Christentum Die Bergpredigt Jesu. Bild von Carl Bloch. Das Kreuz

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Christentum
Die Bergpredigt Jesu. Bild von Carl Bloch.
Das Kreuz und der Fisch sind zwei der bekanntesten Symbole für Jesus
Christus. Die Buchstaben des griechischen Wortes ΙΧΘΥΣ Ichthýs (Fisch)
bilden als Akrostichon das Glaubensbekenntnis Jesus Christus, Sohn Gottes,
Erlöser.
Das Christentum ist eine Weltreligion, die aus dem Judentum hervorging. Ihre
Anhänger werden Christen genannt, die Gesamtheit der Christen wird auch als
die Christenheit bezeichnet.
Von zentraler Bedeutung für das Christentum ist Jesus von Nazareth, ein
jüdischer Wanderprediger, der etwa in den Jahren 28 − 30 unserer Zeitrechnung
auftrat und in Jerusalem hingerichtet wurde. Seine Jünger erkannten in ihm nach
seiner Kreuzigung und seiner Auferstehung den Sohn Gottes und den vom
Judentum erwarteten Messias. In ihren Bekenntnissen nennen sie ihn Jesus
Christus. Der Glaube an ihn ist in den Schriften des Neuen Testaments
grundgelegt. Die weitaus meisten Christen glauben an einen Gott
(Monotheismus)[1] als eine Dreifaltigkeit, das heißt eine Wesenseinheit aus
Vater, Sohn und Heiligem Geist.[2][3] Daneben existieren innerhalb des
Christentums kleinere antitrinitarische Gruppierungen.[4][5]
Die zahlreichen Konfessionen bzw. Kirchen innerhalb des Christentums lassen
sich in vier Hauptgruppen zusammenfassen: die römisch-katholische Kirche, die
orthodoxen Kirchen, die protestantischen und die anglikanischen Kirchen. Mit
rund 2,26 Milliarden Anhängern ist das Christentum vor dem Islam (rund 1,57
Milliarden) und dem Hinduismus (rund 900 Millionen) die weltweit am meisten
verbreitete Religion.[6]
Überblick
Bezeichnung
Der Begriff „Christentum“ (von griech. Χριστιανισμός, Christianismós) wird
erstmals in einem Brief des syrischen Bischofs Ignatius von Antiochia im 2.
Jahrhundert erwähnt und ist den älteren Begriffen Ἰουδαισμός (Ioudaismós,
Judentum, und Ἑλληνισμός, Hellēnismós, Griechentum) nachgebildet. Nach der
Apostelgeschichte 11,26 EU wurden die Jünger Jesu Christi zuerst von den
Bewohnern der zum Römischen Reich gehörenden syrischen Stadt Antiochia am
Orontes Χριστιανόι (Christianói, Christen) genannt, in welche die Christen nach
den ersten Verfolgungen in Palästina geflohen waren. Man sah offenbar das
Christusbekenntnis der Anhänger Jesu als charakteristisch für ihren Glauben an.
Die Christen übernahmen diese Bezeichnung bald auch für sich selbst (vgl.
Apg 26,28 EU, 1 Petr 4,16 EU). Das deutsche Wort Kristentûm ist erstmals bei
Walther von der Vogelweide belegt.[7]
Ursprung
Die Wurzeln des Christentums liegen im Judentum, im römisch beherrschten
Israel zu Beginn des 1. Jahrhunderts. Es geht zurück auf die Anhänger des
jüdischen Wanderpredigers Jesus von Nazaret. Mit dem Judentum ist das
Christentum insbesondere durch den ersten Teil seiner Bibel, das Alte
Testament, verbunden, das den jüdischen heiligen Schriften des Tanach
entspricht. Ohne das Alte Testament wäre der christliche Glaube geschichtslos
und bliebe unverständlich. Christen lesen die Texte des Alten Testaments
allerdings von Jesus Christus her und auf ihn hin (christologische
Interpretation). Das Christentum verbreitete sich in kurzer Zeit im
Mittelmeerraum. Dabei übte der Hellenismus erheblichen Einfluss auf das
christliche Denken aus.
Selbstverständnis
Der Kern der christlichen Religion rührt nach ihrem Selbstverständnis aus der
bedingungslosen Liebe Gottes gegenüber den Menschen und der gesamten
Schöpfung. In dieser Liebe, in der sich Gott in der Gestalt des Menschen Jesus
von Nazaret offenbart und selbst erschließt, wird die Beziehung Mensch-WeltGott geklärt. Sie betrifft alle Daseinsbereiche des Menschen und alle
Dimensionen des Menschseins. Die Heilszusage gilt den Menschen in allen
Nationen, unabhängig von Rassen- oder Klassenzugehörigkeit, Geschlecht oder
gesellschaftlicher Stellung (vgl. Gal 3,28 EU).[8] Das Christentum versteht sich
somit als universale Religion und gleichzeitig als der unüberbietbare Ort, an
dem sich Gott den Menschen in der Geschichte zugewandt hat und erfahrbar ist.
Diesem Verständnis bzw. dem Sendungsauftrag Christi (Mt 28, 19-20 EU)
entspricht der missionarische Charakter des Christentums.
Lehre
Jesus ist nach christlichem Glaubensverständnis zugleich wahrer Gott und
wahrer Mensch. Die christliche Lehre, die auf dem biblischen Zeugnis basiert,
hat folgenden zentralen Inhalt: Gott wandte sich in der Menschwerdung
(Inkarnation) in seinem Sohn Jesus Christus der in Sünde verstrickten
Menschheit zu; der Tod Jesu Christi am Kreuz bewirkte die Erlösung durch
Beseitigung von Schuld und Sünde der Menschheit.
Die Glaubensgewissheit lag für die ersten Christen in den Ereignissen zu Ostern
begründet, dem dritten Tag nach der Kreuzigung Jesu. Damals - so die
Überzeugung der Christen - wirkte Gott an Jesus als erstem von allen Menschen
die Auferstehung bzw. Auferweckung und bestätigte somit die Botschaft Jesu
vom kommenden Reich Gottes (Phil 2,5-11 EU). Die Anhänger Jesu machten
die Erfahrung, dass der auferstandene Jesus ihnen erschien und seine bleibende
Gegenwart zusagte (1 Kor 15,3-8 EU). Auf diese Oster- bzw.
