sehr wenig spezifiziert wurden. Die Serviceleistungen der Einrichtungen sind umfangreich und beziehen sich u.a. auf
therapeutische Angebote, Beschäftigung oder hauswirtschaftliche Angebote.
'LVNXVVLRQ Die Erhebung zeigt, dass die Angebotsstruktur der Einrichtungen ähnlich ist. Besondere Versorgungsleistungen (z.B. Intensivpflege) oder
die Ausrichtung auf bestimmte Gruppen (z.B. junge Pflegebedürftige oder
Pflegebedürftige mit Behinderung oder sensorischer Einschränkung) sind
sehr selten. In Bezug auf die Betreuungskonzepte zeigte sich ein vergleichbares Antwortverhalten, die pflegerisch/inhaltliche Ausrichtung der Konzepte wurde jedoch nicht ersichtlich. Für weitere Untersuchung ist zu überlegen,
wie vor allem die Verbindlichkeit und Umsetzung der pflegerischen Konzeption erfasst werden kann.
21
Auswahlkriterien pflegebedürftiger Älterer bei der
Entscheidung für die Inanspruchnahme professioneller
Pflege
Born, A.; Hanns, S.; Nickel, W.; Brähler, E.
Universität Leipzig, Deutschland
(LQOHLWXQJ Das Ziel der Untersuchung war die Erfassung der für pflegebedürftige und in informeller Pflege erfahrene Senioren wichtigen Auswahlkriterien in Bezug auf eine Pflegeeinrichtung bei möglicher eigener Inanspruchnahme professioneller Pflege. Damit sollte in Vorbereitung einer
Broschüre sichergestellt werden, dass die den Senioren wichtigen Informationen für sie verfügbar gemacht werden. 0HWKRGH Es wurden Fokusgruppengespräche mit Besuchern (N= 36; 32 weiblich) zweier Seniorentreffs, die
selbst pflegebedürftig waren (8) oder Erfahrung in der informellen Pflege
eines Angehörigen (14) hatten und im Mittel 82,5 Jahre alt (SD 6,1) waren,
durchgeführt und inhaltsanalytisch ausgewertet. (UJHEQLVVH Die Auswahlkriterien für die Inanspruchnahme professioneller Pflege variierten, je nachdem welche Art der Einrichtung, differenziert nach (1) ambulanter Versorgung durch einen Pflegedienst, (2) teilstationärer Versorgung im betreuten
Wohnen oder (3) stationärer Versorgung in einem Pflegeheim, ausgewählt
werden sollte. Als relevante Auswahlkriterien wurden personalbezogene
Kriterien wie Freundlichkeit, Vertrauenswürdigkeit, Gewissenhaftigkeit oder
Hilfsbereitschaft aber auch Betreuung ohne Zeitdruck (1), die Nähe zum
bisherigen Wohnort und zu Angehörigen (2) und die Beibehaltung gewohnter sozialer und medizinischer Standards (3) benannt. 'LVNXVVLRQ Das
Ergebnis zeigt, dass pflegebedürftige Senioren eine genaue Vorstellung von
guter Pflege haben: Psychosoziale Aspekte der Pflege haben Vorrang. Bis
ins hohe Alter und in allen Pflegeformen soll der gewohnte Lebensstandard
beibehalten werden. Aktuelle Pflegeprobleme wie die Versorgung unter
Zeitdruck und die Sorge um möglicherweise mangelnde Personenzentriertheit der Hilfen werden von den Betroffenen reflektiert.
Abstracts
Informationsbedarf pflegebedürftiger Menschen und
pflegender Angehöriger
Nickel, W.; Born, A.; Hanns, S.; Brähler, E.
