EU´s next TOP Project

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EU´s next TOP Project
Ein Planspiel zur Energiepolitik der Europäischen Union
Bildquelle:
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Eckdaten
Zielgruppe: Jugendliche mit Interesse an EU-Mechanik und Offenheit gegenüber
Diskussions- und Debattierformaten. Vorkenntnisse im Bereich EU-Kompetenzen,
insbesondere der Organe, von Vorteil.
Teilnehmende: ca. 25-30 Teilnehmende, im Prinzip aber variabel (Nicht alle Rollenkarten
müssen verteilt werden.)
Geplante Gruppen:
– Europäisches Parlament (konservativ; sozialdemokratisch; liberal; grün)
– Ministerrat (Mitglieder: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Polen, Allianz
südeuropäischer Staaten)
– Interessen- und Expertengruppen (Geostrategisches Institut, Deutsch-Russisches
Institut,
Grüner Frieden e.V.)
Zeitaufwand: ca. 3 Zeitstunden
Methodenziel: Komplexität von Entscheidungsprozessen in der EU verdeutlichen,
Funktionsweise und Einflussmöglichkeiten von Lobbyismus aufzeigen. Lockere
Annäherung an das vermeintlich trockene Thema "EU-Kompetenzen".
Quelle: Profondo e.V., Mona Qaiser
Szenario
Einleitung
Im Haushaltsetat der EU stehen Fördergelder für Energieprojekte bereit. Die Kommission
sieht zwei mögliche Empfängerprogramme vor – eine Pipeline zwischen Russland und
Deutschland, die über polnisches Gebiet verlaufen wird, und einen Offshore-Windpark
vor Großbritannien. Welchem Programm der Zuschlag erteilt wird, haben nun Parlament
und Ministerrat zu entscheiden, die in ihrer Entscheidung von Experten aus Öffentlichkeit
und Politik beeinflusst werden.
Positionen
Parlament
_ Konservativ: Tendenz zu Windkraft, da: Unabhängigkeit, Arbeitsplätze in der
neuen Industrie, allerdings auch evtl. Pipeline (Arbeitsplätze)
_ Sozialdemokratisch: Tendenz eher Pipeline wg. Arbeitsplätzen (Stahlindustrie)
_ Grüne: Windkraft
_ Liberale: unentschlossen
Ministerrat
_ Deutschland: viel Industrie, potentieller Standort für weitere OffshoreWindparks, starke Umweltlobby, profitiert als „Endstation“ von der Pipeline
_ Polen: starke Kohleindustrie, Notwendigkeit des Abbaus von CO2-Emissionen,
will sich von Russland distanzieren -> leichte Tendenz zu Windkraft
_ Frankreich: starke Atomindustrie, bringt Aspekt der Unzuverlässigkeit von
Windenergie ein, profitiert nicht direkt von einem der Projekte, sucht
diplomatische Beziehungen zu Westeuropa oder Russland
_ Großbritannien: Standort der Windparks, keine eigenen Ressourcen, orientiert
sich in Richtung nationale Unabhängigkeit -> Windkraft
_ Südeuropa: profitiert von keinem der beiden Projekte, erneuerbare Energie,
evtl. auch in Richtung fossile Energieträger über mögliche Südpipeline
Interessengruppen/ Experten
_ Deutsch-Russisches Institut: Pro Gas / Argumente: Gute Beziehungen zur EU,
zuverlässiger Energieträger, Unabhängigkeit vom Nahen Osten, bestehende
Infrastruktur zur Verwertung von Gas
_ Grüner Frieden e.V.: Pro Windenergie / Argumente: Unabhängigkeit,
erneuerbar (dauerhaft verfügbar, Gas geht aus!), CO2-sparend, schafft neue
Arbeitsplätze
_ Geostrategisches Institut: Pro Wind / Argumente: nationale Unabhängigkeit,
Risiken der Pipeline: Ukraine-Gas-Krise, Pro Gas / Argumente: gute internationale
Beziehungen
Ablauf des Planspiels
1. Einführung: Einführung in das Szenario
10 Min
_ EU-Kommission stellt Budget für Energieversorgung und
innovative Förderprogramme vor
5 Min
2. Einlesen und Meinungsbildung innerhalb der
Arbeitsgruppen
45 Min
_ Pressekonferenz: 60 sec Vorstellung der eigenen Position
und eines Arguments
15 Min
3. Parallele Gespräche
30 Min
_ EP: Fraktionen mit Interessengruppen
_ Ministerrat: Ausgewählte Länder mit Interessengruppen
ggf. Pause
10 Min.
4. Parallele Gespräche
20 Min
_ EP: Plädoyers der Fraktionen und anschließende
Abstimmung
_ Ministerrat: Austausch der Positionen und Abstimmung
5. Konsultation des EPs mit Ministerrat und Austausch der
Positionen unter Beisein der Interessengruppen
20 Min
Danach finale kurze interne Absprache jeweils im EP und
Ministerrat.
6. Abstimmung und Dokumentation des Ergebnisses im
Protokoll (Unterzeichnung aller TN der Tagung)
5 Min
_
7. Reflexion
_Aus der Rolle schlüpfen (z.B. durch Abnehmen eines
imaginären Hutes und gegenseitiges Schulterklopfen)
– Differenzieren: Ablauf im Szenario soll einen ersten Einblick
30 Min
in die Komplexität von EU-Mechanik geben, keineswegs aber
den realen Abstimmungsverlauf einer solchen Entscheidung
(1:1) widergeben.
– Was ist gut gelaufen, was war schwierig? Wie wohl hast du
dich in deiner Rolle gefühlt? Hast du deine Ziele erreicht? Wie
und warum/ warum nicht?etc.
_ Lerneffekte individuell beschreiben lassen (z.B. Einsichten in
EU-Mechanik, in politische Abläufe, in
Argumentationssituationen und Strategisches Handeln,
Wissen zur Thematik, etc. …)
Allgemeiner Arbeitsauftrag
1. Ihr bekommt als Gruppe eine Rolle zugelost. Diese Rolle bestimmt für das
gesamte Planspiel euer Handeln und Denken.