Auferstehungserfahrung gründet sich die christliche Gemeinschaft (Kirche), die
an Pfingsten durch den Heiligen Geist die Befähigung zur Erfüllung des
Missionsauftrags erhielt.
Dieser Glaube wurde, zusammen mit der Erinnerung an das Wirken Jesu von
Nazaret als dem Verkünder der Botschaft Gottes, in Form von gottesdienstlichen
Hymnen sowie Bekenntnisformeln ausgedrückt und in Predigten entfaltet. Kern
des Bekenntnisses waren auf Jesus übertragene, zum Teil alttestamentliche
Hoheitstitel wie „Herr“, Gesalbter (griech. Christus, hebr. Messias), „Sohn
Gottes“ und andere (Benedikt XVI.: „erneuerte jüdische Tora“). Schrittweise
entstanden die Schriften des Neuen Testaments, die im Lauf der ersten
Jahrhunderte - gemeinsam mit der Bibel der Juden - im Biblischen Kanon
festgehalten sowie bewahrt wurden, als einheitliche Grundlage der christlichen
Lehre. In Bezug auf die Anerkennung der weiteren Lehrentwicklung gibt es
konfessionelle Unterschiede.
Verbreitung
Länder, in denen das Christentum die am meisten verbreitete Religion ist, sind
violett (katholisch), blau (protestantisch) oder rötlich (orthodox)
gekennzeichnet.
Das Christentum ist die zahlenmäßig bedeutendste Weltreligion, der
schätzungsweise ungefähr ein Drittel aller Menschen auf der Welt angehören.
Die meisten staatlichen Statistiken werden auf Selbstbezeichnungen der
einzelnen Staatsbürger oder Hochrechnungen zurückzuführen sein, manchmal
auch auf amtliche Listen. In vielen Ländern der Erde werden Christen verfolgt,
so dass von dort nur ungewisse Zahlen vorliegen.
Christentum weltweit in Zahlen (2000)
Region
Bevölkerung
Christen
in Mio. Wachstum in Prozent in Mio. Wachstum
Europa
730
0,05%
71,0% 519,1 −0,4 %
Deutschland
82
0,1%
69,4% 57,1 −1,0 %
Schweiz
7
0,67%
86,6%
6,4
0,4%
Österreich
8
0,52%
89,7%
7,3
0,2%
Asien
3.691
1,41%
8,5% 316,5
3,7%
Afrika
784
2,41%
48,3% 379,4
2,8%
Angloamerika 309,6
0,85%
81,5% 259,0
0,7%
Lateinamerika
519
1,59%
91,6% 476,6
1,5%
Pazifik
31
1,59%
73,3% 22,9
0,74%
Weltweit
6.065 1,59 % 32,5 % 1.973,0
1,4 %
Bevölkerungszahlen der UNO von 1998. Zahlen über Religionszugehörigkeit
aus Gebet für die Welt, Ausgabe 2003 (siehe unten). Die Daten stammen aus
den Jahren 1998–2000. Die Wachstumsraten betreffen das durchschnittliche
Wachstum von 1995 bis 2000, beruhen jedoch zum Teil auf einem Wechsel der
Datenbasis.
Das Christentum wächst heute in den meisten Erdteilen der Welt sehr stark,
wobei sich sein Wachstum vom „alten“ Kontinent Europa hin zu den „neuen“
Erdteilen verschiebt; besonders stark wächst es in Asien und Afrika. Dieses
Wachstum verteilt sich gleichermaßen auf die katholische Kirche, evangelikale
Gemeinschaften und Kirchen der Pfingstbewegung. Der Anteil der Lutheraner
geht somit langsam zurück. In Europa kann man auf Grund des allgemeinen
Geburtenrückganges und der Kirchenaustritte bei gleichzeitiger Migration einen
Rückgang der Gesamtzahl der Christen verzeichnen.
Zusammenhalt, Organisation und Richtungen
Das Christusmonogramm mit den griechischen Buchstaben Alpha und Omega.
Das „X“ und das „P“ sind die beiden griechischen Buchstaben Chi und Rho und
die beiden Anfangsbuchstaben von Christus.
•
•
•
Chronologie der christlichen Kirchen, Konfessionen und Sondergruppen
Ekklesiologie
Liste der christlichen Konfessionen
Die gesamte Christenheit wird als Ekklesia angesehen, als Leib Christi mit
Christus als Haupt; jeder einzelne Christ stellt ein Glied dieses mystischen
Leibes dar. Manche christlichen Theologen unterscheiden zwischen der
„unsichtbaren Kirche“, die alle gläubigen Christen aller Konfessionen umfasst,
und der sichtbaren Kirche, deren Mitglieder mehr oder weniger gläubig sein
können.
Innerhalb des Christentums entstanden bald mehrere Gruppierungen bzw.
Strömungen, manchmal durch politische Motive oder geografische
Gegebenheiten, aber auch durch abweichende Lehrmeinungen. Grob lassen sich
diese Richtungen nach ihren Merkmalen in Konfessionen und Denominationen
einteilen. Zu einer Konfession oder Denomination gehören eine oder mehrere
Kirchen oder Gemeinden. Der einzelne Christ ist Mitglied einer bestimmten
Kirche oder Gemeinde. Neben den Konfessionen gibt es auch
konfessionsübergreifende theologische Richtungen, beispielsweise liberal,
evangelikal, oder charismatisch.
Viele Kirchen stehen in einer mehr oder weniger lockeren Gemeinschaft mit
anderen Kirchen, die in beiderseits anerkannten Lehren begründet ist, ohne
deshalb ihre spezifischen Lehren und ihr Brauchtum aufzugeben. Beispiele für
solche Gemeinschaften sind der Ökumenische Rat der Kirchen, die
Evangelische Allianz und die Leuenberger Konkordie. Daneben gibt es auch
Kirchengemeinschaften, die die vollständige gegenseitige Anerkennung von
Sakramenten, Kirchenmitgliedschaft und Ämtern beinhalten. Beispiele für
solche Kirchengemeinschaften sind die Anglikanische Gemeinschaft, die
orthodoxen Kirchen und die evangelischen Unierten Kirchen.
