Zur Düngung von Grünland

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Landesbetrieb Landwirtschaft
Hessen
Merkblätter
Grünlandwirtschaft und Futterbau
Heft 13
6. Auflage
Aktuelle
Fachinformationen Pflanzenproduktion
Zur Düngung von Grünland
Mai 2007
IMPRESSUM
Herausgeber
Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen
Landwirtschaftszentrum Eichhof
Schloss Eichhof
36251 Bad Hersfeld
Bearbeitung
Fachgebiet 25, Pflanzenproduktion
Verantwortlich
Dr. Richard Neff
Tel.: 06621/9228-0
Bad Hersfeld, Mai 2007
2
Nur leistungsfähige Pflanzenbestände erlauben hohe und wertvolle Futtererträge. Damit sind sie die wichtigste Voraussetzung für eine ökonomische und umweltverträgliche Grünlandbewirtschaftung. Denn die Ertragshöhe wirkt sich unmittelbar auf die Produktionskosten aus und nur
mit hoher Grundfutterleistung kann der Nährstoffimport durch Kraftfutter
in Betriebszweige der Rinderhaltung entlastet werden. Ein optimaler
Pflanzenbestand besteht aus rund 80 % wertvollen (ansaatwürdigen)
Gräsern, 10 % Weißklee und 10 % schmackhaften Kräutern wie Löwenzahn, Schafgarbe und anderen. Derart hochwertige Pflanzenbestände
entstehen nicht von selbst. Sie bedürfen sorgfältiger Pflege und ordnungsgemäßer Bewirtschaftung. Neben allen auf den Erhalt dichter Narben ausgerichteten Maßnahmen gehört dazu auch eine ordnungsgemäße Düngung mit dem Ziel einer bedarfsgerechten Ernährung der Pflanzen und einer weitgehenden Vermeidung von Nährstoffverlusten.
Ordnungsgemäße Düngung erfordert Kenntnisse über:
• die Nährstoffverfügbarkeit des Bodens,
• die mit dem Erntegut entzogene Nährstoffmenge und
• die Nährstoffrücklieferung mit Wirtschaftsdüngern.
Mineraldüngung
Grunddüngung
Die Versorgung des Bodens mit den Grundnährstoffen Phosphor, Kalium
und Kalk ist Voraussetzung für die gesunde Entwicklung wertvoller Futterpflanzen. Da sich die Grunddüngung in erster Linie auf die Zusammensetzung des Pflanzenbestandes und somit auf den Futterwert auswirkt und erst in zweiter Linie ertragswirksam ist, spricht man im Gegensatz zur Stickstoffdüngung hier auch von Qualitätsdüngung.
Wichtige Anhaltswerte für den Versorgungsgrad des Bodens mit Pflanzennährstoffen gibt die Bodenuntersuchung. Sie sollte auf Grünland wenigstens alle 4-5 Jahre wiederholt werden. Danach werden Böden mit
3
mittleren Nährstoffgehalten (Versorgungsstufe C) dem Nährstoffentzug
entsprechend gedüngt. Weniger gut versorgte Flächen (Versorgungsstufen A und B) erhalten über den Entzug hinausgehende (s.Tabelle 1)
Düngermengen.
Der Nährstoffentzug mit dem Erntegut ist abhängig vom Mineralstoffgehalt des Futters, wird aber noch viel stärker bestimmt vom Futterertrag.
Die Erntemenge aber ist auf Grünland nicht ganz leicht abzuschätzen.
Am besten stellt man das Gewicht von 2-3 Fuhren fest und rechnet über
die Anzahl der Fuhren und den geschätzten oder den ermittelten Trockenmassegehalt auf den Trockenmasse-Ertrag je Hektar hoch.
