EU´s next TOP Project Ein Planspiel zur Energiepolitik der Europäischen Union Bildquelle: http://p3.focus.de/img/gen/4/7/1247497520_748j_21793470_1096698_1_dpa_Pxgen_r 467xA.jpg http://europa.eu/scadplus/images/dossiers_cles/danishwindturbins.jpg Eckdaten Zielgruppe: Jugendliche mit Interesse an EU-Mechanik und Offenheit gegenüber Diskussions- und Debattierformaten. Vorkenntnisse im Bereich EU-Kompetenzen, insbesondere der Organe, von Vorteil. Teilnehmende: ca. 25-30 Teilnehmende, im Prinzip aber variabel (Nicht alle Rollenkarten müssen verteilt werden.) Geplante Gruppen: – Europäisches Parlament (konservativ; sozialdemokratisch; liberal; grün) – Ministerrat (Mitglieder: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Polen, Allianz südeuropäischer Staaten) – Interessen- und Expertengruppen (Geostrategisches Institut, Deutsch-Russisches Institut, Grüner Frieden e.V.) Zeitaufwand: ca. 3 Zeitstunden Methodenziel: Komplexität von Entscheidungsprozessen in der EU verdeutlichen, Funktionsweise und Einflussmöglichkeiten von Lobbyismus aufzeigen. Lockere Annäherung an das vermeintlich trockene Thema "EU-Kompetenzen". Quelle: Profondo e.V., Mona Qaiser Szenario Einleitung Im Haushaltsetat der EU stehen Fördergelder für Energieprojekte bereit. Die Kommission sieht zwei mögliche Empfängerprogramme vor – eine Pipeline zwischen Russland und Deutschland, die über polnisches Gebiet verlaufen wird, und einen Offshore-Windpark vor Großbritannien. Welchem Programm der Zuschlag erteilt wird, haben nun Parlament und Ministerrat zu entscheiden, die in ihrer Entscheidung von Experten aus Öffentlichkeit und Politik beeinflusst werden. Positionen Parlament _ Konservativ: Tendenz zu Windkraft, da: Unabhängigkeit, Arbeitsplätze in der neuen Industrie, allerdings auch evtl. Pipeline (Arbeitsplätze) _ Sozialdemokratisch: Tendenz eher Pipeline wg. Arbeitsplätzen (Stahlindustrie) _ Grüne: Windkraft _ Liberale: unentschlossen Ministerrat _ Deutschland: viel Industrie, potentieller Standort für weitere OffshoreWindparks, starke Umweltlobby, profitiert als „Endstation“ von der Pipeline _ Polen: starke Kohleindustrie, Notwendigkeit des Abbaus von CO2-Emissionen, will sich von Russland distanzieren -> leichte Tendenz zu Windkraft _ Frankreich: starke Atomindustrie, bringt Aspekt der Unzuverlässigkeit von Windenergie ein, profitiert nicht direkt von einem der Projekte, sucht diplomatische Beziehungen zu Westeuropa oder Russland _ Großbritannien: Standort der Windparks, keine eigenen Ressourcen, orientiert sich in Richtung nationale Unabhängigkeit -> Windkraft _ Südeuropa: profitiert von keinem der beiden Projekte, erneuerbare Energie, evtl. auch in Richtung fossile Energieträger über mögliche Südpipeline Interessengruppen/ Experten _ Deutsch-Russisches Institut: Pro Gas / Argumente: Gute Beziehungen zur EU, zuverlässiger Energieträger, Unabhängigkeit vom Nahen Osten, bestehende Infrastruktur zur Verwertung von Gas _ Grüner Frieden e.V.: Pro Windenergie / Argumente: Unabhängigkeit, erneuerbar (dauerhaft verfügbar, Gas geht aus!), CO2-sparend, schafft neue Arbeitsplätze _ Geostrategisches Institut: Pro Wind / Argumente: nationale Unabhängigkeit, Risiken der Pipeline: Ukraine-Gas-Krise, Pro Gas / Argumente: gute internationale Beziehungen Ablauf des Planspiels 1. Einführung: Einführung in das Szenario 10 Min _ EU-Kommission stellt Budget für Energieversorgung und innovative Förderprogramme vor 5 Min 2. Einlesen und Meinungsbildung innerhalb der Arbeitsgruppen 45 Min _ Pressekonferenz: 60 sec Vorstellung der eigenen Position und eines Arguments 15 Min 3. Parallele Gespräche 30 Min _ EP: Fraktionen mit Interessengruppen _ Ministerrat: Ausgewählte Länder mit Interessengruppen ggf. Pause 10 Min. 4. Parallele Gespräche 20 Min _ EP: Plädoyers der Fraktionen und anschließende Abstimmung _ Ministerrat: Austausch der Positionen und Abstimmung 5. Konsultation des EPs mit Ministerrat und Austausch der Positionen unter Beisein der Interessengruppen 20 Min Danach finale kurze interne Absprache jeweils im EP und Ministerrat. 6. Abstimmung und Dokumentation des Ergebnisses im Protokoll (Unterzeichnung aller TN der Tagung) 5 Min _ 7. Reflexion _Aus der Rolle schlüpfen (z.B. durch Abnehmen eines imaginären Hutes und gegenseitiges Schulterklopfen) – Differenzieren: Ablauf im Szenario soll einen ersten Einblick 30 Min in die Komplexität von EU-Mechanik geben, keineswegs aber den realen Abstimmungsverlauf einer solchen Entscheidung (1:1) widergeben. – Was ist gut gelaufen, was war schwierig? Wie wohl hast du dich in deiner Rolle gefühlt? Hast du deine Ziele erreicht? Wie und warum/ warum nicht?etc. _ Lerneffekte individuell beschreiben lassen (z.B. Einsichten in EU-Mechanik, in politische Abläufe, in Argumentationssituationen und Strategisches Handeln, Wissen zur Thematik, etc. …) Allgemeiner Arbeitsauftrag 1. Ihr bekommt als Gruppe eine Rolle zugelost. Diese Rolle bestimmt für das gesamte Planspiel euer Handeln und Denken. 