Manuskriptservice Verkündigungssendungen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau hr 1- Rundfunk-Gottesdienst am Pfingstsonntag, 30. Mai 2004, 10.05-11.00 Uhr Ev. Johanneskirche Offenbach/Main Predigt: Dekanin Angelika Meder, Offenbach Lektoren: Ute Foehre, Peter Kreuzer, Rolf Petry und Magdalene Voigt-Scherpner Musik: Rhein-Main-Vokalisten; Keyboard: Daniela Roland Musikalische Leitung+Orgel: Prof. Jürgen Blume Kirchliche Beratung: Pfarrerin Heidrun Dörken NR. WO? 1. 2. 3. 4. 5. 6. WER? Was? DAU -ER REALZEIT Orgel Blume Nicolas Jacques Lemmens (1813 – 1881): Fanfare D- 2’00 10.05’00 Dur Pult Meder Herzlich willkommen zum Gottesdienst aus Offenbach 1’15 10.07’00 am Main, einer Stadt mit an die 50 Nationalitäten. Die Kirche der Johannesgemeinde liegt in einem Gebiet wo durch Betriebe und Bürobauten Offenbach und Frankfurt zusammenwachsen, ein moderner, roter Backsteinbau, leuchtend blau bestuhlt und wegen der guten Akustik und einer Klais-Orgel beliebter Konzertraum. Wir feiern das Pfingstfest, wir öffnen unsere Herzen und Sinne und feiern die Kraft des Heiligen Geistes – Atem Gottes, der uns lebendig macht. Wir feiern, dass wir immer wieder neu Kraft und Mut bekommen, uns gemeinsam auf den Weg zu machen und Gottes frohe Botschaft, das Evangelium, weiterzusagen. Wir feiern die Einheit der Christen, über alle Grenzen, weltweit. Das erste Lied ist die Bitte, dass Gottes Geist zu uns kommt und uns mit Kraft erfüllt. Die Gemeinde singt von der Nummer 136 im evangelischen Gesangbuch den ersten Vers, der Chor den vierten und dann wieder die Gemeinde den siebten Vers. Orgel Blume Vorspiel zu EG 136: O komm, du Geist der Wahrheit 0’40 10.08’15 Kirche + Gemeinde + EG 136: Str. 1: Gem. (Satz: Jürgen Blume): 0’40 10.08’55 1. O komm, du Geist der Wahrheit, Orgel Blume und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein. Gieß aus dein heilig Feuer, rühr Herz und Lippen an, daß jeglicher getreuer den Herrn bekennen kann. Empore Chor EG 136, Str. 4: Chor (Satz: Jürgen Blume): 0’40 10.09’35 4. Es gilt ein frei Geständnis in dieser unsrer Zeit, ein offenes Bekenntnis bei allem Widerstreit, trotz aller Feinde Toben, trotz allem Heidentum zu preisen und zu loben das Evangelium. Kirche + Gemeinde + EG 136, Str. 7: Gem. (Satz: Jürgen Blume): 0’40 10.10’15 Orgel Blume 7. Du Heilger Geist, bereite ein Pfingstfest nah und fern; mit deiner Kraft begleite z Seite 2 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. das Zeugnis von dem Herrn. O öffne du die Herzen der Welt und uns den Mund, daß wir in Freud und Schmerzen das Heil ihr machen kund. Altar Meder (Votum:) 0’23 10.10’55 Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes im Namen der schöpferischen Kraft, die alles hervorbringt und umschließt, im Namen Jesu Christi, der uns immer neu begegnen will und im Namen der Geisteskraft, die uns immer wieder ermutigt, aufzubrechen und neue Anfänge zu wagen. Kirche + Gemeinde + Amen 0’05 10.11’18 Orgel Blume 0’40 10.11’23 Altar Meder Eingangsspruch Zum Eingang lese ich Worte aus dem Buch des Profeten Jesaja, Kapitel Vierundvierzig und aus dem Buch Hesekiel, Kapitel Elf: Gott spricht: Ich gieße Wasser auf durstiges Land. Ich lasse Bäche in der Wüste fließen. Ich gieße meinen Geist aus auf euch Menschen und meinen Segen auf eure Nachkommen. Sie sollen wachsen wie Gras zwischen den Wassern, wie Weiden an den Bächen. Ein neues