Tabelle 1: Grenzwerte der Versorgungsstufen (mg/100 g Boden) mit Grundnährstoffen (n. HDLGN, Kassel) und daraus abgeleitete Düngermengen
VersorgunsgsStufe
P2O5
<5
A
6-11
B
12-20
C
21-33
D
>33
E
E* = Entzug mit dem Erntegut
Nährstoffgehalte
K2O
MgO
<5
6-11
12-20
21-33
>33
<1
2-7
8-13
14-22
>22
Düngung in kg/ha
P2O5/K2O
MgO
E* + 80
E* + 40
E*
1
/2 E*
0
E* + 60
E* + 30
E*
1
/2 E*
0
Aus Tabelle 2 lässt sich danach der Nährstoffentzug als Grundlage für
die Düngerbemessung ablesen. Dies kann jedoch nur eine grobe Orientierung sein! Mit den oben bereits erwähnten regelmäßigen Bodenuntersuchungen müssen derart ermittelte Düngerbemessungen überprüft und
wenn nötig korrigiert werden.
4
Tabelle 2: Durchschnittliche Nährstoffentzüge auf Grünland in Abhängigkeit von der
Erntemenge
Ertrag
Nährstoffentzug kg/ha
P2O5
K2O
MgO
CaO
Wiesen (dt TM/ha) 40
55
75
90
110
Weiden ( je 1000 KStE)
30
40
70
85
100
20
10
15
35
45
80
15
40
60
105
140
195
30
100
140
220
270
330
60
Kalium ist, besonders auf leichten Böden, auswaschungsgefährdet. Außerdem neigen Gräser bei hohem Kaliangebot zum Luxuskonsum. Daher sollte die Gesamtdüngermenge ggf. in Einzelgaben von 100 - 150 kg
K2O/ha aufgeteilt werden. Denn überhöhte Kali-Gaben haben nicht nur
keine Vorteile, sondern sie beeinträchtigen die Magnesium- und Natriumaufnahme aus dem Boden und tragen so vor allem bei Weidegang zu
erhöhtem Tetanie-Risiko bei.
Die Grunddüngung erfolgt in der Regel im Frühjahr, Herbstdüngung ist
möglich.
Kalkung
Eindeutige Ertragseffekte der Kalkdüngung auf den Grünlandertrag sind
in der Regel erst bei pH-Werten < 4,5 vorhanden. Die auch bei höheren
pH-Werten vorhandenen positiven Effekte werden oft durch andere Faktoren wie Narbenzusammensetzung und Bodenfeuchte überlagert. Dennoch liegt eine tendenziell positive Ertragswirkung der Kalkdüngung vor,
wenn auch unterschiedliche Kalkversorgung den Futterwert stärker beeinflussen kann als den Masseertrag.
Der Ca-Gehalt der Gräser variiert etwa zwischen 0,3 und 0,6 % der
Trockensubstanz und ist über eine Kalkdüngung direkt kaum zu beeinflussen. Wegen der wesentlich höheren Gehalte der meisten Kräuter und
5
Leguminosen kommt daher deren Ertragsanteil in Bezug auf den Kalziumgehalt des Futters eine wesentlich größere Rolle zu.
Niedriger pH-Wert führt zur Festlegung von Bodennährstoffen wie Phosphor und Molybdän und behindert so die Nährstoffaufnahme. Andererseits werden toxisch wirkende Spurenelemente (Aluminium, Mangan)
freigesetzt und führen zu sinkendem Ertrag und Futterwert. Ein optimaler
pH-Wert trägt daher zur Nährstoffausnutzung und Wirtschaftlichkeit der
Mineraldüngung bei. Auch verminderte Bodentätigkeit, eingeschränkte
Durchlüftung und schlechte Wasserführung können die Folge zu niedrigen pH-Wertes sein und zu reduziertem Wurzelwachstum führen. Alle
Wirkungen zusammen verursachen mittelfristig Veränderungen im Pflanzenbestand so dass sich Kalkmangel indirekt recht nachhaltig auf Ertragshöhe und Futterwert auswirken kann.
Entzug/Düngermenge
Ernte-Entzüge, saurer Regen, Auswaschung und physiologisch saure
Dünger zehren am Kalkvorrat des Bodens. Dabei schwankt der KalkEntzug durch das Erntegut je nach Pflanzenbestand, Ertrag und Nutzungstermin in weiter Spanne von etwa 45-150 kg CaO/ha/Jahr. Rund
140-280 kg/ha CaO werden zusätzlich in jedem Jahr ausgewaschen.
