S T Ö R F E S T I G K E I T sind durch sogenannte psophometrische Überspannungen und Störspannungen beherrschen Die psophometrische Gesamtspannung Beim Bau von Telekommunikations- oder Computersystemen in der Nähe quenz f, pf der psophometrische Gewich- von Starkstrom- und Bahnstromanlagen sind Überspannungen und Stör- tungsfaktor für f, p800 der psophometri- spannungen, die durch Leitungen oder netzfrequente Vorgänge entstehen, sche Gewichtungsfaktor für die Frequenz sorgfältig zu berücksichtigen. Die Kopplungen zwischen störenden und 800 Hz. Werte definiert. Psophometrische Koeffizienten berücksichtigen die Gewichtung jeder Frequenz für das menschliche Ohr. Up ergibt sich aus folgender Beziehung: Up = 1 ⋅ Σ( pf Uf )2 p800 (1) Hierin ist Uf die Spannung für die Fre- gestörten Leitungen sind im wesentlichen elektrischer und/oder magne- Das bei der Übertragung eines Fern- tischer Art. Die Untersuchung dieser galvanischen, kapazitiven und induk- gesprächs tiven Kopplungen sowie die Berechnung der möglichen Über- bzw. Stör- liegt zwischen 300 und 3400 Hz. Die spannungen helfen, Anlagen vor solchen Störungen zu schützen. verwendete Frequenzband zulässigen psophometrischen Grenzwerte für Fernsprechleitungen betragen 230 mV G Überspannung ergibt sich durch vektoriel- für entsprechend europäischen Normen (CE- le Addition der Einzelwerte. (NMV). für die asymmetrische (CMV) und 0,5 mV eräte und Systeme müssen heute Kennzeichnung) zertifiziert werden und die symmetrische Störspannung Die Berechnung der psophometrischen dafür bestimmte Forderungen erfüllen. Die Grenzwerte für die Zertifikation erfolgt nach EU-Rahmen- zulässigen Überspannungen angeschlossenen richtlinien. Die erste ist die sogenannte Überspannungen in Steuer- oder Kommu- Ohne Kenntnis des Schaltplans läßt sich Maschinenrichtlinie, die seit dem 1. Ja- nikationskabeln dürfen zu keiner Beein- die symmetrische Störspannung nicht nuar 1995 gilt. Die zweite ist die EMV- trächtigung der Sicherheit (Schutz gegen ermitteln. Richtlinie, gültig ab 1. Januar 1996. Die gefährliche Körperströme), der Anlage als dritte, die Niederspannungsrichtlinie, tritt solcher und des Betriebs führen. symmetrischen Störspannung ist von den Geräten abhängig. Den psophometrischen Gewichtungsfaktor nach CCITT zeigt die rote Kurve 1 , am 1. Januar 1997 in Kraft. Alle elek- Hinsichtlich der gefährlichen Körper- trischen und elektronischen Geräte und ströme sind in diesen Kabeln in Schweden tungsfaktor die blaue Kurve – der Unter- Systeme und Anlagen für den europäi- folgende Grenzwerte zulässig: schied ist gering. schen Markt müssen heute der EMV- Ueff ≤ 50 V während t ≥ 1 s Richtlinie entsprechen. Ueff ≤ 430 V während 0,5 < t < 1 s Galvanische Kopplung Ueff ≤ 650 V während t ≤ 0,5 s Eine galvanische Kopplung tritt auf, wenn Störspannungen haben in letzter Zeit Die zulässigen Grenzwerte bezüglich zwei Stromkreise eine gemeinsame Kopp- Eisenbahnen des Anlagenschutzes sind für jede Anlage lungsimpedanz haben. Ein typischer Fall ist in 2 dargestellt. u. a. in Kontrolltürmen von Flughäfen und Verkehrsleitzentralen von den in den USA verwendeten Gewich- Störungen verursacht. Das unterstreicht spezifisch und Teil der Anlagenkonstruk- erneut, wie