252 A. Weiss - H. Orth • Zur Kenntnis der Intercalationsverbindungen Zur K enntnis der Intercalationsverbindungen von K aolinit, Nakrit, D ickit und H alloysit m it Pyridin-iV-oxid und Picolin-7V-oxid L ayer-intercalation-com pounds of K aolinite, N acrite, D ickite and H alloysite w ith Pyridine-iV-oxide and Picolin-IV-oxides A r m in W e is s und H e l m u t O rth Institut für Anorganische Chemie der Universität München (Z. Naturfonch. 28 b. 252-254 [1973]; eingegangen am 5. Februar 1973) Intercalation-compounds, kaolinite, nacrite, dickite, halloysite Layer-silicates of the kaolinite type (kaolinite, nacrite, dickite, halloysite) can in­ corporate pyridine-JV-oxide and picolin-N-oxides inbetween the silicate layers, thus form­ ing intercalation compounds. The paper deals with the preparation of the compounds, their compositions, the increase of the basal spacings and the arrangem ent of the guest molecules within the host-lattice. D arstellung der V erbindungen und Z usam m ensetzung Wenn man in die Schmelze von Pyridin-A^-oxid bei 70 °C trockenen Kaolinit (Nakrit, Dickit, Halloy­ sit) einträgt, diffundieren die Pyridin-./V-oxid-Moleküle zwischen die einzelnen Kaolinitschichten in das Kristallinnere ein. Dabei wird der Schichtabstand des Kaolinits um 5,41 A auf 12,57 A erhöht. Aus gesättigter wässriger Lösung wird auch etwas Was­ ser mit ins Kristallinnere aufgenommen. Der Schichtabstand wird dadurch aber nicht beeinflußt1. Im Gegensatz zum Pyridin-iV-oxid können die Picolin-iV-oxide das Kaolinitgitter nicht direkt auf­ weiten. Sie können aber ebenfalls zwischen die Kaolinitschichten eingeführt werden, wenn man zur Darstellung anstelle von reinem Kaolinit den Ammoniumacetat-Kaolinit mit einem Schichtabstand von 14,0 A einsetzt2. Dabei ist es zweckmäßig, zur Verdrängung des Ammoniumacetats zunächst ge­ sättigte wässerige Lösungen der Pyridin-N-oxide zu verwenden. Nach etwa 8 -tägiger Einwirkungs­ dauer bei Raumtemperatur wird der Kaolin ab­ filtriert und in einer Schmelze des iV-Oxides nach­ behandelt. Dies muß so lange geschehen, bis der Schichtabstand konstant bleibt. Für die röntgeno­ graphischen Untersuchungen stört ein Uberschuß des Picolin-iV-oxids nicht. Seine quantitative Ab­ trennung ist experimentell aufwendig und gelingt nicht befriedigend, weil mit der Entfernung der Tab. I. Schichtabstände und Grenzzusammensetzungen von Kaolinit-Einlagerungsverbindungen m it Pyridin N-oxid und Picolin-iV-oxiden. In Kaolin eingelagerte Verbindungen Pyridin-iV-oxid 2-Picolin-N-oxid 3-Picolin-iV-oxid 4-Picolin-N-oxid Schichtabstände [A] direkte Reaktion Verdrängung von N H 4OAC 12,57 nicht gelungen nicht gelungen nicht gelungen 12,5: 12 , 85 13,5i 13,3„ Sonderdruckanforderungen an Prof. Dr. A r m i n W e i § s , In stitu t für Anorganische Chemie der Universität München, D -8000 München 2, Meiserstr. 1, oder Dr. H e l m u t O r t h , c /o Fa. Degussa, Werk Wolfgang bei Hanau, D -6450 H anau, Postfach 602. Schicht­ aufweitung [A] ,, Grenzzusammensetzung’' Molekeln/Al4 (OH )8 Si4Oio 5,4, 5,6, 6,3s 6,2j 2 ,1 : 1 1 ,6 : 1 1 ,8 : 1 1,8 : 1 letzten Reste von der äußeren Kristalloberfläche auch bereits eine Abgabe aus dem Kristallinneren erfolgt. In der Tab. I sind die Schichtabstände und die Grenzzusammensetzungen angegeben. Unauthenticated Download Date | 11/2/17 3:18 AM 253 A. Weiss - H. Orth • Zur Kenntnis der Intercalationsverbindungen In allen Fällen scheint die betainartige Gruppie­ rung für die Bindung an das