Zusammen mit der Wirkung des sauren Regens und der physiologisch
sauren Mineraldünger kann jährlich mit durchschnittlichen Kalkverlusten
in der Größenordnung von 350 kg CaO/ha gerechnet werden. Diese Verluste sind durch gezielte Düngergaben auszugleichen. Dabei richtet sich
die Düngermenge nach den Ergebnissen der Bodenuntersuchung (Tabelle 3) und dem davon abgeleiteten Kalkbedarf des Bodens. In der Regel werden die Düngermengen mehrerer Jahre zusammengefasst und in
einer Gabe verabreicht.
Man spricht von Gesundungskalkung, wenn ein versauerter Boden aus
der Versorgungsstufe A oder B mit entsprechend niedrigem pH-Wert
6
nach LUFA-Empfehlung auf den optimalen Bereich anzuheben ist. Dabei
kann die Überschreitung bestimmter Höchstmengen je Einzelgabe zu
einem schnellen und starken pH-Anstieg und damit zur Festlegung von
Mikronährstoffen und Phosphor führen. Außerdem kann dadurch eine
verstärkte Mineralisation organischer Substanz verursacht werden. Zur
Vermeidung starker Bodenreaktionen, bei sehr niedrigem pH-Wert sollten besonders auf leichten Böden Löschkalke und Kohlensaure Magnesiumkalke zum Einsatz kommen. Nötigenfalls müssen die Höchstgaben
jährlich wiederholt werden, bis der angestrebte pH-Wert erreicht ist.
Tabelle 3: Anzustrebende pH-Bereiche und Dünger-Höchstgaben
Bodenart
angestrebter pH-Bereich
CaO dt/ha
Sand
5,0 - 5,5
15
lehmiger Sand
5,5 – 6,2
20
sandiger Lehm/Ton
5,7 - 6,5
30
Erhaltungskalkung wird meist im drei- bis fünfjährigen Turnus durchgeführt und kann bei entsprechender Witterung und Befahrbarkeit des Bodens das ganze Jahr über erfolgen. Dabei erhöht Kalkung im Spätherbst
den Anteil an wertvollen Gräsern und Kräutern. Nach der ersten Nutzung
im Frühjahr fördert Kalk die Mineralstoffgehalte im Futter. Langsam wirkende Carbonatkalke sind auf Grünland bevorzugt anzuwenden. Wenn
eine gleichzeitige Düngung mit Mikronährstoffen erfolgen soll, eignen
sich Rückstandskalke und Magnesiummergel, Hüttenkalke und Thomaskalk.
Entscheidend für den Kalkzustand des Bodens ist der pH-Wert nach
der Bodenuntersuchung. Wenn er nahe dem optimalen pH-Bereich liegt,
sollte zumindest eine physiologisch alkalische Mineral-Dünung erfolgen.
Die Kontrolle erfolgt dann über die regelmäßige Bodenuntersuchung.
7
Der VDLUFA verabschiedete im September 2000 eine neue Empfehlung zur Bestimmung des Kalkbedarfs von Grünland. Die Grünlandreferenten der Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Sachsen und Thüringen einigten sich darauf, diese Empfehlungen grundsätzlich zu übernehmen. Für den Bereich einer Erhaltungskalkung wurde jedoch das bereits vorher praktizierte Vorgehen der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft übernommen. Dazu wird die Klasse C (anzustrebender pH-Wert) in einen Bereich mit empfohlener Erhaltungskalkung
und einen solchen ohne empfohlene Erhaltungskalkung aufgeteilt.
Abbildung 1 zeigt das Rahmenschema für Grünland zur Einstufung der
Kalkversorgung des Bodens und den Kalkdüngungsbedarf. Dabei geben
die Zahlen die empfohlenen Kalkmengen in dt CaO/ha zur Erreichung
und Erhaltung des optimalen pH-Bereiches (Kalkbedarf bis zur nächsten
Bodenuntersuchung) an. Bodenuntersuchungen sind mindestens alle 45 Jahre anzuraten. Der pH-Bereich C ist unterteilt. Im unteren Sektor C
ist eine Erhaltungskalkung notwendig, während im Sektor C ohne Kalkung
und generell bei über 15 % Humusgehalt keine Kalkung empfohlen wird.
