EMF - Physikalische Grundlagen, Wirkungen auf den Menschen

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Dr. Ljiljana Udovicic
Gruppe 2.2
„Physikalische Faktoren“
Elektromagnetische Felder –
Physikalische Grundlagen,
Wirkungen auf den Menschen
Informationsveranstaltung „Elektromagnetische Felder an Arbeitsplätzen“, 15.11.2012 in Dortmund
Physikalische Grundlagen
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EMF – Physikalische Grundlagen, Wirkungen auf den Menschen
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Elektrisches Feld
• wird durch die elektrische Feldstärke
E charakterisiert → beschreibt die
Fähigkeit des Feldes, Kraft auf eine
positive Ladung q auszuüben
q +
• E → Einheit Volt pro Meter (V/m)
E
• Äquipotentiallinien → Punkte gleichen
elektrischen Potentials - senkrecht zu
den elektrischen Feldlinien
• Potenzialdifferenz zwischen zwei
Äquipotentiallinien ist die elektrische
Spannung
F=q·E
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EMF – Physikalische Grundlagen, Wirkungen auf den Menschen
Einbringen eines leitenden Körpers zwischen den Platten des Kondensators
↓
Ladungstrennung (Influenz) - an
der Oberfläche treten entgegengesetzte Ladungen auf →
E=0
Folgen:
• im Außenraum ist das elektrische
Feld gegenüber dem ungestörten
Feld stark verzerrt
• im Inneren des leitenden Körpers
ist die elektrische Feldstärke
gleich Null
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EMF – Physikalische Grundlagen, Wirkungen auf den Menschen
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Das elektrische Feld
→ wird durch die Umgebung stark beeinflusst
→ wird mit elektrisch leitenden Materialien sehr gut abgeschirmt
(E im Inneren eines Hauses ist im Vergleich zu E von außen
vernachlässigbar gering)
Elektrische Feld- und Äquipotentiallinien in der Umgebung von
Hochspannungsleitungen
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EMF – Physikalische Grundlagen, Wirkungen auf den Menschen
Magnetisches Feld
B
v
q
F
+
F = q ⋅ (v x B)
B = µ·H
H - magnetische Feldstärke,
Einheit: Ampere pro
Meter (A/m)
µ - Permeabilität
• entsteht bei jeder Bewegung elektrischer Ladungen
• wird durch die magnetische Flussdichte B charakterisiert →
beschreibt die Fähigkeit des Feldes, Kraft F auf eine positive
Ladung q, die sich mit der Geschwindigkeit v bewegt, auszuüben
• B → Einheit Tesla (T)
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EMF – Physikalische Grundlagen, Wirkungen auf den Menschen
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Statische Felder
→
elektrische und magnetische Feldgrößen
sind zeitlich konstant
Zeitlich verä
veränderliche Felder → haben keinen konstanten Wert
(Feldgrößen ändern sich zeitlich)
→ besondere Form - periodisch
veränderliche Felder
E
Zeit
EMF – Physikalische Grundlagen, Wirkungen auf den Menschen
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Periodisch verä
veränderliche Felder →
Beispiel: eine sinusförmige Wechselspannung U verursacht eine
sinusförmige Änderung der elektrischen Feldstärke E
E
Maximalwert, Spitzenwert
(Peak-Wert) E
Effektivwert
(RMS-Wert) Eeff
Zeit t
E = √2 ⋅ Eeff
1
→
T
Anzahl der Schwingungen pro
Sekunde, Einheit Hertz (Hz)
Frequenz
f=
Periodendauer T
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EMF – Physikalische Grundlagen, Wirkungen auf den Menschen
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• um einen von Gleichstrom
durchflossenen Leiter →
ein statisches Magnetfeld
• ein Wechselstrom ändert fortlaufend
seine Richtung → Änderung der
magnetischen Flussdichte B im
gleichen Rhythmus → in einem
leitenden Körper entstehen
Wirbelströme
ODER
• eine Bewegung in einem statischen,
aber räumlich inhomogenen
Magnetfeld →
führt ebenfalls zur Induktion der
Wirbelströme in einem Körper
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I (t)
E(t)
B(t)
Elektromagnetische Induktion →
das Entstehen eines elektrischen
Feldes durch Änderung der
magnetischen Flussdichte B
EMF – Physikalische Grundlagen, Wirkungen auf den Menschen
Das magnetische Feld:
• ist in der Lage, Materialien nahezu unvermindert zu durchdringen
• ist nicht leicht abzuschirmen
Magnetische Flussdichte B nimmt mit zunehmendem Abstand rasch ab.
