Langzeitverlauf bei Patienten mit arrhythmogener

Werbung
Diplomarbeit
Langzeitverlauf bei Patienten mit arrhythmogener
rechtsventrikulärer Kardiomyopathie und
implantiertem Kardioverter-Defibrillator
Retrospektive Datenanalyse
eingereicht von
Daniel Sebastian Stadler
Geb. Dat.: 18.04.1989
zur Erlangung des akademischen Grades
Doktor der gesamten Heilkunde
(Dr. med. univ.)
an der
Medizinischen Universität Graz
ausgeführt an der
Universitätsklinik für Innere Medizin
Klinische Abteilung für Kardiologie
unter der Anleitung von
OA. Dr. Peter Lercher
Univ. Prof. Dr. Burkert Pieske
Graz, am 26.06.2014
i
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig
und ohne fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen
Quellen nicht verwendet habe und die den benutzten Quellen wörtlich
oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht
habe.
Graz, am 26.06.2014
Daniel Stadler
ii
Danksagung
Zuerst möchte ich mich bei meinem Betreuer OA Dr. Peter Lercher sehr herzlich für seine
unermüdliche Unterstützung bei allen Belangen zu jeder Zeit bedanken.
Mit viel Geduld und Wohlwollen hat er mich tatkräftig bei der Erstellung dieser Arbeit
unterstützt.
Auch will ich mich bei Univ. Prof. Dr. Burkert Pieske für die Möglichkeit, diese Arbeit an
der von Ihm geführten Abteilung für Kardiologie erstellen zu dürfen bedanken.
Ein besonderer Dank gebührt meiner Familie und Freunden für den Rückhalt und
Unterstützung während meiner Studienzeit und lange davor.
Besonders will ich meinem „Manager“ danken, ohne ihn ich nicht wäre wo ich heute bin.
iii
Zusammenfassung
Einleitung: Die arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie ist ein Krankheitsbild,
bei dem es zu einer progredienten Umwandlung, primär des rechtsventrikulären Myokards,
in fettig-fibröses Ersatzsubstrat kommt. In 50% der Fälle ist eine Genmutation der
desmosomalen Proteine nachweisbar. Die Prognose der Erkrankung wird hauptsächlich
durch Kammertachykardien und das Auftreten eines plötzlichen Herztodes (SCD)
bestimmt. Vorrangiges Behandlungsziel ist daher die Prävention des SCD. In Abhängigkeit
des Risikoprofils ist die Therapie der Wahl die Implantation eines KardioverterDefibrillators (ICD). Durch die fortschreitenden myokardialen Umbauprozesse besteht
jedoch die Gefahr einer unzureichenden Erkennung (Sensing) von Kammertachykardien
bzw. Kammerflimmern im Langzeitverlauf mit folglich fehlender ICD Therapieabgabe.
Das Ziel dieser retrospektiven Untersuchung war die Beurteilung der Stabilität
rechtsventrikulärer elektrodenbezogener Messparameter im Langzeitverlauf.
Methoden: Alle Patienten, denen ein ICD implantiert wurde und die in weiterer Folge an
der Klinischen Abteilung für Kardiologie der Medizinischen Universitätsklinik Graz
nachgesorgt wurden, wurden für dieses Studienprojekt evaluiert.
Jene Patienten mit implantiertem ICD und gesicherter ARVC wurden anschließend
hinsichtlich demographischer Daten, elektrodenbezogener Messwerte des ICD im
Langzeitverlauf analysiert.
Ergebnisse: Bei 21 Patienten (12 männlich) wurde aus sekundär- bzw.
primärprophylaktischer Indikation ein ICD implantiert. Das Alter der Patienten betrug 45 ±
16 Jahre. 11 Patienten hatten im EKG ein inkomplettes oder komplettes
Rechtsschenkelblockbild, die mittlere QRS Dauer betrug 117 ± 33 ms. Die postoperativen
Messwerte waren: R-Welle 9,5 ± 5.5 mV, Impedanz 669 ± 0,6 Ω und die Reizschwelle 0.7
± 0,6 V. In einem Nachbeobachtungszeitraum von 9,3 ± 5,3 Jahren (Spanne 1,5 – 22,5
Jahre) gab es keine signifikante Änderung der Impedanzwerte. Die Reizschwellenwerte
zeigten einen nicht signifikanten Anstieg (p = 0.076), die R Welle reduzierte sich von 10,6
± 6,0 mV 3 Monate nach der ICD Implantation auf 8,9 ± 6,8 mV im Langzeitverlauf (p =
0.01). Ventrikuläres Undersensing wurde in keiner der dokumentierten anhaltenden und
nicht anhaltenden Kammertachykardien beobachtet.
iv
Diskussion und Schlussfolgerung: Im untersuchten Patientenkollektiv zeigte sich im
Langzeitverlauf eine signifikante Abnahme des rechtsventrikulären Sensings, jedoch ohne
klinische Relevanz. Fehlwahrnehmungen, bzw. ventrikulärer Arrhythmien wurden nicht
beobachtet, eine Revision der rechtsventrikulären Sonde aufgrund ventrikulären
Undersensings war bei keinem der 21 Patienten erforderlich.
v
Abstract
Introduction: Arrhythmogenic right ventricular cardiomyopathy/dysplasia (ARVC)
respresents a pathological condition with a progredient transformation of the right
ventricular myocardial tissue into fatty-fibrous tissue replacement.
In 50 per cent of these patients a genetic mutation of desmosomal proteins can be found.
The prognosis of this condition is mainly determined by ventricular arrhythmias and the
occurrence of sudden cardiac death (SCD).
The primary goal of any therapeutic treatment should be the prevention of SCD. In context
of the individual risk profile, the implantation of an implantable cardioverter defibrillator
(ICD) should be considered as the first line approach.
However, the ongoing myocardial transformation poses the danger of an insufficient
sensing of ventricular tachycardia or ventricular flutter on long term and consequently, a
missing therapeutic impulse-delivery of the ICD . In other words, the ventricular
tachycardia or ventricular flutter may not be detected and therefore, cannot be avoided by
the ICD-device.
The main goal of this retrospective study was to determine the stability of ICD-specific
parameters over a long period of time.
Methods: All patients of the department of cardiology at the Medical University of Graz
who were fitted with an implantable cardioverter defibrillator and had regular check-ups
were evaluated in this project. Those patients with an implanted ICD and a secure ARCV
diagnosis were analysed with special focus on ICD-specific data, such as sensing,
impedance and pacing threshold, which were evaluated long-term.
Results: 21 Patients (12 male) were fitted with an ICD for primary or secondary
prophylactic indications. The age of these patients was 45 ± 16. 11 patients showed a
complete or an incomplete right-bundle-branch-block configuration, and the average QRSduration was 117 ± 33 ms. Postoperative parameters were: R-Wave 9.5 ± 5.5 mV,
impedance 669 ± 0.6 Ω and pacing threshold 0.7 ± 0.6 . The average post-observation
period was 9.3 ± 5.3 years (range 1.5 – 22.5 years). During this period, no significant
changes in impedance data could be found. Pacing threshold data showed a non-significant
increase (p=0.076). However, the R-wave reduced noticeably. After initial R-Waves of
10.6 ± 6.0 mV, they decreased down to 8.9 ± 6.8 mV, 3 months after the ICDvi
implantation (p=0.01). Ventricular undersensing was not recognised in any of the sustained
or non-sustained ventricular tachycardia.
Discussion and conclusion: Among the underlying patient collective a significant
reduction of right ventricular sensing capability was seen on a long-term basis. This is,
however, of no clinical relevance. Misperceptions of the ICD-device or ventricular
arrhythmias were not observed during the given period. Furthermore, it was not necessary
in any of the 21 cases to retrieve an ICD-probe, due to ventricular undersensing
vii
Inhaltsverzeichnis
Danksagung .......................................................................................................................... iii
Zusammenfassung ................................................................................................................ iv
Abstract ................................................................................................................................. vi
Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................... viii
Glossar und Abkürzungen ................................................................................................... xii
Abbildungsverzeichnis ....................................................................................................... xiv
Tabellenverzeichnis ............................................................................................................. xv
1
Einleitung und Grundlagen ............................................................................................ 1
1.1
Die arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie (ARVC) ........................ 1
1.1.1
Definition ......................................................................................................... 1
1.2
Ätiologie und Epidemiologie .................................................................................. 2
1.3
Pathophysiologie ..................................................................................................... 3
1.4
Histologische Veränderung bei der ARVC ............................................................ 4
1.4.1
Molekulare Beschreibung der Ursachen und Veränderungen ......................... 5
1.4.2
Makroskopische Betrachtung .......................................................................... 6
1.5
Genetik .................................................................................................................... 9
1.6
Die Klinik der ARVC ........................................................................................... 12
1.6.1
Die vier Phasen der ARVC............................................................................ 13
1.6.2
Die ventrikulären Arrhythmien als größtes Problem der ARVC .................. 14
1.6.3
Die „Signs and Symptoms“ der ARVC ......................................................... 15
1.6.4
Der späte Verlauf der ARVC und die terminale Herzinsuffizienz ................ 16
1.6.5
Plötzlicher Herztod und ARVC ..................................................................... 17
1.6.6
Die Sportler als besondere Risikogruppe der ARVC .................................... 19
1.7
Diagnostik der ARVC ........................................................................................... 21
1.7.1
Task-Force-Kriterien zur Diagnose der ARVC ............................................. 21
1.7.2
Anamnese und klinische Untersuchung ........................................................ 24
1.7.3
EKG Veränderungen bei ARVC ................................................................... 24
1.7.4
Bildgebung .................................................................................................... 27
viii
1.7.5
RV Angiographie ........................................................................................... 30
1.7.6
Elektrophysiologische Untersuchung ............................................................ 30
1.7.7
Endomyokardiale Biopsie.............................................................................. 33
1.7.8
Genetische Untersuchung .............................................................................. 33
1.8
Therapie der ARVC .............................................................................................. 35
1.8.1
Medikamentöse Therapie .............................................................................. 35
1.8.2
Ablation ......................................................................................................... 36
1.8.3
ICD-Therapie ................................................................................................. 37
1.8.4
Chirurgische Therapieoptionen ..................................................................... 40
2
Studienziel ................................................................................................................... 41
3
Methoden ..................................................................................................................... 42
4
3.1
Patienten................................................................................................................ 42
3.2
Studiendesign ........................................................................................................ 42
3.3
Datenerhebung ...................................................................................................... 42
3.4
Statistik ................................................................................................................. 45
Ergebnisse – Resultate ................................................................................................. 46
4.1
Demographische Daten ......................................................................................... 46
4.2
ICD Indikation ...................................................................................................... 47
4.3
Symptome der ARVC ........................................................................................... 48
4.4
Risikofaktoren ....................................................................................................... 48
4.5
Beschwerdesymptomatik ...................................................................................... 49
4.6
Begleiterkrankungen ............................................................................................. 49
4.7
Kardiologische Abklärung .................................................................................... 50
4.7.1
EKG vor ICD-Implantation ........................................................................... 50
4.7.2
EKG Parameter bei der letzten Nachsorge Untersuchung............................. 53
4.7.3
Echokardiographie vor ICD-Implantation ..................................................... 54
4.7.4
Echokardiographie bei der letzten Nachsorge Untersuchung........................ 55
4.7.5
Ergometrische Untersuchung vor ICD Implantation ..................................... 55
4.8
Laborparameter ..................................................................................................... 56
ix
4.9
Medikation ............................................................................................................ 57
4.10 Elektroden Messwerte im Langzeitverlauf ........................................................... 58
4.10.1
Impedanz-Werte im Langzeitverlauf ............................................................. 58
4.10.2
RV Sensing im Langzeitverlauf .................................................................... 59
4.10.3
Reizschwellenwerte im Langzeitverlauf ....................................................... 60
4.11 ICD Wechsel und Sondenrevision ........................................................................ 60
5
Diskussion ................................................................................................................... 61
5.1
Demographie ......................................................................................................... 61
5.2
Indikationen für ICD-Therapie ............................................................................. 61
5.3
Kardiologische Untersuchung............................................................................... 62
5.3.1
5.4
6
12-Kanal EKG ............................................................................................... 62
ICD bezogene Verlaufsbeobachtung .................................................................... 62
5.4.1
Impedanz ....................................................................................................... 63
5.4.2
Sensing .......................................................................................................... 63
5.4.3
Reizschwelle .................................................................................................. 63
5.5
Vergleich mit anderen Studien ............................................................................. 64
5.6
Limitationen .......................................................................................................... 64
5.7
Fazit ...................................................................................................................... 65
Literaturverzeichnis ..................................................................................................... 66
x
Gleichheitsgrundsatz:
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit steht in der gesamten Arbeit bei
personenbezogenen Begriffen die männliche Form stellvertretend für
beide Geschlechter
xi
Glossar und Abkürzungen
ACC
American College of Cardiology
AHA
American Heart Association
ARVC/D
arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie/Dysplasie
CCT
Cardiac Computertomography
CMP
Kardiomyopathie
CR
cardiac arrest
DSC2
Desmoscollin 2
DSG 2
Desmoglein 2
DSP
Desmoplakin
EF
Ejektionsfraktion, linksventrikuläre Auswurffraktion
EKG
Elektrokardiogramm
ESC
European Society of Cardiology
FU
Follow-up, Nachsorge
HTX
Herztransplantation
ICD
Implantierbarer Kardioverter-Defibrillator
JUP
Junction Plakoglobin
KHK
koronare Herzkrankheit
last FU
letzte Follow-up Untersuchung
LSB
Linksschenkelblock Bild
LV
linker Ventrikel
LVEDD
linksventrikulärer enddiastolischer Diameter
MRT
Magnetresonanztomographie
NYHA
New York Heart Association
PCI
perkutane Katheterintervention
PKP2
Plakophilin 2
RSB
Rechtsschenkelblock Bild
RV
rechter Ventrikel
RVEDD