2. Ihr solltet euch ein passendes Auftreten für eure Rolle ausdenken und
Namensschilder anfertigen. Bitte sprecht die anderen während der Spielzeit auch
nur mit ihren fiktiven Namen an.
3. Am besten lest ihr zunächst alle Materialien und versucht zu verstehen, was eure
Interessen und Ziele sind. Versucht Fragen zunächst innerhalb der Gruppe zu
klären und zieht ansonsten den Moderator zu Rate. Gerne könnt ihr eure Rolle
auch weiter ausbauen und eigenständig interpretieren. In eurer Argumentation
seid ihr frei und Kreativität ist auch erwünscht!
4. Einigt euch in der Gruppe auf einen Sprecher, der eure Meinung nach außen
vertritt.
5. Pressekonferenz: Die Gruppensprecher stellen die jeweilige Meinung ihrer
Gruppe kurz vor und begründen sie mit einem Argument (ca. 1 Minute!)
6. Nach der Pressekonferenz habt ihr Zeit euch mit anderen Gruppen zu besprechen
und zu versuchen, Unterstützer für eure Position zu finden.
7.

Europarlament: Die verschiedenen Fraktionen kommen zusammen, um eine
gemeinsame Position zu finden. Dazu tragen die Fraktionssprecher die eigene
Position in einem Plädoyer vor. Versucht dabei die anderen von eurem
eigenen Standpunkt zu überzeugen. (ca. 3 Min pro Plädoyer!) Anschließend
habt ihr die Möglichkeit über die verschiedenen Standpunkte zu diskutieren.
Zuletzt stimmt ihr über die beiden Programme ab.

Ministerrat: Die Vertreter der einzelnen Staaten tragen ihre Position in einem
Plädoyer vor, um ggf. eine gemeinsame Position zu finden. Versucht dabei die
anderen Staaten von eurem Standpunkt zu überzeugen. (ca. 3 Minuten pro
Plädoyer!) Anschließend habt ihr die Möglichkeit über die verschiedenen
Standpunkte zu diskutieren. Danach stimmt ihr über die beiden Programme
ab.
8. Europaparlament und Ministerrat treffen aufeinander und versuchen in
Einzelgesprächen Mehrheiten zu finden. Dabei sind die Interessengruppen
anwesend und versuchen das Ergebnis in ihrem Sinne zu beeinflussen.
9. Finale Abstimmung mit jeweiliger kurzer Begründung (ein bis zwei Sätze)
10. Ergebnisdokumentation im Protokoll. Ende des Planspiels und anschließende
Reflexion.
Rollenkarte
Frankreich
Bernard Dibadou, 45J., ist Franzose durch und durch. Er liebt feines Essen, hat
einen Blick für Ästhetik und kann als Bürger der schönen Provence mit diesen
Riesen Windparkanlagen schon rein optisch nichts anfangen. Er hat zunächst
Maschinenbau studiert und in der Ölindustrie gearbeitet, er hat sich allerdings
schon in jungen Jahren nebentätig in der Politik engagiert. In der europäischen
Politik ist er inzwischen auch seit gut 5 Jahren aktiv.
Auftrag
Ihr seid die Vertreter Frankreichs. Frankreich als eines der größten Mitgliedsländer
der EU versorgt sein Land durch Kohle und Atomkraft mit Energie. Ihr seht die
Folgen des Klimawandels und seid deshalb auf eine Reduzierung des
Energieverbrauchs sowie umweltfreundliche Energieproduktion bedacht. Ihr seht
die Kernenergie als eine umweltfreundliche Energie und seid neben den USA der
zweitgrößte Kernenergieproduzent. Aber auch an alternativen Energien seid ihr
interessiert. So setzt ihr neben Kernenergie auch auf Wasserkraftwerke,
Holzfeuerung und erneuerbare Siedlungsabfälle. Kohle ist – im Gegensatz zu
Kernenergie – eine begrenzte Energiequelle. Vor allem Kohle, die sehr wichtig für
die nationale Energieversorgung ist, wird immer knapper. Zu dieser Knappheit
kommt auch die Tatsache, dass Frankreich nur die Hälfte des Energiebedarfs
selbst produzieren kann. Es ist also – verglichen mit anderen europäischen
Ländern - arm an Energieressourcen (Kohle in Deutschland und Spanien, Erdöl,
Gas und Kohle im Vereinigten Königreich, Gas in den Niederlanden). In der
Energiepolitik verfolgt Frankreich zwei große Ziele. Frankreich will die nationale
Energieunabhängigkeit gewährleisten und so wenig wie möglich von anderen
Ländern abhängig sein. Diese Unabhängigkeit soll auch die Versorgungssicherheit
der Bevölkerung garantieren, um nicht unter Krisen in anderen Ländern leiden zu
müssen. Die Produktion der Energie soll außerdem die menschliche Gesundheit
und die Umwelt schützen, indem der Treibhauseffekt und seine Folgen aktiv
bekämpft werden. Mit dem Bau einer Erdgas-Pipeline von Russland wird die
nationale Energieabhängigkeit in Frage gestellt, aber eine weitere
Versorgungsmöglichkeit des Landes eröffnet. Würde man in die Gaspipeline
investieren, müsste allerdings wieder beachtet werden, dass auch Erdgas eine
schwindende Ressource ist. Ihr wollt es wenn möglich unbedingt vermeiden in
eine solche nichterneuerbare Energie zu investieren, denn ihr seht euch selber als
zweitgrößter Kernenergieproduzent bereits in einer sehr guten Position und wollt
daher auf erneuerbare Energie.
Neben dem Aspekt der Energie, ist auch eine mögliche bessere Beziehung zu
Russland zu beachten. Dort seid ihr euch auf nationaler Ebene noch uneinig.
Rollenkarte
Großbritannien
Benjamin Wickley, 32 J., und ohne einen vernünftigen schwarzen Tee am
Nachmittag geht bei ihm erst einmal gar nichts. Er wirkt zu Beginn meist eher
unfreundlich, wärmt dann aber schnell auf. Um die Wichtigkeit dieser Sitzung weiß
er und gibt sich daher besonders viel Mühe einen guten Eindruck zu hinterlassen.