↓
Relative
magnetische Flussdichte
1/r → ein gerader,
langer, stromdurchflossener Leiter
1/r2 → Überlagerung
zweier Leiter
1/r3 → eine
Zylinderspule
Entfernung
in relativen
Einheiten
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EMF – Physikalische Grundlagen, Wirkungen auf den Menschen
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Niederfrequente Felder (bis etwa 30 kHz) →
• E ist nur von der Spannung U abhängig, B nur von der Stromstärke I
• das elektrische und das magnetische Feld können getrennt
voneinander betrachtet werden, diese Felder sind „entkoppelt“
• an ihre Quellen gebunden
Hochfrequente Felder (ab etwa 30 kHz) →
• zeitlich veränderliche elektrische Felder erzeugen magnetische
Felder und umgekehrt
• elektrische und magnetische Feldgrößen sind eng miteinander
verknüpft („gekoppelt“)
• elektromagnetische Wellen lösen sich von der Quelle ab und breiten
sich im Raum aus
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EMF – Physikalische Grundlagen, Wirkungen auf den Menschen
Elektromagnetische Wellen
→ Wellen aus gekoppeltem elektrischen und magnetischen Feld
• Die Wellenlänge λ und die Frequenz f sind über die Lichtgeschwindigkeit
c miteinander verknüpft → c = λ ⋅ f
• Energie, die eine elektromagnetische Welle überträgt ist:
- proportional zur Frequenz f → E = h⋅f
- umgekehrt proportional zur Wellenlänge λ → E = h⋅c / λ
(h - Plancksches Wirkungsquantum)
• wird beim Durchgang durch Materie absorbiert und in Wärme
umgewandelt
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EMF – Physikalische Grundlagen, Wirkungen auf den Menschen
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Ionisierende Strahlung
besitzt ausreichende
Energie, um Elektronen
aus Atomen oder
Molekülen zu entfernen
(Ionisation)
optische
Strahlung
elektromagnetische
Felder (EMF)
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Wellenlänge
UMTS-Netz
Diathermie
Rundfunksender –
Mittelwelle
Artikelsicherungsanlagen
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Nichtionisierende
Strahlung
Frequenz
Energie / eV
91 nm
3 290 THz
13,6
100 nm
3 000 THz
12,4
253 nm
1 185 THz
4,9
780 nm
385 THz
1,6
1 mm
300 GHz
0,001
15 cm
2 GHz
8⋅10-6
11 m
27 MHz
1⋅10-7
360 m
830 kHz
3⋅10-9
2 270 m
132 kHz
5⋅10-10
ionisierende
Strahlung
optische
Strahlung
elektromagnetische
Felder
Tera – 1012
Giga – 109
EMF – Physikalische Grundlagen, Wirkungen auf den Menschen
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Elektromagnetische Felder Frequenzbereiche
Frequenzbereich
Bezeichnung
Statische elektrische und
magnetische Felder
0 Hz
Niederfrequente elektrische
und magnetische Felder
bis 30 kHz
Übergangsbereich
30 kHz – 100 kHz
30 kHz bis 300 GHz
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Hochfrequente
elektromagnetische Felder
EMF – Physikalische Grundlagen, Wirkungen auf den Menschen
• Leistungsdichte S → das Maß für die Stärke eines hochfrequenten
elektromagnetischen Feldes mit f > 10 GHz →
- Strahlungsleistung pro Flächeneinheit
-S∝E⋅B
Feldgrößen in %
- Einheit: Watt pro Quadratmeter, W/m²
E und B (Abnahme 1/r)
S (Abnahme 1/r2)
• Leistungsdichte S nimmt
mit zunehmendem
Abstand rasch ab
• Abschirmung durch
leitfähige Materialien
Entfernung von der Quelle
in relativen Einheiten
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EMF – Physikalische Grundlagen, Wirkungen auf den Menschen
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Wirkungen auf den Menschen
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EMF – Physikalische Grundlagen, Wirkungen auf den Menschen
• Mensch hat keine Sinnesorgane für elektromagnetische Felder →
Wahrnehmung von Effekten (Reize, Wärme)
• viele elektrisch geladene Teilchen im menschlichen Körper
• Stoffwechselvorgänge, Signalübertragung in Nervenzellen,
Herzaktivität → Verschiebung von Ionen
• Wirkungen:
- unmittelbare → Wirkungen, die unmittelbar auf die Einwirkung von
Feldern zurückgehen, z. B. Änderung der elektrischen Feldstärke
im Gewebe oder Gewebeerwärmung
- mittelbare → indirekte Wirkungen, z. B. Projektilwirkung im
Magnetfeld, Erwärmung oder Funktionsstörung von/bei Implantaten
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Wirkung elektrischer und magnetischer Felder
auf den Menschen
Statische elektrische Felder
• Umverteilung der elektrischen Ladungsträger durch Influenz →
- statisches elektrisches Feld dringt kaum in den Körper ein, das
Körperinnere ist feldfrei
- das elektrische Feld ist verzerrt, und an der Körperoberfläche
können höhere elektrische Feldstärken auftreten als im ungestörten
Feld
• Wirkungen → auf die Körperoberfläche begrenzt (Oberflächeneffekte):
- Aufrichten der Haare
- transiente Entladungen und Kontaktströme (entweder ist der Körper
oder ein Gegenstand elektrisch aufgeladen)
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Niederfrequente elektrische Felder
• bei einem 50 Hz-Feld → mit dieser
Frequenz wechselnde Aufladung →
• Entstehung zusätzlicher Ströme im
Inneren des Körpers → Stromfluss
durch den Körper hindurch zur Erde
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EMF – Physikalische Grundlagen, Wirkungen auf den Menschen
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Niederfrequente magnetische Felder
Magnetfeld
• induzieren im Körper Wirbelströme
• die induzierten Körperströme sind
abhängig von der Orientierung des
Körpers relativ zum Magnetfeld
• Stromdichte J → Stromstärke
bezogen auf die durchströmte
Fläche, Einheit: Ampere pro
Quadratmeter (A/m2)
Körperströme
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• Stromdichte J ↔ interne elektrische
Feldstärke Ei → entscheidend für die
biologische Reaktionen im Körper
EMF – Physikalische Grundlagen, Wirkungen auf den Menschen
• niederfrequente Felder können im Körper zusätzliche Ströme
verursachen → Reizung von Sinnesorganen, Nerven und Muskeln
(Herz!)
