Abteilung für Wirbelsäulenerkrankungen

Werbung
Abteilung für
Wirbelsäulenerkrankungen
Patienteninformationen
Sehr geehrte Patientinnen, Patienten
und Interessierte,
in dieser Übersicht finden Sie Informationen über
Ursachen,
Beschwerden
und
die
Behandlungsmöglichkeiten
bei
häufigen
Wirbelsäulenerkrankungen.
Wir
möchten
Techniken der nicht-operativen und der operativen
Therapie vorstellen und Sie über die Konzepte der
Abteilung für Wirbelsäulenerkrankungen der
Asklepios Klinik Lindau informieren.
Angesichts der vielfältigen Ursachen und Formen
von Wirbelsäulenerkrankungen ist eine sorgfältige
Abklärung unverzichtbar. Eine ganze Reihe von
nicht-operativen und operativen Techniken kann
akute Beschwerden lindern und auch langfristig zu
ausgezeichneten Ergebnissen führen.
Die Therapiekonzepte unserer Abteilung basieren
auf
einer
langjährigen
hochspezialisierten
Tätigkeit. Es bestehen Erfahrungen mit der
Behandlung
der
gesamten
Palette
der
Wirbelsäulenerkrankungen.
Inhalt
1 ⏐ Therapiekonzept, Erkrankungs- und Behandlungsspektrum
2 ⏐ Röntgengestützte Infiltrationen
3 ⏐ Bandscheibenvorfall
4 ⏐ Spinalkanalstenose
5 ⏐ Wirbelgleiten und Instabilität
6 ⏐ Bewegungserhaltende Verfahren
7 ⏐ Versteifung
8 ⏐ Wirbelbruch
9 ⏐ Beckenbruch
10⏐ Fehlstellungen
11⏐ Infektionen
12⏐ Rheumatoidarthritis
13⏐ Tumoren
14⏐ Probleme nach früheren Operationen
15⏐ Nachbehandlung
1|
Unser Therapiekonzept:
⦿ sorgfältige Abklärung von Beschwerden
⦿ Anwendung modernster Verfahren in der Diagnostik
⦿ unverzügliche Abklärung und Behandlung in dringenden Fällen
⦿ differenzierte Beratung und Behandlungsplanung
⦿ individuelle Therapie durch ein breites Spektrum an Verfahren
⦿ möglichst minimalinvasive operative Vorgehensweise
⦿ individuelle Nachbetreuung nach einer Operation
Unser Erkrankungsspektrum:
⦿ Degeneration (Verschleiss)
⦿ Bandscheibenschaden
⦿ Spinalkanaleinengung
⦿ Instabilität (Wirbelgleiten)
⦿ Destruktion und Formveränderung
⦿ Wirbelbruch
⦿ Skoliose (Kind und Erwachsener)
⦿ Kyphose
⦿ Folgezustand nach Unfall
⦿ Beschwerden nach Operation
⦿ Rheumatoidarthritis
⦿ Morbus Bechterew
⦿ Tumor
⦿ Infektion
Unser Behandlungsspektrum:
⦿ medikamentöse Schmerztherapie
⦿ Physiotherapie
⦿ bildwandlergestützte Infiltrationen an Wirbelsäule und Nervenwurzeln
⦿ Operationen an allen Abschnitten der Wirbelsäule mit Übergängen zu Kopf und Becken
⦿ minimalinvasive Verfahren
⦿ endoskopisch gestützte Verfahren an der Brustwirbelsäule
⦿ Versteifungen
⦿ Bandscheibenprothesen
⦿ dynamische Verfahren
⦿ Stabilisierung bei Beckenbrüchen
2 | Röntgengestützte Infiltrationen
Akute Rückenschmerzen haben meist funktionelle Ursachen, d.h. sie sind
überlastungs- und verschleissbedingt und in den Anfangsstadien unter
konservativer (d.h. nicht-operativer) Behandlung meist gut rückläufig.
Wichtig ist, vor oder im Verlauf einer nicht-operativen
schwerwiegende Erkrankungen auszuschließen.
Behandlung
Ein großer Teil akuter Beschwerden durch Bandscheibenverschleiss und von
den Wirbelgelenken ausgehend kann durch nicht-operative Behandlungen sehr
gut gelindert werden. Röntgengestützte Infiltrationen sind ein wichtiger Teil
dieser nicht-operativen Therapie.