Historische Entwicklung
Geschichtliche Entwicklung der traditionellen christlichen Gruppen
In der antiken Welt gab es fünf christliche Patriarchate, denen jeweils die
lokalen Metropoliten, Erzbischöfe und Bischöfe unterstellt waren: Rom,
Konstantinopel, Alexandria, Antiochia und Jerusalem. War über wesentliche
Lehrfragen zu entscheiden, wurde ein Konzil (eine Versammlung von
Bischöfen) einberufen. Das höchste Ansehen genossen die ökumenischen
Konzile, in denen Bischöfe aus allen Patriarchaten zusammenkamen. Mehreren
Konzilien, die sich selbst als „ökumenisch“ betrachteten, wurde dieser Status
wegen mangelnder Zustimmung der Ortskirchen allerdings später aberkannt.
Insgesamt gab es zwischen 321 und 787 sieben ökumenische Konzile, die bis
heute von der katholischen, den orthodoxen, den anglikanischen und den
meisten evangelischen Kirchen anerkannt werden; einige protestantische
Kirchen lehnen allerdings das Zweite Konzil von Nicäa wegen seiner Aussagen
über die Bilderverehrung ab.
Zu einer ersten Spaltung kam es 431 nach dem Konzil von Ephesos (Abspaltung
der Apostolischen Kirche des Ostens („Nestorianer“)). Auf dem folgenden
ökumenischen Konzil von Chalcedon wurde die Natur Christi als zugleich
menschliche und göttliche definiert. Die miaphysitischen Kirchen, zu denen
unter anderen die koptische Kirche und die syrisch-orthodoxe Kirche gehören,
betonen die Einigung (Enosis) der menschlichen und der göttlichen Natur
Christi und lehnen die Lehre eines „zweifachen Christus“ ab, wie er im
extremen Dyophysitismus vertreten wird. Die Reichskirche rezipierte die
gemäßigte Zwei-Naturen-Lehre des Chalcedonense, so dass sie Bestandteil der
Dogmatik der meisten heute existierenden Konfessionen ist.
In den folgenden Jahrhunderten vertiefte sich in der Reichskirche die
Entfremdung zwischen der östlichen und westlichen Tradition bis zum Bruch.
Die westliche Tradition entwickelte sich in der Spätantike und im frühen
Mittelalter im weströmischen Reich, während die östliche Tradition in
Konstantinopel, Kleinasien, Syrien und Ägypten entstand (Byzantinisches
Reich). Die eigentlich dogmatischen Unterschiede bleiben zwar gering, aber die
lateinische Kirche hatte in dieser Zeit Lehren entwickelt, die nicht von
ökumenischen Konzilien abgesegnet worden waren (z. B. Erbsündenlehre,
Fegefeuer, Filioque, päpstlicher Primat des Papstes). Weitere Unterschiede
bestanden seit langem bezüglich politischer Umgebung, Sprache und Fragen des
Ritus und der Liturgie (Samstagsfasten, Azyma). Die Situation spitzte sich im
11. Jahrhundert zu, so dass es 1054 zu einer gegenseitigen Exkommunikation
zwischen dem Papst und dem Patriarchen von Konstantinopel kam. Dieses
Datum gilt üblicherweise als Beginn des morgenländischen Schismas.
Die Westkirche erfuhr durch die Reformation des 16. Jahrhunderts eine
tiefgreifende Spaltung. Die Anliegen der Reformatoren betrafen vor allem das
Kirchen- und Sakramentenverständnis und die Rechtfertigungslehre. Die
reformatorische Bewegung führte zu mehreren parallelen Kirchenbildungen, von
denen sich im weiteren Verlauf neue Gruppierungen lösten, die in den folgenden
Jahrhunderten zum Teil zu Kirchengemeinschaften zusammenfanden.
Nach ersten Ansätzen im 19. Jahrhundert (z. B. Bonner Unionskonferenzen),
kam es im 20. Jahrhundert zu einer Annäherung zwischen den Konfessionen und
zu Formen des Dialogs und der Zusammenarbeit, die sich unter dem Stichwort
ökumenische Bewegung zusammenfassen lassen. So sehen sich heutzutage
Kirchen, die die zentralen Elemente der christlichen Lehre bejahen, als
Schwesterkirchen, oder sie engagieren sich in ökumenischen Foren, wie
beispielsweise dem Weltkirchenrat oder der Arbeitsgemeinschaft Christlicher
Kirchen in Deutschland.
Östliche Tradition
Der hl. Apostel Andreas errichtet ein Kreuz auf der Anhöhe von Kiew
Die Patriarchate von Konstantinopel, Alexandria, Antiochia und Jerusalem und
einige seither neu dazugekommene nationale Kirchen, haben bis heute die
gleiche Theologie und Spiritualität, die sich kaum verändert hat, und sehen sich
als Teil der ursprünglichen, von Christus gegründeten Kirche. Allen ist
gemeinsam, dass sie die Liturgie in der jeweiligen Landessprache feiern. Die
größte orthodoxe Kirche ist heute die russisch-orthodoxe Kirche. Faktisch hat
seit dem Untergang des Weströmischen Reiches der Patriarch von
Konstantinopel den Ehrenvorrang unter den orthodoxen Patriarchen inne. Heute
haben die orthodoxen Patriarchate oft auch Kirchen im Ausland, die ihnen
unterstellt sind. Es gibt signifikante Unterschiede zwischen den orthodoxen und
den westlichen Kirchen – dazu gehören z. B. der Stellenwert des Heiligen
Geistes im Hinblick auf die Heiligung der Gläubigen und der zu
konsekrierenden Materie, die Spiritualität, die Ikonen und die Lehre von der
Kirche. Die orthodoxen Kirchen haben ihre historischen Schwerpunkte in
Südost-, und Osteuropa, im Nahen Osten, in Indien und in Nordostafrika und
sind heute als Auswandererkirchen in allen Teilen der Welt zu finden.