wichtig es ist, zumindest die tion. Die zulässigen Werte für ungestörten Minimalforderungen der unterschiedlichen Betrieb sind ebenfalls von Konstruktion EU-Rahmenrichtlinien zu erfüllen. und Funktion der Anlage abhängig. sind ZC Z G + ZL (2) besonders Die gemeinsame Kopplungsimpedanz ZC in der Nähe von Starkstromleitungen und heikel, da sie mit sehr niedrigen Span- besteht in der Praxis aus Wirk- und Blind- Bahnstromnetzen auftreten, müssen des- nungen und in einem breiten Frequenz- widerstand und ist viel kleiner als die halb im voraus berechnet werden, und band arbeiten. Die zulässigen Grenzwerte Summe der Impedanzen ZG und ZL: Überspannungen, die in Installationen Fernsprechanlagen UX = UG ⋅ ZC << ZG + ZL. zwar bezüglich der elektrischen Sicherheit und der elektromagnetischen Veträglich- Kapazitive Kopplung keit (EMV). Bei kapazitiver, ohmscher und induktiver Kopplung sind die Überspannungen getrennt zu berechnen. Die resultierende 34 ABB Technik 8/1996 Prof. Dr. Sten Benda Kapazitive Kopplungen haben die größten ABB Industrial Systems AB Auswirkungen in Hochfrequenzanlagen. Unkenntnis oder Unachtsamkeit bei der S T Ö R F E S T I G K E I T Kapazität zwischen konzentrischen Leitern 10 Die Kapazität zwischen zwei Zylindern 4 ergibt sich aus der Beziehung: 1 C= 2 πε l ln ( R2 / R1 ) (5) 0.1 Kapazität zwischen zwei oberhalb der Erde verlegten Leitern 0.01 Um die kapazitive Kopplung zu berech- p nen, ist es am einfachsten, zwei spiegelverkehrte Leiter zu analysieren 5 . 0.001 100 1000 Hz Zur Berechnung der Kapazität C zwi- 10 000 schen zwei oberhalb der Erde verlegten f Leitern 6 dient folgende Beziehung: Psophometrischer Gewichtungsfaktor p nach CCITT (rot) und die amerikanische Entsprechung (blau) f 1 C= πε l ln ( D / R ) (6) Sie ist mit Gl. (4) identisch. Wenn die Frequenz Leiterradien mit R1 und R2 und deren Höhe über dem Erdboden mit h1 und h2 Installation können ernsthafte Störungen Kapazität zwischen zwei bezeichnet werden 5 , gilt: verursachen. Es ist deshalb außerordent- parallelen Leitern lich wichtig, diese Kopplungen zu verste- Wenn ε die Dielektrizitätskonstante und hen, um mit Hilfe der Kopplungsimpedanz Radius R1 << D und R2 << D ist 3 , so die jeweiligen Kopplungsverhältnisse be- ergibt sich eine Kapazität von: rechnen zu können. Die Kapazität zwischen zwei leitenden C= ln Komponenten ist von deren Ladung und πε l D (3) 2 πε l ( h2 + h1 )2 2 h1 2 h2 ln ⋅ − ln R1 R2 ( h2 − h1 )2 + D 2 (7) Induktiv erzeugte asymmetrische Störspannungen R1 R2 Potentialunterschied abhängig. Bei der C= Induktiv erzeugte asymmetrische Stör- Berechnung der Kapazität beschränkt Bei gleichen Leitern R1 = R2 = R beträgt spannungen sind bei der Berechnung von man sich auf die Potentialunterschiede. sie: Über- und Störspannungen netzfrequenter Bei der Analyse der Verhältnisse zwischen zwei Leitern geht man von zwei unendlich C= langen Zylindern aus. Galvanische Kopplung durch eine gemeinsame Impedanz ZC 2 der kapazitiven Kopplung mit spannungsführenden Leitern verursachten Über- und 3 4 Kapazität zwischen konzentrischen Leitern Abstand der Leiter voneinander Leiterradius Spannung Abstand zu U = const ZL U = const ZC U1 Z2 (4) Kapazität zwischen zwei parallelen Leitern D