Auftrag
Ihr seid die Vertreter Großbritanniens, ein seit jeher eher europaskeptischer Staat.
Trotzdem wollt ihr zusammen mit den anderen Staaten der Europäischen Union
aktiv am Klimaschutz teilnehmen. Ihr plant sogar für die Zukunft eine weltweite
Führungsrolle beim Klimaschutz zu übernehmen. Dies wollt ihr unter anderem
durch Projekte wie Offshore-Windkraftwerke und Atomkraftwerke.
Aber auch bekannte Energielieferanten wie Kohle müssen und sollen für
Großbritannien weiterhin eine große Rolle spielen, denn die effektive Nutzung
von alternativen Energien ist noch unklar. Allerdings hat sich die Stromerzeugung
aus erneuerbaren Energieträgern in Großbritannien in den letzten Jahren mehr als
verdoppelt. 2020 sollen 30 Prozent des britischen Stroms aus erneuerbaren
Energiequellen stammen. Kohle kann nur solange eine Rolle in der nationalen
Energiepolitik spielen, wie Vorräte da sind. Noch sind Reserven an Kohle, Erdgas
und Erdöl vorhanden, die aber auch schon in den nächsten Jahrzehnten knapp
werden können.
Das ehrgeizige Projekt, vermehrt auf erneuerbare Energien zu setzen, stößt aber
auf immer größere Kritik, denn dies könnte zu einem Engpass der
Stromversorgung führen, weil neue Technologien nicht zuverlässig Strom
produzieren.
Den Bau einer Erdgas-Pipeline von Russland sieht Großbritannien eher skeptisch.
Als Land, das selber noch Reserven an Erdgas besitzt, möchtet ihr euch nicht
unnötig von einem weiteren außereuropäischen Land abhängig machen,
außerdem seid ihr euch der Begrenztheit der Erdgasenergie bewusst.
Dem Projekt, einen Windpark womöglich vor Großbritanniens Küste zu
konstruieren, steht Großbritannien natürlich positiv gegenüber, da sie selbst sehr
auf Windenergie setzen und ihren Offshore- Windpark bereits erweitern.
Rollenkarte
Deutschland
Hamida Bohnensack, 43 J., ist eine weltbereiste Frau, die viele Verbindungen,
privater und politischer Natur, in den Nahen Osten pflegt. Daher weiß sie genau,
wie wichtig die Beziehungen mit Ländern wie Russland auf lange Sicht sein
können. Dennoch ist sie im Herzen seit Jahren eine Kämpferin für erneuerbare
Energien, was sie auch selbstbewusst nach außen trägt und dafür besondere
Anerkennung unter ihren Anhängern genießt.
Auftrag
Ihr seid Vertreter Deutschlands im Rat der Europäischen Union. Auf nationaler
Ebene seid ihr euch noch nicht einig, ob ihr eine Förderung der russischen Pipeline
oder eine Förderung der Offshore-Windparks bevorzugt, da ihr von beiden
Programmen profitieren würdet.
Deutschland besitzt eine starke Stahlindustrie und durch den Bau einer Pipeline
könnte diese neuen Aufschwung erhalten und so neue Arbeitsplätze schaffen.
Auch die deutsche Wirtschaft würde so positiv stabilisiert. Deutschland wäre
außerdem „Endland“ der Pipeline und daher würdet ihr von einer sicheren
Energiequelle profitieren.
Andererseits ist die deutsche Industrie auch sehr stark in Bereichen der neuen
Technologien, die unter anderem Bauteile für Windkraftwerke anfertigen. Auch in
diesem Industriezweig könnten neue Arbeitsplätze geschaffen werden, allerdings
müsste man sich dann für eine Förderung der Windparks in der Nordsee
entscheiden. Auch die deutsche Nordseeküste wäre daher ein möglicher Standort
für neue Windparks, Deutschland wäre Energielieferant und würde von den
europäischen Fördergeldern profitieren.
Trotz allem sieht sich Deutschland als Vorreiter der erneuerbaren Energie und der
Klimapolitik. Ihr wollt das Klima aktiv schützen, müsst aber zwischen Kosten und
Nutzen und Sicherheit der Energieversorgung für eure Bürger abschätzen.
Außerdem müsst ihr darüber entscheiden, inwiefern eine gute Beziehung zu
Russland mit oder ohne den Bau der Pipeline aufgebaut bzw. strapaziert wird.
Rollenkarte
Polen
Dagmara Posnic, 59 J., ist leidenschaftliche Politikerin mit viel Herz für das
polnische Volk, fast schon überbeschützend, wenn es um ihre Landespolitik geht. In
ihrer Freizeit ist sie freie Künstlerin und malt. Deshalb will sie auch immer alles
visualisieren und jedem ganz genau veranschaulichen.
Auftrag
Ihr seid Vertreter Polens. Für euch stellt der Bau der Nordpipeline ein
ökonomisches und politisches Problem dar. Die größte Befürchtung ist die
Machtausdehnung Russlands. Mit der Pipeline könnte Moskau seine
Machtposition im Ostseeraum ausbauen. Die schlechten Erfahrungen in der Zeit
des sowjetischen Kommunismus bestärken diese Sorge, es könne erneut zu einer
Abhängigkeit von Russland kommen. Ihr möchtet auch die anderen europäischen
Länder vor der Abhängigkeit von Russland warnen.
Die Rohrleitung wird außerdem ohne polnische Beteiligung gebaut und Polen wird
deshalb nicht davon profitieren können (für Polen, aber auch andere mittel- und
osteuropäische Länder fallen Einnahmen aus Transitgebühren weg). Die
Ostseepipeline wird auch mit den bestehenden Landpipelines konkurrieren.
Sollte sich aber eine Lösung anbieten, wie euer Land auch seine Vorteile aus dem
Bau und der Nutzung der Pipeline ziehen kann, könntet ihr vielleicht noch
zustimmen.
