Homophobie im Fußball_Rieser_2012

Werbung
HAW Hamburg
Fakultät Wirtschaft und Soziales
Department Soziale Arbeit
Homophobie im Fußball
Janine Rieser
Matrikelnr.: 1997349
30.09.2012
Professorin: Frauke Schwarting
1. INHALTSVERZEICHNIS
1. Inhaltsverzeichnis……………………………………………………….
2. Einleitung……………………………………………………………………1
3. Hauptteil……………………………………………………………….........2
3.1 Was ist eigentlich Homosexualität und was bedeutet es?......................2
3.1.1 Geschichtlicher Abriss der Homosexualität…………………...2
3.1.2 Erläuterung der Bedeutung Homophobie……………………...3
3.2 Lesben und Schwule im Sport/Fußball ………………………………….5
3.2.1 Frauen und Fußball…………………………………………………….7
3.2.2 Schweigen ist Silber, reden ist Gold…………………………………...8
3.3 Die Subkultur im Vereinsfußball………………………………………..9
3.3.1 Frühe Outings und bald folgende?........................................10
3.3.2 Interview mit einem schwulen Bundesligaspieler……………..11
3.4 Maßnahmen zur Sensibilisierung Homophobie im Fußball…………….12
3.4.1 Konzepte und Partizipation der Verbände und Vereine………13
3.5 Initiativen aus der Schwul-lesbischen Community……………………..14
3.5.1 Das positive Beitragen von Fans………………………………14
4. Resümee……………………………………………………………………..15
5. Literatur- und Quellenverzeichnis…………………………………………...17
6. Abkürzungsverzeichnis………………………………………………………18
Seite 1
2. EINLEITUNG
Die Hausarbeit befasst sich mit der Thematik Homophobie im Fußball.
Zunächst wird erläutert, was genau Homosexualität ist in Bezug eines geschichtlichen
Hintergrundes um des Weiteren zu erklären, was Homophobie ist.
Weiter wird verdeutlicht, wie die Situation von Lesben und Schwulen im Profifußball
ist mit dem Augenmerk daraufhin, inwiefern ein Umgang im Verband und den
Vereinen besteht.
Letztlich werden Maßnahmen benannt sowie Lösungsvorschläge, um ein humanes
Verhältnis für Homosexuelle im Profifußball zu schaffen.
Seite 2
3. HAUPTEIL
3.1 Was ist eigentlich Homosexualität und was bedeutet es?
Homosexualität bezeichnet die sexuelle Anziehung zwischen zwei Menschen des
gleichen Geschlechts. (vgl. Jagose 2001, 19)
Wie diese theoretische Definition praktisch umgesetzt wird, also wer letztlich
wirklich homosexuell ist, empfindet sich als eher schwierig und sensibel.
Außer Frage steht, dass es Frauen und Männer gibt, die sich ohne Zweifel als
homosexuell bezeichnen (lassen), jedoch finden sich in der Definition Individuen
wieder, die sich nicht in die Kategorie der Homosexuellen klar positionieren (wollen),
wie z.B. ein Mann, der mit einer Frau verheiratet ist und Kinder hat, zwischendurch
aber regelmäßig Sex mit Männern- dies verriet eine Vielzahl von interviewten
Männern, die im Rahmen einer AIDS-Studie über ihre sexuelle Identität befragt
wurden und dies das Ergebnis war (Bartos et al. 1993, 27). Oder aber eine Frau, die
sich als lesbisch definiert, jedoch im Moment eine Beziehung zu einem Mann führtIst die Frage der Verbindung zwischen Homosexualität und Sex in dem Punkt
relevant?
Solche
Debatten
gehören
zur
Auseinandersetzung
zwischen
essentialistischen und konstruktivistischen Positionen.
“EssentialistInnen betrachten Identität als natürlich, fest und angeboren,
KonstruktivistInnen dagegen halten Identität für veränderlich und sehen
in ihr ein Ergebnis sozialer Konditionierung und der kulturell verfügbaren
Modelle für ein Selbstverständnis.” (Jagose 2001, 21)
Bevor jedoch im weiteren Verlauf der Arbeit die Homosexualität im Sport dargestellt
wird, ist es zunächst wichtig, auf den geschichtlichen Hintergrund der
Homosexualität in kürze einzugehen.
3.1.1 Geschichtlicher Abriss der Homosexualität
Es gibt verschiedenste Ansichten von Theoretikern darüber, seit wann es
Homosexualität gibt. Wichtig in dieser Hinsicht zu erwähnen, ist zu differenzieren
zwischen
homosexuellem
Verhalten,
welches
überall
vorhanden
ist,
und
homosexueller Identität, welche sich unter bestimmten Voraussetzungen in unserer
Geschichte entwickelt hat.
Seite 3
Jeffrey Weeks hat diesbezüglich einen prägnanten und logischen Kommentar
geschrieben:
„Homosexualität hat es durch die gesamte Geschichte gegeben, in allen
Gesellschaftstypen, in allen sozialen Klassen und Bevölkerungsgruppen.
Sie hat sowohl eingeschränkte Anerkennung als auch Gleichgültigkeit und die
allerschlimmste Verfolgung überlebt. Was aber erheblich voneinander abweicht,
ist die Art und Weise, wie verschiedene Gesellschaften Homosexualität
betrachten, sie mit Bedeutung belegt haben und wie sich diejenigen sahen, die
homosexuellen Handlungen nachgingen.“ (Weeks 1977, 2)
Auch Robert Aldrich schreibt: „Zu allen Zeiten und überall auf der Welt hat sich ein
Teil der Männer und Frauen nach einer intimen Beziehung zu Menschen des eigenen
Geschlechts gesehnt.“ (Aldrich 2007, 1 ff.) Es finden sich in sämtlichen zeitlichen
Epochen und in den verschiedensten Religionen Überlieferungen für diese These
wieder. Doch auch in der Vergangenheit gab es allgemeine Sympathie und auch
Antipathie gegenüber gleichgeschlechtlicher Liebe. Sie wurde entweder angenommen
und geehrt, oder in anderen Zeiten abgelehnt, gesetzlich verboten, oder als Krankheit
angesehen.