• für jedes Gewebe existiert eine frequenzabhängige Reizschwelle
Stromdichten, die für Frequenzen zwischen 3 und 300 Hz
zu den angegebenen Wirkungen führen:
Stromdichte J in mA/m2
1 - 10
10 - 100
100 - 1000
> 1000
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Wirkungen auf den Organismus
keine Beeinträchtigungen
geringe Beeinflussung des Zentralnervensystems,
visuelle Sinneseindrücke (Magnetophosphene)
Stimulation von Nerven- und Muskelzellen →
gesundheitliche Beeinträchtigung
Herzrhythmusstörungen, Herzkammerflimmern
möglich, deutliche Gesundheitsgefährdung
EMF – Physikalische Grundlagen, Wirkungen auf den Menschen
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• Wirkungen niederfrequenter elektrischer und magnetischer Felder:
- Reizung von Sinnesorganen, Nerven und Muskeln
- Beeinflussung passiver Implantate (künstliche Gelenke, Schienen)
durch influenzierte oder induzierte Körperströme, die sich an
metallischen Teilen verdichten können
- Funktionsstörung aktiver Implantate (Herzschrittmacher,
Neurostimulatoren) durch induzierte Körperströme
• niederfrequente elektrische Felder → Oberflächeneffekte wie
Haarvibrationen oder Oberflächenreizung (Kribbeln)
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Statische Magnetfelder
• üben Kräfte auf elektrisch geladene Teilchen im Körper aus, wenn
diese in Bewegung sind
• Wirkungen:
- starke Magnetfelder können den Blutfluss in großen Arterien
geringfügig verlangsamen
- Schwindel, Übelkeit, metallischer Geschmack (schnelle Bewegung)
- ferromagnetische Gegenstände können angezogen werden →
Projektil-Risiko
- Kraftwirkung auf passive Implantate, die ferromagnetische
Bestandteile enthalten
- Funktionsstörung bei aktiven Implantaten durch induzierte
Körperströme (wenn sich eine Person in einem statischen
Magnetfeld bewegt)
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EMF – Physikalische Grundlagen, Wirkungen auf den Menschen
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Wirkung hochfrequenter elektromagnetischer
Felder auf den Menschen
• Ionen und polare Moleküle
schwingen im Takt der
Frequenz → Wärme
• Energieabsorption → abhängig
von den Eigenschaften des
Gewebes, der Intensität und
Frequenz
Eindringtiefe elektromagnetischer
Strahlung:
MHz → 10 - 30 cm
GHz →
wenige cm
10 GHz → < 1mm
• spezifische Absorptionsrate
(SAR) maßgebend für die
biologische Wirkung →
Energie, die pro Kilogramm Körpergewicht in einer bestimmten Zeit
aufgenommen wird, Einheit Watt pro Kilogramm, W/kg
• Wirkungen:
- Erwärmung des Gewebes
- Erwärmung eines passiven oder aktiven Implantats
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EMF – Physikalische Grundlagen, Wirkungen auf den Menschen
Felder
statische elektrische
Unmittelbare
Wirkung
Oberflächeneffekte
Entladungen (Körper Gegenstand)
Mittelbare
Wirkung
Entladungen
(Gegenstand - Körper)
Projektil- Risiko
statische magnetische
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geringfügige
Verlangsamung des
Blutflusses
niederfrequente
elektrische
Reizung von
Sinnesorganen,
Nerven und Muskeln
niederfrequente
magnetische
Oberflächeneffekte
(Kribbeln der Haut)
hochfrequente
Erwärmung des
Gewebes
Kraftwirkung auf passive
Implantate
Funktionsstörung bei
aktiven Implantaten
Beeinflussung passiver
Implantate
Funktionsstörung aktiver
Implantate
Erwärmung der
Implantate
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• nachgewiesene Wirkungen von elektrischen, magnetischen und
elektromagnetischen Feldern → Expositionsgrenzwerte können
nur gesicherte Wirkungen berücksichtigen
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Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
Dr. Ljiljana Udovicic
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
Gruppe 2.2 „Physikalische Faktoren“
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