Kaolinitgitter wesent­ lich zu sein, denn die iV-Oxidderivate sind wesent­ lich stabiler als der Pyridin-Kaolinit und die PicolinKaolinite3. Wie aus Abbauversuchen hervorgeht, beruht der Unterschied in der Reaktivität zwischen Pyridin-iV-oxid und den Methyl-substituierten Derivaten in erster Linie auf kinetischen Hemmun­ gen. Daneben spielt der Verlust an van der W a a l s Energie durch die geringere Packungsdichte der Methylverbindungen im Schichtzwischenraum eine Rolle. Die entsprechenden Verbindungen von Kaolinit, Nakrit und Dickit sind innerhalb der experimentel­ len Fehlergrenze identisch (Tab. II). Mit Halloysit Tab. II. Vergleich der Schichtabstände von SchichteinlagerungsVerbindungen von Kaolinit, Nakrit, Dickit und H alloysit m it Pyridin-iV-oxid und Picolin-JVoxiden. Gaskomponente Pyridin-N -oxid 2-Picolin-N -oxid 3-Picolin-N -oxid 4-Picolin-N -oxid Schichtabstand [A] mit dem W irtsgitter Kaolinit Nakrit Dickit Halloysit 12,57 12,8s 13,5i 13,37 12,5a 12,8i 13,5i 13,40 12,5s 12,87 13,54 13,4i 12,69 13,0i 13,73 13,5s Abb. 1. Eindimensionale FouRiERprojektion von P y­ ridin-JV-oxid-Kaolinit auf die Schichtnormale. (15 (001)-Interferenzen; Zusammensetzung idealisiert 2,0 Pyridin-N'-oxid pro A l4 (OH) 8 Si 4 0 io (experimentell 2,08 Pyridin-iV-oxid); ^-Parameter: 6 O auf 0,000,4 Si auf 0,0478,6 O, OH auf 0,174, 4 Al auf 0,261, 6 OH auf 0,348, 2 O auf 0,505, 2 N auf 0,595, je 2 C auf 0,595, 0,650 und 0,710 und 4 C auf 0,760; R = 0,098, Temperaturfaktor 1,4). schwanken die Schichtabstände etwas stärker als mit den übrigen Silicaten. Sie sind meistens auch um 0 , 1 —0 ,2 A größer. Die Analysen sprechen da­ für, daß hier mehr Wasser mit aufgenommen und fester als im Kaolinit gebunden wird. 4-12J57A cf - 12BSX O rientierung der G astm oleküle im W irtsgitter Von Pyridin-N-oxid-Kaolinit konnten Einkristalle präpariert und röntgenographisch untersucht wer­ den. Eine eindimensionale FouRiERprojektion auf die Schichtnormale mit Hilfe von 15 (001)-Inter­ ferenzen zeigt, daß der basische N -Oxidsauerstoff auf die Bindungslänge von if-Brücken an die OHSchicht des Kaolinitgitters herantritt, und daß die Ringebene des Pyridins um ca. 35° gegen die Schicht­ normale geneigt ist (Abb. 1). Die durch die 0 —HBindung laufende Diagonale des Pyridinringes ist um ca. 16° gegen die Schichtnormale geneigt. Nimmt man an, daß in den Picolin-iV-oxiden die iV-Oxid-Gruppierung den Kaolinitschichten ebenso zugeordnet ist wie im Pyridin-TV-oxid, ergeben sich die in der Abb. 2 gezeichneten Anordnungen. d« 13.51 Ä d ■13.38Ä ---- ►Schichtabstand d [Ä] Abb. 2. Wahrscheinliche Orientierung von 2-, 3- und 4-Picolin-iV-oxid zwischen den Kaolinit­ schichten im Vergleich zum Pyridin-N-oxidKaolinit. Unauthenticated Download Date | 11/2/17 3:18 AM 254 A. Weiss - H. Orth • Zur Kenntnis der Intercalationsverbindungen Sie liefern richtige van der WAALS-Abstände, er­ fordern allerdings unterschiedliche Verschiebungs­ beträge der einzelnen Kaolinitschichten gegenein­ ander. Da in den untersuchten Präparaten die drei­ dimensionale Ordnung gestört ist, konnte diese Verschiebung bisher experimentell noch nicht quan­ titativ bestätigt werden. 1 A. W e i s s , W . T h i e l e p a p e u . H. O r t h , Proc. Inter­ nat. Clay Conf., vol. I., Israel Univ. Press, S. 277, Jerusalem 1966. 2 A. W e i s s , Proc. Internat. Clay Conf., vol. I., Per­ gamon Press, S. 287, Stockholm 1963. 8 H. O r t h , Dissertation München 1970. Unauthenticated Download Date | 11/2/17 3:18 AM