Orthodoxe Christen erkennen dem Bischof von Rom einen Ehrenvorrang im
Rahmen der Pentarchie zu, sofern darunter nicht ein juristischer Primat
verstanden wird. Dazu bedarf es, dass der Papst rechtgläubig im Sinne der
Orthodoxie ist und er sich als „primus inter pares“ sieht.
In den orthodoxen Kirchen werden die drei Sakramente der Eingliederung
(Taufe, Myronsalbung und Erstkommunion) in einer einzigen Feier gespendet.
Der Zölibat ist in den orthodoxen Kirchen wie auch in den mit Rom unierten
katholischen Ostkirchen nur für das Bischofsamt, für Ordensleute und geweihte
Jungfrauen vorgeschrieben. Die Lehre basiert auf dem Verständnis, dass die
Tradition unter der Führung des Heiligen Geistes fortschreiten kann, wobei eine
„traditio constitutiva“ (unveränderbar) und eine „traditio divino-apostolica“, zu
denen die Adiaphora zählen, zu unterscheiden ist. Die Orthodoxie beschränkt
die „traditio constitutiva“ auf die von ihnen anerkannten ökumenischen
Konzilien.
Westliche Tradition
Ab der Spätantike entwickelte sich die Lehre, dass der Bischof von Rom eine
Autorität besitzt, die direkt auf den Apostel Petrus zurückgeführt werden kann
und die ihn zum Stellvertreter Christi und damit Inhaber des obersten
Jurisdiktions-, Lehr- und Hirtenamts in der christlichen Kirche macht. Diese
Lehrmeinungen (Unfehlbarkeit des Papstes bei ex cathedra verkündeten
Glaubensaussagen und dessen Jurisdiktionsprimat über die Gesamtkirche)
wurde während des Ersten Vatikanischen Konzils 1870 mit der dogmatischen
Konstitution Pastor Aeternus zu verbindlichen Glaubenssätzen erhoben.
Um die Mitte des zweiten Jahrtausends entwickelte sich an verschiedenen Orten
in Europa (Martin Luther und Ulrich Zwingli im deutschen Sprachraum,
Johannes Calvin im französischen, und Thomas Cranmer im englischen) aus
Protest gegen Missbräuche in der katholischen Kirche die Reformation. Nach
der Reformation war die westliche Kirche weiter in eine römische Tradition (die
in der Reformation zu Rom hielt) und eine reformatorische Tradition (die sich
von Rom löste) gespalten.
Nach dem Ersten Vatikanischen Konzil trennten sich die Unfehlbarkeitsgegner
von Rom bzw. wurden exkommuniziert und bildeten fortan eigene
altkatholische Kirchen, die sich in der Utrechter Union der Altkatholischen
Kirchen zusammenschlossen. Weil ihre historische Tradition zwischen dem 16.
und dem 19. Jahrhundert der römisch-katholischen Kirche parallel lief, sie aber
gemäß ihrem Selbstverständnis eine reformorientierte Ausrichtung haben, die
sie in Kirchengemeinschaft mit den Anglikanern und in ökumenische
Verbundenheit zum Protestantismus gebracht hat, ist ihre Klassifizierung
schwierig.
Römisch-katholische Tradition
Heilige Messe am Fest Mariä Himmelfahrt in Villafranca de la Sierra (Spanien)
Der römisch-katholischen Kirche gehören weltweit etwa 1,1 Milliarden
Gläubige an. Nach ihrem Verständnis ist die „eine heilige katholische Kirche“
(Nicäno-Konstantinopolitanisches Glaubensbekenntnis) das wandernde „Volk
Gottes“, das unter Leitung des Papstes als dem Nachfolger des Apostels Petrus
und Stellvertreter Christi auf Erden „unzerstörbare Keimzelle der Einheit, der
Hoffnung und des Heils“ ist (vgl. Lumen Gentium[9], Apostolicae Curae und
Dominus Jesus). Das Zweite Vatikanische Konzil ergänzte das Dogma der
päpstlichen Unfehlbarkeit (1870) um die Aussage: „Die Gesamtheit der
Gläubigen, welche die Salbung von dem Heiligen haben (vgl. 1
Joh 2,20.27 EU), kann im Glauben nicht irren.“[10]
Die drei Sakramente der Eingliederung in die katholische Kirche sind die Taufe,
die Firmung und der Empfang der Eucharistie.
Die apostolische Sukzession sieht die Kontinuität mit der Urkirche dadurch
gewährleistet, dass sie eine Kette von Handauflegungen, ausgehend von den
Aposteln über viele Bischöfe vergangener Tage bis hin zu den heutigen
Bischöfen, angenommen wird. Nur in apostolischer Sukzession stehende
Bischöfe können daher das Weihesakrament gültig spenden.
Römisch-katholische Gottesdienste sind für alle zugänglich; der Empfang der
Kommunion ist jedoch nur Katholiken sowie Angehörigen orthodoxer und
orientalischer Kirchen erlaubt, sofern diese in rechter Weise disponiert sind.
Mitgliedern anderer Kirchen darf in Todesgefahr die Wegzehrung gereicht
werden, sofern sie bezüglich dieses Sakraments den katholischen Glauben
bekunden.[11][12] Interkommunion ist untersagt.
Evangelische Tradition
Evangelischer Predigtgottesdienst in Ravensburg, Deutschland
Die evangelischen Kirchen verstehen sich als allein aus der biblischen Schrift
heraus begründet (Sola scriptura), während die römisch-katholische Kirche sich
durch die Schrift und die Überlieferung begründet sieht. Dennoch anerkennen
die evangelischen Kirchen die frühen kirchlichen Traditionen, ihre Synode, und
die aus ihr stammenden Bekenntnisse (Apostolikum, Nizäisches
Glaubensbekenntnis). Diese beziehen ihre Autorität jedoch nur aus ihrem
Einklang mit dem evangelischen Verständnis der Schrift, und nicht aufgrund der
Ämter ihrer Autoren.
