Auswirkungen psychischer Komorbidität

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11.11.2011
Fachveranstaltung der GDK zur Psychiatrieplanung
03. November 2011
Verstärkung der psychiatrischen Präsenz an
den Kantonsspitälern Bruderholz und Liestal
Dr. med. Alexander Zimmer,
Chefarzt Externe Psychiatrische Dienste Basel-Landschaft
Facharzt Psychiatrie und Psychotherapie, Schwerpunkt K & L FMH
Dr. med. Jochen Grieshaber und Dr. med. Andreas Schneider,
Oberärzte Fachbereich K & L, EPD Liestal und Bruderholz
Auswirkungen psychischer
Komorbidität
Bei 80% der Patienten/Patientinnen besteht ein signifikanter
Zusammenhang zwischen psychischer Komorbidität und verlängerter
Krankenhausliegedauer bzw. vermehrten stationären Wiederaufnahmen
(Saravay & Strain 1994, Saravay & Lavin 1994).
Kardiale Mortalität von Patienten/Patientinnen nach Myocardinfarkt ist bei
gleichzeitiger depressiver Erkrankung um mehr als das 6-fache
gegenüber nichtdepressiven Patienten erhöht (Frasure-Smith 1995).
Vorliegen einer Depression bei einer körperlichen Grunderkrankung geht
einher mit erhöhter somatischer Morbidität, Mortalität und erhöhtem
Bedarf in der Nutzung von Ressourcen des Gesundheitswesens und
trägt zu vermehrten stationären Behandlungen bei (Laghrissi-Thode et al.
1996, Saravay et al. 1996, vgl. auch Creed 1996, Kühn & Maier 1997).
aus A. Diefenbacher, Habilitationsschrift 2002: Konsiliarpsychiatrie im
Alllgemeinkrankenhaus
AZ,
1
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Ausgangslage BL
Folgeplanung II zum Psychiatriekonzept Baselland 2003:
Häufigkeit psychiatrischer Erkrankungen in den Medizinischen
Universitätskliniken der Kantonsspitäler Bruderholz und Liestal in %
(n=748 Austritte) während 5 Wochen im Jahr 2000
psychiatrisches
Hauptproblem 9%
relevantes psych.
Problem 14%
unbedeutendes psych.
Problem 8%
nicht vorhanden 69%
F II Psychiatriekonzept
Basel-Landschaft
Verteilung der Diagnosen bei den relevanten psychischen Störungen
in % (n = 171); 5 Wochen im Jahr 2000
Depression
Alkoholabhängigkeit
Demenz
Akute Krise
Neurotische Stö.
Paranoide
Entwicklung
Somatoforme Stör.
Medikamentenabh.
Persönlichkeitsstörung
Drogenabh.
0
AZ,
5
10
15
20
25
%
2
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F II Psychiatriekonzept
Basel-Landschaft
Verteilung der Diagnosen bei den Konsilien durch die EPD in %
im Jahr 1999 (n = 364)
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%
40
35
30
25
20
15
10
5
0
F II Psychiatriekonzept
Basel-Landschaft
Psychiatrische Erfassung relevanter psychischer Störungen bei
Spitalaustritt (n = 171); theoretischer Übertrag
Depression
Alkoholabhängigkeit
Demenz
Akute Krise
Neurosen
Paranoide Entw.
Somatoforme Störung
Medikamentenabh.
Persönlichkeitsstörung
Drogenabhängigkeit
erfasst
nicht erfasst
0
AZ,
10
20
30
40 Anzahl
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F II Psychiatriekonzept
Basel-Landschaft
Vergleich: Alle Austritte Medizin. Uniklinik an KSB und KSL,
relevante psychische Störung und Anzahl EPD–Konsilien
Hochrechnung auf 2000
8000
7396
7000
6000
5000
4000
3000
1670
2000
364
1000
0
Austritte Medizin
rel. psych. Stö.
EPD Konsilien
Beurteilung
Folgeplanung II zum Psychiatriekonzept Baselland:
Grossteil der psychiatrisch behandlungsbedürftigen Erkrankungen
in den somatischen Kliniken werden
• nicht erkannt
• vom psychiatrischen Angebot nicht erreicht.
Die Zuweisungsrate hängt von der
• Schulung der diagnostischen Kompetenz der Spitalpersonen
• Verfügbarkeit und der Organisation der psychiatrischen
Dienste ab.
AZ,
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Beurteilung
Folgeplanung II zum Psychiatriekonzept Baselland:
Somatische Kliniken sind aus Sicht der Psychiatrie Orte der
Früherfassung:
• In einer Krisensituation sind Menschen einer Veränderung
zugänglich.
• Psychiatrischer Kontakt in einer nicht stigmatisierenden
medizinischen Umgebung.
• Die Patienten/Patientinnen haben Zeit für ein Gespräch mit
einer psychiatrischen Fachperson.