R U h ZG Vorgänge besonders zu beachten. Die von πε l ln ( D / R ) U2 R1 R2 R1 R 2 UX h2 h1 D ABB Technik 8/1996 35 S T Ö R F E S T I G K E I T Der Strom in der störenden Leitung 2 Der störende und der gestörte Stromkreis r12 bestehen aus einem oder mehreren Leitern k 1 rpk r1´2 mit Erde als Rückleiter. Der Fall, bei dem p h2 die Erde nicht Rückleiter ist, wird später rp´k h1 hk hp behandelt. Für eine Hochspannungs-Drehstromleitung gilt dies nur für die Nullkomponente des Stroms. Die Mit- und Ge- p´ 1´ genkomponenten fließen nicht über Erde rpk´ zurück, und infolge des relativ kleinen Ab- r1 2´ stands zwischen den Außenleitern sind k´ ihre Auswirkungen gering. Gewöhnlich 2´ wird I1 als Summe der Nullkomponentenströme (= 3I0) verwendet, soweit nicht das D Steuerkabel in unmittelbarer Nähe der Starkstromleitung liegt. Wenn sich das Allgemeine Analyse mit Hilfe spiegelverkehrter Leiter (1’, 2’ bzw. p’, k’) 5 Steuerkabel nahe bei der Starkstromleitung befindet, muß man bei empfindlichen D h r Abstand der Leiter voneinander Abstand der Leiter von Erde Abstand zwischen spiegelverkehrten Leitern Geräten mit unterschiedlichen Induktionen von jedem Außenleiter rechnen. Der in der betrachteten Anlage an unterschiedlichen Fehlerstellen auftretende Störspannungen können dagegen ver- Induktivität in H zwischen der störenden Nullkomponentenstrom sei als bekannt nachlässigt werden – zumindest, wenn die Leitung und dem Steuerkabel. Dabei vorausgesetzt. Um die maximale EMK zu Kabel abgeschirmt sind. Neben kapazi- wurde vorausgesetzt, daß etwaige Kabel- ermitteln, sind häufig Berechnungen für tiven Kopplungen mit stromführenden Lei- mäntel und metallische Leiter voneinander mehrere Fehlerstellen erforderlich. tern treten auch ohmsche Kopplungen auf. isoliert sind. I1 ist der ungünstigste Strom Der vorherrschende Fall ist hier die Kopp- in der Leitung und k ein Reduktionsfaktor Gegenseitige Induktivität lung durch den Erdungswiderstand des zur Berücksichtigung der in der Nähe Unter der Voraussetzung, daß die Erde Umspannwerks (erhöhtes Erdpotential). liegenden Kabelmäntel und Leiter. homogen ist und außerdem die störende Die induzierte EMK ergibt sich aus der Beziehung: Wenn die angeschlossenen Geräte gegen höhere Frequenzen als die Grundfrequenz empfindlich sind, müssen die E 2 = ω MI1 k (8) Oberwellenströme in der Starkstromleitung berechnet werden. Diese Berech- Hierbei ist E2 die induzierte EMK im Leiter nung ist sehr kompliziert und unsicher, so des Steuerkabels in V, ω = 2π f die Kreis- daß sich eine Messung der induzierten frequenz (f in Hz) und M die gegenseitige EMK empfiehlt. und die gestörte Leitung parallel verlaufen, beträgt die gegenseitige Induktivität: 0, 6 ρ ⋅ 106 M = m0 l = 10 –7 ln 1 + ⋅ l (9) fd 2 Zwei Leiter in gleicher Höhe oberhalb der Erde D h Abstand der Leiter voneinander Abstand der Leiter von Erde Tabelle 1: Näherungswerte für den spezifischen Widerstand D Bodenart Spezif. Widerstand ρ Ωm Kohle, Mineralschicht (Erz) Leichter Ton, Alluvion Kreide, Mergel, Ton ohne Alluvion Quarz, Kalkstein, Sandstein, Tonschiefer Gestein, Schiefer, Granit, Kies 1–3 5 – 20 20 – 100 100 – 1000 1000 – 10000 36 ABB Technik 8/1996 h 6 S T Ö R F E S T I G K E I T 5 mH / km 