Die unterstrichenen Zahlen markieren die Höchstmenge je Einzelgabe
für die jeweilige Bodenartengruppe. Die Kalkdüngermenge wird differenziert empfohlen für leichte Böden (BAG I: Tongehalt 0 bis 12 %; Ton- u.
Feinschluffgehalt bis 16 %), mittlere Böden (BAG II: Tongehalt > 12 bis
25 %; Ton- u. Feinschluffgehalt > 16 bis 35 %) und schwere Böden
(BAG III: Tongehalt > 25 %; Ton- + Feinschluffgehalt > 35 %).
Gülle kann in Bezug auf den Kalkhaushalt weitgehend vernachlässigt
werden. Dies zeigt ein zehnjähriger Versuch auf dem Eichhof, in dem
gleiche Mengen an Stickstoff, Kali und Phosphat mit reiner Gülledüngung oder aber mit ausschließlicher Mineraldüngung über KAS und
Thomaskali ausgebracht wurden. Die Ergebnisse machen u.a. deutlich,
dass es bei vergleichbareren Trockenmasseerträgen im Hinblick auf den
8
pH-Wert des Bodens keinerlei Unterschiede zwischen diesen Düngervarianten gibt.
Stickstoff
Die richtige Bemessung der Stickstoffdüngung ist komplizierter als die
der Grundnährstoffe! Sie orientiert sich an der Leistungsfähigkeit des
Pflanzenbestandes in ihrer Abhängigkeit von den beträchtlichen jahreszeitlichen Ertragsschwankungen. Sie lässt sich aber nicht ohne weiteres
vom Versorgungsgrad des Bodens ableiten. Der Stickstoffhaushalt ist
nämlich durch zahlreiche Festlegungs-, Freisetzungs- und Umwandlungsvorgänge gekennzeichnet, die maßgeblich durch die Art der Bewirtschaftung, die Versorgung mit Grundnährstoffen und die Witterung
beeinflusst werden.
Neben der Ertragserwartung ist auch die Narbenstabilität ein wichtiges
Kriterium bei der Bemessung der N-Düngung! Zwar werden Stickstoffmengen von 400-600 kg/ha/Jahr von jungen, leistungsfähigen Beständen in hohe Erträge umgesetzt, aber selbst die leistungsfähigen Gräser
Deutsches Weidelgras, Knaulgras, Wiesenlieschgras und Wiesenrispe
halten den enormen Belastungen durch die hohe Düngung und die notwendigerweise damit verbundene intensive Nutzung auf Dauer nicht
stand. Die Pflanzen werden zu ständigem Wachstum veranlasst und
sind dadurch nicht in der Lage Reserven für den Wiederaustrieb nach
der Nutzung zu bilden. Die Folge ist Ausfall der leistungsfähigsten Arten
und Einwanderung meist stickstoffliebender Kräuter. Deren massenhaftes Auftreten wirkt sich in der Regel negativ auf Ertrag und Futterwert
aus. Je nach Standort und Nutzung kann es sich dabei um den Löwenzahn, den Kriechhahnenfuß, die Quecke oder auch andere handeln.