Ungefähr Ende 1860 führte ein ungarischer Arzt den Begriff „Homosexualität“ ein,
als griechisch-lateinischen-Neologismus, welcher als allgemeine Bezeichnung
gleichgeschlechtlichen Verhaltens akzeptiert wurde. ( vgl. Aldrich 2007, 11)
Über die geschilderten Einblicke, was Homosexualität bedeutet, wie die Unterschiede
hinsichtlich homosexuellen Begehren und Leben definiert sind, sowie die Erklärung
des geschichtlichen Hintergrundes ist, soll nun über die Kehrseite der Homosexualität
eingegangen werden, um im weiteren Verlauf auf dessen Verbindung zum Fußball zu
gelangen.
3.1.2 Erläuterung der Bedeutung Homophobie
Homophobie wird als eine Abneigung gegenüber lesbischen und schwulen Menschen
verstanden. Als Ursachenerklärung soll eine irrationale Angst vorhanden sein, die ein
ablehnendes Verhalten gegenüber homosexuellen Menschen allerdings nicht
begründet werden kann. Auswirkungen homophoben Verhaltens können
Abneigungen jeglicher Art sein Feindseligkeit und Hass sind als Beispiele zu nennen.
Seite 4
Hier ist die Form Diskriminierung sehr vielfältig; sei es offene oder physische
Gewalt, bis hin zu unterschwelliger und/oder psychischer Gewalt. Dadurch, dass der
größte Teil der Menschen heterosexuell lebt und denkt und somit Homosexualität eine
Minderheit bildet, ist es gerade die Ignoranz im Alltag gegenüber Homosexuellen
eine der Bedeutendsten im negativen Sinne. Hier fehlt oft die Wahrnehmung der
heterosexuellen Gesellschaft, wo dadurch mindestens homophobe Züge festzustellen
sind. (vgl. Walther-Ahrens 2011, 28)
Hier nennt Tanja Walter-Ahrens einen treffenden Satz:
„So lange die Minderheit eine Minderheit ist, ist das befreundete schwule
Pärchen immer willkommen. Sobald es aber darum geht, die Minderheit
komplett in den Alltag zu integrieren, also zum Beispiel die eigenen Kinder von
ihnen beaufsichtigen zu lassen, wird es schwieriger.“(Walter-Ahrens 2011, 29)
Der Unterschied zwischen Homosexuellen und anderen stigmatisierten Gruppen
besteht darin, dass Homosexuelle z.B. in der Institution Familie einzeln stigmatisiert
werden. „In der Regel wachsen stigmatisierte Kinder in einer ebenfalls stigmatisierten
Familie oder einem ebenfalls stigmatisierten Umfeld auf (Alle haben die gleiche
Hautfarbe und den gleichen Glauben), in der sich die Familienmitglieder und
FreunInnen gegenseitig unterstützen.“ (Walter-Ahrens 2001 , 29)
Interessant sind an dieser Stelle die nach wie vor bestehenden Klischees, die aller
gesellschaftlichen Veränderung zum Trotz standhaft bleiben;
Lesben haben tendenziell sehr kurze bis abrasierte Haare, sehen burschikos aus und
sind es auch, haben keinen Modestil und sind grundsätzlich alle im falschen Körper
geboren und bewegen sich somit alle als „typisch männlich“.
Schwule haben zu viele weibliche Attitude, reden alle Nasal, sind die Mode-ikonen
schlechthin und haben nichts Besseres zu tun, als sich von früh bis spät um ihr
Äußeres zu kümmern.
Aber wie sieht es aus, wenn sich plötzlich eine Frau mit langen Haaren, schlanke
Figur, modebewusst und sehr feminin- also eine stereotypische, heterosexuellaussehende Frau- als lesbisch outet? Oder anders herum ein großer, muskulöser Mann
mit hegemonialen Zügen, als optisch stereotypisch geltender Heterosexueller Mann
sagt, er ist schwul? Schon stimmt das Bild welches heterosexuelle sich von
homosexuellen Menschen machen nicht mehr überein. Ein solcher Wandel ist in
Seite 5
unserer Gesellschaft zunehmend zu beobachten, auch wenn dieser sich nur äußerst
langsam vollzieht. (vgl. Walther-Ahrens 2011, 30 ff.)
Im Folgenden wird aufgezeigt, wie es sich mit der Homosexualität im Sport des
Fußballs verhält.
3.2 Lesben und Schwule im Sport/Fußball
Sport ist in unserer Gesellschaft ein großes und wichtiges Thema, vor allem der Sport
Nr. 1, Fußball. Beim Fußball treffen viele verschiedene Gesellschaftsklassen sowie
Menschen unterschiedlicher Herkunft aufeinander, es ist irrelevant um welche Liga es
geht bzw. ob Breiten- oder Spitzensport. (vgl. Degele/Janz 2011, 5) Ob aus gut oder
weniger situierten Verhältnissen, breitgefächerte Altersklassen und allen möglichen
Herkunftsländern. Im Fußball zählt Zusammenhalt, Teamgeist und Fairplay als eine
wichtige
Rolle.
