Bedeutung von uPA und PAI-1 bei nodal

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Ruhr-Universität Bochum
Prof. Dr. med. S. Philippou
Dienstort: Augusta Krankenanstalt
Abt.: Institut für Pathologie und Zytologie
Bedeutung von uPA und PAI-1 bei nodal-negativem Mammakarzinom
Korrelation mit dem Tumorstadium, Grading und Manifestationsalter
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung des Doktorgrades der Medizin
einer
Hohen Medizinischen Fakultät
der Ruhr-Universität Bochum
vorgelegt von
Ilka Streckert
aus Witten
2009
Dekan:
Prof. Dr. med. G. Muhr
Referent:
Prof. Dr. med. S. Philippou
Korreferent: Prof. Dr. med. A. Tannapfel
Tag der Mündlichen Prüfung: 23.11.2010
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Vorwort
1.2 Struktur und Funktionskreislauf des Urokinasesystems
1.2.1 Urokinase Plasminogenaktivator (uPA)
1.2.2 Urokinase Plasminogenaktivator Rezeptor (uPAR)
1.2.3 Urokinase Plasminogenaktivator Inhibitor (PAI-1)
1.2.4 Urokinase Plasminogenaktivator-System
1.3 Nachweisverfahren
1.4 Zielsetzung der Dissertation
2 Patientinnen, Material und Methoden
2.1 Patientinnenkollektiv
2.1.1 Charakterisierung des Patientinnenkollektivs
2.1.2 Tumorklassifikation
2.2 Nachweis von uPA und PAI-1 durch einen zweifach
standardisierten ELISA im Tumorgewebe der intraoperativ
gewonnenen Proben
2.2.1 Gewinnung und Aufbewahrung
2.2.2 Bestimmung der uPA- und PAI-1-Gewebekonzentration
2.2.2.1 Tumoraufbereitung und Cytosolherstellung
2.2.2.2 Proteinbestimmung
2.2.2.3 Durchführung des uPA-/PAI-1-ELISAs
2.2.2.4 Auswertung
2.2.2.5 Cut-off-Werte
2.3 Statistische Auswertung
2.3.1 Elementare Statistiken und Aufzählungen
2.3.2 Gruppenvergleich
2.4 Verwendete Geräte und Reagenzien
2.4.1 Geräteliste
2.4.2 Chemikalienliste
3 Ergebnisse
3.1 Methodische Ergebnisse
3.1.1 Proteinbestimmung
3.1.2 Eichfunktion des FEMTELLE-ELISAs
3.1.3 Reproduzierbarkeiten
3.2 Proteasenbestimmung im Patientinnenkollektiv
3.2.1 Allgemeine Ergebnisse
3.2.2 Korrelation der Messwerte mit der Größe der Tumoren
3.2.2.1 Untersuchungen zu uPA
3.2.2.2 Untersuchungen zu PAI-1
3.2.3 Korrelation der Messwerte mit dem
Differenzierungsgrad der Tumoren
7
7
7
7
8
9
10
12
13
14
14
14
14
17
17
18
18
19
20
21
23
23
24
24
24
24
25
26
26
26
28
30
31
31
32
34
35
36
1
3.2.3.1 Untersuchungen zu uPA
3.2.3.2 Untersuchungen zu PAI-1
3.2.4 Korrelation der Messwerte mit dem Alter der
Patientinnen
3.2.5 Korrelation der uPA- und PAI-1-Werte
4 Diskussion
4.1 Methodische Probleme
4.2 Klinische Bedeutung von uPA und PAI-1 für Prognose
und Prädiktion
4.2.1 Verankerung der uPA-/PAI-1-Messungen in Leitlinien
4.2.2 Laufende Studien
4.2.3 Bisherige Publikationen
4.3 Untermauerung des Stellenwertes des Urokinasesystems als
prognostischer Parameter
4.3.1 Korrelation der uPA- und PAI-1-Werte mit der
Tumorgröße
4.3.2 Korrelation der uPA- und PAI-1-Werte mit der
Tumordifferenzierung
4.3.3 Korrelation der uPA- und PAI-1-Werte mit dem
Patientinnenalter
4.4 Ausblick
37
38
39
41
42
42
43
43
43
44
45
46
47
47
48
5 Zusammenfassung
50
6 Literaturverzeichnis
52
7 Danksagung
8 Curriculum vitae
2
Abkürzungen
A.
Arteria
Abb.
Abbildung
Abs.
Absorption
ADEBAR
Adjuvant Docetaxel vs. Epirubicin Based Regimen
Trial
AGO
Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie
Ala
Alanin
ASCO
American Society of Clinical Oncology
BCA
Bicinchoninsäure
BSA
Bovines Serum Albumin
Ca
Carcinom
CMF
Cyclophosphamid, Methotrexat, 5-Fluoruracil
Cys
Cystein
DNA
Desoxyribonucleinacid
EC-Doc
Epirubicin/Cyclophosphamid-Docetaxel
ECM
Extrazellular Matrix
EGFR
epidermal growth factor receptor
ELISA
Enzyme Linked Immunosorbent Assay
FEC
5-Fluoruracil, Epirubicin, Cyclophosphamid
GBG
German Breast Group
Glu
Glutaminsäure
H2SO4
Schwefelsäure
HER
human epidermal growth factor receptor
HMW-uPA
high molecular weight uPA
Ile
Isoleucin
ISTO
Informationszentrum für Standards in der Onkologie
Jak
Januskinase
kDA
Kilo Dalton
LDLR
low density lipoprotein receptor
LK
Lymphknoten
LMW-uPA
low molecular weight uPA
LoE
Level of Evidence
3
LRP
low density lipoprotein receptor-related protein
Lys
Lysin
NNBC
node negativ breast cancer
PAI
Urokinase Plasminogenaktivator Inhibitor
PBS
Phosphat buffer salin
pTNM
pathologische TNM-Klassifikation
pTT
partielle Thromboplastinzeit
RT-PCR
Reverse Transskriptase Polymerase Kettenreaktion
Ref.
Referenz
STAT
Signal Transducers and Activators of Transcription
TBS
Tris buffer salin
TNM
Tumor/ Nodus/ Metastase
tPA
tissue Plasminogenaktivator
U min-1
Units per Minute
UICC
Uniquely to the global control of cancer
u-PA
Urokinase Plasminogenaktivator
u-PAR
Urokinase Plasminogenaktivator Rezeptor
VEGF
vascular endothelial growth factor
WHO
World Health Organization
4
Verzeichnis der Tabellen
Tabelle 1
Reststreuung von Verdünnungsreihen von 4
Gewebeaufarbeitungen
27
Tabelle 2
Sollwerte der Referenzproben
28
Tabelle 3
Sollwertabweichungen der uPA-Referenzproben
29
Tabelle 4
Sollwertabweichung der PAI-1-Referenzproben
29
Tabelle 5
Interassayreproduzierbarkeit der Proteinbestimmung
(BCA-Test) sowie der uPA- und PAI-1 Messwerte bei 10
Wiederholungsmessungen
30
Tabelle 6
Korrelation der uPA- und PAI-1-Werte zur Tumorgröße
32
Tabelle 7
Korrelation zwischen Tumorgröße und uPA-Wert
34
Tabelle 8
Korrelation der PAI-1-Werte mit der Tumorgröße
35
Tabelle 9
Korrelation der uPA- und PAI-1-Werte zum
Differenzierungsgrad des Tumors
Tabelle 10
Korrelation der uPA-Werte zum Differenzierungsgrad
des Tumors
Tabelle 11
37
Korrelation der uPA-Werte zum Differenzierungsgrad
des Tumors
Tabelle 12
36
38
positive uPA- und PAI-1-Werte in Abhängigkeit vom
Patientinnenalter
40
Verzeichnis der Abbildungen
Abbildung 1 Aktivierung von Plasminogen zu Plasmin
10
Abbildung 2 Urokinasezyklus
12
Abbildung 3 Zerkleinerung der Probe mit dem Skalpell
18
Abbildung 4 Pulverisierung im Dismembranator
18
Abbildung 5 Gewebeextrakt
19
Abbildung 6 BCA Protein Assay
20
Abbildung 7 uPA-Wells nach der Stoppreaktion
21
Abbildung 8 PAI-1-Wells nach der Stoppreaktion
21
Abbildung 9 Beispiel einer BCA-Eichkurve
22
5
Abbildung 10 Beispiel einer PAI-1-Eichkurve
22
Abbildung 11 Eichfunktion der Proteinbestimmung (Lot IK 117541)
26
Abbildung 12 Konzentrationsreihen verschiedener
Proteinproben im BCA-Test
28
Abbildung 13 Lineare und quadratische Anpassung der
uPA-Eichfunktion
29
Abbildung 14 Lineare und quadratische Anpassung der
PAI-1-Eichfunktion
30
Abbildung 15 Prozentualer Anteil der Patientinnen mit niedrigen uPAund PAI-1-Werten im entsprechenden Tumorstadium
33
Abbildung 16 Prozentualer Anteil der Patientinnen mit niedrigen
uPA-Werten im entsprechenden Tumorstadium
34
Abbildung 17 Prozentualer Anteil der Patientinnen mit niedrigen
PAI-1-Werten im entsprechenden Tumorstadium
36
Abbildung 18 Prozentualer Anteil der Patientinnen mit niedrigen
uPA- und PAI-1-Werten im entsprechenden Tumorstadium 37
Abbildung 19 Prozentualer Anteil der Patientinnen mit niedrigen
uPA-Werten im entsprechenden Tumorstadium
38
Abbildung 20 Prozentualer Anteil der Patientinnen mit niedrigen
PAI-1-Werten im entsprechenden Tumorstadium
39
Abbildung 21 Prozentualer Anteil der Patientinnen mit negativen
uPA- und PAI-1-Werten im entsprechenden Alter
Abbildung 22 Korrelation der uPA- und PAI-1-Wert
40
41
6
1 Einleitung
1.1 Vorwort
Das Mammakarzinom ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Bei circa 55000
Neuerkrankungen pro Jahr, erkrankt in Deutschland etwa jede neunte Frau in
ihrem Leben an Brustkrebs. Zusätzlich ist die Inzidenz des Mammakarzinoms
steigend und hat sich in den letzten 50 Jahren in etwa verdoppelt.
Auch bei der Krebssterblichkeit belegt das Mammakarzinom mit 18% bei
Frauen den ersten Rang, jedoch sinkt die Mortalität trotz der steigenden
Inzidenz,
auf
Grund
der
konsequenteren
Therapie,
der
verbesserten
Therapieformen und den erweiterten Maßnahmen zur Früherkennung. [12]
Die
Risikobeurteilung des
Mammakarzinoms
erfolgt
anhand
von
den
Prognosefaktoren Tumorgröße (T), Lymphknotenbefall (N), Grading (G), Alter,
histologischen Typ, Hormonrezeptor-Status sowie HER-2-Status. In den letzten
Jahren haben auch die tumorassoziierten Proteolysefaktoren uPA und PAI-1
immer mehr an Bedeutung gewonnen.
1.2 Struktur und Funktionskreislauf des Urokinasesystems
1.2.1 Urokinasetyp Plasminogenaktivator (uPA)
Urokinasetyp Plasminogenaktivator (uPA) ist eine Serinprotease mit einem
Molekulargewicht von 55 kDa, und auf dem Chromosom 10q24-qter lokalisiert.
