Institut für Stochastik Prof. Dr. G. Last · Dipl.-Math. techn. J. Hörrmann Stochastische Geometrie WS 12/13 Übungsblatt 10 Die Übungsaufgaben werden ab Donnerstag, den 10. Januar 2013, in den Übungen behandelt. Aufgabe 10.1: Es seien d, q ∈ N0 und q < d. Zeigen Sie: (a) Für x ∈ Rd und r > 0 gilt µq ({F ∈ A(d, q) : F ∩ B(x, r) 6= ∅}) = rd−q κd−q . (b) Die Menge A(d, q) ist in (F d , τ d ) nicht abgeschlossen. (c) Die Menge A(d, q) ∪ {∅} ist in (F d , τ d ) abgeschlossen. Lösung: (a) Es folgt aus Thm. 5.3.18, (5) Z µq ({F ∈ A(d, q) : F ∩ B(x, r) 6= ∅}) = 1{F ∩ B(x, r) 6= ∅}µq (dF ) A(d,q) Z Z 1{(L + y) ∩ B(x, r) 6= ∅}λd−q (dy)νq (dL) = G(d,q) L⊥ Z Z 1{y ∈ = G(d,q) L⊥ Z Z = G(d,q) L⊥ Z B(x, r) − L | {z } 6= ∅}λd−q (dy)νq (dL) =B(x,r)+L, da L=−L 1{ y ∈ B(x, r)|L⊥ 6= ∅}λd−q (dy)νq (dL) | {z } ⇔y∈x|L⊥ +B(0,r)∩L⊥ λd−q (x|L⊥ + B(0, r) ∩ L⊥ )νq (dL) = G(d,q) = rd−q κd−q . (b) Betrachtet man die Folge Hn := ne1 + e⊥ 1 , so gilt kxn − xm k ≥ 1 für xn ∈ Hn , xm ∈ Hm mit n 6= m. Eine Folge der Form (xn )n∈N mit xn ∈ Hn für fast alle n ∈ N kann also nicht konvergieren. Insbesondere folgt, dass Teil (a) der Bedingung (ii) aus Satz 3.1.5 nur für F = ∅ erfüllt ist und, dass Teil (b) für jedes F ∈ F d erfüllt ist. Aus Satz 3.1.5 folgt also, Hn → ∅ für n → ∞. Wegen ∅ ∈ / A(d, q) folgt die Behauptung. (c) Es sei (Hn )n∈N eine Folge in A(d, q) mit Grenzwert H ∈ F d . Zu zeigen ist H ∈ A(d, q)∪{∅}. Sei (xn )n∈N die Folge in S d−1 und (tn )n∈N die Folge in [0, ∞) für die gilt Hn = tn xn + x⊥ n. d−1 Die Menge S ist kompakt also existiert eine konvergente Teilfolge von (xn ). O.B.d.A. können wir also annehmen, dass (xn ) konvergent ist und den Grenzwert x hat. 1 1. Fall: (tn ) hat eine konvergente Teilfolge (tnk ) mit Grenzwert t ⊥ Dann konvergiert Hnk = tnk xnk + x⊥ nk gegen tx + x . (Dies folgt leicht mit Satz 3.1.5.) Es gilt also H = tx + x⊥ ∈ A(d, q). 2. Fall: (tn ) hat keine Häufungspunkte Dann gibt es eine monoton wachsende divergente Teilfolge (tnk ) von (tn ). Dann gilt jedoch für jedes y ∈ Hnk , dass kyk ≥ tnk . Dann kann es jedoch keine Folge (yk )k∈N mit yk ∈ Hnk für fast alle i geben, die konvergiert. Das bedeutet jedoch (mit der gleichen Argumentation wie in (b)), dass gilt Hnk → ∅ für k → ∞, also H = ∅. Insgesamt erhält man die Behauptung. 2 Aufgabe 10.2: Es seien K, K0 ∈ Kd mit K ⊂ K0 und Vd (K0 ) > 0. Weiter sei q ∈ N0 mit q < d und AK0 := {E ∈ A(d, q) : K0 ∩ E 6= ∅}. Eine A(d, q)-wertige Zufallsvariable Xq mit Verteilung q-Ebene in K0 . 