Psychisch kranke Schriftsteller - Schulen

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Ein Portfolio von Sophie Haidacher, 5B, 2003/04
Beurteilt von Mag. Passegger
2
INHALTSVERZEICHNIS
1.Allgemeine Informationen.......................................................... 3
2. Was ist ein Genie........................................................................ 3
3. Warum gerade Schriftsteller..................................................... 4
4. Die Krankheiten der Schriftsteller............................................ 5
4.1 Psychosen............................................................................... 6
4.1.1 Depression.............................................................. 7
4.1.2 Bipolare Depression.............................................. 7
4.1.3 Schizophrenie........................................................ 8
4.2 Neurosen............................................................................. 10
5. Zwei Beispiele...........................................................................11
5.1 Virginia Woolf ................................................................... 11
5.1.1 Ihre Krankheit..........................................................12
5.1.1a Ursachen.......................................................... 12
5.1.1b Äußerung........................................................ 12
5.1.2 Werke....................................................................... 14
5.2 Georg Trakl....................................................................... 14
5.2.1 Seine Krankheit...................................................... 15
5.2.1a Ursachen....................................................... 15
5.2.1b Äußerung...................................................... 16
5.2.2 Werke..................................................................... 18
Sophie Haidacher, 5B, 2003/04
3
1. Allgemeine Informationen1
erheblich beeinträchtigt, was Lebens-
Laut einer Studie der WHO leidet
qualität
jeder
Einschluss
anbelangt. Doch Großes ist dennoch
Symptome sogar jeder
möglich, wie zahllose Betroffene be-
dritte) Mensch der westlichen Welt
weisen, bis hin zu Hochbegabten oder
irgendwann in seinem Leben unter
sogar Genies.
vierte
einzelner
(unter
und
Leistungsfähigkeit
seelischen Störungen. Man vermutet
insgesamt
1,2 Milliarden psy-
2. Was ist ein Genie? 2
chisch kranke Menschen weltweit.
Das französische Wort Genie, vom
Davon leidet 1% an Schizophrenie,
lateinischen Genius, dem Schutz-
12%-15% an Depressionen, 12%-
oder
26% an Neurosen, der Rest haupt-
Menschen, beschreibt laut
sächlich
wörterlexikon einen Menschen von
an
Störungen.
anderen
Bei
affektiven
seelischen
Stö-
Schöpfergeist
höchster
eines
schöpferischer
jeden
Fremd-
Begabung
rungen liegt das Erkrankungsrisiko
oder diese Begabung selbst. Nach
für Männer und Frauen ungefähr
dem Brockhaus handelt es sich um
gleich hoch, nur treten sie bei
Auserwählte von schöpferischer Be-
Männern in der Regel früher auf als
gabung, die - beispielsweise im
bei Frauen.
Unterschied zum Talent – nicht nur
Seelisch Kranken wird oft unter-
im
stellt, dass sie nicht nur unter ihrer
Besonderes leisten, sondern auch
Störung zu leiden haben, sondern
neue Bereiche erschließen und in
auch nichts mehr zu leisten ver-
ihnen
mögen. Die meisten glauben leider
bringen. Weiters sagt der Brockhaus
selbst an diesen Irrtum und machen
aber auch, dass ein Genie häufig von
damit einen großen Fehler. Zwar
seinen Zeitgenossen nicht verstanden
sind
viele
Schweregrad
Patienten,
ihrer
je
Vgl. Kein Autor: Genie und seelische
Störung. Online in Internet: URL: http:
//www.psychosozialegesundheit.net/seele/genie.html
Vgl. Kein Autor: Kein Titel. Online in
Internet: URL:
http://www.patienten-information.de
Sophie Haidacher, 5B, 2003/04
des
Überkommenen
Höchstleistungen
hervor-
nach
Erkrankung,
1
Rahmen
2
Vgl. Kein Autor: Genie und seelische
Störung. Online in Internet: URL:
http://www.psychosozialegesundheit.net/seele/genie.html
Vgl. WAHRIG, Hans-Peter:
Fremdwörterlexikon.2.Aufl. München: Orbis
Verlag, 1987.
Vgl. Kein Autor: Brockhaus. München:
Compact Verlag, 1980.
4
wird,
obwohl
es
starke
geschichtliche Wirkungen auslösen
Definition von „Genie“ noch gar
nicht möglich ist.
kann und als die höchste Steigerung
des Schöpferischen erscheint. Doch
3. Warum gerade Schriftsteller?3
gehen
Von den „Genies“ sind sie die zahlen-
mit
der
Steigerung
schöpferischen Kräfte und
der
ihrer
mäßig
am
stärksten
Konzentration auf einen bestimmten
Gruppe,
Schaffensbereich zuweilen Ausfälle
Schriftsteller leiden an psychischen
in
Erkrankungen
anderen
Bereichen
des
denn
ca.
betroffene
44%
und
aller
auch
die
persönlichen Lebens einher, oft auch
Alkoholismus- und Suizidrate dieser
erhöhte Leidensfähigkeit bis hin zu
Gruppe liegt weit über der Norm.
psychopathischen
Über das Warum gibt es allerdings
damit
(gemeint
vermutlich
pathologische,
also
sind
psychoseelisch
-
nur
Vermutungen,
dieses
Gebiet
denn
schon
die
obwohl
Auf-
krankhafte) Zügen. Dies scheint
merksamkeit vieler Wissenschafter
nicht
auf sich zog, ist erst wenig darüber
selten
mit
dem
Genie
zusammenzuhängen, woraus schon
bekannt.
Laut
der
Studie
in frühester Zeit das Klischee von
britischen
„Genie und Wahnsinn“ entstand.