Angesichts des Bestrebens hohe Schlagkraft möglichst effizient einzusetzen, ist es richtig, die besondere Frühjahrswüchsigkeit des Grünlandes durch angemessene N-Düngung zu unterstützen und auf Schnittflä9
chen hohe Erträge vom ersten Aufwuchs anzustreben. Gleichzeitig wird
im Rahmen der durch die Witterung gesetzten Grenzen versucht, durch
frühen Schnitt energiereiches, hoch verdauliches Futter zu werben. In
diesem Zusammenhang kommt dem Rohproteingehalt des Aufwuchses
besondere Bedeutung zu. Der sollte 14-17 % betragen und wird sowohl
durch steigende N-Düngung, wie frühen Schnitt gefördert. Bei entsprechender Maßnahmen-Kombination erreicht er schnell Werte von 20 %
und mehr. Weil die Nährstoffaufnahme dem Pflanzenwachstum vorauseilt besteht ein besonderes Risiko im Frühjahr und im Herbst, wenn es
bei niedrigen Temperaturen zu Wachstumsverzögerungen und dadurch
hohen N-Konzentrationen bei gleichzeitig niedrigen Rohfaser- und/oder
Energiegehalten im Futter kommt. In Tabelle 4 ist dargestellt, wie eine
frühjahrsbetonte N-Düngung von Wiesen und Weiden aussehen sollte.
Tabelle 4: Frühjahrsbetonte N-Düngung (kg N/ha) von Grünland
produktive
Wiesen
weniger produktive Wiesen
Weiden
Zum 1. Aufwuchs
80
60
60
Zum 2. Aufwuchs
60
40
40
Zum 3. Aufwuchs
40
0
20
Zum 4. Aufwuchs
0
0
20
Weitere Aufwüchse
0
0
0
180
100
140
Gesamt
Düngerform
Bei der Wahl der Düngemittel kann man sich im Wesentlichen am Preis
orientieren. Allerdings empfiehlt es sich, die physiologische Wirkung der
einzelnen Dünger zu berücksichtigen, um den Boden-pH-Wert nicht unnötig zu beeinträchtigen. In Tabelle 5 sind die errechneten Kalkbedarfswerte der gängigen N- und P-Dünger aufgelistet. Damit sind die CaO10
Wirkungen gemeint, die von diesen Düngern ausgehen. Sie sind im Falle
negativer Effekte auszugleichen, wenn es nicht zur Bodenversauerung
kommen soll.
Tabelle 5: Errechnete Kalkbedarfswerte (kg CaO) für die Düngung von Grünland
(Faustzahlen für Landwirtschaft und Gartenbau)
N-Dünger
%N
je 100 kg Ware
Je 100 kg N
Kalkammonsalpeter
27,0
- 10
- 36
Ammonsulfat (SSA)
21,0
- 59
- 280
Ammonsulfatsalpeter
26,0
- 45
- 173
Stickstoffmagnesia
22,0
+4
- 18
Harnstoff
46,0
- 37
- 80
Kalkstickstoff
21,0
+39
+ 186
AHL
28,0
- 22
- 80
Kalksalpeter
15,5
+16
+ 100
% P2O5
je 100 kg Ware
Je 100 kg N
Superphosphat
18
+/- 1
+/- 6
Triplesuperphosphat
46
+/- 1
+/- 2
Thomasphosphat
15
+ 45
+ 300
Hyperphos
29
+ 33
+ 114
Monoammonphosphat
11/52
- 35
- 318
NP-Lösung
10/34
- 24
- 240
6/12/18
- 10
- 167
12/12/17
-9
- 111
15/15/15
- 11
- 73
21/8/11
- 13
- 62
Diammonphosphat
18/46
- 33
- 184
NP-Dünger
20/20
- 14
- 70
P-Dünger
NPK-Dünger
Kalk kann sowohl in Karbonatform als auch als Brandkalk gegeben werden. Letzterer sollte jedoch wegen seiner ätzenden Wirkung nicht während der Vegetationszeit eingesetzt werden.
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Wirtschaftsdünger
Wirtschaftsdünger sind bis zu einer Obergrenze von 210 kg GesamtN/ha im Betriebsdurchschnitt zugelassen (170 kg N/ha nach Entwurf
DVO ab 2006). Sie spielen auf Grünland eine zentrale Rolle. Denn sie
sind einerseits als Volldünger mit allen notwendigen Spurenelementen
anzusehen und können andererseits den Nährstoffkreislauf BodenPflanze-Tier weitgehend schließen.