Universität Leipzig, Deutschland
(LQOHLWXQJ Das Ziel der Untersuchung war die Erfassung des Informationsbedarfs pflegebedürftiger Menschen und pflegender Angehöriger innerhalb
einer Pflegeberatung. Durch die Untersuchung sollten die Anliegen pflegebedürftiger Menschen und pflegender Angehöriger, die eine Pflegeberatung
vornehmlich als erste Orientierung in der regionalen Versorgungslandschaft
in Anspruch nehmen, konkretisiert werden, um die Mitarbeiter Leipziger
Pflegeeinrichtungen in beratender Funktion gezielt vorzubereiten. 0HWKRGH
Es wurden Beratungsgespräche mit Besuchern (N= 89) im Rahmen einer
offenen Selbsthilfe- und Angehörigenveranstaltung durch Vertreter der
Berufsgruppe Pflege durchgeführt und inhaltsanalytisch ausgewertet. (U
JHEQLVVH Die Informationsbedarfe lassen sich in (1) allgemeine Informationen zum Versorgungssystem (z. B. allgemeine Pflegeversicherung, Wohnraumanpassungsmaßnahmen), (2) Informationen zum individuellen Zugang
zum Versorgungssystem (Organisation niedrigschwelliger Angebote, Auswahl eines passenden Dienstleisters), (3) Informationen zu regionalen
Dienstleistern und Angeboten (Suche, Auswahl und Vergleich spezialisierter
und allgemeiner Einrichtungen) und (4) situationsspezifische Anfragen
(Aggressives Verhalten des dementiell erkrankten Partners, Inkontinenzversorgung) unterscheiden. 'LVNXVVLRQ Für pflegebedürftige Menschen und
pflegende Angehörige stellt die Pflegeberatung eine wichtige Möglichkeit
des Erstkontaktes mit dem professionellen Hilfssystem dar. Der Informationsbedarf zur Ausgestaltung der eigenen Versorgungssituation ist gegenüber
allgemeinen Informationen und komplexer Fallsteuerung vorherrschend. Für
eine erfolgreiche Pflegeberatung ist das Wissen um regionale Versorgungsmöglichkeiten daher obligat.
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
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19
22
24
Der Einfluss politischer Entscheidungen auf die
Chancengleichheit in der gesundheitlichen Versorgung
Aufbau eines Kompetenzzentrums für behinderte Eltern
Holze, S.
Universität Leipzig, Deutschland
Universität Leipzig, Deutschland
(LQOHLWXQJ Eine Vielzahl wissenschaftlicher Arbeiten belegt eindrucksvoll
den Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und Krankheit. Welche
Rolle aber spielt die Gesundheitsversorgung hierbei? Diese Frage gewinnt
gerade aufgrund der gesundheitspolitischen Entwicklungen seit Mitte der
1990er Jahre an Brisanz. Charakteristisch hierfür sind die zunehmende
Privatisierung von Krankheitskosten und die Tendenz zu mehr Wettbewerb
im Gesundheitswesen. 0HWKRGHQ Die Studie untersucht die Auswirkungen
gesundheitspolitischer Reformen auf die Chancengleichheit in der Gesundheitsversorgung. Den Schwerpunkt bildet eine kritische Bilanz der rotgrünen Regierungspolitik zwischen 1998 und 2005. Die empirische Auswertung erfolgt anhand eines sekundäranalytischen Vorgehens. Die Ergebnisse
basieren auf Daten repräsentativer Bevölkerungsumfragen (Soziooekonomisches Panel, Gesundheitsmonitor der Bertelsmann Stiftung, GKVMonitor des wissenschaftlichen Instituts der AOK). Daneben werden Daten
der amtlichen Statistik einbezogen. (UJHEQLVVH Die Bedeutung unterschiedlicher Akteure und der Bruch in der rot-grünen Gesundheitspolitik werden in
der Analyse sehr deutlich. Die Auswertung macht deutlich, dass die sukzessive Privatisierung von Krankheitskosten und -risiken inzwischen parteiübergreifende Praxis darstellt. Empirische Befunde zeigen, dass sich dadurch
die sozialen Barrieren in der Gesundheitsversorgung für Teile der Bevölkerung erhöhen. Diese ungleichen Zugangschancen benachteiligen vor allem
sozial schwache und chronisch kranke Bevölkerungsgruppen. 'LVNXVVLRQ
Die Ergebnisse ermöglichen es, Aspekte der gesundheitlichen Versorgung
im Zusammenhang mit der sozialen Schicht zu betrachten. Dies stellt Informationen zur Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen sowie zu Einflussfaktoren in Abhängigkeit von gesundheitspolitischen Änderungen
bereit.