Schriftsteller ihr Gehirn durch ihre
Schon seit der Antike besteht reges
Vorstellungskraft, wodurch es zu
Interesse an diesem Thema, weshalb
„Kurzschlüssen“ im Gehirn kommt,
seit damals die Genieforschung,
was zu psychischen Störungen führt.
welche im ersten Drittel des 20.
Der Psychiater Andrew Solomon
Jahrhunderts fast bis zum Exzess
meint, dass Schriftsteller besonders
Psychiaters
eines
überlasten
betrieben wurde und oft auch schon
3
modisch
überzogen
war,
stark
gefördert wird. Doch obwohl man
sich schon so lange Zeit damit
beschäftigt, ist das Genie selbst und
sein
Zusammenhang
mit
dem
Wahnsinn zu großen Teilen noch ein
Rätsel, weshalb eine ganz exakte
Sophie Haidacher, 5B, 2003/04
Vgl. Kein Autor: Kein Titel. Online in
Internet: URL: http://www.communitymuenchen.de/solomon2.html
Vgl. Kein Autor: Genie und Irrsinn. Hoher
Preis für Hochbegabte. Online in Internet:
URL: http://wwwx.nzz.ch/format/articles/22.html
Vgl. Kein Autor: Genie und seelische
Störung. Online in Internet: URL:
http://www.psychosozialegesundheit.net/seele/genie.html
5
häufig an Depressionen leiden, da
Schreiben als eine Art Therapie und
sie durch ihre Arbeit von Natur aus
als einen Weg, ihre Krankheit für sich
damit beschäftigt sind, sich dauernd
und andere begreifbar zu machen, ihr
über sich und die Welt Gedanken zu
Ausdruck zu geben, an (sehr gutes
machen und alles in Frage zu
Beispiel: Virginia Woolf), und unter
stellen. Die am häufigsten ver-
den
tretene Meinung zu diesem Thema
Krankheit vermittelt, vielleicht auch
ist jedoch, dass Schriftsteller, da sie
durch
sich durch ihre Werke am offensten,
vorstellungen,
also auch am ungeschütztesten,
Stimmungswechsel,
offenbaren können, sich dadurch
mals
innerlich sehr stark belasten, was
Wahrscheinlich
wiederum zu seelischen Störungen
Wissenschaftern genannten Theorien
führt.
auch
zur Entstehung seelischer Krank-
Erfolgs- und Leistungsdruck eine
heiten in der Gruppe der Schriftsteller
große Rolle, da man sich dadurch,
auch eine Rolle, z.B. für das Ausmaß
dass man sich ständig fragt, wie die
oder
Masse das neue Werk aufnehmen
psychischen
wird, ob es gut ist, den eigenen
manchen sind sie vielleicht auch der
Erwartungen entsprechen wird, etc.
Auslöser einer solchen Krankheit,
sicherlich auch sehr stark belastet.
aber, meiner Meinung nach, bedingt
Alle scheinen also das Prinzip zu
nur
vertreten,
zuerst
seelische Krankheit. Doch, wie schon
Schriftsteller und dann verrückt
gesagt, weist dieses Gebiet noch zu
wird. Meiner Meinung nach ist es
viele weiße Flecken auf um eine
allerdings eher umgekehrt, denn wie
sichere Antwort auf die Frage, warum
sich aus vielen Biographien von
es gerade Schriftsteller so häufig
Schriftstellern erkennen lässt, litten
trifft, zu geben.
Vermutlich
dass
spielt
man
die meisten schon unter seelischen
Störungen, bevor sie zu schreiben
begannen. Ich glaube, sehr viele
psychisch
Kranke
sehen
Sophie Haidacher, 5B, 2003/04
das
Eindrücken,
die
ihnen
krankheitsbedingte
die
das
Wahn-
Träume
literarische
und
entstehen
oft-
Meisterwerke.
spielen
die
Entwicklung
Störung,
Schreiben
ihre
und
selbst
von
einer
bei
keine
6
4.
Die
Krankheiten
der
krankheiten,
die
auf
geerbten,
Schriftsteller
anlagemäßigen Bedingungen oder auf
Die meisten Schriftsteller litten und
erworbenen
leiden
mit
Gehirns beruhen. Es gibt zwei Arten
Abstand am häufigsten vertretene
von Psychosen, die exogenen und die
war und ist die bipolare Depression
endogenen Psychosen.
(z.B. bei Virginia Woolf), gefolgt
Exogene Psychosen haben eindeutig
von der Major Depression (z.B. bei
organische Ursachen. Sie werden
Charles Baudelaire, Edgar Allan
deshalb
Poe) und der Schizophrenie (z.B. bei
symptomatische Psychosen genannt.
Georg Trakl). Einige Schriftsteller
Ursachen für ihr Auftreten können
waren und sind auch rein neurotisch
beinah alle Erkrankungen des Gehirns
(z.B. Bernardin de Saint-Pierre), die
und seiner Häute, Hirntumore und
meisten jedoch litten und leiden
andere
neben ihrer Psychose auch unter
einige Erkrankungen, die sowohl
einigen Neurosen.
Gehirn, als auch Rückenmark be-
Hier
an
ein
häufigsten
ungen,
Psychosen.
Überblick
psychischen
deren
Die
über
die
Erkrank-
Symptome
und
Entstehung:
treffen,
Schädigungen
auch
organische
raumfordernde
Intoxikationen
des
oder
Prozesse,
(Vergift-
ungen), Stoffwechselstörungen und
andere interne Erkrankungen sein.
Endogen Psychosen bezeichnen psychiatrische Krankheiten, denen sich
4.1. Psychosen4
keine
Das Wort „Psychose“ kommt aus
zuordnen
dem Griechischen. Es bezeichnet
werden in genetischen Dispositionen,
sogenannte Geistes- und Gemüts-
aber auch in psychischen und sozialen
körperlichen
lassen.
Ihre
Ursachen
Ursachen
Faktoren angenommen.