Das
Prinzip
ist
das
Einbringen
von
schmerzstillenden
und
entzündungshemmenden Medikamenten an den Ort der Schmerzentstehung.
Die Verwendung eines Röntgengerätes erlaubt es, mit kleinen MedikamentenDosen gezielt Beschwerden zu lindern. Solche Verfahren beeinflussen die
Schmerzentstehung im Bereich der geschädigten Wirbelsäulenanteile, können
aber die Ursachen selbst nicht beseitigen. In den meisten Fällen kommt es
später erneut zu wiederholten Beschwerden.
3 | Bandscheibenvorfall
Bandscheibenvorfälle sind meist Ausdruck von
Verschleiß. Selbst nach Unfällen treten
Bandscheibenvorfälle zumeist aufgrund einer
vorbestehenden
Schädigung
auf.
Funktionsbedingt
sind
Lendenund
Halswirbelsäule
häufiger
von
Verschleiss
nicht-operativ
betroffen. Ob und in welcher Intensität
Beschwerden durch einen Bandscheibenvorfall
entstehen hängt von verschiedenen Faktoren ab
(Größe, Konsistenz, Lokalisation). Selten treten
akut schwere Störungen auf.
⦿ Linderung der Symptome durch Schonung und Entlastung in der Akutphase
⦿ Schmerztherapie, Physiotherapie
⦿ gezielte Schmerzmittelinjektionen
Lendenwirbelsäule
Beschwerden
⦿ Taubheit und Schmerz im Bein streifenförmig
⦿ Kraftminderung einzelner Muskelgruppen des Beines (Stolpern, Ermüden beim Treppensteigen)
⦿ „Kreuzschmerzen nicht in jedem Fall
operativ
Die Entfernung des Bandscheibenvorfalls gelingt in den
meisten Fällen mit minimalinvasiven Techniken (wenig
Muskelschädigung, keine Gelenkschädigung, wenig
Vernarbungen). Dabei wird auf eine prophylaktische
Entfernung von stabilem Gewebe aus der Bandscheibe
verzichtet.
Brustwirbelsäule
Beschwerden
Bandscheibenvorfälle der Brustwirbelsäule sind selten und
verursachen
in
der
Regel
uncharakteristische
Beschwerden. In den Brustkorb ausstrahlende Schmerzen,
Störungen des Gehens oder des Gefühls in Rumpf und
Beinen können Hinweise sein.
Der nicht-operativen Behandlung sind diese
Beschwerden oft sehr schlecht zugänglich.
operativ
Allerdings ist die operative Versorgung zum einen
anspruchsvoll, führt zum anderen aber nicht in allen Fällen
zu
der
erwünschten
Linderung.
Bei
großen
Bandscheibenvorfällen und bei bestehender Schädigung
des Rückenmarks sollte aber eine operative Entfernung des
Vorfalls in Betracht gezogen werden.
Halswirbelsäule
Beschwerden
⦿ Nackenschmerzen
⦿ Taubheitsgefühl, Ausstrahlungen streifenförmig an Armen und Händen
⦿ Kraftminderungen bestimmter Muskelgruppen der Arme und Hände
⦿ Möglich auch Gangunsicherheit u.a.
operativ
In Abhängigkeit von Lage, Grösse und Konsistenz des Bandscheibenvorfalls und vom Zustand der
Bandscheibe insgesamt kommt entweder eine minimalinvasive Entfernung nur des Vorfalls oder eine
komplette Entfernung der Bandscheibe in Frage. In letzterem Fall kann je nach Situation eine
Bandscheibenprothese oder ein Platzhalter zur Versteifung eingesetzt werden.
Aussichten
Dringend ist die Operation meist, wenn akut
deutliche neurologische Funktionsstörungen
(Lähmung u.a.) bestehen. In allen anderen
Situationen
können
die
Regenerationsmechanismen des Körpers zu
einer allmählichen Linderung führen. Deshalb
rückt die Operation meist zunächst in den
Hintergrund.
Die
operative
Beseitigung
des
auf
Nervengewebe
drückenden
Bandscheibengewebes
kann
durch
die
Druckentlastung
rasch
zu
einer
oft
vollständigen Beschwerdelinderung führen. In
einigen Fällen (seltener an der Hals- als an der
Lendenwirbelsäule) kann es zu einem
erneuten
Bandscheibenvorfall
kommen,
dessen
Ursache
im
fortschreitenden
Verschleiß liegt.