2. Ihr solltet euch ein passendes Auftreten für eure Rolle ausdenken und Namensschilder anfertigen. Bitte sprecht die anderen während der Spielzeit auch nur mit ihren fiktiven Namen an. 3. Am besten lest ihr zunächst alle Materialien und versucht zu verstehen, was eure Interessen und Ziele sind. Versucht Fragen zunächst innerhalb der Gruppe zu klären und zieht ansonsten den Moderator zu Rate. Gerne könnt ihr eure Rolle auch weiter ausbauen und eigenständig interpretieren. In eurer Argumentation seid ihr frei und Kreativität ist auch erwünscht! 4. Einigt euch in der Gruppe auf einen Sprecher, der eure Meinung nach außen vertritt. 5. Pressekonferenz: Die Gruppensprecher stellen die jeweilige Meinung ihrer Gruppe kurz vor und begründen sie mit einem Argument (ca. 1 Minute!) 6. Nach der Pressekonferenz habt ihr Zeit euch mit anderen Gruppen zu besprechen und zu versuchen, Unterstützer für eure Position zu finden. 7. Europarlament: Die verschiedenen Fraktionen kommen zusammen, um eine gemeinsame Position zu finden. Dazu tragen die Fraktionssprecher die eigene Position in einem Plädoyer vor. Versucht dabei die anderen von eurem eigenen Standpunkt zu überzeugen. (ca. 3 Min pro Plädoyer!) Anschließend habt ihr die Möglichkeit über die verschiedenen Standpunkte zu diskutieren. Zuletzt stimmt ihr über die beiden Programme ab. Ministerrat: Die Vertreter der einzelnen Staaten tragen ihre Position in einem Plädoyer vor, um ggf. eine gemeinsame Position zu finden. Versucht dabei die anderen Staaten von eurem Standpunkt zu überzeugen. (ca. 3 Minuten pro Plädoyer!) Anschließend habt ihr die Möglichkeit über die verschiedenen Standpunkte zu diskutieren. Danach stimmt ihr über die beiden Programme ab. 8. Europaparlament und Ministerrat treffen aufeinander und versuchen in Einzelgesprächen Mehrheiten zu finden. Dabei sind die Interessengruppen anwesend und versuchen das Ergebnis in ihrem Sinne zu beeinflussen. 9. Finale Abstimmung mit jeweiliger kurzer Begründung (ein bis zwei Sätze) 10. Ergebnisdokumentation im Protokoll. Ende des Planspiels und anschließende Reflexion. Rollenkarte Frankreich Bernard Dibadou, 45J., ist Franzose durch und durch. Er liebt feines Essen, hat einen Blick für Ästhetik und kann als Bürger der schönen Provence mit diesen Riesen Windparkanlagen schon rein optisch nichts anfangen. Er hat zunächst Maschinenbau studiert und in der Ölindustrie gearbeitet, er hat sich allerdings schon in jungen Jahren nebentätig in der Politik engagiert. In der europäischen Politik ist er inzwischen auch seit gut 5 Jahren aktiv. Auftrag Ihr seid die Vertreter Frankreichs. Frankreich als eines der größten Mitgliedsländer der EU versorgt sein Land durch Kohle und Atomkraft mit Energie. Ihr seht die Folgen des Klimawandels und seid deshalb auf eine Reduzierung des Energieverbrauchs sowie umweltfreundliche Energieproduktion bedacht. Ihr seht die Kernenergie als eine umweltfreundliche Energie und seid neben den USA der zweitgrößte Kernenergieproduzent. Aber auch an alternativen Energien seid ihr interessiert. So setzt ihr neben Kernenergie auch auf Wasserkraftwerke, Holzfeuerung und erneuerbare Siedlungsabfälle. Kohle ist – im Gegensatz zu Kernenergie – eine begrenzte Energiequelle. Vor allem Kohle, die sehr wichtig für die nationale Energieversorgung ist, wird immer knapper. Zu dieser Knappheit kommt auch die Tatsache, dass Frankreich nur die Hälfte des Energiebedarfs selbst produzieren kann. Es ist also – verglichen mit anderen europäischen Ländern - arm an Energieressourcen (Kohle in Deutschland und Spanien, Erdöl, Gas und Kohle im Vereinigten Königreich, Gas in den Niederlanden). In der Energiepolitik verfolgt Frankreich zwei große Ziele. Frankreich will die nationale Energieunabhängigkeit gewährleisten und so wenig wie möglich von anderen Ländern abhängig sein. Diese Unabhängigkeit soll auch die Versorgungssicherheit der Bevölkerung garantieren, um nicht unter Krisen in anderen Ländern leiden zu müssen. Die Produktion der Energie soll außerdem die menschliche Gesundheit und die Umwelt schützen, indem der Treibhauseffekt und seine Folgen aktiv bekämpft werden. Mit dem Bau einer Erdgas-Pipeline von Russland wird die nationale Energieabhängigkeit in Frage gestellt, aber eine weitere Versorgungsmöglichkeit des Landes eröffnet. Würde man in die Gaspipeline investieren, müsste allerdings wieder beachtet werden, dass auch Erdgas eine schwindende Ressource ist. Ihr wollt es wenn möglich unbedingt vermeiden in eine solche nichterneuerbare Energie zu investieren, denn ihr seht euch selber als zweitgrößter Kernenergieproduzent bereits in einer sehr guten Position und wollt daher auf erneuerbare Energie. Neben dem Aspekt der Energie, ist auch eine mögliche bessere Beziehung zu Russland zu beachten. Dort seid ihr euch auf nationaler Ebene noch uneinig. Rollenkarte Großbritannien Benjamin Wickley, 32 J., und ohne einen vernünftigen schwarzen Tee am Nachmittag geht bei ihm erst einmal gar nichts. Er wirkt zu Beginn meist eher unfreundlich, wärmt dann aber schnell auf. Um die Wichtigkeit dieser Sitzung weiß er und gibt sich daher besonders viel Mühe einen guten Eindruck zu hinterlassen. Auftrag Ihr seid die Vertreter Großbritanniens, ein seit jeher eher europaskeptischer Staat. Trotzdem wollt ihr zusammen mit den anderen Staaten der Europäischen Union aktiv am Klimaschutz teilnehmen. Ihr plant sogar für die Zukunft eine weltweite Führungsrolle beim Klimaschutz zu übernehmen. Dies wollt ihr unter anderem durch Projekte wie Offshore-Windkraftwerke und Atomkraftwerke. Aber auch bekannte Energielieferanten wie Kohle müssen und sollen für Großbritannien weiterhin eine große Rolle spielen, denn die effektive Nutzung von alternativen Energien ist noch unklar. Allerdings hat sich die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern in Großbritannien in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. 