Zudem
ist
Fußball
mittlerweile
eines
der
größten
und
medienwirksamsten Events, die der Spitzensport zu bieten hat.
Doch wie genau sieht Fairplay und Zusammenhalt aus, wenn es um bestimmte
Rollenzuweisungen geht? Für Lesben kann Sport ein gewisser Ort sein, indem Sie
sich die typischen Stereotype eines Frauenbildes nicht beugen müssen, schließlich ist
ein athletischer Körper im Hochleistungssport unabdingbar. „Sport ist eines der
wenigen Gebiete, wo Frauen und Lesben eine positive, nicht permanent von
sexistischen Zwängen beherrschte Körperlichkeit leben können.“ (Walther-Ahrens
2011,39)
Bei Schwulen sind andere Probleme zu beobachten. Das verbreitete Klischee über
Schwule besagt, sie sind unmännlich, da sie zu weich sind und somit nicht dem
typischen Bild eines echten Mannes entsprechen. (vgl. Degele/Janz 2011, 25) Sofern
ein schwuler Fußballer sich dem traditionellen (und zumeist hegemonial-wirkenden)
Bild des starken, heterosexuellen Mannes anpasst, wird dieser entsprechend akzeptiert
und als Teamkollege wie alle anderen angenommen. „Hegemoniale Männlichkeit
kann man als jene Konfiguration geschlechtsbezogener Praxis definieren, welche die
momentan akzeptierende Antwort auf das Legitimitätsproblem des Patriarchats
verkörpert und die Dominanz der Männer sowie die Unterordnung der Frau
gewährleistet (oder gewährleisten soll)“. (vgl. Connell 2000, 98)
Die schwierige Crux dabei ist dann, seine Homosexualität hinter dieser Maskerade zu
Seite 6
erkennen, geschweige denn zuzulassen und zuletzt sogar offen damit umzugehen.
Letzteres kommt auf Grund des enormen inneren und äußeren gesellschaftlichen
Druckes zurzeit nicht in Frage, worauf später noch eingegangen wird.
Lesben und Schwule haben also zunächst wieder mit der eigenen Etikette zu kämpfen,
wie z.B., dass Lesben auf dem Fußballplatz nicht gazellenhaft
genug sind und
Schwule
zugeschriebenen
sich
vor
dem
Ball
fürchten.
Aufgrund
der
Geschlechterrollen die unter dem heterosexuellem Aspekt in unserer Gesellschaft
noch so tief verankert sind, scheint in der breiten Öffentlichkeit somit keine
heterosexuelle Frau zu existieren, die sehr feminin aussieht und zudem auch noch
guten Fußball spielen kann- oder ein kräftiger, markant gebauter Mann, der Schwul
ist und in der Profiliga und im Nationalteam einen Stammplatz hat.
Unter diesen Bedingungen gibt es so gut wie kaum eine/n homosexuelle/n FußballerIn
der/die sich freiwillig geoutet hat oder outet. Die Frage ist nicht, ob es überhaupt
Homosexuelle SportlerInnen im Fußball gibt, sondern warum eine zu große Angst
besteht, sich hinsichtlich ihrer/seiner sexuellen Orientierung zu bekennen oder zu
verhindern, schon als Homosexuell zu gelten, weil dies schon als eine Niederlage für
einige Menschen gilt.
Eines der großen Probleme ist, nur auf seine Sexualität reduziert zu werden, ohne dass
bedacht wird, dass Homosexualität weit mehr ist als nur Sex. Wenn ein/e
SpitzensportlerIn den Mut hatte sich zu outen, wurde dieser Schritt meist nach
Beendigung der Karriere getan, um nicht die Gefahr einzugehen die Karriere
womöglich dadurch zum Scheitern zu bringen.
Dadurch dass ein/e SpitzenfußballerIn durch das immense Interesse der Öffentlichkeit
unweigerlich in die Lage kommt, etwas aus dem Privatleben preisgeben zu müssen,
spielt die Angst hier wieder eine große Rolle; Vor der Popularität und somit auch vor
der Entdeckung der Homosexualität derjenigen Person. Es wird davon ausgegangen,
dass 5-10% der deutschen Bevölkerung Homosexuell ist, somit also bei SportlerInnen
im Verein eine ähnliche Zahl vorhanden sein müsste, ist momentan im Fußball (egal
ob Männer oder Frauenfußball) keiner/keine geoutet. (vgl. Erb/Leibfried 2011, 9)
Seite 7
3.2.1 Frauen und Fußball
Die komplette Kehrtwende erleben die Frauen im deutschen Fußball. Viele Menschen
gehen von vornherein davon aus, dass eine Frau, die Fußball spielt, auch automatisch
lesbisch ist. (vgl. Degele/Janz 2011, 24) Mehr noch: Umso besser Sie spielen kann,
umso wahrscheinlicher ist es, dass Sie lesbisch ist. Das Klischee ist so alt, wie es
wahrscheinlich Frauen im Fußball gibt. Sicherlich gibt es einige Lesben, die Fußball
spielen, aber man kann davon ausgehen, dass es an der Popularität dieser Sportart
liegt, schließlich ist Fußball die Nr. 1 im deutschen Sport, von daher liegt es nahe,
dass die Anzahl der Frauen, die Frauen begehren, höher scheint, als in anderen
Sportarten. Klingt plausibel.
Es gibt Stimmen, die behaupten, dass fußballspielende Frauen die traditionellen
Geschlechterrollen brechen und somit naheliegt, die Heterosexualität, hier der
traditionell, männliche sog. „Hetensport“, angegriffen wird, also ist durch diese
Verschiebung der Schwarz-weiß Geschlechterrollen ein klares Indiz dafür, dass es nur
Frauen „vom anderen Ufer“ sein können, die in das besetzte Territorium der Männer
eingreifen.