Dem Projekt Windpark seid ihr im Grunde nicht abgeneigt, obwohl es euch keine
direkten Vorteile bringt. Euer Land setzt zwar noch stark auf fossile Energieträger
wie z.B. Kohle, aber ihr seid auch bereit erneuerbare Energieträger zu nutzen, um
den CO2-Ausstoß auch in eurem Land zu senken. Die Pläne für die nächsten Jahre
sehen jedoch den Bau von Atomkraftwerken im Nordwesten Polens und in
Litauen vor. Damit möchtet ihr die Energieversorgung im Land sichern. Dabei
bietet Frankreich seine Hilfe an.
Rollenkarte
Südeuropa
Miguél Furtado Aires, 40 J., ist immer gern als Delegierter der südeuropäischen
Staaten in Europa unterwegs. Er selbst stammt aus Portugal und ist dort für seine
cleveren Redefertigkeiten und seine Volksnähe bekannt. Er hat viel Temperament
und redet gerne laut und viel.
Auftrag
Ihr seid die Stimme für Südeuropa im Ministerrat. Ihr setzt euch aus den Ländern
Italien, Spanien und Portugal zusammen. Als Südeuropäer profitiert ihr direkt von
keinem der beiden Projekte, solltet euch aber eine Meinung zu der Problematik
bilden, denn schließlich geht es um eine Entscheidung, die die gesamte
Europäische Union betrifft.
Der Bau einer Nordpipeline betrifft euch nicht, allerdings sind fossile Brennstoffe
wie Erdgas eine zuverlässige Energiequelle. Eine Südpipeline, die an der
süd/südosteuropäischen Grenze der Europäischen Union entlang führen würde,
wäre für eure Staaten die optimale Lösung, denn ihr hättet direkten Zugang zum
Gas und der Bau dieser Pipeline würde neue Arbeitsplätze in euren Ländern
bringen. Grundsätzlich seid ihr also für eine Pipeline.
Vorstellbar ist für euch aber auch, dass die Energie der Zukunft aus erneuerbaren
Energien besteht. Denn für eure Länder wäre gerade die Investition in
Solarenergie lukrativ. Die Windkraft ist dabei für euch allerdings von geringem
Interesse.
Rollenkarte
Geostrategisches Institut
Bert Eisenbrecher, 59 J., ist Geo-Physiker mit Leib und Seele. Er hat bereits
mehrere Jahre auf Sternenwarten in den USA sowie in Russland gearbeitet und vor
Ort gelebt. Er kennt sich daher auch mit den politischen und gesellschaftlichen
Gegebenheiten anderer Länder, insbesondere Russlands aus. Er hat ein sehr
ruhiges und nachdenkliches Gemüt und findet selbst, er handelt stets nach bestem
Gewissen für die Allgemeinheit.
Auftrag
Als Vertreter eines Instituts für geostrategische Forschung vertretet ihr keine
eigenen Interessen, sondern fungiert als Berater für die anderen Teilnehmer des
Planspiels.
Geostrategie umfasst in diesem Fall alle Erwägungen, die mit den Beziehungen
der Länder untereinander zu tun haben: Unabhängigkeit, diplomatische
Beziehungen, etc. Ihr sollt also den Ländern des Ministerrats bzw. den Fraktionen
des Europäischen Parlaments die Konsequenzen ihrer Entscheidung aufzeigen,
wenn sie das eine oder das andere Projekt fördern. Dabei könnt ihr folgende
Überlegungen anführen:
Pro-Pipeline:
Die Errichtung einer Pipeline würde vermutlich die diplomatischen Beziehungen
zwischen Russland und der EU stärken, weil dann weitere gemeinsame
wirtschaftliche Interessen vorhanden wären. Im Klartext: Russland möchte sein
Gas verkaufen können und Profit machen, die EU (besonders Deutschland als
Endland der Pipeline) möchte weiterhin zuverlässig Gas beziehen können. Das
würde die Chance, sich bei Konflikten gütlich einigen zu können, erhöhen.
Anti-Pipeline:
Gaslieferungen machen die EU von Russland abhängig. Wozu das führen kann, hat
die Krise in der Ukraine gezeigt, als dort zeitweise die Heizungen kalt bleiben
mussten, weil Russland den Gashahn zugedreht hatte. Weniger extrem, aber
trotzdem unangenehm: Energie aus einem anderen Land zu beziehen bedeutet,
dass dieses Land in der Lage ist, einem die Preise dafür zu diktieren.
Der Bau der Pipeline würde wahrscheinlich auf Ablehnung in Polen stoßen, weil
das Land als Transitland der Pipeline sich nicht weiter in Abhängigkeit von
Russland begeben möchte.
Pro Windpark:
Windenergie lässt sich dezentral einsetzen, das heißt, sie kann in vielen kleinen
Anlagen erzeugt werden, dort, wo sie gerade gebraucht wird. Das hilft, die
einzelnen Länder voneinander unabhängig zu machen, sodass jeder seine eigenen
Energiepreise gestalten kann.
Windenergie als Vertreter der erneuerbaren Energien weist den Weg in eine
Zukunft, in der die knapper werdenden Reserven an fossilen Brennstoffen eine
weniger bedeutsame Rolle spielen. Die Gefahr, in einen Krieg um Energieträger
(z.B. Öl) verwickelt zu werden, wie das vor allem im Nahen und Mittleren Osten
denkbar ist, sinkt dadurch auf lange Sicht.
Anti-Windpark:
Auf offener See sind Grenzen nicht immer so klar geregelt wie an Land. Dadurch
könnte es bei Windparks auf offener See evtl. zu Konflikten kommen, weil nicht
klar ist, in wessen Einflussgebiet sie gebaut wurden.
Rollenkarte
Grüner Frieden e.V.
Brigitte Schenk, 53 J., ist seit über 20 Jahren Aktivistin für erneuerbare und grüne
Energien in Europa, vornehmlich Deutschland. Sie ist mit dem
Vorstandsvorsitzenden eines großen Windkraftkonzerns verheiratet und ist
auffallend laut. Sie hat stets viel zu sagen und in der Regel auch immer eine
Meinung zu allem.