Die öffentliche Auseinandersetzung Luthers mit der römisch-katholischen
Tradition begann – nach einer mehrjährigen theologischen Entwicklung – mit
den 95 Thesen; seine Lehre ist in zwei von ihm verfassten Katechismen (Großer
und Kleiner Katechismus) und anderen Schriften festgehalten. Luther selbst war
noch Verfechter der Kindstaufe, des Bußsakraments und der Marienverehrung.
Der als Augustinermönch ausgebildete Theologe verfasste allerdings eine neue,
auf Augustinus von Hippo fußende Rechtfertigungslehre, die besagt, der
„Glaube allein“ (Sola fide) würde den Menschen „coram Deo“ (vor Gott)
gerecht machen und ihn so vor der gerechten Strafe Gottes erretten. Basierend
auf dieser Rechtfertigungslehre, sowie dem Prinzip der Sola scriptura, erkennen
die meisten evangelische Christen als Sakramente nur zwei Handlungen an: die
Taufe, bei der Jesus selbst nicht Handelnder gewesen ist, sondern Johannes der
Täufer, und das Abendmahl oder Herrenmahl, das Jesus selbst begründete. Für
beide Handlungen sind ein Wort und ein Element konstitutiv, die in der
biblischen Überlieferung mit dem Gebot Jesu zu deren Durchführung verbunden
sind. In der evangelischen Tradition gibt es unterschiedliche
Abendmahlsverständnisse, die jedoch von den Mitgliedskirchen der
Leuenberger Konkordie für nicht kirchentrennend gehalten werden. Die
reformierte Tradition versteht das Abendmahl dabei als rein symbolisches
Gedächtnismahl, während in der lutherischen Tradition der Gedanke der
Realpräsenz Jesu „in, mit und unter“ den Elementen Brot und Wein betont wird
(Konsubstantiation), ohne allerdings deren Wandlung (Transsubstantiation) wie
im katholischen Verständnis. Es ist weiterhin möglich, die Beichte abzulegen
und Absolution zu empfangen, aber dies sei weder notwendig, noch sei es ein
Sakrament. In manchen evangelischen Kirchen (nicht jedoch in den deutschen
Landeskirchen, die in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vereint
sind) wurde die Taufe unmündiger Kinder oft durch die Gläubigentaufe ersetzt,
da diese Kirchen davon ausgehen, ein persönlicher Glaube des Täuflings sei
neutestamentliche Voraussetzung für den Empfang der Taufe (sola fide). Die
vielfältigen evangelischen Konfessionen sind institutionell autonom und haben
keine offizielle gemeinsame Lehre, die über die Schrift hinausgeht, und kein
gemeinsames Oberhaupt außer Christus.
Die gemeinsamen Grundgedanken der evangelischen Kirchen lassen sich durch
die „vier Soli“ zusammenfassen:
•
•
„sola fide“: Allein der Glaube rechtfertigt vor Gott.
„sola gratia“: Allein die Gnade Gottes bringt Erlösung.
•
•
„sola scriptura“: Allein die Bibel ist Regel und Richtschnur des Glaubens
(„regula fidei“).
„solus Christus“: Allein die Person, das Wirken und die Lehre Jesu ist
Grundlage des Glaubens.
Ein besonderer Fall ist die anglikanische Kirche, die an der apostolischen
Sukzession, an vielen katholischen Bräuchen in der Liturgie und an der
Realpräsenz Christi in den eucharistischen Gaben festhält.
Bezüglich des Verhältnisses von Tradition und Bibel gibt es alle Zwischenstufen
von der Anglikanischen Kirche bis zu den calvinistisch-reformierten Kirchen,
die jede Kirchentradition außerhalb der Bibel ablehnen.
Über Lehre und Praxis wird in den meisten Konfessionen durch Synoden oder
Konferenzen auf internationaler Ebene entschieden, in anderen Konfessionen
auf der Ebene der lokalen Kirche.
Heute sind die Unterschiede zwischen liberalen und konservativen Flügeln
innerhalb einer Konfession oft größer als die Unterschiede zwischen einzelnen
Liberalen bzw. zwischen einzelnen Konservativen aus verschiedenen
Konfessionen.
Während die evangelischen Konfessionen früher sehr stark die Unterschiede
betonten, gibt es heute einige Ansätze zur Annäherung: Viele evangelische
Konfessionen in Europa haben sich in der Leuenberger Konkordie
zusammengeschlossen, konservative Konfessionen arbeiten in der evangelischen
Allianz zusammen, in einigen Fällen ist es sogar zu Wiedervereinigungen
gekommen (United Church of Canada aus Lutheranern, Methodisten und
Presbyterianern; Uniting Church of Australia aus Presbyterianern,
Kongregationalisten und Methodisten; United Church of Christ aus sieben
Konfessionen). Mit dem Weltkirchenrat gibt es auch ein Gremium der
ökumenischen Zusammenarbeit, das nicht nur auf den Dialog zwischen den
verschiedenen evangelischen Kirchen beschränkt ist, sondern in dem auch die
orthodoxen Kirchen vertreten sind.
Andere Konfessionen
Verschiedene andere Konfessionen sehen sich weder in der orthodoxen,
katholischen noch in der evangelischen Tradition. Gruppen, die sich selbst so
einordnen, sind beispielsweise die Quäker, die Kirche Jesu Christi der Heiligen
der Letzten Tage und andere Gemeinschaften der Mormonen, die
Neuapostolische Kirche, die Ernsten Bibelforscher, die Vereinigungskirche, die
Freien Bibelgemeinden und die Zeugen Jehovas. Diese Neureligiösen
Gemeinschaften haben oft von den oben skizzierten großen Konfessionen
abweichende Auslegungen. Beispielsweise haben sie Ansichten über die
Dreifaltigkeit, die nicht mit den ökumenischen Konzilen übereinstimmen oder
gleichwertige Schriften neben der Bibel oder bestimmte sogenannte
„Sonderlehren“, die sich bei den großen Konfessionen und/oder in der Bibel in
dieser Form nicht finden oder den Lehren der Bibel und/oder der übrigen
Konfessionen sogar offen widersprechen. Wegen dieser Abweichungen ist es
innerhalb der großen Konfessionen umstritten, ob diese oft auch als
„(christliche/religiöse) Sondergruppen/-gemeinschaften“ oder „Sekten“
bezeichneten Gruppen überhaupt zu den christlichen Konfessionen gezählt
werden können. Die besagten Gruppen haben teilweise die (allerdings
unterschiedlich stark ausgeprägte) Tendenz, ihre eigene Sicht des Christentums
absolut zu setzen. Die Unitarier bezeichnen sich als „Grenzchristen“
(„borderline Christians“), da Jesus Christus keine zentrale Rolle in ihrem
Glaubenssystem spielt.