„Aufgrund ihrer Leistungen und ihrer Athletik in einer kämpferischen Sportart,
werden sie als Mannweiber verschrien oder abwertend als Lesben bezeichnet, auch
wenn sie Heterosexuell sind.“ (Walther-Ahrens 2011, 102) Zu beobachten ist in den
letzten Jahren allerdings ein Trend im Frauenfußball, dass Frauen immer mehr lange
Haare sowie lackierte Fingernägel tragen und geschminkt zum Spiel antreten. (vgl.
Schaaf/Nieland 2011, 65) Dies hat den Anschein, als wollten die Frauen ein
energisches Zeichen setzen, dass auch feminine, heterosexuelle Frauen guten Fußball
spielen können.
Was die Organisationen dahinter angeht, haben Vereine und Verbände kein Interesse
daran, die Spielerinnen in ihrer Lebensform in jeglicher Art und Weise positiv zu
unterstützen. Im Gegenteil, sie raten ihnen und verbieten es ihnen sogar, ihre sexuelle
Lebensweise nicht in der Öffentlichkeit auszuleben, um somit das langlebige
Klischee, dass sowieso nur lesbische Frauen Fußball spielen, nicht noch weiter zu
unterstreichen.
Ein
Gerücht
besagt,
die
Bundestrainerin
Silvia
Neid
Nationalspielerinnen, sich zu outen und offen lesbisch zu leben.
verbiete
es
ihren
Seite 8
Jedoch gab es auch schon reale Situationen, wo sich Trainer und Co. offen dagegen
lehnten, lesbische Spielerinnen offen lesbisch sein zu lassen; 1994 kam es in der
Schweiz zur Auflösung eines Frauen-Fußball-Teams, des FC Wettswill-Bonstetten.
Mit der Begründung, dass dort ein „Ausleben von abnormalen Veranlagungen“
praktiziert werden würde. (vgl. Walther-Ahrens 2011, 102 ff.)
Die Verantwortlichen, sprich TrainerIn und Verein, raten auch hier den Frauen davon
ab, sich zu outen. Es bestehe sonst die Befürchtung, dass Sponsoren abspringen
könnten oder der Nachwuchs bzw. die Eltern dessen, die Mädchen an Fußball
hindern, weil es angeblich nur Lesben im Fußball gibt und heutzutage immer noch
Menschen denken, Homosexualität wäre ansteckend. (vgl. Walther-Ahrens 2011, 103)
3.2.2 Die Tabuisierung von Homosexualität im Fußball (oder: Reden ist Silber,
Schweigen ist Gold )
Dadurch, dass Homosexualität kontinuierlich verneint wird und somit verleugnet, ist
es die logische Konsequenz, dass Homosexualität im Fußball tabu ist und bleibt.
Wenn Fans, SpielerInnen, TrainerInnen, Vereine usw. weiterhin dabei bleiben zu
schweigen,
führt
dies
zur
Fortführung
des
bestehenden
Glaubens,
dass
Homosexualität im Fußball nicht existiert und somit unsichtbar bleibt. Ein positiver
Aspekt dabei scheint, dass Lesben und Schwule im Fußball vor Diskriminierungen
geschützt
werden.
Tanja
Walther-Ahrens
spricht
von
einem
sogenannten
„Gefangenen-Dilemma“: „Homosexuelle werden nur diskriminiert, wenn sie sich
outen, aber sie outen sich nicht, aus Angst vor Diskriminierung.“ (Walther-Ahrens
2011, 86 ff.)
Die bekannten Stereotype der Heterosexualität und der Vorstellung von Männlichsowie Weiblichkeit, wie z.B. die männlichen Merkmale u.a. Kraft, Gewalt, Verstand
und die weiblichen Merkmale u.a. Schwäche, Gefühle, Anpassung, bleiben somit
erhalten. (vgl. Hausen, Karin 1976, 166) Diese Erkenntnis macht es den
FußballerInnen umso schwerer, sich zu outen. Junge Fußballer werden schon in den
untersten Klassen darauf getrimmt, nicht zu ihrer sexuellen Identität zu stehen, was in
der Phase noch problematischer ist, zumal sie oft in der Jugend ihre sexuelle
„Andersartigkeit“ entdecken. Wenn sie im Sport gleich ständig mit homophoben
Seite 9
Witzen und Schmähsprüchen konfrontiert werden, lernen sie sogleich, dass es besser
ist, ihre sexuelle Identität, Homosexuell zu sein, zu leugnen.
Die Macht des unsichtbaren ist so groß, dass es derzeit keinen geouteten
Profifußballer in der deutschen Bundesliga gibt. Wenn u.a. Medienvertreter die
offiziellen Vereine bzw. Verbände fragen, ob es einen schwulen Fußballspieler oder
eine lesbische Fußballspielerin gibt, wird vehement verneint bzw. abgeblockt, dann
meist mit der Aussage, das wäre Privatsphäre und hat im Fußball nichts verloren.
Es gibt niemanden, der einen schwulen Profifußballer bzw. eine lesbische
Profifußballerin kennt, oder auch je nur von einem/einer gehört hat. Offiziell
zumindest. Außerdem möchten viele SpielerInnen das Thema meiden, um selbst nicht
als Homosexuell verdächtigt zu werden. (vgl. Walther-Ahrens 2011, 86 ff.)
Um Diskriminierungen vorzubeugen, gründeten sich entsprechende Subkulturen im
Verein, auf welche im nächsten Kapitel näher eingegangen wird.