Auftrag
Als Vertreter der Nichtregierungsorganisation Grüner Frieden e.V. ist euer
Standpunkt klar: ein weiterer Ausbau von erneuerbaren Energien ist unbedingt
von Nöten, die Nutzung von fossilen Energieträgern muss so weit wie möglich
reduziert werden! Für euch ist klar, dass mit der Förderung eines so
umfangreichen Programms inoffiziell die zukünftige Strategie der Europäischen
Union in Bezug auf Energie festgelegt wird, und so versucht ihr um jeden Preis,
dem Offshore-Windpark weitere Unterstützer zu verschaffen.
Da ihr in den direkten Entscheidungsprozess nicht eingebunden seid, versucht ihr
im Vorfeld, die Fraktionen des europäischen Parlamentes und die Vertreter der
Länder im Ministerrat von eurem Standpunkt zu überzeugen. Dabei solltet ihr
euch vor allem auf diejenigen konzentrieren, die dem Offshore-Windpark noch
kritisch gegenüberstehen.
Erneuerbare Energien belasten das Klima nicht. Bei der Gewinnung von Strom aus
Sonneneinstrahlung, Wasserkraft oder eben Wind entsteht kein Gramm CO2. Die
Treibhausgase, die bei der Herstellung der benötigten Anlagen entstehen, fallen
so gering aus, dass sie vernachlässigt werden können.
Windkraftanlagen sind eine Technologie mit Zukunft. In den letzten 20 Jahren war
sie die am stärksten wachsende Energiequelle überhaupt, in Deutschland
beispielsweise gibt es schon Bundesländer, die über ein Drittel ihres
Energiebedarfes über Windenergie decken (Sachsen-Anhalt, MecklenburgVorpommern und Schleswig-Holstein).
Windenergie schafft Arbeitsplätze. Beispiel Deutschland: hier sind schon
zehntausende von Arbeitsplätzen in der Industrie entstanden, seit die Nachfrage
nach Windenergieanlagen steigt.
Wind weht überall und macht damit die einzelnen Länder unabhängig. Zwar geht
es im vorgeschlagenen Programm um einen Offshore-Windpark, doch
Windturbinen lassen sich auch dort einsetzen, wo überhaupt keine Küste
vorhanden ist. Damit kann jedes Land seine Selbstversorgung ausbauen und ist
nicht mehr abhängig von großen Lieferanten, die Preis und Angebot nach Belieben
steuern können.
Wind weht jederzeit. Gerade bei Offshore-Windparks greift das Argument nicht,
Windenergie sei unzuverlässig und stünde nicht immer dann zur Verfügung, wenn
sie gebraucht wird. Auf offener See bläst der Wind weit stärker und
kontinuierlicher als an Land oder an der Küste, darüber hinaus kann Strom, der zu
Spitzenzeiten oder wenn gerade weniger benötigt wird, beispielsweise über
Batterien gespeichert und später zur Verfügung gestellt werden.
Eure Argumente gegen einen weiteren Ausbau der Energiegewinnung aus fossilen
Brennstoffen, und damit gegen das Pipeline-Programm:
Fossile Energieträger schaden dem Klima. Bei ihrer Verbrennung wird CO2
freigesetzt, das als Treibhausgas in die Atmosphäre gelangt und dabei den
Klimawandel beschleunigt und verschärft. Im Fall von Erdgas sind das 1,5 Tonnen
pro verbrannter Steinkohleeinheit (Einheit zur Angabe von Energieträgern). Die
Folgen des Klimawandels werden weitläufig und katastrophal sein: Anstieg der
Meeresspiegel durch Abschmelzen der Gletscher und polaren Landeismassen,
Versinken ganzer Inselstaaten, Ausbreitung von Wüsten und Austrocknung bisher
fruchtbarer Landstriche, Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und
Tornados. Aus diesen Folgen wiederum entstehen auch wirtschaftliche und
soziale Schwierigkeiten, erstens über die von ihnen verursachten Schäden und
zweitens über die Millionen von Flüchtlingen, die aus unbewohnbar gewordenen
Gebieten in andere Länder drängen werden.
Fossile Energieträger gehören der Vergangenheit an. Schon jetzt ist abzusehen,
dass fossile Energieträger früher oder später zur Neige gehen werden. Im Fall von
Erdgas gehen Experten davon aus, dass die Vorräte bereits in ca. 65 Jahren
erschöpft sein werden. Investitionen in neue Infrastruktur zum Abbau und
Transport solcher Ressourcen zu tätigen – wie im Fall der Gaspipeline - bedeutet,
Geld zum Fenster hinaus zu werfen.
Rollenkarte
Deutsch-Russisches Institut
Roman Debrovnik, 48 J., ist studierter Kommunikationswissenschaftler und
Physiker. Er hat deutsche sowie russische Wurzeln und hat einige Jahre in Russland
geforscht. Er denkt stets differenziert, hinterfragt alles kritisch und ist längst nicht
so schnell aus der Fassung zu bringen, wie man erwarten könnte, wenn man diese
zunächst eher unscheinbare Persönlichkeit erstmals trifft.
Auftrag
Ihr seid die Vertreter des deutsch-russischen Instituts. Für euch steht eine gute
Beziehung zu Russland an vorderster Stelle. Die Pipeline garantiert solche
strategische Bedeutung für die Beziehungen zwischen Russland und der EU und
lässt die beiden Akteure nach Ansicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel und
Russlands Präsident Wladimir Wladimirowitsch Putin enger zusammenwachsen,
eine weitere starke Verbindung schmieden.
Das Projekt stellt eine neue Phase der in vielen Jahrzehnten gewachsenen
europäisch-russischen Partnerschaft dar. Es fördert nicht nur eine friedliche
Zusammenarbeit, sondern auch eine Weiterentwicklung im Wirtschafts- und im
Energiesektor.