Die Serinprotease besteht aus zwei Polypetidketten A (18 kD, uPA1-158) und B
(33 kD, uPA159-411), die über 2 Disulfidbrücken zwischen Cys148 und Cys279
verbunden sind. [8] Am C-terminalen Ende der Polypetidkette befindet sich eine
Serinproteasen-Domäne und am N-terminalen Ende eine A-Kette, welche eine
Kringle- und eine Wachstumsfaktordomäne enthält.
Frisch synthetisiertes uPA besteht aus einer aus Polypeptiden gebildeten
Einzelkette und wird als pro-uPA bezeichnet. Pro-uPA hat eine geringere
intrinsische Aktivität als uPA. Die proteolytische Aktivierung von pro-uPA zu
uPA („high molecular weight uPA“) wird durch Plasmin oder andere Proteasen
7
(Kathepsin B oder L, Kallikrein oder Faktor XIIa) nach der Bindung von pro-uPA
an den uPAR katalysiert. Hierbei wird die Peptidbindung zwischen Lys158 und
Ile159 enzymatisch gespalten. [5]
Anschließend kann HMW-uPA durch weitere Proteolyse in das
aminoterminale Fragment (ATF, uPA1-135) und „low molecular weight uPA“
(LMW-uPA, uPA136-411) gespalten werden. LMW-uPA kann nicht mehr
vom
uPAR
gebunden
werden,
besitzt
aber
noch
die
gleiche
proteolytische Aktivität wie HMW-uPA.
Dadurch, dass uPA die Aktivierung von Plasminogen zu Plasmin katalysiert,
resultiert bei der Aktivierung von pro-uPA zu uPA durch Plasmin ein starker
positiver Feedbackmechanismus.
An den uPAR gebundenes uPA hat eine Halbwertszeit von vier bis fünf
Stunden. [29]
1.2.2 Urokinase Plasminogenaktivator Rezeptor (uPAR)
Der uPAR ist ein cysteinreicher, glykolisierter Zelloberflächen Rezeptor, der
durch einen Glycosylphosphatidylinositol-Anker an der Zellmembran befestigt
ist. Er hat ein Molekulargewicht von 55 kD und sein Genort befindet sich auf
Chromosom 19q13, er wird von Monozyten, Fibroblasten, Endothelzellen,
aktivierten T-Zellen und einer Vielzahl von Tumorzellen exprimiert. Die
Expression des uPAR kann durch Wachstumsfaktoren moduliert werden. [7]
Der uPAR setzt sich aus drei homologen repetitiven Sequenzen zusammen,
den Domänen I, II und III. Für die Bindung von uPA ist die Domäne I
entscheidend. Hier besteht eine hohe Bindungsaffinität für die A-Kette von uPA,
wobei uPA und pro-uPA mit der gleichen Affinität gebunden werden.
Es ist beschrieben, dass die Bindung von uPA an den uPAR mitotische
Signalwege der Zelle aktiviert und die zelluläre Migration erhöht. [6]
Des Weiteren können auch Integrine mit dem uPAR einen stabilen Komplex
bilden, dieser Komplex führt zu einer Interaktion mit Vitronectin an der
Ligandenbindungstelle des uPAR. Die Interaktion von Vitronectin hat Folgen bei
8
der Zellmigration, Signaltransduktion und Adhäsion. Dadurch ist das uPASystem direkt an der Tumorausbreitung und Metastasierung beteiligt.
1.2.3 Urokinase Plasminogenaktivator Inhibitor Typ 1 (PAI-1)
Bis jetzt konnten vier verschiedene Inhibitoren der Plasminogenaktivatoren
identifiziert werden, welche alle zu der Familie der Serpine (Serin Protease
Inhibitoren) gehören und als Plasminogenaktivator Inhibitor (Typ 1 bis Typ 4)
bezeichnet werden.
Die
wesentlichen
physiologischen
Inhibitoren
für
den
Urokinase
Plasminogenaktivator stellen die Serpine PAI-1 und PAI-2 dar, die auch als
Serpin E1 und Serpin B2 bezeichnet werden. Die beiden Proteine weisen eine
24%ige Homologie in der Primärstruktur auf, unterscheiden sich aber in der
Konformation u. a. durch den sogenannten CD-Loop aus 33 Aminosäuren
(Ala65-Glu96). Beide Inhibitoren binden an uPA, wobei PAI-1 auch eine hohe
Affinität für den tissue Plasminogenaktivator (tPA) aufweist. Die Interaktion mit
der Zielprotease erfolgt durch den reactive centre loop (RCL). [8]
PAI-1 ist ein 52 kD großes Glykoprotein und wird von den Endothelzellen als
aktive Antiprotease sezerniert. Seine Genregion befindet sich auf Chromosom
7q21.3-q22.
Aktives PAI-1 ist nur metastabil mit einer Halbwertszeit von 2 Stunden, daher
wird es schnell in eine inaktive Form umgewandelt; durch Exposition der
Substrate oder von Phospholipiden kann PAI-1 reaktiviert werden. [23] Durch
Bindung der Somatomedin-B-Domäne des Vitronectins an PAI-1 wird die aktive
Form stabilisiert; die Halbwertszeit beträgt in dieser Stabilisierung 4
Stunden. [5]
Unabhängig von uPA, tPA und Vitronectin kann PAI-1 auch die Zellmigration
beeinflussen. Durch direkte Interaktion von PAI-1 mit dem LRP (low density
lipoprotein receptor-related protein) wird der Jak/STAT-Signalweg aktiviert; dies
führt zur Polarisation von Aktinfilamenten, der Translokation des aktivierten
STAT1 in den Zellkern und zu einer erhöhten Zellmigration. [8]
9
1.2.4 Urokinase Plasminogenaktivator-System
In vielen Prozessen spielen Proteasen eine entscheidende Rolle, diese
Prozesse reichen von der Blutkoagulation bis hin zu Apoptose und
Angiogenese. Als Konsequenz führt die unregulierte Proteolyse zu einer
Vielzahl von Krankheiten, wie Arthritis, Emphysemen, Demenz und Krebs. [6]
In der proteolytischen Kaskade sowohl in physiologischen als auch in
pathophysiologischen Zuständen tragen uPA und PAI-1 eine Schlüsselrolle
beim Abbau und Umbau der extrazellulären Matrix (ECM) sowie bei der
Stimulation der Zellmigration. [11] [18]
Das Urokinasesystem wird durch verschiedene intra- oder extrazelluläre
Vorgänge aktiviert. Dies führt in einer Aktivierungskaskade zur perizellulären
Proteolyse.
Das frisch sezernierte pro-uPA bindet entweder an den auf der Zellmembran
befindlichen uPAR oder katalysiert die Proteolyse von Plasminogen zu Plasmin.
Am uPAR gebundenes pro-uPA wird dann, wie oben beschrieben, durch
Plasmin und andere Proteasen in aktives uPA enzymatisch gespalten. Da uPA
auch die Proteolyse von Plasminogen zu Plasmin katalysiert, handelt es sich
hier um einen starken positiven Feedbackmechanismus (Abb. 1). [29]
PAI-1 und PAI-2
uPA
Plasminogen
Plasmin
Abb. 1: Aktivierung von Plasminogen zu Plasmin
Physiologischerweise löst Plasmin zahlreiche Komponenten der extrazellulären
Matrix auf sowie bei Malignität auch das Tumor umgebende Stroma. Im Falle
eines metastasierenden Krebses kommt es durch die Deregulierung der uPAExpression zu einer erhöhten Plasminaktivierung, die, wie oben beschrieben,
einen Abbau der extrazellulären Matrix bewirkt und damit die Metastasierung
fördert. [6]
10
Da es sich beim uPA-Rezeptor nicht um einen Transmembranrezeptor handelt,
ist das uPA-System zur Stimulierung zellulärer Prozesse auf die Interaktion mit
Integrinen und Korezeptoren wie EGFR (epidermal growth factor receptor) [19]
und der LDLR-Familie (low density lipoprotein receptor) [28] angewiesen. Die
Interaktion von Integrinen und Vitronectin mit dem uPA-uPAR-Komplex führt
außerdem zu einer Steigerung von uPA zum Substrat sowie zur vermehrten
Bindung von PAI-1 und PAI-2.
Wenn das an den uPAR gebundene uPA mit PAI-1 einen Komplex eingeht, wird
dieser ternäre Komplex in die Zelle internalisiert. Anschließend werden uPA und
PAI-1 lysosomal abgebaut und der uPAR wieder recycelt. Damit ist die Aktivität
der perizellulären Proteolyse wieder hergestellt. [24]
11
Abb. 2: Urokinasezyklus
1.3 Nachweisverfahren
Zum Nachweis von uPA und PAI-1 gibt es mehrere Möglichkeiten. Prinzipiell
stehen
immunhistochemische
Methoden,
ELISA
(Enzyme
Linked
12
Immunosorbent Assay) und RT-PCR (Reverse Transskriptase Polymerase
Kettenreaktion) zur Verfügung.
Allerdings kann bei der immunhistochemischen Bestimmung die heterogene
Anfärbung im Gewebe nicht reproduzierbar beurteilt werden, von daher ist
dieses Verfahren nicht standardisiert.
Bei der Bestimmung durch real time quantitative RT-PCR erhält man
vergleichbare Ergebnisse, wie die auf der Proteinbestimmung basierenden. [27]
Als validiertes Verfahren zur quantitativen Bestimmung von uPA und PAI-1 im
Tumorgewebe ist deshalb der FEMTELLE ELISA der Firma American
Diagnostica seit 2002 von der AGO (Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische
Onkologie) empfohlen.
In unserem Labor wird die Bestimmung von uPA und PAI-1 mit dem
FEMTELLE ELISA seit 2005 durchgeführt.
1.4 Zielsetzung
In verschiedenen vorangegangenen Studien wurden uPA- und PAI-1 bereits als
neue Prognosefaktoren für maligne Tumoren beschrieben.
In dieser Arbeit soll untersucht werden, ob eine Korrelation der uPA- und PAI-1Konzentration mit den klassischen pathologischen Parametern Tumorgröße und
Grading besteht. Zusätzlich soll festgestellt werden, ob ein Zusammenhang
dieser neuen Prognosefaktoren mit dem Manifestationsalter bei Patientinnen
mit nodal-negativem Mammakarzinom besteht.
Diese
Studien
können
dazu
dienen,
die
Prognosefaktoren genauer zu charakterisieren.
Bedeutung
der
neuen
Eine genaue Definition der
Aussagefähigkeit des Verfahrens ist für die optimale Nutzung im täglichen
Einsatz unbedingt erforderlich.
13
2 Patientinnen, Material und Methoden
An dieser Stelle wird das Patientinnenkollektiv charakterisiert und die
methodische Aufarbeitung des untersuchten Tumorgewebes beschrieben.
2.1 Patientinnenkollektiv
2.1.1 Charakterisierung des Patientinnenkollektivs
Das Patientinnenkollektiv setzt sich aus 309 Patientinnen mit nodal-negativem
Mamma-Ca aus der Augusta Krankenanstalt in Bochum, dem Malteser
Krankenhaus St. Anna in Duisburg und dem evangelischen Krankenhaus in
Herne im Zeitraum von Dezember 2005 bis August 2008 zusammen.
Es handelt sich um 309 Patientinnen und einen Patienten im Alter von 34 bis 89
Jahren, das durchschnittliche Alter liegt bei 63 Jahren.