4
Vgl. Kein Autor: Psychosen und
Neurosen. Online in Internet: URL:
http://www.schultreff.de
Vgl. Kein Autor: Kein Titel. Online in
Internet: URL:
http://www.home.arcor.de/pahaschi/wissen.
htm
Vgl. Kein Autor: Psychose,
Schizophrenie - Definition, Verständnis und
Behandlung. Online in Internet: URL:
http://www.home.arcor.de/rs1403/psychose.
html
Sophie Haidacher, 5B, 2003/04
Der unter Psychosen Leidende weist
besonders im akuten Stadium schwere
Denk-, Gefühls- und Verhaltensstörungen auf und es scheint, als habe
er den Bezug zur Realität verloren.
7
4.1.1. Major Depression5
andere medizinische und psychische
Die Major Depression, meistens
Krankheiten, spezielle Medikamente,
einfach Depression genannt, gehört
Alkohol, Drogen, Familiengeschichte
zu den endogenen Psychosen und ist
und besondere Lebensumstände wie
eine
z.B. extremer Stress.
medizinische
Funktionsstö-
rung, die Tag für Tag Gedanken,
Gefühle, die körperliche Gesundheit
4.1.2. Bipolare Depression6
und das Verhalten beeinflusst.
Die bipolare Depression, auch be-
Sie äußert sich durch eine Vielzahl
zeichnet als manisch-depressive Er-
von
Inter-
krankung, gehört zu den endogenen
essensverlust an Dingen, die man
Psychosen und ist eine Krankheit die
vorher
Gefühl
bestens auf den Spruch „Himmelhoch
deprimiert oder trübsinnig zu sein,
jauchzend, zu Tode betrübt“ passt.
Antriebsmangel,
Sie
Symptomen
mochte,
barkeit,
wie
das
erhöhte
Ermüd-
Entscheidungs-
und
ist
gekennzeichnet
durch
Episoden von Stabilität, in denen man
Konzentrationsschwierigkeiten,
im Prinzip komplett gesund ist,
gehemmte Sprache und Mimik,
Depression
Angst,
Pessimismus,
phorischer Stimmung, bezeichnet als
Störung
Manie.
Sorge,
Hoffnungslosigkeit,
des
und
euphorisch/dys-
Sexualtriebs, man fühlt sich wertlos,
In depressiven Phasen weist man die
schuldig, unruhig oder langsam,
Symptome einer Major Depression
kann nicht schlafen oder schläft zu
auf, in manischen Phasen ist das
viel und denkt an Tod oder Selbst-
Krankheitsbild
mord. Um eine Depression zu haben
gesetzt:
muss
alle
Stimmung,
paar
impulsiv, spontan, hemmungslos und
man
Symptome
keineswegs
aufweisen,
ein
davon reichen schon aus.
Die
Depression
kann
Man
genau
ist
entgegeneuphorischer
aggressiv,
reizbar,
unkritisch, man spricht schneller als
durch
sonst, die Stimme ist kräftiger, man
verschiedene Umstände verursacht
werden: genetische Ursachen und
5
Vgl. Kein Autor: Kein Titel. Online in
Internet: URL: http://www.patienteninformation.de
Sophie Haidacher, 5B, 2003/04
6
Vgl. HOFMANN, Peter: Manischdepressive Erkrankung. Online in Internet:
URL:
http://www.netdoktor.at/krankheiten/Fakta/m
anisch_depressiv.htm
8
hat den Drang zu reden, stark
4.1.3. Schizophrenie7
gesteigerten Antrieb und Energie
Die Schizophrenie (oft verwechselt
gekoppelt
Bewegungs- und
mit der multiplen Persönlichkeits-
Aktivitätsdrang, keine Krankheits-
störung, bei der der Patient glaubt,
einsicht, kaum das Bedürfnis zu
mehrere Personen zu sein) ist eine tief
schlafen und erhöhtes Selbstbe-
greifende, psychiatrische Erkrankung,
wusstsein bis hin zum Größen-
die Veränderungen der Gedanken, des
wahn.
Verhaltens und der Wahrnehmung
Im
mit
Rahmen
depressiver
schwerer
als
auch
sowohl
manischer
auslöst
und
zu
den
endogenen
Psychosen gehört.
Phasen können Wahnvorstellungen
Eine Schizophrenie kann praktisch
auftreten. In manischen Perioden
alle
neigt man zur Selbstüberschätzung,
verändern. Man unterscheidet zwei
glaubt beispielsweise „Gottes Aus-
Arten von Beschwerden: 1. Grund-
erwählter“ zu sein, in depressiven
beschwerden. Sie bezeichnen die
Perioden neigt man eher dazu, sich
direkt von der Krankheit ausgelösten
selbst abzuwerten, und in besonders
Beschwerden wie die Störung des
schweren Phasen kommt es zur
Denkens
Ausbildung
Sprechens (Gedanken sind unlogisch,
des
sogenannten
psychischen
und
Funktionen
damit
auch
des
„Nihilistischen Wahns“, in dem man
zusammenhanglos,
sich
Worte brechen mitten im Satz ab,
als
vollkommen
wertlos
empfindet.
Die
Gedanken
und
Begriffe verlieren exakte Bedeutung
bipolare
Depression
hat
oder
werden
weitgehend die selben Ursachen wie
verbunden),
die Major Depression, vieles deutet
fühlslebens
neu
Störung
miteinander
des
Ge-
(Stimmungslage
und
allerdings auch darauf hin, dass
7
diese Krankheit durch die gestörte
Fähigkeit der Regulation wichtiger
Signalstoffe
im
Gehirn
(z.B.
Serotonin, Dopamin) bedingt wird.