2020 sollen 30 Prozent des britischen Stroms aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Kohle kann nur solange eine Rolle in der nationalen Energiepolitik spielen, wie Vorräte da sind. Noch sind Reserven an Kohle, Erdgas und Erdöl vorhanden, die aber auch schon in den nächsten Jahrzehnten knapp werden können. Das ehrgeizige Projekt, vermehrt auf erneuerbare Energien zu setzen, stößt aber auf immer größere Kritik, denn dies könnte zu einem Engpass der Stromversorgung führen, weil neue Technologien nicht zuverlässig Strom produzieren. Den Bau einer Erdgas-Pipeline von Russland sieht Großbritannien eher skeptisch. Als Land, das selber noch Reserven an Erdgas besitzt, möchtet ihr euch nicht unnötig von einem weiteren außereuropäischen Land abhängig machen, außerdem seid ihr euch der Begrenztheit der Erdgasenergie bewusst. Dem Projekt, einen Windpark womöglich vor Großbritanniens Küste zu konstruieren, steht Großbritannien natürlich positiv gegenüber, da sie selbst sehr auf Windenergie setzen und ihren Offshore- Windpark bereits erweitern. Rollenkarte Deutschland Hamida Bohnensack, 43 J., ist eine weltbereiste Frau, die viele Verbindungen, privater und politischer Natur, in den Nahen Osten pflegt. Daher weiß sie genau, wie wichtig die Beziehungen mit Ländern wie Russland auf lange Sicht sein können. Dennoch ist sie im Herzen seit Jahren eine Kämpferin für erneuerbare Energien, was sie auch selbstbewusst nach außen trägt und dafür besondere Anerkennung unter ihren Anhängern genießt. Auftrag Ihr seid Vertreter Deutschlands im Rat der Europäischen Union. Auf nationaler Ebene seid ihr euch noch nicht einig, ob ihr eine Förderung der russischen Pipeline oder eine Förderung der Offshore-Windparks bevorzugt, da ihr von beiden Programmen profitieren würdet. Deutschland besitzt eine starke Stahlindustrie und durch den Bau einer Pipeline könnte diese neuen Aufschwung erhalten und so neue Arbeitsplätze schaffen. Auch die deutsche Wirtschaft würde so positiv stabilisiert. Deutschland wäre außerdem „Endland“ der Pipeline und daher würdet ihr von einer sicheren Energiequelle profitieren. Andererseits ist die deutsche Industrie auch sehr stark in Bereichen der neuen Technologien, die unter anderem Bauteile für Windkraftwerke anfertigen. Auch in diesem Industriezweig könnten neue Arbeitsplätze geschaffen werden, allerdings müsste man sich dann für eine Förderung der Windparks in der Nordsee entscheiden. Auch die deutsche Nordseeküste wäre daher ein möglicher Standort für neue Windparks, Deutschland wäre Energielieferant und würde von den europäischen Fördergeldern profitieren. Trotz allem sieht sich Deutschland als Vorreiter der erneuerbaren Energie und der Klimapolitik. Ihr wollt das Klima aktiv schützen, müsst aber zwischen Kosten und Nutzen und Sicherheit der Energieversorgung für eure Bürger abschätzen. Außerdem müsst ihr darüber entscheiden, inwiefern eine gute Beziehung zu Russland mit oder ohne den Bau der Pipeline aufgebaut bzw. strapaziert wird. Rollenkarte Polen Dagmara Posnic, 59 J., ist leidenschaftliche Politikerin mit viel Herz für das polnische Volk, fast schon überbeschützend, wenn es um ihre Landespolitik geht. In ihrer Freizeit ist sie freie Künstlerin und malt. Deshalb will sie auch immer alles visualisieren und jedem ganz genau veranschaulichen. Auftrag Ihr seid Vertreter Polens. Für euch stellt der Bau der Nordpipeline ein ökonomisches und politisches Problem dar. Die größte Befürchtung ist die Machtausdehnung Russlands. Mit der Pipeline könnte Moskau seine Machtposition im Ostseeraum ausbauen. Die schlechten Erfahrungen in der Zeit des sowjetischen Kommunismus bestärken diese Sorge, es könne erneut zu einer Abhängigkeit von Russland kommen. Ihr möchtet auch die anderen europäischen Länder vor der Abhängigkeit von Russland warnen. Die Rohrleitung wird außerdem ohne polnische Beteiligung gebaut und Polen wird deshalb nicht davon profitieren können (für Polen, aber auch andere mittel- und osteuropäische Länder fallen Einnahmen aus Transitgebühren weg). Die Ostseepipeline wird auch mit den bestehenden Landpipelines konkurrieren. Sollte sich aber eine Lösung anbieten, wie euer Land auch seine Vorteile aus dem Bau und der Nutzung der Pipeline ziehen kann, könntet ihr vielleicht noch zustimmen. Dem Projekt Windpark seid ihr im Grunde nicht abgeneigt, obwohl es euch keine direkten Vorteile bringt. Euer Land setzt zwar noch stark auf fossile Energieträger wie z.B. Kohle, aber ihr seid auch bereit erneuerbare Energieträger zu nutzen, um den CO2-Ausstoß auch in eurem Land zu senken. Die Pläne für die nächsten