2.1.2 Tumorklassifikation
Die
intraoperativ
entnommenen
Gewebeproben
wurden
durch
das
Pathologische Institut an den Augusta Krankenanstalten Bochum anhand des
TNM-Status und des Gradings eingeteilt. Der Lymphknotenstatus wurde
entweder
durch
den
Sentinel-Lymphknoten
oder
durch
eine
axilläre
Lymphadenektomie bestimmt.
Die Tumorklassifikation des Kollektivs setzt sich wie folgt zusammen:
pT-Stadium pT 1a
3
pT 1b
41
pT 1bm
pT 1c
2
207
pT is
3
pT 2
51
pT 3
1
14
Sonstiges
1
pN-Stadium pN 0
Grading
265
pN 1mi
12
PN 1a
18
pN 1b
0
pN 1c
0
pN 1
1
pN 2a
5
pN 2b
0
pN 2c
0
pN 2
1
pN 3a
2
pN X
5
G1
48
G2
186
G3
74
GX
1
Die Einteilung erfolgte anhand der WHO-Klassifikation des histologischen
Tumortyps nach pTNM-Klassifikation (UICC TNM, 6.Auflage, 2002):
pTNM-Klassifikation der Mammakarzinome (2002)
T Primärtumor
TX
Primärtumor nicht beurteilbar
Tis
Carcinoma in situ
T1
Tumorgröße bis max. 2 cm
T1mic
Mikroinvasion 0,1 cm oder weniger
T1a
> 0,1 bis max. 0,5 cm
T1b
> 0,5 bis max. 1 cm
T1c
> 1 cm bis max. 2 cm
T2
> 2 cm bis max. 5 cm
T3
> 5 cm
Tumor jeder Größe mit Ausdehnung auf die Haut oder
T4
Brustwand
T4a
Mit Ausdehnung auf die Brustwand
Mit Ödem, Ulzeration oder Hautmetastasen der gleichen
T4b
Brust
T4c
4a und 4b
15
T4d
Inflammatorisches Karzinom
N Regionäre Lymphknoten
NX
Regionäre Lymphknoten nicht berurteilbar
N0
Keine Lymphknotenmetastasen
N1mi
Mikrometastasen > 0,2 mm bis max. 2 mm
Metastasen in 1 - 3 ipsilateralen, axillären Lymphknoten
und/ oder in ipsilateralen Lymphknoten entlang der A.
mammaria interna mit mikroskopischen Metastasen, die bei
der Sentinellymphknoten-Dissektion entdeckt wurden, aber
N1
nicht klinisch auffällig waren
N1a
1 - 3 Lymphknoten, mindestens eine > 2 mm Ausdehnung
Metastasen in ipsilateralen Lymphknoten mit
mikroskopischen Metastasen, die bei der
Sentinellymphknotendissektion entdeckt wurden, aber nicht
N1b
klinisch auffällig waren
Metastasen in 1 - 3 ipsilateralen, axillären Lymphknoten mit
mikroskopische Metastasen, die bei der
Sentinellymphknotendissektion entdeckt wurden, aber nicht
N1c
klinisch auffällig waren
Metastasen in 4 - 9 ipsilateralen, axillären Lymphknoten
oder in Lymphknoten entlang der ipsilateralen A. mammaria
interna, klinisch erkennbar, in Abwesenheit von axillären
N2
Lymphknotenmetastasen
N2a
4 - 9 Lymphknoten, mindestens eine > 2 mm Ausdehnung
Metastasen in Lymphknoten entlang der ipsilateralen A.
mammaria interna, klinisch erkennbar, in Abwesenheit von
N2b
axillären Lymphknotenmetastasen
Metastasen in mindestens 10 ipsilateralen, axillären
Lymphknoten oder in ipsilateralen, infraklavikulären
Lymphknoten oder in klinisch auffälligen Lymphknoten
entlang der A. mammaria interna bei Vorliegen von
mindestens einem positiven axillären Lymphknoten oder in
mehr als 3 axillären Lymphknoten mit klinisch negativen
mikroskopischen Metastasen in Lymphknoten entlang der
A. mammaria interna oder in ipsilateralen supraklavikulären
N3
Lymphknoten
M Fernmetastasen
MX
Nicht beurteilbar
M0
Keine Fernmetastasen
16
M1
Fernmetastasen
G Grading
GX
Differenzierungsgrad nicht beurteilbar
G1
Gut differenziert
G2
Mäßig differenziert
G3
Schlecht differenziert
Aus der TNM-Klassifikation ergibt sich die Stadiengruppierung nach UICC
(TNM 6. Aufl., 2003) wie folgt:
Stadieneinteilung nach UICC (2003)
Stadium 0
Tis
N0
M0
Stadium I
T1
N0
M0
Stadium IIA
T0,T1
N1
M0
T2
N0
M0
T2
N1
M0
T3
N0
M0
T0,T1,T2
N2
M0
T3
N1,N2
M0
Stadium IIIB
T4
N0,N1,N2
M0
Stadium IIIC
Jedes T
N3
M0
Stadium IV
Jedes T
Jedes N
M1
Stadium IIB
Stadium IIIA
2.2 Nachweis von uPA und PAI-1 durch einen zweifach standardisierten
ELISA im Tumorgewebe der intraoperativ gewonnenen Proben
2.2.1 Gewinnung und Aufbewahrung
Die Gewinnung der Proben geschieht intraoperativ, wobei die Operation meist
einige Tage nach der Stanze zur Biopsie durchgeführt wird. Das entnommene
Material wird sofort auf Eis gelagert, und nach der Diagnostik durch die
Pathologie wird ein ca. 50 mg großes Stück Tumorgewebe mit möglichst
geringem Fettgewebsanteil entnommen, bei -20 °C ein gefroren und bis zur
uPA- und PAI-1-Bestimmung unfixiert und gefroren gelagert.
Der Transport ins Labor wird auf Trockeneis vorgenommen.
17
2.2.2 Bestimmung der uPA- und PAI-1-Gewebekonzentration
Die Bestimmung der uPA- und PAI-1-Gewebekonzentrationen erfolgt durch den
FEMTELLE uPA/PAI-1 Prognose Test von American Diagnostica. Der Test
basiert auf einem gegen humanes uPA bzw. humanes PAI-1 gerichteten, hoch
spezifischen monoklonalen Maus Fängerantikörper.
Der ELISA ist zweifach standardisiert, zum einen über die Eichgrade und zum
anderen über die Normierung pro Gramm Tumorgewebe durch den
Proteinassay.
Die Bearbeitung des Probenmaterials umfasst drei aufeinanderfolgende Tage,
am ersten Tag erfolgt die Cytosolherstellung mit anschließender Inkubation
über Nacht, am zweiten Tag werden die Testplatten für den Proteinassay belegt
und der uPA- und PAI-1-ELISA angesetzt. Am dritten Tag wird der BCAProtein-Assay ausgewertet und der ELISA-Test durchgeführt. Anschließend
werden die uPA- und PAI-1-Konzentrationen im Gesamtgewebe berechnet.
2.2.2.1 Tumoraufbereitung und Cytosolherstellung
Die Tumorproben werden aus dem Kühlschrank entnommen; davon werden
200 mg Gewebe abgewogen und mit dem Skalpell zerkleinert (Abb. 3).
Abb. 3: Zerkleinerung der Probe mit dem
Abb. 4: Pulverisierung im Dismembranator
Skalpell
18
Das Gewebe wird in vorgekühlten Teflongefäßen mit Wolframkugeln N2-liqu.
gekühlt und im Dismembranator für 30 s bei 2000 U min-1 dismembraniert
(Abb. 4).
Das Gewebepulver wird in Sarstedtgefäßen mit Vorlage von 600 µl TBSGebrauchslösung gelöst, danach werden die Zellen durch Zugabe von 67 µl
10 % Tritron X-100-Lösung lysiert. Die Gewebesuspension wird für 14 - 16
Stunden bei 4 °C auf dem Rollenmischer gerührt.
Darauf folgt die Zentrifugation der Cytosole für 45 min mit 14000 U min-1 bei
4 °C. Die Lipidschicht wird, wenn nötig, entfernt u nd aus der klaren
Cytosolschicht werden aliquote Anteile für die Analysen entnommen (Abb. 5).
Lipide
Gewebeextrakt
Sediment
Abb. 5: Gewebeextrakt
2.2.2.2 Proteinbestimmung
Die Proteinbestimmung wird mit dem BCA Proteintest von Pierce (Pierce BCA
Protein Assay Kit) durchgeführt, da dieser nicht durch die Detergenzien des
Femtelle-Testes gestört wird.
Zunächst wird der BCA-Verdünnungspuffer hergestellt, danach werden nach
Schema mit Waschpuffer die Proteinstandards im Probenröhrchen angesetzt,
dann wird die Farblösung für den BCA Assay angesetzt.
Entsprechend dem Pipettierplan werden 50 µl Proteinprobe pro Well in eine
Mikrotiterplatte gegeben, 200 µl Farblösung pro Well werden hinzugefügt. Die
Platte wird mit Folie abgedeckt und über Nacht bei Raumtemperatur inkubiert.
19
Der Farbumschlag nach Hellblau (Abb. 6) wird im ELISA-Reader bei 550 nm
ausgewertet. Schließlich werden die Werte ins Ecxelprogramm importiert, und
die Auswertung wird kontrolliert.
Abb. 6: BCA Protein Assay
2.2.2.3 Durchführung des uPA-/PAI-1-ELISAs
Zuerst werden die uPA- und PAI-1-Standards, der Waschpuffer und der
Probenpuffer hergestellt. Für die uPA- und PAI-1-Bestimmungen werden 1 : 20
und (für hohe Aktivität) 1 : 40 Verdünnungen hergestellt. Der Belegplan der
Mikrotiterplatten wird vorbereitet, und auf Eis oder bei 4 °C werden je 100 µl
Standard in die Wells pipettiert, danach werden je 100 µl Probenmaterial
zugefügt. Die Wells werden mit Folie abgedeckt und über Nacht bei 4 °C im
Kühlschrank inkubiert.
Am folgenden Tag werden die Detektionsantikörper hergestellt, und die H2SO4Lösung (Stopplösung) wird bereitgehalten. Die Wells werden 4-mal gewaschen,
und anschließend werden je 100 µl uPA Detektionsantikörper in die uPA-Wells
sowie je 100 µl PAI-1 Detektionsantikörper in die PAI-1-Wells gegeben. Die
Platten werden mit Folie abgedeckt und 1 Stunde bei Raumtemperatur
inkubiert. Während der Inkubation wird der Enzymkonjugatverdünner zubereitet,
und damit werden die uPA- und PAI-1-Enzymkonjugate hergestellt. Nach der
Inkubation werden die Wells wieder 4-mal gewaschen, und 100 µl uPA- oder
PAI-1-Enzymkonjugat in die entsprechenden Wells pipettiert. Die Wells werden
noch einmal für 1 Stunde gut abgedeckt, bei Raumtemperatur inkubiert und
20
wieder 4-mal gewaschen. Danach werden 100 µl TMB-Substratlösung in die
Wells
gefüllt
und
20
Minuten
bei
Raumtemperatur
inkubiert
(blaue
Farbentwicklung). Nach 20 Minuten wird die Reaktion durch Zugabe von 50 µl
Stopplösung gestoppt (Farbumschlag nach Gelb) (Abb. 7 und Abb. 8). Die
Messung ist innerhalb von 15 Minuten bei 450 nm (Referenzwert 620 nm)
vorzunehmen. Die Werte werden ins Excelprogramm importiert, und die
Auswertung wird kontrolliert.
