U NIVERSIT ÄT KONSTANZ L EHRSTUHL F ÜR P RAKTISCHE I NFORMATIK Prof. Dr. D. Wagner / Annegret Liebers September 1998 Grundlagen: Begriffe zu Graphen Das erste Lehrbuch zur Graphentheorie war [Kön36]. (Der Nachdruck [Kön50] ist in der Unibib vorhanden.) Unter den vielen modernen“ Graphentheoriebüchern gibt es mehrere algorithmisch orientierte. ” Empfehlenswert ist [Jun94]. ! $ & $ % $ Ein (endlicher, einfacher, ungerichteter) Graph ist ein Tupel , wobei eine endliche Menge (o.B.d.A. ) und eine Teilmenge der zweielementigen Teilmengen von ist. Die Elemente heißen die Knoten (auch Ecken, engl. vertices oder nodes), die Elemente die Kanten (engl. edges) von . Werden Knoten- oder Kantenmenge nicht mehr als endlich vorausgesetzt, spricht man von einem unendlichen Graphen. Sind Kanten der Form (Schlingen) oder mehrere Kanten mit und (Mehrfachkanten, parallele Kanten) erlaubt, ist der Graph nicht mehr , sondern Paare , so einfach. Sind die Kanten nicht zweielementige Teilmengen von ist der Graph gerichtet. Die folgenden Definitionen und Aussagen beziehen sich auf endliche, einfache, ungerichtete Graphen, lassen sich jedoch leicht auf nicht einfache oder auf gerichtete Graphen übertragen. $ $ & % (& ) * "# $% '& % $ &) +, .-/01#2-/43 !3 5 -/ 5 6#7-843 !3 :9 ;<1=' <-/>9: @?A 1= B 8 F 1 = CEO D Q I *3 5 ; D \ 8 M P CGDIH J DLK 9 % 9 9NDH : % LDLK R:9TS :U WV(X7V % EVZY[V D viele verschiedene Möglichkeiten, Kanten zwischen Knoten zu setzen oder nicht Offenbar gibt es ] zu setzen; es gibt also gerade ebenso viele verschiedene Graphen auf (numerierten oder markierten, d.h. unterschiedenen) Knoten. Viele dieser Graphen unterscheiden sich1 jedoch in der Numerierung _ lediglich ^ ' ihrer Knotenmenge: Zwei Graphen und heißen isomorph, in Zeichen % % % %P` , falls es eine Bijektion a -I %Pb gibt, so daß gilt: :9 dc :a 9 e a f . und eine Kante "h in einem Graphen ij1=' sind inzident zueinander, falls Ein Knoten g die einen gemeinsamen Endknoten haben, heißen ebenfalls zueinander. Zwei Gk" . Zwei Kanten, heißen .inzident adjazent, verbunden oder benachbart, falls Die Nachbarschaft eines Knoten 9 E : 9 *-/ :9k m3 9 n der Nachbarn von . Knotens G ist die Menge l p-8F3 l 3 eines Knotens q zählt die Kanten, die in dem Graphen zu Knotengrad. Der Grad o inzident sind. Wir schreiben or , wenn wir betonen wollen, daß sich der Grad auf den Graphen Die Anzahl der Knoten eines Graphen wird als die Ordnung von bezeichnet, die wir durchweg mit notieren. Die Anzahl seiner Kanten bezeichnen wir mit . Für eine Kante werden die Knoten und ihre Endknoten oder Endpunkte genannt. Das Komplement eines Graphen ist . Ein Graph ohne Kanten heißt auch leer oder trivial. Sein Komplement, der Graph , heißt vollständig und hat Kanten. Ein Graph heißt vollständig bipartit. bezieht. Da jede Kante an ihren beiden Endpunkten einen Beitrag von 1 zu deren Grad liefert, gilt s o = ]L5 :t u (1) Daß auf einem Empfang gerade viele Gäste ungerade vielen anderen Gästen die Hand schütteln ist die Knobelversion der leichten Übung Ein Graph hat eine gerade Anzahl von Knoten ungeraden Grades. 