Sophie Haidacher, 5B, 2003/04
Vgl. Kein Autor: Wie beginnt eine
Schizophrenie. Online in Internet: URL:
http://www.psychosozialegesundheit.net/seele/schizo2.html
Vgl. KISSLING, Werner: Schizophrenie.
Online in Internet: URL:
http://www.netdoktor.de/krankheiten/fakta/sc
hizophrenie.htm
Vgl. Kein Autor: Kein Titel. Online in
Internet: URL:
http://www.home.arcor.de/pahaschi/wissen.ht
m
9
gegenwärtige Situation passen nicht
Möglichkeit zu begreifen, dass man
zusammen, gegensätzliche Gefühle
sich täuscht.), Halluzinationen (Man
werden nebeneinander empfunden,
hört Geräusche und Stimmen, riecht
man lacht und weint gleichzeitig),
Giftstoffe, sieht Figuren, die gar nicht
Verlust der Wirklichkeit (Autismus,
da sind. Auch hier keine Möglichkeit
man kann nicht zwischen eigener
zu begreifen, dass man sich täuscht.)
Vorstellung
und
und
Realität
unter-
Bewegungsstörungen
(man
scheiden) und die Ich-Störung (man
verlangsamt die Bewegungen, rührt
erlebt die eigene Persönlichkeit
sich kaum, spricht nicht mehr. In
gespalten, zerschlagen, man hat
besonders
Schwierigkeiten, sicher zu sein, dass
komplette Bewegungslosigkeit, oft-
man lebt, man selbst ist.)
mals gekoppelt mit Fieber, was den
2. Zusätzliche Beschwerden. Sie
Zustand lebensbedrohlich macht. Oft
sind Versuche des Kranken, das
aber auch Bewegungsdrang wie z.B.
krankhaft
Hin- und Herlaufen, ständiges In-die-
Erlebte
in
einen
schlimmen
Stadien:
Sinnzusammenhang zu bringen und
Hände-Klatschen).
damit leben zu können. Es kommt
Freunden und Familie, Interessens-
zu einer Störung des Denkens (man
verlust, Schlafstörungen, abrupte Ge-
empfindet eigene Gedanken als
fühlsänderung, Interesse an okkulten
fremd, denkt, sie würden einem
Themen,
entzogen),
Ge-
keiten und Drogenmissbrauch können
fühlslebens (Beherrschendes Gefühl
ebenfalls Teil des Krankheitsbildes
ist
sein.
Störung
Angst.
des
Manchmal
ist
man
Isolation
von
Konzentrationsschwierig-
enthemmt, ausgelassen, öfter jedoch
Die genaueren Ursachen für diese Er-
ratlos, hilflos, anlehnungsbedürftig.
krankung sind unbekannt. Man ver-
Selbstmordrisiko
diesem
mutet, dass Vererbung eine große
Zustand sehr hoch.), Wahnvorstel-
Rolle spielt, aber auch Geburtskomp-
lungen (Verfolgungswahn, Gefühl,
likationen,
alle hätten sich gegen einen ver-
Erkrankungen und besonders psy-
schworen oder man solle vergiftet
chische
werden
Kindheit, Stress in Berufs- und
etc.,
ist
man
in
hat
keine
schwere
Belastung
körperliche
(unglückliche
Liebesleben, Todesfälle etc.) können
Sophie Haidacher, 5B, 2003/04
10
zum Ausbruch der Krankheit führen.
haftes oder schädigendes soziales
Auch
bei
Milieu, frühe Defizite, wie mangelnde
Schizophrenen überaktive Dopamin-
Ich-Stärke und soziale Kompetenz,
Signalwege und veränderte Teile
und
des Gehirns.
gebliebene
vermutet
man
aus
der
Kindheit
erhalten
Triebwünsche
können
Neurosen auslösen.
4.2. Neurosen8
Bei
Neurosen sind Erkrankungen, die
versucht man die seelischen Konflikte
aus
seelischen
und Triebwünsche, die beide mit
Konflikten resultieren und sich im
Angst verbunden sind, zu verdrängen,
Verhalten äußern. Im Gegensatz zu
abzuwehren oder mit Hilfe von neu-
Psychosen
rotischen Lösungsmustern zu lösen,
unbewussten
können
sie
nicht
einer
um
entstehen und es kommt weder zu
Konfrontation mit den Problemen aus
extremem Realitätsverlust noch zum
dem Weg zu gehen. Man greift z.B.
Zerfall der Persönlichkeit, wie es bei
zu
Psychosen ja der Fall ist.
kindliche
Geborgenheitsgefühle
Es gibt viele verschiedene Neu-
hervorrufen,
flüchtet
rosen, dazu zählen z.B. Zwangs-,
Traumbilder, versucht, die Angst
Angst-, Kinder- und Partnerschafts-
mittels Drogen, Alkohol, übermäßiger
neurosen und Phobien.
Arbeit, etc. zu narkotisieren, führt
Die Ursachen von Neurosen liegen
starre ritualisierte Aktivitäten aus
hauptsächlich
(Zwänge), definiert die Realität um,
der
Kindheit.
um
ziehungspersonen,
abzuspalten
Vater,
Mutter oder Geschwister, mangel-
und
Verhaltensweisen,
Traumatische Erfahrungen mit Bewie
Angst
Störung
aufgrund organischer Schädigungen
in
der
neurotischen
die
die
einer
wieder
sich
ängstigende
(verleugnen,
in
Situation
nicht
hinsehen), ersetzt die Angst durch
Wut (Aggression), zieht sich zurück,
8
Vgl. Kein Autor: Neurosen. Online in
Internet: URL: http://www.home.tonline.de/home/neurose.htm
Vgl. Kein Autor: Psychosen und
Neurosen. Online in Internet: URL:
http://www.schultreff.de
Vgl. SCHOPF, Peter: Neurosen. Online in
Internet: URL:
http://www.aaonline.dfk.de/bb/p281.htm
Sophie Haidacher, 5B, 2003/04
lässt
den
Fluss
der
eigenen
Lebensenergie versiegen (Depression)
oder richtet die Aggression nach
innen (Selbstverletzung und –zerstörung, Suizid).