3.3 Die Subkultur im Vereinsfußball
Da es vielen Menschen Probleme im Sport bzw. Fußball bereitet ein Geheimnis aus
ihrer sexuellen Identität zu machen, entscheiden die FußballerInnen, ein entsprechend
tolerantes Umfeld zu suchen, nämlich das der Schwul-lesbischen Sportvereine. Diese
entstanden meist aus losen Sportgruppen und hatten es zunächst nicht leicht sich als
ernsthafte Vereine zu etablieren. Anfangs gab es wenig Verständnis dafür, warum im
Sport nun eine Subkultur entstehen soll, die vorrangig für homosexuelle Menschen
ausgerichtet ist, schließlich gäbe es doch genug Sportvereine- aber eben überwiegend
aus heterosexuellen Menschen, wo sich doch auch homosexuelle Menschen einfügen
könnten. „Die Gettoisierung der Community um einen gesonderten (Bewegungs-)
Raum zu schaffen, lässt die strukturelle Homophobie der Gesamtgesellschaft außen
vor, soll das so sein? Und warum alles in der Welt denselben Leistungs- und
sexistischen Schönheitsidealen hinterher rennen? Gestritten wird um Integration,
Assimilation oder konsequentes Anderssein.“(Walther-Ahrens 2011, 44)
Um im Sport, wie bei gesellschaftspolitischen Zielen, gegen Diskriminierung
vorzugehen, war dies der Ausgangspunkt vieler Schwul-lesbischen Sportvereine, die
sich um Mitte der 1980er Jahre gründeten. Sie schafften der Schwul-lesbischen
Community somit einen Raum, um unter gleichgesinnten ohne jegliche Art von
Seite 10
Diskriminierung und Exklusion aufgrund ihrer sexuellen Identität, Sport zu treiben
und verstehen sich somit als Basis der Homosportbewegung. Hinzu kommt, dass es
bei diesen Vereinen irrelevant ist welcher Identität man sich zugehörig fühlt. Von
großer Wichtigkeit ist, dass diese Entwicklung als konstruktiv angesehen war. Trotz
dessen zeigt eines von zahlreichen Beispielen, dass der Deutsche Fußballbund (DFB)
1995, als die schwul-lesbischen Europameisterschaften in Frankfurt am Main
stattfanden, den Nationalspielerinnen indirekt mitteilte, dass für Sie bei einer
Teilnahme dieses Turnieres eine Karriere im Nationalteam ausgeschlossen sei. (vgl.
Walther-Ahrens 2011, 45)
3.3.1 Frühe Outings und bald folgende?
Im Jahre 1990 gab es in England das erste und bisher einzige Coming- out eines
Profifußballers. Sein Name war Justin Fashanu und Er verkaufte die Story an das
Boulevardblatt „The Sun“, wohl aus Geldnöten. Daraufhin wurde Er aus seinem
Fußballteam geschmissen und von seiner Familie abgelehnt. Zudem wurden ihn 1998
Missbrauchsfälle nachgesagt, im selben Jahr beging Er Selbstmord (vgl. Leibfried/
Erb 2011, 18). Ob es etwas mit seinem Outing zu tun hatte, konnte jedoch nur
spekuliert werden.
Der Unterschied zwischen den weiblichen und männlichen ProfifußballerInnen
besteht darin, dass die Frauen in ihrem Privatleben geoutet sind. Jedoch wird eben in
der Öffentlichkeit darüber nicht gesprochen und tabuisiert, es folgt wie erwähnt auf
Nachfrage bei Spielerinnen und Offiziellen die Aussage, dies wäre Privatsache. Das
ist sicherlich ohne Frage nachvollziehbar, allerdings folgt der Gedanke dahingehend,
wie wichtig die öffentliche Bekenntnis zu ihrer Homosexualität für eine
Sensibilisierung in der Öffentlichkeit des Themas im Profisport wäre, vor allem im
Fußball. Es wäre Beispielhaft, wenn sich ProfifußballerInnen outen würden und
selbstbewusst voranschreiten würden. Die meisten Outings sind nicht leicht, vor allem
für Menschen, die sehr in der Öffentlichkeit stehen. Aber somit umso wichtiger, um
als Vorbild für die jüngere Generation aufzutreten und zu zeigen, dass die Leistung im
Team besser wird bzw. ungehindert ist, weil eine große Last und somit eine
Einschränkung seiner/ihrer Fähigkeit im Sport abfallen würde. (vgl. Walther-Ahrens
2011, 106 ff.)
Seite 11
3.3.2 Interview mit einem schwulen Bundesligaspieler
Ganz aktuell und heiß diskutiert wird momentan ein Interview über einen schwulen
Profifußballer aus der Bundesliga. Geführt hat dies ein Jurist und freier Journalist
namens Adrian Bechtold und anonymisiert auf der onlineplattform „fluter.de“
herausgebracht. Aufgrund der Tatsache, wie fortschrittlich diese Veröffentlichung in
der Branche ist, werden einige wichtige Zitate im folgenden daraus verwendet, um
herauszufiltern, wie schwer es eine betroffene Person sich als Homosexuell zu outen.
Des Weiteren weist das online-magazin auf die Echtheit des Interviews anhand einer
schriftlichen Bestätigung des Autors in Bezug auf die Echtheit des Interviews. Dies ist
wichtig zu erwähnen, da aufgrund der Anonymität des Interviewpartners von einigen
Parteien die Echtheit dessen angezweifelt wird.