Geschichte
→ Hauptartikel: Kirchengeschichte
Lehre
Klosterbibliothek im Stift Herzogenburg
Für die christliche Lehre sind die Menschwerdung Gottes, der Kreuzestod und
die Auferstehung Jesu Christi zentral. Die Christen glauben, dass diese
Ereignisse die Basis von Gottes Werk bilden, das die Menschheit mit ihm
aussöhnt; sein Tod am Kreuz wird als Erlösungstat verstanden. Die
Menschwerdung und der freiwillige Opfertod gelten als Ausdruck äußerster
Liebe Gottes zur verlorenen Menschheit. Entsprechend zentral für das
christliche Handeln ist die Liebe (griechisch Αγάπη; lateinisch caritas) zu Gott
(Gottesliebe) und zum Mitmenschen (Nächstenliebe).
Den verschiedenen Konfessionen sind folgende Glaubensaussagen gemeinsam:
•
Es ist nur ein einziger Gott, und Gott ist dreieinig – ein einziges ewiges
Wesen in drei Personen: Vater (Schöpfer), Sohn (Mittler, Erlöser) und
Heiliger Geist (Kraft, "Tröster" = Beistand, Vollender).
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Jesus Christus ist der Sohn Gottes und der verheißene Messias.
Jesus Christus ist zugleich wahrer Gott und wahrer Mensch
(Zweinaturenlehre).
Jesus Christus hat das kommende Gottesreich verkündet, das mit seinem
Auftreten begonnen hat.
Richtschnur für das Leben als Christ ist die Einheit von Gottes- und
Nächstenliebe einschließlich der Feindesliebe.
Jesus konnte nicht sündigen. Durch sein Opfer am Kreuz ist allen
Menschen ihre Schuld der Erbsünde vergeben, die ihnen seit ihrer Geburt
anhaftet, und sie sind durch das Blut Christi mit Gott versöhnt, sofern sie
dies annehmen.
Täuflinge werden mit Wasser und nach der trinitarischen Taufformel
(Mt 28,19 EU) getauft. Durch den Glauben werden sie vom Tod in ein
ewiges Leben auferweckt, sofern sie an dieses Erlösungswerk Gottes für
sich glauben.
Menschen empfangen durch den Glauben an Christus den Heiligen Geist,
der Hoffnung bringt und sie bzw. die Kirche in Gottes Wahrheit und
gemäß Gottes Absichten führt.
Der auferstandene Jesus sitzt zur Rechten Gottes. Er wird wiederkehren,
um die Gläubigen in die ewige Anschauung Gottes zu führen. Bis zu
dieser Wiederkehr hat die Kirche den Auftrag, allen Menschen und
Völkern die frohe Botschaft zu verkünden.
Die Bibel ist als Wort Gottes von Gott inspiriert. In ihr ist die Botschaft
über Jesus und Gott sowie die Richtschnur für das gottesbewusste
Verhalten der Menschen niedergelegt.
Maria, die Mutter Jesu, gebar den Sohn Gottes, der durch das Wirken des
Heiligen Geistes gezeugt wurde.
Ursprung und Einflüsse
Darstellung des Gekreuzigten aus dem Jahr 1310
Die ersten Christen waren Juden, die sich zum Glauben an Jesus Christus
fanden. In ihm erkannten sie den bereits durch die biblische Prophetie
verheißenen Messias (hebräisch: maschiach, griechisch: Christos, latinisiert
Christus), auf dessen Kommen die Juden bis heute warten. Die Urchristen
übernahmen aus der jüdischen Tradition sämtliche heiligen Schriften (den
Tanach), wie auch den Glauben an einen Messias oder Christus (christos:
Gesalbter). Von den Juden übernommen wurden die Art der Gottesverehrung,
das Gebet der Psalmen u.v.a.m. Eine weitere Gemeinsamkeit mit dem Judentum
besteht in der Anbetung desselben Schöpfergottes. Jedoch sehen die Christen
Gott als einen dreifaltigen Gott an: den Vater, den Sohn (Christus) und den
Heiligen Geist, die wesensgleich (homo-ousisos) sind. Der Glaube an Jesus
Christus führte zu Spannungen und schließlich zur Trennung zwischen Juden,
die diesen Glauben annahmen, und Juden, die dies nicht taten, da diese es unter
anderem ablehnten, einen Menschen anzubeten, denn sie sahen in Jesus Christus
nicht den verheißenen Messias und erst recht nicht den Sohn Gottes. Die heutige
Zeitrechnung wird von der Geburt Christi aus gezählt. Anno Domini (A.D.)
bedeutet "im Jahr des Herrn".
Die Heilige Schrift und weitere Quellen
Die zentrale Quelle für den Inhalt und das Wesen des christlichen Glaubens ist
die Bibel, wobei ihr Stellenwert und Auslegung stark variiert.