Michel, M.; Jonas, A.; Wienholz, S.
,QGHU81&KDUWDÄhEHUHLQNRPPHQüber die Rechte behinderter MenVFKHQ³ZHUGHQGLH9HUWUDJVVWDDWHQYHUSIlichtet, Sexualität, Partnerschaft und
die Geburt von Kindern als Grundrecht für Menschen mit Behinderungen
anzuerkennen. Einerseits stoßen sie gegenwärtig noch immer auf vielfältige
ideelle, bauliche, juristische oder kommunikative Barrieren, wenn sie sich
ihren Wunsch nach einer eigenen Familie erfüllen bzw. erfüllen wollen.
Andererseits verfügen sie über vielfältige Ressourcen bei der Wahrnehmung
elterlicher Verpflichtungen und einer selbstbestimmten Lebensgestaltung.Bisher gibt es nur wenige wissenschaftlich belastbare Studien über
behinderte und chronisch kranke Mütter (z. B. Hermes 2006, Levc 2008). Es
fehlen Aussagen über Fertilität, Kinderwunsch und Familienplanung bei
dieser Klientel. Ebenso wenig Aussagen gibt es zur Inanspruchnahme von
Schwangerschaftsvorsorge und Geburtsvorbereitungskursen, über Verlauf
und mögliche Komplikationen von Schwangerschaft, Geburt und Nachsorge,
den Bedarf an medizinischen oder sozialen Betreuungsleistungen, die gesundheitliche Situation der Kinder oder die Gestaltung des Familienalltags.
Mit dem Aufbau eines Kompetenzzentrums für behinderte Eltern soll ein
Beitrag geleistet werden zur Verbesserung der Situation gemäß der Forderungen der UN-Charta.In der ersten Aufbauphase wurden 2008/09 auf der
Basis einer repräsentativen Stichprobe (10% aller Frauen der Altersgruppe
±DEHLQHP*G%YRQLQ6DFKsen vertiefende schriftliche und/oder
mündliche Interviews mit 125 Müttern mit Behinderungen und 60 behinderten Frauen mit nicht realisiertem Kinderwunsch geführt. Ergänzt wird diese
Erhebung durch die Befragung von Gynäkologen und Pädiatern. Die Studie
wird von der Roland Ernst Stiftung für Gesundheitswesen gefördert. Im
Beitrag soll das Gesamtkonzept der Kompetenzzentrums vorgestellt und
diskutiert werden. Es werden sowohl bereits bestehende Netze als auch
Optionen für die nächsten Aufbaustufen vorgestellt.
/LWHUDWXU
Holze, S. (2009): Soziale Ungleichheit und Gesundheitspolitik. MARO Verlag.
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Leichte Sprache in der Arzt-Patienten-Kommunikation
Elternschaft und Behinderung
Jonas, A.; Michel, M.; Wienholz, S.
Universität Leipzig, Deutschland
Die Rechte von Menschen mit Behinderungen wurden in den vergangenen
Jahren durch zahlreiche gesetzliche Regelungen gestärkt (SGB lX, BGG,
UN-Charta 2006). Im Mittelpunkt stehen die Inklusion und die Realisierung
von Teilhabechancen behinderter Menschen in allen Bereichen des Lebens.