Tabelle 6: Nährstoffgehalte in Rottemist (kg/t) und Gülle bzw. Jauche (kg/m³)
TS
%
m³/t
N
kg
Mist Rinder
1,2
Pferde
Schafe
Hühnerkot
Rindergülle
Rinderjauche
Davon
NH4-N
P2O5
kg
K2O
kg
CaO
kg
5
3,5
7
1,5
1,6
6
2,7
6
-
1,6
8
5,1
13
-
2,0
28
26
18
43
MgO
kg
6
6
3
1,7
1,5
3,9
0,6
8
4
2,2
2,0
5,5
0,8
10
5
2,8
2,5
6,5
1,0
2
4
3,5
0,2
8,0
LUFA Oldenburg
Betriebseigene Dünger aus der Viehhaltung zeichnen sich in Abhängigkeit von Tierart, Fütterung und Haltungsform durch stark schwankende
Nährstoffgehalte aus. Außerdem entstehen unvermeidbare StickstoffVerluste im Stall und bei der Lagerung, sowie bei der Ausbringung. Da
ein Großteil der Nährstoffe in organisch gebundener Form vorliegt, wird
eine gezielte, am aktuellen Bedarf der Pflanzen orientierte Düngung zusätzlich erschwert. Wenn konkrete Zahlen aus Nährstoff-Analysen nicht
vorliegen, können für die Berechnung der Düngermengen die Angaben
aus Tabelle 6 herangezogen werden.
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Bei der Berechnung der Düngermengen sind die Gehalte an Grundnährstoffen voll zu veranschlagen. Ausbringungsverluste beim Stickstoff können nach der Düngeverordnung nicht berücksichtigt werden. Stickstoff
ist in Rindergülle zur Hälfte organisch gebunden. Die andere Hälfte ist
aus Harnstoff und Harnsäure entstanden und liegt in Form von Ammonium-Ionen und als Ammoniak vor. In welchem Verhältnis NH4 und das
leicht flüchtige NH3 zueinander vorliegen ist abhängig vom pH-Wert. Bei
pH-Werten größer als 7 verschiebt es sich zum NH3, wodurch gasförmige N-Verluste deutlich zunehmen können.
Die Gesamt-Ammoniakverluste verteilen sich etwa zu 30 % auf Lagerungsverluste, zu 15 % auf Verluste während der Ausbringung und bis
zu 70 % auf die Zeit unmittelbar nach der Ausbringung. Denn nach der
Verteilung der Gülle kommt es zu einer raschen Oxidation organischer
Säuren und dadurch zu einem pH-Anstieg. Ammonium wird zu Ammoniak und kann in beträchtlichem Umfang in die Atmosphäre entweichen.
Verluste von 25-95 % des in der Gülle enthaltenen AmmoniumStickstoffs wurden gemessen, je nach Bedingungen bei der Düngung.
Es hat daher schon in der Vergangenheit nicht an Bemühungen gefehlt,
die N-Verluste durch geeignete Maßnahmen zu begrenzen. Die alten
Gülleregeln mit der Begrenzung von Einzelgaben auf 20 m³/ha und der
Forderung, Gülle nur bei bedecktem Himmel oder leichtem Regen auszubringen sind das Ergebnis dieser Bemühungen. Sie gelten noch heute!
Zusätzlich stehen spezielle Techniken für die emissionsarme Ausbringung zur Verfügung. Sie sollen den Kontakt zwischen Gülle und Luft sowie die Verweildauer der Gülle auf dem Boden reduzieren. Man unterscheidet Systeme mit streifenförmiger, oberflächiger Ablage wie
Schleppschlauch- und Schleppschuhgeräte und Systeme mit direkter
Einleitung der Gülle in den Boden, das sog. Schlitzverfahren. Im Vergleich zur Breitverteilung können Schleppschlauch- und Ritzverfahren
13
die N-Verluste um etwa die Hälfte reduzieren, das Ritzverfahren um bis
zu 90 %. Die Narbenbelastung dieser Technik mit kleinen Arbeitsbreiten
und sehr hohem Zugkraftbedarf ist allerdings beträchtlich. Sie begünstigt
zusammen mit den Narbenverletzungen durch die Schlitzwerkzeuge
minderwertige Arten wie die Gemeine Rispe, den Stumpfblättrigen Ampfer (s. Abbildung 2) und andere. Die Ertragsleistung kann erheblich leiden. Versuche auf dem Eichhof haben gezeigt, dass der Einsatz des
Schleppschlauchverteilers im Vergleich zum Breitverteiler Vorteile bieten
kann (s. Abbildung 3). Der positive Effekt ist um so größer, je ungünstiger die Bedingungen für den Breitverteiler sind, also bei der Düngung
des 2. und 3. Aufwuchses. Dennoch spricht auch vieles für den herkömmlichen Breitverteiler: Er ist i.d.R auf dem Betrieb vorhanden und
kann individuell, also bei günstiger Wetterlage und zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt werden. Die Narbenverletzung ist vergleichsweise gering, weil große Arbeitsbreiten ohne Bodenwerkzeuge und deshalb mit
vergleichsweise geringem Zugkraftbedarf realisiert werden können.