• Die Patienten/Patientinnen können eine gute Erfahrung mit
der Psychiatrie machen.
Ziel
Folgeplanung II zum Psychiatriekonzept Baselland:
An den Kantonsspitälern Bruderholz und Liestal soll
die fachgerechte Erfassung, Behandlung und
Zuweisung von psychiatrisch (komorbid) erkrankten
Menschen intensiviert und verbessert werden.
AZ,
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Massnahmen
Konzept Spitalpsychiatrische Teams 2007
1) Verbesserung der bestehenden Konsiliardienstorganisation :
Optimierung des Anmelde- / Triagierungs- und Erledigungsablaufes der
Konsilien
Konstant verantwortliche Oberarzt / Oberärztin mit Schwerpunkttitel
Konsiliar & Liaisonpsychiatrie für KSL und KSB
2) Erweiterung der Liaisonangebote in den Kantonsspitälern
Strukturelle Einbindung OA in Elemente des somatischen Tagesablaufes
insbesondere an den Medizinischen Universitätskliniken BL.
Aufbau und Erweiterung Spezialsprechstundentätigkeit von
psychiatrischem Fachpersonal vor Ort
Massnahmen
3) Verbesserung der Weiter – und Fortbildung der im somatischen
Spital tätigen Fachpersonen:
Das Personal von KSB und KSL soll pragmatisch durch die
Intensivierung der Präsenz von fachpsychiatrischem Personal im
Spital geschult und unterstützt werden:
Teilnahme des K & L-Oberarztes an Rapporten und
Fallbesprechungen
Verstärktes Teaching der konsilanfordernden Ärzte / Ärztinnen
und des Pflegepersonals
4) Weitere Angebote in Absprache vorbereiten
AZ,
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Umsetzung 2010 KSB
und 2011 KSL
Vertrag
zwischen
den Kantonalen Psychiatrischen Diensten (KPD)
und dem
Kantonsspital Bruderholz (KSB) / Kantonsspital Liestal (KSL)
über die Zusammenarbeit im Bereich der Spitalpsychiatrie
Zwischenevaluation
quantitativ
1.1.2010 bis 30.9.2011 Verstärkung der psychiatrischen Präsenz am
Kantonsspital Bruderholz:
AZ,
Anzahl Konsilien:
2009 (vor Vertragsbeginn)
= 376 Konsilien
2010 (nach Vertragsbeginn)
2011 hochgerechnet aus RE 8/11
= 446 Konsilien
= 540 Konsilien
Liaisoneinsatz:
Oberarzt Stundenberechnung 9/10 bis 8/11
= 10% Pensum
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Zwischenevaluation
Was wurde bisher gemacht ?
1. Teilnahme am internistische Rapport 1x pro Woche:
Vorortpräsenz und aktiver Austausch über hospitalisierte Patienten
mit psychischer Komorbidität
2. Teilnahme am interdisziplinären Rapport der Onkologie:
Besprechung von sozialonkologischen Fragestellungen: Onkologie,
Krebsliga, Pflege und Psychiatrie
Besprechung mit Onkologen, Seelsorgern und Psychiatern bei
terminalen Patienten
Triage
Konsiliarische Mitbehandlung von ambulanten und stationären
onkologischen Patienten mit psychischen Folgestörungen
Zwischenevaluation
Was wurde bisher gemacht ?
3. Aufbau und Betrieb einer Anorexiesprechstunde für schwerst
anorektische Patientinnen mit (BMI<13.5) mit somatischen
Folgestörungen:
Triage
Case Management mit Hausärzten
Stationäre und ambulante Beratung
Interdisziplinäre Behandlung im stationären Rahmen
Teamsupervision und - schulung
4. Balintgruppe für Assistenzärztinnen / -ärzte
5. Bariatriesprechstunde (Januar 2010 - Dezember 2010)
Ambulante Vorabklärung und Beratung vor bariatrischen Eingriffen
Psychiatrische Mitversorgung nach bariatrischem Eingriff
AZ,
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Weitere Ziele
1. Ausbau der Assistenzärztenausbildung in der Grundversorgung von
psychischen Störung bei somatisch kranken Patienten
- Konsiliarvisiten
- Einzelschulung am Patienten (bedside teaching)
- Workshop zu verschieden psychiatrischen Störungen
2. Spezialsprechstunde für psychischen Störungen in der
Schwangerschaft
- Beratung bei Kinderwunsch und psychischer Störung
- Triage
- Depressionsbehandlung in SW und Wochenbett
3. Im Spital Einleitung eines case management für Abhängigkeitserkrankungen
4. Straffung und Vereinfachung der medikamentösen Therapiepalette
Psychiatrie im
somatischen Spital
„Ein für unsere Zwecke idealer
Psychiater sollte sich aktiv
interessieren und sich
aufdrängen“
AZ,
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