2 2 mH/km 1 1 0.5 10000 2500 0.5 0.2 0.1 0.1 0.05 m0 500 0.05 0.01 10–4 10–3 10–2 10–1 1 ρ = 0.15 Ωm m0 0.02 0.01 0.1 0.02 10 1 10 50 100 100 1000 m d dα 7 8 7 Gegenseitige Induktivität in Funktion von dα m0 d α 1000 0.2 5 mH / km 2 Gegenseitige Induktivität/Länge Abstand zwischen störender und gestörter Leitung Siehe Gl. (10) 10000 1 2500 1000 500 0.5 Gegenseitige Induktivität in Funktion von d bei 50 Hz 0.2 8 0.1 m0 d ρ Gegenseitige Induktivität/Länge Abstand zwischen störender und gestörter Leitung Spezifischer Erdwiderstand m0 9 Gegenseitige Induktivität in Funktion von d bei 16 2⁄3 Hz 100 0.05 ρ = 50 Ωm 0.02 0.01 0.1 1 10 100 1000 m d 9 Hierbei ist M die gegenseitige Induktivität Jahren vorgenommen. Falls keine brauch- in H, m0 der Quotient aus gegenseitiger baren Werte vorliegen, kann man z. B. für Länge des Steuerkabels konstant ist, also Induktivität/Länge in H/m (zugleich eine den größten Teil Schwedens einen Mittel- beispielsweise der Abstand zur störenden Wenn m0 nicht über der gesamten Funktion von dα ), l die Länge der paralle- wert von 2500 Ωm benutzen. Eine Aus- Leitung schwankt, ist die Strecke in Teil- len Strecke in m und d der Abstand zwi- nahme ist die südliche Provinz Schonen, strecken zu zerlegen, die getrennt zu schen der störenden und der gestörten in der ein Mittelwert von 100 Ωm gilt. berechnen sind. Danach erfolgt eine Leitung in m. Näherungswerte für den spezifischen Wi- Summierung der Teilinduktivitäten. derstand zeigt Tabelle 1. α = ωµ0 /ρ Die Werte für m0 werden unter der An- In dichtbesiedelten Gebieten befinden nahme berechnet, daß die störende Lei- sich im allgemeinen Rohrleitungen und an- tung unendlich lang ist. Wenn sie im Ver- Hierbei ist ω = 2πf die Kreisfrequenz (f in dere metallische Leiter im Erdboden, gleich zu 1/α kurz ist, kann die wirkliche Hz), µ0 = 4π · 10–7 die Permeabilität im durch die ein großer Teil des Rückstroms Kopplung erheblich kleiner sein als m0. In leeren Raum in H/m und ρ der spezifische fließt. Dieser Umstand läßt sich berück- der Praxis verwendet man dieselbe For- Erdwiderstand in Ωm. sichtigen, indem für den spezifischen mel auch bei kurzen Leitungen; sie ergibt Erdwiderstand fiktiv ein niedrigerer Wert aber einen zu hohen Wert für m0. (10) Die Größe m0 ist komplex. In der Regel ist ihr Phasenwinkel uninteressant, so daß der Absolutwert für die Berechnung ausreicht. eingesetzt wird. Zur Erleichterung der Berechnungen Besondere Verhältnisse dienen Diagramme über die gegenseitige innerhalb von Umspannwerken Induktivität in Funktion von dα 7 bzw. d In Umspannwerken mit einem Maschen- abhängig. bei unterschiedlichen Werten des spezifi- erdseilnetz und anderen metallischen Lei- Messungen des spezifischen Erdwider- schen Widerstands, und zwar für 50 Hz tern in der Erde fließt der größte Teil des Die gegenseitige Induktivität ist vom spezifischen Erdwiderstand stands wurden während einer Reihe von 8 und 16 2⁄3 Hz 9 . Rückstroms durch das Erdleiternetz. Auch ABB Technik 8/1996 37 S T Ö R F E S T I G K E I T hierbei geht man von m0 aus, das jedoch Reduktionsfaktoren matoren mit einem Übersetzungsverhältnis mit einem Reduktionsfaktor zu multipli- In vielen Anlagen versucht man, die indu- von 1 :1, die die