Angesichts der höheren Emissionen bei der traditionellen heimischen
Kohleverstromung und des vereinbarten Atomausstiegs ist Erdgas ein brauchbarer
Ersatzenergieträger. Obwohl nach alternativen Energiequellen aktiv gesucht wird,
wird die Nachfrage nach Gas in Europa auch weiter wachsen und nach
Einschätzung von Experten eine Versorgungslücke mit sich bringen. Um den
künftigen Erdgasbedarf in den EU-Mitgliedstaaten zu decken ist es seitens
Russlands notwendig einen direkten Zugang zum europäischen Absatzmarkt zu
erhalten. Das Projekt wird für die europäischen Staaten (und vor allem für
Deutschland) ein wichtiger Beitrag zur Gasversorgungssicherheit sein. Russland
würde mit verlässlichen Abnehmern in Europa eine hohe Stabilität in der
Gasnachfrage gewinnen.
Die Planungen zum Bau der Ostsee-Gaspipeline wurden anfangs von der EU
unterstützt und das Projekt erhielt bereits im Jahr 2000 den Status eines
prioritären Projekts im Programm Transeuropäische Netze. Durch den Erdgasstreit
mit der Ukraine hat sich die öffentliche Meinung zu diesem Projekt schlagartig
verändert. Es besteht jedoch kein Grund sich Sorgen wegen der Unzuverlässigkeit
Russlands zu machen. Der Konflikt mit der Ukraine und Weißrussland sagt nichts
über die Zuverlässigkeit Russland gegenüber der EU, denn seit ca. 30 Jahren,
selbst während zahlreicher politischer Krisen, wurde von Russland jeder
Liefervertrag eingehalten und man kann mit gutem Gewissen behaupten, dass
diese Kooperation über lange Zeit erprobt ist.
Die EU würde sich auch nicht von anderen Herkunftsregionen, wie dem Nahen
Osten abhängig machen.
Ein weiteres grundlegendes Argument für die Ostsee-Pipeline sind die
Transitgebühren. Diese werden Russland und Deutschland erspart bleiben.
Kritiker warnen auch vor den Auswirkungen des Pipelinebaus auf die Umwelt.
Diese werden jedoch minimal gehalten. Die Experten haben eine optimale
Routenführung gefunden und die Pipeline somit so umweltverträglich wie möglich
gemacht.
Rollenkarte
Konservative Europäische Partei
Fernando Silberfunke, 39 J., ist aufgeschlossen und einer der jüngsten im Bunde.
Er ist hoch motiviert und weiß, dass er möglichst viele Stimmen für seine Meinung
über seine sympathische Art gewinnen muss, weil nicht alle mit seiner Meinung zu
Energiepolitik einverstanden sind. Er nimmt sich immer gern eine Minute zum
informellen Plausch und wickelt seine "Gegner" durch seine charmante Art um den
Finger.
Auftrag
Ihr seid Vertreter der konservativen europäischen Partei im Europäischen
Parlament.
In Fragen der Energieversorgung vertraut ihr auf bewährte Technologien wie Gas,
Kohle und Atomkraft, weil für euch die Energiesicherheit im Vordergrund steht.
Aber ihr lehnt neue Technologien wie Solar- oder Windenergie nicht grundsätzlich
ab, denn ihr wisst um die Folgen des Klimawandels und die Endlichkeit der
fossilen Brennstoffe. Problematisch findet ihr, dass die Technologien aufgrund
ihres Entwicklungsstands nicht mit den bisherigen Energieträgern mithalten
können und im Vergleich teurer sind. Deswegen findet ihr, dass weitere Forschung
und Entwicklung in diesem Bereich nötig ist und unterstützt diese auch, da ihr
wisst, dass Deutschland führend im Bereich der Umwelttechnologie ist. Darin seht
ihr vor allem wirtschaftliche Potentiale, denn der Sektor ist weltweit ein
Wachstumsmarkt und verspricht auch in Zukunft hohe Erträge und sichere
Arbeitsplätze.
Energiepolitik ist aber für euch nicht alleine eine technische Angelegenheit,
sondern vor allem auch eine außenpolitische Herausforderung, da die
Energiereserven weltweit sehr ungleich verteilt sind und vor allem instabile
Länder wie Iran, Irak, Venezuela oder Libyen reich damit gesegnet sind.
Russland als Energielieferant und langjährigem Partner vertraut ihr, obwohl die
beinahe jeden Winter auftretenden Gaskrisen mit der Ukraine, die auch die
westlichen europäischen Staaten wie Deutschland betreffen, in Zukunft nicht
mehr vorkommen sollten. Eine Pipeline aus Russland würde aus eurer Sicht eine
weitere Vertiefung der (Wirtschafts-)Beziehungen zu Russland bedeuten und die
Partnerschaft festigen.
Als Zielland einer möglichen Pipeline seht ihr Chancen für Deutschland in der
heimischen Stahlindustrie und für die großen Energieversorgungsunternehmen.
Rollenkarte
Europäische Grüne
Tristan Baumgarten, 51 J., ist seit 15 Jahren aktiv in der Politik. Er hat durch seine
frühere Selbstständigkeit im Solarenergiebereich schon viele Länder Europas
bereist und ist aus unternehmerischer, aber auch ideologischer Überzeugung für
den verstärkten Bau und die Entwicklung von erneuerbaren Energien. Er neigt
manchmal zu leicht impulsiven Ausbrüchen, fängt sich in der Regel aber schnell
wieder und entschuldigt sich für seine manchmal zu leidenschaftliche
Auseinandersetzung mit dem Thema.
Auftrag
Ihr seid Vertreter der Europäischen Grünen. Ihr kritisiert, dass die Europäische
Union den Schwerpunkt auf wirtschaftliches Wachstum legt und dabei soziale,
kulturelle und ökologische Werte vernachlässigt. Ihr wollt der europäischen
Staatengemeinschaft eine neue Orientierung geben, indem nachhaltiges Handeln
und ein umweltbewusster Lebensstil zu vorrangigen Zielen werden.
Besonderen Wert legt ihr auf die nachhaltige Verwendung von Rohstoffen. Ihr
setzt auf alternative Energien, wie zum Beispiel Hybridantriebe für Autos oder
Solarzellen auf Hausdächern. Auf Grund des Klimawandels, den die Menschheit
weltweit immer stärker zu spüren bekommt, seid ihr der Ansicht, dass alle Bürger
die Verantwortung für eine lebenswerte Erde haben.