rechtsventrikulärer enddiastolischer Diameter
RVESD
rechtsventrikulärer endsystolischer Diameter
RVOT
rechtventrikulärer Ausflusstrakt
RyR2
Ryanodin-Rezeptor 2
SCD
plötzlicher Herztod; „sudden cardiac death“
xii
SR
Sinusrhythmus
TGFβ-3
tissue growth factor β3
TRINS
Trikuspidalinsuffizienz
VT
ventrikuläre Tachykardien
WPW
Wolff Parkinson White
z.B.
zum Beispiel
xiii
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Triangle of Dysplasia, Eric L. Anderson, ARVD, American Family
Physician ................................................................................................................................ 4
Abbildung 2: Molekularer Aufbau eines Desmosoms. Die rote Punkte kennzeichnen
mögliche Lokalisationen für eine Mutation........................................................................... 6
Abbildung 3: Makroskopisches Bild eines an ARVC erkrankten Herzens ........................... 7
Abbildung 4: makroskopischen (A) und histologisches (B) Bild bei ARVC........................ 8
Abbildung 5: klinisches Bild der Naxos Erkrankung: A. wolliges Haar (engl.wolly hair)
und B. und C.die palmoplantaren Keratodermien .............................................................. 11
Abbildung 6: Histologischer Schnitt bei einem Pemphigus vulgaris .................................. 11
Abbildung 7: Darstellung der "Signs and Symptoms" nach Anderson E. MD ................... 15
Abbildung 8: prozentuelle Darstellung der Symptome bei Erstmanifestation einer ARVC
............................................................................................................................................. 16
Abbildung 9: SCD Ursachen, Pathophysiologie und Risikofaktoren.................................. 18
Abbildung 10: Kombination der Major-und Minor Kriterien für eine sichere Diagnose
einer ARVC ......................................................................................................................... 22
Abbildung 11: Revidierte Task- Force-Kriterien 2010 für die Diagnose der ARVC ......... 23
Abbildung 12: Oberflächen-EKG bei ARVC Patienten mit charakteristischen EKG
Veränderungen..................................................................................................................... 25
Abbildung 13: Tachykardie-EKG bei 2 Patienten mit ARVC ............................................ 26
Abbildung 14: Cardiac MR Untersuchung eines Herzens bei ARVC (An: Aneurysma mit
andeutungsweiser verstärkter Trabekulierung) ................................................................... 29
Abbildung 15: elektroanatomische Darstellung bei einer EPU, Lilafarbene Regionen
stellen Myokardnarben dar, diese ist bedingt durch die fettig-fibröse Umwandlung des
Herzmuskelgewebes, im Dysplasiedreieck im Rahmen der ARVC.................................... 31
Abbildung 16: Empfehlung der europäischen Gesellschaft für Kardiologie für das klinische
Management von ARVC-Patienten ..................................................................................... 38
Abbildung 17: Demographische Daten ............................................................................... 46
Abbildung 18: prozentuelle Verteilung der Indikation für einen ICD bei Patienten mit
ARVC .................................................................................................................................. 47
Abbildung 19: Akute Symptomatik bei ARVC-Patienten .................................................. 48
Abbildung 20: NYHA-Stadien ............................................................................................ 49
xiv
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: ARVC Subtypen, betroffene Genloci und kodierende Proteine ........................... 9
Tabelle 2: häufig betroffene Proteine im Rahmen der Desmosomeninstabilität ................. 10
Tabelle 3: EKG Rhythmus vor ICD-Implantation .............................................................. 51
Tabelle 4: EKG Parameter vor ICD-Implantation ............................................................... 51
Tabelle 5: Schenkelblockbild vor ICD-Implantation .......................................................... 52
Tabelle 6: EKG-Rhythmus im Langzeitverlauf .................................................................. 53
Tabelle 7: EKG-Parameter im Langzeitverlauf ................................................................... 53
Tabelle 8: Schenkelblockbild im Langzeitverlauf ............................................................... 54
Tabelle 9: Echokardiographische Daten vor ICD-Implantation .......................................... 54
Tabelle 10: Echokardiographische Daten im Langzeitverlauf ............................................ 55
Tabelle 11: Ergometrie vor ICD-Implantation .................................................................... 55
Tabelle 12: Laborwerte ........................................................................................................ 56
Tabelle 13: Medikation ........................................................................................................ 57
Tabelle 14: Impedanz-Werte im Langzeitverlauf ................................................................ 58
Tabelle 15: RV Sensing im Langzeitverlauf ....................................................................... 59
Tabelle 16: Reizschwellenwerte im Langzeitverlauf .......................................................... 60
xv
1 Einleitung und Grundlagen
1.1 Die arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie
(ARVC)
Die ARVC ist eine Erkrankung des Myokards mit charakteristischen fettig-fibrösen
Veränderungen und dem Auftreten von ventrikulären Arrhythmien.(1, 2) Es handelt sich
um ein vererbbares Krankheitsbild mit autosomal dominantem Erbgang. Sie zeigt eine
familiäre Häufung in 30 bis 50% der Fälle. (2) Die Prävalenz beträgt 1/1000 bis 1/5000 in
der Normalbevölkerung und 4/1000 in Gegenden wie Norditalien und Deutschland.
Das männliche Geschlecht ist bevorzugt betroffen. (3) Das Manifestationsalter liegt
zwischen 15 und 40 Jahren. (3) Die jährliche Mortalität beträgt 2 bis 4%. (3) Die ARVC ist
die häufige Ursache des plötzlichen Herztod im Rahmen leistungsorientierter sportlicher
Betätigung bei Menschen unter 35 Jahren und soll auch bei der nicht sportlich aktiven
Population für 20% der plötzliche Herztod („sudden cardiac death“, SCD) im
nordamerikanischen und europäischen Raum verantwortlich sein. (4)
Giovanni Maria Lancisi, ein römischer Anatom und Leibarzt des Papstes, veröffentlichte
1736 das erste Mal eine Abhandlung dieses Krankheitsbildes. (5)
1978 wurde die ARVC von Fontaine erstmalig als rechtsventrikuläre Dysplasie
bezeichnet. (6) 1995 wurde sie als eigenständiges Krankheitsbild in die Gruppe der
Kardiomyopathien in den ICD 10 der Weltgesundheitsorganisation aufgenommen. (7)
1.1.1 Definition
Die arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie oder Dysplasie, kurz ARVC oder
ARVD, gehört neben der dilatativen, der hypertrophen und der restriktiven CMP ebenfalls
in die Gruppe der Kardiomyopathien.
Sie wird beschrieben als initial fokaler, später fortschreitender und diffuser Ersatz,
vorwiegend des rechtsventrikulären Myokards durch fettig-fibröses Gewebesubstrat. (8)
Ein Voranschreiten der Erkrankung auf den linken Ventrikel ist in vielen Fällen gegeben,
jedoch kann dieser auch ausgespart bleiben. (8)
Im Vordergrund stehen die ventrikulären Tachyarrhythmien und das Auftreten des
plötzlichen Herztodes.
1
1.2 Ätiologie und Epidemiologie
Die Ursache der ARVC/D ist nicht vollständig geklärt. Eine familiäre Vererbung ist
nachweisbar. (9) 30 bis 50% der Familienmitglieder von ARVC-Patienten haben ebenfalls
diese Erkrankung. (10) Die Prävalenz liegt bei 1/1000 in der Allgemeinbevölkerung. In
bestimmten Gegenden wie Norditalien und auf der Insel Naxos liegt sie bei 4/1000. (1)
Das männliche Geschlecht überwiegt im Verhältnis 3:1. (11) Die ARVC ist eine, von der
genetischen Seite her gesehen, sehr heterogene Erkrankung, an der multiple
Genmutationen beteiligt sind.
Die Erstmanifestation findet meist im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter (15. bis 40.
Lebensjahr) statt und präsentiert sich meist in Form von ventrikulären Tachyarrhythmien,
Präsynkopen oder Synkopen sowie dem plötzlichen Herztod. (1) Eine erstmalige
Manifestation im fortgeschrittenen Erwachsenenalter, also bei Patienten über 60 Jahren, ist
sehr selten. (10) Jedoch gibt es einen Fallbericht aus Spanien, wo ein Patient auch noch mit
76 Jahren mit einer ARVC diagnostiziert wurde. Dieser wies, neben einer Vorgeschichte
von benigner Prostatahyperplasie, keine kardialen Risikofaktoren auf. (12) Dieser Patient
zeigte Symptome von retrosternalem Druckgefühl, Palpitation und Vertigo. (12)
Deutlich häufiger beobachtet man dieses Krankheitsbild bei Sportlern, da es unter
regelmäßiger, leistungsorientierter sportlicher Betätigung zu einer rascheren
Krankheitsprogression kommt und die Häufigkeit von ventrikulären Tachykardien unter
Belastung ansteigt. Ventrikuläre Tachykardien können durch die anfangs noch intakte gute
linksventrikuläre Funktion ausreichend kompensiert werden und sind für die Patienten
oftmals sogar oligosymptomatisch. (13) Auf diese Patientengruppe wird in einem eigenen
Unterkapitel eingegangen.
2
1.3 Pathophysiologie
Der primäre Prozess dieser pathologischen Entität besteht in der Umwandlung der
rechtskardialen Muskulatur in fettig-fibröses Gewebe. Diese Degenerationen beginnen
meist subepikardial und dehnen sich in weiterer Folge nach transmural aus. Die
rechtskardiale Wand ist dann meist nur mehr von vereinzelten, teilweise atrophierten
myokardialen Fasern durchzogen. (1) Diese Umwandlung des Myokards kann, früher oder
später, auch auf den linken Ventrikel übergreifen, wobei man ein langsames, fleckförmiges
Ausbreiten beobachtet. Deshalb wird die ARVC auch als „patchy disease“ bezeichnet.
Diese Strukturveränderung führen zu fettigen Verdickungen, Ausdünnungen und
Aneurysmabildungen der Herzwand. (14)
Es kommt im Wesentlichen zu folgenden Veränderungen:
 Fettig-fibröse Umwandlung mit Ausdünnung des Myokards
 Entstehung von Tachyarrhythmien, meist ausgehend vom rechten Ventrikel
 Störung der Reizentstehung und der Reizleitung
Diese fettig-fibrösen Umbildung des Gewebes verursacht eine Reihe von Veränderungen
im elektrophysiologischen Verhalten des Herzens und kann im Elektrokardiogramm
(EKG) eine verspätete rechtsventrikluäre Erregungsrückbildung und die sogenannte
Epsilon Welle zeigen. (2)
Neben den meist akut auftretenden elektrophysiologischen Phänomenen, wie den
ventrikulären Arrhythmien mit zumeist typischer linksschenkelblockartiger Konfiguration
des QRS Komplexes, stellt im fortgeschrittenen Stadium die Herzinsuffizienz,
einhergehend mit Abnahme der mechanischen Funktion des Herzens und damit auch des
Pumpvermögens, das größte Problem dar. Dieser Verlauf ist relativ selten und tritt meist
erst in der Spätphase der Erkrankung auf.
3
Abbildung 1 zeigt die Prädilektionstellen, welche besonders häufig von aneurysmatischer
Umformung betroffen sind. Diese werden als das sogenannte „Dysplasiedreieck“ oder
„Triangle of Dysplasia“ bezeichnet und sind das anteriore Infundibulum, der inferiore oder
diaphragmale Teil des rechten Ventrikels und der rechtskardialen Teil des Apex. (2)
Abbildung 1: Triangle of Dysplasia, Eric L. Anderson, ARVD, American Family Physician(15)
1.4 Histologische Veränderung bei der ARVC
Es kommt im Rahmen der ARVC zu verschiedensten histologischen Veränderungen auf
molekularer, mikroskopischer und auch makroskopischer Ebene, wobei die grundlegenden
Mechanismen eine Ausdünnung der rechtsventrikluären Herzwand und eine Umwandlung
des gesunden Gewebes zu einer fettig-fibrösen Gewebesubstanz sind.
4
1.4.1 Molekulare Beschreibung der Ursachen und Veränderungen
Die Ursache der Veränderungen in der Histologie des Herzmuskels ist multifaktoriell.
Obwohl der gesamte Krankheitsmechanismus nicht vollständig geklärt ist, scheint die
Veränderung in der Proteinstruktur der Desmosomen, welche für einen stabilen Zell-Zell
Kontakt unabdingbar sind, von großer pathophysiologischer Bedeutung zu sein. Im Falle
der ARVC ist dieser Zell-Zell Kontakt der Myozyten gestört.
Im Allgemeinen sind Desmosomen für den interzellulären Zusammenhalt verantwortlich.
Sie müssen den hohen mechanischen Belastungen standhalten. Desmosomen sind
außerdem für die interzelluläre Zellsignaltransduktion bzw. elektromechanische
Koppelung notwendig. Desmosomen sind kleine Kontaktstellen, sogenannte Haftkontakte,
wobei die benachbarten Zellmembranen hier parallel aufgestellt und nur durch einen etwa
20 bis 40 nm breiten Spalt voneinander getrennt sind. In diesem Spalt zieht sich ein Strang
aus feinfädigem Material, bestehend aus Glycoproteinen und Mucopolysacchariden, durch.
An der Membraninnenseite liegt die sogenannte Plaque als besondere Verdichtungszone
und in diesem Bereich sind Intermediärfilamente. Im Herzen sind dies die speziellen
Desmin-Filamente, die durch Zuhilfenahme von Ankerproteinen (Adaptoren) verankert
sind. (16) Molekular gesehen ist das Desmosom ein Gefüge aus verschiedenen Proteinen.
Das zytoskeletale Desmin ist mit den transmembranösen Cadherinen, bestehend aus den
beiden Proteinen Desmocollin und Desmoglein, über sogenannte Armadilloproteine,
bestehend aus Desmoplakin, Plakoglobin und Plakophillin, verbunden. (1)
Mutationen in den Genen von desmosomalen Proteinen sind in bis zu 50% der Fälle
nachweisbar und demzufolge wird die ARVC auch als „disease of the desmosomes“
bezeichnet. (3)
Abbildung 2 zeigt eine schematische Darstellung des molekularen Aufbaus eines
Desmosoms mit farblicher Darstellung der beteiligten Proteine.
Weiters sind die Lokalisationen der Genmutationen der einzelnen Proteine als rote Punkte
gekennzeichnet.
5
Abbildung 2: Molekularer Aufbau eines Desmosoms. Die rote Punkte kennzeichnen mögliche
Lokalisationen für eine Mutation (3)
1.4.2 Makroskopische Betrachtung
Das pathognomonische und histologische Korelat für die ARVC schlechthin ist die fettigfibröse Umwandlung des rechtskardialen Gewebes. Es gibt 3 verschiedene Ansatzpunkte
der Erklärung für dieses Phänomen. (1, 2) Zum einen ist es die Apoptose von Myozyten,
die bei gestörten Zell-Zell Kontakten physiolgisch aktiviert wird. Hierdurch wäre die
Atrophie bzw. Ausdünnung teilweise erklärbar. (1) Ein entzündliches Geschehen im
Rahmen eines Autoimmunprozesses oder auch im Rahmen einer bakteriellen oder viralen
Myokarditis ist eine weitere Möglichkeit der Erklärung. (1) Es werden in 2/3 der Fälle
auch fleckförmige (engl. „patchy“) Areale mit Auftreten einer akuten Myokarditis und
konsekutivem myokardialem Zelluntergang und einhergehendem Auftreten eines
entzündlichen Infiltrates nachgewiesen.(1, 17)
Als weiterer Mechanismus wird die Transdifferenzierung von Myozyten in Adipozyten
und Fibroblasten diskutiert. (3)
6
Abbildung 3 zeigt das makroskopisches Bild eines an ARVC erkrankten Herzens mit einer
ausgeprägten Hypertrabekulierung des rechten Ventrikels und pathognomonischer
Verfettung des Myokards.
In den Abbildungen 4 A und B sieht man ein mikroskopisches Schnittbild und ein
makroskopisches Bild des selben Herzens. Auffällig ist hier die deutliche Zunahme der
Fettschicht des rechten Ventrikels im Makrobild. Im histologischen Schnitt ist die
signifikante Vermehrung von Adipozyten und nur mehr vereinzelt Myozytenareale
abgebildet.
Abbildung 3: Makroskopisches Bild eines an ARVC erkrankten Herzens (1)
7
Abbildung 4: makroskopischen (A) und histologisches (B) Bild bei ARVC (3)
8
1.5 Genetik
Es handelt sich bei der arrhythmogenen rechtsventrikulären Kardiomyopathie um ein
vererbbares Krankheitsbild mit autosomal dominantem Erbgang und variabler Penetranz.
(9). In 40 bis 50% der Fälle können Mutationen von Genen nachgewiesen werden, die in
der Pathogenese der ARVC eine entscheidende Rolle spielen. (11)
In etwa 1/3 der Fälle ist eine positive Familienanamnese zu erheben. Es gibt derzeit
nachweislich 12 verschiedene genetische Varianten der ARVC, die anhand identifizierter
Mutationen unterschieden werden können.
Je nachdem, welcher Genlocus mutiert ist und damit die Struktur der einzelnen Proteine
verändert, unterscheidet man ARVC 1 bis ARVC 12.
Auch die Naxos Krankheit, im Rahmen derer die ARVC vorkommt, wird in der Einteilung
mit angeführt.
In Tabelle 1 findet sich eine Auflistung der bisher identifizierten Subtypen der ARVC, die
Lokalisation der Mutation und die betroffenen Proteine.
ARVC Subtyp
Genlocus
Kodiertes Protein
ARVC 1
14q23-q24
TGFβ-3
ARVC 2
1q42-q43
Ryanodin Rezeptor 2
ARVC 3
14q12-q22
-
ARVC 4
2q32
Titin
ARVC 5
3p23
Transmembran Protein 43
ARVC 6
10p12-p14
-
ARVC 7
10q22
-
ARVC 8
6p24
Desmoplakin(DSP)
ARVC 9
12p11
Plakophilin-2(PKP2)
ARVC 10
18q12
Desmoglein-2(DSG2)
ARVC 11
18q12.1
Desmocollin-2(DSC2)
ARVC 12
17q21
Plakoglobin(JUP)
Naxos- Erkrankung
17q21
Plakoglobin(JUP)
Tabelle 1: ARVC Subtypen, betroffene Genloci und kodierende Proteine (1)
9
In Tabelle 2 sind die häufigsten betroffenen Proteine, die mitverantwortlich für die ARVC
sind, aufgelistet. (17)