Herz will ich ihnen geben und einen neuen Geist. Kommt, lasst uns Gott anbeten! Kirche + Gemeinde + Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen 0’30 10.12’03 Orgel Blume Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen Altar Meder Wir beten: 0’30 10.12’33 Gott, die Kraft deines Geistes ist es, die Frauen und Männer, Junge und Alte in deinem Namen zusammenfinden lässt. Die Kraft deines Geistes ist es, die uns als deine Gemeinde umweht und macht, dass wir nicht in unserem Alltag ersticken. Die Kraft deines Geistes ist es, die uns befreit. Wir können durchatmen . Gott, Beistand, Trösterin, bleibe mit deinem Geist bei uns. Kirche + Gemeinde + Amen 0’05 10.13’03 Orgel Blume Altar Meder Wir hören eine Motette nach dem hundertsten Psalm 0’10 10.13’08 „Jauchzet dem Herrn, alle Welt“ von Felix Mendelssohn Bartholdy Empore Chor Felix Mendelssohn Bartholdy: Jauchzet dem Herrn, 3’47 10.13’38 alle Welt (Psalm 100), Motette für 8st. Chor a cappella Jauchzet dem HERRN, alle Welt! Dienet dem HERRN mit Freuden, kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken! Erkennet, dass der HERR Gott ist! Er hat uns gemacht und nicht wir selbst zu seinem Volk und zu Schafen seiner Weide. Gehet zu seinen Toren ein mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben; danket ihm, lobet seinen Namen! Denn der HERR ist freundlich, und seine Gnade währet ewig und seine z Seite 3 15. Altar Meder 16. Kirche Gemeinde 17. Altar Meder 18. Altar + Orgel + Empore VoigtScherpner, Chor + Blume Wahrheit für und für Einleitung: Wir bekennen unseren christlichen Glauben, einen Glauben, der uns zum Hören, Sehen und Handeln bringt. Jesus Christus hat uns diesen Glauben zugetraut. Mit den Worten, die die Kirche in alter Zeit als Bekenntnis dieses Glaubens gefunden hat, verbunden mit der weltweiten Christenheit, sprechen wir das jetzt gemeinsam aus: Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Und an Jesus Christus, seinen eingebornen Sohn, unsern Herrn. Empfangen durch den heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinab gestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tag auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; ersitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den heiligen Geist, die heilige, christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Amen Wir hören die Lektorin und den Chor mit einem kleinen geistlichen Konzert zum Pfingstfest nach einem Vers aus dem Johannesevangelium „Jesus sprach: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten“ von Jürgen Blume Jesus sprach: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten, (Kleines geistliches Konzert zum Pfingstfest: Joh. 14, 23-27 und 16, 13a) (ein dreiteiliges Stück: 1. Teil: Lektor + Orgel; Orgel beginnt, Lektor spricht dazu:) Jesus sprach: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen. Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat. Solches habe ich zu euch geredet, während ich bei euch gewesen bin. Aber der Tröster, der heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch erinnern alles des, was ich euch gesagt habe. 0’20 10.17’25 1’10 10.17’45 0’13 10.18’55 2’45 10.19’08 (2. Teil: Chor a cappella:) Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht. 19. Pult Petry (3. Teil: Chor a cappella:) Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten. Ich lese aus der Apostelgeschichte, Kapitel zwei, Verse 0’35 10.21’53 eins bis vier: (Das Pfingstwunder) 1 Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle z Seite 4 an einem Ort beieinander. 2Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. 3 Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, 4 und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. 20. Orgel 21. Empore 22. Kirche + Orgel 23. Empore 24. Kirche + Orgel + Empore 25. Wir wollen dies nachempfinden, indem wir gemeinsam das Lied 626 aus dem evangelischen Gesangbuch singen. Vor den beiden deutschsprachigen Strophen singt der Chor den indischen Text: Santosha wukkute – Freude, die überfließt. Blume Vorspiel zu EG 626: Satosha wukkute – Freude, die überfließt (Satz: Jürgen Blume) Chor EG 626: Str. indisch Chor (Satz: Jürgen Blume) Santosha wukkute. Santosha wukkute. Santosha wukkewukkute. Halleluja! Jesu nana rakshaka, nana paapa toleda. Santosha wukkewukkute. Gemeinde + EG 626: Str. 1: Gem. (Satz: Jürgen Blume) Blume Freude, die überfließt, Freude, die überfließt, Freude, die überüberfließt. Halleluja! Jesus löst die Fesseln auf, nimmt die Last der Sünde weg, Freude, die überüberfließt. Chor EG 626: Str. indisch Chor (Satz: Jürgen Blume) Santosha wukkute. Santosha wukkute. Santosha wukkewukkute. Halleluja! Jesu nana rakshaka, nana paapa toleda. Santosha wukkewukkute. Gemeinde + EG 626: Str. 2: Gem. (Satz: Jürgen Blume) Chor + Stimmt in den Jubel ein! Stimmt in den Jubel ein! Blume Stimmt in den Jubel mit uns ein! Halleluja! Jesus trägt für alle Zeit unsre Last und unser Leid. Stimmt in den Jubel mit uns ein! VoigtHören wir weiter, wie im 2. Kapitel der Scherpner Apostelgeschichte in den Versen 5 – 12 das Pfingstwunder beschrieben wird: 5 Es wohnten aber in Jerusalem Juden, die waren gottesfürchtige Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. 6Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. 7Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa? 8Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache? 9Parther und Meder und Elamiter und die wir wohnen in Mesopotamien und Judäa, Kappadozien, Pontus und der Provinz Asien, 10 Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene in Libyen und Einwanderer aus Rom, 11 Juden und Judengenossen, Kreter und Araber: wir hören sie in unsern Sprachen von den großen Taten Gottes reden. 12Sie entsetzten sich aber alle und wurden ratlos und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden? 0’15 10’22’28 0’30 10.22’43 0’17 10.23’13 0’17 10.23’30 0’17 10.23’47 0’17 10.24’04 1’00 10.24’21 z Seite 5 26. Empore Chor 27. Kanzel Meder Mit einem Sprechchor wollen wir nachempfinden, was damals etwa geschah. Wir hören die Worte „Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen“ auf Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch. Mehrsprachiger Sprechchor (Satz: Jürgen Blume): Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein (deutsch) + ye shall receive power, after that the Holy Ghost is come upon you: and ye shall be witnesses unto me (englisch) + vous recevrez une puissance, le Saint Esprit survenant sur vous, et vous serez mes témoins (französisch) + ma avrete forza dallo Spirito Santo che scenderà su di voi e mi sarete testimoni. (Predigt, Teil 1: Verständigungsprobleme weltweit) Liebe Gemeinde! Manchmal habe ich eine schlechte Nacht. Es hat keinen Zweck den Schlaf herbeizusehnen und sich im Bett zu wälzen. Dann