Die Bibel besteht aus zwei Teilen: dem Alten Testament und dem Neuen
Testament. Das Alte Testament entspricht inhaltlich bis auf Details dem
jüdischen Tanach und wurde von Jesus und den Urchristen ebenso wie von den
Juden als Heilige Schrift gesehen. Das Neue Testament enthält Berichte vom
Leben Jesu (Evangelien), der frühen Kirche (Apostelgeschichte; Urchristentum),
Briefe der Apostel, sowie die Offenbarung des Johannes. Die Begriffe „Alt“ und
„Neu“ für die Testamente bezeichnen den Tatbestand, dass es aus Sicht der
Christen einen alten und einem neuen Bund zwischen Gott und den Menschen
gibt. Das Alte Testament ist ursprünglich auf Hebräisch verfasst und wurde
später (allerdings noch in vorchristlicher Zeit) unter der Bezeichnung
Septuaginta ins altgriechische übersetzt. Das Neue Testament ist hingegen in
einer speziellen Variante des Altgriechischen, der Koine, verfasst. Später
wurden beide Testamente ins Lateinische übersetzt (Vetus Latina, Vulgata), dem
folgten sehr viel später verschiedene, teilweise konfessionsgebundene,
Übersetzungen (aus dem Urtext) in die jeweiligen Volks- und/oder
Landessprachen (etwa Lutherbibel, Zürcher Bibel, Einheitsübersetzung, KingJames-Bibel).
Der Umfang des Alten Testaments wird von verschiedenen Konfessionen
unterschiedlich bestimmt, da die griechische Überlieferung der Septuaginta auch
mehrere Texte enthält, die in der hebräischen Überlieferung nicht enthalten sind.
Die Teile, die nur in der Septuaginta stehen, werden als deuterokanonische bzw.
apokryphe Schriften bezeichnet. (Siehe auch Kanon des Alten Testaments.)
Über den Inhalt des Neuen Testaments besteht bei allen großen Konfessionen
ein Konsens, der sich in den ersten vier Jahrhunderten entwickelt hat. (Siehe
auch Kanon des Neuen Testaments.)
Durch zahlreiche Funde von Kodices und Papyri in den letzten zwei
Jahrhunderten kann der ursprüngliche Text des Neuen Testaments heute mit
großer Genauigkeit wissenschaftlich rekonstruiert werden. Einzelheiten dazu
sind in der Thematik Textgeschichte des Neuen Testaments beschrieben. Jedoch
gehen die Meinungen der Theologen und der einzelnen Christen heute weit
auseinander in der Frage, inwieweit es sich bei diesem Text um exakte
Überlieferungen der Evangelisten und Apostel oder um Zusätze der frühen
Kirche handelt.
Ebenso gibt es unterschiedliche Sichtweisen bezüglich der richtigen Methode
der Übersetzung, die im Artikel Bibelübersetzung und bei Artikeln über die
einzelnen Bibelübersetzungen detailliert dargelegt sind.
Auch in Bezug Exegese (Auslegung) der biblischen Texte und ihrer praktischen
Anwendbarkeit auf Ethik und tägliches Leben gibt es eine große Bandbreite von
Meinungen, sowohl unter den Konfessionen als auch bei einzelnen Gläubigen.
Wieder andere Christen gehen davon aus, dass allein die persönliche Führung
durch den Heiligen Geist ihr eigenes Verständnis für das Wort Gottes öffnet.
Neben der Bibel spielen bei den meisten Konfessionen auch andere
Überlieferungen wie Glaubensbekenntnisse, Katechismus, Tradition, Liturgie
und christliche Vorbilder wie Heilige eine wesentliche Rolle in der Ausformung
der kirchlichen und persönlichen Praxis.
Beziehung zu anderen Weltanschauungen
Das Christentum hat andere Religionen beeinflusst, deren Anhänger sich zwar
nicht als Christen sehen, aber Jesus als Propheten Gottes anerkennen. Der Islam
ist die größte dieser Religionen, Jahrhunderte christlich-islamischer
Auseinandersetzungen haben jedoch das Jesusbild im Koran undeutlich werden
lassen. So trägt Jesus im Koran einerseits positive Titel wie Messias, Wort
Gottes und auch Geist Gottes; ebenso wird er, wie manche biblische Propheten,
als ein solcher angesehen. Scharf zurückgewiesen werden im Koran jedoch die
Dreieinigkeit und jede Anbetung Jesu. Umstritten (und nach mehrheitlicher,
nicht ausschließlicher Auffassung geleugnet) ist die Kreuzigung. Erst sehr
langsam beginnt der entfaltende Dialog hier anzusetzen.
Dem Christentum wird generell unter Nichtchristen Positives wie Negatives
zugesprochen. Positiv wird meist die Lehre der Nächstenliebe gesehen. Auch
setzen sich weltweit viele Christen für den Frieden und für barmherzige
Konzepte gegen die Armut ein. Negativ wird die Geschichte des Christentums
mit Kreuzzügen, Hexenverfolgungen, Inquisition und Antijudaismus gesehen.
Die Positionen zu ethischen Reizthemen wie künstlicher Empfängnisverhütung,
Homosexualität und Schwangerschaftsabbruch sind auch innerchristlich
umstritten.
Der spätere König von Thailand Mongkut hatte um 1825 herum als
buddhistischer Abt intensiven Kontakt mit dem katholischen Bischof JeanBaptiste Pallegoix. Er kommentierte: „Was ihr den Menschen zu tun lehrt, ist
bewundernswert, aber was ihr ihnen zu glauben lehrt, ist töricht.“[13]
Es ist ein Anliegen vieler christlicher Kirchen, sich untereinander zu versöhnen
und eine gemeinsame Basis zu schaffen (Ökumene). Außerdem führen einige
das Gespräch mit anderen Religionen (interreligiöser Dialog). Ziel ist ein
friedliches Zusammenleben der Religionsgemeinschaften.
Die frühe Christenheit wurde zeitweise heftig verfolgt, und auch heute, gerade
in kommunistischen und islamischen Ländern, findet eine starke
Christenverfolgung statt.