Abb. 7: uPA-Wells nach der Stoppreaktion
Abb. 8: PAI-1-Wells nach der Stoppreaktion
2.2.2.4 Auswertung
Die Auswertung erfolgt durch das Excelprogramm uPA-PAI-Assay. Zuerst wird
die
BCA-Eichkurve
(Abb.
9)
aus
den
Mittelwerten
der
jeweiligen
Doppelbestimmung berechnet. Hieraus wird die Trendlinie y = mx + b (m steht
für die Steigung und b für den x-Achsenabschnitt) mit y = Absorption und
x = Konzentration bestimmt. Die Bestimmung der Konzentration der verdünnten
Patientinnenproben ergibt sich aus der Trendlinie nach x = (y – b)/m.
Anschließend wird mit dem Verdünnungsfaktor multipliziert, und die Werte
werden von µg/ml in mg/ml umgerechnet. Das Programm wirft als
Zwischenergebnisse die Proteinkonzentration der Patientinnenproben in mg/ml
aus. Zur Kontrolle dienen die BCA-Eichkurve und die Regressionsparameter.
21
BCA-Eichkurve
29.02.200
8
1,200
1,000
Abs. (550 nm)
0,800
0,600
y = 0,0021x + 0,1011
0,400
R2 = 0,9935
0,200
0,000
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
Proteinkonzentration (µg/ml)
Abb. 9: Beispiel einer BCA-Eichkurve
Nach Eingabe der uPA- und PAI-1-Messwerte und des Verdünnungsfaktors der
Patientinnenproben, werden die uPA-Eichkurve aus den uPA-Standards und
die PAI-1-Eichkurve (Abb. 10) aus den PAI-1-Standards berechnet. Hieraus
wird wieder die Trendlinie y = mx + b mit y = Absorption und x = Konzentration
bestimmt.
Die
Bestimmung
der
Konzentration
der
verdünnten
Patientinnenproben erfolgt aus der Trendlinie nach x = (y - b)/m und
Multiplikation mit dem Verdünnungsfaktor der Proben (uPA-/PAI-1-Werte in
ng/ml). Die uPA-PAI-1-Werte
[ng/ml] werden durch den Proteingehalt der
Proben [mg/ml] aus dem Datenblatt der BCA-Auswertung dividiert. Es erfolgt
die Ausgabe der uPA- und PAI-1-Werte in ng/mg Gewebe. Zur Kontrolle dienen
die uPA-Eichkurve bzw. die PAI-1-Eichkurve sowie die Regressionsparameter.
22
PAI-1-Eichkurve
29.02.200
1,4
1,2
Abs. (450 nm)
1
0,8
y = 0,1154x + 0,0992
R2 = 0,993
0,6
0,4
0,2
0
0
2
4
6
8
10
12
c (ng/ml)
Abb. 10: Beispiel einer PAI-1-Eichkurve
2.2.2.5 Cut-off-Werte
In großen Studien hat sich gezeigt, dass zur Abschätzung des Rezidivrisikos
und des Ansprechens auf eine Chemotherapie bei nodal-negativem Mamma-Ca
der cut-off-Wert für uPA in Tumorgewebe 3 ng/mg Gesamtprotein beträgt. Für
PAI-1 liegt der cut-off-Wert bei 14 ng/mg Gesamtprotein. Das Risiko ist jedoch
bereits erhöht, wenn eine der beiden Substanzen größer als der Grenzwert ist.
2.3 Statistische Auswertung
Die statistische Auswertung wurde mit dem Programm Microsoft Excel 2002
durchgeführt.
23
2.3.1 Elementare Statistiken und Aufzählungen
Das Kollektiv wurde in den Untergruppen uPA und PAI-1 beschrieben. Hierzu
wurden sowohl das arithmetische Mittel als auch der Median berechnet. Die
Häufigkeitsauszählung aller verschiedenen Werte von u-PA und PAI-1 wird
ausgegeben mit Angabe von Maximum, Minimum, Varianz und Standardfehler.
Zur Beschreibung des arithmetischen Mittels wurde das 95 % Konfidenzintervall
definiert.
Die
Güte
des
Mittelwertes
wurde
über
die
Definition
des
Standardfehlers kontrolliert. Die relative Standardabweichung wurde durch den
Variationskoeffizienten ermittelt.
Die Signifikanz wurde nach Fischer berechnet.
2.3.2 Gruppenvergleich
Der Gruppenvergleich wurde aufgetragen in einem Exceldiagramm. Es wurden
die uPA- und PAI-1-Werte korreliert. Anschließend wurde durch Excel eine
Regressionsgerade bestimmt.
2.4 Verwendete Geräte und Reagenzien
2.4.1 Geräteliste
- Dismembranator: Mikro-Dismembrator S, Sartorius, Göttingen
- Mixer, Uzusio VTX-3000L, LMS, Japan
- Kühlzentrifuge, 5417 R, Eppendorf, Hamburg
- Laborwaage, 440-33N, KERN, Deutschland
- Rollenmischer, RM 5, Assistent, Sontheim
- Pipettensatz, Eppendorf, Hamburg
- Elisa-Photometer, Spectra Mini, Tecan, Crailsheim
- Kryobehälter, 18HC, Taylor-Wharton, USA
- Kryogefäße, Cryo-Tube, Nunc, Wiesbaden
- Mikrotiterplatten, Sarstedt, Nümbrecht
24
2.4.2 Chemikalienliste
- uPA/PAI-1 Test, FEMTELLE, Best.-Nr.: 899, American Diagnostica inc.,
Pfungstadt
- BCA Protein Assay Kit, Prod.-Nr.: 23225, Thermo Scientific, Bonn
- Albumin Standard, Prod.-Nr.: 23209, Thermo Scientific, Bonn
- Protein Standard, Precinorm, Prod.-Nr.: 10557897, Roche Diagnostics,
Mannheim
- uPA/PAI-1-Qualitätskontrollproben, Radbound Universität, Nijmegen, NL
- Bovines Serumalbumin (BSA), Best.-Nr.: A7030, Sigma, Taufkirchen
- Schwefelsäure, Best.-Nr.: 84718, Sigma (Fluka), Taufkirchen
25
3 Ergebnisse
Die Resultate der Untersuchungen werden im Folgenden beschrieben. Dabei
erfolgt eine Unterteilung in methodische Ergebnisse und Ergebnisse der
Proteasenbestimmung im Patientinnenkollektiv.
3.1 Methodische Ergebnisse
3.1.1 Proteinbestimmung
Die Proteinbestimmung erfolgt mit dem BCA Protein Assay (Thermo Scientific,
23255). Zur Eichung wird BSA eingesetzt, das in Ampullen aliquotiert im Testkit
vorhanden ist.
BCA-Eichkurve
24.06.2008
1,200
1,000
Abs. (550 nm)
0,800
0,600
y = 0,0012x + 0,1005
2
R = 0,9982
0,400
0,200
0,000
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
Proteinkonzentration (µg/ml)
Abb. 11: Eichfunktion der Proteinbestimmung (Lot IK 117541)
Der ermittelte Korrelationskoeffizient (>0,99) bestätigt die gute Anpassung der
Ausgleichsgeraden
im
Messbereich.
Nach
Angaben
des
Herstellers
(Instructions for use) ist bis zu einer Proteinkonzentration von 2000 µg/ml ein
linearer Verlauf der Eichfunktion zu erwarten.
26
Zur
Überprüfung
der
Richtigkeit
der
Proteinbestimmung
wurde
eine
Eichproteinmischung der Firma Roche Diagnostics eingesetzt (Precinorm
10557897, Lot 170856). Den Hauptbestandteil dieser Proteinmischung stellt
Albumin dar. Da bei einer Precinormkontrolle der ermittelte Messwert und der
Sollwert
im
BCA-Test
unzureichend
übereinstimmten,
wurde
eine
Konzentrationsreihe dieser Proteinmischung gemessen. Das Ergebnis ist in
Abbildung 12 wiedergegeben. Das Eichprotein BSA und die Proteinmischung
Precinorm werden mit einer unterschiedlichen Steigung der Eichgeraden, d. h.
mit einer unterschiedlichen Nachweisempfindlichkeit, bestimmt. Es ist zwar
bekannt,
dass
unterschiedliche
Proteine
mit
unterschiedlichen
Nachweisempfindlichkeiten im BCA-Test erkannt werden, das ermittelte
Ergebnis ist allerdings unerwartet, weil Albumin die Hauptkomponente der
Precinorm-Proteinmischung darstellt.
Um
auszuschließen,
dass
die
Ursache
der
unterschiedlichen
Testempfindlichkeit zwischen BSA und Precinorm in der Herkunft des Albumins
zu suchen ist (bovin – human), wurden Gewebeaufarbeitungen von 4
Patientinnen, deren Proteinkonzentration vorher bestimmt war, in den
Verdünnungen 1 : 10, 1 : 20, 1 : 40 und 1 : 80 eingesetzt. Wie aus Abb. 12
ersichtlich,
entspricht
die
Testempfindlichkeit
der
Patientinnenproben
weitgehend dem Verlauf der BSA-Eichkurve. Die Reststreuung zur BSAEichkurve wurde jeweils für alle Patientinnenmesspunkte als Maß für den zu
erwartenden Fehler nach der folgenden Funktion ermittelt:
R = ΣSoll-Ist/ΣIst
Tab. 1: Reststreuung von Verdünnungsreihen von 4 Gewebeaufarbeitungen
Pat. 1
Reststreuung in 13 %
Pat. 2
Pat. 3
Pat. 4
20 %
17 %
16 %
%
Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Gewebeaufarbeitungen für diesen
Versuch erneut aufgetaut werden mussten. Die Proben sind nicht homogen,
sondern
es
befinden
sich
drei
Phasen
in
dem
eingefrorenen
Zentrifugenröhrchen. Weiterhin müssen Pipettierfehler und Verdünnungsfehler
27
berücksichtigt werden. Vor diesem Hintergrund ist die Präzision der
Proteinbestimmung akzeptabel.
1,2
BSA
1
Abs. (550 nm)
0,8
Patient 2
Precinorm
Patient 4
0,6
Patient 3
0,4
Patient 1
0,2
0
0
100
200
300
400
500
600
700
800
900
1000
Proteinkonzentration (µg/ml)
Abb. 12: Konzentrationsreihen verschiedener Proteinproben im BCA-Test
3.1.2 Eichfunktion des FEMTELLE ELISAS
Zur Bestimmung der Richtigkeit der uPA- und PAI-1-Bestimmung im ELISA
wurden zwei Qualitätskontrollproben aus der Radboud Universität, Nijmegen,
NL eingesetzt. Es handelt sich hierbei um Tumorzellextrakte aus Nacktmäusen,
die durch die humane Brustzelllinie MDA-MB231 induziert waren.
Tab. 2: Sollwerte der Referenzproben
Referenzprobe
uPA (ng/ml)
PAI-1 (ng/ml)
1. (210800)
0,31
5,50
2. (281107)
0,52
5,89
Für
die
quantitative
uPA-
und
PAI-1-Bestimmung
wurde
mit
den
Standardproben des FEMTELLE-Tests (American Diagnostica, Ref. 899; Lot
071024) eine Eichfunktion berechnet. Die Eichfunktion wurde nach dem
Verfahren der Minimierung der Reststreuung angepasst. Es wurden jeweils eine
28
lineare und eine quadratische Eichfunktion ermittelt und zur Berechnung der
Sollwerte verwendet. Die Eichfunktionen sind in der Abb. 13 (uPA) und Abb. 14
(PAI-1) dargestellt.