11
5. Zwei Beispiele
Thoby und ihrer Schwester Vanessa
Da der Mensch am besten vom
in den Londoner Stadtteil Blooms-
Beispiel lernt, abschließend am
bury,
Beispiel der englischen Schrift-
Mittelpunkt
stellerin Virginia Woolf und des
„Bloomsbury Group“ stellten.
österreichischen
Dichters
wo
die
der
drei
bald
den
intellektuellen
Georg
Trakl veranschaulicht, wie deren
Krankheit
entstand
und
welche
Auswirkungen sie auf Leben und
Werk der Schriftsteller hatte.
5.1. Virginia Woolf9
Adeline
Virginia
Woolf,
geb.
Stephen, wurde am 25.1.1882 als
Tochter und siebentes von acht
Kindern (vier davon waren nur
Halbgeschwister,
die
Virginias
Mutter und ihr Vater, die beide
zuvor
schon
einmal
verheiratet
waren, mit in die Ehe brachten) von
Sir
Leslie
Stephen
und
Julia
Duckworth in London geboren.
1912 heiratete Virginia den Journalisten und Schriftsteller Leonard
Woolf, mit dem sie 1917 den Verlag
„The Hogarth Press“ gründete.
1941 ertränkte sich Virginia im Alter
von nur 59 Jahren im Fluss Ouse.
1895 starb Virginias Mutter, was zu
ihrem ersten Nervenzusammenbruch
führte.
Als 1904 auch ihr Vater verstarb,
5.1.1. Ihre Krankheit10
Virginia Woolf litt an einer bipolaren
Depression.
zog sie zusammen mit ihrem Bruder
9
Vgl. KUCHLING, Ilse: Wer war Virginia
Woolf. Online in Internet: URL:
http://www.heeressport.at/index.php?seite=
20&news_entry=228
Vgl. AMREIN, Susanne: Virginia Woolf.
Online in Internet: URL:
http://www.fembio.org/frauenbiographie/virginia-woolf.shtml
Sophie Haidacher, 5B, 2003/04
10
Vgl. LANGOSCH, Jens M.: Virginia
Woolf - Die bipolare Erkrankung prägte ihr
Leben. Online in Internet: URL:
http://www.thehours.de/
Vgl. KUCHLING, Ilse: Wer war Virginia
Woolf. Online in Internet: URL:
http://www.heeressport.at/index.php?seite=2
0&news_entry=228
12
wurde
5.1.1.a Ursachen
Den
Ursprung
ihrer
Krankheit
die
Krankheit
für
sie
schließlich unerträglich.
vermutet man in den jahrelangen
sexuellen
Übergriffen
Halbbrüder
George
5.1.1.b Äußerung
Gerald
Ihre Erkrankung äußerte sich erstmals
Duckworth auf sie. Aber auch der
bezeugt in einem Nervenzusammen-
relativ frühe Tod ihrer Mutter und
bruch, den sie erlitt, als sie vom Tod
der Umstand, dass sie, anstatt zur
ihrer Mutter erfuhr. Wahrscheinlich
Schule zu gehen, von ihrem Vater
begann ihre Krankheit aber schon
unterrichtet wurde, was es ihr
früher, zeitgleich mit dem Beginn des
unmöglich machte, außerhalb der
sexuellen Missbrauchs durch ihre
Familie
zu
Halbbrüder, als Woolf fünf Jahre alt
knüpfen, dürfte mit ihrer bipolaren
war. Seit dem lehnte sie ihren Körper
Depression
Zusammenhang
ab, konnte ihre Schönheit nie selbst
stehen. Aber auch sie selbst trug zur
empfinden und blieb sexuell unan-
Verschlechterung ihres Zustandes
sprechbar. Erst in die Zeit, als sie 15
bei, da sie den Rat der Ärzte, ein
war und begann, ihr, mittlerweile
ruhiges Leben zu führen und das
berühmtes,
Schreiben am besten aufzugeben,
fallen weitere bezeugte Berichte über
nicht befolgte und sich geistig wie
ihre Krankheit. Sie war aggressiv,
auch
wieder,
extrem gereizt, hatte einen erhöhten
besonders beim Schreiben ihrer
Pulsschlag und schlief wenig. Nach
Werke, überanstrengte. Auch die
dem Tod ihres Vaters fiel sie in
Frage, wie die Masse ihre neuen
schwere Depressionen und auf einer
Werke wohl aufnehmen würde, die
Parisreise, die sie kurz danach tätigte,
sie sich ständig stellte, führte oft zu
begann sie zu toben, magerte ab, hatte
seelischen Zusammenbrüchen.
Schlafstörungen, hörte Stimmen und
Unter dem Eindruck der täglichen
sprang schließlich aus dem Fenster,
Luftangriffe auf London 1941, die
ohne
ihr Wohnhaus schwer beschädigten,
verletzen. Seit dem wurden ihre
soziale
in
körperlich
und
ihrer
Kontakte
immer
sich
Tagebuch
jedoch
zu
führen,
ernsthaft
zu
Krankheitsepisoden, die auch immer
häufiger vorkamen, stetig schlimmer.