Plakophilin 2

25% Prävalenz

Desmoplakin

10% Prävalenz

Desmoglein-2

10% Prävalenz

Desmocollin

3% Prävalenz
Tabelle 2: häufig betroffene Proteine im Rahmen der Desmosomeninstabilität (17)
Häufig findet man auch eine signifikant reduzierte Genexpression des Connexin-43, ein
Protein, das relevant für die Stabilität der gap-junctions ist. Weitere Mutationen betreffen
den humanen Ryanodin Rezeptor 2 und den transformierenden Growth Factor (TGF-β3).
Der TGF-β3 ist wiederum für die Modulierung der desmosomalen Gene verantwortlich.
Der humane Ryanodin Rezeptor 2 ist ein Protein, welches als Teil der Kalziumkanäle eine
entscheidende Rolle in der der Kalziumversorgung des Myokard spielt. Der
Rezeptordefekt ist ebenfalls am Auftreten der catecholaminergen polymorphen
ventrikuläre Tachykardie (CPVT) mitverantwortlich. (13, 18)
Die Naxos-Krankheit (Abbildung 5) hat einen autosomal-rezessiven Erbgang. Der Name
kommt von der griechischen Insel Naxos, wo eine Familie gelebt hatte, anhand derer
dieses Krankheitsbild das erste Mal beschrieben wurde. (19)
Das klinische Bild der Naxos Erkrankung ist gekennzeichnet durch sehr wollige, dicke
Haare, einer palmoplantaren Keratodermie und einer arrythmogenen rechtsventrikluären
Kardiomyopathie. Letzteres findet man mit fast 100%-iger Penetranz. (19)
Die zugrundeliegende Genmutation ist eine 2 Basenpaar Deletion im Plakoglobin am
Chromosom 17q21. (19, 20)
Auch andere Krankheitsbilder stehen im Zusammenhang mit einer fehlerhaften
Desmosomenstruktur. Beim Pemphigus vulgaris (Abbildung 6) beispielsweise bilden sich
Autoantikörper gegen das Desmoglein, das zum Ablösen der Epidermis führt. Bei diesem
Krankheitsbild kommt es charakteristischerweise zu einer massiven Blasenbildung auf
initial gesunder Haut.
10
Abbildung 5: klinisches Bild der Naxos Erkrankung: A. wolliges Haar (engl.wolly hair) und B. und
C.die palmoplantaren Keratodermien (20)
Abbildung 6: Histologischer Schnitt bei einem Pemphigus vulgaris (21)
11
1.6 Die Klinik der ARVC
Die ARVC ist in seiner Präsentation und Ausprägung durch eine hohe Variabilität
gekennzeichnet.
In vielen Fällen verläuft sie lange Zeit ohne jegliche Symptomatik, sehr oft sind die
Patienten sogar sportlich aktiv. Sportliche Ausdauerbetätigung kann jedoch ein akutes
Voranschreiten der Krankheit fördern. (2). Man spricht in der Literatur von sogenannten
„periodic bursts“. (2) Darunter versteht man periodische Verschlechterungen und das akute
Voranschreiten der Erkrankung. Die genetisch bedingte Gewebeinstabilität, bedingt durch
eine Desmosomendysfunktion, führt zur Gewebeinstabilität, Auseinanderdriften der
Myozyten und folglich zu einer vermehrten Einlagerung von Fettzellen. (2) Zusätzlich
werden auch entzündliche Prozesse angeregt, die wiederum mit einem erhöhten
Zelluntergang einhergehen, mit konsekutiver weiterer Ausdünnung des Myokards. (2)
Hauptsymptome der Patienten sind Palpitationen, Herzrasen sowie Synkopen. Bei einer
Breitkomplextachykardie mit typischer linksschenkelblockartiger Konfiguration ist daher
differentialdiagnostisch in erster Linie an eine ARVC zu denken. Oftmals kann der
plötzliche Herztod Erstmanifestation dieser Erkrankung sein. (1, 22)
12
1.6.1 Die vier Phasen der ARVC
Man kann die ARVC in 4 Krankheitsphasen einteilen: (2)
1. Subklinische Phase: Hier finden sich schon morphologische Veränderungen,
welche auf eine ARVC hinweisen können, wie z.B. die Vermehrung der Fettschicht
des Herzens. Diese Phase kann ohne jegliche Symptomatik durchlaufen werden,
jedoch kann hier bereits als Erstmanifestation der plötzliche Herztod auftreten.
2. Arrhythmische Phase: Hier kommt es zu ersten klinisch relevanten ventrikulären
Tachykardien. Diese haben ihren Ursprung vorwiegend im rechten Ventrikel. Diese
ventrikulären Tachykardien zeigen meist das typische Bild einer
Breitkomplextachykardie mit Linksschenkelblockbild Konfiguration im EKG.
3. Rechtsherzinsuffizienz: Die progressive fettig-fibröse Umwandlung, beginnend im
Bereich des rechten Ventrikels und der damit einhergehenden Ausdünnung des
myokardialen Gewebes führt zu einer Insuffizienz des rechten Herzens.
4. Globale Herzinsuffizienz: Durch den weiteren Fortschritt der Erkrankung kommt es
in der späten Phase der ARVC zu einer Mitbeteiligung des linken Ventrikels mit
daraus resultierender biventrikulärer Herzinsuffizienz.
13
1.6.2 Die ventrikulären Arrhythmien als größtes Problem der ARVC
Die ventrikulären Arrhythmien finden ihren Ursprung meist im „Triangle of Dysplasia“
dem „Dysplasiedreieck“ im rechtventrikulären Bereich.
Zumeist sind es monomorphe ventrikuläre Tachykardien. Im frühen Stadium der
Erkrankung werden die Tachykardien, bedingt durch die anfangs noch intakte
linksventrikuläre Funktion, noch relativ gut toleriert.
Die Arrhythmien sind durch die Veränderung der Gewebestruktur verursacht. Es findet
sich hier ein zunehmend inhomogenes Gewebesubstrat, bei dem teilweise nur mehr
einzelne Muskelbündel als inselförmige Formationen identifizierbar sind und somit das
elektromechanische Gefüge erheblich gestört wird. (10)
Der fettig-fibröse Umbauprozess des Myokards führt zu einer Bildung größerer
Myokardareale mit niedriger bis fehlender elektrischer Aktivität. (10)
Die Entstehung kreisender Erregungen wird hierdurch begünstigt und diese stellen auch
den Hauptmechanismus der ventrikulären Tachykardien dar.
Zusätzlich spielt das autonome Nervensystem in der Arrhythmogenese der ARVC eine
bedeutende Rolle. (10) Die Empfindlichkeit gegenüber Katecholaminen ist erhöht. Dies
wird damit begründet, dass es während bzw. nach vermehrter körperlicher Betätigung
häufiger zu akuten Symptomen der ARVC kommen kann. (2, 10)
14
1.6.3 Die „Signs and Symptoms“ der ARVC
Patienten mit ARVC haben eine Vielzahl an Zeichen und Symptomen, welche teils
atypisch sind. Eric L. Anderson, ein amerikanischer Militärarzt, hat hier eine sehr klinisch
orientierte Einteilung in die sogenannten „Signs and Symptoms“ getroffen.
Die folgende Abbildung zeigt eine graphische Darstellung nach Anderson M.D., welche
sehr plakativ eine Vielzahl an teilweise relativ unspezifischen Zeichen und Symptome der
ARVC zeigt. (15)
Bauchschmerzen
periphere
Ödembildung
supraventrikuläre
Tachykardien
Reduktion
der
phsysischen
Ausdauer und
leichte
Ermüdung
Symptome
Zeichen
akuter
kardialer
Arrest
Palpitationen
ventrikuläre
Tachykardien
Synkopen
Vertigo
plötzlicher
Herztod (SCD)
Dyspnoe
Abbildung 7: Darstellung der "Signs and Symptoms" nach Anderson E. MD (15)
Die statistisch häufigsten Anzeichen für eine ARVC sind die überwiegend monomorphen
ventrikulären Tachykardien, die in 67 bis 92% der Fälle zu finden sind. (23) Diese gehen
meist von der rechten Herzkammer aus und zeigen eine typische linksschenkblockartige
EKG-Konfiguration. Auch supraventrikuläre Tachykardien kommen in 25% der Fälle vor,
hier vor allem Vorhofflimmern, weiters fokale atriale Tachykardien und Vorhofflattern in
absteigender prozentueller Gewichtung. (1) Palpitationen und Synkopen stellen mit 67%
bzw. 32% die häufigsten Symptome dar. Aber auch relativ unspezifische Symptome, wie
beispielsweise Bauchschmerzen können auftreten.(15)
15
Symptome der Erstmanifestation bei ARVC
6%
6%
27%
67%
Palpitationen
Synkope
atypischer Thoraxschmerz
32%
Rechtherzversagen
asymptomatisch
Abbildung 8: prozentuelle Darstellung der Symptome bei Erstmanifestation einer ARVC (24)
1.6.4 Der späte Verlauf der ARVC und die terminale Herzinsuffizienz
Es handelt sich bei der ARVC um ein progressives Krankheitsbild. Speziell im
Anfangsstadium verläuft die Erkrankung oft lange Zeit klinisch stumm und zeigt meist
keinen einfachen kontinuierlichen Verlauf, sondern eine periodische Verschlechterung. (3)
Nach initialen ventrikulären Tachykardien und dem möglichen Auftreten des plötzlichen
Herztodes kommt es in weiterer Folge zu einer rechtsseitigen Herzinsuffizienz.
Im weiteren Verlauf breiten sich die Myokardveränderungen auch auf den linken Ventrikel
aus. In bis zu 76% der Fälle werden bei pathologischer Untersuchung von Herzen von
ARVC-Patienten eine deutliche Progression auf den linken Ventrikel nachgewiesen. (25)
Das Endstadium der ARVC ist gekennzeichnet durch die globale Herzinsuffizienz. Trotz
optimierter medikamentöser Herzinsuffizienztherapie verbleibt im Endstadium oft nur die
die Herztransplantation als letzte Therapiemöglichkeit..
16
1.6.5 Plötzlicher Herztod und ARVC
Der plötzliche Herztod wird definiert als ein natürlicher Tod kardialer Genese,
einhergehend mit einem akuten Bewusstseinsverlust innerhalb einer Stunde nach Beginn
der ersten Symptome. (26) Bis zu 300.000 Menschen sterben beispielsweise in den USA
an einem plötzlichen Herztod. (23) In Europa sind die Zahlen ähnlich. In Deutschland
sterben jährlich ca. 70.000 bis 100.000 Menschen plötzlich. (27) Laut Rotem Kreuz sterben
in Österreich in etwa 15.000 bis 20.000 Menschen an einem SCD. (28, 29).
Ursachen des plötzlichen Herztods sind wie folgt (30, 31)
 Koronare Herzkrankheit (bis zu 80%)
 Nicht-ischämische Kardiomyopathien wie hypertrophe und dilatativen
Kardiomyopathien (10 bis15%)
 Ionenkanalerkrankungen, wie das Brugada Syndrom und das „Long QT Syndrom“
(< 5%)
Die ARVC gehört in die Gruppe der „nicht-ischämischen“ Ursachen für eine SCD.
Bis zu 25% der Herztodesfälle, während sportlicher Betätigung, sind auf eine ARVC
zurückzuführen. (32)
In Abbildung 9 ist sind die häufigsten Ursachen des plötzlichen Herztodes, die
verschiedenen Krankheitsmechanismen, die Auswirkungen auf die strukturelle und
elektrische Funktion des Herzens und die klinischen Konsequenzen dargestellt.
17
Abbildung 9: SCD Ursachen, Pathophysiologie und Risikofaktoren (33)
18
1.6.6 Die Sportler als besondere Risikogruppe der ARVC
Insbesondere Menschen, die eine Ausdauersportart betreiben und unwissentlich eine
ARVC aufweisen, zeigen ein stark erhöhtes Risiko eines plötzlichen Herztodes.
Etwa 25 % der Herztodesfälle während sportlicher Betätigung sind auf eine ARVC
zurückzuführen. (32)
Furlanello und Mitarbeiter publizierten im Jahre 1998 eine Studie mit 1642 italienischen
Sportlern, die wegen akut auftretenden ventrikulären Arrhythmien untersucht wurden.
Davon waren 1353 männliche und 289 weibliche Sportler, das mittlere Alter betrug 25,5
Jahre. 136 (113 männlich und 23 weiblich) waren Hochleistungssportler („top level
athletes“, TLA), mit einem mittleren Alter von 23 Jahren. (34)
Bei 101 der 1642 Patienten wurde eine arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie
nach den geltenden WHO Kriterien diagnostiziert. Von diesen 101 Patienten hatten 6
Patienten einen kardialen Arrest (CA) mit erfolgreicher Reanimation und 4 Patienten
verstarben am plötzlichen Herztod. (34)
Eine regelmäßige sportmedizinische Untersuchung, besonders bei Ausdauersportlern,
sollte daher stattfinden. Eine sorgfältige klinische Anamnese inklusive genauer familiärer
Anamnese ist bei Sportlern sehr wichtig. Eine genaue Beurteilung des EKGs ist
unabdingbar. Dieses ist einfach aufzuzeichnen, kostengünstig und stellt eine einfache
Möglichkeit dar, schon frühzeitig etwaige Veränderungen in Form einer rechtspräkordialen
T-Negativierung erkennen zu können.
Speziell in den Ableitungen V2 und V3 kann eine T-Negativierung einen Hinweis auf eine
beginnende ARVC liefern. (13, 35)
Bedingt durch eine auffällige geographische Häufung von Fällen des plötzlichen Herztodes
bei jungen Sportlern in der venezianischen Region reagierten die dortigen
Gesundheitsbehörden mit sehr umfangreichen Maßnahmen. Es ist deshalb seit 1982 im
italienischen Recht verankert, dass junge Leistungssportler zwischen 12 und 35 Jahren aus
der Region Venezien sich bei Ausübung von Leistungssport regelmäßigen
sportmedizinischen Tests unterziehen müssen. (36)
Corrado und Mitarbeiter haben dieses „Preparticipation Screening“ eingehend untersucht.
Zwischen 1979 und 2004 wurden alle Sportler aus der Region Venezien evaluiert.
Im Rahmen dieser verpflichtenden jährlichen sportmedizinischen Vorsorgeuntersuchung
19
wurden umfangreiche kardiologische Untersuchungen durchgeführt.
Ziel war es, mögliche Risikofaktoren eines plötzlichen Herztodes, beispielsweise das
Bestehen einer hypertrophen Kardiomyopathie, festzustellen. Bei Feststellung einer
signifikanten strukturellen Herzerkrankung im Verlauf dieser Untersuchungen, wurde
dieser Sportler von einem kompetitiven Ausüben einer Sportart ausgeschlossen. Durch
dieses Screening-Programm konnte die jährliche SCD Inzidenz in der Region Venezien bei
Sportlern um 89% gesenkt werden. (36)
Sportmedizinische Untersuchungen gibt es auch in Österreich. Hierzulande wird bei
Ausüben von Leistungssport empfohlen, sich einer jährlichen sportmedizinischen
Untersuchung zu unterziehen, um mögliche Auswirkungen einer leistungsorientierten
sportlichen Betätigung erkennen zu können.
Wenn eine ARVC bei einem Sportler diagnostiziert wird, sollte dies das Ende einer
professionellen Sport- Kariere bedeuten. Häufige körperliche Betätigung, insbesondere im
Leistungssport, ist im Rahmen der ARVC ein besonders negativer Faktor und kann zu
einem akuten Voranschreiten der Erkrankung führen. (37) Eine Anpassung des Lebensstils
stellt daher einen sehr wichtigen Teilaspekt im Management dieser Erkrankung dar.
Trotz adäquater medikamentöser Therapie kann eine regelmäßige körperliche
Ausdauerbetätigung zum Auftreten von Kammertachykardien oder Kammerflimmern
führen. Daher wird bei ARVC Patienten vom Leistungssport dringend abgeraten. (13, 23,
34)
20
1.7 Diagnostik der ARVC
In diesem Abschnitt werden die verschiedenen diagnostischen Möglichkeiten abgehandelt.
Die Schwierigkeit besteht darin, die ventrikulären Tachykardien und insbesondere
ventrikuläre Extrasystolen der ARVC schon frühzeitig zuordnen zu können. Dies kann
besonders in den frühen Phasen der Krankheit sehr schwierig sein, da die typischen EKG
Veränderungen fehlen. Ebenfalls lassen sich dyskinetischen Bereiche des rechten
Ventrikels im Herzultraschall anfangs noch nicht nachweisen.
Bei Verdacht auf eine arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie sollten folgende
Untersuchungen durchgeführt werden: (2)
 Klinische und familiäre Anamnese
 Klinische Untersuchung
 12 Kanal EKG sowie ein 24h EKG
 Ergometrie
 2D-Echokardiographie
Es ist ein Geflecht aus vielen Symptomen und Veränderungen, die zur Diagnose einer
ARVC führen. Eine monokausale Diagnostik ist hier nicht möglich bzw. sinnvoll.
1.7.1 Task-Force-Kriterien zur Diagnose der ARVC
1994 wurde ein Kriterienkatalog für die Diagnostik der ARVC, die sogenannten
„McKenna-Kriterien“ erstellt. Im Jahre 2010 wurden diese überarbeitet, teilweise revidiert
und dann modifiziert. (38) Hier wurde eine Änderung in Bezug auf bildgebende Verfahren
und eine deutliche Spezifizierung der quantitativen Parameter vorgenommen. Zusätzlich
wurde die genetische Untersuchung aufgenommen. Der Nachweis einer Mutation, die mit
der ARVC assoziiert ist, ist nunmehr ein Major-Kriterium. (38)
21
Diese Kriterien bestehen aus 6 Kategorien, die Major- und Minor-Kriterium beinhalten: (1,
38)
 Globale oder regionale Dysfunktion und strukturelle Veränderung
 Histologische Veränderungen
 Repolarisationsstörungen im 12 Kanal EKG
 Depolarisationstörungen im 12 Kanal EKG
 Arrhythmien
 Positive Familienanamnese
Zur Sicherung der Diagnose einer arrhythmogenen rechtsventrikulären Kardiomyopathie
müssen folgende Kombinationen aus Haupt- und Nebenkriterien erfüllt sein:(1)
 2 Major-Kriterien
 1 Major- und 2 Minor-Kriterien
 4 Minor-Kriterien
Von einer „Borderline“-Diagnose einer ARVC spricht man bei: (1)
 1 Major- und nur 1 Minor-Kriterium
 3 Minor-Kriterien
Wenn nur 1 Major-Kriterium oder 2 Minor-Kriterien erfüllt sind, ist eine ARVC möglich.
Abbildung 10: Kombination der Major-und Minor Kriterien für eine sichere Diagnose einer ARVC
(24)
22
Abbildung 11: Revidierte Task- Force-Kriterien 2010 für die Diagnose der ARVC (1, 38)
23
1.7.2 Anamnese und klinische Untersuchung
Die klinische Untersuchung ist bei 50% der ARVC Patienten unauffällig. (3) Das Erheben
einer familiären Anamnese ist beim Verdacht auf eine ARVC wichtig, da die ARVC ein
genetisch vererbbares Krankheitsbild ist mit einer familiären Häufung in bis zu 50%. (10)
Plötzliche und ungeklärte bzw. Todesfälle in jungen Jahren, können erste Hinweise in
dieser Richtung liefern.
Das Auftreten von Arrhythmien, insbesondere Kammertachykardie mit LSB-Konfiguration
in der Adoleszenz bzw. ein plötzlicher Herztod in der Adoleszenz oder im jungen
Erwachsenenalter, im Besonderen bei männlichen Familienmitgliedern können auf eine
ARVC hinweisen. (38)
Andere differenzialdiagnostisch relevante Ursachen von ventrikulären Tachyarrhythmien
im jungen Erwachsenenalter müssen ausgeschlossen werden wie beispielsweise primär
elektrischen Erkrankung des Herzens (Brugada Syndrom, Long-QT Syndrom).
Abhängig von der Krankheitsprogression können aufgrund einer bereits bestehenden
Rechtsherzinsuffizienz ein gespaltener zweiter Herzton und ein Systolikum über der
Trikuspidalklappe auskultierbar sein. (1, 3)
1.7.3 EKG Veränderungen bei ARVC
1.7.3.1 EKG Veränderung im 12 Kanal Ruhe EKG:

T-Invertierungen in den Ableitungen V1-V3

QRS-Komplexverbreiterungen auf > 110ms

Epsilon-Potentiale als Ausdruck der rechtsventrikulären Erregungsleitungsstörung
in V1 und V2

RSB
Die T-Invertierung in den Ableitungen V1 bis V3 ist in bis zu 54% der Patienten
nachzuweisen. (39, 40)
Auch eine Verlängerung der QRS-Dauer findet man bei 50% der Patienten.
Die sogenannte Epsilon-Welle ist in 30% der ARVC Fälle im EKG sichtbar und gilt als ein
Major-Kriterium in den Task-Force-Kriterien. (39)
24
Epsilon-Wellen sind elektrische Potenziale mit kleiner Amplitude, man spricht von
„Postexzitationspotenzialen“.
In bis zu 50% der Fälle findet sich im EKG ein Rechtsschenkelblock. (41)
Das Rechtsschenkelblock im 12-Kanal Ruhe EKG zeigt sich jedoch eher bei Patienten mit
fortgeschrittener ARVC.
In Abbildung 12 sind drei unterschiedliche 12-Kanal EKG Ableitungen abgebildet, welche
charakteristische Merkmale dieser Erkrankung zeigen: (13)

A: T-Negativierung in den Ableitungen V1 bis V3

B: QRS-Komplexverbreiterung in rechtspräkordialen Ableitungen, S-Zacke
verbreitert in rechtspräkordialen Ableitungen, Epsilon-Potentiale in Ableitungen
V1 bis V3

C: Rechtsschenkelblockbild, Epsilon-Potentiale in V1 und V2
Abbildung 12: Oberflächen-EKG bei ARVC Patienten mit charakteristischen EKG Veränderungen
(13)
25
1.7.3.2 Tachykardie-EKG im Rahmen der ARVC:
Ventrikuläre Tachyarrhythmien stellen in vielen Fällen eine Erstmanifestation einer ARVC
dar. Eine ARVC präsentiert sich meist als monomorphe schnelle ventrikuläre
Tachykardien mit LSB-Konfiguration und einer superioren QRS-Achse. (40)
In Abbildung 13 werden zwei unterschiedliche EKG Aufzeichnungen von
Kammertachykardien bei ARVC Patienten dargestellt. (13) Es ist möglich, den Ursprung
der ventrikulären Tachykardien anhand der Morphologie und QRS-Achse festzustellen.
(13, 42)

In der linken Ableitung hat die VT eine charakteristische LSB-Morphologie mit
rechtstypischer oder steiltypischer elektrischer Herzachse, typisch für einen
Ursprung im rechtsventrikulären Ausflusstrakt.

In der rechten Ableitung zeigt die VT ebenfalls eine LSB-Morphologie mit
superiorer Achse als Hinweis auf eine Ursprung im inferioren bzw.
subtricuspidalen Anteils des rechten Ventrikels. (13, 42)
Abbildung 13: Tachykardie-EKG bei 2 Patienten mit ARVC (13)
Die erwähnten Kammertachykardien haben ihren Ursprung im sogenannten DysplasieDreieck.
26
1.7.4 Bildgebung
Im Rahmen einer ARVC Diagnostik kommen Echokardiographie, die kardiale
Magnetresonanztomographie („cardiac MRT“) und die rechtsventrikuläre Angiographie
zum Einsatz.
1.7.4.1 Echokardiographische Untersuchung
Die Echokardiographie gilt als First-Line Diagnostikum und kann erste Hinweise einer
strukturellen Veränderung im Sinne einer Dilatation des rechten bzw. linken Ventrikels
liefern, auch nach aneurysmatischen Veränderungen der rechtskardialen Wand sollte
gesucht werden. (39)
Eine Dilatation des RV, Aneurysmata oder eine rechtsventrikuläre Wanddyskinesie sind
echokradiographische Befunde, die auf eine ARVC hinweisen. (43) Bei 80% der Patienten
mit ARVC finden sich Auffälligkeiten in der rechtskardialen Wandbewegung. (44)
Nach einer Untersuchungen von Yoerger et al. finden sich abnormale Trabekulierungen in
54% und eine Hyperreflektion des Moderator Bandes in 34% der der Patienten mit ARVC.
(45)
Im Rahmen der quantitativen Funktionserhebung des rechten Ventrikels ist es wichtig,
mehrere Dimensionen des RV abzumessen, hierzu sollten folgende Parameter erhoben
werden: (46)
 RV inflow tract
 RV body
 RV outflow tract
Äußerst relevante Parameter für die rechtskardiale Funktionsfähigkeit sind die RVenddiastolischen (RVEDD) und endsystolischen Durchmesser (RVESD) sowie das
Verhältnis von RVEDD und linksventrikulärem enddiastolischen Durchmesser (LVEDD).
(46)
Diese RVEDD- und LVEDD-Ratio hat sich als sehr wertvoller Parameter in der
Diagnostik einer ARVC etabliert. Marcus FI und Fontaine G konnten in ihren
Untersuchungen zeigen, dass eine RV/LV enddiastolische Ratio von > 0,5 eine Sensitivität
27
von 86%, eine Spezifität von 93% und einen positiv prädiktiven Wert von 86% für die
Diagnose einer ARVC aufweist. (41) Auch ein negativer prädiktiver Wert mit 93% ist für
den Ausschluss einer ARVC von großer Bedeutung. (41) Manyari et al. fanden bei ihrem
gesamten Kollektiv eine RV/LV enddiastolische Ratio von über 1,8 und eine RV
Ejektionsfraktion (EF) von unter 50%. (44)
1.7.4.2 kardiale Magnetresonanztomographie (cardiac-MR)
Die kardiale Magnetresonanztomographie ist ebenfalls für die Diagnostik der ARVC
unentbehrlich. Morphologische Veränderungen des rechten Ventrikels können einfach mit
der MR Untersuchung des Herzens festgestellt werden und sind sowohl Major als auch
Minor Kriterium in den modifizierten Task-Force Kriterien. (38)
Sie kommt auch hier, wegen ihrer sehr guten Darstellungsfähigkeit was Weichteilgewebe
angeht, zur Anwendung.
Es ist im Rahmen der Diagnostik einer ARVC sehr wichtig, spezielle MR-Protokolle zu
nutzen, die spezifisch auf den rechten Ventrikel abgestimmt sind, da in der Frühphase der
Erkrankung etwaige Veränderungen sehr subtil sein können. (40)
In den Task-Force Kriterien werden ein simultanes Auftreten einer regionalen RVFunktionsminderung sowie einer lokalisierten RV-Wandbewegungsstörung beschrieben.
(38). Aneurysmatische Aussackungen des rechten Ventrikels sind speziell mit dem
cardiac-MR sehr gut darstellbar.
Midiri et al. beschreiben fünf strukturelle, morphologische sowie funktionelle
Veränderungen, die für die Diagnosefindung einer ARVC im Rahmen einer cardiac-MRUntersuchung eine Rolle spielen: (39, 47, 48)
 High-signal Intensity Areale (umgewandeltes Fettgewebe)
 Veränderungen im rechtsventrikulären Ausflusstrakt (RVOT)
 Dyskinetische aneurysmatische Aussackungen, speziell der rechtsventrikulären
Wand
 Dilatation des RV
 Vergrößerung des RA
28
Abbildung 14: Cardiac MR
Untersuchung eines Herzens bei ARVC
(An: Aneurysma mit andeutungsweiser
verstärkter Trabekulierung) (49)
Die Stärke der MR-Untersuchung
besteht auch darin, dass ein cardiacMR besser zwischen Fettgewebe
und Herzmuskel differenzieren
kann. (50)
Das Cine-MR ist eine Sonderform
des MR. Hier werden kurze
Videosequenzen der
Herzbewegungen angefertigt. Die
Aufnahme der Sequenzen sind EKG getriggert und somit lassen sich die dynamischen
Prozesse mit etwaiger Dyskinesie oder Akinesie sehr detailliert darstellen. Die
Unterscheidung zwischen Blut und myokardialer Wand ist mit dieser Methode sehr gut
möglich und damit auch eine genaue Quantifizierung der funktionellen und
morphologischen Gegebenheiten. (50)
Jedoch hat die CMR-Untersuchung auch ihre Einschränkungen. Bei einer sehr dünnen und
stark fettig-fibrös veränderten rechtsventrikulären Wand ist die Beurteilung eingeschränkt.
Eine klare Abgrenzung der einzelnen Gewebestrukturen kann hier oftmals sehr schwierig
sein. (25)
Weitere Limitationen dieser Untersuchungsmethode sind Patienten mit irregulärem
Herzrhythmus, klaustrophobischen Zuständen bzw. klinisch instabile Patienten und
Patienten mit bereits implantiertem ICD. (40)
29
1.7.5 RV Angiographie
Die rechtsventrikuläre Angiographie oder Kontrastangiographie ist eine sehr
aufschlussreiche diagnostische Methode zur Beurteilung der RV-Funktion und galt lange
Zeit als Goldstandard. (51)
Zur guten Beurteilung der Morphologie des Herzens ist es auch hier sehr wichtig, dass die
Untersuchung während dem Vorliegen eines Sinusrhythmus durchgeführt wird.
Es können hier Wandaussackungen mit einem diastolischen „Buldging“ gesehen werden.
(39) Diese treten im vornehmlich im infundibulären, apikalen und inferioren Bereich des
rechten Ventrikels, dem sogenannten „Dysplasiedreieck“ oder „ Triangle of Dysplasia“
auf. Auch eine verstärkte Trabekulierung des rechten Ventrikels wird oftmals beobachtet.
Im fortgeschrittenen Stadium mit manifester Rechtherzinsuffizienz kann ein Prolaps der
Trikuspidalklappe auftreten. (39)
Besonders sind es akinetischen und dyskinetischen Wandveränderungen, eine erhöhte
Trabekulierung und eine reduzierte rechtsventrikuläre Ejektionsfraktion, die typisch für das
Vorliegen einer ARVC sind und weisen eine Spezifität bis zu 90% auf. (52)
Aufgrund der Invasivität der RV-Angiographie und den möglichen Komplikationen wie
Gefäßverletzung mit Blutung und Hämatombildung oder Kontrastmittelallergien schließt
dieses Verfahren als First-Line Diagnostikum weitgehend aus. (49)
1.7.6 Elektrophysiologische Untersuchung
Die elektrophysiologische Untersuchung ist eine Möglichkeit der Risikostratifizierung für
das Auftreten von ventrikulären Arrhythmien bzw. des plötzlichen Herztod bei HochRisiko Patienten dar.
Bei dieser Untersuchung erfolgt eine ventrikuläre Stimulation an mehreren Stellen des
rechten Ventrikels, um Kammertachykardien auszulösen.
Nach Herren T. et al. werden im Rahmen einer ARVC folgende Punkte bei der
elektrophysiologischen Untersuchung erhoben: (3)
 Quantifizierung des Risikos für anhaltende Kammertachykardien oder
Kammerflimmern bzw. die Fragestellung: Wie leicht lassen sich
Kammertachykardien auslösen?
30
 Evaluation einer schon bestehenden antiarrhythmischen Therapie in Bezug auf ihre
Induzierbarkeit ventrikulärer Arrhythmien bzw. die Fragestellung: Wie gut wirkt
die antiarrhythmische Therapie um ventrikuläre Tachykardien zu verhindern?
 Effektivität der ventrikulären Überstimulation induzierter Kammertachykardien
bzw. die Fragestellung: Können ventrikuläre Tachykardien durch einen ICD
effizient mittels Überstimulation (ATP Therapie) terminiert werden?
 Evaluierung einer möglichen Radiofrequenzablation eines arrhythmischen
Substrates und Differenzierung des Arrhythmie Mechanismus (53) bzw. die
Fragestellung: Ist ein rhythmogenes Substrat vorhanden, das abladiert werden
könnte?
Bei den meisten ARVCPatienten sind ventrikuläre
Tachykardien induzierbar und
zeigen oftmals mehrere
Morphologien. (3)
Auch die dreidimensionale
Darstellung der
elektrophysiologischen
Verhältnisse mittels
elektroanatomischen Mapping
stellt ein wertvolles
Diagnostikum im Rahmen der
ARVC Abklärung dar. (54)
Hier können Myokardnarben,
bedingt durch die fettig-fibröse
Umwandlung des Myokards, in
Abbildung 15: elektroanatomische Darstellung bei einer
EPU, Lilafarbene Regionen stellen Myokardnarben dar,
diese ist bedingt durch die fettig-fibröse Umwandlung des
Herzmuskelgewebes, im Dysplasiedreieck im Rahmen der
ARVC (1)
ihrer vollen Ausdehnung
dargestellt werden. (54)
Areale mit niedriger Amplitude werden als „low voltage“ Areale bezeichnet. Dies ist auf
die schlechte elektrische Leitfähigkeit von Fettgewebe zurückzuführen. (55)
Arrhythmogene Areale können hiermit lokalisiert werden und in derselben Sitzung auch
mittels Radiofrequenzablation behandelt werden.
31
Diese Untersuchung gilt schon jetzt als wichtiges diagnostisches Tool und wird in vielen
größeren kardiologischen Zentren im Rahmen der ARVC-Diagnostik eingesetzt. (55)
Eine weitere Entwicklung und Verbesserung der Sensitivität der Elektroden kann in der
Zukunft eine noch genauere Beurteilung der elektrophysiologischen Gegebenheiten
ermöglichen, um bereits in der Frühphase der Erkrankung noch detailliertere Hinweise in
diese Richtung liefern zu können. (55)
32
1.7.7 Endomyokardiale Biopsie
Die Biopsie des rechten Ventrikels sichert histopathologisch die Diagnose einer ARVC.
Einer der älteren Ansätze in der ARVC-Diagnostik war die Entnahme eines Biopsats aus
der rechtsventrikulären septalen Wand. Dies wurde jedoch in den letzten Jahren
weitgehend verlassen. (1)
Bei der endomyokardialen Biopsie beträgt die Sensitivität 67% und die Spezifität 92%.
(43) Somit ist es nicht möglich, eine ARVC trotz negativer Biopsie auszuschließen. Eine
Biopsie wird meist aus dem Bereich des RV-Septums gewonnen. Dies ist insofern
problematisch, da der Befall dieses Areals relativ selten ist. (56)
Die fettig-fibrösen Veränderungen im Rahmen der ARVC zeigen sich viel häufiger im
Bereich der rechtsventrikulären freien Wand. Diese ist jedoch schon physiologisch sehr
dünn, kann krankheitsbedingt eine weitere Ausdünnung erfahren und birgt daher ein
signifikant erhöhtes Risiko einer Perforation. (3)
Um die Qualität und Sicherheit einer solchen Untersuchung zu steigern, ist es sinnvoll,
eine endomyokardiale Biopsie mit einem elektroanatomisches Mapping zu kombinieren,
um ARVC-verdächtige Areale zu identifizieren und gezielt zu biopsieren. (57)
Zu den schweren Komplikationen einer Biopsie gehören die Perikardtamponade und ein
totaler AV-Block. Diese treten sehr selten in < 0.2% auf. (56)
1.7.8 Genetische Untersuchung
Es gibt keine spezifische genetische Untersuchung, die eindeutig die Diagnose einer
ARVC bestätigt. Jedoch können bei 40 bis 50% der Patienten eine Reihe von Mutationen
festgestellt werden, welche mit dem Auftreten einer ARVC in Verbindung gebracht
werden. (11).
Genetische Tests werden derzeit für das TGFβ-3, RyR2, das Transmembran-Protein 43
(TMP-43), DSP, PKP2, DSG2, DSC2 und JUP durchgeführt. (58, 59)
Eine Mutation des PKP2 Gens ist in Nordamerika, Deutschland, Finnland, den
Niederlanden, Frankreich und der Schweiz am häufigsten. (1) In Norditalien, speziell in
Venetien, wo eine nachgewiesene Häufung von ARVC-Fällen vorliegt (19) , findet man oft
eine Mutation des DSP- und des DSG 2-Gens. (1, 58)
Eine genetische Untersuchung sollte nur bei hochgradigem Verdacht auf eine ARVC oder
einer eindeutigen familiären Anamnese mit einer nachgewiesenen ARVC durchgeführt
33
werden. Eine vorangehende ausführliche Familienanamnese und Stammbaumanalyse ist
von großer Wichtigkeit, weil hier die Unterscheidung zwischen einer familiär bereits
bestehenden und einer völlig neu auftretenden ARVC getroffen werden kann. (1, 59)
Der Nachweis eines, für die ARVC pathognomonischen Mutation, der zuvor
beschriebenen Gene stellt ein Major-Kriterium im Rahmen der revidierten Task-Force
Kriterien von 2010 dar. (38) Die genetische Untersuchung ist jedoch eher zur Erhärtung
eines klinischen Verdachtes geeignet bzw. kann bei Vorliegen ungenügender Anzahl
anderer Task-Force-Kriterien zur weiteren Diagnosesicherung herangezogen werden. (2,
58) Die genetische Untersuchung ist jedoch zum jetzigen Zeitpunkt nicht als First-Line
Diagnostikum gedacht. (58)
Im Falle eines positiven Befundes sollte eine ausführliche Aufklärung des Betroffenen
erfolgen. (58) Eine Anpassungen des Lebensstils ist erforderlich, speziell, wenn
leistungsmäßiger Sport betrieben wird. Von diesem ist dringend abzuraten. (2, 60) Das
weitere Vorgehen sollte mit einem Spezialisten eingehend besprochen und weitere
diagnostische Schritte gesetzt werden, um eine optimale therapeutische Strategie mit
möglicher medikamentöser Therapie oder auch ICD-Implantation zu erarbeiten.
Weiters ist es wichtig, auch erstgradige Verwandte in diese Richtung zu explorieren,
jedoch müssen nicht alle Familienmitglieder zwangsweise eine oder mehrere ARVCrelevante Genmutationen haben. (60, 61)
Abschließend sind einige Limitationen in Bezug auf die genetische Untersuchung bei der
ARVC zu nennen. (60) Zum einen besteht in nur 40 bis 50% der ARVC-Fälle eine
nachweisbare Gen Mutation. (11) Weiters stellen diese nur ca. 50% der Gesamtheit der
pathologischen Mutationen dar. Eine negative genetische Untersuchung kann daher eine
ARVC nicht sicher ausschließen. (60)
34
1.8 Therapie der ARVC
Im Wesentlichen werden zwei Ziele bei der Behandlung einer ARVC verfolgt:

Prävention des plötzlichen Herztodes bzw. Therapie der ventrikulären
Tachykardien

Therapie der Herzinsuffizienz
1.8.1 Medikamentöse Therapie
Eine medikamentöse Therapie erfolgt in der Regel mit Betablockern, Sotalol und
Amiodaron als Monotherapie oder als Kombination. Das Ziel einer medikamentösen
Therapie ist die weitgehende Unterdrückung von lebensbedrohlichen ventrikulären
Tachyarrhythmien. Die Mortalität wird durch Medikamente jedoch nicht beeinflusst. (1)
Laut einer Studie von Wichter et al. an einem Patientenkollektiv von 81 Patienten weist
Sotalol eine Effektivität von 68 bzw. 83% bei der Terminierung ventrikulärer
Tachykardien auf. (62) Diese Studie kommt zum Schluss, dass bei Ineffektivität von
Sotalol eine andere pharmakologische Herangehensweise wenig sinnvoll erscheint. Eine
Therapie mit Beta-Blockern war bei Patienten mit nicht-induzierbaren ventrikulären
Tachykardien in 28% der Fälle effektiv. Verapamil konnte bei 25% der Fälle ventrikuläre
Tachykardien in Langzeitverlauf supprimieren. Kombinationen zwischen den einzelnen
Präparaten erzielten keine Verbesserung des Effektes. (62)
Die Progredienz der Krankheit mit Voranschreiten der fettig-fibrösen Umwandlung führt
zu weiteren Veränderungen des elektrophysiolgischen Verhaltens des Herzens mit
Entstehung weiterer arrhythmogener Areale. (3) Die regelmäßige klinische Untersuchung
und Anamnese des Patienten bezüglich der Häufigkeit und Ausprägung der bestehenden
Symptomatik bzw. die regelmäßigen ICD-Kontrollen liefern Informationen über eine
etwaige Notwendigkeit der Anpassung des bestehenden medikamentösen Therapieregimes.
Die Therapie der mit der Krankheitsprogression einhergehenden möglichen
Herzinsuffizienz wird mittels ACE-Hemmern bzw. AT2-Antagonisten, Diuretika und
Beta-Blockern behandelt. (3) Bei einer höhergradigen Dilatation des rechten Ventrikels
wird in vereinzelten Fällen ebenfalls eine orale Antikoagulationstherapie zur Prävention
einer Thrombenbildung notwendig werden. (63)
35
1.8.2 Ablation
Im Rahmen einer ARVC kann es, bedingt durch die fleckförmige Umwandlung des
Myokards in Fett- und Bindegewebe zum Auftreten von Arrhythmien kommen. (39) Eine
Radiofrequenzablation kann bei Patienten durchgeführt werden, bei denen eine
medikamentöse Therapie unwirksam ist oder auch eine Unverträglichkeit vorliegt. (39)
Besonders bei Patienten mit häufigen tachykarden Episoden oder häufigen ICD-Therapien
ist eine elektrophysiologische Untersuchung und Radiofrequenzablation sinnvoll. (3)
Marchlinski et al. zeigten in ihrer Studie von 21 Patienten mit ARVC eine Effektivität der
Ablationstherapie in 84% der Patienten im Langzeitverlauf von 27 Monaten. (64) Eine
Studie von Satomi et al. zeigte, dass in einem Follow up Zeitraum von 26 Monaten 13 von
ihren 17 Patienten keine weiteren ventrikulären Tachykardien nach durchgeführter
Radiofrequenzablation mehr hatten. (65)
Aufgrund der progressiven Natur des Krankheitsbildes kann es notwendig werden weitere
Interventionen durchzuführen, um neu entstandene arrhythmogene Substrate zu abladieren.
Eine Radiofrequenzablation ist jedoch kein Ersatz bzw. Alternative für eine ICDImplantation. (3)
36
1.8.3 ICD-Therapie
Die Implantation eines ICD-Aggregates ist eine primär- bzw. sekundärprophylaktische
Maßnahme, um einem plötzlichen Herztod vorzubeugen. Ventrikuläre Tachykardien
können durch antitachykarde Stimulation schmerzlos beendet werden, Kammerflimmern
durch interne Defibrillation terminiert und ist demzufolge mittlerweile Standardtherapie
bei ARVC Patienten.
Nach den geltenden Leitlinien von 2012 der American College of Cardiology Foundation
(ACCF) / American Heart Association (AHA) / Task Force on Practice Guidelines wird
bei anhaltenden ventrikulären Tachykardien oder Kammerflimmern trotz adäquater
medikamentöser Therapie eine Klasse-I-Indikationsempfehlung für eine ICD-Implantation
abgegeben. (66) Patienten mit gesicherter ARVC und zumindest einem Risikofaktor für
den plötzlichen Herztod haben eine Klasse IIa Empfehlung für eine prophylaktische ICD
Implantation. Dies bedeutet, dass verschiedene Evidenzen/Meinungen den Nutzen bzw. die
Effektivität dieser Maßnahme insofern belegen, dass diese Maßnahme favorisiert wird und
hier ein gemeinsamer Konsens von Experten herrscht.
Es konnten im Rahmen mehrerer Studien einige Risikofaktoren für den SCD bei ARVCPatienten identifiziert werden, wo folglich eine ICD-Implantation sehr sinnvoll ist: (67)

Synkope

Junges Alter

Sportliche Aktivität

Positive Familienanamnese im Hinblick auf den plötzlichen Herztod

QT und QRS Dispersion

Höhergradige rechtsventrikuläre Dysfunktion

linksventrikuläre Beteiligung

Induzierbarkeit von ventrikulären Tachykardien in der elektrophysiologischen
Untersuchung
37
In der folgenden Abbildung werden die verschiedenen Patientengruppen in
Hochrisikopatienten, Patienten mit mittlerem Risiko, Patienten mit niedrigem Risiko und
asymptomatische ARVC-Patienten eingeteilt. Diese Einteilung ist abhängig von der
Anzahl an bestehenden Risikofaktoren. In einem weiteren Schritt wird eine Empfehlung
zum weiteren Vorgehen im Hinblick auf regelmäßige Kontrolluntersuchungen, weiteren
therapeutischen Möglichkeiten und auch eine Empfehlung hinsichtlich einer ICDImplantation abgegeben. (67)
Abbildung 16: Empfehlung der europäischen Gesellschaft für Kardiologie für das klinische
Management von ARVC-Patienten (67)
Eine primärprophylaktische Implantation eines ICD-System bei asymptomatischen
Patienten hingegen ist sehr umstritten.
In einer Studie von Hodgkinson et al. an ARVC „High-Risk“ Patienten mit gesicherter
ARVC bzw. die eine ARVC/5(3p25) Mutation aufwiesen, konnte durch die Implantation
eines ICD-Gerätes aus primärprophylaktischer Indikation eine 28%ige Reduktion der
Mortalität im Vergleich mit einer vergleichbaren Kontrollgruppe erzielt werden. (68)
38
Eine gleichzeitige medikamentöse Therapie ist in vielen Fällen notwendig, um die
Häufigkeit adäquater und vor allem inadäquaten ICD-Therapie auf ein Minimum
reduzieren zu können. Unter inadäquaten ICD-Therapien versteht man eine ICD
Therapieabgabe beispielsweise bei supraventrikulären Tachykardien wie tachykardem
Vorhofflimmern.
Die fettig-fibröse Umwandlung des Myokards stellt das größte Problem im
Zusammenhang mit der Funktionsfähigkeit und Effektivität der ICD Therapie dar. Die
Sensingfunktion, hierunter versteht man die Fähigkeit des ICD-Gerätes die elektrische
Aktivität des Herzens analysieren zu können, kann im Rahmen einer ARVC beeinträchtigt
sein. Aufgrund der progredienten fettig-fibrösen Umwandlung, speziell, wenn dies im
Bereich der rechtsventrikulären Sondenspitze auftritt, ist oftmals eine adäquate
Wahrnehmung nicht mehr gegeben. Dadurch können Kammertachykardien bzw.
Kammerflimmern nicht mehr richtig erkannt werden und folglich wird auch keine
Therapie abgegeben.
Wichter und Mitarbeiter beispielsweise berichten von Sensingproblemen bei 13% ihrer
ARVC Patienten. (69)
Bei einem Undersensing ist eine Sondenrevision bzw. Neupositionierung notwendig, um
die vollständige Funktionstüchtigkeit des Systems zu gewährleisten. Dies birgt jedoch
weitere Risiken. Im Zuge dieser fettig-fibrösen Gewebeumwandlung wird es zunehmend
schwieriger, adäquate Areale mit ausreichender elektrischer Leitfähigkeit zu finden.
Weiters finden die Sondenschrauben im resultierenden Gewebesubstrat nur sehr schlechten
Halt und somit kann die ausreichende Fixierung der Sonden im Myokard oftmals schwierig
werden. Das Risiko einer Wandperforation steigt mit der Krankheitsprogression und
voranschreitender Ausdünnung der Herzwand. (3)
Weitere sondenassoziierte Probleme sind ein Bruch der Sonde bzw. ein Defekt der
Sondenisolation. Dies erfordert eine sofortige Sondenrevision bzw., wenn dies nicht
möglich ist, ein umgehendes Platzieren einer neuen Sonde.
Ein weiteres Problem stellt der mögliche Anstieg der Reizschwelle dar. Unter der
Reizschwelle versteht man die Mindestmenge an Energie, die erforderlich ist, um eine
Depolarisation und nachfolgende Kontraktion des Herzens auszulösen.
Zusammenfassend ist der plötzliche Herztod nur durch eine ICD-Therapieabgabe zu
verhindern. Eine medikamentöse Therapie und eine etwaige Radiofrequenzablation stellen
hingegen nur additive Möglichkeiten zur ARVC-Therapie dar.
39
1.8.4 Chirurgische Therapieoptionen
Die Herztransplantation wird bei Patienten mit terminaler Herzinsuffizienz im Rahmen
einer ARVC als Ultima Ratio angewendet. (70)
Therapierefraktäre ventrikuläre Arrhythmien stellen eine weitere Indikation zur
Herztransplantation (HTX) dar.
Bei Patienten mit einer überwiegenden rechtskardialen Herzinsuffizienz kann die
rechtsventrikuläre Kardiomyoplastie sinnvoll sein. Hier wird die rechtskardiale freie Wand
mit einem Lappen des M. latissimus dorsi bedeckt und dadurch verstärkt. (71)
Diese therapeutische Option ist zwar in der Literatur beschrieben, findet aber in der Praxis
kaum Anwendung.
40
2 Studienziel
Die Prognose der arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie wird hauptsächlich
durch Kammertachykardien und das Auftreten eines plötzlichen Herztodes bestimmt. Das
vorrangige Behandlungsziel ist die Therapie von ventrikulären Rhythmusstörungen bzw.
die Prävention des plötzlichen Herztodes. In Abhängigkeit des Risikoprofils ist die
Therapie der Wahl die Implantation eines Kardioverter-Defibrillators. (68) Problematisch
sind bei diesen Patienten jedoch die fortschreitenden myokardialen Umbauprozesse.
Dadurch kann es einerseits bereits bei der Implantation schwierig sein, eine geeignete
Sondenposition zu finden bzw. es besteht andererseits die Gefahr einer unzureichenden
Erkennung (Sensing) von Kammertachykardien bzw. Kammerflimmern im
Langzeitverlauf mit folglich fehlender ICD Therapieabgabe.
Das Ziel dieser retrospektiven Untersuchung ist die Analyse eines Patientenkollektivs von
Patienten mit einer gesicherten arrhythmogenen rechtsventrikulären Kardiomyopathie und
implantiertem Kardioverter-Defibrillator im Hinblick auf die Stabilität der
rechtsventrikulären elektrodenbezogenen Messwerte im Langzeitverlauf:

Impedanz

R-Welle

Reizschwelle
41
3 Methoden
3.1 Patienten
In der Studie wurden alle Patienten, die einen implantierbare Kardioverter-Defibrillator
erhielten und in weiterer Folge an der Klinischen Abteilung für Kardiologie der
Medizinischen Universitätsklinik Graz regelmäßig nachgesorgt wurden, eingeschlossen.
Diejenigen Patienten mit implantiertem ICD und einer gesicherten ARVC wurden
anschließend, hinsichtlich demographischer Daten, Medikation, und elektrodenbezogener
Messwerte des ICD im Langzeitverlauf analysiert.
Einschlusskriterien:
 Implantierter Kardioverter-Defibrillator (Primär- und Sekundärprophylaxe)
 Gesicherte arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie nach den geltenden
Task-Force-Kriterien 2010 zur Diagnose der ARVC/D
3.2 Studiendesign
Es handelt sich bei dieser Arbeit um eine retrospektive Datenerhebung von Patienten mit
arrhythmogener rechtsventrikulärer Kardiomyopathie und implantiertem KardioverterDefibrillator aus primär- oder sekundärprophylaktischer Indikation.
3.3 Datenerhebung
Die Daten für diese retrospektive Analyse wurden aus der digitalen Datenbank der
KAGES, den archivierten Krankenakten der kardiologischen Ambulanz und den
gespeicherten und ausgedruckten ICD-Abfrageergebnisse erhoben.
Die demographischen Daten der Patienten wurden zum Zeitpunkt der ICD-Implantation
erfasst. Die im Rahmen der routinemäßigen ambulanten Kontrolluntersuchungen
erhobenen batterie-und elektrodenbezogenen Messwerte des ICD-Systems wurden für die
weiterführende Analyse verwendet.
42
Im Rahmen dieser Arbeit wurden folgende Parameter erhoben:

Alter, Geschlecht, Größe, Gewicht

NYHA Klasse

stattgehabte Synkope

anamnestischer Myokardinfarkt

durchgeführte Herzkatheterintervention oder Herzoperation (Vitien, Bypass)

Vorliegen einer koronare Herzkrankheit

bestehendes Vorhofflimmern

Begleiterkrankungen (Diabetes mellitus, arterielle Hypertonie)

Risikofaktoren (Rauchen, Hypercholesterinämie)

Familienanamnese einer ARVC

Medikamentenanamnese

EKG

Vorhandensein einer Epsilon-Wave

elektrophysiologische Untersuchung

Echokardiographie

Ergometrie

Laborwerte

ICD-Indikation

Daten zur ICD-Implantation (Aggregat, Messwerte der RV Sonde)
Im Langzeitverlauf wurden folgende Daten erhoben:

EKG

Echokardiographie

ICD-bezogene Messdaten im Langzeitverlauf (Messwerte der RV Sonde)

Aggregatwechsel

Sondenrevision

Ableben
43
Im Rahmen der regelmäßigen ICD-Funktionsüberprüfungen wurde eine Reihe von ICDbezogenen Messwerten erhoben.
Die folgenden Parameter sind in dieser Arbeit von zentraler Bedeutung und deswegen wird
hier noch in Kürze ein Überblick über diese gegeben.
Es wurden hier folgende Werte als Verlaufsparameter erhoben:

Impedanz (Ω)
Dies gibt Hinweise auf die Sondenintegrität (Isolationsdefekt, Sondenbruch) bzw.
Konnexion der Sonde mit dem Gerät.