Dazu gehört auch das Recht auf Sexualität, Partnerschaft und Familie. Zunehmend erfüllen sich Frauen und Männer mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen ihren Wunsch nach eigenen Kindern. Dabei gelingt es
ihnen, bei entsprechenden Rahmenbedingungen und sozialen Netzwerken,
vielfältige Ressourcen zu erschließen, um ihren Alltag mit Kind zu bewältigen.Gefördert durch die Roland-Ernst-Stiftung für Gesundheitswesen in
Sachsen wird am Kompetenzzentrum für behinderte Eltern eine Studie
erarbeitet zur Situation behinderter Mütter. Auf der Basis einer Screeningbefragung in einer repräsentativen Stichprobe(Frauen von 25 bis 45 Jahren
ab GdB 50) liegen Daten von insgesamt 525 Frauen mit und ohne Kindern
vor. Aus dieser Gruppe wurden 125 Mütter mit Behinderungen sowie 60
behinderte Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch im Rahmen mündlicher
und schriftlicher Interviews vertiefend zum Thema Kinderwunsch und
Elternschaft befragt. Ergänzt werden die Aussagen der Frauen durch die
Ergebnisse einer Befragung von 50 Gynäkologen und Pädiatern zu ihren
Erfahrungen bei der Betreuung behinderter Frauen mit Kinderwunsch,
behinderter Mütter bzw. deren Kindern. Schwerpunkte der Befragungen
bilden Aussagen zu Kinderwunsch, Familienplanung, Inanspruchnahme von
Schwangerschaftsvorsorge, Verlauf der Schwangerschaft, Geburt und Nachsorge, dem Bedarf an medizinischen oder sozialen Betreuungsleistungen, der
gesundheitlichen Situation der Kinder und der Gestaltung des Familienalltags.Im Beitrag sollen erste Ergebnisse der Studie vorgestellt werden. Die
Ergebnisse weisen auf erheblichen Handlungsbedarf im Bereich der Ausund Weiterbildung, der Beratung und der barrierefreien Betreuung behinderter Eltern hin.
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Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
Michel, M.; Scholz, D.; Gansera, L.
Universität Leipzig, Deutschland
Im Jahr 2006 wurde die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit
Behinderungen verabschiedet, in der nachhaltig die Forderung nach gleichberechtigter Teilhabe behinderter Menschen an allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens und nach dem Schutz ihrer Integrität und Würde erhoben wird. Auf Anregung der Gesundheitsministerkonferenz von 1999 werden in Deutschland nationale und regionale Gesundheitsziele entwickelt. Mit
GHP QDWLRQDOHQ *HVXQGKHLWV]LHO Ä*HVundheitliche Kompetenzen erhöhen,
3DWLHQWLQQHQVRXYHUlQLWlW VWlUNHQ³ wird auf die besondere Bedeutung
informierter, aufgeklärter Patient(inn)en verwiesen. Damit soll nicht nur ein
Beitrag geleistet werden zur bedarfsgerechten und effizienten Gestaltung des
Gesundheitswesens, sondern vor allem zur Förderung des individuellen
Gesundheitszustandes und der Lebensqualität der Patient(inn)en. Menschen
mit Lernschwierigkeiten werden in der Praxis aufgrund eingeschränkter
Kommunikationsmöglichkeiten meist von diesen Entwicklungen ausgegrenzt. Infolge des demografischen und sozialen Wandels der Gesellschaft
wächst der Anteil der Menschen, die auf die Kommunikation in Leichter
Sprache angewiesen sind, um selbstbestimmt ihr Leben gestalten zu können.
Im Rahmen der Arbeit im Bundesnetzwerk Leichte Sprache entstehen Informationsmaterialien u. a. zu sozialrechtlichen oder gesundheitsrelevanten
Themen. Die Regeln für Leichte Sprache werden unter aktiver Mitwirkung
behinderter Menschen entwickelt. Die in der Selbständigen Abteilung Sozialmedizin erarbeiteten Materialien werden vorgestellt und ihre Bedeutung für
Menschen mit Lernschwierigkeiten beispielhaft diskutiert. Die bisherigen
Themenhefte ergeben sich aus den Forschungsschwerpunkten der Abteilung
]% Ä:HJZHLVHU 6FKZDQJHUVFKDIW³ Ä3UlQDWDOGLDJQRVWLN³ Ä6FKZDQJHU
VFKDIWVDEEUXFK³ Ä%UXVWNUHEV³ ,Q GHr Diskussion sollen Empfehlungen für
die Kommunikation zwischen medizinischem Personal und Menschen mit
Lernschwierigkeiten bzw. Kommunikationsproblemen gegeben werden.
DGVM-Kongress 2009
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Palliativ- und Altenpflege: Personal zwischen Burnout
und Arbeitsfreude
Was bedeutet die Änderungssensitivität eines klinischpsychologischen Fragebogens?
Gansera, L.; Schröder, C.; Bänsch, A.; Schröder, H.
Hinz, A.; Kittel, J.; Zenger, M.