4 | Spinalkanalstenose
Entstehen können Einengungen (Stenosen)
des Spinalkanals durch ganz verschiedene
krankhafte Veränderungen. Meist ist die
Ursache jedoch Verschleiss. Während an der
weniger beweglichen Brustwirbelsäule die
verschleissbedingte Einengung eher selten ist,
sind
die
mobile
Halsund
v.a.
Lendenwirbelsäule häufiger Ursache für
stenosebedingte Beschwerden.
nicht-operativ
⦿ Linderung der Symptome durch Schmerztherapie, Physiotherapie u.a.
Lendenwirbelsäule
Beschwerden
⦿ Schmerzen, Taubheit, Schwäche der Beine
⦿ kürzer werdende Gehstrecke
⦿ Rückenschmerzen nicht in jedem Fall
operativ
Das Prinzip besteht in der Erweiterung des Spinalkanals.
Minimalinvasive Techniken bieten den Vorteil der
Gewebsschonung (wenig Muskelschädigung, keine
Gelenkschädigung, wenig Vernarbungen) sowie der etwas
schnelleren Wundheilung. Gelegentlich erfordert eine
ausgiebige
Gewebsabtragung
eine
zusätzliche
Stabilisierung im Sinne einer Versteifung.
Halswirbelsäule
Beschwerden
⦿ Schmerzen, Schwäche in Armen und Händen, eventuell auch der Beine
⦿ Störungen der Feinmotorik der Hände (Fallenlassen von Gegenständen)
⦿ Gangunsicherheit
⦿ Nackenschmerzen nicht in jedem Fall
operativ
In der Regel Beseitigung der Einengung im Bereich der
Bandscheiben durch Operation von vorn. Meist ist in dem
Zusammenhang eine Versteifung nötig. Dafür wird
zwischen die Wirbelkörper ein Implantat eingesetzt. Auf
eine zusätzliche Stabilisierung mit einer Platte oder mit
Schrauben kann in den meissten Fällen verzichtet werden.
Gelegentlich kommt eine minimalinvasive Erweiterung des
Spinalkanals von hinten ohne Einsetzen eines Implantats
in Frage.
Aussichten
Eine operative Behandlung ist selten dringend. An die
langsam einsetzende Verengung kann sich das
Nervensystem an der Lendenwirbelsäule aber auch an der
Halswirbelsäule zunächst anpassen. Da es sich um eine
mechanische Einengung handelt, können nicht-operative
Behandlungen oft Beschwerden lindern, die Ursache
jedoch nicht beseitigen. Im Verlauf können Störungen der
Nervenfunktion
(Gefühl
und
Muskelkraft,
Gangunsicherheit) eintreten. In der Regel läßt sich eine
unmittelbare Schmerzlinderung durch einen Eingriff
erreichen. Die Rückbildung von Gefühlsstörungen oder
gar Lähmungen hängt im Wesentlichen von der Dauer des
Bestehens ab.
5 | Wirbelgleiten und Instabilität
Instabilitäten
bestehen,
wenn
die
Bewegungsumfänge zwischen den Wirbeln
das normale Maß überschreiten. Es kommt zu
Fehlstellungen einzelner Segmente oder
größerer Wirbelsäulenabschnitte. Die Folge
können
mechanische
Schmerzen,
Einengungen
von
Nervenbahnen
mit
Gefühlsstörungen und Lähmungen sein. Die
häufigste Ursache ist Verschleiss.
Daneben können Instabilitäten aufgrund
angeborener
Veränderungen,
bei
Rheumatoidarthitis oder u.a. unfallbedingt
entstehen.
degeneratives Wirbelgleiten
Degeneration (Verschleiß) kann zu einem Verlust der stabilisierenden
Funktion der Bandscheibe und der Gelenke führen. Dies verursacht oft
Rückenschmerzen bei Bewegungen. Durch die Verschiebung der Wirbel
verliert zudem die Wirbelsäule ihre Schutzfunktion für die Nervenfasern
im Spinalkanal. Unter Belastung in die Beine ausstrahlende Schmerzen
sowie Empfindungsstörungen der Beine können Hinweis auf ein
Wirbelgleiten sein.
angeborenes Wirbelgleiten
Verschiedene Formen von Fehlbildungen können ein Wirbelgleiten
verursachen. Am häufigsten tritt dies im untersten Segment der
Lendenwirbelsäule auf.
nicht-operativ
⦿ Schmerzmittel, Physiotherapie u.a.