1 o = ! G o heißt isoliert. In C D 6# -regulär. -/ \Ein 3- o G n 6# -/ \o *- W p i + Adjazenzmatrix. 6#( S/U V SeiX YnV , mit ein Graph. Dann heißt die folgende symmetrische Matrix Ein Graph heißt r-regulär, falls für alle . Ein Knoten mit ist einem trivialen Graphen sind also alle Knoten isoliert, der vollständige Graph regulärer Graph heißt auch kubisch. Der maximale Grad in einem Graphen wird mit , der minimale mit bezeichnet. S6J U -/ X Y G falls sonst S X o t:u o ]A5 % k + 7% << ein Graph. Die Adjazenzlisten von bestehen aus Folgen (Listen), Adjazenzlisten. Sei einer für jeden Knoten. Die Adjazenzliste für den Knoten enthält alle Knoten aus l . Subgraphen. eines Graphen ( ' 7 heißt (schwacher) Subgraph (oder-2auch ^ 1 r ' r Ein , inGraph Teilgraph) r existiert, Zeichen , falls eine injektive Abbildung daß a b ' & "! Aa 9 e a f r . Insbesondere ist also jeder Graph mit # sor und gilt 9 %$ )(+* r Subgraph von . Ein Subgraph eines Graphen heißt durch , induziert, falls - 9 r - 9 , er die beide Endpunkte in haben, d.h. falls alleW Kanten $ & ( von * r . enthält, in einem Graphen induzierten / Den von einer Knotenmenge . G ZSubgraphen G6# . bezeichnen wir mit .10 . Ein Subgraph eines Graphen heißt aufspannend, falls heißt Clique in einem Graphen , falls Cliquen und unabhängige Mengen. Eine Knotenmenge 2 heißt unabhängig oder sta/ der von 2 induzierte Subgraph 20 vollständig ist. Eine Knotenmenge . / bil, falls keine zwei Knoten aus . benachbart sind, d.h. falls der von . in induzierte Graph .10 6trivial # , die ist. Die Größe einer kardinalitätsmaximalen Clique in einem Graphen heißt die Cliquenzahl 354 Größe6# einer kardinalitätsmaximalenm unabhängigen die Stabilit äts- oder Unabhängigkeits offenbar eineKnotenmenge zahl 6 . Da eine Knotenmenge 2 Clique in einem Graphen ist genau dann, wenn 6# 6 . Für den vollständigen sie im Komplementgraphen stabil ist, gilt also Graphen C D auf 7 3 4 Knoten gilt beispielsweise 354 CWD 4 und 6 C!D . Sei ein Graph und ein Knoten in einer 3 3 V 6# folgt kardinalitätsmaximalen Clique 2 von . Wegen l die Adjazenzmatrix von . Die -te Zeilen- oder Spaltensumme von ist also gerade ; die Anzahl der Einsen in ist . Wir beobachten ferner, daß zwei Graphen und der Ordnung genau dann isomorph sind, wenn es eine Permutationsmatrix gibt, so daß für die zugehörigen Adjazenzmatrizen gilt: . . . 7V354 1# V 6#98 . V 3 . A3 8 3 . C3 B 1# (2) ?. Wenn dagegen eine (inklusions-) maximale stabile Menge ist, dann ist jeder Knoten in zu einem Knoten aus adjazent (denn sonst könnte man ihn zu hinzufügen und erhielte eine noch größere stabile Menge) und daher gilt . Es folgt oder ( . ;O :=< ?u > 6#8 l @\ V 3 . 3 V6 6# V (3) Gleichheit gilt in (2) bzw. (3) jeweils z.B. beim trivialen bzw. beim vollständigen Graphen, aber nicht im allgemeinen. 