Rezension: Gunther Wenz: Gott, Studium Systematische Theologie

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Rezension:
Gunther Wenz: Gott, Studium Systematische Theologie, Band 4. Vandenhoeck u. Ruprecht Göttingen
2007, Kart., 29,90 Euro:
„Gott“, so der knappe, aber gewichtige und weitreichende Titel des vierten Bandes von dem in
München Systematische Theologie lehrenden Professors für Fundamentaltheologie, Gunther Wenz.
Auf über 300 Seiten hat der Vf. kultur-, religions-, theologie- und philosophiegeschichtlich bedeutsame
Stationen und Aspekte zum Thema zusammengetragen. In der gegenwärtigen theologischen Landschaft
dürfte dieser Band einzigartig sein.
Damit ist auch schon ein erster Verdienst dieses Buches benannt: Die kultur-, religions- und
geistesgeschichtlich übergreifende Komplexität des Themas. Als Systematiker von Rang hat der Vf. sich
in beeindruckender Weise in für ihn zunächst fachferne wissenschaftliche Zusammenhänge
eingearbeitet, deren fachwissenschaftliche Beurteilung sich mir entzieht. Doch werden dem geneigten
Leser auf diese Weise die wichtigsten Stationen der Explikationen zum Gottesbegriff und zu
Gottesvorstellungen von der Frühgeschichte des Volkes Israel bis hin zum Neuplatonismus
nachvollziehbar, spannend und mitunter sogar kurzweilig und unterhaltsam (Wellhausens
Schwimmgewohnheiten) dargeboten.
Darin ist ein weiterer Verdienst dieses Bandes benannt: Die gelehrte und umfassend gebildete
Darstellung ist trotz der auch immer wieder hohen thematischen Komplexität und Differenziertheit
angenehm verständlich gehalten. Wie in den bisher erschienenen Bänden bieten die eingefügten
Zwischenüberschriften als Stichworte Orientierungshilfe. Schwierigste Zusammenhänge werden so
entfaltet, dass sie sich selbst interessierten Laien erschließen können. Das qualifiziert den Band für eine
weitgefächerte Leserschaft, die vom wissenschaftlichen Fachtheologen über die Pfarrerschaft bzw.
Unterrichtende bis hin zu eben an Dingen der Religion interessierten Laien reicht.
Dabei setzt der Vf. sich mit zahlreichen, aktuellen, wissenschaftlichen Thesen auseinander und
diskutiert diese im Kontext gegenwärtiger Debatten, wie etwa Jan Assmanns „Mosaische
Unterscheidung“, die der Vf. u.a. in das Licht der Kritik seines Münchner Kollegen Friedrich Wilhelm
Graf rückt. So sehr man diese Aktualität für die Zeit der Frühgeschichte Israels bis hin zum Judentum
in jesuanischer Zeit begrüßen kann, so wird man fragen können, ob das Gleiche für die Darstellung des
Hellenismus gilt. Jedenfalls habe ich dort eine explizite Entfaltung des Mittelplatonismus, wie sie etwa
der Münchner Philosoph Werner Beierwaltes, der vom Vf. in den Literaturangaben ja auch benannt
wird, ausgearbeitet hat.
Fraglich bleibt mir auch, warum die Darstellung mit Proklos endet. Schon die zahlreichen Verweise des
Vf. im Verlauf des Bandes – etwa auf Thomas von Aquin, die Geschichte der Gottesbeweise und ihre
Kritik – erhellen, dass die Kultur-, Religions-, Philosophie- und Theologiegeschichte bis in gegenwärtige
Debatten mit dem Gottesbegriff ringt. Fast ist man versucht sich einen zweiten Band zu wünschen, der
den Gang der Diskussion im Westen bis ins Mittelalter, in der Neuzeit und der mit ihr anbrechenden
Moderne bis hinein in die Gegenwart expliziert.
Trotz allem kann insgesamt zu diesem vierten Band gesagt werden, dass dem Vf. mit ihm ein weiteres,
kluges und materialreiches Buch gelungen ist, dem in seiner sehr gut verständlichen Darstellung eine
breite Leserschaft zu wünschen ist und auch das: Man darf auf die nächsten beiden Bände über Jesus
Christus und den Geist gespannt sein.
Gerson Raabe, Pfarrer
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