Aufgabe haben, den zieren ist. Dieser ist weitgehend vom Ab- zierten Spannungen zu vermindern. Der Rückstrom auf die Schienen bzw. die stand d zwischen störender und gestörter Reduktionsfaktor, Rückleitung zu zwingen. Mit einer Rück- Leitung abhängig. der entsprechenden Maßnahmen an der störenden Leitung zu- leitung gelingt dies am besten (k1 = Der Wert für m0 entspricht ungefähr zuschreiben ist, wird mit k1 bezeichnet, 0,4 – 0,5). Rückleitungen werden auf den dem Wert für die gegenseitige Induktivität, und der Faktor, der Maßnahmen am Steu- Masten in etwa der gleichen Höhe wie die wenn angenommen wird, daß der Rück- erkabel entspricht, mit k2. Im allgemeinen Fahrleitung montiert. strom in einer Ebene mit der Tiefe 1/α ist der Abstand zwischen störender Lei- Bei der Verlegung von Starkstrom- und unterhalb der Erdoberfläche fließt. Für Um- tung und Steuerkabel so groß, daß die ge- Steuerkabeln im selben Strang zusammen spannwerke mit Maschenerdseilnetz trifft genseitige Beeinflussung von k1 und k2 mit einem Schutzerdungsseil gelten ande- diese Annahme recht gut zu. In Umspann- vernachlässigt werden kann. Der resul- re Voraussetzungen. Die Unterdrückung werken durchgeführte Messungen erga- tierende Reduktionsfaktor ist dann das von Störspannungen am Steuerkabel er- ben, daß ein Wert von α = 0,05 m–1 (ent- Produkt aus k1 · k2. folgt durch: sprechend ρ = 0,15 Ωm) eine gegen- Exponierte Erdseile mit guter Leitfähig- seitige Induktivität ergibt, die mit den keit der Anschlußstrecke ergeben eine Meßwerten bei 50 Hz gut übereinstimmt. gute Reduktion, wenn der Wirkwiderstand Mangels umfassenderer Messungen emp- ihrer Erder niedrig ist. In vielen Fällen ist fiehlt sich die Anwendung der Kurve 8 für dieser Widerstand jedoch so groß, daß bei ρ = 0,15 Ωm wie bei Berechnungen in den Berechnungen aus Sicherheitsgrün- Umspannwerken mit Maschenerdseilnetz. den ein Wert von k1 = 1 anzunehmen ist. • Abschirmung und bei Bedarf durch Bewehrung des Steuerkabels • Abschirmung anderer Steuerkabel im selben Strang • Schutzleiter in der Nähe des Steuerkabels Der Reduktionsfaktor k2 wird dann nach Wenn die störende und die gestörte Bei der Bahnstromversorgung fließt der folgender Methode berechnet: Wenn die Leitung in unterschiedlicher Höhe liegen, Strom über die Fahrleitung zur Lokomo- Abschirmung oder der Metallmantel an kann man bei der Berechnung mit aus- tive, während sich der Rückstrom über beiden Enden und eventuell in anderen reichender Genauigkeit für d den wirk- Schienen und Erde verteilt 10 . Um den Punkten geerdet ist, fließt durch sie ein lichen Abstand zwischen den Leitungen Strom durch die Erde zu reduzieren, ver- Strom von: einsetzen. wendet man sogenannte Saugtransfor- I2 = 10 Unterschiedliche Elektrifizierungssysteme für Bahnen Reduktionsfaktor k1 = 0,4 – 0,5 bei Anordnung c 1 2 Fahrleitung Saugtransformator 3 4 El ( r2 + jω L2 ) ⋅ l + Rj (11) Hierin ist E = m0 k1 I1 die elektrische Feldstärke in V/m in der Erde entlang dem Steuerkabel (abgesehen von der Rückwir- Trennstelle Rückleitung kung der Ströme in den Steuerkabeln und in deren Schutzleitern), r2 der Quotient aus Wirkwiderstand des Mantelstromkreises/ 1 Länge in Ω/m, L2 der Quotient aus der Induktivität des