2 ] Knoten, 5 Kanten, 3 ] Zusammenhangskomponenten, Abbildung 1: Dieser Graph hat 354 und Unabhängigkeitszahl 6 . Der Maximalgrad ist , der Minimalgrad ist Cliquenzahl . Der durch die Knoten 1 bis 6 induzierte Teilgraph ist zusammenhängend und hat Radius 2 und Durchmesser 3. Der Graph ist planar, aber die hier gezeigte Darstellung ist keine planare Einbettung. % ) = R S ZV X V X i LS LS % % V0X V I S = D % % 9 9 9 Z Übung Jeder 9 - -Weg mit 9 enthält einen 9 - -Pfad. Ein kürzester 9 - -Weg ist ein 9 - -Pfad. @ bezeichnen wir den Abstand (die Distanz) zweier Knoten 9 , im Graphen , wobei Mit @oRX o 9 X 9 definiert die Länge eines kürzesten 9 - -Pfades in — falls es keinen 9 - -Pfad in gibt, @ 9 P-/ ist als. Ein so sei oX Graph heißt zusammenhängend, wenn zwischen je zwei Knoten 9 h ein 9 - -Weg in existiert. Die zusammenhängenden Subgraphen eines Graphen mit inklusionsmaximalen Knotenmengen heißen seine (Zusammenhangs-)Komponenten. Offenbar gehört Knoten zu genau 6# jeder einer Komponente; verschiedene Komponenten wiederum sind knotendisjunkt. 3 bezeichne 1#= genau dann, wenn zusammenhängt.dieDieAnzahl der Komponenten eines Graphen . Es ist also 3 Relac oRX @ 9 bildet eine Äquivalenzrelation auf , ihre Äquivalenzklassen sind gerade tion 9 ` die Knotenmengen der Zusammenhangskomponenten von . 1# eines zusammenhängenden Graphen ist als die Länge eines längsten Der Durchmesser oRX 5 6#,-8% "! J t:u oX @# 9 . Der Radius C o 6# eines zukürzesten Weges in definiert, d.h. oRX 5 1# -/ $! u t:u oX @# 9 . sammenhängenden Graphen ist hingegen o % % Q in einem Graphen heißt geschlossen oder Zykel, falls Zykeln und Kreise. Ein Weg Der . Ein Zykel mit 4& , bei dem die Knoten % M ('M% paarweise verschieden sind, heißt Kreis. Kreis der Länge wird mit 2 D notiert. Der Kreis 2&) ` C ) heißt auch Dreieck. 6# (engl. girth) eines Graphen bezeichnet die Länge eines kürzesten Kreises in , Die Taillenweite * Wege, Pfade, Zusammenhang. Ein Weg (engl. walk) ist eine Folge von (nicht notwendig verschiedenen) Knoten , wobei entweder , oder so daß für gilt: . Seine Länge ist die Anzahl der Kanten, die er enthält. Ein Weg , mit oder bei dem (falls ) alle Knoten , paarweise verschieden sind, heißt Pfad (engl. path). Ein Pfad auf Knoten wird mit bezeichnet und hat die Länge . Der Pfad , der nur aus einem einzigen Knoten besteht, heißt trivial. Der Knoten heißt der Anfangsknoten des Pfades und sein Endknoten; alle anderen Knoten heißen die inneren Knoten des Pfades . Ein - -Pfad ist ein Pfad mit Anfangsknoten und Endknoten (mit falls ). 1 bzw. ist als definiert, falls 5 = kreisfrei ist. + 9 + 9 3 + + + + + 5 G 2>G1# + o = + ,.-0RY/214O 3658795;:=<?,.-0>/21F@BKLZADCFCPE9OQSG R[,.-0/21FKO\C]L^Q ZL C$OX_`5 H , I J / F 1 M K N L P C O S Q T R V A W U X L ,HI- /J1FKMLNCPabQSc ,H-I/J1FKMLNCPOQedf,.-0/21FKO\C]abQ LNC$OC]ag_ 5 Bäume und Wälder. Ein zusammenhängender Graph , der keinen Kreis enthält, heißt Baum und hat viele Kanten. Für zwei Knoten in gibt es genau einen - -Pfad in . Ist kreisfrei, aber nicht unbedingt zusammenhängend, so heißt Wald und es gilt . Ist ein Baum Teilgraph eines Graphen mit , dann heißt aufspannender Baum von . Ein Knoten in einem Wald mit heißt Blatt. 