Sophie Haidacher, 5B, 2003/04
13
Während akuter Krankheits-phasen
dauern konnte, bis sie wieder in der
steckte
Lage war, in ihr normales Leben
sie
in
schweren
Depressionen, war überwältigt von
zurückzukehren.
hoffnungsloser Melancholie, wollte
„Wenn ich noch zwei Wochen im Bett
kaum sprechen oder essen und war
zubringen könnte (Es ist aber unmöglich), so meine ich, würde ich
selbstmordgefährdet. In manischen
„Die Wellen“ beenden.....ich glaube,
Perioden befand sie sich in einem
Zustand
heftiger
Erregung
in
meinem
Falle
sind
diese
und
Krankheiten gewissermaßen mythisch.
unbändiger Euphorie, in dem sie
Etwas geschieht mit meinem Geist ...
unablässig redete und in einer Welt
er weigert sich, weitere Eindrücke
aufzunehmen. Er verschließt sich,
von Wahnvorstellungen lebte. 1911
verpuppt
machten
ihre
schweren
sich.
Ich
bleibe
bewegungslos liegen, oft mit größten
Depressionen einen Klinikaufenthalt
körperlichen
notwendig, 1913 versuchte sie sich,
letzten Jahr. Es ist ein einziges Leiden,
aufgrund
und dann entsteht etwas daraus.“
der
immer
kehrenden
Symptome
Erkrankung,
mit
wieder-
umzubringen, 1941 beging sie ihren
dritten
und
letzten
Selbstmord-
versuch, der erfolgreich war, da sie,
wie sie in ihrem Abschiedsbrief an
ihren Mann schrieb, keine weitere
Krankheitsepisode mehr ertragen
könne.
Ihre
wie
im
(Virginia Woolfs Tagebuch, Eintrag
ihrer
Schlaftabletten
Schmerzen,
im Jahre 1930) 11
5.1.2 Ihre Werke12
„Die Fahrt hinaus“, „Mrs. Dalloway“,
„Die
Wellen“,
„Zwischen
den
Akten“, „Flush“, „Die Jahre“, „Ein
eigenes Zimmer“, „Drei Guineen“,
„Ein verwunschenes Haus“, „Orlando“, „Zum Leuchtturm“, „Nacht
und Tag“, „Das Mal an der Wand“,
Werke
schrieb
sie
aus-
schließlich in Krankheitsperioden.
„Die Dame im Spiegel“, „Jacobs
Zimmer“, „Kew Gardens“, „Phyllis
Sie empfand ihr Schreiben als eine
Art Therapie für sich, obwohl es
dabei immer wieder zu geistigen wie
körperlichen Schwächeanfällen und
Zusammenbrüchen kam, in deren
Folge es oft Wochen und Monate
Sophie Haidacher, 5B, 2003/04
11
Kein Autor: Der Traum als Quelle der
Inspiration – Zwei Künstlerinnen im Spiegel
ihrer Träume. Online in Internet: URL:
http://www.sternwelten.at/ar_traum_inspirati
on.shtml
12
Vlg. Kein Autor: Kein Titel. Online in
Internet: URL:
http://www.amazon.at/virginia _woolf.html
14
und Rosamond“, „Blau und Grün“,
mordversuch
„Der Tod des Falters“ und „Der
Beobachtung ins Garnisonshospital
und
wurde
zur
Augenblick“
5.2. Georg Trakl13
Georg Trakl wurde am 3.2.1887 als
viertes von sechs Kindern des
Protestanten und Geschäftsmannes
Tobias Trakl und Maria Halik in
Salzburg
geboren.
1892
wurde
Trakls schicksalsträchtige Lieblingsschwester Grete geboren. Im Jahre
1905 begann er eine Ausbildung in
einer Apotheke in Salzburg, 190810 machte er ein Studium der
Pharmazie an der Universität in
Wien, wo er auch 1910-11 seinen
Militärdienst
als
Einjährig-Frei-
williger bei einer Sanitätsabteilung
ableistete. 1913 arbeitete er als
Medikamentenakzessist
am
Gar-
Krakau eingeliefert. Am 3. November
1914 starb er in Krakau an einer
selbst
herbeigeführten
Kokainver-
giftung im Alter von nur 27 Jahren.
5.2.1. Seine Krankheit14
Georg
Trakl
litt
an
einer
Schizophrenie.
nisonshospital in Innsbruck. Begegnung
mit
seinem
Freund
und
Förderer Ludwig von Ficker, an
dessen Zeitung „Der Brenner“ er
kam
Die Krankheit Trakls nahm ihren
Anfang vermutlich in der Beziehung
zu seiner Mutter. Diese sorgte zwar
mitarbeitete.
1914
5.2.1.a Ursachen
er
mit
einer
Sanitätskolonne bei der Schlacht
gut für die Kinder, doch sie weigerte
sich, diese zu stillen (mit Ausnahme
von Grodek zum Einsatz, verübte
kurz darauf seinen ersten Selbst-
13
Vgl. Kein Autor: Biographie: Georg
Trakl. Online in Internet: URL:
Sophie Haidacher, 5B, 2003/04
http://www.literaturhaus.at/buch/buch/rez/tra
kl/bio.html
14
Vgl. NEUMAYR, Anton: Dichter und ihre
Leiden. Rousseau, Schiller, Strindberg und
Trakl im Brennpunkt der Medizin. WienMünchen: Franz Deutick Verlagsgesellschaft
m. b. H., 2000, S. 301-377.