Jeder sollte das für die Umwelt tun, was in seinen Möglichkeiten liegt – auch
wenn es nur Kleinigkeiten wie Mülltrennen oder die Nutzung öffentlicher
Verkehrsmittel sind. Genau wie jeder im Kleinen die Umwelt schützen kann, trägt
die Europäische Union bei ihren Entscheidungen für große Projekte auch die
Verantwortung für das Wohl der Bürger und ihrer Umwelt.
Die Forschung entwickelt immer bessere Technologien, um alternative Energien
wie Sonne, Wind oder Wasser effektiv und nachhaltig zu nutzen. Energien wie
Gas, Öl oder Atomkraft bringen außer ihrer begrenzten Verfügbarkeit auch Risiken
mit sich. Die erdöl- und erdgasproduzierenden Staaten besitzen auf Grund der
Begrenztheit dieser Energieressourcen auch immer einen bestimmten
Machtstatus. Länder, die Erdöl und Erdgas nutzen, sind von diesen Staaten in
enormer Weise abhängig.
Erdöl und Erdgas können in kurzer Zeit nicht vollständig durch neue Energien
ersetzt werden, aber die Europäische Union kann mit den richtigen
Entscheidungen in der europäischen Energiepolitik die Weichen für die Zukunft
Europas stellen.
Rollenkarte
Liberale Europäische Partei
Sebastian Corleoni, 57 J., hat Wurzeln in Italien, hat aber sein Leben lang in
Deutschland gelebt. Er spricht nicht wirklich italienisch, wirft aber ganz gern mal
ein gut klingendes italienisches Wort in die Unterhaltung. Er ist sehr genau in
allem, was er macht und er geht immer lieber noch einmal auf Nummer sicher, als
irgendetwas dem Zufall zu überlassen.
Auftrag
Ihr seid Vertreter der liberalen europäischen Partei im Europäischen Parlament.
Eure Umwelt- und Energiepolitik ist liberal, denn ihr erkennt die Folgen und
Risiken des Klimawandels durchaus, wehrt euch aber dagegen, dass die
Europäische Union ihren Mitgliedsstaaten bestimmte Energieformen wie
Solarzellen oder Windparks aufzwängt. Ihr glaubt vielmehr an die
Eigenverantwortlichkeit jedes Einzelnen für die Zukunft des Planeten. Der
Wettbewerb auf dem europäischen Markt soll die besten Ideen und Instrumente
für zukünftige Energietechnologien herausfiltern.
Ihr versucht Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit in Einklang
zu bringen. Das soll heißen, dass auch das beste Energieinstrument wie zum
Beispiel eine Windkraftanlage nicht einsetzbar ist, wenn es nicht die
Versorgungssicherheit aller europäischer Bürger garantiert. Woher weiß man
denn, ob es genug Sonne oder Wind gibt, um genügend Strom für die Europäische
Union zu produzieren? Wie verlässlich sind diese Energien? Auch wenn Erdöl und
Erdgas auf Dauer knapp werden und der Umwelt schaden können, so beziehen
die europäischen Bürger doch bis heute hieraus verlässlich ihre Energie. Die
liberale europäische Partei fordert vielmehr, dass sich die EU für verbindlichen
Umweltschutz engagiert, ihn aber nur dort einsetzt, wo er wirklich sinnvoll und
effektiv ist. Ihr seid für die Einführung eines Systems, das den Tausch von
Emissionen ermöglicht, damit jeder Staat dort die Umwelt schützen kann, wo es
seine Wirtschaft erlaubt. Einige Staaten können dies bei der Energie tun, andere
zum Beispiel bei der Verwertung von Müll.
Die Europäische Union sollte deshalb in Zukunft ihre Energiepolitik offen halten
und auf bewährte Energie setzen, die die Versorgungssicherheit der Bürger
garantiert. Diese Energie, wie Öl oder Gas, bringen auch andere Aspekte mit sich:
So hält der Bau einer russisch-europäischen Gaspipeline die politischen
Beziehungen zu Russland aufrecht. Der Wettbewerb mit außereuropäischen
Staaten wird verstärkt.
Rollenkarte
Partei Soziales Europa
Margott Maus, 67 J., hat bereits Wahlkämpfe erlebt, als sie noch in Kinderschuhen
auf Schaukeln saß. Sie stammt aus einer Familie mit langer Parteigeschichte. Sie
ist sehr mit ihrer Wahlheimat Deutschland verbunden und findet selbst, sie denkt
stets im besten Sinne der Bevölkerung. Sie ist eine starke Frau reifen Alters und das
trägt sie auch nach außen.
Auftrag
Als Vertreter der Partei Soziales Europa stehen für euch die Menschen und das
bedeutet die Themen Arbeitsplätze, Versorgungssicherheit und Umweltschutz im
Vordergrund.
Die Stärken der deutschen Wirtschaft seht ihr vor allem in den traditionellen
Industrien – Stahl und Metallindustrie, Maschinenbau und dem Automobilsektor.
Der Bau einer Pipeline mit deutschem Stahl könnte eurer Meinung nach wertvolle
Arbeitsplätze in strukturschwachen Regionen wie dem Ruhrgebiet sichern. In der
neuen Umweltindustrie seht ihr langfristig gute Perspektiven und möchtet daher
die Weiterentwicklung und Forschung in diesem Bereich unterstützen, um
langfristig Arbeitsplätze zu sichern.
Ihr seht im Klimawandel eine Bedrohung der Lebensverhältnisse und Chancen der
künftigen Generationen und macht euch deswegen für erneuerbare Energien
stark. Den großflächigen Einsatz von Windkraft- und Solaranlagen findet ihr aber
kritisch, da die Technologien noch nicht ausgereift sind und keine Versorgung des
ganzen Landes ermöglichen. Vor allem was die Gleichmäßigkeit der
Energieversorgung angeht vertraut ihr auf Kohle und Gas.
Im Vordergrund eurer Politik steht jedoch vor allem die Versorgungssicherheit.
Deutschland sollte sich durch verschiedene Energieträger und Herkunftsregionen
gegen Lieferengpässe schützen und seine Versorgung möglichst selbstständig
vornehmen.