Sensing bzw. R-Welle, hier rechtventrikulär (mV)
Dieser Parameter liefert Informationen über die Fähigkeit des Aggregates die
elektrische Aktivität des Herzens zu registrieren. Je besser diese ist, desto besser
kann auch das Aggregat Arrhythmien erkennen und behandeln. Ein R-Wert von > 5
mV sollte intraoperativ bei ICD Patienten angestrebt werden.

Reizschwelle (V)
Hier ist die Mindestmenge an Energie gemeint, welche notwendig ist, um gerade
noch eine Depolarisation zu bewirken. Bei der Implantation sollten Reizschwellen
< 1 V angestrebt werden. Das Doppelte (Zweifachsicherheit) bis Dreifache
(Dreifachsicherheit) des Reizschwellenwertes wird nachfolgend als
Stimulationsenergie programmiert (z.B. Reizschwelle: 0,7 V folgt 1,4 V
[Zweifachsicherheit] bzw. 2,1 V [Dreifachsicherheit]).
44
3.4 Statistik
Kontinuierliche Daten wurden als Mittelwerte +/- Standardabweichung, kategoriale Daten
als absolute und relative Häufigkeit (Zahl, Prozentsatz) angegeben.
Unterschiede in den einzelnen Gruppen werden bei gegebener Normalverteilung mittels tTest analysiert. Bei fehlender Normalverteilung kommen nichtparametrische Tests zur
Anwendung.
Ein p-Wert < 0,05 wird als statistisch signifikant angesehen.
Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Statistikprogramm SPSS Version19.0.
45
4 Ergebnisse – Resultate
4.1 Demographische Daten
An der Klinischen Abteilung für Kardiologie Graz wurden bei insgesamt 21 Patienten mit
nachgewiesener arrhythmogenen rechtsventrikulären Kardiomyopathie ein ICD aus
primär- oder sekundärprophylaktischer Indikation implantiert und in weiterer Folge
regelmäßig nachgesorgt.
In der folgenden Tabelle werden mit Hilfe der deskriptiven Statistik demographische
Daten aller Patienten dargestellt.
Männlich
12
57%
Weiblich
9
43%
Gewicht (kg)
77±14 kg
53-105 kg
BMI
25±4
18,8-33,7
Größe (cm)
174±7 cm
162-187 cm
Alter (Jahre)
45±16 Jahre
20-76 Jahre
Abbildung 17: Demographische Daten
Die geschlechtliche Verteilung zeigt hier, trotz des kleinen Patientenkollektivs, ein
Überwiegen des männlichen Geschlechts. Weiters besteht eine große Altersvariabilität.
Im Nachbeobachtungszeitraum verstarben insgesamt 4 Patienten, 3 altersbedingt (Alter 80,
84 und 88 Jahre) und 1 Patientin mit 48 Jahren an einer progredienten Herzinsuffizienz.
46
4.2 ICD Indikation
15 Patienten erhielten einen implantierbaren Kardioverter-Defibrillator aufgrund von
anhaltenden ventrikulären Tachykardien (11 Patienten) oder Kammerflimmern (4
Patienten). In 5 Fällen wurde aufgrund induzierbarer anhaltender ventrikulärer
Tachykardien im Rahmen einer elektrophysiologischen Untersuchung eine ICD
Implantation durchgeführt.
Bei einem Patienten wurde aufgrund von Synkopen und einer positiven familiären
Anamnese (Vater und Bruder an SCD verstorben) ein ICD-Aggregat primärprophylaktisch
implantiert.
Abbildung 18 zeigt die prozentuelle Verteilung der Indikation für die Implantation eines
ICD im vorliegenden Patientenkollektiv.
Verteilung der Indikationen für einen ICD bei ARVCPatienten
5%
19%
24%
52%
VF
VT
induzierbare VT in Elektrophysiolgie
prophylaktisch
Abbildung 18: prozentuelle Verteilung der Indikation für einen ICD bei Patienten mit ARVC
47
4.3 Symptome der ARVC
12 der 21 Patienten (57%) hatten eine Synkope in der Anamnese.
Akute Symptome bei ARVC Patienten während
Beobachtungszeitraum
Kammerflimmern mit erfolgreicher Reanimation
keine Synkope
Synkope
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
Abbildung 19: Akute Symptomatik bei ARVC-Patienten
4.4 Risikofaktoren
Eine ARVC in der Familie hatten 6 Patienten (29%).
Eine arterielle Hypertonie lag bei 5, eine Hypercholesterinämie lag bei 3 Patienten vor.
1 Patient hatte einen medikamentös eingestellten Diabetes mellitus, 4 Patienten hatten in
der Vorgeschichte zumindest 1 Episode einer paroxysmalen Vorhofflimmerarrhythmie.
48
4.5 Beschwerdesymptomatik
Die Einteilung einer bestehenden Herzinsuffizienz erfolgte nach der New York Heart
Association in die Schweregrade I - IV.
Im Durchschnitt wiesen die Patienten ein NYHA-Stadium 0,8±0,8 auf.
NHYA-Klassifizerung der Patienten
45,0%
40,0%
35,0%
30,0%
25,0%
20,0%
15,0%
10,0%
5,0%
0,0%
NHYA 0
NYHA I
NYHA II
Abbildung 20: NYHA-Stadien
4.6 Begleiterkrankungen
1 Patient hatte eine COPD. Bei 3 Patienten bestand eine eingeschränkte Nierenfunktion.
Eine Niereninsuffizienz lag bei 3 der 20 Patienten vor.
Weitere anamnestisch erhobene Begleiterkrankungen waren Erkrankungen der Schilddrüse
(2 Patienten mit Hashimoto Thyreoiditis).
1 Patient hatte eine Aortenstenose und bei einem Patienten bestand eine koronare
Herzerkrankung.
49
4.7 Kardiologische Abklärung
Im folgenden Teil dieser Arbeit sollen die Daten der kardiologischen Untersuchungen vor
ICD Implantation und jene der letzten Nachsorge Untersuchung (last FU) dargestellt
werden.
Folgende Parameter wurden hier erhoben:

EKG: Rhythmus, Schenkelblockbild, Überleitungszeiten, Epsilon-Welle

Echokardiographie

Ergometrie nach WHO Kriterien vor der ICD-Implantation
Der mittlere Nachbeobachtungszeitraum betrug 9,3 ± 5,3 Jahre. Dieser wurde ab ICDImplantation bis zur letzten Follow-up Untersuchung berechnet.
Der längste Nachbeobachtungszeitraum betrug 22,5 Jahre und der kürzeste 1,5 Jahre.
4.7.1 EKG vor ICD-Implantation
Hier wurde das EKG, kurz vor ICD-Implantation hinsichtlich Rhythmus,
Überleitungszeiten, Schenkelblockbilder und dem Bestehen einer Epsilon-Welle
untersucht.
50
4.7.1.1 Rhythmus
Bei 20 der 21 Patienten lag ein Sinusrhythmus vor, bei einem Patienten eine
Vorhofflimmerarrhythmie.
EKG-Rhythmus
Patienten (n=21)
n
%
Sinusrhythmus
20
95
Vorhofflimmern
1
5
Tabelle 3: EKG Rhythmus vor ICD-Implantation
4.7.1.2 Überleitungszeiten
4 Patienten zeigten eine atrioventrikuläre Leitungsverzögerung mit einer gemessenen PQ
Dauer über 200 msec (AV Block I Grades).
6 Patienten hatten eine intraventrikuläre Erregungsausbreitungsstörung (QRS Komplex
≥120ms)
Die QT Dauer betrug im Mittel 416 ms.
Min
Max
Durchschnitt ±
Standardabweichung
PQ Zeit (ms)
106
260
168±39
QRS Zeit (ms)
72
186
117±33
QT Zeit (ms)
350
506
416±42
Tabelle 4: EKG Parameter vor ICD-Implantation
51
4.7.1.3 Schenkelblockbild
11 der 20 Patienten hatten ein inkomplettes oder komplettes Rechtsschenkelblockbild.
SBB
Patienten (n=21)
n
%
QRS ≤ 110 ms
10
48
RSB
11
52
Tabelle 5: Schenkelblockbild vor ICD-Implantation
4.7.1.4 Epsilon-Welle
Die Epsilon-Welle konnte vor ICD-Implantation in nachweislich 3 Fällen beobachtet
werden.
52
4.7.2 EKG Parameter bei der letzten Nachsorge Untersuchung
Bei der letzten Nachsorge Untersuchung hatten weiterhin 20 der 21 Patienten einen
Sinusrhythmus, nur bei einem Patienten lag eine chronische Vorhofflimmerarrhythmie vor.
4.7.2.1 Rhythmus
EKG-Rhythmus
Patienten (n=21)
n
%
Sinusrhythmus
20
95
Vorhofflimmern
1
5
Tabelle 6: EKG-Rhythmus im Langzeitverlauf
4.7.2.2 Überleitungszeiten
Min
Max
Durchschnitt ±
Standardabweichung
PQ Zeit (ms)
114
270
168±41
QRS Zeit (ms)
74
212
115±36
QT Zeit (ms)
350
535
429±56
Tabelle 7: EKG-Parameter im Langzeitverlauf
5 Patienten zeigten eine atrioventrikuläre Leitungsverzögerung, 6 eine Verlängerung der
QRS Dauer auf ≥ 120ms.
Die PQ Dauer bzw. QRS Breite zeigte keinen signifikanten Unterschied zum initialen
EKG im Rahmen der ICD Implantation. Insbesondere die QRS Dauer (117 ± 33 ms versus
115 ± 36 ms; p = 0.5) war unverändert über einen langen Nachsorgezeitraum von 9,3
Jahren im Mittel.
Auch die QT Dauer änderte sich im Langzeitverlauf nicht signifikant. Nur 2 Patienten
hatten in der letzten Nachsorge eine QT Zeit von > 500 ms.
53
4.7.2.3 Schenkelblockbild
12 Patienten hatten in der letzten Nachsorge ein inkomplettes oder komplettes
Rechtsschenkelblockbild (Spanne 110 – 212 ms).
SBB
Patienten (n=21)
n
%
QRS ≤ 110 ms
9
43
RSB
12
57
Tabelle 8: Schenkelblockbild im Langzeitverlauf
4.7.2.4 Epsilon-Welle
Die Epsilon-Welle wurde in bei der letzten Nachsorge Untersuchung in nachweislich 5
Fällen beobachtet.
4.7.3 Echokardiographie vor ICD-Implantation
Die echokardiographischen Daten unmittelbar vor ICD-Implantation wurden mit jenen der
letzten Follow up Untersuchung verglichen.
In Tabelle 9 sind die echokardiographischen Werte vor ICD Implantation angeführt.
Min
Max
Durchschnitt
Einheit
Ejektionsfraktion
45
79
66
%
LVEDD
4,0
5,6
4,8
mm
RVEDD
2,0
5,3
3,3
mm
PAP
20
45
32
mmHg
Tabelle 9: Echokardiographische Daten vor ICD-Implantation
Die Patienten hatten eine Dilatation des rechten Ventrikels.
Druckwerte im Lungen-Kreislauf konnten bei allen Pateinten erhoben werden. Der
durchschnittliche pulmonal arterielle Druck lag bei 32 mmHg.
54
4.7.4 Echokardiographie bei der letzten Nachsorge Untersuchung
In Tabelle 10 finden sich die echokardiographischen Daten, welche bei der letzten
Nachsorge Untersuchung erhoben wurden.
Min
Max
Durchschnitt
Einheit
Ejektionsfraktion (EF%)
20
78
56
%
LVEDD
3,1
6,1
4,8
mm
RVEDD
1,9
5,0
3,3
mm
PAP
20
45
33
mmHg
Tabelle 10: Echokardiographische Daten im Langzeitverlauf
Die gemessenen Werte sind vergleichbar mit denen vor der ICD Implantation. Der
rechtsventrikuläre Diameter änderte sich im Langzeitverlauf nicht (3,2 ± 0,8 versus 3,3 ±
0,8; p = 0,86).
4.7.5 Ergometrische Untersuchung vor ICD Implantation
Bei 16 der 21 Patienten wurde vor der ICD Implantation eine Ergometrie nach WHOKriterien durchgeführt.
Die mittlere Belastbarkeit betrug 153 Watt, dies entsprach 84,5% der vorgegebenen
Sollleistung.
Min
Max
Durchschnitt
Einheit
Ergometrie max Watt
59
225
153,4
Watt
Ergometrie max %
46
116
84,5
%
Tabelle 11: Ergometrie vor ICD-Implantation
55
4.8 Laborparameter
In Tabelle 12 sind die Ergebnisse der laborchemischen Untersuchung dargestellt.
Min
Max
Mittel
Einheit
Hb
12,4
17,0
14,5
g/dl
Kreatinin
0,65
1,48
0,98
mg/dl
Crea Cl
37,33
115,02
81,6
ml/min/
Harnstoff
18,0
64,0
34,5
mg/dl
Na
137
145
140,6
mmol/l
NT-pro-BNP
62
3147
421,5
pg/ml
Tabelle 12: Laborwerte
Der Kreatininwert betrug im Mittel 0,98 mg/dl; 2 Patienten hatten einen Wert > 1,2 mg/dl.
Eine Patientin hatte einen signifikant erhöhten NT-pro-BNP Wert bereits bei der ICD
Implantation. Sich hatte in der initialen Echokardiographie bereits eine gering reduzierte
Linksventrikelfunktion. Nach einem Follow-up von 5.6 Jahren verstarb diese Patientin an
einer akuten dekompensierten globalen Herzinsuffizienz mit 48 Jahren.
56
4.9 Medikation
In Tabelle 13 finden sich eine Aufstellung der verordneten Medikamente und die Zahl der
Patienten, denen diese in Kombination oder als Monotherapie verordnet worden ist.
Medikament
Patienten (n=21)
n
%
Bisoprolol
7
33
Diuretikum
7
33
Sotalol
5
25
ACE-Hemmer
5
24
AT-2 Rezeptorantagonist
4
20
Statine
3
14
Thrombo ASS
3
14
Metoprolol
2
10
Orale Antikoagulation
2
10
Propafenon
1
5
Nebivolol
0
0
Flecainid
0
0
Amiodaron
1
5
Aldosteronantagonist
0
0
Tabelle 13: Medikation
11 der 21 Patienten (55%) hatten eine Kombinationstherapie.
2 Patienten (10%) erhielten eine Sotalol Monotherapie, 3 (15%) eine Bisoprolol
Monotherapie.
4 Patienten (20%) hatten keine medikamentöse Therapie.
57
4.10 Elektroden Messwerte im Langzeitverlauf
Im Rahmen der regelmäßigen ICD- Funktionsüberprüfungen wurden sämtliche batterieund elektrodenbezogene Messwerte erhoben. In dieser Studie wurden speziell Impedanz-,
Sensing- und Reizschwellen-Werte der rechtsventrikulären Sonde im Langzeitverlauf
untersucht.
Diese Daten wurden zu folgenden Zeitpunkten erhoben:

bei der Entlassung nach ICD Implantation (Entl)

