Grundlagen der Biomechanik

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Grundlagen der
Biomechanik
Beat Bollinger
09.08.2012
Was ist Biomechanik 1
■ Unter „Biomechanik“ versteht man die Mechanik des menschlichen Körpers
beim Sporttreiben.
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Was ist Biomechanik 2
■ Bewegungen entstehen durch das Einwirken von inneren (Muskelkraft) und
äusseren Kräften (z.B. Erdanziehung) auf den Körper.
■ Aus einem Film können Strecken, Winkel, Zeiten, Geschwindigkeiten
bestimmt werden (z.B. Schrittlänge, Schrittfrequenz, Kniewinkel,
Laufgeschwindigkeit).
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Ziele der Biomechanik
■ Fähigkeit entwickeln, Bewegungsabläufe analysieren und verstehen zu
können.
■ Fähigkeit entwickeln, Bewegungsabläufe mit Hilfe von technischen und
konditionellen Massnahmen korrigieren und optimieren zu können.
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Darstellungsweise
■ Bei einem 100-m-Sprint in 10.0 sec. können in einem Diagramm die
Laufstrecke, die Geschwindigkeit und die Beschleunigung dargestellt
werden.
■ Der Weg steigt nach dem Start nicht ganz linear an.
■ Die Geschwindigkeit hat nach 5 Sekunden ihr Maximum.
■ Die Beschleunigung ist nach dem Start am grössten.
Prozent
100
85
70
55
Weg
40
25
Geschwindigkeit
Beschleunigung
10
-5
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
Zeit (sec)
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Begriffsdefinitionen
■ Jeder Körper hat eine Masse mit der Masseinheit kg.
■ Der Massen- oder Körperschwerpunkt (KS) ist das Zentrum des Körpers.
■ Der KS wird auf Grund der Schwerpunkte der Körperteile ermittelt.
■ Der KS kann je nach Körperhaltung ausserhalb des Körpers liegen.
■ Die Geschwindigkeit hat nach 5 Sekunden ihr Maximum.
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Trägheit
Jeder Körper hat eine Trägheit. Diese Trägheit äussert sich darin, dass
der Körper bestrebt ist, in Ruhe zu verbleiben oder die Bewegung
unverändert fortzusetzen.
■ Eine am Boden liegende Kugel bleibt am gleichen Ort liegen.
■ Ein Körper bewegt sich nur dann, wenn Kräfte auf ihn wirken.
■ Der Mensch bewegt sich aufgrund seiner Muskelkraft. Ebenso wird dem
Wurfgerät durch die Kraft des Sportlers eine bestimmte Geschwindigkeit
vermittelt.
■ Jeder bewegte Körper, ob dies ein Sportler oder ein Gerät ist, hat eine
Masse und eine Geschwindigkeit und damit einen Impuls.
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Impuls
■ Der Impuls ist abhängig von der auf den Körper einwirkenden Kraft,
proportional zu ihr und hat die gleiche Richtung wie die Kraftwirkung.
■ Beim Weitsprungabsprung resultiert aus den Bremskräften eine kleine
horizontale Geschwindigkeitseinbusse.
■ Die relativ hohen Vertikalkräfte führen zusammen mit dem horizontalen
Anlaufimpuls zu einem Abflugwinkel von 20 – 24°.
Vertikale Kraft
Bewegungsrichtung
Horizontale Kraft
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actio = reactio
■ Die Reaktionskräfte sind gesamthaft gesehen gleich gross wie die Kraft der
an der Bewegung beteiligten Muskeln. Sie haben aber eine
entgegengesetzte Richtung (aktio = reaktio).
■ Das schnelle Heben des Oberkörpers nach der Hürdenüberquerung bewirkt
ein schnelles Bodenfassen des Schwungbeines.
■ Durch einen aktiven Muskeleinsatz bei der Landung ist die Reaktionskraft
am Boden gross und der KS bleibt hoch.
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Trägheitsmoment
■ Das Trägheitsmoment ist der Widerstand gegen Rotationsbewegungen.
■ Das Trägheitsmoment ist von der Masse und von der Körperhaltung
abhängig.
■ Rotationen entstehen dann, wenn die Kraft nicht am Schwer-punkt eines
Körpers, sondern in einem bestimmten Abstand zum Körperzentrum angreift
(Drehmoment).
■ Beim Hochsprung führt das beim Absprung produzierte Drehmoment dazu,
dass der Körper über der Latte in die horizontale Lage gedreht wird.
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Hebelwirkung
■ Kraft x Kraftarm = Last x Lastarm
■ Die Kraft der Wadenmuskulatur x den Abstand zum Drehpunkt im
Fussgelenk entspricht dem Körpergewicht x dem Abstand vom Vorfuss zum
Fussgelenk.
■ Bei einer Vorfussstellung muss die Wadenmuskulatur die Kraft von 2 x das
Körpergewicht leisten.
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Drehmoment
■ Das Resultat eines Drehmoments ist der Drehimpuls (Drall). Er wird
bestimmt durch das Trägheitsmoment und die Winkelgeschwindigkeit.
■ Ein Drehmoment vw. bewirkt beim Weitsprung in der Luft einen Vorwärtsdrall
und grosse Vorlage bei der Landung.
■ Beim Diskuswerfen ist der Drall des Diskus wichtig um stabil in der Luft zu
segeln.
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Äussere leistungsbeeinflussende Kräfte
■ Die Erdanziehungskraft und damit das Körpergewicht sind abhängig von der
Höhe über Meer.