⦿ Infiltrationen der Gelenke
operativ
Die betreffenden Wirbel werden operativ wieder in die ursprüngliche
Position gebracht, Engstellen beseitigt. Alle deutlichen Instabilitäten
erfordern im Fall der operativen Versorgung eine Versteifung des
betroffenen Segmentes.
Aussichten
Alle nicht-operativen Maßnahmen können die
Beschwerden lindern, die Ursache aber nicht
beseitigen. Die Aussichten auf eine deutliche
Beschwerdelinderung durch eine operative
Versorgung sind in der Regel gut. Ist
Verschleiß die zu Grunde liegende Ursache,
können andere, ebenfalls vom Verschleiß
betroffene Anteile weiterhin Schmerzen
verursachen. Bei den angeborenen Formen ist
die
Prognose
auf
langfristige
Beschwerdereduktion
nach
operativer
Stabilisierung sehr gut, da die benachbarten
Segmente in der Regel nicht zum Verschleiß
neigen.
6 ⏐ Bewegungserhaltende Verfahren
Die knöchernen Wirbel sind durch eine
Vielzahl von Gelenken und über die
Bandscheiben
beweglich
miteinander
verbunden.
Schädigungen
dieser
Bewegungsverbindungen
erzeugen
Schmerzen und führen im fortgeschrittenen
Stadium durch mechanische Fehlfunktionen
und reflektorische Muskelverspannungen zu
Bewegungseinschränkungen.
In
vielen
Fällen
kann
durch
ein
bewegungserhaltendes operatives Verfahren
eine schmerzfreie Funktion eines Segmentes
nicht mehr erreicht werden. Eine Versteifung
kann hier Beschwerden lindern.
Bewegungserhaltende
Techniken
(Bandscheibenprothesen,
dynamische
Stabilisierungen) kommen im Rahmen einer
operativen Behandlung in Frage. Die
Versorgung mit einer Bandscheibenprothese
oder einem anderen dynamischen Implantat ist
an bestimmte Voraussetzungen gebunden.
Das betreffende Segment der Wirbelsäule muß
nach Implantation eine schmerzfreie Funktion
zulassen.
Der
Vorteil
der
erhaltenen
Beweglichkeit äußert sich im Schutz der
benachbarten Wirbelsäulensegmente vor einer
Überlastung.
7 ⏐ Versteifung
Jede Verbindung zweier Wirbel beteiligt sich
an der Gesamtfunktion der Wirbelsäule.
Normale Form und Funktion dieser gelenkigen
Verbindung gewährleisten eine schmerzfreie
uneingeschränkte Gesamtbeweglichkeit. Der
häufigste Ausdruck einer Schädigung, egal
welcher Art, ist der Bewegungsschmerz.
Muskuläre Verspannungen führen zu einer
gewissen
Ruhigstellung,
fortschreitender
Verschleiß vermindert die Beweglichkeit
zusätzlich oder bewirkt eine Gefügelockerung.
Die
Versteifung
ist
eine
operative
Ruhigstellung
eines
geschädigten
Wirbelsäulenabschnittes. Das Ziel ist, die
verschlissenen
Bewegungsanteile
als
Schmerzquelle auszuschalten.
Gefügelockerungen können z. T. erhebliche
Fehlstellungen verursachen. Wirbelgleiten oder
Wirbelsäulenverbiegungen können im Rahmen
einer Versteifungsoperation korrigiert werden.
Prinzipien der Operation
⦿ Spinalkanaleinengungen, Fehlstellungen (Wirbelgleiten) als häufigste Ursachen
⦿ Erweiterung des Spinalkanals und Entlastung der Nervenwurzeln im Bereich der Bandscheiben
⦿ Einbringen von Titan-Implantaten zwischen die Wirbel, um die Stellung der Wirbel zu korrigieren
Halswirbelsäule
⦿ operativer Zugang von der Halsvorderseite
⦿ in der Regel auch bei der Versteifung mehrerer Wirbel keine zusätzliche Stabilisierung nötig
⦿ alternativ: bandscheibenerhaltendes Verfahren, Bandscheibenprothese
Lendenwirbelsäule
⦿ operativer Zugang vom Rücken her
⦿ Stabilisierung mit Implantaten
⦿ minimalinvasive Variante des Verfahrens
⦿ alternativ: dynamische Stabilisierung, Bandscheibenprothese
Aussichten
Je mehr Wirbel versteift werden, umso größer ist die
Belastung der benachbarten Wirbelsäulenabschnitte.
