Orthopädie Frauenleiden Fingerarthrose Orthopädie Ohne die Hände, unser wichtigstes „Werkzeug“, ließen sich die meisten der komplexen und hochkoordinierten Bewegungsabläufe nicht steuern. Für uns alle ist es selbstverständlich, täglich Tausende von Handgriffen zu erledigen. Um so schwerer ist eine schmerzhafte Einschränkung der Hände zu ertragen. Dr. med. Thomas Schneider, leitender Orthopäde der Gelenk-Klinik in Gundelfingen gibt hier guten Rat für die Behandlung von Fingerarthrose. So bekommen Spezialisten die Krankheit in den Griff Beinwell, Teufelskralle oder Brennnessel verabreicht werden. Dr. med. Thomas Schneider ist leitender Orthopäde der Gelenk-Klinik in Gundelfingen. bewegungen, beispielsweise beim Öffnen einer Wasserflasche oder beim Umdrehen des Schlüssels im Schloss, machen plötzlich Probleme. Sind alle Finger in gleicher Weise betroffen? Eine „Sonderstellung“ bei der Fingerarthrose nimmt der Daumen ein. Während bei den übrigen Fingern Mittel- und Endgelenke betroffen sind, ist es in diesem Fall das Handwurzelgelenk. Diese Form der Arthrose, medizinisch als Rhizarthrose bezeichnet, ist meist sehr schmerzhaft und problematisch. Schließlich spielt der Daumen beim Gebrauch der Hände eine ganz besondere Rolle. Dessen eingeschränkte Funktion erschwert das Greifen erheblich, die Handgriffe werden immer ungenauer. Herr Dr. Schneider, bei Arthrose denkt man zuerst an Knie und Hüften. Wie häufig sind die Finger betroffen? Unter einer Fingerarthrose leiden hierzulande Millionen Menschen. Wie der Name schon andeutet, können mehrere Fingergelenke einer Hand gleichzeitig betroffen sein. 90 Prozent aller Patienten sind Frauen – die meisten von ihnen in mittleren Lebensjahren. Woran liegt das? Oft wird behauptet, dass die Hormone, also die nachlassende Östrogenproduktion, dabei eine Rolle spielt. Doch das ist nicht erwiesen. Warum sollte sich die hormonelle Umstellung in den Wechseljahren ausgerechnet in den Fingergelenken auswirken? Vermutlich ist die Erkrankung genetisch bedingt. 28 Blickpunkt Gesundheit Fotos: Gelenkklinik Gundelfingen; 123rf/citalliance Wie äußert sich eine Fingergelenksarthrose? Das ist individuell ganz verschieden. In allen Fällen sind jedoch Vorwölbungen als Knötchen an den Fingergelenken tastbar. Wie bei jeder Arthrose kommt es auch bei der Polyarthrose zu einer Verknöcherung der Gelenkkapsel. Die Fingergelenke werden zunehmend unbeweglich. Erste Symptome einer Erkrankung zeigen sich häufig beim Hantieren mit schweren Gegenständen. Auch Dreh- Kann zu hohe Belastung eine Fingergelenksarthrose auslösen? Nein, ansonsten müssten vor allem Handwerker davon betroffen sein. Die Fingergelenksarthrose ist nicht belastungsabhängig. Hier scheint Vererbung eine große Rolle zu spielen. Wie wird eine Fingergelenksarthrose behandelt? Liegt eine Entzündung vor, so muss diese zuerst behandelt werden. Denn sie beschleunigt den Knorpelabbau und schränkt damit die Beweglichkeit der Finger noch mehr ein. Während eines akuten Schubs hat sich der Einsatz von entzündungshemmenden Schmerzmitteln bewährt. Geht die Entzündung zurück, so können ergänzend pflanzliche entzündungshemmende Mittel (Salben und/oder Tabletten) mit den Extrakten von Werden ausschließlich Medikamente zur Therapie eingesetzt? Nein, diese sind wichtig, um die Entzündung so schnell wie möglich zu stoppen und natürlich auch die Schmerzen zu lindern. Zusätzlich ist Krankengymnastik hilfreich, um die Beweglichkeit der Finger möglichst lange zu erhalten. Bewährt haben sich auch regelmäßige Kräftigungsübungen, etwa durch das Drücken eines Softballes. Bewegungsübungen im Wasser werden von vielen Patienten als besonders angenehm empfunden. 6 Schmerzfrei-Tipps 1. Tragen Sie schwere Lasten nicht einseitig (Vermeidung der Knorpelüberlastung) 2. Vermeiden Sie Auswringbewegungen, wenn Sie Fingerarthrose haben. Das erzeugt unter hoher Krafteinwirkung eine sehr ungünstige Stellung im Gelenk. 3. Warme Bäder mit Basensalzen reduzieren Entzündungen und verbessern den Stoffwechsel in den erkrankten Gelenken. Dabei empfehlen sich weiche Greifbewegungen wie diese: Drücken Sie mehrere Minuten lang ohne viel Kraft einen weichen Schwamm aus. 4. Verwenden Sie zum Wäscheaufhängen einfache Aufstecklammern ohne Federn. Denn herkömmliche Wäscheklammern sind wegen der hohen Kraftspitzen, die beim Aufstecken entstehen, schädlich für die Fingergelenke. 5. Vermeiden Sie stundenlanges Halten von Spielkarten. Das führt zu statischen Dauerbelastungen der Fingergelenke. Ein Kartenhalter ist hilfreich. 6. Nutzen Sie zum Öffnen von Flaschen und Schraubgläsern spezielle Hilfsmittel. In Ihrem Sanitätshaus finden Sie eine große Auswahl und erhalten kompetente Beratung. Neues aus der Orthopädie Bessere Beweglichkeit dank Orthokin-Therapie Wenn pflanzliche und synthetische Entzündungshemmer in der Behandlung der Fingergelenksarthrose nicht ausreichen, können Patienten in der Gelenkklinik Gundelfingen die sogenannte Orthokin-Behandlung erhalten. Dabei handelt es sich um Spritzen in die Fingergelenke. Der Wirkstoff wird aus dem körpereigenen Blutserum des Patienten gewonnen, im Labor aufbereitet und dem Patienten wieder gespritzt. Das Medikament wirkt entzündungshemmend, ist besonders gut verträglich und schlägt bei vielen Patienten sehr gut an. Bis zu zwei Jahre nach der Behandlung sind eine höhere Beweglichkeit der Gelenke und weniger entzündliche Schübe feststellbar. Ihr Sanitätshaus informiert Daumen-Orthese zur Schmerzlinderung Um den Daumen zu entlasten und seine Beweglichkeit zu erhalten, verordnet der Facharzt häufig eine spezielle Daumen-Orthese, eine vom Sanitätshausfachberater gut angepasste Kunststoffschiene. Sie stört kaum in der Bewegung, lindert den Schmerz. Diese Schiene verträgt auch Wasser, muss also beim Händewaschen nicht jedes Mal abgenommen werden. Blickpunkt Gesundheit 29