Jahre sehen jedoch den Bau von Atomkraftwerken im Nordwesten Polens und in Litauen vor. Damit möchtet ihr die Energieversorgung im Land sichern. Dabei bietet Frankreich seine Hilfe an. Rollenkarte Südeuropa Miguél Furtado Aires, 40 J., ist immer gern als Delegierter der südeuropäischen Staaten in Europa unterwegs. Er selbst stammt aus Portugal und ist dort für seine cleveren Redefertigkeiten und seine Volksnähe bekannt. Er hat viel Temperament und redet gerne laut und viel. Auftrag Ihr seid die Stimme für Südeuropa im Ministerrat. Ihr setzt euch aus den Ländern Italien, Spanien und Portugal zusammen. Als Südeuropäer profitiert ihr direkt von keinem der beiden Projekte, solltet euch aber eine Meinung zu der Problematik bilden, denn schließlich geht es um eine Entscheidung, die die gesamte Europäische Union betrifft. Der Bau einer Nordpipeline betrifft euch nicht, allerdings sind fossile Brennstoffe wie Erdgas eine zuverlässige Energiequelle. Eine Südpipeline, die an der süd/südosteuropäischen Grenze der Europäischen Union entlang führen würde, wäre für eure Staaten die optimale Lösung, denn ihr hättet direkten Zugang zum Gas und der Bau dieser Pipeline würde neue Arbeitsplätze in euren Ländern bringen. Grundsätzlich seid ihr also für eine Pipeline. Vorstellbar ist für euch aber auch, dass die Energie der Zukunft aus erneuerbaren Energien besteht. Denn für eure Länder wäre gerade die Investition in Solarenergie lukrativ. Die Windkraft ist dabei für euch allerdings von geringem Interesse. Rollenkarte Geostrategisches Institut Bert Eisenbrecher, 59 J., ist Geo-Physiker mit Leib und Seele. Er hat bereits mehrere Jahre auf Sternenwarten in den USA sowie in Russland gearbeitet und vor Ort gelebt. Er kennt sich daher auch mit den politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten anderer Länder, insbesondere Russlands aus. Er hat ein sehr ruhiges und nachdenkliches Gemüt und findet selbst, er handelt stets nach bestem Gewissen für die Allgemeinheit. Auftrag Als Vertreter eines Instituts für geostrategische Forschung vertretet ihr keine eigenen Interessen, sondern fungiert als Berater für die anderen Teilnehmer des Planspiels. Geostrategie umfasst in diesem Fall alle Erwägungen, die mit den Beziehungen der Länder untereinander zu tun haben: Unabhängigkeit, diplomatische Beziehungen, etc. Ihr sollt also den Ländern des Ministerrats bzw. den Fraktionen des Europäischen Parlaments die Konsequenzen ihrer Entscheidung aufzeigen, wenn sie das eine oder das andere Projekt fördern. Dabei könnt ihr folgende Überlegungen anführen: Pro-Pipeline: Die Errichtung einer Pipeline würde vermutlich die diplomatischen Beziehungen zwischen Russland und der EU stärken, weil dann weitere gemeinsame wirtschaftliche Interessen vorhanden wären. Im Klartext: Russland möchte sein Gas verkaufen können und Profit machen, die EU (besonders Deutschland als Endland der Pipeline) möchte weiterhin zuverlässig Gas beziehen können. Das würde die Chance, sich bei Konflikten gütlich einigen zu können, erhöhen. Anti-Pipeline: Gaslieferungen machen die EU von Russland abhängig. Wozu das führen kann, hat die Krise in der Ukraine gezeigt, als dort zeitweise die Heizungen kalt bleiben mussten, weil Russland den Gashahn zugedreht hatte. Weniger extrem, aber trotzdem unangenehm: Energie aus einem anderen Land zu beziehen bedeutet, dass dieses Land in der Lage ist, einem die Preise dafür zu diktieren. Der Bau der Pipeline würde wahrscheinlich auf Ablehnung in Polen stoßen, weil das Land als Transitland der Pipeline sich nicht weiter in Abhängigkeit von Russland begeben möchte. Pro Windpark: Windenergie lässt sich dezentral einsetzen, das heißt, sie kann in vielen kleinen Anlagen erzeugt werden, dort, wo sie gerade gebraucht wird. Das hilft, die einzelnen Länder voneinander unabhängig zu machen, sodass jeder seine eigenen Energiepreise gestalten kann. Windenergie als Vertreter der erneuerbaren Energien weist den Weg in eine Zukunft, in der die knapper werdenden Reserven an fossilen Brennstoffen eine weniger bedeutsame Rolle spielen. Die Gefahr, in einen Krieg um Energieträger (z.B. Öl) verwickelt zu werden, wie das vor allem im Nahen und Mittleren Osten denkbar ist, sinkt dadurch auf lange Sicht. Anti-Windpark: Auf offener See sind Grenzen nicht immer so klar geregelt wie an Land. Dadurch könnte es bei Windparks auf offener See evtl. zu Konflikten kommen, weil nicht klar ist, in wessen Einflussgebiet sie gebaut wurden. Rollenkarte Grüner Frieden e.V. Brigitte Schenk, 53 J., ist seit über 20 Jahren Aktivistin für erneuerbare und grüne Energien in Europa, vornehmlich Deutschland. Sie ist mit dem Vorstandsvorsitzenden eines großen Windkraftkonzerns verheiratet und ist auffallend laut. Sie hat stets viel zu sagen und in der Regel auch immer eine Meinung zu allem. Auftrag Als Vertreter der Nichtregierungsorganisation Grüner Frieden e.V. ist euer Standpunkt klar: ein weiterer Ausbau von erneuerbaren Energien ist unbedingt von Nöten, die Nutzung von fossilen Energieträgern muss so weit wie möglich reduziert werden! Für euch ist klar, dass mit der Förderung eines so umfangreichen Programms inoffiziell