Um unnötige Umweltbelastungen zu vermeiden und um eine effiziente
Ausnutzung von Wirtschaftsdüngern zu erreichen, sollten bei deren Ausbringung folgende Hinweise beachtet werden:
• Nur gut verrotteten Stallmist, gleichmäßig verteilt auf Grünland
ausbringen. Höchstgabe 150 - 200 dt/ha, am besten im zeitigen
Frühjahr. Auch im Spätherbst möglich.
• Gülle im zeitigen Frühjahr bzw. unmittelbar nach einer vorausgegangenen Nutzung ausbringen. Nur bei der Verwendung einer
Schleppschlauch- oder Ritzverteilung ist es besser, den Wiederaustrieb und eine Bestandeshöhe von etwa 10 cm abzuwarten.
• Bei einem TS-Gehalt der Gülle von etwa 7,5 % sind Einzelgaben
auf 15 bis maximal 20 m³/ha zu begrenzen.
14
• Düngung bei Sonnenschein und hohen Temperaturen führt zu
Verbrennungen und erhöht ebenso wie Wind die StickstoffVerluste durch Ammoniak-Abgasung.
• Das Abschleppen oder Striegeln von Grünlandflächen nach Antrocknen der Gülle (2-3 Tage nach Ausbringung) beseitigt erstickende Krusten; unmittelbar nach Ausbringung führt es zu einer
Verschmierung.
• Verlegung der Düngung in die kühleren und windstillen Abendstunden kann Ammoniakverluste und Geruchsbelästigung erheblich reduzieren.
• Verdünnte und damit besser fließfähige Gülle läuft von den Pflanzen ab und dringt besser in den Boden ein. Dies hat positive Wirkungen hinsichtlich N-Verlust und Futterwert.
15
sehr stark sauer
pH-Wert (CaCl2)
stark sauer
mäßig sauer
schwach sauer
3,5
4,0
4,5
5,0
5,5
6,0
6,5
7,0 > 7,1
< 3,5 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1
Bodenartengruppen
BAG I
36 34 32 30 27 24 22 19 17 14 12 11 9
5
5
5
15
BAG II
53 50 47 44 40 36 33 30 26 22 19 15 10 9
7
7
7
65 63 59 55 51 47 43 38 34 30 26 22 17 13 9
8
20
BAG III
8
8
30
A
pH-Klasse / Kalkverso sehr niedrig
B
C
niedrig
optimal / anzustreben
C ohne Kalkung
D
hoch
E
sehr hoch
Abbildung 1: Rahmenschema für Grünland zur Einstufung der Kalkversorgung des Bodens und
Kalkdüngungsbedarf – Hessen.
Abbildung 2: Die Narbenbelastung bodennaher Gülleverteilverfahren ist
beträchtlich. Minderwertige Arten wie der Stumpfblättrige werden dadurch gefördert
Abbildung 3: Unter gleichen Rahmenbedingungen führt bodennahe Gülleverteilung durch
verringerte N-Ausgasung zu höheren Erträgen: Grünlandertrag in Abhängigkeit von der
Gülleverteilung (20 m³ zu den Aufwüchsen 1-3)
16
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