Deshalb ist man bestrebt, möglichst nur einen kurzen
Abschnitt zu versteifen. Meist ist Verschleiß die
zugrundeliegende Ursache. Das kann dazu führen,
daß die Nachbarbereiche, die oft ebenfalls vom
Verschleiß betroffen sind, durch Mehrbelastung
Beschwerden verursachen. Die Korrektur von
Fehlstellungen und die Gewebsschonung durch
minimalinvasives Vorgehen wirken sich günstig auf
den Verlauf nach Versteifungsoperationen aus. Oft
wird die Gesamtbeweglichkeit trotz Versteifung durch
die
Wiederherstellung
der
schmerzfreien
Muskelfunktion durch den Eingriff verbessert.
8 ⏐ Wirbelbruch
Brüche können durch Einwirkung von Gewalt
auf gesunde Wirbel oder unter normaler
Belastung bei veränderter Knochenstruktur
(Osteoporose u.a.) entstehen.
durch Unfall
Bei unfallbedingten Brüchen bestehen neben
Schmerzen gelegentlich bereits anfangs
Störungen neurologischer Funktionen. Nach
unverzüglicher Abklärung muß über die
Dringlichkeit einer operativen Versorgung
entschieden werden.
In der Regel ist das minimalinvasive
Einbringen von stabilisierenden Implantaten
möglich. Eine Spinalkanaleinengung sollte von
der Seite der Einengung (meist von vorn)
beseitigt
werden.
Dies
gelingt
mit
endoskopisch gestützten Techniken.
durch Osteoporose
Die
Behandlung
von
osteoporotischen
Wirbelbrüchen ist in der Regel weniger
dringlich. Ziel ist es, eine schmerzhafte
Fehlstellung oder Spinalkanaleinengung zu
verhindern. In vielen Fällen kommt eine nichtoperative Behandlung in Frage. Wichtig ist, im
Verlauf ein weiteres Einsinken des Wirbels zu
erkennen. Das minimalinvasive Einbringen von
Knochenzement in den Wirbel stellt ein
stabilisierendes Verfahren dar, mit dessen
Hilfe meist auch ein Wiederaufrichten des
Wirbels
erreicht
werden
kann.
Eine
fortgeschrittene Zerstörung des Wirbels
erfordert gelegentlich einen größeren Eingriff
mit Entfernung des Wirbelkörpers und
Stabilisierung. Dafür stehen minimalinvasive
endoskopisch
gestützte
Verfahren
zur
Verfügung.
9 ⏐ Beckenbruch
Wie bei Wirbelbrüchen treten Brüche des
Beckens
einerseits
durch
starke
Gewalteinwirkungen bei Unfällen oder unter
normaler
Belastung
bei
veränderter
Knochenstruktur (bei Osteoporose, nach
Bestrahlungen u.a.) auf.
Während die Untersuchungen nach Unfällen
(z.B Verkehrsunfall) diese Verletzungen in der
Regel frühzeitig aufzeigen können, ist
insbesondere der Nachweis von hinteren
Beckenbrüchen bei älteren Menschen oft
verzögert und schwierig. Grund ist nicht
zuletzt,
daß
häufig
ein
eigentliches
Unfallereignis nicht stattgefunden hat. Hinzu
kommt, daß bei fehlender Verschiebung der
gebrochenen Knochen das Röntgenbild den
Bruch nicht sichtbar macht.
Beschwerden
Schmerzen treten bei osteoporotischen Brüchen meist als Kreuz- oder
Rückenschmerzen in Erscheinung. Oft sind diese Beschwerden verstärkt bei
Belastung (Stehen, Sitzen, Laufen) und lassen in Ruhe nach.
nicht-operativ
Während Beckenbrüche nach Unfällen in aller Regel eine sofortige operative
Versorgung erfordern, muss man bei unverschobenen osteoporotischen
Brüchen des Beckens in den meisten Fällen nicht dringend operativ handeln.