Im Interview wird deutlich, dass der Person die dahinter steht, nichts wichtiger ist, als
seinen Traum, ganz oben im Fußball mit zu spielen, zu leben und alles dafür zu geben
angepasst zu sein und nicht negativ aus der Rolle zu fallen um die Karriere nicht zu
gefährden- was für ihn auch heißt, eine 100prozentige Rolle in Bezug auf sein
Privatleben anzunehmen.
Auf die Frage, ob der Druck nicht ohnehin schon immens sei, antwortet Er:
„Natürlich. Der Preis für meinen gelebten Traum ist hoch. Ich muss täglich den
Schauspieler geben und mich selbst verleugnen. Am Anfang war es ein großes Spiel
und kein Problem, doch mit der Zeit zehrt es sehr an mir. Ich weiß nicht, ob Ich den
ständigen Druck zwischen dem heterosexuellen Vorzeigespieler und der möglichen
Entdeckung noch bis zum Ende meiner Karriere aushalten kann.“
Warum Er solche Angst vor der Öffentlichkeit hat, antwortet Er folgendermaßen:
„Die Geschichten, Titelseiten und Magazine. Alle würden es gerne herausfinden (…)
Meine Leidenschaft, der Fußball, wäre irrelevant. Entweder spaziere ich mit meinem
Freund zu einem Event und bin danach drei Wochen in allen Medien oder berufe
mich auf meine Privatsphäre und belüge mich selbst. Es gibt einfach keine Lösung.
Unmöglich, einfach wie ein heterosexueller Spieler den neuen Partner zu präsentieren
und am nächsten Tag vergessen zu werden. Normalität gibt es nicht.(…)“.
Er spricht zudem über eine
sogenannte „Parallelexistenz“, die sich auch in der
Mannschaft fortsetzt, da kaum jemand darüber spricht, jedoch alle darüber Bescheid
wissen müssten und erwähnt, dass im Team selber kein Problem besteht bzw. es
Seite 12
keinen einzigen Spieler in der ganzen Liga gibt, der „damit“ ein Problem hätte.
Die Nachfrage, ob sein Outing nach der positiven Stellungnahme des DFB durch ExPräsident Theo Zwanziger auch keine Option gewesen wäre, verneint Er, da Er ja
trotzdem am nächsten und die darauffolgenden Tage ins Stadion müsste und dort die
Beleidigungen sowie Schmährufe nach wie vor auf ihn prasseln würden. Für die
Zukunft erhofft Er sich u.a. dass es demnächst einige schwule Spieler schaffen, sich
zu outen und dadurch vielleicht ein Stück Normalität in sein Leben gelangen kann.
(Fluter.de).
Im letzten Kapitel soll es um die Frage gehen, was man für die Bekämpfung der
offensichtlichen Problematik tun kann. Was machen Offizielle, Verbände und andere
dagegen, Homophobie im Fußball bewusst zu erkennen, das Schweigen zu brechen
und zu diskutieren, Lösungen heraus zu arbeiten und dagegen anzugehen.
3.4 Maßnahmen zur Sensibilisierung der Homophobie im Fußball
Es gibt es viele Kampagnen die vom DFB mit viel Geld unterstützt werden, um für
Fairplay zu werben und z.B. gegen Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt zu
kämpfen. Außer das Dr. Theo Zwanziger sich in seiner damaligen Position als DFBPräsident offen gegen Homophobie ausgesprochen hat und seitens des DFB stets
Unterstützung für denjenigen/derjenigen Profifußballer/in anbot, gab es vom größten
deutschen Fußballbund keine weitere, öffentliche Anerkennung oder weitere
(finanzielle) Unterstützung für ein spezifisches Projekt gegen Homophobie, sollte sich
ein/e Profifußballer/in zu ihrer/seiner Homosexualität öffentlich bekennen. (vgl.
Walther-Ahrens 2011, 118) Hier müsste eine Antidiskriminierungsarbeit schon an
dem Aspekt ansetzen, sich bewusst damit zu befassen, dass es Homosexualität im
Profifußball gibt und tatsächlich existiert.
Tanja Walther- Ahrens nennt dazu einen guten Lösungsansatz: „So sind gerade
TrainerInnen und BetreuerInnen in der besonderen Situation, ihren SpielerInnen etwas
über soziale Gerechtigkeit, Fairness und Vielfalt zu vermitteln. Um TrainerInnen und
BetreuerInnen als MultiplikatorInnen einsetzen zu können, muss auch bei ihnen
engagierte Antidiskriminierungsarbeit geleistet werden. Nur wenn vorhandene
Stereotype und Vorurteile abgebaut werden, wird es keine abfälligen Kommentare
und unqualifizierten Bemerkungen geben.“ (Walther-Ahrens 2011, 118)
Seite 13
3.4.1 Konzepte und Partizipation der Verbände und Vereine
Ein paar wenige Vereine bemühen sich und haben in ihren Stadionordnungen einen
Paragraphen hinzugefügt, der u.a. verbietet „Parolen zu rufen, die nach Art oder Inhalt
geeignet sind, Dritte aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Hautfarbe, Religion oder
sexuellen Orientierung zu diffamieren.“(St. Pauli Stadionordnung 2007). Gleiches gilt
bei St. Pauli, wenn es um Aufnäher, Transparente, Kleidung und ähnliches geht,
„deren Aufschrift geeignet ist, Dritte Aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Hautfarbe,
Religion oder sexueller Orientierung zu diffamieren (…)“. Sanktion ist ein
Stadionverbot bzw. eine zusätzliche Anzeige. Außer St. Pauli sind es Fortuna
Düsseldorf, Babelsberg 03, u.a. die sich für solche Arten von Antidiskriminierung
anhand der Stadionordnung ansatzweise versuchen etwas zu ändern.