Mantelstromkreises/Länge in H/m, R j der Summenwirkwiderstand in a den Erdungspunkten in Ω und l die Länge des Steuerkabels in m. 1 2 Der Strom I2 verursacht auf der Innenseite des Mantels zwischen Leiter und Mantel eine elektrische Feldstärke von b I2 · Zk mit Zk als Quotient aus Transferim- 3 pedanz des Mantels/Länge in Ω/m. Bei 4 2 niedrigen Frequenzen ist dieser Quotient etwa gleich dem Quotienten aus Gleichstromwiderstand/Länge, also Zk ≈ rk. Für k2 ergibt sich unter Vernachlässigung von R j der Wert: c k2 = 38 ABB Technik 8/1996 Zk I2 Zk = E r2 + jω L2 (12) S a b T Ö F E S T I G K E I T Wenn mehrere abgeschirmte Steuer- Aufgrund der Permeabilität von Stahl ist kabel im selben Strang liegen, lassen sich der Reduktionsfaktor von der Feldstärke gute k2-Werte erzielen. Bei Netzfrequenz der Erde entlang dem Steuerkabel ab- ergibt sich k2 mit guter Annäherung zu: hängig. d k2 ≤ c R Wenn mehrere Kabel im selben Strang rtot rtot + jω ( L2 − ∆ L2 ) (14) durch die Stahlflachdrahtbewehrung nur rtot ist der Quotient aus resultierendem Gleichstromwiderstand/Länge liegen, ist zu beachten, daß die Reduktion in Ω/m, für die Leiter gilt, die von der Bewehrung umschlossen sind. Ein besserer Wert für den Reduktions- wenn alle Abschirmungen parallelgeschal11 Verlegung von Starkstromund Steuerkabel im selben Kabelkanal ∆L2 = a b c Schutzseil Steuerkabel Parallele Dreileiterkabel oder Gruppen von in Dreiecksform dicht zusammen verlegten Einleiterkabeln faktor k2 ergibt sich, wenn nahe dem tet sind. ∆L2 in µH/m ist dann: Steuerkabel ein Schutzerdungsseil (Di- µ0 2b ⋅ ln m Dm 2π (15) stanz d ≤ 0,1 m) verlegt wird. Wenn eine noch größere Reduktion er- Hierin ist bm der mittlere geometrische forderlich ist, muß man auf Sonderaus- Abstand zwischen den Steuerkabeln im führungen zurückgreifen und z. B. den Strang in m und Dm der mittlere geometri- Stahlanteil der Bewehrung erhöhen sowie sche Durchmesser der Kabelabschirmun- die Leitfähigkeit der Abschirmung verbes- gen in m. sern. Dabei ist r2 der Wirkwiderstand des Man- Beispiel: Steuerkabel Typ EKFR Starkstrom- und Steuerkabel tels bei Wechselstrom. Bei Netzfrequenz 4 × 2 × 1,5 mm2 + 14 × 1,5 mm2 im selben Kabelkanal ist r2 ungefähr gleich dem Gleichstrom- AAbschirmung = 7,5 mm2, rk = 2,8 Ω/km Bei der Berechnung von induzierten Span- widerstand des Mantels, der sich aus der Dm = 19,5 mm nungen in Steuerkabeln, die im selben Querschnittsfläche und dem spezifischen bm = 100 mm Kabelkanal wie Starkstromkabel liegen, Widerstand von Abschirmung und Metall- L2 = 1,6 mH/km (Umspannwerk) können den verschiedenen Kabelmänteln mantel errechnet. ∆ L2 = 0,46 mH/km nicht voneinander unabhängige Reduk- Bei Kabeln ohne Stahlflachdrahtbewehrung ergibt sich L2 nach folgender Formel: L2 = µ0 4 ln 2π α D (13) tionsfaktoren zugeordnet werden. Bei Der Reduktionsfaktor k2 ändert sich mit einer Verlegung gemäß 11 läßt sich je- der Anzahl Kabel. Beispielsweise beträgt doch unter den angegebenen Voraus- er bei einem Kabel 0,99, bei 20 Kabeln setzungen eine einfache Berechnungs- dagegen 0,31. Der mit Gl. (14) berechnete methode anwenden. Hierfür gelten folgen- Dabei ist D der Durchmesser der Abschir- Wert für k2 gilt auch für nicht abgeschirm- de Voraussetzungen: mung oder des Metallmantels in m. te Kabel im selben Strang. • Kabelmäntel und Schutzerdungsseile Wie aus der logarithmischen Beziehung Bei der Berechnung von rtot können sind mindestens an jedem Ende des hervorgeht, ist der Wirkwiderstand relativ die Leiter in den Steuerkabeln mit ein- Kabels miteinander und mit Erde ver- wenig von α und den Schwankungen bezogen werden, wenn sie an beiden bunden. des Kabeldurchmessers D abhängig. Bei Enden des Kabels geerdet sind. Außer- Steuerkabeln mit normalen Abmessungen dem lassen sich etwaige Schutzerdungs- läßt sich für die Berechnung folgende seile berücksichtigen, die dem Kabel- Approximation anwenden: strang folgen. Bei groben Schutzerdungs- L2 = 2,5 mH/km für ρ ≈ 2500 Ωm seilen, z. B. mit einer Querschnittsfläche • Der Fehler tritt in der Nähe des hinteren Endes des Starkstromkabels auf (schwerster Fall). • Der Einfluß einer etwaigen Stahlflachdrahtbewehrung bei den Starkstrom- L2 = 2,0 mH/km für ρ ≈ 100 Ωm von ACu = 25 L2 = 1,6 mH/km für ρ ≈ 0,15 Ωm der Seilinduktivität begrenzt. Bei einzelnen Kurzschlußströmen wird der Stahl ma- (Umspannwerke) Steuerkabeln zusammen mit einem sol- gnetisch gesättigt). Bei abgeschirmten, kunststoffisolierten mm2, wird die Auswirkung chen Seil gilt also k2 ≥ ∆ L2/L2. kabeln wird vernachlässigt (bei großen • Bei mehr als einem Starkstromkabel Steuerkabeln des Typs EKFR ist r2 viel Mit einem Schutzerdungsseil von rund größer als ω L2, so daß sich ein Reduk- 10 mm Durchmesser in 50 mm Abstand wird der Abstand zwischen den Kabeln und dem Steuerkabel als ungefähr tionsfaktor von k2 ≈ 1 ergibt. Bei Kabeln vom Steuerkabel ergibt sich k2 ≥ 0,3. gleich angenommen. • der Typen EKFR, EKLR, FKLR liegen die Wenn das Steuerkabel eine Stahl- Das Schutzerdungsseil liegt nahe dem k2-Werte bei 50 Hz, ρ = 100 Ωm und flachdrahtbewehrung hat, erhöht sich Steuerkabel (≤ 0,1 m). Dadurch ergibt L2 = 2 mH/km zwischen 0,87 und 0,99. die Induktivität des Mantels erheblich. sich der beste Schutzfaktor. ABB Technik 8/1996 39 S 1 1´ r1´2´ r12 r1´2 r12´ 2 2´ T Ö R F E S T I G K E I T Länge der Leitungen viel größer ist als der cherheit als auch bezüglich der EMV Abstand zwischen den Leitern, kann man berechnet werden. die Verbindungen an Anfang und Ende ABB Industrial Systems arbeitet seit des Stromkreises (blaue Linien in 12 ) ver- langem nach solchen Regeln. Die elek- nachlässigen. trischen und elektronischen Geräte, Sy- Unter diesen Voraussetzungen ergibt steme und Anlagen erfüllen mindestens sich die gegenseitige Induktivität gemäß die Auflagen, die jetzt gesetzlich festgelegt «Teilmethode» zu: sind. ABB verwendet für bestimmte Fälle sogar schärfere Vorschriften. M = M12 + M12′ + M1′ 2′ + M1′ 2 12 Konfiguration mit zweidrähtigen Leitungen M= (17) Aus diesem Grund erfüllen auch ältere ABB-Anlagen mindestens die Anforderun- µ0 l r12′ r1′ 2 ⋅ ln 2π r12 r1′ 2′ (18) gen der EMV-Richtlinie. ABB verfügt über eine spezielle EMV-Meßhalle, in der ent- Hierbei ist M die gegenseitige Induktivität sprechende in H, l die Länge der parallelen Leitungen werden können. Sie dient in erster Linie Die induzierte Spannung beträgt dann: in m, µ0 = 4 π × 10–7 die Permeabilität in zur Überprüfung neuer Geräte, Systeme H/m, und