15
von Grete), war kühl, zog sich oft
Geliebte
tagelang zurück und strahlte keine
besuchte, da diese nach der Fehl-
mütterlich Wärme aus. Auch der
geburt eines vermutlich gemeinsamen
Tod seines Vaters, der für Trakl die
Kindes an starkem Blutverlust litt und
wichtigste und verlässlichste Stütze
in Lebensgefahr schwebte, stürzte ihn
war, um 1910 und der Fehlschlag
dies in eine tiefe seelische Krise. In
seines zweiten Dramas, der Trakl in
Zusammenhang mit Grete stehen ver-
Ehrgeiz und Geltungsdrang tief
mutlich auch Trakls Angstzustände,
verletzte, dürften Ursachen für seine
da er Angst hatte, seine Triebe, die
Krankheit gewesen sein.
teils auch sehr aggressiv waren,
Die größte Rolle jedoch spielten
könnten entdeckt werden und er
Schuldgefühle.
müsse
Diese
entstanden
war)
die
für
1914
ihn
in
Berlin
gefährlichen
durch den Umstand, dass sich Trakl,
Konsequenzen tragen. Als er dann
der durch seine Drogensucht fast
gegen Ende Oktober 1914 mit seiner
völlig
Sanitätskolonne,
verarmte,
ständig
bei
die
völlig
über-
Verwandten und Freunden Geld
fordert war, bei der Schlacht von
ausborgen musste und durch das
Grodek zum Einsatz kam, erlitt er,
inzestuöse
seiner
aufgrund seiner Krankheit, unter dem
Schwester Grete, dem man bei der
Anblick hunderter Schwerstverletzter
Entstehung und Entwicklung von
und
Trakls Schizophrenie die größte
Nervenzusammenbruch und versuchte
Bedeutung
sich das Leben zu nehmen. Im
Verhältnis
zumessen
beschuldigte
sich,
zu
muss.
Grete
Er
zur
erhängter
Garnisonshospital
Partisanen,
von
einen
Krakau
Rauschgiftsucht und zu unerlaubten
verweigerte man die von Ludwig von
Trieben, also inzestuösen Hand-
Ficker geforderte Herausgabe des
lungen,
haben.
Patienten Trakl, da ein Arzt einige
Außerdem litt er ständig unter der
von Trakls Gedichten gefunden hatte
Angst,
Verhältnis
und an ihm das Problem „Genie und
entdeckt werden könnte. Das alles
Wahnsinn“ erforschen wollte. Statt-
verstärkt die Schuldgefühle, und als
dessen zwang man ihm eine Therapie
er seine Schwester (die bis in ihre
auf, was, zusammen mit Trakls
unglückliche Ehe hinein Trakls
nochmals
verführt
dass
zu
dieses
Sophie Haidacher, 5B, 2003/04
gesteigerten
Schuld-
16
gefühlen - durch die Angst, als
das Mutterbild nicht nur ersetzen
Deserteur gehandelt und von einem
sondern es auch erniedrigen.
Kriegsgericht
Trakl
hingerichtet
zu
wurde
als
introvertiertes,
werden, da er auf seinem Transport
scheues, aber auch fröhliches und
nach Krakau einmal zu fliehen ver-
wildes Kind beschrieben, was auf die
sucht hatte - endgültig zur Un-
ersten Gefühlswechsel, die schon in
erträglichkeit
seiner
seiner
Krankheit
Kindheit
häufig
auftraten,
führte und seinen Selbstmord zur
hinweist. Er wälzte sich z.B. aus
Folge hatte.
wildem Trotz am Boden, warf das
Essen mitsamt Teller und Besteck aus
5.2.1.b Äußerung
dem Fenster, wenn es ihm nicht
Trakls Krankheit äußerte sich schon
schmeckte, war andererseits folgsam
in frühester Kindheit. Er zeigte ein
und ruhig. Auch in späteren Jahren
übertriebenes
nach
konnte er z.B. mit steinernem Gesicht
Süßigkeiten, das so stark ausgeprägt
vor sich hin brüten, dann plötzlich
war, dass er sich bei Verweigerung
auflachen oder, ohne sein Gegenüber
das Leben nehmen wollte, später
anzusehen,
wichen die Süßigkeiten Alkohol und
Monolog beginnen. Er zeigte einen
Zigaretten. Das alles weist nach der
sprunghaften
Lehre Freuds auf eine orale Be-
hatte ein wenig an der Außenwelt
friedigungstendenz hin, deren Ur-
orientiertes
sachen fehlende Mutterliebe und
seine
fehlendes Geborgensein waren. Um
unangepasst
diese zu ersetzen, suchte er schon
Beispiel deutlich zeigt: Mitten in
früh nach Mutterfiguren, die er
einem festlichen Treiben sprang Trakl
zuerst in seiner Gouvernante und
in nüchternem Zustand plötzlich, am
später in den ältesten Kellnerinnen
ganzen
und Prostituierten fand, die für ihn
bezeichnete einen als Siegerpreis
die „Erniedrigten und Beleidigten“
ausgesetzten Kalbskopf als „unseren
darstellten (wie besonders deutlich
Herrn Christus“. Auch zeigten sich
aus seinen Gedichten „Afra“ und
Trakls
„Sonja“ hervorgeht), denn er wollte
dass er Tieren übergroßes Mitleid
Verlangen
Sophie Haidacher, 5B, 2003/04
mit
einem
langen
Gefühlswechsel
Erleben,
meist
Gefühlsregungen
Leib
auf,
wie
zitternd,
Gefühlsstörungen
und
traten
komplett
folgendes
auf
und
dadurch,
17
zollen und auf vermeintliche und
herannahenden Zug stoppen wollte.
reale Verletzungen seiner Person
Das dritte Ereignis (Trakl ging ganz
überempfindlich
dafür
bewusst in einen See und ließ sich
aber anderen Menschen, u.a. auch
versinken) weist eher auf seine
Freunden, gegenüber einen Sen-
Selbstzerstörungs- und –bestrafungs-
sibilitätsmangel und eine unerklär-
tendenz hin, die auch in seiner
liche Rücksichtslosigkeit an den Tag
Drogensucht und seinem schon sehr
legen konnte.
frühem Schwärmen von Selbstmord
Er litt bei Anwesenheit vieler Leute,
und Äthertod
sowie bei schnellen Bewegungen
Schon mit 15 begann er sich mit
unter
mied
Chloroform zu betäuben, wobei es
Restaurants aus Furcht vor den
sich entweder um Selbstbestrafung
Kellnern,
wegen
reagieren,
Angstzuständen.
das
Beklemmung
Er
Fahren
Schuldgefühle,
um
Betäubung dieser oder um einen
fahrenden, im Zug stand er immer
triebhaften Aggressionsakt gegen sich
am Gang um nicht mit jemandem in
selbst, der sadomasochistische Lust-
einem Abteil sitzen zu müssen und
gefühle in ihm weckte, handelte.
auch der Anblick einer kahlen Wand
Später kam es vorübergehend zu einer
oder das Begegnen mit einem
Aufhellung seiner Stimmung, doch
Menschen im Wald (Trakl ging
wurde
sofort
depressiver,
der
die
der
Mit-
in
durch
wegen
zum Ausdruck kam.