Da eine äußere Ruhigstellung jedoch kaum möglich ist, muß eine Entlastung
durch die Verwendung von Geh-Hilfen erfolgen.
operativ
Generell ist das Prinzip der operativen Behandlung die Stabilisierung unter
Verwendung von Implantaten. Insbesondere bei osteoporotischen Brüchen
ist die sichere Stabilisierung durch minimalinvasive Verfahren möglich. Der
Vorteil der operativen Stabilisierung liegt in der rascheren Belastbarkeit und
Vermeidung längerdauernder Bettlägerigkeit.
10⏐ Fehlstellungen
Formveränderungen der Wirbelsäule können in Ursache und
Erscheinungsbild vielfältig sein:
⦿ angeboren als Halb- Keil- Schmetterlingswirbel u.a.
⦿ während des Wachstums als Skoliose
⦿ nach unfallbedingten Schädigungen als Kyphose
⦿ Verschleissbedingt als degenerative Skoliose
⦿ durch spezielle Erkrankungen des Bewegungsapparates
(Rheumatoidarthritis, Morbus Bechterew u.a.)
Jede Formveränderung erzwingt
eine Anpassung in anderen
Bereichen
des
Bewegungsapparates. Übersteigt
eine Formveränderung das Maß
der
Anpassungsfähigkeit,
entstehen
schmerzhafte
Überlastungen von Muskeln und
Gelenken. Ziel in der Behandlung
ist es, ein Fortschreiten der
Veränderungen
und
eine
zunehmende Überlastung in den
benachbarten
Abschnitten
zu
vermeiden.
nicht-operativ
Formveränderungen an der wachsenden Wirbelsäule lassen
sich
in
vielen
Fällen
durch
eine
äußere
Wachstumslenkung/Stützung
beeinflussen.
Beim
erwachsenen Patienten ist eine äußere Schienung (Korsett)
meist nicht sinnvoll. Auch hier steht jedoch eine breite
Palette an nicht-operativen Therapien zur Verfügung.
operativ
Ziel ist einerseits die Formveränderung soweit möglich zu
korrigieren und zum anderen, die korrigierte Form zu
erhalten. Dies erfordert, daß im korrigierten Bereich in aller
Regel eine Versteifung erfolgen muß. Aus dem
Langzeitverlauf
von
Wirbelsäulenpatienten
mit
Fehlstellungen weiß man inzwischen, in welchen Fällen eine
operative Korrektur nötig ist und welches das geeignete
Verfahren ist. Es stehen zur Versorgung dieser
Veränderungen Implantate zur Verfügung, die zu einem
großen Teil auch in minimalinvasiver Verwendung zu
ausgezeichneten Ergebnissen führen.
11⏐ Infektionen
Infektionen an der Wirbelsäule zählen zu den selteneren,
jedoch tendenziell häufiger werdenden Erkrankungen.
Ursächlich
kommen
verschiedene
Wege
der
Infektionsausbreitung in Betracht. Meist entstehen diese
Infektionen
jedoch
durch
über
den
Blutweg
eingeschwemmte Bakterien.
nicht-operativ
In Anfangsstadien bei wenig ausgeprägten entzündlichen
Veränderungen kann eine antibiotische Behandlung zum
Erfolg führen. Die Therapie kann wirksamer durchgeführt
werden, wenn es gelingt, die Infektionserreger (meist
Bakterien) zuvor zu identifizieren. Die Therapiekontrolle
erfolgt durch Bestimmung von Laborwerten sowie durch
Röntgen und MRT-Untersuchungen.
operativ
Bei ausgeprägten Veränderungen
durch die Infektion (Zerstörung der
Wirbelkörper, Eiteransammlungen)
sollte eine operative Behandlung
erfolgen.
Diese
umfaßt
die
Entfernung der von der Infektion
betroffenen
Gewebsanteile
(Bandscheibe, Knochenanteile), die
Entfernung von Eiteransammlungen
und andererseits eine Stabilisierung
durch Implantate. Abhängig von
Ausdehnung und vom betroffenen
Wirbelsäulenabschnitt, kann in der
Regel ein wesentlicher Teil oder der
gesamte
Eingriff
minimalinvasiv
durchgeführt werden.
Aussichten
Bei der nicht-operativen Behandlung kann eine eingeschränkte Blutversorgung der
Bandscheiben dazu führen, daß bei einigen Patienten Antibiotika in der
Bandscheibe nicht ausreichend gegen die Infektion wirken können. In diesen Fällen
sollte eine operative Versorgung erfolgen. Darüber hinaus sind zunehmende
Formveränderungen der Wirbel durch die Infektion Gründe für eine operative
Behandlung.