Tab. 3: Sollwertabweichungen der uPA-Referenzproben
Messwerte
linear
Differenz
quadratisch
(linear) in %
Differenz
(quadratisch)
in %
uPA-Referenz 1
0,35
12,9
0,30
3,2
uPA-Referenz 2
0,56
7,6
0,49
5,8
quadratisch
Differenz
Tab. 4: Sollwertabweichung der PAI-1-Referenzproben
Messwerte
linear
Differenz
(linear) in %
(quadratisch)
in %
PAI-1-Referenz 1 5,80
5,5
5,12
6,9
PAI-1-Referenz 2 6,04
2,5
4,84
17,8
uPA-Eichkurve
24.06.2008
2,5
Abs (450 nm)
2
1,5
y = 1,7641x + 0,1749
R 2 = 0,9782
1
y = -0,8794x2 + 2,63x + 0,0759
2
R = 0,996
0,5
0
0,00
0,20
0,40
0,60
0,80
1,00
1,20
c (ng/ml)
Abb. 13: Lineare und quadratische Anpassung der uPA-Eichfunktion
29
PAI-1-Eichkurve
24.06.2008
2,5
Abs. (450 nm)
2
1,5
y = 0,1754x + 0,1582
R2 = 0,98
1
2
y = -0,0092x + 0,2658x + 0,0549
R2 = 0,9997
0,5
0
0
2
4
6
8
10
12
c (ng/ml)
Abb. 14: Lineare und quadratische Anpassung der PAI-1-Eichfunktion
Es ist den Abbildungen zu entnehmen, dass sowohl die lineare als auch die
quadratische
Anpassung
eine
geeignete
Eichfunktion
darstellen.
Die
Korrelationskoeffizienten aller Regressionsfunktionen sind besser als 0,97.
3.1.3 Reproduzierbarkeiten
Zur Bestimmung der Reproduzierbarkeit der uPA- und PAI-1-Bestimmungen mit
den FEMTELLE ELISAs wurde eine Probe aus einem Pool von 4 Einzelproben
hergestellt, aliquotiert und bei -20 °C eingefroren . Die aliquotierten Poolproben
lieferten über 10 Monate relativ reproduzierbare Ergebnisse, danach fingen die
Messwerte an, stärker zu streuen, was auf das Ablaufen der Haltbarkeit
zurückgeführt wurde.
Tab. 5: Interassayreproduzierbarkeit der Proteinbestimmung (BCA-Test) sowie der uPA- und
PAI-1 Messwerte bei 10 Wiederholungsmessungen
Proteinbestimmung
uPA (ng/mg)
PAI-1 (ng/mg)
2,50
5,2
31,4
2,56
4,3
28,7
(ng/mg)
30
2,52
5,0
27,4
2,54
4,4
29,4
2,53
5,5
29,8
2,38
5,5
26,2
2,55
5,1
28,3
2,57
5,0
24,3
2,73
5,8
26,5
2,73
5,2
25,7
Mittelwert
2,55
5,1
27,8
Standardabweichung
0,098
0,469
2,151
Variationskoeffizient
3,85 %
9,20 %
7,75 %
Die Proteinbestimmung weist mit einer Interassayreproduzierbarkeit von 3,85 %
eine sehr gute Präzision auf. Die Streuung der Proteinbestimmung geht in die
Berechnung der uPA- und PAI-1-Konzentrationen im Tumorgewebe direkt ein,
da die im jeweiligen Elisa ermittelten Konzentrationen pro Volumeneinheit in
Konzentration pro mg Tumorgewebe umgerechnet werden. Die ermittelten
Interassayreproduzierbarkeiten von 9,2 % für die uPA-Bestimmung und 7,8 %
für die PAI-1-Bestimmung im Tumorgewebe sind als gut zu bewerten.
3.2 Proteasenbestimmung im Patientinnenkollektiv
3.2.1 Allgemeine Ergebnisse
Das Patientinnenkollektiv umfasst 309 Fälle. Zum Zeitpunkt der Operation
waren die Patientinnen in einem Alter zwischen 34 und 89 Jahren; das
durchschnittliche Alter betrug 63,13 Jahre. Die cut-off-Werte wurden nach dem
FEMTELLE-Protokoll von American Diagnostica GmbH festgelegt, und zwar für
uPA bei 3 ng/mg und für PAI-1 bei 14 ng/mg. Da Werte unterhalb des cut-offs
ein negatives Testergebnis, aber ein positives Ergebnis für die Patientin
beinhalten, werden im weiteren Verlauf die Messwerte als hohe Werte (Werte
oberhalb des cut-offs) und niedrige Werte (Werte unterhalb des cut-offs)
bezeichnet, um Verwechslungen vorzubeugen.
31
Insgesamt wurden unabhängig von Tumorgröße und -differenzierung sowie
dem
Alter
der
Patientinnen
bei
19,74 %
der
Proben
uPA-
und
PAI-1-Konzentrationen unterhalb der cut-off-Werte von 3 ng/mg (uPA) und
14 ng/mg (PAI-1) im Tumorzytosol gemessen.
Die uPA-Werte erstrecken sich zwischen 0 und 33,3 ng/mg mit einem
arithmetischen Mittel von 5,42 ng/mg, wobei der Standardfehler 0,12 beträgt
und das 95 %-Konfidenzintervall bei 4,34 ng/mg liegt; der Median ist 4,2 ng/mg.
Die Standardabweichung der uPA-Werte beläuft sich auf 4,43 mit einer Varianz
von 19,72 und einem Variationskoeffizienten von 0,82.
Insgesamt blieben 35,28 % der Patientinnen unter dem festgelegten cut-offWert von 3 ng/mg.
Für die PAI-1-Werte wurden die gleichen statistischen Methoden verwendet;
daraus ergeben sich folgende Werte; für das arithmetische Mittel 42,58 ng/mg
mit einem Standardfehler von 0,35 sowie für das 95 %-Konfidenzintervall
15,04 ng/mg und 33,1 ng/mg für den Median. Die PAI-1-Werte erstrecken sich
von 0 ng/mg bis zu einem Maximum von 270,2 ng/mg. In dieser Datengruppe
beträgt die Standardabweichung 38,37 mit einer Varianz von 1477,27 und
einem Variationskoeffizienten von 0,9. Hier lagen insgesamt 19,74 % der
Patientinnenproben unter dem festgelegten cut-off-Wert von 14 ng/mg.
3.2.2 Korrelation der Messwerte mit der Tumorgröße
Es besteht in diesem Kollektiv ein signifikanter Zusammenhang zwischen der
Tumorgröße der Patientinnen und der Konzentration im Tumorzytosol von uPA
und PAI-1 oberhalb der jeweiligen cut-off-Werte von 3 ng/mg bzw. 14 ng/mg mit
p = 0,09 (Tab. 6).
Tab. 6: Korrelation der uPA- und PAI-1-Werte zur Tumorgröße
Anzahl der
Patientinnen
uPA >3 ng/mg PAI-1 >14 ng/mg
pT 1a
3
1
3
pT 1b
41
21
27
32
pT 1bm
2
2
2
207
137
170
pT is
3
1
2
pT 2
51
38
43
pT 3
1
0
1
Sonstiges
1
0
0
309
200
248
pT 1c
Gesamt
Patientinnen mit niedrigen uPA- und PAI-1-Werten
100
90
80
Prozent
70
60
50
pT 1b
34,15
40
pT 1c
17,87
30
20
10
pT 1a
0,00
pT 2
15,69
pT 3
0,00
0
1
Prozentualer Anteil der Patientinnen mit niedrigen uPA-und PAI-1-Werten im entsprechenden
Tumorstadium
Abb. 15: Prozentualer Anteil der Patientinnen mit niedrigen uPA- und PAI-1-Werten im
entsprechenden Tumorstadium
Im Tumorstadium pT 1b haben 34,15 % der Patientinnen niedrige Werte, das
heißt, sowohl der uPA- als auch der PAI-1-Wert liegen unterhalb des cut-offWertes. Dieser Prozentsatz fällt im Tumorstadium pT 1c auf 17,87 % ab und im
Tumorstadium pT 2 haben dann nur noch 15,69 % der Patientinnen sowohl
niedrige uPA- als auch niedrige PAI-1-Werte, dieser geringe Unterschied ist
dadurch zu erklären, dass sich aus unserem Kollektiv 51 Patienten im Stadium
pT 2 jedoch 207 im Stadium pT 1c befinden. Da im Tumorstadium pT 1a nur
drei Patientinnen im Kollektiv vorhanden sind, welche alle hohe PAI-1-Werte
aufwiesen, liegt in dieser Gruppe der Wert bei 0 %. Das gleiche Problem findet
sich in der Gruppe pT 3, da in unserem Kollektiv nur bei einer Patientin das
Tumorstadium pT 3 festgestellt wurde, diese Patientin hatte zwar einen
niedrigen uPA-Wert, der PAI-1-Wert war jedoch mit 34,1 ng/mg hoch (Abb. 15).
33
3.2.2.1 Untersuchungen zu uPA
In diesem Kollektiv ergibt sich nach Berechnung der Signifikanz nach Fischer
ein signifikanter Zusammenhang (p = 0,09) zwischen der uPA-Konzentration
im Tumorzytosol und der Tumorgröße der Patientinnen (Tab. 7).
Tab. 7: Korrelation zwischen Tumorgröße und uPA-Wert
Anzahl der
Patientinnen Patientinnen < 3 ng/mg Patientinnen > 3 ng/mg
pT 1a
3
1
1
pT 1b
41
20
21
pT 1c
207
70
137
pT 2
51
13
38
pT 3
1
0
0
Sonstiges
1
1
0
Patientinnen mit niedrigen uPA-Werten
100,00
90,00
80,00
Prozent
70,00
60,00
pT 3
100,00
50,00
40,00
30,00
pT 1a
66,67
20,00
10,00
pT 1b
48,78
pT 1c
33,82
pT 2
25,49
0,00
Prozentualer Anteil der Patientinnen mit niedrigen uPA-Werten im entsprechenden
Tumorstadium
Abb. 16: Prozentualer Anteil der Patientinnen mit niedrigen uPA-Werten im entsprechenden
Tumorstadium
Es erweist sich, dass der prozentuale Anteil der Patientinnen mit uPA-Werten
unterhalb des cut-off-Wertes mit zunehmender Tumorgröße abnimmt. Im
Tumorstadium pT 1a (66,67 % der Proben unterhalb des cut-offs) ist der Anteil
der Patientinnen mit niedrigen uPA-Werten noch deutlich höher als im Stadium
pT 1b (48,78 % der Proben unterhalb des cut-offs), allerdings sind nur drei
34
Patientinnen im Stadium 1a, jedoch 41 Patientinnen im Stadium 1b. Jedoch
erfolgt ein weiterer Abfall der niedrigen uPA-Werte zu pT 1c und pT 2 mit nun
nur noch 33,82 % beziehungsweise 25,49 % der Proben, die unterhalb des cutoffs liegen. Da im Kollektiv nur eine Patientin das Tumorstadium pT 3 hatte und
bei dieser ein uPA-Wert von 2,8 ng/mg im Tumorzytosol gemessen wurde,
liegen hier formal 100 % niedrige Werte im Tumorstadium pT 3 vor (Abb. 16).
