Spinalkanalstenose Wenn es eng wird im Wirbelkanal Immer wieder muss Anja Schneider bei ihrem Stadtbummel stehen bleiben. Ihre Beine schmerzen, sie kann nur noch kurze Strecken am Stück laufen. Seit kurzem spürt sie außerdem ein taubes Gefühl in der rechten Wade. Hinter diesen Symptomen steckt häufig eine Verengung des Wirbelkanals, eine sogenannte Spinalkanalstenose. Wegen der eingeschränkten Gehstrecke der Betroffenen im Volksmund auch „Schaufensterkrankheit“ genannt. Der Spinalkanal ummantelt in der Wirbelsäule das empfindliche Rückenmark und Nervenfasern. „Bei einer Verengung geraten die im wahrsten Sinne des Wortes unter Druck und verursachen so Schmerzen und Lähmungserscheinungen“, weiß PD Dr. Konstantinos Kafchitsas. Er ist Chefarzt des Wirbelsäulenzentrums an der Asklepios Orthopädische Klinik Lindenlohe und kennt diese Fälle ganz genau. Denn: rund 35 Prozent der Patientinnen und Patienten, die mit Rückenschmerzen in die Sprechstunde kommen, sind von einer Spinalkanalstenose betroffen. Meist handelt es sich um Männer und Frauen über 50 Jahre. Ihr Risiko ist besonders hoch, da eine Stenose überwiegend durch Verschleiß entsteht. „Bei einer Wirbelgelenkarthrose können sich die Zwischenwirbelgelenke zum Beispiel so stark vergrößern, dass sie in den Spinalkanal ragen“, sagt der Experte. Durch die Abnutzung der Knochen und Gelenke entstehen außerdem Knochenzacken und Knochenanbauten an den Wirbeln. Sie engen den Wirbelkanal ebenfalls ein. Einen ähnlichen Effekt hat ein Bandscheibenvorfall. Kommen mehrere Veränderungen zusammen, können sie schwere Beschwerden verursachen: „Der ständige Druck auf den Spinalkanal führt zu temporären Einschränkungen und ohne Behandlung im schlechtesten Fall zu bleibenden Schäden.“ Jeder Bereich der Wirbelsäule kann dabei in Mitleidenschaft gezogen werden – egal ob Hals-, Brust- oder Lendenwirbelsäule. So vielfältig wie die betroffenen Stellen sind deshalb auch die Beschwerden. Die Symptome reichen von Rückenschmerzen über Gefühls- und Empfindungsstörungen in Armen und Beinen bis zu einem Schwächegefühl in den Gliedmaßen. Dazu kommen Bewegungseinschränkungen und Muskelverspannungen. Um die Krankheit bei soviel unterschiedlichen Ausprägungen zu erkennen, spielt die Erfahrung des Arztes eine entscheidende Rolle. „Das im Liegen aufgenommene Bild bei einer Kernspintomographie kann zum Beispiel unauffällig sein“, erklärt Dr. Kafchitsas die Tücken bei der Diagnose. Ein klarer Befund ergibt sich dann erst bei einer Kontrastmitteluntersuchung im Stehen oder in der Rückenbeugung der Wirbelsäule. Bei der Behandlung der Stenose gibt es verschiedene Wege. Wann immer möglich, wird am Wirbelsäulenzentrum laut Dr. Kafchitsas konservativ behandelt: „Da gibt es zum Beispiel die medikamentöse Schmerztherapie oder physiotherapeutische Maßnahmen wie Krankengymnastik, Rückenschule oder Ultraschallbehandlungen.“ Auch sogenannte peridurale Infiltrationen – rückenmarknahe Einspritzungen – mit einer Mischung aus Betäubungsmittel und Kortison bringen oft schon Erfolge. „Deshalb arbeiten wir in Lindenlohe eng mit allen Fachabteilungen zusammen, von der Anästhesie bis zur physikalischen Therapie.“ Engen die Veränderungen den Wirbelkanal aber zu stark ein und sind die Beschwerden zu heftig, lässt sich eine Operation nicht vermeiden. Ihr Ziel ist es, einengende Veränderungen wir Wirbelteile oder Knochenwucherungen zu entfernen. So wird der Spinalkanal erweitert und der Druck von Rückenmark und Nerven genommen. „Je nach Schwere erfolgt der Eingriff minimalinvasiv mit kleinen Schnitten oder als klassische Operation“, so der Chefarzt. Man unterscheidet zwischen funktionellen und strukturellen Schmerzen. Die funktionellen Schmerzen kann das Team in Lindenlohe konservativ sehr gut behandeln. „Im Falle einer strukturellen Ursache sollte die Struktur´ verändert werden, das heißt der Spinalkanal sollte mittels Operation erweitert werden.“ Bei einer Instabilität der Wirbelsäule ist auch die Versteifung eines Segmentes der Wirbelsäule möglich. Vor einer solchen Operation ist aber ein ausführliches Gespräch mit den Patienten und den Angehörigen erforderlich. Die Heilungschancen bei einer Stenose bewertet Dr. Kafchitsas positiv: „In der Regel bekommen wir die Patienten wieder schmerzfrei.“