Eine aktive Öffentlichkeitsarbeit in Zusammenarbeit mit Schwul-lesbischen Vereinen
findet bisher jedoch noch nicht statt. Dies wäre ein weiterer Schritt um gemeinsam an
Methoden und Konzepten zu arbeiten, welche Homophobie im Fußball bzw. Stadion
unterbinden. (vgl. Walther-Ahrens 2011, 119)
Auf europäischer Ebene gibt es den Verband UEFA (Union des associations
européennes de football), welcher eine noch größere Verantwortung trägt, als die
Vereine. Dieser hat sich dem immer wieder kehrendem Problem der Homophobie im
Fußball als Thema erstmalig 2006 bei der „Gemeinsam gegen Rassismus“- Konferenz
in Barcelona angenommen. An der Folgetagung 2009 in Warschau wurden
Maßnahmen und Workshops gegen Homophobie im Fußball diskutiert. Leider blieb
es lediglich dabei statt einer konsenstragenden Umsetzung. So langsam beginnt auch
der DFB, sich ernsthaft mit der geschilderten Problematik zu befassen. Tanja
Walther-Ahrens erwähnt einige plakative Beispiele: „Der DFB unterstützt diverse
Veranstaltungen gegen Homophobie, wie die Eröffnung der EGLSF Ausstellung
´Gegen die Regeln- Lesben und Schwule im Sport`, er beteiligt sich seit 2008 am
Auftritt des queeren Fußball Fanclubs beim Kölner CSD, widmete das Länderspiel
Deutschland gegen Finnland in Hamburg im Oktober 2009 dem Motto ´Gegen
Homophobie im Fußball` und kreierte einen Flyer, der dort und in den Wochen
danach auch in den Bundesliga-Stadien verteilt wurde.“ (Walther-Ahrens 2011, 121)
Seite 14
3.5 Initiativen aus der Schwul-lesbischen Community
Es gibt verschiedene Gruppen, Initiativen, aber auch Einzelpersonen, die sich seit
einigen Jahren gegen Homophobie im Fußball einsetzen. Ihr Ziel, gemeinsam über die
Thematik
aufzuklären
und
zu
bekämpfen,
als
auch
die
Schaffung
der
Bewusstmachung sowie konkrete Maßnahmen zu entwickeln, welche Homophobie
auf allen Ebenen des Fußballs sichtbar macht. Wichtig hierbei zu beachten, dass es
nicht um ein Zwangsouting gehen soll, sondern um eine Gleichbehandlung
homosexueller Menschen zu schaffen, ohne Diskriminierungen und Gewalt jeglicher
Formen erleben zu müssen. (vgl. Degele/ Janz 2011, 22)
In Europa entstand eine gute Vernetzung von Initiativen, welche bislang schon einige
Erfolge mit ihren Aktionen und Kampagnen erfolgen konnten.
Eine der ersten Initiativen namens „Gay Football Supporters Network“(GFSN)
entstand 1989 in England von einer Gruppe schwuler Fußballfans, die Aufzeigen,
dass Homosexualität und die Liebe zum Fußball kein Widerspruch sind. Auch das
europäische Netzwerk „Football against Racism in Europe (FARE), die 2004 der
EGLSF beitraten, behandelt einen Teil seiner Aktivitäten gegen Homophobie im
Fußball. (vgl. Walther-Ahrens 2011, 122 ff.)
3.5.1 Das positive Beitragen von Fans
Mittlerweile gibt es eine Reihe von sog. queeren Fußballfans, in Deutschland seit
2001, der erste lesbisch-schwule Fanclub in der Bundesliga gehörte den Fans des
Hertha BSC aus Berlin. Der Ursprung der Fans lag darin, dass Sie müde davon waren,
sich im Stadion ständig verstecken zu müssen. Mit der Gründung ihres Vereins
entwarfen sie einen Raum für Gleichgesinnte, die ihre Leidenschaft zum Fußball
teilen wollten, ohne dafür ins Lächerliche gezogen oder diskriminiert zu werden. (vgl.
Walther-Ahrens 2011, 126)
In Deutschland gibt es über 20 queere Fanclubs. (vgl. Leibfried/Erb 2011, 62)
Gemeinsam bilden sie die „Initiative Queer Fanclubs“(QFF), die zusammen für
Toleranz antreten und gegen jegliche Form von Diskriminierung sind, insbesondere
die der sexuellen Orientierung. Es geht um Vernetzung und regelmäßig stattfindende
Treffen der Fanclubs. (vgl. Walther-Ahrens 2011, 127)
„QFF unterstützen lesbische, schwule, bisexuelle und transidentische Fußballfans bei
Seite 15
der Gründung und Weiterentwicklung von Fanclubs und schaffen Sichtbarkeit im
Stadion und außerhalb durch verschiedene Aktionen und Veranstaltungen gegen
Homophobie. Bei Heimspielen wehen die Vereinsregenbogenfahnen immer.“
(Walther-Ahrens 2011, 127 ff.)