3.2.2.2 Untersuchungen zu PAI-1
Wie oben für die uPA-Werte beschrieben, besteht in diesem Kollektiv auch ein
signifikanter
Zusammenhang
zwischen
den
PAI-1-Konzentrationen
im
Tumorzytosol und der Tumorgröße der Patientinnen mit p = 0,09 (Tab. 8).
Tab. 8: Korrelation der PAI-1-Werte mit der Tumorgröße
Anzahl der
Patientinnen Patientinnen < 14 ng/mg
Patientinnen > 14 ng/mg
pT 1a
3
0
3
pT 1b
41
14
27
pT 1c
207
37
170
pT 2
51
8
43
pT 3
1
0
1
Sonstiges
1
1
0
Da mehr PAI-1-Werte als uPA-Werte oberhalb des cut-off-Wertes lagen, ergibt
sich für die Betrachtung der PAI-1-Werte das gleiche Ergebnis wie für die
Betrachtung, wenn mindestens ein Wert hoch war.
35
Patientinnen mit niedrigen PAI-1-Werten
40,00
pT 1b
34,15
35,00
30,00
Prozent
25,00
pT 1c
17,87
20,00
pT 2
15,69
15,00
10,00
5,00
pT 1a
0,00
pT 3
0,00
0,00
Prozentualer Anteil der Patientinnen mit niedrigen PAI-1-Werten im entsprechenden
Tumorstadium
Abb. 17: Prozentualer Anteil der Patientinnen mit niedrigen PAI-1-Werten im entsprechenden
Tumorstadium
3.2.3 Korrelation der Messwerte mit dem Differenzierungsgrad der
Tumoren
Im Folgenden wurden die uPA- und PAI-1-Messwerte im Tumorzytosol mit dem
Differenzierungsgrad der Tumoren korreliert. Wenn beide Messwerte unterhalb
der cut-off-Werte lagen, also sowohl der uPA- als auch PAI-1-Wert niedrig
waren, besteht ein signifikanter Zusammenhang zum Differenzierungsgrad der
Tumoren (p = 0,06) (Tab. 9).
Tab. 9: Korrelation der uPA- und PAI-1-Werte zum Differenzierungsgrad des Tumors
Anzahl der
Patientinnen uPA > 3 ng/mg PAI >14 ng/mg
G1
48
26
32
G2
186
109
145
G3
74
65
70
GX
1
0
1
Es ist eine deutliche Zunahme der hohen Messwerte bei abnehmender
Differenzierung
der
Tumoren
zu
beobachten.
Im
gut
differenzierten
36
Tumorstadium G1 sind 33,33 % der Patientenproben unterhalb des cut-offWertes, im Stadium G2 gibt es 22,04 % niedrige Werte, und im schlecht
differenzierten Stadium
G3
befinden sich
nur noch
bei 5,41 % der
Patientinnenproben uPA- und PAI-1-Werte unterhalb des cut-off-Wertes (Abb.
18).
Patientinnen mit niedrigen uPA- und PAI-1-Werten
100
90
80
Prozent
70
60
50
G1
33,33
40
30
G2
22,04
20
G3
5,41
10
0
G1
Prozentualer Anteil der Patientinnen mit niedrigen uPA- und PAI-1-Werten im entsprechenden
Tumorstadium
Abb. 18: Prozentualer Anteil der Patientinnen mit niedrigen uPA- und PAI-1-Werten im
entsprechenden Tumorstadium
3.2.3.1 Untersuchungen zu uPA
Bezogen auf die uPA-Werte im Tumorzytosol ergibt sich eine signifikante
Korrelation (p = 0,07) zum Differenzierungsgrad des Tumors (Tab. 10).
Tab. 10: Korrelation der uPA-Werte zum Differenzierungsgrad des Tumors
Anzahl der
Patientinnen Patientinnen < 3 ng/mg Patientinnen > 3 ng/mg
G1
48
22
26
G2
186
77
109
G3
74
9
65
GX
1
1
0
37
Im Tumorstadium G1, also in einem gut differenzierten Stadium, sind bei
45,83 % der Patientinnen die uPA-Konzentrationen im Tumorzytosol kleiner als
3 ng/mg und damit unterhalb des cut-off-Wertes. Bei mäßig differenzierten
Tumoren finden sich im Tumorstadium G2 bei 41,4 % niedrige uPA-Werte.
Allerdings haben im Tumorstadium G3 bei schlecht differenzierten Tumoren nur
noch 12,16 % der Patientinnen eine uPA-Konzentration unter den cut-offWerten im Tumorzytosol (Abb. 19).
Patientinnen mit niedrigen uPA-Werten
50,00
45,00
40,00
Prozent
35,00
30,00
25,00
G1
45,83
20,00
G2
41,40
15,00
10,00
G3
12,16
5,00
0,00
Prozentualer Anteil der Patientinnen mit niedrigen uPA-Werten im entsprechenden
Tumorstadium
Abb. 19: Prozentualer Anteil der Patientinnen mit niedrigen uPA-Werten im entsprechenden
Tumorstadium
3.2.3.2 Untersuchungen zu PAI-1
Auch hier zeigt sich eine signifikante Korrelation der Tumordifferenzierung zu
der Konzentration der PAI-1-Werte im Tumorzytosol (p = 0,06).
Tab. 11: Korrelation der uPA-Werte zum Differenzierungsgrad des Tumors
Anzahl der
Patientinnen Patientinnen < 14 ng/mg
Patientinnen > 14 ng/mg
G1
48
16
32
G2
186
41
145
G3
74
4
70
38
GX
1
0
1
Wie schon bei der Korrelation der PAI-1-Werte mit der Tumorgröße
beschrieben, waren auch hier mehr PAI-1-Werte hoch als uPA-Werte, so dass
sich das gleiche Ergebnis ergibt wie für die Betrachtung, wenn sowohl uPA als
auch PAI-1 unterhalb der jeweiligen cut-off-Werte liegen (Abb. 20).
Patientinnen mit niedrigen PAI-1-Werten
35,00
30,00
Prozent
25,00
20,00
G1
33,33
15,00
G2
22,04
10,00
5,00
G3
5,41
0,00
Prozentualer Anteil der Patientinnen mit niedrigen PAI-1-Werten im entsprechenden
Tumorstadium
Abb. 20: Prozentualer Anteil der Patientinnen mit niedrigen PAI-1-Werten im entsprechenden
Tumorstadium
3.2.4 Korrelation der Messwerte mit dem Alter der Patientinnen
Das durchschnittliche Patientinnenalter in unserem Kollektiv liegt bei 63,13
Jahren. Der Median liegt bei 64 Jahren, dass heißt, dass es keine wesentlichen
Ausreißer in Bezug auf die Altersverteilung in diesem Kollektiv gibt. Allerdings
besteht keine signifikante lineare Korrelation zwischen dem Alter der
Patientinnen und den uPA- und PAI-1-Konzentrationen im Tumorzytosol
(p = 0,28) (Tab. 12).
39
Tab. 12: positive uPA- und PAI-1-Werte in Abhängigkeit vom Patientinnenalter
Anzahl
der
Alter (in Jahren)
Patientinnen uPA > 3 ng/mg
PAI-1 > 14 ng/mg
90-100
0
0
0
80-90
22
13
19
70-80
70
38
58
60-70
103
68
80
50-60
78
56
62
40-50
31
21
25
30-40
5
4
4
Das Patientinnenalter erstreckt sich zwischen 34 und 89 Jahren. Den höchsten
Anteil an niedrigen Werten haben mit 22,33 % Patientinnen zwischen 60 und 69
Jahren. Bei jüngeren Patientinnen liegt in diesem Kollektiv der Anteil an
niedrigen Werten bei 20 % für die 30 – 39-Jährigen, bei 19,35 % für die 40 –
49-Jährigen sowie bei 20,51 % für die 50 – 59-Jährigen. In diesem Bereich gibt
es bezüglich des Alters also keine große Variation des Anteils an niedrigen
Werten. Allerdings sinkt der Anteil an niedrigen Werten ab der Gruppe der 70 79-Jährigen auf 17,14 % und in der Gruppe der 80 – 89-Jährigen auf 13,64 %
rapide ab.
Patientinnen mit niedrigen uPA- und PAI-1-Werten
25,00
20,00
Prozent
15,00
60-69
22,33
10,00
80-89
13,64
70-79
17,14
50-59
20,51
40-49
19,35
30-39
20,00
5,00
90-99
0,00
0,00
Abb. 21: Prozentualer Anteil der Patientinnen mit negativen uPA- und PAI-1-Werten im
entsprechenden Alter
40
3.2.5. Korrelation der uPA und PAI-1-Werte
Insgesamt haben 23,62 % der Patientinnen komplett niedrige Werte, das heißt,
der uPA-Wert liegt unterhalb von 3 ng/mg, und der PAI-1-Wert ist kleiner als
14 ng/mg.
Allerdings haben mehr Patientinnen uPA-Werte unterhalb des cut-off-Wertes
als PAI-1-Werte. Der Anteil an niedrigen uPA-Werten liegt bei 35 %, der Anteil
an niedrigen PAI-1-Werten bei 20 %. Des Weiteren streuen die PAI-1-Werte
größer als die uPA-Werte, das arithmetische Mittel der PAI-1-Werte befindet
sich bei 42,58 ng/mg mit einem Median von 33,1 ng/mg und einer
Standardabweichung von 38,37. Dahingegen liegt das arithmetische Mittel der
uPA-Werte bei 5,42 ng/mg mit einem Median von 4,2 ng/mg; der Median ist hier
viel näher am Mittelwert, das heißt, dass es nicht so viele Ausreißerwerte gibt.
Außerdem zeigt die Standardabweichung von 4,43 ng/mg, dass sich die uPAWerte mehr einander annähern als die PAI-1-Werte.
Korrelation zwischen uPA- und PAI-1-Werten
250
PAI-1-Werte [ng/mg]
200
150
100
50
0
0
5
10
15
20
25
30
35
uPA-Werte [ng/mg]
Abb. 22: Korrelation der uPA- und PAI-1-Werte
41
4 Diskussion
4.1 Methodische Probleme
Da die Untersuchungen an Tumorzytosolen durchgeführt wurden, ist das
Einhalten einer lückenlosen Kühlkette von der Gewebeentnahme über die
Gewebeaufarbeitung
bis
zur
definitiven
Bestimmung
der
Proteasenkonzentrationen im Zytosol Vorraussetzung. In dieser Arbeit wurden
die Proben bei –20 °C eingefroren und gelagert und
auf Trockeneis
transportiert, dies entspricht den Empfehlungen von american diagnostics von
September 2006.
Die Proteinbestimmung erfolgt mit dem BCA Protein Assay (Thermo Scientific,
23255). Zur Eichung wird BSA eingesetzt, das in Ampullen aliquotiert im Testkit
vorhanden ist (siehe Abb.11).
Der ermittelte Korrelationskoeffizient (>0,99) bestätigt die gute Anpassung der
Ausgleichsgeraden im Messbereich.
Zur Ermittlung der Eichfunktion des FEMTELLE ELISAs wurden sowohl die
lineare als auch die quadratische Regression berechnet.