ist es das Beste, aufzustehen. Neulich ging es mir genau so und noch im Dunkeln trat ich mit einer Tasse Tee auf die Terrasse. Und es war so, dass ich im Morgengrauen den Gesang der Vögel hörte. Morgens sind vereinzelt Autos unterwegs, Flugzeuge leider schon sehr früh, aber an diesem Morgen war es noch nicht so. Ich hörte den Vögeln zu. Auf dem Kirchendach saß einer, der war mutig und fing schon an obwohl es doch noch fast Nacht war. Vom Nachbarhaus antwortete nach einer Weile die nächste Vogelstimme, dann kam aus dem Kirschbaum eine und so ging es weiter. Alle sangen in den wundervollsten Tönen. Ich habe mich gefreut und gedacht, der indische Dichter Rabindranath Tagore hat recht, wenn er sagt: „Glaube ist der Vogel welcher singt wenn die Nacht noch dunkel ist“, „So müsste es auch bei den Menschen sein“, ging es mir durch den Kopf. „So mühelos müssten wir uns verständigen können, so einig und harmonisch sein. Ohne Noten, ohne Probe, einfach so und voller Freude stimmten diese Vögel ihre Lieder an. Von da an wurde mein Kopf freier, die schlechten Gedanken waren vertrieben und ich konnte mich daran freuen, dass ich dieses Konzert in freier Natur zu so früher Stunde genießen konnte. Das war für mich Pfingsten. Das passt auch zu dem Bild aus der Apostelgeschichte, das wir eben in der Lesung gehört haben: Vielstimmiges klingt zusammen. Aber eins ist uns ja klar: Was bei den Vögeln so selbstverständlich funktioniert, das bleibt bei Menschen weithin ein mühevolles Unterfangen. Wir in Offenbach mit unserer multikulturellen Bevölkerung kennen das auch gut, Verständigungsprobleme gibt es auch hier. Von allein klappt bei den meisten Gesprächen die Verständigung nicht, man muss sich schon umeinander bemühen. Sich verstehen wollen wird anstrengend, macht manchmal Mühe. Nicht selten hat man das Gefühl, die Beteiligten leben in verschiedenen Welten. Ein Dolmetscher würde gebraucht, jemand, der übersetzt 0’15 10.25’21 0’55 10.25’36 7’32 10.26’31 z Seite 6 zwischen den Bedürfnissen. verschiedenen Ansprüchen und Die Bibel erzählt ein Ereignis, wo das auf erstaunliche Weise gelungen ist: Pfingsten. Beim ersten Pfingstfest in Jerusalem verstehen alle, was Petrus predigt: Die Geschichte Jesu geht weiter. Er lebt, heute und alle Zeit. Das ist schon ein besonderes Erlebnis: Menschen unterschiedlichster Sprache verstehen sich, wissen alle, worum es geht. Und das gibt es ja doch durchaus: Verständigung gelingt, obwohl man es nicht erwartet, so wie in jener Bierwerbung, die ich vor kurzem im Fernsehen sah: Drei Touristen aus Fernost geben in einem bayrischen Biergarten ihre Bestellung auf. Ein Lächeln auf den Lippen, den Sprachführer noch in der Hand, mit äußerster Konzentration, liest ein Mannlaut vor: „Ich möchte diesen Teppich nicht kaufen.“ Die Bedienung stutzt, nickt und kommt nach kurzer Zeit mit drei Bier zurück: Die Männer strahlen alle und ihr Sprecher bedankt sich: „Gute Reise!