1 µq (AK0 ) µq (· ∩AK0 ) bezeichnet man als zufällige (a) Die inneren Volumina von K und K0 seien bekannt. Bestimmen Sie nun die Wahrscheinlichkeit P(Xq ∩ K 6= ∅). (b) Nun sei d = 2, e ∈ S 1 und 0 < r ≤ 1. Bestimmen Sie die Wahrscheinlichkeit dafür, dass eine zufällige Gerade in B(0, 1) die Strecke [−re, re] schneidet. Lösung: (a) Es gilt mit Bem. 5.3.20 P(Xq ∩ K 6= ∅) = 1 Vd−q (K) µq (AK ) = µq (AK0 ) Vd−q (K0 ) (b) Es bezeichne X2 die zufällige Gerade in B(0, 1). Dann gilt P(X2 ∩ [−re, r, e] 6= ∅) = 3 V1 ([−re, re]) 2r = . V1 (B(0, 1)) π Aufgabe 10.3: Es sei K ∈ Kd , j ∈ {0, . . . , d − 1}, r ≥ 0 und A(r) := {Ed−j−1 ∈ A(d, d − j − 1) : K ∩ Ed−j−1 = ∅, (K + rB d ) ∩ Ed−j−1 6= ∅} Bestimmen Sie den Grenzwert 1 lim µd−j−1 (A(r)). r→0 r Man kann diesen Grenzwert als das Maß der d − j − 1-dimensionalen Ebenen, die K berühren interpretieren. Hinweis: Es sei 0 ≤ k ≤ d − 1, dann gilt für Vk folgende Version der Steiner-Formel: Vk (K + B(r)) = k X r k−i i=0 d − i κd−i Vi (K). d − k κd−k Lösung: Für M ∈ K sei AM := {E ∈ A(3, 1) : E ∩ M 6= ∅}. Dann folgt aus Bem. 5.3.20 und dem Hinweis, dass 1 1 µd−j−1 (A(r)) = (µd−j−1 (AK+rB d \ AK ) r r 1 = (µd−j−1 (AK+rB d ) − µd−j−1 (AK )) r c0,d j+1,d−j−1 = (Vj+1 (K + rB d ) − Vj+1 (K)) r j 0,d cj+1,d−j−1 X d−i κd−k j+1−i = ( Vi (K)) r r κ d − j − 1 d−j−1 i=0 κd−j 0,d → cj+1,d−j−1 (d − j) Vj (K) ( für r → ∞). κd−j−1 Man erhält also eine neue Interpretation von Vj (K). 4 Aufgabe 10.4: Es sei K ∈ K3 mit K ⊂ [0, 1]3 und X1 eine zufällige Gerade in [0, 1]3 . Nehmen Sie an, Sie können für Realisierungen X1 (ω) der zufälligen Gerade feststellen, ob der Schnitt X1 (ω)∩K leer ist und außerdem die Länge von X1 (ω) ∩ K bestimmen. Entwerfen Sie nun erwartungstreue Schätzer für die Oberfläche und das Volumen von K. Lösung: Es gilt R E[Vj (K ∩ X1 )] = Vj (K ∩ E1 )µ1 (dE1 ) A(3,1) R V0 ([0, 1]3 ∩ E1 )µ1 (dE1 )) A(3,1) = c1,2+j j,3 V2+j (K) c1,2 0,3 V2 ([0, 1]) . Es gilt also V2+j (K) = 3 c1,2 0,3 V2 ([0, 1] ) c1,2+j j,3 E[Vj (K ∩ X1 )] 3 c1,2 0,3 V2 ([0, 1] ) Vj (K ∩ X1 )] c1,2+j j,3 2πj!κj = E[ 3Vj (K ∩ X1 )] (2 + j)!κ2+j = E[ Setzt man j = 0 ein, so erhält man mit 2Vb2 (K) := 6V0 (K ∩ X1 ) einen erwartungstreuer Schätzer für die Oberfläche und für j = 1 erhält man mit 3 Vb3 (K) := V1 (K ∩ X1 ) 2 einen erwartungstreuen Schätzer für V3 (K). 5