Musterlösungen zur Linearen Algebra II Blatt 9 Aufgabe 1. Sei V ein euklidischer oder unitärer Vektorraum. Zeigen Sie die folgenden Behauptungen. a) Ist φ unitär, dann ist φ selbstadjungiert genau dann, wenn gilt φ ◦ φ = id . b) Ist V endlichdimensional und φ selbstadjungiert mit lauter positiven Eigenwerten, dann haben φ und φ2 die gleichen Eigenvektoren und die Eigenwerte von φ2 sind die Quadrate der Eigenwerte von φ. Beweis. a) Die Bedingung, dass φ unitär ist, bedeutet gerade, dass gilt φφ] = id; insbesondere ist φ also invertierbar. Ist nun φ selbstadjungiert, d.h. φ = φ] , so gilt daher id = φφ] = φ ◦ φ. Gilt andererseits φ ◦ φ = id, so folgt φ ◦ φ = id = φ ◦ φ] und nach Multiplikation mit φ−1 also φ = φ] . b) Aus der Hauptachsentransformation folgt die Existenz einer Basis B = (b1 , . . . , bn ), bezüglich der die Darstellungsmatrix D := B φB von φ eine Diagonalmatrix ist, deren Diagonaleinträge die Eigenwerte von φ sind; diese sind nach Voraussetzung alle positiv. Hierbei sind die bi also Eigenvektoren zu den Eigenwerten λi > 0 von φ. Damit ist Darstellungsmatrix D0 := B φB von φ2 bezüglich dieser Basis gegeben durch D0 = D2 , die wiederum eine Diagonalmatrix mit positiven Einträgen ist. Daraus folgt direkt der zweite Teil der Behauptung. Ist allgemein v ein Eigenvektor von φ zum Eigenwert λ, so gilt φ2 (v) = λφ(v) = λ2 v, d.h. v ist ein Eigenvektor von φ2 zum Eigenwert λ2 . Für den ersten Teil ist noch zu zeigen, dass ein Eigenvektor von φ2 auch ein Eigenvektor von φ ist. (Dies ist im Allgemeinen falsch, betrachte z.B. Spiegelungen). Pn 2 Sei also 0 6= v = i=1 ai bi ein Eigenvektor von φ zum Eigenwert λ (ai ∈ oder ). Dann gilt R C n X 2 2 2 (λ ai )bi = λ v = φ (v) = i=1 n X (λ2i ai )bi . i=1 Daraus folgt durch Koeffizientenvergleich, dass λ2 = λ2i für ein i und damit auch aj = 0 für P λj 6= λ. Da die λi alle > 0 sind, folgt auch λ = λi . Also hat v die Form v = j:λj =λ aj bj und ist damit auch ein Eigenvektor von φ zum Eigenwert λ. 1 C Aufgabe 2. Ist A ∈ 2n×2n schiefsymmetrisch, dann ist χA (x) ein Polynom in x2 , d.h. in dem charakteristischen Polynom von A kommen nur gerade Potenzen vor. Beweis. Da A schiefsymmetrisch ist, d.h. A = −AT , gilt für y := −x χA (x) = det(x · I2n − A) = det(x · I2n + AT ) = det((x · I2n + A)T ) = det(x · I2n + A) = (−1)2n det(−x · I2n − A) = χA (y), d.h. das charakteristische Polynom erfüllt χA (x) = χA (−x). Ist nun allgemein ein Pm Polynom p ∈ [x] gegeben, p = k=0 ak xk , so gilt offenbar C X 1 (p(x) + p(−x)) = ak x k . 2 k gerade Da χA (x) = χA (−x), folgt aus χA (x) = 12 (χA (x) + χA (−x)) gerade, dass in χA (x) nur gerade Exponenten auftauchen, was zu zeigen war. Die einzige Eigenschaft von , die in diesem Beweis gebraucht wurde, ist char 6= 2 gewesen; also gilt diese Aussage auch allgemeiner für schiefsymmetrische Matrizen gerader Länge über Körpern der Charakteristik 6= 2. C C Aufgabe 3. Sei V ein n−dimensionaler euklidischer oder unitärer Vektorraum und φ ∈ O(V ). Dann gilt | tr(φ)| ≤ n mit Gleichheit genau dann, wenn φ = λ id für ein λ ∈ mit |λ| = 1 (für V unitär) oder λ = ±1 (für V euklidisch). C Beweis. In der Darstellungsmatrix A := E φE von φ bezüglich der Standardbasis E steht als Spaltenvektoren ein Orthonormalsystem nach Definition einer orthogonalen Abbildung. Ist ai = (a1i , . . . , ani )t der i. Spaltenvektor, so gilt also P n ||ai ||2 = j=1 a2ji = 1, insbesondere ist also |aii | ≤ 1 mit Gleichheit genau dann, wenn gilt ai = λei für den i. Standardbasisvektor ei und ein Skalar λ mit |λ| = 1. Durch Aufsummieren folgt | tr(φ)| = | n X aii | ≤ i=1 n X |aii | ≤ n i=1 mit Gleichheit genau dann, wenn alle aii kollinear sind (aufgrund der Dreiecksungleichung) und dann auch alle ai = λei für ein λ ∈ mit |λ| = 1. C Aufgabe 4. Sei 5 −10 −8 1 A = −10 2 −2 ∈ 9 −8 −2 11 2 R3×3. Finden Sie eine orthogonale Matrix B, so dass B t AB eine Diagonalmatrix ist. Beweis. Nach dem Satz über der Hauptachsentransformation existiert zunächst einmal eine solche Matrix B; zudem gibt der Beweis ein Verfahren an, wie man B bestimmen kann, nämlich einfach als eine Matrix, in deren Spalten normierte Eigenvektoren von A stehen. Dabei ist zu beachten, dass zusätzlich noch Eigenvektoren zum gleichen Eigenwert aufeinander senkrecht stehen müssen, was ggf. durch Gram-Schmidt erreicht wird. Das charakteristische Polynom von A berechnet sich als 10 8 x − 95 9 9 2 = x3 − 2x2 − x + 2 = (x − 1)(x + 1)(x − 2). x − 29 χA (x) = det 10 9 9 2 8 x − 11 9 9 9 Damit sind die Eigenräume eindimensional und es genügt, normierte Eigenvektoren zu berechnen. Man erhält −1 2 −2 1 1 1 EA,1 = h 2 i, EA,−1 = h 2i und EA,2 = h 1 i. 3 3 3 −2 1 2 Damit kann man B wählen als −1 2 −2 1 B := 2 2 1 3 −2 1 2 und erhält 1 t −1 B AB = . 2 3