“. Hier klappt die Kommunikation - auch ganz ohne Dolmetscherin. Das nenne ich Völkerverständigung: Wenn das der Europäischen Union in ihrer Erweiterung doch auch gelingen möchte. Aber dazu bedarf es eben Verhandlungen und Gespräche. Viele Übersetzerinnen und Übersetzer werden gebraucht, die zwischen in den Sprachen der neuen Beitrittsstaaten simultan hin und her übersetzen können. Maltesisch in Finnisch und Finnisch in Maltesisch zum Beispiel. Verständigung macht eben viel Mühe und kostet nicht zuletzt auch Geld. Es kostet darüber hinaus Arbeit und Organisationstalent. Das „Haus Europa“ ist sie sicherlich wert. Aber wie sieht das aus bei den christlichen Kirchen, die sich dem Pfingstfest überhaupt erst verdanken? Was die Politik braucht – zugegebener Maßen- dürfte doch bei Christen eigentlich nicht nötig sein. Verständigung sollte doch hier zumindest kein Problem sein. Wir wissen aber, dass es anders ist. Viele Menschen leiden unter der Spaltung der Kirche in Konfessionen und unterschiedlichen Glaubensausrichtungen. Sie wünschen sich eine eindeutige und versöhnte Christenheit. Viele christliche Traditionen sind heute nicht mehr bekannt. Was ist mit den Kirchen los? Eigentlich müssten sie eins sein- aber es ist wie in der Erzählung der Apostelgeschichte: Als die Völker nach dem Fest nach Hause zurückkehrten, waren sie sich im Alltag gar nicht so mehr einig. 28. Kanzel Meder Ich möchte mit Ihnen nach dem gemeinsam gesungenen 0’15 10.34’03 Lied: „O Heilger Geist, kehr bei uns ein“ über die Frage nachdenken: Sind wir Christen eine Blamage für den heiligen Geist? Mit dem Lied 130, Vers 1 und 2, aus dem Evangelischen Gesangbuch erbitten wir den Heiligen Geist als Quelle der Weisheit z Seite 7 29. Orgel 30. Kirche + Orgel 31. Kanzel Blume Vorspiel zu EG 130: O Heilger Geist, kehr bei uns ein (Satz: Paul Kickstat) Gemeinde + EG 130: Str. 1+2: (Satz: Jürgen Blume) Orgel 1. O Heilger Geist, kehr bei uns ein und lass uns deine Wohnung sein, o komm, du Herzenssonne. Du Himmelslicht, lass deinen Schein bei uns und in uns kräftig sein zu steter Freud und Wonne. Sonne, Wonne, himmlisch Leben willst du geben, wenn wir beten; zu dir kommen wir getreten. 2. Du Quell, draus alle Weisheit fließt, die sich in fromme Seelen gießt: lass deinen Trost uns hören, dass wir in Glaubenseinigkeit auch können alle Christenheit dein wahres Zeugnis lehren. Höre, lehre, dass wir können Herz und Sinnen dir ergeben, dir zum Lob und uns zum Leben. Meder (Predigt, Teil 2: Verständigungsprobleme auch in der Kirche) Sind wir Christen eine Blamage für den heiligen Geist? Manchmal denke ich: Ja! Es ist, von Pfingsten her gesehen, ein Skandal wie schwer es ist, dass sich Gottes Geist unter uns Christen durchsetzt. Ich stelle mir die Gemeinschaft der Christen vor wie ein Dach, unter dem viele in ihrer verschiedenen Art zu glauben Platz haben. Im Bild gesprochen: Viele Kirchen, viele Nationalitäten wohnen in einem Haus der weltweiten Christenheit. Obwohl wir Christen bekennen: „Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche…“, herrscht immer noch keine Einigkeit unter uns im Haus des Glaubens. Kinder sind da eindeutig unkomplizierter. Ihnen ist die Konfessionsverschiedenheit ja zunächst fremd, sie wachsen da hinein. Gemeinsames Abendmahl, Anerkennung im Pfarramt - für die Theologinnen und Theologen und die Menschen, die sich in den Kirchen engagieren mögen das vielleicht Probleme oder Fragen sein. Für Kinder ist das nicht wichtig. Sie suchen nach Gemeinsamkeiten, überwinden Hürden, die Erwachsene trennen. Ich denke da an letzten Sommer. Da war der erste ökumenische Kirchentag in Berlin. Lange wurde er vorbereitet, viele Christen aus verschiedenen Konfessionen weltweit trafen sich bei dem Angebot, dem Glauben, der sie verbindet auf die Spur zu kommen. Am Rande dieser Veranstaltung Nach einem ausgefüllten Tag sitzen meine