Fiedler/Winter Wintersemester 2016/2017 Stochastik Übungsblatt 13 Verzweigungsprozesse Abgabe Montag, den 30.01.2017 um 10:00 Uhr im Übungskasten im WSC-Foyer Zur Erinnerung Eine Familie von N0 -wertigen Zufallsvariablen (Zn )n∈N0 nennt man Verzweigungsprozess mit Nachkommenverteilung ξ und Startpopulation z0 ∈ N0 , wenn: 1) P(Z0 = z0 ) = 1 (n) 2) Zn+1 = X1 (n) + ... + XZn für jedes n ∈ N0 , wobei (n) (n) (n) (n) i) X1 , ..., XZn unabhängig sind und die Verteilung ξ besitzen ii) X1 , ..., XZn von Zn unabhängig sind Wir sagen, dass der Verzweigungsprozess (Zn )n∈N0 ausstirbt, wenn ein N ∈ N0 mit ZN = 0 existiert (damit gilt natürlich automatisch Zn = 0 für alle n ≥ N ). Aufgabe 1 Sei (Zn )n∈N0 ein Verzweigungsprozess mit Nachkommenverteilung ξ und Startpopulation z0 und weiterhin (Zn0 )n∈N0 ein Verzweigungsprozess mit der gleichen Nachkommenverteilung ξ und Startpopulation 1. Zeige, dass P(Zn = 0) = P(Zn0 = 0)z0 für jedes n ∈ N0 gilt. Tipp: Die Erzeugendenfunktion von Zn bzw. Zn0 kann hier sehr hilfreich sein. Aufgabe 2 Sei (Zn )n∈N0 ein Verzweigungsprozess mit Startpopulation 1. Die Nachkommenverteilung sei durch die Wahrscheinlichkeitsmassefunktion p(0) = p(2) = 12 gegeben. a) Bestimme die Verteilung von Z3 . b) Berechne die Wahrscheinlichkeit dafür, dass dieser Verzweigungsprozess ausstirbt. Tipp: Für Aufgabenteil b) wurde in der Vorlesung eine Formel bewiesen − vergleiche das Ergebnis aber trotzdem mit dem Erwartungswert von Zn und der in a) berechneten Wahrscheinlichkeit P(Z3 = 0). Aufgabe 3 Sei (Zn )n∈N0 ein Verzweigungsprozess mit Startpopulation 1. Die Nachkommenverteilung sei durch die Wahrscheinlichkeitsmassefunktion p(n) = ( 12 )n+1 für jedes n ∈ N0 gegeben. a) Zeige, dass die Erzeugendenfunktion Gn von Zn durch Gn (s) = n−1 n s−1 s − n+1 n für jedes n ∈ N gegeben ist und berechne P(Zn = 0) und P(Zn = 1) für jedes n ∈ N0 . Seite 2 von 2 b) Wir erinnern uns an Übungsblatt 11, Aufgabe 1 b). Man könnte natürlich vermuten, dass eine Art Umkehrung der dort bewiesenen Aussage gilt: Sei P(A1 ) + P(A2 ) + ... = ∞, dann ist P(unendlich viele der An treten ein) = 1. Zeige mit Hilfe von Aufgabenteil a), dass das im Allgemeinen falsch ist. Tipp: Als Gegenbeispiel eignet sich An = {Zn > 0}. Aufgabe 4 a) Die Formel für die Aussterbewahrscheinlichkeit eines Verzweigungsprozesses gilt zunächst nur für die Startpopulation z0 = 1. Beweise die Verallgemeinerung davon: Sei ρ die Aussterbewahrscheinlichkeit eines Verzweigungsprozesses mit Nachkommenverteilung ξ und Startpopulation 1, dann ist die Aussterbewahrscheinlichkeit eines Verzweigungsprozesses mit der gleichen Nachkommenverteilung ξ und Startpopulation z0 ∈ N0 durch ρz0 gegeben. b) Sei (Zn )n∈N0 ein Verzweigungsprozess mit Startpopulation z0 . Die Nachkommenverteilung sei für q ∈ (0, 1) durch die Wahrscheinlichkeitsmassefunktion p(n) = q · (1 − q)n für jedes n ∈ N0 gegeben. Berechne die Aussterbewahrscheinlichkeit dieses Verzweigungsprozesses. Tipp: Wir erhalten meistens zwei Lösungen der Gleichung G(s) = s, egal welche Erzeugendenfunktion G betrachtet wird. Die Zahl 1 ist immer eine davon. (Warum?) Welche der zwei Lösungen ist hier jeweils relevant? Zusatzaufgabe [6 Punkte] Konstruiere in R eine Funktion, die einen Verzweigungsprozess mit beliebiger Startpopulation z0 simuliert, deren Nachkommenverteilung ξ die Binomialverteilung mit den Parametern n = 3 und p = 0.4 ist. Dazu gehören insbesondere eine Ausgabe der Werte Z0 , Z1 , ... und ein Plot des Verlaufs der Populationsgröße. Tipp: Denke vor allem bei ausufernden“ Populationen an die Laufzeit des Algorithmus: In ” welchen Situationen darf (und sollte) man die Simulation abbrechen?