1 Die Distanzabbildung gilt für alle definiert eine Metrik auf der Menge der Knoten eines Graphen [es (Definitheit), für alle (Symmetrie) sowie (Dreiecksungleichung)]. 3 -] -- ] -- ] ] -- ] Abbildung 2: Die Adjazenzmatrix und die Adjazenzlisten zum Graphen in Abbildung 1 Abbildung 3: Zwei planare Einbettungen desselben Graphen mit jeweils 4 Facetten Abbildung 4: Die kleinsten nicht planaren Graphen sind 4 C und C) J ) + 4 + o L= G 9X :9 9 A 9 X G Ein Wurzelbaum (engl. Out-tree oder rooted tree) ist ein Baum zusammen mit einem ausge, der Wurzel (engl. root) von . Abweichend von obiger Definition wird in zeichneten Knoten einem Wurzelbaum i.a. nicht als Blatt aufgefaßt, auch wenn . heißt Nachfolger von , wenn es einen - -Pfad gibt, der enthält, und wenn . Wenn zusätzlich , heißt direkter Nachfolger von . Wenn (direkter) Nachfolger von ist, dann heißt (direkter) Vorgänger von . Die -te Schicht eines Wurzelbaums besteht aus allen mit dist . 9 X 9 >1=' 9 Einbettungen und planare Graphen. Ein Graph wird auf natürliche Weise durch eine Einbettung in die Ebene dargestellt, indem Knoten durch (paarweise verschiedene) Punkte und Kanten durch ihre Endpunkte verbindende Linien dargestellt werden. Wenn ein Graph so dargestellt werden kann, daß je zwei Linien zu Kanten ohne gemeinsamen Endpunkt sich nicht schneiden, so heißt der Graph planar. Eine planare Einbettung eines (planaren) Graphen teilt die Ebene in Gebiete (oder Facetten) ein. Für die Anzahl der Facetten gilt (Euler a 5 8 a ] 5 V e Daraus folgt eine obere Schranke für die Kantenzahl eines planaren Graphen: (für ` “ von Graphen ist eine Äquivalenzrelation auf der Menge aller Graphen. ” . Man finde den (einzigen) selbstkompleÜbung Ein Graph heißt selbstkomplementär, falls ` Übung Die Isomorphie mentären Graphen auf 4 und die beiden auf 5 Knoten. ] ] Übung Jeder Graph mit Knoten hat zwei Knoten desselben Grades. Bestimme Graphen auf Knoten, die verschiedene Grade haben. Übung Ein kubischer Graph hat gerade viele Knoten. Es gibt kubische Graphen der Ordnung für jedes gerade . o 6# V oRX 5 6 # V ] o 1#e Übung Für jeden zusammenhängenden Graphen gilt: Man finde für jede dieser Ungleichungen Graphen, bei denen Gleichheit gilt. Übung Mindestens einer der Graphen und ist zusammenh ängend. 5 $ D 'Q % ( ist zusammenhängend. 6# V ] ist die disjunkte Vereinigung von Kreisen und Pfaden. Übung Ein Graph mit Übung Ein Graph mit 5 Literatur [Jun94] Dieter Jungnickel. Graphen, Netzwerke und Algorithmen. BI-Wissenschaftsverlag, 1994. Unibib KN: kid 114/j96a(3), kid 604/j96, lbs 840/j96. [Kön36] Dénes König. Theorie der endlichen und unendlichen Graphen. Kombinatorische Topologie der Streckenkomplexe. Akademische Verlagsgesellschaft, Leipzig, 1936. [Kön50] Dénes König. Theorie der endlichen und unendlichen Graphen. Kombinatorische Topologie der Streckenkomplexe. Chelsea, New York, 1950. Unibib KN: mat 9:ko26/t42. Reprint of the 1936 edition by Akademische Verlagsgesellschaft, Leipzig. 6