Es ist den Abbildungen 13 und 14 zu entnehmen, dass sowohl die lineare als
auch die quadratische Anpassung eine geeignete Eichfunktion darstellen. Die
Korrelationskoeffizienten aller Regressionsfunktionen sind besser als 0,97. Aus
medizinischer Sicht ist die lineare Anpassung das geeignetere Modell, da im
mittleren Messbereich durch den flacheren Verlauf der Eichkurve höhere
Messwerte ermittelt werden. Da der Test z. Zt. aber nur therapeutische
Konsequenzen für Messwerte unterhalb vorgegebener Schwellenwerte hat, ist
das Risiko einer Falschaussage bei der linearen Regression geringer.
42
4.2 Klinische Bedeutung von uPA- und PAI-1 für Prognose und Prädiktion
4.2.1 Verankerung der uPA-/PAI-1-Messungen in Leitlinien
Seit
2002
werden
Arbeitsgemeinschaft
uPAfür
und
PAI-1-Konzentrationen
Gynäkologische
Onkologie
von
der
(AGO)
als
Prognosefaktoren auf höchstem Evidenzniveau LoE 1a beim nodal-negativen
Mammakarzinom
bewertet.
Zusätzlich
werden
die
uPA-
und
PAI-1-
Konzentrationen von der AGO als prädiktiver Faktor für die Chemotherapie
empfohlen (LoE 2a). [2]
Die ISTO (Informationszentrum für Standards in der Onkologie) S3-Leitline
benutzt seit 2004 die uPA- und PAI-1-Konzentrationen als alternatives
Verfahren für die Therapieentscheidung beim Mammakarzinom. [15]
In den ASCO Leitlinien der amerikanischen Krebsgesellschaft sind uPA und
PAI-1 seit 2007 verankert. Hier wird zusätzlich für Patienten mit hohen uPAund PAI-1-Werten eine CMF (Cyclophosphamid, Methotrexat, 5-Fluoruracil)
basierte adjuvante Therapie empfohlen. [3]
4.2.2 Laufende Studien
Zurzeit werden in Deutschland zwei Studien durchgeführt, bei denen die
Stratifizierung der teilnehmenden Patientinnen anhand der Tumorfaktoren uPA
und PAI-1 erfolgt. Zum einen die NNBC-3-Studie (node negativ breast cancer
III), eine gemeinsame Studie der AGO, GBG und EROTEC Receptor and
Biomarker Group unter Leitung von Prof. Dr. C. Thomssoen. Hier wird bei
Patientinnen mit nodal-negativem Mammakarzinom und hohem Rezidivrisiko
die Risikoabschätzung mittels traditioneller klinischpathologischer Faktoren mit
der
Risikoabschätzung
mittels
tumorbiologischen
Faktoren
verglichen.
Außerdem wird die adjuvante Kombinationstherapie mit 6 Zyklen FEC
(5-Fluoruracil, Epirubicin, Cyclophosphamid) mit einer sequentiellen Therapie
mit 3 Zyklen FEC, gefolgt von 3 Zyklen Docetexal verglichen. In dieser Studie
werden Patientinnen mit niedrigem Rezidivrisiko beobachtet. [25]
43
Des Weiteren läuft die ADEBAR-Studie (Adjuvant Docetaxel vs. Epirubicin
Based Regimen Trial, Leitung: Prof. Dr. H. Sommer, Prof. Dr. M. Kiechle,
München), eine randomisierte Phase III Studie, welche FEC (5-Fluoruracil,
Epirubicin,
Cyclophosphamid)-
mit
EC-Doc
(Epirubicin/Cyclophosphamid-
Docetaxel)-Chemotherapie in der adjuvanten Therapie des Mammakarzinoms
mit LK ≥ 4 vergleicht. [1]
4.2.3 Bisherige Publikationen
In einer gepoolten Studie wurden 8377 Patientinnen mit Mammakarzinom
beobachtet, die mediane Nachbeobachtungszeit lag bei 79 Monaten. Hier
konnte sowohl bei nodal-positiven als auch bei nodal-negativen Patientinnen,
überzeugend gezeigt werden, dass hohe uPA und PAI-1-Werte den stärksten
Einfluss auf das Gesamtüberleben und das rezidivfreie Intervall haben. Des
Weiteren wurde festgestellt, dass uPA- und PAI-1-Werte bei nodal-negativen
Patientinnen eine große prognostische Aussagekraft haben [20]. Auch bei einer
Studie in Zusammenarbeit von drei medizinischen Zentren in Frankreich stellte
sich eine prognostische Aussagekraft von PAI-1 heraus, wobei in dieser Studie
interessanterweise die Höhe der PAI-1-Werte unabhängig von Tumorgröße und
nodalem Status waren. [9]
Eine weitere Studie an 3424 Mammakarzinom-Patientinnen bezüglich des
Ansprechens auf adjuvante Chemotherapie und endokrine Therapie in
Abhängigkeit vom uPA- und PAI-1-Wert, ließ erkennen, dass Patientinnen mit
hohen Werten einen größeren effektiven Nutzen von einer adjuvanten
Chemotherapie haben und dass es keine signifikante Korrelation zwischen den
Werten und einer endokrinen Therapie gibt. Zusammenfassend kann gesagt
werden, dass uPA- und PAI-1-Werte eine signifikante Aussagekraft bezüglich
des rezidivfreien Intervalls und des Ansprechens auf eine adjuvante
Chemotherapie haben. [14] Weiter konnte in einer niederländischen Studie mit
1119 Tumorproben deutlich gemacht werden, dass hohe Werte von uPA- und
PAI-1-Komplexen mit einem ungünstigen histologischen Status und einem
kürzeren rezidivfreien Intervall korrelieren - unabhängig von Alter, Tumorgröße,
Hormonstatus, Anzahl der befallenen Lymphknoten und Chemotherapie. Die
44
Konzentration von uPA, PAI-1 sowie des uPA-PAI-1-Komplexes wurden hier
durch einen quantitativen ELISA gemessen. Zusätzlich konnte auch hier gezeigt
werden, dass Patientinnen mit hohen Werten des uPA-PAI-1-Komplexes einen
größeren effektiven Nutzen von einer adjuvanten Chemotherapie haben. [13]
Leisner et al. untersuchten in einem Kollektiv von 87 Patientinnen mit
Hormonrezeptor-positivem und nodal-positivem Brustkrebs die uPA- und PAI-1
m-RNA
mittels
quantitativer
real-time
RT-PCR.
Hierbei
erwies
sich
ausschließlich die PAI-1-Genexpression als prognostischer Faktor für die
Bildung von Metastasen und das Überleben. Hohe PAI-1-Expression korrelierte
signifikant
mit
einer
schlechten
Gesamtprognose.
Weitere
signifikante
Aussagen wurden für die Tumorgröße und das Alter der Patientinnen ermittelt.
Die uPA-Konzentration, der nodale Status sowie die histologische Einteilung
ließen keine Korrelation zum weiteren Krankheitsverlauf erkennen. [18]
Schon 1995 konnte in einer niederländischen Studie gezeigt werden, dass es
keine signifikante Korrelation zwischen PAI-2 und der Prognose gibt, dass
allerdings in Tumoren mit hohen PAI-1 Werten hohe PAI-2-Werte mit einem
längeren Rezidiv- und Metastasen-freien Intervall sowie mit einem längeren
Gesamtüberleben korrelieren. [11]
Auf ähnliche Ergebnisse kamen auch Spyratos et al. im Jahr 2002, wobei er
zusätzlich darlegen konnte, dass bei der Analyse von uPA, PAI-1 und PAI-2 per
quantitativer RT-PCR vergleichbare Ergebnisse wie bei der Analyse mit einem
ELISA herauskamen. [27]
4.3 Untermauerung des Stellenwertes des Urokinasesystems als
prognostischer Parameter
Neben den Standardfaktoren wie Tumorgröße, Tumordifferenzierung und Alter
der Patientinnen sowie Hormonrezeptorstatus gewinnen mittlerweile uPA und
PAI-1 als prognostische Faktoren immer mehr an Bedeutung, da klar ersichtlich
wurde, dass die Wachstums- und Metastasierungsfähigkeit eines Tumors von
diesen Faktoren abhängig ist. [6] In dieser Arbeit wurde untersucht, ob die uPAund PAI-1-Werte mit Tumorgröße, Tumordifferenzierung und Patientinnenalter
in Relation zu setzen sind.
45
Unabhängig von Tumorgröße, Tumordifferenzierung und dem Alter der
Patientinnen lagen bei insgesamt 19,74 % der Proben uPA- und PAI-1Messwerte unterhalb der festgelegten cut-off-Werte von 3 ng/mg (uPA)
beziehungsweise 14 ng/mg (PAI-1). Diese low-risk-Gruppe ist damit deutlich
kleiner als in anderen untersuchten Kollektiven. Ursachen hierfür könnten zum
einen Variablen im Patientinnenkollektiv sein wie Alter oder mehr Patienten mit
größeren und schlechter differenzierten Tumoren. Ein weiterer möglicher
Confounder könnte auch die vorangehende Stanzbiopsie sein. Durch die
Gewebeverletzung wird das Gewebe zur Remodellierung angeregt, und daher
könnten die uPA- und PAI-1-Werte erhöht sein. Je nach Zeitpunkt der Stanze
könnten somit die Messwerte beeinflusst werden. [13]
Die uPA-Messwerte korrelieren linear mit den PAI-1-Werten. Es ist jedoch
auffällig, dass mehr Patientinnen uPA-Werte unterhalb des cut-off-Wertes
haben (35,28 %), wobei der Anteil der niedrigen PAI-1-Werte lediglich bei
19,74 % liegt. Die PAI-1-Werte sind auch ansonsten unbeständiger als die uPAWerte, zum Beispiel haben die PAI-1-Werte eine größere Standardabweichung
und größere Streubreite. Das lässt vermuten, dass PAI-1 der Wert ist, der
empfindlicher reagiert als uPA, zum Beispiel auf eine Stanzbiopsie.
4.3.1 Korrelation der uPA- und PAI-1-Werte mit der Tumorgröße
In unserer Studie korrelieren die uPA- und PAI-1-Werte im Tumorzytosol
deutlich mit der Tumorgröße (p = 0,09). Je größer der Tumor ist, desto höher ist
die Wahrscheinlichkeit, dass man einen uPA- und/oder PAI-1-Wert oberhalb der
festgesetzten cut-off-Werte misst. Es hat sich gezeigt, dass das uPA- und
PAI-1-System zur Wachstumsfähigkeit eines Tumors beiträgt; deshalb ist davon
auszugehen, dass bei größeren Tumoren höhere uPA- und PAI-1-Werte
gemessen werden, da diese das bisherige Wachstum der Tumoren mit
beeinflusst haben. Unsere Ergebnisse bestätigen daher Ergebnisse aus
vorangegangenen
Studien,
dass
uPA-
und
PAI-1-Konzentrationen
im
Tumorzytosol im Zusammenhang mit der Größe der Tumoren stehen. [22]
46
4.3.2 Korrelation der uPA- und PAI-1-Werte mit der Tumordifferenzierung
Je weniger differenziert ein Tumor ist, desto schlechter ist auch die damit
einhergehende Prognose. Bei unseren Messungen stellte sich ein signifikanter
Zusammenhang zwischen dem Differenzierungsgrad der Tumoren und den
gemessenen uPA- und PAI-1-Konzentrationen dar (p = 0,06). Im Tumorstadium
G3 hatten nur 5,41 % der Patienten niedrige Werte, wohingegen im Stadium G2
22,04 % der Patientinnen niedrige Werte hatten und im Tumorstadium G1 sogar
33,33 % der Patientinnen. Es scheint also ein großer Unterschied bezüglich der
uPA- und PAI-1-Werte zwischen Tumorstadium G2 und G3 zu bestehen. Auch
für uPA und PAI-1, unabhängig voneinander betrachtet, liegt ein großer
Unterschied
im
prozentualen
Anteil
der
niedrigen
Werte
zwischen
Tumorstadium G2 und G3. Dies ist dadurch zu erklären, dass uPA und PAI-1
wesentlich am Umbau von Gewebe beteiligt sind; da bei G3 das Gewebe
deutlich unstrukturierter ist als im Stadium G2, sind hier also höhere uPA- und
PAI-1-Konzentrationen im Tumorzytosol zu erwarten. [29]
4.3.3 Korrelation der uPA- und PAI-1-Werte mit Patientinnenalter
In
Bezug
auf
die
Korrelation
der uPA-
und
PAI-1-Werte
mit
dem
Patientinnenalter ist interessant zu sehen, dass die Gruppe der 60 –
69-Jährigen am meisten von einer uPA- und PAI-1-Messung profitieren, da dies
die Gruppe mit dem größten Anteil an niedrigen Werten ist, insgesamt liegen
22,3 % unterhalb der cut-off-Werte. Bei den jüngeren Patientinnen liegen immer
um die 20,0 % der Proben unterhalb der cut-off-Werte. Dieser Unterschied
könnte darin begründet sein, dass Frauen, die in jüngeren Jahren an MammaCa erkranken, in der Regel auch an aggressiveren Tumoren leiden. [4]
Weiterhin ist es interessant, dass ab dem Alter von 70 Jahren der Anteil an
Patientinnen mit niedrigen Messergebnissen deutlich zurückgeht.