die zukünftige Strategie der Europäischen Union in Bezug auf Energie festgelegt wird, und so versucht ihr um jeden Preis, dem Offshore-Windpark weitere Unterstützer zu verschaffen. Da ihr in den direkten Entscheidungsprozess nicht eingebunden seid, versucht ihr im Vorfeld, die Fraktionen des europäischen Parlamentes und die Vertreter der Länder im Ministerrat von eurem Standpunkt zu überzeugen. Dabei solltet ihr euch vor allem auf diejenigen konzentrieren, die dem Offshore-Windpark noch kritisch gegenüberstehen. Erneuerbare Energien belasten das Klima nicht. Bei der Gewinnung von Strom aus Sonneneinstrahlung, Wasserkraft oder eben Wind entsteht kein Gramm CO2. Die Treibhausgase, die bei der Herstellung der benötigten Anlagen entstehen, fallen so gering aus, dass sie vernachlässigt werden können. Windkraftanlagen sind eine Technologie mit Zukunft. In den letzten 20 Jahren war sie die am stärksten wachsende Energiequelle überhaupt, in Deutschland beispielsweise gibt es schon Bundesländer, die über ein Drittel ihres Energiebedarfes über Windenergie decken (Sachsen-Anhalt, MecklenburgVorpommern und Schleswig-Holstein). Windenergie schafft Arbeitsplätze. Beispiel Deutschland: hier sind schon zehntausende von Arbeitsplätzen in der Industrie entstanden, seit die Nachfrage nach Windenergieanlagen steigt. Wind weht überall und macht damit die einzelnen Länder unabhängig. Zwar geht es im vorgeschlagenen Programm um einen Offshore-Windpark, doch Windturbinen lassen sich auch dort einsetzen, wo überhaupt keine Küste vorhanden ist. Damit kann jedes Land seine Selbstversorgung ausbauen und ist nicht mehr abhängig von großen Lieferanten, die Preis und Angebot nach Belieben steuern können. Wind weht jederzeit. Gerade bei Offshore-Windparks greift das Argument nicht, Windenergie sei unzuverlässig und stünde nicht immer dann zur Verfügung, wenn sie gebraucht wird. Auf offener See bläst der Wind weit stärker und kontinuierlicher als an Land oder an der Küste, darüber hinaus kann Strom, der zu Spitzenzeiten oder wenn gerade weniger benötigt wird, beispielsweise über Batterien gespeichert und später zur Verfügung gestellt werden. Eure Argumente gegen einen weiteren Ausbau der Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen, und damit gegen das Pipeline-Programm: Fossile Energieträger schaden dem Klima. Bei ihrer Verbrennung wird CO2 freigesetzt, das als Treibhausgas in die Atmosphäre gelangt und dabei den Klimawandel beschleunigt und verschärft. Im Fall von Erdgas sind das 1,5 Tonnen pro verbrannter Steinkohleeinheit (Einheit zur Angabe von Energieträgern). Die Folgen des Klimawandels werden weitläufig und katastrophal sein: Anstieg der Meeresspiegel durch Abschmelzen der Gletscher und polaren Landeismassen, Versinken ganzer Inselstaaten, Ausbreitung von Wüsten und Austrocknung bisher fruchtbarer Landstriche, Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Tornados. Aus diesen Folgen wiederum entstehen auch wirtschaftliche und soziale Schwierigkeiten, erstens über die von ihnen verursachten Schäden und zweitens über die Millionen von Flüchtlingen, die aus unbewohnbar gewordenen Gebieten in andere Länder drängen werden. Fossile Energieträger gehören der Vergangenheit an. Schon jetzt ist abzusehen, dass fossile Energieträger früher oder später zur Neige gehen werden. Im Fall von Erdgas gehen Experten davon aus, dass die Vorräte bereits in ca. 65 Jahren erschöpft sein werden. Investitionen in neue Infrastruktur zum Abbau und Transport solcher Ressourcen zu tätigen – wie im Fall der Gaspipeline - bedeutet, Geld zum Fenster hinaus zu werfen. Rollenkarte Deutsch-Russisches Institut Roman Debrovnik, 48 J., ist studierter Kommunikationswissenschaftler und Physiker. Er hat deutsche sowie russische Wurzeln und hat einige Jahre in Russland geforscht. Er denkt stets differenziert, hinterfragt alles kritisch und ist längst nicht so schnell aus der Fassung zu bringen, wie man erwarten könnte, wenn man diese zunächst eher unscheinbare Persönlichkeit erstmals trifft. Auftrag Ihr seid die Vertreter des deutsch-russischen Instituts. Für euch steht eine gute Beziehung zu Russland an vorderster Stelle. Die Pipeline garantiert solche strategische Bedeutung für die Beziehungen zwischen Russland und der EU und lässt die beiden Akteure nach Ansicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Russlands Präsident Wladimir Wladimirowitsch Putin enger zusammenwachsen, eine weitere starke Verbindung schmieden. Das Projekt stellt eine neue Phase der in vielen Jahrzehnten gewachsenen europäisch-russischen Partnerschaft dar. Es fördert nicht nur eine friedliche Zusammenarbeit, sondern auch eine Weiterentwicklung im Wirtschafts- und im Energiesektor. Angesichts der höheren Emissionen bei der traditionellen heimischen Kohleverstromung und des vereinbarten Atomausstiegs ist Erdgas ein brauchbarer Ersatzenergieträger. Obwohl nach alternativen Energiequellen aktiv gesucht wird, wird die Nachfrage nach Gas in Europa auch weiter wachsen und nach Einschätzung von Experten eine Versorgungslücke mit sich bringen. Um den künftigen Erdgasbedarf in den EU-Mitgliedstaaten zu decken ist es seitens