Einführung in die theoretische Physik 1 Prof. Dr. L. Mathey Dienstag 15:45 – 16:45 und Donnerstag 10:45 – 12:00 Beginn: 23.10.12 Jungius 9, Hörs 2 Mathey Einführung in die theor. Physik 1 1 Grundhypothese der Thermostatik Im Gleichgewichtszustand kann ein System durch eine Wahrscheinlichkeitsverteilung (ein ’Ensemble’) beschrieben werden, das die Entropie maximiert, unter Berücksichtigung der Zwangsbedingungen, z.B. der Erhaltungsgrößen. Eine wichtige Erhaltungsgröße ist die Energie. Wir betrachten den Fall, dass ein System aus N Zuständen besteht. Jeder dieser Zustände habe eine Energie Ei , mit i = 1,P. . . , N. Wir maximieren die Entropie unter der Bedingung hE i = i pi Ei = U. Die Größe U ist die innere Energie. Also: ⇣X ⌘ ⇣X ⌘ X F ({pi }) = pi log pi + pi 1 pi Ei U i i i Das Minuszeichen vor ist die Standardkonvention, damit positive Zahl ist. Daher: @pi F Mathey = 1 log(pi ) + eine Ei Einführung in die theor. Physik 1 2 Also können wir pi wie folgt schreiben pi = exp( Ei ) Z wobeiPder Normierungskoeffizient Z gegeben ist durch Z = i exp( Ei ). Die ist das kanonische Ensemble, und Z ist die kanonische Zustandssumme. ist die inverse Temperatur = kB1T . Beispiel: Harmonischer Oszillator. Das kanonische Ensemble ist P(x, p) = 1 exp Z ⇣ p2 2m m! 2 2 ⌘ 2 x + kB T Die kanonische Zustandssumme ist Z Mathey = ZZ dxdp exp h ⇣ p2 2m m! 2 2 ⌘ 2 x + kB T kB T = ~! Einführung in die theor. Physik 1 3 In diesem Integral muss eine Konstante h eingeführt werden, die die Einheit einer Wirkung hat, damit das Integral einheitslos ist. Diese kann mit dem Planckschen Wirkungsquantum identifiziert h werden. ~ ist definiert als 2⇡ . Die Erwartungswerte des Ensembles enthalten h nicht. Erst bei quantenmechanischen Systemen, ist h oder ~ in den Observablen sichtbar. Die freie Energie ist definiert als A = kB T log Z Die innere Energie kann man wie folgt schreiben: P exp( Ei )( Ei ) iP U = @ log Z = = hE i Ei ) i exp( Beispiel: Harmonischer Oszillator. Mit Z = U = Mathey 1 ~! gilt ⇣ 1 ⌘ @ log = kB T ~! Einführung in die theor. Physik 1 4 Die Entropie des kanonischen Ensembles ist S kB = X pi log pi = i = X pi ( log Z i A U + kB T kB T Ei ) = log Z + hE i Also ergibt sich folgender Zusammenhang: A = U TS. Dieser Zusammenhang existierte bereits in der Thermodynamik. Viele Observablen können als partielle Ableitung von thermodynamischen Größen geschrieben werden. Dieser Zusammenhang führt zu und verbindet wichtige thermodynamische Größen, und ergibt daher alternative Darstellungen. Beispiel: Harmonischer Oszillator. Mit Z = A = Mathey ⇣k T ⌘ B kB T log ~! kB T ~! gilt ⇣k T ⌘ S B = log +1 k ~! Einführung in die theor. Physik 1 5 dU Die Wärmekapazität eines Systems is definiert als C ⌘ dT . Es beschreibt die Veränderung der inneren Energie durch eine Veränderung der Temperatur. Es gilt: P Ei ) dU d i Ei exp( P C= = dT dT Ei ) i exp( P P P Ei Ei E exp( E ) E exp( E ) i kB T 2 i kB T 2 Ei ) i i i i i Ei exp( P P P = Ei ) Ei ) Ei ) i exp( i exp( i exp( 1 1 2 2 = (hE i hE ihE i) = h E i 2 2 kB T kB T Die Wärmekapazität ist also proportional zur Varianz der Energie. Beispiel: Harmonischer Oszillator. Die Energie ist gegeben durch dU U = kB T . Also gilt dT = kB . Mathey Einführung in die theor. Physik 1 6 Klassischer Paramagnetismus Wir betrachten N klassische Dipole mit magnetischem Moment µ ~ ~ Die magnetischen in einem konstanten, magnetischen Feld H. Momente µ ~ sind Vektoren konstanter Länge µ. Die Energie ist gegeben durch: X X ~ = µH E = µ ~i · H cos ✓i i i Der Grundzustand dieses Systems ist gegeben durch ✓i = 0: Alle Dipole sind in z-Richtung