Universität Leipzig, Deutschland
Universität Leipzig, Deutschland
(LQOHLWXQJVon den professionell Pflegenden wird der Spagat abverlangt,
täglich eine menschenwürdige Betreuung und Pflege zu leisten, andererseits
aber unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten zu arbeiten. Hohe Krankenstände, Burnout sowie Berufswechsel sind oft die Folgen. Ziel der Untersuchung ist die Erfassung des Belastungserlebens sowie des Bewältigungspotenzials von Fachpersonal in Palliativstationen und Senioreneinrichtungen
im Vergleich. 0HWKRGH An der multizentrischen Studie nahmen 232 Pflegende aus Seniorenheimen sowie 354 aus Palliativeinrichtungen in Deutschland teil. Das Fragebogeninventar bestand aus DigA (Diagnoseinstrument
zur Erfassung gesundheitsförderlicher Arbeitsbedingungen), SVF (Stressverarbeitungsfragebogen), MBI (Maslach-Burnout-Inventory) sowie der Skala
Ä7UDQVSHUVRQDOHV 9HUWUDXHQ³ ZHOFKH GHP ),* )UDJHERJHQ ,QWHJUDOH *H
sundheit) entnommen wurde. (UJHEQLVVH Im Ranking der physischen und
psychischen Beschwerden bestehen bei beiden Berufsgruppen zwar ähnliche
Schwerpunkte, das Personal in der Altenpflege äußert diese jedoch deutlich
VWlUNHU'DVVHOEHJLOWIU7HQGHQ]HQzu Burnout. Als zentrale Belastungsfaktoren werden Zeitdruck, Monotonie sowie Störungen im Arbeitsablauf
empfunden. Bewältigung in der finalen Pflege scheint zudem insbesondere
auf die innerpsychische Regulation (Selbstregulation) Bezug zu nehmen,
ZREHL GHQ 6WUDWHJLHQ Ä6XFKH QDFK VR]LDOHU 8QWHUVWW]XQJ³ VRZLH ÄUHOLJL|VH
%HZlOWLJXQJ³ HLQH H[SRQLHUWH Stellung zugeschrieben wird. 'LVNXVVLRQ
Eine Häufung von Stressoren bei geringeren Ressourcen kann zu einer
Mehrbelastung des Pflegepersonals und somit zu einer Qualitätsminderung
in der Pflege führen. Neben erforderlichen Reformen in der Gesundheitspolitik sind auch innerbetriebliche Maßnahmen (Weiterbildung, Supervision
etc.) angezeigt.
(LQOHLWXQJ Um die Wirkung medizinischer oder psychotherapeutischer
Maßnahmen auf Erleben und Verhalten von Patienten zu analysieren, sind
änderungssensitive Fragebögen erforderlich. Die Kriterien der Änderungssensitivität, welche man in der Literatur findet, drücken vorrangig Änderungen auf der Ebene der Stichprobenmittelwerte aus. Offen bleibt damit, wie
präzise individuelle Änderungen erfasst werden können. 0HWKRGHQ Änderungsmessungen von Angst und DepressivitäWPLWGHU+RVSLWDO$Q[LHW\DQG
Depression Scale werden anhand zweier Stichproben vorgestellt: kardiologische Rehabilitanden (n=2695) und Krebspatienten (n=901). (UJHEQLVVH Die
Standardized Effect Size vermag Änderungen im Stichprobenmittel gut
auszudrücken. Um jedoch die Reliabilität individueller Änderungen zu
bestimmen, ist ein anderer Ansatz nötig, der hier vorgestellt wird. Dieser
überträgt das Prinzip der inneren Konsistenz von der Zustandsmessung auf
die Messung von Veränderungen. Dieses Prinzip wird anschaulich erläutert,
beispielhaft durchgerechnet und mit den etablierten Änderungskennwerten
verglichen. 'LVNXVVLRQ Die klassischen Koeffizienten der Änderungssensitivität sind völlig ungeeignet, um die Zuverlässigkeit der Änderungsmessung
auf individueller Ebene auszudrücken.