Abstimmungsprotokoll
Energieprojekt 2013 – Pipeline oder Windpark
Im Rahmen aller hier heute anwesenden VertreterInnen aus EU Parlament,
Ministerrat und diverser Experten- und Interessengruppen, wurde mit einer
Mehrheit von _______ Stimmen von insgesamt _______ Stimmen für das Projekt
______________________ gestimmt, das somit von der EU Kommission bewilligt
und befürwortet wird. Die Planungsarbeiten können ab sofort beginnen.
____________________________
(Stadt, Datum)
Unterschriften der Anwesenden:
Zusätzliche Anmerkungen zum Spiel
Abstimmung am Ende
Die finale Abstimmung erfolgt in der Regel durch ein einstimmiges
Europaparlament und einen einstimmigen Ministerrat, die sich jeweils kurz vor
der Abstimmung final auf die Entscheidung der internen Mehrheit festlegen
müssen. Je nach Alter, Vorwissen etc. der Teilnehmergruppe kann man
abweichend auch alle TN einzeln abstimmen lassen, damit keiner zum Schluss
demotiviert ist, weil er so gut gespielt hat, seine Meinung aber womöglich völlig
untergegangen ist. Dann muss im Anschluss allerdings auch aufgeklärt werden,
dass diese besondere Abstimmung so in realen Verhandlungen nicht stattfindet.
Die Option der Ereigniskarten
Um das Spiel etwas anzuheizen, ist es möglich, als Moderator sogenannte Skandal- und
Ereignisinformationen in den Spielprozess einfließen zu lassen. Diese können sich auf
Informationen zur Tagespolitik, die Umwelt oder auch die einzelnen Rollen im Spiel
beziehen. Beispielsweise könnten im Verlauf der Phase "Parallele Gespräche" eine
Boulevardnachricht in die Gruppen gegeben werden, die folgendermaßen aussehen
könnte:
Das NewPolitics Magazin berichtet tagesaktuell:
"Wieder einmal lässt die EU Kommission den Ministerrat und das EU Parlament mit
Hilfe interessanter Lobbyisten über unsere Energiepolitik entscheiden. Denn keine
andere, als Brigitte Schenk, Vorstandsvorsitzende des Vereins Grüner Frieden e.V.,
darf ihre Expertise heute zum Besten geben, Ehegattin des Konzernchefs Ronald
Schenk, der soeben von seinem Amt bei German Windcrafting zurücktreten musste
aufgrund des Skandals um die schlechten Mitarbeiterbedingungen und das
Greenwashing, das im Unternehmen betrieben wurde, um als besonders effizient und
naturfreundlich Marktvorteile zu erzielen. Die Frage ist wohl kaum unberechtigt:
Welche Ziele verfolgt die Lobbyistin wirklich in dieser Sitzung?!"
Solche Karten können aber auch zu realen und aktuellen politischen Nachrichten zum
Thema Energiepolitik erstellt werden. Ziel ist es dann, den eigentlichen
Entscheidungsprozess etwas aufzubrechen und Dynamik ins Spiel zu bringen. Das ist
besonders hilfreich, wenn die TN noch nicht so stark diskutieren und debattieren können
und somit zusätzliche Denkanstöße bekommen. Die Ereignis- und Skandalkarten können
zum einen kontrovers sein, sie können aber auch unterstützend für bestimmte
Rollenkarten wirken. Der Moderator kann auch im Spielverlauf spontan entscheiden, ob
er Ereigniskarten benutzt, vielleicht sogar entsprechend des individuellen Spielverlaufs,
gezielt für bestimmte vertretende Rollen stärkend oder schwächend kurzfristig verfasst
und einsetzt.
Zusätzliche Fact Sheets
Ein zusätzliches Factsheet zur allgemeinen Thematik Windkraft und Pipelines bzw.
für die einzelnen Rollen und ihre Argumentationen ist durchaus denkbar,
insbesondere bei fortgeschritteneren TN, die gern auch inhaltlich auf hohem
Niveau arbeiten wollen. Aufgrund von stetig wechselnder Politik sollte dieses bei
Bedarf vor dem Einsatz des Planspiels aktuell angefertigt werden.
Solche Fact Sheets sind allerdings nicht zwingend notwendig. Wenn keine
zusätzlichen Fact Sheets verwendet werden, müssen die TN nur deutlich darauf
hingewiesen werden, dass sie in der Erarbeitung ihrer Argumentationen gern
kreativ werden dürfen. Der Wahrheitsgehalt von Argumenten ist in diesem
Planspiel nicht zwingend notwendig, um die Komplexität und die wichtigen
mikropolitischen Mechanismen bei Entscheidungsprozessen für die TN sichtbar zu
machen. Umso mehr die TN eigenständig und losgelöst von Fakten einbringen
können, desto einfacher fällt es insbesondere unsichereren TN am Planspiel
mitzuwirken und dieses mit Spaß undmöglichst wenigen Hemmungen
mitzumachen.
Besetzung der Rollen
Einige Rollenkarten sind ausführlicher ausgearbeitet, einige lassen mehr Raum für
kreative Eigeninitiative. Dies kann gezielt bei der Vergabe der Rollenkarten bei
seinen TN bedacht werden. Um das Mehrheitsverhältnis der Akteure etwas
realitätsnäher abzubilden, könnten die Rollen im Ministerrat stärker bzw. mit
höherer Anzahl an TN besetzt werden. Um den Entscheidungsprozess
kontroverser zu gestalten, könnten beispielsweise auch die Positionen pro
Pipeline stärker besetzt werden, da eine persönliche, positive Positionierung
gegenüber dem Bereich Windkraft unter den TN wahrscheinlicher und damit
argumentativ einfacher vertreten und ausgestaltet werden kann.
Persönliche Details der Rollen
Die angefügten persönlichen Details zu den Rollen sind nur Anregungen und
Impulse. Sie können bei Bedarf noch kreativer und verwobener (bspw. auch in
Verflechtung mit anderen Rollen im Spiel) ausgearbeitet werden.
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