3 Monate nach Entlassung (3M)

bei der letzten ambulanten Nachkontrolle (last FU)
Der mittlere Nachbeobachtungszeitraum betrug 9,3 ± 5,3 Jahre. Dieser wurde ab ICDImplantation bis zur letzten Follow-up Untersuchung berechnet.
Der längste Nachbeobachtungszeitraum betrug 22,5 Jahre und der kürzeste 1,5 Jahre.
4.10.1
Impedanz-Werte im Langzeitverlauf
In Tabelle 14 sind die Ergebnisse der drei ICD-Überprüfungen im Verlauf dargestellt.
Zeitpunkt der
Impedanz bei
Impedanz 3
Impedanz bei
Messung
Entlassung (Ω)
Monate nach
letzter FU (Ω)
Entlassung (Ω)
Mittelwert (Ω)±
669±305
639±256
597±285
Standardabweichung
(Ω)
Tabelle 14: Impedanz-Werte im Langzeitverlauf
Es zeigte sich im Langzeitverlauf eine tendenzielle, nicht signifikante Abnahme der
Impedanz-Werte.
58
4.10.2
RV Sensing im Langzeitverlauf
Die erhobenen RV Sensing-Werte sind in Tabelle 15 dargestellt.
Zeitpunkt der
Sensing bei
Sensing 3 Monate
Sensing bei letzter
Messung
Entlassung (mV)
nach Entlassung
FU (mV)
(mV)
Mittelwert ( mV)±
9,5±5,5
10,6±6,0
8,9±6,8
Standardabweichung
(in mV)
Tabelle 15: RV Sensing im Langzeitverlauf
Hier zeigten sich initial gute Sensingwerte mit 9,5 mV. Nur 3 Patienten hatten bei der
Entlassungskontrolle einen RV Sensing-Wert < 5 mV.
Im Langzeitverlauf zeigte sich jedoch ein signifikanter Unterschied zwischen den Werten
der 3 Monatskontrolle (stabile Werte nach der Einheilungsphase) und der letzten
Nachsorge (10,6 ± 6,0 mV versus 8,9 ± 6,8 mV; p = 0.01). 6 Patienten hatten im
Langzeitverlauf nunmehr einen RV Sensing-Wert < 5 mV. In den jeweiligen
Nachsorgeuntersuchungen wurde bei keinem Patienten ein Undersensing in den
dokumentierten anhaltenden und nicht anhaltenden Kammertachykardien beobachtet. Eine
Revision der rechtsventrikulären Sonde aufgrund ventrikulären Undersensings war
ebenfalls bei keinem der 21 Patienten erforderlich.
59
4.10.3
Reizschwellenwerte im Langzeitverlauf
Die Resultate der Reizschwellentests werden in Tabelle 16 dargestellt.
Zeitpunkt der
Reizschwelle bei
Reizschwelle 3
Reizschwelle bei
Messung
Entlassung (V)
Monate nach
letzter FU (V)
Entlassung (V)
Mittelwert (V)±
0,7±0,6
0,89±0,43
1,14±0,81
Standardabweichung
(V)
Tabelle 16: Reizschwellenwerte im Langzeitverlauf
Die Reizschwellenwerte zeigten sowohl in der Einheilungsphase (0,7±0,6 versus 0,89 ±
0,43 V; p = 0.97) als auch im Langzeitverlauf (0,89 ± 0,43 V versus 1,14 ± 0,81 V; p =
0.076) einen nicht signifikanten Anstieg. Eine Sondenrevision diesbezüglich war aber bei
keinem Patienten erforderlich.
4.11 ICD Wechsel und Sondenrevision
Im Beobachtungszeitraum von 9,3 ± 5,3 Jahre, wurde bei 12 der 21 Patienten (57%) ein
oder mehrere ICD Aggregatwechsel aufgrund einer Batterieerschöpfung durchgeführt.
Eine Sondenrevision war bei 4 Patienten erforderlich. 3 Patienten hatten eine
Sondendislokation und bei einem Patienten kam es zu einem Sondenbruch.
Bei keinem der 21 untersuchten Patienten musste aufgrund signifikant reduzierter RV
Sensing-Werte bzw. erhöhter RV-Reizschwellen-Werte eine Sondenrevision durchgeführt
werden.
60
5 Diskussion
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Patienten mit einer durch die geltenden TaskForce-Kriterien von 2010 gesicherten arrhythmogenen rechtsventrikulären
Kardiomyopathie (ARVC), die einen implantierbaren Kardioverter-Defibrillator erhielten.
Studienziel war die Beurteilung der rechtsventrikulären elektrodenbezogenen Messwerte
im Langzeitverlauf.
5.1 Demographie
Das Überwiegen des männlichen Geschlechtes konnte, trotz des geringen
Patientenkollektivs gezeigt werden. 57% der Patienten waren im vorliegenden Kollektiv
männlich.
Das mittlere Alter dieses Patientenkollektivs zum Zeitpunkt der ICD Implantation betrug
45 Jahre. 7 Patienten waren unter 35 Jahre und 4 Patienten waren über 60 Jahre (3
Patienten mit Kammertachykardie, 1 Patient nach erfolgreicher Reanimation bei
Kammerflimmern). Das untersuchte Patientenkollektiv ist älter im Vergleich zur den
publizierten Untersuchungen, in denen das Erstmanifestationsalter jeweils unter dem 40.
Lebensjahr lag.(1, 3, 10)
5.2 Indikationen für ICD-Therapie
Bei 15 der 21 Patienten wurde ein ICD nach überlebtem plötzlichen Herztod bzw.
anhaltenden Kammertachykardien implantiert. Nur bei einem Patienten wurde ein ICD
aufgrund eines entsprechenden Risikofaktorenprofils hinsichtlich des SCD (Synkope,
junges Alter, positive Familienanamnese mit 2 Todesfällen in jungen Jahren) aus
primärprophylaktischer Indikation implantiert. Dieses Vorgehen deckt sich auch mit den
derzeitigen Empfehlungen zum therapeutischen Vorgehen bei ARVC.(66)
61
5.3 Kardiologische Untersuchung
5.3.1 12-Kanal EKG
Die in der Literatur beschriebenen Veränderungen der QRS-Dauer im Vergleich zum
Normalkollektiv konnten in dieser Arbeit auch bestätigt werden. (72, 73) Es ergab sich
eine mittlere QRS-Dauer von 117 ± 33 ms vor Implantation des ICD-Gerätes und 115 ± 36
ms bei der letzten Nachsorge Untersuchung.
Die Verlängerung der QRS-Zeit zeigt, dass es im Rahmen der arrhythmogenen
rechtsventrikulären Kardiomyopathie zu einer Verzögerung der ventrikulären Überleitung,
bedingt durch die fettig-fibröse Umwandlung, kommt. Jedoch ist diese in diesem
Patientenkollektiv nicht sehr ausgeprägt. 48% der Patienten hatten zum Zeitpunkt der ICD
Implantation eine QRS Breite ≤ 110 ms.
Im Vergleich hatten in einer Studie von Peters et al. von den 374 untersuchten ARVCPatienten nur 18% ( 69 Patienten ) ein inkomplettes oder komplettes
Rechtsschenkelblockbild. (74)
Die von Gemayel et.al. in bis zu 30% der Fälle beschriebenen Epsilon-Welle, konnte im
untersuchten Patientenkollektiv initial bei nur 14% der Patienten gesehen werden. (39)
5.4 ICD bezogene Verlaufsbeobachtung
Eine klinisch relevante Reduktion des RV Sensings oder ein signifikanter Anstieg der
Reizschwelle, die eine Sondenrevision erforderlich gemacht hätte, wurde in unserem
Patientenkollektiv nicht beobachtet.
Die gemessenen Impedanz-Werte zeigten in der Verlaufsbeobachtung ebenfalls keine
signifikante Änderung.
62
5.4.1 Impedanz
Es zeigten sich bei den 3 ICD Überprüfungen durchschnittliche Impedanzen von 669, 639
bzw. 597 Ω. Diese gemessenen Werte lagen jeweils im Normbereich.
Eine krankheitsspezifische Änderung der Impedanz war auch nicht zu erwarten, da ein
technischer Defekt der Sonde z.B. Isolationsdefekt oder Bruch der Sonde nichts mit dem
Krankheitsbild per se zu tun hat.
5.4.2 Sensing
Im Verlauf zeigte sich initial ein Anstieg des rechtsventrikulären Sensings von initial 9,5
mV bei Implantation auf 10,6 mV in der Kontrolle nach 3 Monaten. Im Langzeitverlauf
wurde eine signifikante Reduktion der RV Sensing-Werte beobachtet. Eine Reduktion der
R-Welle bzw. des Sensings ist in erster Linie durch die Krankheitsprogression bedingt.
(75) Im Vergleich zu ICD Patienten mit Kardiomyopathien anderer Genese waren die die
RV Sensing-Werte bei ARVC Patienten deutlich schlechter. (75)
5.4.3 Reizschwelle
Die Reizschwellenwerte veränderten sich ebenfalls im Langzeitverlauf. Initial war die
Reizschwelle bei 0,7 V. Diese stieg im Verlauf auf 0,89 V bzw. 1,14 V an, was auf eine
gewisse Krankheitsprogression hindeuten könnte. Dies relativiert sich jedoch, wenn man
den Beobachtungszeitraum von 9,3 ± 5,3 Jahre und die maximale Beobachtungsdauer von
22,5 Jahre beachtet.
Der Anstieg der Reizschwelle ist einerseits durch die kardiale Grundkrankheit mit
Veränderungen des myokardialen Gewebes mit der Zunahme von Fettgewebe in der
Herzwand sowie der fleckförmigen Vernarbungen, andererseits durch die typischen
Fibrosierungsprozesse im Langzeitverlauf von ICD Sonden zu erklären.
63
5.5 Vergleich mit anderen Studien
Es gibt in der Literatur wenig Arbeiten, die sich spezifisch mit dem Verlauf ICDbezogener Parameter bei ARVC-Patienten beschäftigen. Vielmehr werden ICD-bezogene
Parameter von Kardiomyopathien unterschiedlicher Genese verglichen. (75)
In einer Arbeit von Watanabe wird die Abnahme der RV Sensings bei verschiedenen
Kardiomyopathien untersucht. (76) Eine Reduktion des Sensings auf unter 5 mV wird bei
38% der ARVC-Patienten beschrieben. Beim vorliegenden Patientenkollektiv konnten im
Vergleich deutlich bessere Sensingwerte, sowohl bei Implantation als auch bei der letzten
Überprüfung, erzielt werden.
In einer weiteren Untersuchung von Shan wird die Steigerung der Reizschwelle bei
ARVC-Patienten als Nebenaspekt beschrieben. Genaue Werte werden hier leider nicht
angeführt. (77)
Veränderungen der Impedanz bei Patienten mit ARVC und implantierbarem KardioverterDefibrillator konnten in der Literatur nicht gefunden werden. Somit stellt diese Arbeit, auf
diesen Aspekt bezogen, einen gewissen Neuwert dar und kann, trotz des sehr kleinen
Patientenkollektivs, eine Antwort auf diese sehr spezielle Frage nach
Impedanzveränderungen bei Patienten mit ARVC und ICD geben.
5.6 Limitationen
Der erste limitierende Faktor diese Arbeit ist sicherlich das kleine Patientenkollektiv
(n=21). In vergleichbaren Studien von Schuler (n=26), Lahtinen (n=37) oder Shan (n=34)
zeigten sich vergleichbar kleine Fallzahlen, welche sich durch die Seltenheit dieser
Krankheit erklären lässt. (78, 79)
Ein weiterer Punkt ist das retrospektive Design dieser Untersuchung. Hier gestaltete sich
die Erhebung der notwendigen Daten, wie bei vielen retrospektiven Datenerhebungen,
teilweise schwierig.
64
5.7 Fazit
Im untersuchten Patientenkollektiv konnte gezeigt werden, dass sich im Langzeitverlauf
die RV Sensing-Werte zwar signifikant änderten, dies aber klinisch ohne Bedeutung war.
In keinem der aufgezeichneten nicht anhaltenden bzw. anhaltenden Kammertachykardien
waren Fehlwahrnehmungen nachweisbar. Bzw. wurde diesbezüglich eine erforderliche
Therapie zurückgehalten. Auch ein steter, nicht signifikanter Reizschwellenanstieg der
rechtsventrikulären Sonde blieb ohne klinische Konsequenz. Bei keinem der 21
untersuchten ARVC Patienten musste diesbezüglich eine Sondenrevision durchgeführt
werden.
Im Wissen, dass sich Reizschwellen- und RV Wahrnehmungs- Werte im Langzeitverlauf
ändern, ist entscheidend, dass man bereits bei der Erstimplantation entsprechend gute
elektrodenbezogene Messwerte erzielt, auch wenn durch ggf. mehrmalige
Umpositionierung der RV Sonde die OP Dauer verlängert wird. Im Langzeitverlauf kann
man sich dadurch möglicherweise komplikationsreiche Sondenrevisionen ersparen.
65
6
Literaturverzeichnis
1. Ardan M. Saguner CB, Firat Duru. Die arrythmogene
rechtsventrikuläre Dysplasie/Kardiomyopathie. Cardiovasular
Medicine. 2011:303-14.
2. Basso C, Corrado D, Marcus FI, Nava A, Thiene G.
Arrhythmogenic right ventricular cardiomyopathy. The Lancet.
2009;373(9671):1289-300.
3. Herren T, Gerber PA, Duru F. Arrhythmogenic right
ventricular cardiomyopathy/dysplasia: a not so rare "disease
of the desmosome" with multiple clinical presentations.
Clinical research in cardiology : official journal of the German
Cardiac Society. 2009;98(3):141-58.
4. Shen WK, Edwards WD, Hammill SC, Bailey KR, Ballard
DJ, Gersh BJ. Sudden unexpected nontraumatic death in 54
young adults: a 30-year population-based study. The
American journal of cardiology. 1995;76(3):148-52.
5. Klaassen Z, Chen J, Dixit V, Tubbs RS, Shoja MM,
Loukas M. Giovanni Maria Lancisi (1654-1720): anatomist
and papal physician. Clinical anatomy (New York, NY).
2011;24(7):802-6.
6. Frank R, Fontaine G, Vedel J, Mialet G, Sol C,
Guiraudon G, et al. [Electrocardiology of 4 cases of right
ventricular dysplasia inducing arrhythmia]. Archives des
maladies du coeur et des vaisseaux. 1978;71(9):963-72.
7. Richardson P, McKenna W, Bristow M, Maisch B,
Mautner B, O'Connell J, et al. Report of the 1995 World
Health Organization/International Society and Federation of
Cardiology Task Force on the Definition and Classification of
cardiomyopathies. Circulation. 1996;93(5):841-2.
8. Heinz Greten FR, Tim Greten. Innere Medizin. Thieme
Verlag.13.Auflage:137-9.
66
9. Sen-Chowdhry S, Syrris P, McKenna WJ. Role of
genetic analysis in the management of patients with
arrhythmogenic right ventricular dysplasia/cardiomyopathy.
Journal of the American College of Cardiology.
2007;50(19):1813-21.
10. Haverkamp W, Rolf S, Osterziel K-J, Dietz R, Peters S.
Die arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie. Herz.
2005;30(6):565-70.
11. Corrado D, Thiene G. Arrhythmogenic Right Ventricular
Cardiomyopathy/Dysplasia: Clinical Impact of Molecular
Genetic Studies. Circulation. 2006;113(13):1634-7.
12. García-Quintana A, Ortega-Trujillo JR, Medina
Fernández-Aceytuno A. Arrhythmogenic Right Ventricular
Dysplasia in the Elderly. Revista Española de Cardiología
(English Version). 2007;60(01):87-9.
13. Wichter T PM, Breithardt G. Arrythmogene
Rechtsventrickuläre Kardiomyopathie: Sportmedizinische
Aspekte. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin.
2005;Jahrgang 56(Nr.5 (2005)):118-25.
14. Burke AP, Farb A, Tashko G, Virmani R. Arrhythmogenic
Right Ventricular Cardiomyopathy and Fatty Replacement of
the Right Ventricular Myocardium: Are They Different
Diseases? Circulation. 1998;97(16):1571-80.
15. Anderson EL. Arrhythmogenic right ventricular dysplasia.
American family physician. 2006;73(8):1391-8.
16. Lüllmann-Racuh R. Taschenlehrbuch Histologie2006. 33
p.
17. Muthappan P, Calkins H. Arrhythmogenic right
ventricular dysplasia. Progress in cardiovascular diseases.
2008;51(1):31-43.
67
18. Tiso N, Stephan DA, Nava A, Bagattin A, Devaney JM,
Stanchi F, et al. Identification of mutations in the cardiac
ryanodine receptor gene in families affected with
arrhythmogenic right ventricular cardiomyopathy type 2
(ARVD2). Human molecular genetics. 2001;10(3):189-94.
19. McKoy G, Protonotarios N, Crosby A, Tsatsopoulou A,
Anastasakis A, Coonar A, et al. Identification of a deletion in
plakoglobin in arrhythmogenic right ventricular
cardiomyopathy with palmoplantar keratoderma and woolly