Bezüglich des Patientinnenalters besteht keine lineare oder quadratische
Korrelation mit den uPA- und PAI-1-Werten (p = 0,28). Die Verteilung der Werte
lässt allerdings vermuten, dass bei einem größeren Patientinnenkollektiv eine
47
statistische Signifikanz in Form einer quadratischen Korrelation bestehen
könnte.
4.4 Ausblick
Der
Urokinase
Plasminogenaktivator
(uPA)
und
der
Plasminogenaktivatorinhibitor Typ 1 (PAI-1) gehören zu den so genannten
neuen Prognosefaktoren. So konnte gezeigt werden, dass Patientinnen mit
Brustkrebs, bei denen niedrige uPA- und PAI-1-Werte im Primärtumor
festgestellt wurden und bei denen die regionalen Lymphknoten keine
Metastasen aufwiesen, eine sehr gute Prognose für ein rezidivfreies Überleben
haben. [16] Eine Studie an 3424 Brustkrebspatientinnen lieferte zudem erste
Hinweise
auf
die
prädiktive
Bedeutung
dieser
Faktoren
für
das
Therapieansprechen. [14]
Erhöhte uPA-/PAI-1-Konzentrationen wurden weiterhin in Ovarialkarzinomen,
Pankreaskarzinomen, Blasenkrebs [10] und interessanterweise im Sputum von
Patientinnen mit allergischem Asthma [17] gemessen.
In Zukunft wird die uPA- und PAI-1-Testung jedoch nicht mehr ausschließlich
für nodal-negative Patientinnen, mit uPA- und PAI-1-Konzentrationen unterhalb
der cut-off-Werte therapieentscheidende Konsequenzen haben, da sich
inzwischen Medikamente, die gezielt das uPA-System angreifen, in der
klinischen Entwicklung befinden. Ein von der Firma Wilex entwickelter
molekularer Inhibitor von uPA und anderen Serinproteasen (WX-UK1), welcher
intravenös verabreicht wird, führte in präklinischen Studien zu einer
Verringerung
des
Primärtumorwachstums
und
zu
einer
verminderten
Metastasenbildung. Die Wirksamkeit dieser Substanz wird z. Zt. in einer Phase
II-Studie bei Brustkrebs und in Kombination mit Capecitabine in einer Phase
I-Studie bei soliden Tumoren überprüft. [30]
Ein weiterer Medikamentenkanditat der Firma Wilex ist WX-671, das oral
verfügbare pro-drug von WX-UK1; dieser hat auch schon in klinischen Studien
eine gute Bioverfügbarkeit bei einer guten Toleranz gezeigt und führte zu einer
guten Inhibition des Tumorwachstums. [31]
48
Andere Therapieansätze sind anti-VEGF Antikörper (Bevacizumab), die in das
Urokinasesystem hemmend eingreifen sollen, diese befinden sich allerdings
noch in der präklinischen Entwicklung. [26] Weitere Versuchsreihen werden
derzeit durchgeführt, bei denen uPA- Antikörper nicht nur uPA sondern auch die
uPAR-Expression herunterregulieren. [21]
49
5 Zusammenfassung
Der Plasminogenaktivator vom Urokinasetyp (uPA) und sein Inhibitor (PAI-1)
gelten
als
neue
prognostische
Faktoren
beim
nodal-negativen
Mammakarzinom.
Das Urokinasesystem spielt eine Schlüsselrolle bei der Wundheilung, der
Angiogenese und der Metastasierung von Tumoren durch die perizelluläre
Aktivierung von Plasminogen und den Abbau der Basalmembran. Im Falle
eines metastasierenden Krebses kommt es durch die Deregulierung der uPAExpression zu einer erhöhten Plasminaktivierung, die einen Abbau der
extrazellulären Matrix bewirkt und damit die Metastasierung fördert.
Bei 309 Patientinnen aus der Augusta Krankenanstalt in Bochum und dem
Malteser Krankenhaus St. Anna in Duisburg mit nodal-negativem Mamma-Ca
wurden aus einer Gewebeprobe durch den FEMTELLE uPA/PAI-1-Test von
American Diagnostica die Konzentrationen von uPA und PAI-1 bestimmt. Aus
ca. 0,2 g schockgefrorenen Tumorextrakten, welche entsprechend der TNMKlassifikation eingeteilt waren, wurden die uPA/PAI-1-Bestimmungen laut
FEMTELLE Protokoll (09/06) durchgeführt. Die Proteinbestimmung erfolgte mit
dem Pierce BCA Assay. Die cut-off-Werte wurden für uPA bei 3 ng/mg und für
PAI-1 bei 14 ng/mg festgelegt.
Das Durchschnittsalter der Patientinnen betrug 63,13 Jahre.
Eine hohe Konzentration von uPA und PAI-1 korreliert mit einem erhöhten
Metastasierungsrisiko des Tumors und einem kürzeren Gesamtüberleben der
Patientinnen bei nodal-negativen Tumoren. Andererseits haben nodal-negative
Patientinnen mit uPA- und PAI-1-Werten unterhalb der cut-off-Werte eine sehr
gute Überlebenswahrscheinlichkeit, sodass eine adjuvante Chemotherapie
nicht unbedingt indiziert ist. Patientinnen mit hohen uPA- und PAI-1-Werten
haben folglich einen höheren Nutzen von einer adjuvanten Chemotherapie und
in Zukunft auch von anderen in dieses System eingreifenden Medikamenten,
die sich z. Zt. noch in der klinischen Entwicklung befinden.
In dieser Untersuchung wurden für 19,74 % des Patientinnenkollektivs uPAund PAI-1-Messwerte unterhalb der cut-off-Werte bestimmt, damit ist die
uPA/PAI-1-low-risk-Gruppe des gesamten Patientinnenkollektivs kleiner als in
anderen untersuchten Kollektiven, die Ursachen hierfür könnten unter anderem
50
der Zeitpunkt der vorangegangenen Stanzbiopsie und Unterschiede im
Patientinnenkollektiv sein.
Des Weiteren korrelieren in dieser Studie die uPA- und PAI-1-Messwerte
sowohl mit der Tumorgröße als auch mit der Tumordifferenzierung. Allerdings
ließ sich keine signifikante Korrelation zum Patientinnenalter aufzeigen, wobei
die Gruppe der 60 – 69-Jährigen den größten Anteil an Patientinnen mit
niedrigen Konzentrationen aufweist; diese Gruppe scheint also überproportional
von der uPA/PAI-1-Testung zu profitieren.
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http://www.wilex.com/R&D/uPA_UK1.htm
[31] Wilex Medikamentenkandidat WX-UK1. (Zugriff vom 09.04.2008).
http://www.wilex.com/R&D/uPA_ 671.htm
56
7 Danksagung
Ich möchte mich herzlich bei allen bedanken, die mich bei der Durchführung
dieser Dissertationsschrift unterstützt haben.
Herrn Prof. Dr. med. S. Phillipou danke ich sehr herzlich für die Überlassung
des Themas sowie die fürsorgliche Betreuung.
Bei allen Mitarbeitern des Instituts für Pathologie und Zytologie an der Augusta
Krankenanstalt bedanke ich mich für die stets gute Zusammenarbeit und die
angenehme Zeit im Labor.
Mein besonderer Dank gilt auch Frau PD Dr. med. G. Bonatz und Herrn Dr.
med. K. Kucharski für ihre Unterstützung innerhalb ihrer Abteilungen und die
Überlassung des Probenmaterials.
Besonders bedanken möchte ich mich bei Frau S. Wienand für das
Korrekturlesen und die redaktionellen Tipps.
Last but not least danke ich meiner Familie für die vielen Anregungen und
Diskussionen sowie die fortwährende Unterstützung während meines Studiums.
8 Curriculum vitae
Persönliche Daten
Name:
Ilka Streckert
Geburtsdatum:
29. April 1984 in Witten
Familienstand:
ledig
Konfession:
katholisch
Schulbildung
1990 - 1994
Grundschule am Brenschen, Witten
1994 - 2003
Ruhrgymnasium, Witten
2003
Erlangen der allgemeinen Hochschulreife
Studium
2003 - 2006
Studium der Humanmedizin, Ruhr-Universität Bochum
2006 - 2010
Studium der Humanmedizin, Universität
Duisburg-Essen
Publikationen
1. I. Streckert, uPA und PAI-1 als pognostische Faktoren bei nodal-negativen
invasiven Brustkrebs, Vortrag 28.03.2007, Augusta Krankenanstalten
Bochum
2. I. Streckert et al., Study on the prognostic impact of uPA and PAI-1 for nodal
negative invasive breast cancer,
Pathology research and practice 203
(2007) 303-304
3. S.K. Seelig, G. Bonatz, I. Streckert, S. Philippou, K. Kucharski, W. Marek,
H.J. Streckert, Ein Jahr Followup primärer nodalnegativer BrustkrebsPatientinnen mit uPA- und PAI-1-Level, 27. Jahrestagung der Deutschen
Gesellschaft für Senologie, 21.-23. Juni 2007, Lübeck
4. I. Streckert et al., Klinische Bedeutung und Zukunft der prognostischen
Faktoren uPA und PAI-1 bei nodal-negativem invasiven Brustkrebs, 207.
Tagung der NWGGG, 23.-25. April 2008, Bochum
5. I. Streckert, G. Bonatz, K. Kucharski, G. Richartz, W. Marek, S. Philippou,
H.-J. Streckert, Korrelation der PAI-2-Konzentration im Zytosol nodalnegativer Mammatumore mit klassischen pathologischen Parametern, 208.
Tagung der NWGGG, 17.-19. Juni 2009, Köln
6. Submitted for publication: I. Streckert, G. Bonatz, K. Kucharski, G. Richartz,
W. Marek, S. Philippou, H.-J. Streckert, The Regulatory Function of PAI-2 in
Breast Cancer
Zugehörige Unterlagen
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