Annahme,
einen
diese
bald
düsterer
zunehmend
und
unaus-
Mörder vor sich zu haben) lösten
geglichener und man gewann den
plötzliche Angstzustände aus. Sein
Eindruck,
Horror vor raschen Bewegungen
Prozess
zeigt sich besonders deutlich in zwei
Konturen seiner Gestalt zu ver-
der drei, von Psychologen als Keim
wischen begann. Langsam begann
seiner Erkrankung gesehenen, Er-
auch Trakl selbst seine Selbstent-
eignisse in seiner Kindheit. Einmal
fremdung und die gestörte Gleich-
stellte er sich einem galoppierenden
mäßigkeit zwischen seinem Ich und
Pferd entgegen, um es aufzuhalten,
der äußeren Welt zu bemerken, denn
ein anderes Mal stellte er einen Fuß
neben seiner Angst vor dem Tod
auf die Bahngeleise, da er einen
Sophie Haidacher, 5B, 2003/04
dass
ein
allmählich
zerstörender
die
festen
18
bildete sich auch eine Angst vor
5.2.2. Werke15
dem Irrsinnigwerden heraus.
Lyrik:
Weiters hatte Trakl des öfteren
„Gedichte“, „Sebastian im Traum“,
illusionäre Wahnideen, behauptete
„Die Dichtungen“, „Der Herbst des
z.B.
Einsamen“,
von
einem
Kardinal
ab-
„Gesang
zustammen und dass aus ihm eine
geschiedenen“,
berühmte
Kelch“ und „Menschheit“
würde,
Persönlichkeit
litt
unter
werden
akustischen
„Aus
des
Ab-
goldenem
Dramen:
Halluzinationen (er hörte öfters
„Totentag“, „Fata Morgana“ und
Glocken läuten) und unter den schon
„Blaubart“
in seiner Kindheit oft aufgetretenen
optischen
Halluzinationen
(er
konnte fest davon überzeugt sein,
dass ein Mann mit gezücktem
Messer hinter ihm stünde).
In seinen Werken spiegelt sich
Trakls chaotischer Seelenzustand
wider. Manchmal erscheinen die
„rauschhaften, ambivalent getönten,
exzessiven
Bilder“
wie
ein
„Wortsalat“ und komplett sinnlos.
Sie zeigen Trakls innere Zerissenheit, die Ambitendenz des Schizophrenen und seine Sicht der Welt,
besonders das inzestuöse Verhältnis
mit
seiner
Schwester
und
die
Beziehung zu seiner Mutter. (Die
Gedichte „Blutschande“, „Offenbarung und Untergang“ und „Traum
und Umnachtung“ weisen besonders
stark darauf hin.)
Sophie Haidacher, 5B, 2003/04
15
Vgl. Kein Autor: Werke: Georg Trakl.
Online in Internet: URL:
http://www.literaturhaus.at/buch/buch/rez/tra
kl/werke.html
Literaturverzeichnis
BÜCHER
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http://www.fembio.org/frauen-biographie/virginia-woolf.shtml.
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http://www.netdoktor.at/krankheiten/Fakta/manisch_depressiv.htm
Kein Autor: Biographie: Georg Trakl. Online in Internet: URL:
http://www.literaturhaus.at/buch/buch/rez/trakl/bio.html
Kein Autor: Der Traum als Quelle der Inspiration – Zwei Künstlerinnen im Spiegel ihrer
Träume. Online in Internet: URL:
http://www.sternenwelten.at/ar_traum_inspiration.shtml
Kein Autor: Genie und Irrsinn – Hoher Preis für Hochbegabung. Online in Internet: URL:
http://www-x.nzz.ch/format/articles/22.html
Kein Autor: Genie und seelische Störung. Online in Internet: URL:
http://www.psychosoziale-gesundheit.net/seele/genie.html
Kein Autor. Kein Titel. Online in Internet: URL:
http://www.amazon.at/virginia_woolf.html
Kein Autor: Kein Titel. Online in Internet: URL:
http://www.community- muenchen.de/solomon2.htm
Kein Autor: Kein Titel. Online in Internet: URL:
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Kein Autor: Kein Titel. Online in Internet: URL:
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Kein Autor. Neurosen. Online in Internet: URL:
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Kein Autor: Psychose, Schizophrenie – Definition, Verständnis und Behandlung. Online in
Internet: URL: http://home.arcor.de/rs1403/psychose.html
Kein Autor: Psychosen und Neurosen. Online in Internet: URL:
http://www.schultreff.de
Sophie Haidacher, 5B, 2003/04
3
Kein Autor: Werke: Georg Trakl. Online in Internet: URL:
http://www.literaturhaus.at/buch/buch/rez/trakl/werke.html
Kein Autor: Wie beginnt eine Schizophrenie. Online in Internet: URL:
http://www.psychodoziale-gesundheit.net/seele/schizo2.html
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Internet: URL: http://www.thehours.de/
SCHOPF, Peter: Neurosen. Online in Internet: URL:
http://www.aaonline.dkf.de/bb/p281.htm
Sophie Haidacher, 5B, 2003/04
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