Energiemethoden der Mechanik / Prof. Popov / Vorlesung 5. I. Zwangskräfte (Fortsetzung) II. Potentielle und kinetische Energie eines elastischen Stabes, Eigenschwingungen ∂u I. Lagrangesche Gleichungen 1. Art für ein Spannung: σ = Eε = E . Kraft: ∂x System mit mehreren Bindungen ∆l AE Gibt es in einem mechanischen System mit Fi = Aσ i = AEε i = AE i = ∆li = k ∆li ⇒ der Lagrangefunktion L r Bindungen, die li li mittels der Bindungsgleichungen AE Steifigkeit eines Elementes: k = . g k (q1 ,..., qs ) = 0 , k = 1,..., r li dargestellt werden können, so haben die BePotentielle Energie eines Elementes: wegungsgleichungen die Form: 2 2 ∆li AE 2 AE ∆li U = k = ∆ l = l = i i 2 i Lagrangesche Gleichungen 1. Art 2 2 l 2 l i i r d ∂L ∂L ∂D ∂g 2 − + = Qi + ∑ λk k AE 2 AE ∂u dt ∂qɺi ∂qi ∂qɺi ∂ q k =1 = ε i li = i li 2 2 ∂x i g1 ( q1 , q2 ,..., qs ) = 0 Potentielle Energie des ganzen Stabes: 2 ......... AE ∂u U = ∑U i = ∑ g r ( q1 , q2 ,..., qs ) = 0 li 2 ∂x i i i Beispiel: Ein Pendel. Man stelle die Beweoder gungsgleichungen auf und 2 l l AE ∂u AE 2 gebe die Stangenkraft an. U =∫ dx = ∫ u ′ dx r =l 2 ∂x 2 0 0 Lösung: Die Lagrangefunktion Kinetische Energie des Stabes: ohne Berücksichtigung der l l ϕ Zwangsbedingung ist v2 uɺ 2 K = dm = ρ A ∫0 2 ∫0 2 dx . 1 1 L = mrɺ 2 + mr 2ϕɺ 2 + mgr cos ϕ 2 2 Lagrangefunktion: Die Zwangsbedingung ist r − l = 0 , somit 2 l uɺ 2 AE ∂u g ( r,ϕ ) = r − l . L = ∫ρA − dx 2 2 ∂x 0 Die Lagrangegleichungen sind: ∂g B. Lagrangefunktion eines elastischen Sta=λ 1) mrɺɺ − mrϕɺ 2 − mg cos ϕ = λ ∂r bes in Fourier-Darstellung ∂ g Betrachten wir einen an beiden Enden festge2) mr 2ϕɺɺ + 2mrrɺϕɺ + mgr sin ϕ = λ =0 spannten elastischen Stab der Länge l (Rand∂ϕ bedingungen u (0) = 0 , u (l ) = 0 ): 3) r - l = 0 ⇒ ɺɺ r = 0. Die zweite Gleichung ist die gesuchte Beweu gungsgleichung und die erste gibt die Zwangskraft an: 0 ∂g x Fr = λ = − mrϕɺ 2 − mg cos ϕ . l ∂r Mit welchen generalisierten Koordinaten II. Kontinuierliche Medien kann man einen Stab beschreiben? A. Potentielle und kinetische Energie eines deformierten Stabes x x + dx x li Erste Möglichkeit: u ( x ) ; hier spielt u die Rolle von generalisierten Koordinaten und x die Rolle des Indexes i, welcher Koordinaten nummeriert. Zweite Möglichkeit: Jede nicht singuläre Funktion kann auf dem Intervall (0, l ) in eine Taylor-Reihe entwickelt werden: 1 ∞ u ( x, t ) = ∑ an (t ) x n . Die Entwicklungskoefn =0 fizienten an können als generalisierte Koordinaten gewählt werden. Dritte Möglichkeit: Jede Funktion, die den Randbedingungen u (0) = 0 , u (l ) = 0 genügt, kann auf dem Intervall (0, l ) in eine FourierReihe entwickelt werden: ∞ π nx n =0 l u ( x, t ) = ∑ an (t )sin . Die Fourier-Koeffizienten an können ebenfalls als generalisierte Koordinaten gewählt werden. Weitere Möglichkeiten: ∞ u ( x, t ) = ∑ an (t )ϕ n ( x ) , wobei ϕ n ( x ) ein voln =0 ler Satz von Basisfunktionen (es gibt verschiedene). Betrachten wir näher die dritte Wahl der generalisierten Koordinaten: ∞ π nx n =0 l u ( x, t ) = ∑ an (t )sin . Wir leiten her die Bewegungsgleichungen für die generalisierten Koordinaten an . Zu diesem Zweck muss die Lagrange-Funktion des Stabes l 1 L = ∫ ( ρ Auɺ 2 − AEu '2 )dx als Funktion der 20 generalisierten Koordinaten dargestellt werden. Die Ableitungen sind: ∞ π nx , uɺ ( x, t ) = ∑ aɺn (t )sin l n =0 ∞ π nx πn u '( x, t ) = ∑ an (t ) cos l l n=0 l ∞ ∞ 1 π nx π kx ρ Aaɺ n2l K = ∫ ∑ ρ Aaɺ n aɺ k sin sin dx = ∑ 2 0 n ,k =1 l l n=0 4 Die Lagrangegleichungen d ∂L ∂L − =0 dt ∂aɺ n ∂an lauten: π 2n 2 ɺɺ = 0. ρ Aan l + AEan l Diese Gleichung beschreibt harmonische Schwingungen mit der Kreisfrequenz E πn ωn = . ρ l Wir haben gefunden, dass die Bewegungsgleichungen für alle generalisierten Koordinaten an unabhängig von einander sind! Die allgemeine Lösung für die Koordinate an (t ) lautet: an (t ) = An cos ωn t + Bn sin ωn t = An cos E πn E πn t t + Bn sin ρ l ρ l Wenn wir eine Deformation haben, bei der zum Zeitpunkt t = 0 nur eine Koordinate an verschieden von Null war, so ist dies auch zu einem beliebigen späteren Zeitpunkt gültig. In diesem Fall ist die Verschiebung durch den Ausdruck u ( x, t ) = an (t )sin π nx l gegeben. Diese Funktion heißt die n-te Eigenform der Schwingungen des elastischen Stabes. Der Stab oszilliert dabei mit einer konE πn stanten Frequenz ωn = , welche als ρ l n-te Eigenfrequenz bezeichnet wird. Die generalisierten an Koordinaten heißen Normalkoordinaten des Stabes. Die allgemeine Lösung für die n-te Eigenform ist E πn E π n π nx u ( x, t ) = An cos t sin t + Bn sin ρ l ρ l l 1 ∞ πn πk π nx π kx U = ∫ ∑ AEan ak cos cos dx 2 0 n , k =1 l l l l mit beliebigen Konstanten An und Bn , deren Werte von den Anfangsbedingungen abhängen. 1 ∞ πn AEan2 ∑ l 4 n =1 l Die Lagrangefunktion: 2 2 ∞ ρ Aaɺn2l 1 ∞ 2 π n L=∑ − ∑ AEan . 4 4 n =1 l n =0 Im zweiten Teil des Kurses, der Kontinuumsmechanik, werden wir diese Lösung auf einem anderen Weg, als die sogenannte Bernoullische Lösung der Wellengleichung, bekommen. l 2 = 2