ausgerichtet. Die Magnetisierung des P Systems ist M ⌘ N1 i µhcos ✓i i. Für den Grundzustand ergibt sich M = µ. Für endliche Temperaturen werden die Dipole thermische ’aktiviert’ und die Magnetisierung wird reduziert. Für sehr große Temperaturen verschwindet die Magnetisierung. Wir leiten dieses Ergebnis nun quantitativ her. H Mathey kalt warm Einführung in die theor. Physik 1 7 Wahrscheinlichkeitsverteilung eines Dipoles kBT µ H = 0.1 k BT µ H = 2 Mathey kBT µ H = 0.5 H k BT µ H → ∞ Einführung in die theor. Physik 1 8 Die Richtungen der Dipole seien durch die Kugelkoordinaten ✓i und i parametrisiert. Die Zustandssumme ist ⇣ ⌘ X X Z = exp µH cos ✓i = Z1N {✓i },{ i } i Z1 ist die Zustandssumme eines einzelnen Dipoles: Z 2⇡ Z ⇡ sin ✓d✓ exp( µH cos ✓) Z1 = d 0 0 Z 1 sinh( µH) = 2⇡ du exp( µHu) = 4⇡ µH 1 u = −cosθ Die Magnetisierung kann wie folgt geschrieben werden: P P 1 1 X i µ cos ✓i exp( µH j cos ✓j ) N M = hµ cos ✓i i = N Z i = Mathey 1 @H log Z N Einführung in die theor. Physik 1 9 Mit log Z = log(Z1N ) = N log Z1 gilt: 1 1 @H log Z = @H log Z1 N ⇣ ⌘ 1 µH 4⇡ 4⇡ = sinh( µH) + cosh( µH) µ 2 4⇡ sinh( µH) µH µH ⇣ 1 ⌘ = µ coth( µH) ⌘ µL( µH) µH L(x) ist die Langevin Funktion: 1.4 L(x) ⌘ coth x Für x ⌧ 1 gilt: L(x) ⇡ 1 x L(x) 1.2 1.0 0.8 0.6 x + ... 3 0.4 0.2 0 Mathey x 3 2 4 6 8 x Einführung in die theor. Physik 1 10 10 M µ 1.4 1.2 Für die Magnetisierung M gilt also M µ Für kB T 1.0 ⇣ µH ⌘ = L kB T 0.8 0.6 µH gilt also 0.4 M µ 0.2 = CT µH 3kB T 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 T µH Die magnetische Suszeptibilität ist definiert als @M H!0 @H = N lim Für hohe Temperaturen kB T µH gilt @M Nµ2 C = N lim = ⌘ H!0 @H 3kB T T Diese Temperaturabhängigkeit des magnetischen Suszeptibilität ist das Curie Gesetz, mit der Curie Konstante C . Mathey Einführung in die theor. Physik 1 11 Suszeptibilität eines Materials bei hohen Temperaturen Bestätigung des Curie Gesetzes! Mathey Einführung in die theor. Physik 1 12 1.0 Die innere Energie ist U = 0.5 @ log Z = harm.Osz. U NµH k BT µ H NµHL( µH) 1 Die Wärmekapazität ist C = dU dT 3 4 !0.5 !1.0 ⇣ = kB N 1 ( µH)2 ⌘ sinh2 ( µH) C NkB Für kB T ⌧ µH verhält sich die innere Energie und die Wärmekapazität wie ein System aus N harmonischen Oszillatoren. Für kB T µH sättigt sich die innere Energie, und die Wärmekapazität strebt gegen 0. Mathey 2 harm.Osz. 1.0 0.8 0.6 0.4 0.2 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 k BT µ H 13 Einführung in die theor. Physik 1 Ising Spins Im Gegensatz zu klassischen Spins nehmen quantenmechanische Spins diskrete Werte an. Z.B nimmt ein Spin- 21 die Werte ± 12 an. Der Phasenraum eines Systems aus N Spins besteht also aus allen Kombinationen ("""), (""#), ("#"), etc. In einem Magnetfeld H haben die Zustände " und # die Energien µH und µH. Die Zustandssumme eines einzelnen Spins ist Z1 = exp( µH) + exp( µH) = 2 cosh( µH) M µ CT Die Zustandssumme von N Spins ist Z = Z1N . Die Magnetisierung ist M = 1 @H log Z = µ tanh( µH) N Spinfluktuationen exponentiell unterdrückt Mathey T µH Einführung in die theor. Physik 1 14 T µH Für hohe Temperaturen gilt M ⇡ µ2 H C = kB T T Das System erfüllt also das Curie Gesetz. Die Energie ist U = NµH tanh( µH) Die Wärmekapazität ist C = C NkB Schottky peak dU ( µH)2 = NkB dT cosh2 ( µH) d 1 tanh x = dx cosh 2 x Mathey U NµH T µH Einführung in die theor. Physik 1 15 Ideales Gas und Gibbs Paradox Wir betrachten ein System klassischer, nicht-wechselwirkender Teilchen der Masse m in einem Volumen V . Die Energie ist E N X pi2 = 2m i=1 Sie ist unabhängig von xi . Mathey Einführung in die theor. Physik 1 16