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Einfluss einer 3D Herzsimulation auf Emotionen,
Risikowahrnehmung und Gesundheitsverhalten:
Evaluation eines computergestützten
Präventionsprogramms für kardiovaskuläre
Erkrankungen
Kohlmann, S.; Cameron, L.D.; Rief, W.
6LHP|FKWHYLHOOHLFKWDXFKHLQHQ/HEHQVLQKDOWKDEHQ±
Motive minderjähriger Mutterschaft aus Expertensicht
Wienholz, S.; Jonas, A.
Universität Leipzig, Deutschland
Schwangerschaften von minderjährigen Frauen wecken noch immer das
Interesse der Öffentlichkeit, sind aber kein akutes Phänomen. Vielmehr
rücken die kontrovers geführten Diskussionen über Ursachen und Hintergründe in den Blickwinkel der öffentlichen Darstellung. War in den letzten
Jahren meist die Annahme vorherrschend, dass lückenhaftes Wissen um
6H[XDOLWlW XQG PDQJHOKDIWHV 9HUKWXQJVYHUKalten die Ursache für zu frühe
Schwangerschaften sind, wird heute ein Zusammenhang zwischen Mutterschaft im Jugendalter und soziostrukturellen Bedingungen erkennbar. In
Regionen mit einem hohen Anteil an Jugendarbeitslosigkeit gibt es mehr
minderjährige Schwangere und Mütter als in prosperierenden Ländern. Im
Auftrag der BZgA wurden in Sachsen, Berlin und Brandenburg mit Hilfe
von teilstrukturierten, leitfadengestützten Interviews 150 Fachkräfte befragt,
um deren Sichtweise auf Ursachen von Mutterschaft im Jugendalter und
daraus resultierende Versorgungsstrukturen und Anforderungen an unterstützende Netzwerke zu analysieren. DiH $XVVDJHQ GHU ([SHUW,QQHQ DXV GHU
medizinischen Betreuung und aus den sozialen Bereichen zu den Motiven
lassen sich in Aspekte der Persönlichkeitsentwicklung, Versuche des Lösens
familiärer Konflikte, scheinbarer Perspektivlosigkeit, Ablehnung eines
Schwangerschaftsabbruchs und Nachahnung traditioneller Lebensentwürfe
einordnen. Die Idee der antizipierten Konfliktlösungen und der Persönlichkeitsentwicklung bildet dabei die größte Gruppe. Aus den Ergebnissen lassen
sich Handlungskonzepte für medizinisches Personal und Akteure aus den
sozialen Bereichen ableiten, um die umfassende Versorgung dieser besondeUHQ *UXSSH GHU 7HHQDJHUPWWHU ]X gewährleisten. Literatur: Häußler6F]HSDQ 0 HW DO 7HHQDJHUVFKwangerschaften in Sachsen, BZgA
)RUVFKXQJ XQG 3UD[LV GHU 6H[XDODXIklärung und Familienplanung Bd. 26;
Häußler-Sczepan M et al. 7HHQDJHUVFKZDQJHUVFKDIWHQLQ%HUOLQXQG
%UDQGHQEXUJ%=J$)RUVFKXQJXQG3UD[LVGHU6H[XDODXINOlUXQJXQG)DPL
lienplanung Bd. 28.