Russlands notwendig einen direkten Zugang zum europäischen Absatzmarkt zu erhalten. Das Projekt wird für die europäischen Staaten (und vor allem für Deutschland) ein wichtiger Beitrag zur Gasversorgungssicherheit sein. Russland würde mit verlässlichen Abnehmern in Europa eine hohe Stabilität in der Gasnachfrage gewinnen. Die Planungen zum Bau der Ostsee-Gaspipeline wurden anfangs von der EU unterstützt und das Projekt erhielt bereits im Jahr 2000 den Status eines prioritären Projekts im Programm Transeuropäische Netze. Durch den Erdgasstreit mit der Ukraine hat sich die öffentliche Meinung zu diesem Projekt schlagartig verändert. Es besteht jedoch kein Grund sich Sorgen wegen der Unzuverlässigkeit Russlands zu machen. Der Konflikt mit der Ukraine und Weißrussland sagt nichts über die Zuverlässigkeit Russland gegenüber der EU, denn seit ca. 30 Jahren, selbst während zahlreicher politischer Krisen, wurde von Russland jeder Liefervertrag eingehalten und man kann mit gutem Gewissen behaupten, dass diese Kooperation über lange Zeit erprobt ist. Die EU würde sich auch nicht von anderen Herkunftsregionen, wie dem Nahen Osten abhängig machen. Ein weiteres grundlegendes Argument für die Ostsee-Pipeline sind die Transitgebühren. Diese werden Russland und Deutschland erspart bleiben. Kritiker warnen auch vor den Auswirkungen des Pipelinebaus auf die Umwelt. Diese werden jedoch minimal gehalten. Die Experten haben eine optimale Routenführung gefunden und die Pipeline somit so umweltverträglich wie möglich gemacht. Rollenkarte Konservative Europäische Partei Fernando Silberfunke, 39 J., ist aufgeschlossen und einer der jüngsten im Bunde. Er ist hoch motiviert und weiß, dass er möglichst viele Stimmen für seine Meinung über seine sympathische Art gewinnen muss, weil nicht alle mit seiner Meinung zu Energiepolitik einverstanden sind. Er nimmt sich immer gern eine Minute zum informellen Plausch und wickelt seine "Gegner" durch seine charmante Art um den Finger. Auftrag Ihr seid Vertreter der konservativen europäischen Partei im Europäischen Parlament. In Fragen der Energieversorgung vertraut ihr auf bewährte Technologien wie Gas, Kohle und Atomkraft, weil für euch die Energiesicherheit im Vordergrund steht. Aber ihr lehnt neue Technologien wie Solar- oder Windenergie nicht grundsätzlich ab, denn ihr wisst um die Folgen des Klimawandels und die Endlichkeit der fossilen Brennstoffe. Problematisch findet ihr, dass die Technologien aufgrund ihres Entwicklungsstands nicht mit den bisherigen Energieträgern mithalten können und im Vergleich teurer sind. Deswegen findet ihr, dass weitere Forschung und Entwicklung in diesem Bereich nötig ist und unterstützt diese auch, da ihr wisst, dass Deutschland führend im Bereich der Umwelttechnologie ist. Darin seht ihr vor allem wirtschaftliche Potentiale, denn der Sektor ist weltweit ein Wachstumsmarkt und verspricht auch in Zukunft hohe Erträge und sichere Arbeitsplätze. Energiepolitik ist aber für euch nicht alleine eine technische Angelegenheit, sondern vor allem auch eine außenpolitische Herausforderung, da die Energiereserven weltweit sehr ungleich verteilt sind und vor allem instabile Länder wie Iran, Irak, Venezuela oder Libyen reich damit gesegnet sind. Russland als Energielieferant und langjährigem Partner vertraut ihr, obwohl die beinahe jeden Winter auftretenden Gaskrisen mit der Ukraine, die auch die westlichen europäischen Staaten wie Deutschland betreffen, in Zukunft nicht mehr vorkommen sollten. Eine Pipeline aus Russland würde aus eurer Sicht eine weitere Vertiefung der (Wirtschafts-)Beziehungen zu Russland bedeuten und die Partnerschaft festigen. Als Zielland einer möglichen Pipeline seht ihr Chancen für Deutschland in der heimischen Stahlindustrie und für die großen Energieversorgungsunternehmen. Rollenkarte Europäische Grüne Tristan Baumgarten, 51 J., ist seit 15 Jahren aktiv in der Politik. Er hat durch seine frühere Selbstständigkeit im Solarenergiebereich schon viele Länder Europas bereist und ist aus unternehmerischer, aber auch ideologischer Überzeugung für den verstärkten Bau und die Entwicklung von erneuerbaren Energien. Er neigt manchmal zu leicht impulsiven Ausbrüchen, fängt sich in der Regel aber schnell wieder und entschuldigt sich für seine manchmal zu leidenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Auftrag Ihr seid Vertreter der Europäischen Grünen. Ihr kritisiert, dass die Europäische Union den Schwerpunkt auf wirtschaftliches Wachstum legt und dabei soziale, kulturelle und ökologische Werte vernachlässigt. Ihr wollt der europäischen Staatengemeinschaft eine neue Orientierung geben, indem nachhaltiges Handeln und ein umweltbewusster Lebensstil zu vorrangigen Zielen werden. Besonderen Wert legt ihr auf die nachhaltige Verwendung von Rohstoffen. Ihr setzt auf alternative Energien, wie zum Beispiel Hybridantriebe für Autos oder Solarzellen auf Hausdächern. Auf Grund des Klimawandels, den die Menschheit weltweit immer stärker zu spüren bekommt, seid ihr der Ansicht, dass alle Bürger die Verantwortung für eine lebenswerte Erde haben. Jeder sollte das für die Umwelt tun, was in seinen Möglichkeiten