hair (Naxos disease). Lancet. 2000;355(9221):2119-24.
20. Tsatsopoulou NPaA. Naxos disease: Cardiocutaneous
syndrome due to cell adhesion defect. Orphanet Journal of
Rare Disease. 2006:1-3.
21. Moll I, Augustin M, Jung EG. Dermatologie: Thieme;
2010.
22. Peters S, Peters H, Thierfelder L. Risk stratification of
sudden cardiac death and malignant ventricular arrhythmias
in right ventricular dysplasia-cardiomyopathy. International
journal of cardiology. 1999;71(3):243-50.
23. Priori SG, Aliot E, Blomstrom-Lundqvist C, Bossaert L,
Breithardt G, Brugada P, et al. Task Force on Sudden
Cardiac Death of the European Society of Cardiology.
European heart journal. 2001;22(16):1374-450.
24. Romero J, Mejia-Lopez E, Manrique C, Lucariello R.
Arrhythmogenic Right Ventricular Cardiomyopathy (ARVC/D):
A Systematic Literature Review. Clinical Medicine Insights
Cardiology. 2013;7:97-114.
25. Corrado D, Fontaine G, Marcus FI, McKenna WJ, Nava
A, Thiene G, et al. Arrhythmogenic Right Ventricular
Dysplasia/Cardiomyopathy: Need for an International
Registry. Circulation. 2000;101(11):e101-e6.
68
26. Myerburg RJ CA. Cardiac arrest and sudden cardiac
death. Braunwald's Heart Disease: A Textbook of
Cardiovascular Medicine, 2-Volume Set, 9th Edition. 2011; 2Volume Set(9th Edition):742–90.
27. Trappe HJ. [Sudden cardiac death and automated
external defibrillators. Where we are in 2012?]. Herz.
2012;37(4):416-23.
28. Kreuz ÖR, http://www.roteskreuz.at/site/erste-hilfe/erstehilfe-im-detail/tipps-von-a-z/ploetzlicher-herztod/. „Plötzlicher
Herztod – Leben retten binnen 3 Minuten“ 2012.
29. Lueg-Arndt A, Business PoEaI, (CBS) CBS. Kurzstudie
im Auftrag von Definetz e.V
Die indirekten Kosten
des plötzliches Herztods in Österreich. 2012.
30. Huikuri HV, Castellanos A, Myerburg RJ. Sudden death
due to cardiac arrhythmias. The New England journal of
medicine. 2001;345(20):1473-82.
31. Christian Grebmer Dmu. Diplomarbeit - Mortalität und
Todesursachen bei Patienten mit implantiertem KardioverterDefirbrillator. 2012.
32. Maron BJ, Shirani J, Poliac LC, Mathenge R, Roberts
WC, Mueller FO. Sudden death in young competitive athletes.
Clinical, demographic, and pathological profiles. JAMA : the
journal of the American Medical Association.
1996;276(3):199-204.
33. Bayes-Genis A, Vinolas X, Guindo J, Fiol M, Bayes de
Luna A. Electrocardiographic and clinical precursors of
ventricular fibrillation: chain of events. Journal of
cardiovascular electrophysiology. 1995;6(5):410-7.
69
34. Furlanello F, Bertoldi A, Dallago M, Furlanello C,
Fernando F, Inama G, et al. Cardiac arrest and sudden death
in competitive athletes with arrhythmogenic right ventricular
dysplasia. Pacing and clinical electrophysiology : PACE.
1998;21(1 Pt 2):331-5.
35. Corrado D, Basso C, Thiene G. Sudden cardiac death in
athletes: what is the role of screening? Current opinion in
cardiology. 2012;27(1):41-8.
36. Corrado D, Basso C, Pavei A, Michieli P, Schiavon M,
Thiene G. Trends in sudden cardiovascular death in young
competitive athletes after implementation of a preparticipation
screening program. JAMA : the journal of the American
Medical Association. 2006;296(13):1593-601.
37. Maron BJ, Thompson PD, Ackerman MJ, Balady G,
Berger S, Cohen D, et al. Recommendations and
considerations related to preparticipation screening for
cardiovascular abnormalities in competitive athletes: 2007
update: a scientific statement from the American Heart
Association Council on Nutrition, Physical Activity, and
Metabolism: endorsed by the American College of Cardiology
Foundation. Circulation. 2007;115(12):1643-455.
38. Marcus FI, McKenna WJ, Sherrill D, Basso C, Bauce B,
Bluemke DA, et al. Diagnosis of arrhythmogenic right
ventricular cardiomyopathy/dysplasia: proposed modification
of the Task Force Criteria. European heart journal.
2010;31(7):806-14.
39. Gemayel C, Pelliccia A, Thompson PD. Arrhythmogenic
right ventricular cardiomyopathy. Journal of the American
College of Cardiology. 2001;38(7):1773-81.
40. Marcus FI, Abidov A. Arrhythmogenic right ventricular
cardiomyopathy 2012: diagnostic challenges and treatment.
Journal of cardiovascular electrophysiology.
2012;23(10):1149-53.
70
41. Marcus FI, Fontaine G. Arrhythmogenic right ventricular
dysplasia/cardiomyopathy: a review. Pacing and clinical
electrophysiology : PACE. 1995;18(6):1298-314.
42. Schuster HP, Trappe HJ. EKG-Kurs für Isabel: Thieme;
2005.
43. Fontaine G, Fontaliran F, Hebert JL, Chemla D, Zenati
O, Lecarpentier Y, et al. Arrhythmogenic right ventricular
dysplasia. Annual review of medicine. 1999;50:17-35.
44. Manyari DE, Duff HJ, Kostuk WJ, Belenkie I, Klein GJ,
Wyse DG, et al. Usefulness of noninvasive studies for
diagnosis of right ventricular dysplasia. The American journal
of cardiology. 1986;57(13):1147-53.
45. Yoerger DM, Marcus F, Sherrill D, Calkins H, Towbin JA,
Zareba W, et al. Echocardiographic findings in patients
meeting task force criteria for arrhythmogenic right ventricular
dysplasiaNew insights from the multidisciplinary study of right
ventricular dysplasia. Journal of the American College of
Cardiology. 2005;45(6):860-5.
46. Foale RA, Nihoyannopoulos P, Ribeiro P, McKenna WJ,
Oakley CM, Krikler DM, et al. Right ventricular abnormalities
in ventricular tachycardia of right ventricular origin: relation to
electrophysiological abnormalities. British heart journal.
1986;56(1):45-54.
47. Midiri M, Finazzo M. MR imaging of arrhythmogenic right
ventricular dysplasia. The international journal of
cardiovascular imaging. 2001;17(4):297-304.
48. Midiri M, Finazzo M, Brancato M, Hoffmann E, Indovina
G, Maria MD, et al. Arrhythmogenic right ventricular
dysplasia: MR features. European radiology. 1997;7(3):30712.
71
49. Van der Wall E, Bootsma M, Wellens H, Bax J, de Roos
A, Schalij M. Arrhythmogenic right ventricular
dysplasia/cardiomyopathy: new avenues for diagnosis and
treatment. Netherlands Heart Journal. 2003;11(1):15.
50. Molinari G, Sardanelli F, Gaita F, Ottonello C, Richiardi
E, Parodi RC, et al. Right ventricular dysplasia as a
generalized cardiomyopathy? findings on magnetic
resonance imaging. European heart journal.
1995;16(11):1619-24.
51. Chiddo A, Locuratolo N, Gaglione A, Bortone A, Troito
G, Musci S, et al. Right ventricular dysplasia: angiographic
study. European heart journal. 1989;10(suppl D):42-5.
52. Peters S, Weber B, Hartwig CA, Reil GH. [Incidence and
significance of morphologic and morphometric variants in
selective right ventricular angiography in diagnosis of
arrhythmogenic right ventricular disease]. Medizinische Klinik
(Munich, Germany : 1983). 1994;89(4):175-83.
53. Fontaine G, Tonet J, Gallais Y, Lascault G, Hidden-Lucet
F, Aouate P, et al. Ventricular tachycardia catheter ablation in
arrhythmogenic right ventricular dysplasia: a 16-year
experience. Current cardiology reports. 2000;2(6):498-506.
54. Santangeli P, Pieroni M, Dello Russo A, Casella M,
Pelargonio G, Macchione A, et al. Noninvasive Diagnosis of
Electroanatomic Abnormalities in Arrhythmogenic Right
Ventricular Cardiomyopathy. Circulation: Arrhythmia and
Electrophysiology. 2010;3(6):632-8.
55. Corrado D, Basso C, Leoni L, Tokajuk B, Bauce B, Frigo
G, et al. Three-Dimensional Electroanatomic Voltage Mapping
Increases Accuracy of Diagnosing Arrhythmogenic Right
Ventricular Cardiomyopathy/Dysplasia. Circulation.
2005;111(23):3042-50.
72
56. Holzmann M, Nicko A, Kuhl U, Noutsias M, Poller W,
Hoffmann W, et al. Complication rate of right ventricular
endomyocardial biopsy via the femoral approach: a
retrospective and prospective study analyzing 3048
diagnostic procedures over an 11-year period. Circulation.
2008;118(17):1722-8.
57. Avella A, D'Amati G, Pappalardo A, Re F, Silenzi PF,
Laurenzi F, et al. Diagnostic Value of Endomyocardial Biopsy
Guided by Electroanatomic Voltage Mapping in
Arrhythmogenic Right Ventricular Cardiomyopathy/Dysplasia.
Journal of cardiovascular electrophysiology.
2008;19(11):1127-34.
58. Ackerman MJ, Priori SG, Willems S, Berul C, Brugada R,
Calkins H, et al. HRS/EHRA expert consensus statement on
the state of genetic testing for the channelopathies and
cardiomyopathies this document was developed as a
partnership between the Heart Rhythm Society (HRS) and the
European Heart Rhythm Association (EHRA). Heart rhythm :
the official journal of the Heart Rhythm Society.
2011;8(8):1308-39.
59. McNally E, MacLeod H, Dellefave-Castillo L.
Arrhythmogenic Right Ventricular Dysplasia/Cardiomyopathy.
In: Pagon RA, Adam MP, Bird TD, Dolan CR, Fong CT, Smith
RJH, et al., editors. GeneReviews(R). Seattle (WA):
University of Washington, Seattle
University of Washington, Seattle. All rights reserved.; 1993.
60. Corrado D, Basso C, Pilichou K, Thiene G. Molecular
biology and clinical management of arrhythmogenic right
ventricular cardiomyopathy/dysplasia. Heart. 2011;97(7):5309.
73
61. Awad MM, Calkins H, Judge DP. Mechanisms of
disease: molecular genetics of arrhythmogenic right
ventricular dysplasia/cardiomyopathy. Nature clinical practice
Cardiovascular medicine. 2008;5(5):258-67.
62. Wichter T, Borggrefe M, Haverkamp W, Chen X,
Breithardt G. Efficacy of antiarrhythmic drugs in patients with
arrhythmogenic right ventricular disease. Results in patients
with inducible and noninducible ventricular tachycardia.
Circulation. 1992;86(1):29-37.
63. Wlodarska EK, Wozniak O, Konka M, RydlewskaSadowska W, Biederman A, Hoffman P. Thromboembolic
complications in patients with arrhythmogenic right ventricular
dysplasia/cardiomyopathy. Europace : European pacing,
arrhythmias, and cardiac electrophysiology : journal of the
working groups on cardiac pacing, arrhythmias, and cardiac
cellular electrophysiology of the European Society of
Cardiology. 2006;8(8):596-600.
64. Marchlinski FE, Zado E, Dixit S, Gerstenfeld E, Callans
DJ, Hsia H, et al. Electroanatomic substrate and outcome of
catheter ablative therapy for ventricular tachycardia in setting
of right ventricular cardiomyopathy. Circulation.
2004;110(16):2293-8.
65. Satomi K, Kurita T, Suyama K, Noda T, Okamura H,
Otomo K, et al. Catheter ablation of stable and unstable
ventricular tachycardias in patients with arrhythmogenic right
ventricular dysplasia. Journal of cardiovascular
electrophysiology. 2006;17(5):469-76.
74
66. Tracy CM, Epstein AE, Darbar D, DiMarco JP, Dunbar
SB, Estes NAM, et al. 2012 ACCF/AHA/HRS Focused Update
of the 2008 Guidelines for Device-Based Therapy of Cardiac
Rhythm AbnormalitiesA Report of the American College of
Cardiology Foundation/American Heart Association Task
Force on Practice Guidelines. Journal of the American
College of Cardiology. 2012;60(14):1297-313.
67. Fernández-Armenta J. BJ. Arrhythmogenic right
ventricular dyplasia. E-journal articles European Society of
Cardiology. 2012;Vol10 N°26.
68. Hodgkinson KA, Parfrey PS, Bassett AS, Kupprion C,
Drenckhahn J, Norman MW, et al. The impact of implantable
cardioverter-defibrillator therapy on survival in autosomaldominant arrhythmogenic right ventricular cardiomyopathy
(ARVD5). Journal of the American College of Cardiology.
2005;45(3):400-8.
69. Wichter T, Paul M, Wollmann C, Acil T, Gerdes P, Ashraf
O, et al. Implantable cardioverter/defibrillator therapy in
arrhythmogenic right ventricular cardiomyopathy: singlecenter experience of long-term follow-up and complications in
60 patients. Circulation. 2004;109(12):1503-8.
70. Yoda M, Minami K, Fritzsche D, Tendrich G, SchulteEistrup S, Koerfer R. Three cases of orthotopic heart
transplantation for arrhythmogenic right ventricular
cardiomyopathy. The Annals of thoracic surgery.
2005;80(6):2358-60.
71. Chachques JC, Argyriadis PG, Fontaine G, Hebert JL,
Frank RA, D'Attellis N, et al. Right ventricular
cardiomyoplasty: 10-year follow-up. The Annals of thoracic
surgery. 2003;75(5):1464-8.
75
72. Fontaine G, Umemura J, Di Donna P, Tsezana R,
Cannat JJ, Frank R. [Duration of QRS complexes in
arrhythmogenic right ventricular dysplasia. A new noninvasive diagnostic marker]. Annales de cardiologie et
d'angeiologie. 1993;42(8):399-405.
73. Cox MG, Nelen MR, Wilde AA, Wiesfeld AC, van der
Smagt JJ, Loh P, et al. Activation delay and VT parameters in
arrhythmogenic right ventricular dysplasia/cardiomyopathy:
toward improvement of diagnostic ECG criteria. Journal of
cardiovascular electrophysiology. 2008;19(8):775-81.
74. Peters S, Trummel M, Koehler B. Special features of
right bundle branch block in patients with arrhythmogenic
right ventricular cardiomyopathy/dysplasia. International
journal of cardiology. 2012;157(1):102-3.
75. Wichter T, Paul M, Wollmann C, Acil T, Gerdes P, Ashraf
O, et al. Implantable Cardioverter/Defibrillator Therapy in
Arrhythmogenic Right Ventricular Cardiomyopathy: SingleCenter Experience of Long-Term Follow-Up and
Complications in 60 Patients. Circulation. 2004;109(12):15038.
76. Watanabe H, Chinushi M, Izumi D, Sato A, Okada S,
Okamura K, et al. Decrease in amplitude of intracardiac
ventricular electrogram and inappropriate therapy in patients
with an implantable cardioverter defibrillator. International
heart journal. 2006;47(3):363-70.
77. Shan Q, Cao K, Huang Y, Liao M, Chen M, Li W, et al.
Clinical and familial study of arrhythmogenic right ventricular
cardiomyopathy. Chinese medical journal. 2001;114(4):36973.
78. Lahtinen AM, Lehtonen E, Marjamaa A, Kaartinen M,
Helio T, Porthan K, et al. Population-prevalent desmosomal
mutations predisposing to arrhythmogenic right ventricular
76
cardiomyopathy. Heart rhythm : the official journal of the
Heart Rhythm Society. 2011;8(8):1214-21.
79. Schuler PK, Haegeli LM, Saguner AM, Wolber T, Tanner
FC, Jenni R, et al. Predictors of appropriate ICD therapy in
patients with arrhythmogenic right ventricular cardiomyopathy:
long term experience of a tertiary care center. PloS one.
2012;7(9):e39584.
77
78
Herunterladen