Mit operativer Entfernung des entzündlichen Gewebes und Stabilisierung der
Wirbelsäule sowie zusätzlicher gezielter antibiotischer Therapie sind die Aussichten
für eine vollständige Heilung erfahrungsgemäß ausserordentlich gut.
12⏐ Rheumatoidarthritis
Rheumatoidarthritis kann an der Wirbelsäule
durch wiederkehrende Entzündungen zu einer
Zerstörung von Gelenkstrukturen führen. Die
Folge
sind
Wirbelverschiebungen,
schmerzhafte Gefügelockerungen. Dadurch
wiederum kann eine Spinalkanaleinengung mit
Halswirbelsäule
Die
Gelenke
zwischen
Kopf
und
Halswirbelsäule sind aufgrund ihres Aufbaus
häufig
von
entzündlich-rheumatischen
Veränderungen betroffen. Gefügelockerungen
können
hier
zu
erheblichen
Wirbelverschiebungen führen. Die Gefahr
besteht in der Schädigung des oberen
Rückenmarkes oder des Hirnstammes mit
Beeinträchtigung lebenswichtiger Funktionen.
operativ
Da Beschwerden mitunter erst spät und
allmählich auftreten, ist im Verlauf der
Erkrankung eine gezielte Untersuchung vor
allem der Halswirbelsäule in Betracht zu
ziehen.
Bei
Vorliegen
entsprechender
Veränderungen ist der Zeitpunkt einer
operativen Versorgung zu planen. Dabei muß
man
berücksichtigen,
daß
es
kaum
Möglichkeiten gibt, eine Gefügelockerung
nicht-operativ zu behandeln. Darüber hinaus
weiß man, daß eine rechtzeitige Operation das
Fortschreiten
der
Veränderungen
mit
Übergreifen
auf
benachbarte
Gelenke
verhindert. Dies bedeutet, daß eine frühere
Operation weniger versteifend erfolgen kann
und die Kopfbeweglichkeit erhalten bleibt. Für
die operative Versorgung stehen etablierte
minimalinvasive Techniken zur Verfügung.
Gefahr für Nervenstrukturen (Rückenmark,
Nervenwurzeln) entstehen.
Darüber hinaus können Veränderungen der
Knochenstruktur im Sinne einer Osteoporose
durch die langjährige Kortison-Behandlung u.a.
zu Wirbelbrüchen führen oder operative
Behandlungen an der Wirbelsäule erschweren.
13⏐ Tumoren
Alle Abschnitte der Wirbelsäule können von
Tumoren betroffen sein. Bestimmte gutartige
Tumoren treten häufig als Zufallsbefund auf und
verursachen kaum Beschwerden. In seltenen
Fällen können gutartige Tumoren den Knochen
so verändern, daß die Stabilität eines Wirbels
gefährdet ist. Bösartige Veränderungen haben
nur selten ihren Ursprung im Gewebe der
Wirbelsäule selbst. Meist handelt es sich dabei
um Absiedlungen von Tumoren anderer Organe.
Beschwerden
Veränderungen der tragenden Anteile der Wirbel
verursachen Schmerzen. Eine fortschreitende
Verdrängung des Knochens durch Tumorgewebe
kann dazu führen, daß die Wirbelsäule der
normalen Belastung nicht mehr Stand hält.
Wirbelbrüche
können
die
Folge
sein.
Wachsendes Tumorgewebe führt gelegentlich zu
Einengungen des Spinalkanals mit Gefahr für
das Rückenmark.
Behandlungsmöglichkeiten
Im Vordergrund steht immer die Behandlung des Tumorleidens. Dies
erfordert eine Zusammenarbeit verschiedener Fachgebiete wie
Onkologen, Radiologen, Strahlentherapeuten, Chirurgen. Nicht-operative
Möglichkeiten wie Bestrahlungen oder medikamentöse Therapien
können Wirbelzerstörungen oft wirksam aufhalten. In diesem
Zusammenhang dienen minimalinvasive Gewebsentnahmen dazu, die
Herkunft eines Tumors an der Wirbelsäule zu bestimmen. Die
chirurgischen Möglichkeiten reichen von minimalinvasiven Verfahren bis
hin zu komplexen Eingriffen. Die Prinzipien sind unterstützende
Wirbelverstärkungen bei drohenden Brüchen, die Beseitigung von
tumorbedingten Spinalkanaleinengungen bis hin zu Tumorentfernungen
mit Stabilisierung durch Implantate und Knochenersatzstoffe.