liegt – auch wenn es nur Kleinigkeiten wie Mülltrennen oder die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sind. Genau wie jeder im Kleinen die Umwelt schützen kann, trägt die Europäische Union bei ihren Entscheidungen für große Projekte auch die Verantwortung für das Wohl der Bürger und ihrer Umwelt. Die Forschung entwickelt immer bessere Technologien, um alternative Energien wie Sonne, Wind oder Wasser effektiv und nachhaltig zu nutzen. Energien wie Gas, Öl oder Atomkraft bringen außer ihrer begrenzten Verfügbarkeit auch Risiken mit sich. Die erdöl- und erdgasproduzierenden Staaten besitzen auf Grund der Begrenztheit dieser Energieressourcen auch immer einen bestimmten Machtstatus. Länder, die Erdöl und Erdgas nutzen, sind von diesen Staaten in enormer Weise abhängig. Erdöl und Erdgas können in kurzer Zeit nicht vollständig durch neue Energien ersetzt werden, aber die Europäische Union kann mit den richtigen Entscheidungen in der europäischen Energiepolitik die Weichen für die Zukunft Europas stellen. Rollenkarte Liberale Europäische Partei Sebastian Corleoni, 57 J., hat Wurzeln in Italien, hat aber sein Leben lang in Deutschland gelebt. Er spricht nicht wirklich italienisch, wirft aber ganz gern mal ein gut klingendes italienisches Wort in die Unterhaltung. Er ist sehr genau in allem, was er macht und er geht immer lieber noch einmal auf Nummer sicher, als irgendetwas dem Zufall zu überlassen. Auftrag Ihr seid Vertreter der liberalen europäischen Partei im Europäischen Parlament. Eure Umwelt- und Energiepolitik ist liberal, denn ihr erkennt die Folgen und Risiken des Klimawandels durchaus, wehrt euch aber dagegen, dass die Europäische Union ihren Mitgliedsstaaten bestimmte Energieformen wie Solarzellen oder Windparks aufzwängt. Ihr glaubt vielmehr an die Eigenverantwortlichkeit jedes Einzelnen für die Zukunft des Planeten. Der Wettbewerb auf dem europäischen Markt soll die besten Ideen und Instrumente für zukünftige Energietechnologien herausfiltern. Ihr versucht Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen. Das soll heißen, dass auch das beste Energieinstrument wie zum Beispiel eine Windkraftanlage nicht einsetzbar ist, wenn es nicht die Versorgungssicherheit aller europäischer Bürger garantiert. Woher weiß man denn, ob es genug Sonne oder Wind gibt, um genügend Strom für die Europäische Union zu produzieren? Wie verlässlich sind diese Energien? Auch wenn Erdöl und Erdgas auf Dauer knapp werden und der Umwelt schaden können, so beziehen die europäischen Bürger doch bis heute hieraus verlässlich ihre Energie. Die liberale europäische Partei fordert vielmehr, dass sich die EU für verbindlichen Umweltschutz engagiert, ihn aber nur dort einsetzt, wo er wirklich sinnvoll und effektiv ist. Ihr seid für die Einführung eines Systems, das den Tausch von Emissionen ermöglicht, damit jeder Staat dort die Umwelt schützen kann, wo es seine Wirtschaft erlaubt. Einige Staaten können dies bei der Energie tun, andere zum Beispiel bei der Verwertung von Müll. Die Europäische Union sollte deshalb in Zukunft ihre Energiepolitik offen halten und auf bewährte Energie setzen, die die Versorgungssicherheit der Bürger garantiert. Diese Energie, wie Öl oder Gas, bringen auch andere Aspekte mit sich: So hält der Bau einer russisch-europäischen Gaspipeline die politischen Beziehungen zu Russland aufrecht. Der Wettbewerb mit außereuropäischen Staaten wird verstärkt. Rollenkarte Partei Soziales Europa Margott Maus, 67 J., hat bereits Wahlkämpfe erlebt, als sie noch in Kinderschuhen auf Schaukeln saß. Sie stammt aus einer Familie mit langer Parteigeschichte. Sie ist sehr mit ihrer Wahlheimat Deutschland verbunden und findet selbst, sie denkt stets im besten Sinne der Bevölkerung. Sie ist eine starke Frau reifen Alters und das trägt sie auch nach außen. Auftrag Als Vertreter der Partei Soziales Europa stehen für euch die Menschen und das bedeutet die Themen Arbeitsplätze, Versorgungssicherheit und Umweltschutz im Vordergrund. Die Stärken der deutschen Wirtschaft seht ihr vor allem in den traditionellen Industrien – Stahl und Metallindustrie, Maschinenbau und dem Automobilsektor. Der Bau einer Pipeline mit deutschem Stahl könnte eurer Meinung nach wertvolle Arbeitsplätze in strukturschwachen Regionen wie dem Ruhrgebiet sichern. In der neuen Umweltindustrie seht ihr langfristig gute Perspektiven und möchtet daher die Weiterentwicklung und Forschung in diesem Bereich unterstützen, um langfristig Arbeitsplätze zu sichern. Ihr seht im Klimawandel eine Bedrohung der Lebensverhältnisse und Chancen der künftigen Generationen und macht euch deswegen für erneuerbare Energien stark. Den großflächigen Einsatz von Windkraft- und Solaranlagen findet ihr aber kritisch, da die Technologien noch nicht ausgereift sind und keine Versorgung des ganzen Landes ermöglichen. Vor allem was die Gleichmäßigkeit der Energieversorgung angeht vertraut ihr auf Kohle und Gas. Im Vordergrund eurer Politik steht jedoch vor allem die Versorgungssicherheit. Deutschland sollte sich durch verschiedene Energieträger und Herkunftsregionen gegen Lieferengpässe schützen und seine Versorgung möglichst