■ Auf Meereshöhe ist jeder Körper schwerer als in grosser Höhe.
■ Der Luftwiderstand ist in der Höhe geringer als im Flachland.
Deshalb sind in Höhenlagen im anaeroben Bereich bessere Leistungen
möglich.
■ Reibungskräfte sind ein Thema bei Kurvenläufen und bei glitschiger
Unterlage.
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Abflug-/ Absprungwinkel
■ Die Erdanziehungskraft verursacht, dass jeder Körper nicht nur eine Masse,
sondern auch ein Gewicht hat.
■ Sie bewirkt, dass sowohl der Körper als auch Wurfgeräte wieder auf die Erde
zurückkommen.
■ Optimale Abflugwinkel liegen bei den Würfen entsprechend der
Segeleigenschaften der Geräte zwischen 33 und 45°.
■ Bei den Sprüngen Weit- und Hochsprung sind die optimalen Abflugwinkel 20
– 24° bzw. 50 – 55°.
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Anstellwinkel
■ Die Luftkraft wirkt auf den Sportler in Abhängigkeit der Geschwindigkeit und
der Angriffsfläche als Antrieb, Widerstand oder Auftrieb.
■ Beim Laufen führt Rückenwind im Normalfall zu einer besseren und
Gegenwind zu einer schlechteren Laufzeit.
■ Bei den Wurfdisziplinen Speer- und Diskuswerfen kann man bei Gegenwind
auf Grund des Auftriebs weiter werfen, allerdings nur dann, wenn das Gerät
mit dem richtigen Anstell- und Ablugwinkel abgeworfen wird.
Wurfrichtung
Abflugrichtung
Luftwiderstand
Speer-Anstellrichtung
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Arbeit / Leistung / Energie
■ Arbeit wird dann verrichtet, wenn aufgrund einer Kraftwirkung ein bestimmter
Weg zurückgelegt wird (z.B. Heben einer Hantel).
Arbeit wird dann verrichtet, wenn aufgrund einer Kraftwirkung ein bestimmter
Weg zurückgelegt wird (z.B. Heben einer Hantel).
■ Die Leistung wird definiert als eine in einer bestimmten Zeit verrichtete Arbeit.
Die Leistung wird definiert als eine in einer bestimmten Zeit verrichtete Arbeit.
■ Arbeit schafft Energie, entweder potentielle Energie (am obersten Punkt der
Hantel) oder kinetische Energie (beim Fallenlassen).
Arbeit schafft Energie, entweder
potentielle Energie (am obersten
Punkt der Hantel) oder kinetische
Energie (beim Fallenlassen).
Weg
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Biomechanische Prinzipien
■ Prinzip des optimalen (langen) Beschleunigungswegs
■ Prinzip der grossen Anfangskraft
■ Prinzip der optimalen Koordination von Teilimpulsen
■ Prinzip der Gegenwirkung (aktio = reaktio)
■ Prinzip der Impulserhaltung
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Biomechanische Messgrössen Sprint
Entscheidende Komponenten:
■ Schrittlänge (Schnellkraft, Reaktivkraft, Kniehebewinkel ε, Körpervorlage η)
■ Schrittfrequenz (Reaktivkraft, Technik, kurze Bodenkontaktzeit, kleines ∆γ)
B. Kunz, August 2011 (Quelle TB 31, Biomechanik der LA, HR. Kunz, 2003)
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Biomechanische Messgrössen Hürdensprint
Entscheidende Komponenten für einen schnellen und kurzen Hürden:
■ Position KSP (Vertikale Verschiebung des KSP ∆HHü)
■ Flacher, schneller Abstoss (optimaler Abstossabstand s1, grosser
Abstosswinkel γ2, schneller/hoher Kniehub ε)
■ Schneller Bodenkontakt nach der Hürde (kurzer Landeabstand s2, kleiner
Abstosswinkel γ4)
B. Kunz, August 2011 (Quelle TB 31, Biomechanik der LA, HR. Kunz, 2003)
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Biomechanische Messgrössen Weitsprung
Biomechanische Komponenten:
•
•
•
•
•
Anlaufgenauigkeit
Abfluggeschwindigkeit [max]
Abflughöhe
Abflugwinkel
Landeweite
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DisM
Biomechanische Messgrössen Dreisprung
Biomechanische Komponenten:
•
•
•
•
•
•
Anlaufgenauigkeit
Abfluggeschwindigkeit [opt]
Abflughöhe
Abflugwinkel
Landeamortisation [min]
Landeweite
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DisM
Biomechanische Messgrössen Hochsprung
Biomechanische Komponenten:
• Max. Schwerpunkthöhe während
Flugphase und Lattenüberquerung
• Abflughöhe [Körpergrösse /-haltung]
• Abfluggeschwindigkeit
• Abflugwinkel
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DisM
Biomechanische Messgrössen Stab
Biomechanische Komponenten:
• Max. Schwerpunkthöhe während
Flugphase und Lattenüberquerung
•Griffhöhe [Körpergrösse, Anlaufgeschwindigk]
•Griffüberhöhung [Abfluggeschwindigkeit,
gespeicherte Energie im Stab, Einrollbewegung,
Körperhaltung beim Drehstütz, Kraft im Oberkörper]
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DisM
Versionierung
Datum
Version
Autor
Kurzbeschreibung der Aenderung
07.08.12
1.00 d
B. Bollinger
Anpassung an neues J+S Layout
14.08.12
1.01 d
B. Bollinger
Sprungspez. Folien in Standard-Präsentation HR-Kunz ergänzt
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