Des Weiteren gibt es im Internet viele queere Institutionen von Fans, die sich als
Aktionsbündnisse zusammengetan haben, wie z.B. „Queerpass St. Pauli“, die ein
queerer Fanclub des FC St. Pauli sind. Sie engagieren sich für eine kontinuierliche
Aufklärung und aktive Öffentlichkeitsarbeit gegen Sexismus und Homophobie im
Fußball. Ein anderes Beispiel ist die Internetaktion „Fußballfans gegen Homophobie“,
die einen Banner seit Juni 2012 auf die Reise geschickt haben zu Vereinen, Fankurven
oder Fußballprojekten um ein offensichtliches Zeichen zu setzen und dabei
Unterschriften für weitere, geplante Aktionen zu sammeln. Oder das Projekt „Am
Ball bleiben“, welches sich in Kooperation mit vielen Netzwerkpartnern, Verbänden
und lokalen Initiativen u.a. für die Aufklärung und Sensibilisierung des genannten
Themas einsetzt und dabei u.a. vom DFB unterstützt wird. Zuletzt sei auch ein
Netzwerkportal namens „F_in Frauen im Fußball“ genannt, welches sich um das
weibliche Geschlecht im Fußball und deren breite Vorurteile kämpft. Dies sind einige
von vielen Organisationen, die sich um das heikle Thema und dessen Aufklärung und
Sensibilisierung kümmert.
4. RESÜMEE
Ich habe versucht aufzuzeigen, welch Normalität eine gleichgeschlechtliche
Lebensweise aufgrund der vorhandenen Geschichte in unserer Gesellschaft haben
sollte und einige Thesen genannt, warum dies bis heute mehr oder minder nicht der
Fall ist, vor allem aber auch kaum bis gar nicht in der Welt des Fußballs besteht.
Dabei war mir der Unterschied zwischen dem Frauen und Männerfußball wichtig, in
Zusammenhang mit der Gender-forschung bezüglich der Stereotype Mann und Frau,
um Ansatzweise eine Erklärung zu finden, was genau dieser Unterschied ausmacht.
Jedoch kann ich für mich keine logische Theorie erklären, warum es solch eine
Stumme und zeitgleich aggressive Ablehnung gegen Homosexuelle Menschen im
Fußball gibt, sei es im Amateur- oder Profifußball. Herausstechend ist hierbei meiner
Ansicht nach die große Angst vor einer minderen Andersartigkeit und deren
Seite 16
Lebensform, wodurch über Jahrhunderte weg
eine eigentlich selbstverständliche
Lebensform im Laufe der Geschichte zur exkludierten Minderheit gedrängt wurde.
Ich sehe auf Grund dessen eine große und langwidrige Aufklärungsarbeit seitens der
in den letzten Jahren entstandenen Projektgruppen, welche ich genannt habe, die
sicherlich noch viel Zeit in Anspruch nehmen wird. Trotz alledem empfinde ich einen
Fortschritt der gesellschaftlichen Weiterentwicklung in Bezug auf die Akzeptanz
homosexueller Menschen gesamtgesellschaftlich, aber auch- wenn nicht gerade
rasant- eine positive Entwicklung im Bereich des (professionellen) Fußballs. Einen
großen Schritt in diese Richtung wäre meiner Ansicht nach sicherlich ein öffentliches
Outing einiger Stars aus der Bundesliga, und das auch eher aus der männlichen
Kategorie, zumal der Hype dort um weiten größer und fanatischer ist, als bei den
Frauen.
Dafür ist die wichtige Arbeit der lesbisch-schwulen Organisationen weiterhin von
Nöten, aber vor allem auch die Sicherheit und die Unterstützung seitens der
Offiziellen wie die des DFB, der ganzen Vereine inkl. Trainer- und Betreuerstab,
sowie den Verbänden.
Seite 17
5. LITERATUR- UND QUELLENVERZEICHNIS
Aldrich, Robert (2007): Gleich & anders: Eine globale Geschichte der
Homosexualität, Hamburg: Murmann
Connell, Robert W. (2000): Der gemachte Mann. Konstruktion und Krise von
Männlichkeiten, Opladen
Hausen, Karin (1976): Die Polarisierung der „Geschlechtscharaktere“. Eine
Spiegelung der Dissoziation von Erwerbs- und Familienleben, in: Sabine Hark (Hg.)
(2001): Dis/Kontinuitäten: Feministische Theorie, Opladen, Leske & Budrich
Jagose, Annamarie (2001): Queer Theory. Eine Einführung, Berlin: Querverlag
GmbH
Rautenberg, Michael / Tillmann, Angela / Böhnisch, Lothar (Hrsg.) (2008):
Doppelpässe. Eine sozialwissenschaftliche Fußballschule, Weinheim und München:
Juventa Verlag
Walther-Ahrens, Tanja (2011): Seitenwechsel. Coming-out im Fußball, Gütersloher
Verlagshaus
Leibfried, Dirk / Erb, Andreas (2011): Das Schweigen der Männer. Homosexualität
im deutschen Fußball, Göttingen: Verlag Die Werkstatt
Internetquellen:
Bechthold, Adrian (2011): Ein Mann, den es eigentlich nicht gibt. Gespräch mit
einem
schwulen
Bundesligaspieler,
online
unter:
http://www.fluter.de/de/114/thema/10768/
Degele, Nina / Janz, Caroline (2011): Hetero, weiß und männlich? Fußball ist viel
mehr, Eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zu Homophobie, Rassismus und
Sexismus im Fußball, Berlin, online unter: http://library.fes.de/pdf-files/do/08165.pdf
Schaaf, Daniela / Nieland, Jörg-Uwe (2011): Der Widerspenstigen Zähmung. Zur
Sexualisierung
des
Frauenfußballs,
Argument
Verlag,
online
unter:
http://www.linksnet.de/files/pdf/DA290_schaaf-nieland.pdf
http://www.amballbleiben.net
http://www.f-in.org/
http://www.fussball-gegen-homophobie.de/
http://www.queerpasssanktpauli.de/
Seite 18
6. ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
DFB – Deutscher Fußballbund
UEFA - Union des association’s européennes de football
GFSN - Gay Football Supporters Network
FARE - Football against Racism in Europe
QFF - Initiative Queer Fanclubs
Herunterladen