selbstständig vornehmen. Abstimmungsprotokoll Energieprojekt 2013 – Pipeline oder Windpark Im Rahmen aller hier heute anwesenden VertreterInnen aus EU Parlament, Ministerrat und diverser Experten- und Interessengruppen, wurde mit einer Mehrheit von _______ Stimmen von insgesamt _______ Stimmen für das Projekt ______________________ gestimmt, das somit von der EU Kommission bewilligt und befürwortet wird. Die Planungsarbeiten können ab sofort beginnen. ____________________________ (Stadt, Datum) Unterschriften der Anwesenden: Zusätzliche Anmerkungen zum Spiel Abstimmung am Ende Die finale Abstimmung erfolgt in der Regel durch ein einstimmiges Europaparlament und einen einstimmigen Ministerrat, die sich jeweils kurz vor der Abstimmung final auf die Entscheidung der internen Mehrheit festlegen müssen. Je nach Alter, Vorwissen etc. der Teilnehmergruppe kann man abweichend auch alle TN einzeln abstimmen lassen, damit keiner zum Schluss demotiviert ist, weil er so gut gespielt hat, seine Meinung aber womöglich völlig untergegangen ist. Dann muss im Anschluss allerdings auch aufgeklärt werden, dass diese besondere Abstimmung so in realen Verhandlungen nicht stattfindet. Die Option der Ereigniskarten Um das Spiel etwas anzuheizen, ist es möglich, als Moderator sogenannte Skandal- und Ereignisinformationen in den Spielprozess einfließen zu lassen. Diese können sich auf Informationen zur Tagespolitik, die Umwelt oder auch die einzelnen Rollen im Spiel beziehen. Beispielsweise könnten im Verlauf der Phase "Parallele Gespräche" eine Boulevardnachricht in die Gruppen gegeben werden, die folgendermaßen aussehen könnte: Das NewPolitics Magazin berichtet tagesaktuell: "Wieder einmal lässt die EU Kommission den Ministerrat und das EU Parlament mit Hilfe interessanter Lobbyisten über unsere Energiepolitik entscheiden. Denn keine andere, als Brigitte Schenk, Vorstandsvorsitzende des Vereins Grüner Frieden e.V., darf ihre Expertise heute zum Besten geben, Ehegattin des Konzernchefs Ronald Schenk, der soeben von seinem Amt bei German Windcrafting zurücktreten musste aufgrund des Skandals um die schlechten Mitarbeiterbedingungen und das Greenwashing, das im Unternehmen betrieben wurde, um als besonders effizient und naturfreundlich Marktvorteile zu erzielen. Die Frage ist wohl kaum unberechtigt: Welche Ziele verfolgt die Lobbyistin wirklich in dieser Sitzung?!" Solche Karten können aber auch zu realen und aktuellen politischen Nachrichten zum Thema Energiepolitik erstellt werden. Ziel ist es dann, den eigentlichen Entscheidungsprozess etwas aufzubrechen und Dynamik ins Spiel zu bringen. Das ist besonders hilfreich, wenn die TN noch nicht so stark diskutieren und debattieren können und somit zusätzliche Denkanstöße bekommen. Die Ereignis- und Skandalkarten können zum einen kontrovers sein, sie können aber auch unterstützend für bestimmte Rollenkarten wirken. Der Moderator kann auch im Spielverlauf spontan entscheiden, ob er Ereigniskarten benutzt, vielleicht sogar entsprechend des individuellen Spielverlaufs, gezielt für bestimmte vertretende Rollen stärkend oder schwächend kurzfristig verfasst und einsetzt. Zusätzliche Fact Sheets Ein zusätzliches Factsheet zur allgemeinen Thematik Windkraft und Pipelines bzw. für die einzelnen Rollen und ihre Argumentationen ist durchaus denkbar, insbesondere bei fortgeschritteneren TN, die gern auch inhaltlich auf hohem Niveau arbeiten wollen. Aufgrund von stetig wechselnder Politik sollte dieses bei Bedarf vor dem Einsatz des Planspiels aktuell angefertigt werden. Solche Fact Sheets sind allerdings nicht zwingend notwendig. Wenn keine zusätzlichen Fact Sheets verwendet werden, müssen die TN nur deutlich darauf hingewiesen werden, dass sie in der Erarbeitung ihrer Argumentationen gern kreativ werden dürfen. Der Wahrheitsgehalt von Argumenten ist in diesem Planspiel nicht zwingend notwendig, um die Komplexität und die wichtigen mikropolitischen Mechanismen bei Entscheidungsprozessen für die TN sichtbar zu machen. Umso mehr die TN eigenständig und losgelöst von Fakten einbringen können, desto einfacher fällt es insbesondere unsichereren TN am Planspiel mitzuwirken und dieses mit Spaß undmöglichst wenigen Hemmungen mitzumachen. Besetzung der Rollen Einige Rollenkarten sind ausführlicher ausgearbeitet, einige lassen mehr Raum für kreative Eigeninitiative. Dies kann gezielt bei der Vergabe der Rollenkarten bei seinen TN bedacht werden. Um das Mehrheitsverhältnis der Akteure etwas realitätsnäher abzubilden, könnten die Rollen im Ministerrat stärker bzw. mit höherer Anzahl an TN besetzt werden. Um den Entscheidungsprozess kontroverser zu gestalten, könnten beispielsweise auch die Positionen pro Pipeline stärker besetzt werden, da eine persönliche, positive Positionierung gegenüber dem Bereich Windkraft unter den TN wahrscheinlicher und damit argumentativ einfacher vertreten und ausgestaltet werden kann. Persönliche Details der Rollen Die angefügten persönlichen Details zu den Rollen sind nur Anregungen und Impulse. Sie können bei Bedarf noch kreativer und verwobener (bspw. auch in Verflechtung mit anderen Rollen im Spiel) ausgearbeitet werden.