14⏐ Probleme nach früheren Operationen
Operationen an der Wirbelsäule können in vielen Fällen Beschwerden deutlich lindern.
Für anhaltende oder im Verlauf wiederkehrende Symptome kann eine Reihe von
Ursachen verantwortlich sein. Sowohl Probleme des operierten Bereichs, als auch in
der Nachbarschaft kommen dafür in Frage.
Treten Beschwerden im Verlauf nach einer Bandscheibenoperation auf, so kann der
Grund u.a. ein erneuter Bandscheibenvorfall oder eine Instabilität des Segmentes
durch fortschreitenden Verschleiß der Bandscheibe sein.
Anhaltenden oder wiederkehrenden Beschwerden nach Wirbelversteifungen kann eine
ausbleibende knöcherne Durchbauung oder z. B. eine Überlastung der
Nachbarsegmente zugrunde liegen.
Wichtig ist in jedem Fall eine sorgfältige Diagnostik, welche die Grundlage für eine
Beratung ist.
Vielfach kann eine Beschwerdeursache identifiziert werden, welche einer nichtoperativen oder operativen Therapie zugänglich ist.
15⏐ Nachbehandlung
Im Anschluß an eine Operation an der Wirbelsäule folgt in der Regel
zunächst
eine
kurze
Phase
der
Nachbetreuung
auf
einer
Überwachungsstation. Überwacht werden u.a. die Herz-Kreislauf- und die
Atmungsfunktion, um Veränderungen zu erkennen und frühzeitig darauf
reagieren
zu
können.
Ausserdem
kann
der
Patient
hier
schmerztherapeutisch besser versorgt werden.
Während der weiteren Behandlung wird die Wundheilung überwacht und die
Schmerztherapie an den Heilungsverlauf angepasst.
Es wird eine rasche Mobilisation angestrebt, d.h. der Patient soll möglichst
schnell wieder selbstständig aufstehen und laufen können. Dabei erfolgt eine
physiotherapeutische Anleitung zu „rückengerechtem Verhalten und falls
nötig zum Gebrauch von Hilfsmitteln.
Wie im Einzelnen die Nachbehandlung erfolgt, hängt im Wesentlichen von
der Art der operativen Versorgung ab. Wichtig ist dabei, welche Belastungen
und Bewegungen für die behandelte (operierte) Wirbelsäule erlaubt sind. Die
Anleitung zum Verhalten nach einer Behandlung und insbesondere nach
einer Operation erfolgt durch Ärzte und Physiotherapeuten.
Falls eine Versteifung oder Stabilisierung der Wirbelsäule durchgeführt
wurde, ist wichtig, daß der betreffende Wirbelsäulenabschnitt mechanisch
ruhiggestellt ist. Eine äußere Ruhigstellung (z.B. durch ein Korsett) ist in der
Regel nicht nötig. Wichtig ist jedoch, daß in der Anfangsphase bestimmte
Rumpf-Bewegungen vermieden werden. Diese Bewegungseinschränkungen
können später gelockert bzw. aufgehoben werden, wenn es zu einer
knöchernen Stabilisierung kommt.
In der Regel wird bei der Therapie eine stufenweise Belastungssteigerung
angestrebt. Im Hinblick auf rückengerechtes Verhalten werden Techniken
des Hebens und rückenschonende Bewegungsabläufe trainiert.
Die Durchführung einer Rehabilitation kann in den meisten Fällen befürwortet
werden. Allerdings gelten auch hier unter Umständen die vorübergehenden
Bewegungseinschränkungen.
Generell gilt:
⦿ langdauernde monotone Körperpositionen (langes Sitzen, Stehen) vermeiden
⦿ eine aufrechte, stabile Körperposition einnehmen
⦿ schweres und besonders asymmetrisches Heben vermeiden
⦿ bei Lagewechseln möglichst wirbelsäulenschonende Bewegungen ausführen
⦿ schmerzverstärkende Bewegungen und Belastungen meiden
⦿ die Wirbelsäule im erlaubtem Umfang durch erlernte Übungen belasten 
Herunterladen