r12, r1'2, r12' und r1'2' sind die Ab- und Anlagen, steht aber auch, wenn die E 2 = I1 rp k3 k2 l stände in m. (16) Messungen vorgenommen Kapazität reicht, anderen Herstellern zur Die gegenseitige Induktivität M kann Verfügung. Hierin ist I1 die Summe der Nullkomponen- einen tenströme in A, rp der Quotient aus Wirk- haben. In der Konfiguration nach 12 hat Literaturhinweise widerstand/Länge von Metallmantel oder M einen positiven Wert. Das bedeutet, [1] Benda, S.: Prozeßautomation mit stör- Abschirmung des Starkstromkabels bzw. daß zu den angegebenen Strömen in den fester von 33 – 38. parallelgeschalteten positiven oder negativen Wert Elektronik. ABB Technik 2/91, Kabelmänteln jeweiligen Leitungen die Ströme zu addie- oder Abschirmungen in Ω/m. k2 ist der ren sind, die durch die gegenseitige [2] Benda, S.: Die neuen europäischen Reduktionsfaktor für die Stahlflachdraht- Induktivität M induziert werden. EMV-Vorschriften. ABB Technik 2/92, bewehrung des Steuerkabels. Zur Ermitt- Wenn der Betriebsstrom einer Leitung lung von k2 berechnet man zunächst die im Vergleich zur angenommenen die ent- [3] Benda, Feldstärke I1 rp k3. k2 kann auch entspre- gegengesetzte Polarität hat, wird die Spannungsausgleich in Großinstallationen. chenden Diagrammen entnommen wer- gegenseitige Induktivität M negativ. ABB Technik 5/94, 22 – 29. den. Wenn das Steuerkabel keine Stahlflachdrahtbewehrung hat, setzt man Die induzierte Spannung im Stromkreis 2 errechnet sich aus der Beziehung: S.: Erdungssysteme und [4] Benda, S.: Internationale EMV-Normen – Auswertung und Erfahrungen. ABB k2 = 1. k3 ist ein Reduktionsfaktor, der vom Abstand d zwischen dem Steuerkabel und 31– 38. Technik 5/95, 36 – 42. E 2 = I1ω M (19) den Starkstromkabeln, von der Quer- [5] Benda, S.: Erdung und Abschirmung von Prozeßsteuer- und Kommunikations- schnittsfläche A3 des Schutzerdungsseils Stromkreisen. ABB Technik 10/95, 31– 38. und der Abschirmung des Steuerkabels Schlußbetrachtungen [6] Benda, S.: Interference-free electro- abhängig ist. Bei A3 = 100 mm2 und Seit dem 1. Januar 1996 müssen alle nics. ISBN 91-44-3141-9/0-86238-255-6. d = 0,5 m kann mit k3 ≈ 0,5 gerechnet elektrischen und elektronischen Geräte, ABB-Report Nr. 3 BSE 000877 R0001. werden. l ist die Länge der parallelen Systeme und Anlagen der eingangs er- Strecke in m. wähnten EMV-Richtlinie entsprechen, d. h. sie dürfen keine wesentlichen Störungen Gegenseitige Induktivität aussenden und nicht gestört werden. Der zwischen zwei zweidrähtigen Beweis, daß die Geräte diese Minimal- Leitungen forderungen erfüllen, ist das CE-Konfor- Bei der Konfiguration nach 12 dient nicht mitätszeichen. die Erde als Rückleiter. Diese Minimalforderungen bilden noch Im ersten Stromkreis bildet 1 den Leiter keine Garantie für besonders schwierige Adresse des Autors und 1’ den Rückleiter, das gleiche gilt für Installationen in der Nähe von Bahnstrom- Prof. Dr. Sten Benda den zweiten Stromkreis. Die Leitungen und Starkstromleitungen. In diesem Fall ABB Industrial Systems AB müssen die Überspannungen in Kabeln S-72167 Västerås/Schweden sowohl hinsichtlich der elektrischen Si- Telefax: +46 (0) 21 143 143 haben die Länge l. Unter der Voraussetzung, daß die 40 ABB Technik 8/1996