Abstracts
Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Deutschland
Kardiovaskuläre Erkrankungen (KE) sindZHOWZHLWGLHKlXILJVWH7RGHVXUVD
che (WHO, 2007). Da das Erkrankungsrisiko durch Gesundheitsverhalten
reduziert werden kann, sind theoriebasierte Präventionsprogramme von
großer Bedeutung. Ziel der Studie war es den Einfluss eines PC-gestützten
Präventionsprogramms auf Risikowahrnehmung, Verhaltensintentionen und
Gesundheitsverhalten zu testen und zu prüfen, inwieweit gesundheitsbezogene Sorgen ohne generelle Angstinduktion evoziert werden können.72 gesunde Probanden, deren Gesundheitsverhalten ein erhöhtes Risiko für KE darstellt, wurden zu einer einmaligen Sitzung eingeladen und zufällig zum
Präventionsprogramm oder einem Informationsprogramm über Herzscreening zugewiesen. Das Kernelement des Präventionsprogramms war eine 3DHerzsimulation, die individuell an den Gesundheitsstatus angepasst werden
konnte. Der Proband erhielt graphisch eine Rückmeldung über den aktuellen
Zustand seines Herzens, sowie über die mögliche Entwicklung bei gesunden
bzw. ungesunden Lebensstil. Über einen Zeitraum von 6 Wochen wurden
Krankheitsrisikorepräsentationen, Gesundheitssorgen, State-Angst, Verhaltensintentionen sowie Sport- und Ernährungsverhalten erhoben. Probanden,
die am Präventionsprogramm teilnahmen, zeigten höhere Krankheitsrisikorepräsentationen (p < .05), berichteten mehr Gesundheitssorgen (p < .05),
aber zeigten keinen Unterschied im Bezug auf State-Angst als Probanden,
die das Informationsprogramm sahen. Es zeigte sich kein Einfluss auf Verhaltensintentionen und Gesundheitsverhalten. Ein Präventionsprogramm mit
individualisierter 3D-Herzsimulation kann Krankheitsrisikowahrnehmung,
sowie gesundheitsspezifischer Sorgen evozieren, ohne generelle Angst zu
erzeugen. Darauf aufbauend sollten weiteUH7KHRULHEDVLHUWH3UlYHQWLRQVPR
dule entwickelt, getestet und entsprechend verknüpft werden. Verhaltensmodifikation zur Risikoreduktion von KE stellt eine große jedoch nicht unmögliche Herausforderung an die Verhaltensmedizin.
Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
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Murza, G.; Werse, W.
Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf,
Deutschland
Als Basis für die Planung von Gesundheitskampagnen führte das Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit Nordrhein-Westfalen (LIGA.NRW)im
Zeitraum 2007 bis 2009 zwei repräsentative Bevölkerungsbefragungen
durch.Thematische Schwerpunkte der telefonischen NRW-Gesundheitssurveys waren 2007 bzw. 2008/2009 Herzinfarkt bei Frauen bzw. Diabetes.
Die Berücksichtigung soziodemografischer Parameter in den Studien ermöglicht geschlechts-, schicht- und migrationsspezifische Analysen. Die Befragung zum Thema Frauen und Herzinfarkt zeigte, dass die Bevölkerung über
die Herzinfarktsymptomatik trotz vieler Kampagnen immer noch nicht
ausreichend informiert ist. Der Informationsstand zum Thema Herzinfarkt
bei Frauen erwies sich als katastrophal. Die Diabetes-Befragung setzte sich
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Verhaltenstherapie 2009;19(suppl 1):1–34
aus zwei Modulen zusammen: Befragung der Erwachsenbevölkerung in
NRW (N=2000), Befragung von Diabetikern in NRW (N=500). Auch in
diesen beiden Studien wurden Defizite deutlich: So schneidet die Gruppe der
Diabetiker sowohl bei den Antworten in Bezug auf die Risikofaktoren für
einen Herzinfarkt, als auch den Symptomen für einen akuten Herzinfarkt
schlechter ab. Dabei ist die Wissensdifferenz zum Teil eklatant. Lediglich
ein Drittel der Diabetiker nennt Rauchen als Risikofaktor. Diese Ergebnisse
zeigen die Notwendigkeit auf, Kampagnen auf Diabetiker zielgerichtet
auszurichten. Der defizitäre Wissenstand zeigte sich bei allen Untersuchungen insbesondere bei jungen und sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen wie auch bei Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund. Sie
sind weiter mit spezifischen Kampagnen zu informieren und zu beraten.
Besonders kommunale Kampagnen im Verbund der lokalen Akteure haben
die Chance, über einen Maßnahmenmix die unterschiedlichsten Gruppen
gezielt anzusprechen. NRW hat hier mit seinem Präventionskonzept Strukturen geschaffen, die die landesweite und kommunale Vernetzung verschiedenster Akteure und deren gemeinsames Handeln auch zu diesen Themen
möglich macht.
DGVM-Kongress 2009
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Bevölkerungsumfragen als Grundlage zur Planung von
Maßnehmen in der Prävention und Gesundheitsförderung
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