Dem Christentum wird teilweise der Vorwurf gemacht, eine Mitschuld an der
Judenverfolgung gehabt zu haben, da z. B. im Mittelalter Juden verfolgt wurden,
weil man ihnen die Schuld am Kreuzestod Jesu gab. Ursache für diese
Verfolgung war die Vermischung der historischen und der theologischen
Schuldfrage, die dazu führte, dass gegenwärtig lebende Juden für die
(historische) Schuld am Tod Jesu haftbar gemacht wurden und beispielsweise
als „Gottesmörder“ bezeichnet wurden. Die heutige theologische Forschung
unterscheidet zwischen der Frage nach der historischen Schuld für einen
Justizmord, die gleichberechtigt für Jesus ebenso wie für jeden anderen
Justizmord der Weltgeschichte gestellt werden kann und muss, und der
theologischen Frage nach der Bedeutung des Todes Jesu Christi für jeden
Einzelnen. Die historische Frage nach der Schuld am Tode Jesu wird heute
relativ einhellig so beantwortet, dass hier die römische Besatzungsmacht die
Verantwortung trug, da die jüdischen Autoritäten gar keine Befugnis zur
Hinrichtung von Menschen hatten. Die theologische Frage wird im christlichen
Glaubensverständnis so beantwortet, dass ein jeder Sünder selber die Schuld am
Kreuzestod Jesu trägt.
Kultureller Einfluss des Christentums
In der Geschichte des Abendlandes haben sich Glaube, Kultur und Kunst
wechselseitig beeinflusst. Eine entscheidende Station war beispielsweise der
Bilderstreit im frühen Mittelalter. Im Abendland beschäftigte sich Kunst oft mit
christlichen Themen, obwohl seit der Renaissance stärker auch Rückgriff auf
nichtchristliche Motive aus der Antike genommen wurde.
Musik gehört von jeher zur liturgischen Ausdrucksform des christlichen
Glaubens. In allen Epochen der Musikgeschichte schufen die bedeutendsten
Musiker ihrer Zeit Werke auch für die Kirchenmusik, so beispielsweise Georg
Friedrich Händel, Wolfgang Amadeus Mozart, Felix Mendelssohn Bartholdy; an
herausragender Stelle aber vor allem Johann Sebastian Bach. Dichter wie Martin
Luther oder Paul Gerhardt schufen im deutschsprachigen Raum Texte von
hohem Rang und beeinflussten die weitere Entwicklung der Kirchenmusik
maßgeblich. Der Einfluss des christlichen Glaubens ist dabei nicht auf die so
genannte klassische oder E-Musik beschränkt: So greift beispielsweise die
Gospelmusik vor allem im amerikanischen Kulturkreis unterschiedliche
Stilrichtungen des 20. Jahrhunderts auf und entwickelt diese weiter.
Auch im Bereich der Sprache hat das Christentum in vielen Ländern maßgeblich
gewirkt. Im deutschsprachigen Raum hatte Martin Luther durch seine
Bibelübersetzung prägenden Einfluss auf die Entwicklung und Verbreitung der
hochdeutschen Sprache. Die Bibel als meistübersetztes Buch der Weltliteratur
machte es insbesondere in kleineren Sprachräumen z. T. überhaupt erst einmal
erforderlich, eine Schriftsprache zu entwickeln, wodurch kleinere Sprachen
häufig in ihrem Wert und ihrer Identität gestärkt wurden.
Musste der christlichen Mission früher teilweise der Vorwurf gemacht werden,
zugleich mit dem christlichen Glauben auch die Kultur des Abendlandes (z. B.
in Form von Kleiderordnungen) zu exportieren, ist das Selbstverständnis von
Mission heute eher auf Inkulturation ausgerichtet.
Zu den wesentlichen kulturellen Einflüssen des Christentums ist zudem die
Etablierung der christlichen Zeitrechnung im Abendland zu zählen.
Das Christentum ist eine Weltreligion, die aus dem Judentum hervorging. Ihre
Anhänger werden Christen genannt, die Gesamtheit der Christen wird auch als
die Christenheit bezeichnet.
Von zentraler Bedeutung für das Christentum ist die Gestalt des
Zimmermannssohnes Jesus von Nazaret, in dem seine Anhänger nach seiner
Kreuzigung und seiner Auferstehung den Sohn Gottes und den vom Judentum
erwarteten Messias sahen. In ihren Bekenntnissen nennen sie ihn Jesus Christus.
Der Glaube an ihn ist in den Schriften des Neuen Testaments grundgelegt.
Christen glauben an einen Gott (Monotheismus) als eine Dreifaltigkeit, das heißt
eine Wesenseinheit aus Vater, Sohn und Heiligem Geist.[1][2]
Die zahlreichen Konfessionen bzw. Kirchen innerhalb des Christentums lassen
sich in vier Hauptgruppen zusammenfassen: die römisch-katholische Kirche, die
orthodoxen Kirchen, die protestantischen und die anglikanischen Kirchen. Mit
rund 2,26 Milliarden Anhängern ist das Christentum vor dem Islam (rund 1,57
Milliarden) und dem Hinduismus (rund 900 Millionen) die weltweit am meisten
verbreitete Religion
Die Kirche sollte sich mal selber drann halten.
1. Gebot:
Ich bin der HERR (JHWH), dein Gott (Elohim), der ich dich aus Ägyptenland,
aus der Knechtschaft, geführt habe.Du sollst keine anderen Götter (Elohim)
haben neben mir.
2. Gebot:
Du sollst dir kein Bildnis (Skulptur/Götzen) noch irgendein Gleichnis
(Artgleiches) machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem,
was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie
nicht an (wirf dich nicht huldigend hin) und diene ihnen nicht! Denn ich, der
HERR (JHWH), dein Gott (Elohim), bin ein eifernder Gott (EL), der die
Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern
derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die
mich lieben und meine Gebote halten.
3. Gebot:
Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht mißbrauchen; denn der
HERR wird den nicht ungestraft lassen (entschulden), der seinen Namen
mißbraucht.
4. Gebot:
Gedenke des Sabbattages, daß du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten
und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des HERRN,
deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine
Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling (Gast),
der in deiner Stadt (Tore) lebt. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und
Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten
Tage. Darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.
5. Gebot:
Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf daß du lange lebest auf der
Erde (adamah), die dir der HERR, dein Gott, geben wird.
6.Gebot:
Du sollst nicht morden.
7. Gebot:
Du sollst nicht ehebrechen.
8.Gebot:
Du sollst nicht stehlen.
9. Gebot:
Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
10. Gebot:
Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines
Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.
Zugehörige Unterlagen
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