Familie, die Gastgeberin, bei der wir wohnen und ich abends in Berlin- Kreuzberg draußen zum Essen. Meine acht Jahre alte Tochter spielt mit einem Mädchen auf dem Platz vor dem Restaurant. Die Mädchen brauchen nicht lange, um in Kontakt zu kommen. Ein paar Blicke, einige kurze Sätze und sie sind ein Team im 0’50 10.34’18 1’50 10.35’08 8’30 10.36’58 z Seite 8 Hüpfkästchen. Als wir bezahlen sind die beiden gar schon Freundinnen, tauschen die Adressen aus und schreiben ihre Geburtstage auf. Beim Weitergehen sagt sie: „Ich schreib ihr mal. Vielleicht besuche ich sie auch, auch wenn sie katholisch ist, gell, Mama?“ „Natürlich! Das finde ich schön“, antworte ich ihr. Es schmerzt schon, dass die Konfession hier überhaupt ein Thema war, obwohl es andererseits auch nicht verwundert, wenn man sich – wie auf dem ersten ökumenischen Kirchentag- tagelang mit dem Namen und der Konfession in einem Satz vorstellt: „Guten Tag, ich heiße Angelika Meder, komme aus Offenbach und bin evangelisch.“ Und in dieser Spannung stand der ganze Kirchentag. Für viele Christen leuchtete darin zwar die Hoffnung auf, dass sich eine neue Gemeinsamkeit gewinnen lässt. Und man konnte auch die Menschen miteinander beten, diskutieren und singen hören- mit vielfältiger Freude. Es war schon gelegentlich zu spüren, dass es der eine Geist ist, der alle erfasst und dass Papst Johannes Paul vielleicht doch Recht hat, wenn er sagt: „Es verbindet uns mehr, als was uns trennt!“, Und dennoch hatte dieses erste Treffen dort in Berlin meiner Meinung nach nicht die Wirkung wie von vielen erhofft. Im Alltag wünschte man sich deutliche Zeichen der Verständigung. Die Gespräche, die ins Stocken geraten sind, wieder in Gang zu bringen, dazu braucht es erneut und immer wieder Gottes Geist. Manches Gemeinsame lässt noch auf sich warten. Besonders schmerzlich ist dies zu spüren in der Frage um die Abendmahlsfeier. An dieser Stelle kommen Zweifel auf: Ausgerechnet das Zeichen, das im Sinne Jesu Gemeinschaft unter den Menschen und der Menschen mit Gott stiften soll, führt in der Interpretation zu großen Verständigungsproblemen. Da gibt es eine Zurechtweisung aus Rom, dass Gottesdienste nur streng nach dem Ritus gefeiert werden dürfen. Dadurch werden Menschen regelrecht vom Abendmahl ausgeladen. Konfessionsverschiedenen Ehepaaren wird die gemeinsame Feier nicht erlaubt und so erleben sie zum Beispiel einen Gottesdienst zur Erstkommunion in der Familie nicht als das was sie eint sondern das was sie trennt. Wie weit scheinen wir Christen entfernt von der pfingstlichen Verständigung über das, worauf es Gott ankommt. Da sympathisiert am doch mit der Einlassung von Bischof Desmond Tutu, einem afrikanischen Bischof, der im Blick auf die Probleme in seinem Land gesagt hat : „Riskiert, euch so zu verhalten, als wäret ihr vereint, und lasst die Theologen die notwendigen Aufräumarbeiten machen.“ Es braucht in der Kirche Jesu Christi bewegte Menschen, die das Ziel, unter dem einen Dach des Glaubens zu wohnen, nicht aus den Augen verlieren. In der Bibel gibt es ein Bild für die Kirche, das mir sehr nahe liegt. Jesus sagt: „ Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen.“ (Joh.14,2). Ein Haus, viele z Seite 9 Wohnungen im Innern und offene Türen nach außen. Was wäre das für ein Haus? Keine Kaserne mit genau gleichen Räumen, sondern eher ein Mietshaus, in dem es viele unterschiedlich geschnittene Wohnungen gäbe. Jede Wohnung sieht anders aus und doch gehören sie alle zu einem Haus. Jeder kann für sich sein, hat einen Raum, der ihm vertraut und lieb ist und den er gestalten kann, es ist aber auch möglich, mit anderen zusammenzukommen. Sie kennen den guten Grundsatz: „Gegessen wird zuhause!“. Und trotzdem gehört zu jeder guten Hausgemeinschaft, dass hin und wieder ein Hoffest veranstaltet wird. Alle sind willkommen. Jeder bringt was mit was er beizusteuern hat. Es kann zusammen gefeiert werden, das stärkt die Vielfalt. Und warum soll das in Gottes Haus nicht möglich sein? Mancher Skeptiker wird das als Luftschloss abtun, aber ich möchte noch einmal an die Vögel vom Anfang erinnern. Die singen wenn die Nacht noch dunkel ist, mit verschiedenen Stimmen, harmonische Melodien und der Geist weht durch die Musik. So wäre für mich Vielfalt und Einheit auch in der Christenheit zusammen zu denken. Gottes Geist führt über alle Grenzen. In diesem Sinn: Frohe Pfingsten! 32. Kanzel 33. Empore 34. Empore 35. Kirche + Empore 36. Altar + Kirche Amen Zwei Sprachen – ein Geist! Lassen Sie uns noch einmal ein zweisprachiges Lied singen: Unser Leben sei ein Fest - Wir singen das Lied Fünfhundertfünfundfünfzig, zuerst der Chor auf Englisch, dann die Gemeinde in Deutsch Keyboard Intonation zu EG 555: Unser Leben sei ein Fest – May our living be a feast (Satz: Jürgen Blume) Chor EG 555: Str. englisch Chor a cappella (Satz: Jürgen Blume) May our living be a feast, Jesus' spirit be in our midst, Jesus' works be those of our hands, Jesus' spirit in all of our works. May our living be a feast, this very morning and ev'ry day. Gem + Chor EG 555: Str. 1 + 2 Gem. (Satz: Jürgen Blume) + Keyboard 1. Unser Leben sei ein Fest, Jesu Geist in unserer Mitte, Jesu Werk in unseren Händen. Jesu Geist in unseren Werken. Unser Leben sei ein Fest an diesem Morgen (Abend) und jeden Tag. 2. Unser Leben sei ein Fest, Brot und Wein für unsere Freiheit. Jesu Wort für unsere Wege, Jesu Weg für unser Leben. Unser Leben sei ein Fest an diesem Morgen und jeden Tag. Meder + (Fürbittgebet:) GemeindeWir brauchen Gottes Geist. Darum bitten wir im Gebet Ruf mit den Worten: Komm, heiliger Geist, damit wir in dir leben und nicht nur in uns selbst. Die einzelnen Gebetsrufe enden mit den Worten: „Wir Meder 0’15 10.45’28 0’30 10.45’43 0’25 10.46’13 0’50 10.46’38 0’23 10.47’28 z Seite 10 bitten.“ Danach stimmt die Gemeinde ein. 37. Altar + Kirche 38. Altar + Kirche 39. Altar + Kirche 40. Altar + Kirche Föhre + GemeindeRuf Gott, schöpferische Kraft bist Du! Als Frau, die die Natur liebt, sehe ich mit Sorge, was aus deiner Welt wird. Es tut mir weh, dass sie ausgebeutet und geschunden wird. Zeige uns auch die Sprache der Natur, der Vögel und Fische, der Bergen und Täler, des Himmels und der Erde. Komm, heiliger Geist, und zeige uns eine zärtliche Sprache, die Menschen zum Glauben locken kann, eine zärtliche Sprache, die unsere Häuser und Kirchen, die unsere Stadt bewohnbar macht. Wir bitten: Komm, heiliger Geist, damit wir in dir leben und nicht nur in uns selbst. Petry + Gott, begleitende Kraft bist Du! Als Familienvater mit drei Gemeinde- Kindern stehe ich allzu oft in Konflikten, die daraus Ruf entstehen, dass Eltern und Jugendliche ganz unterschiedlich denken und zum Leben stehen. Mangelndes Verständnis, verschiedenen Auffassungen von Verantwortung und Pflichtbewusstsein lassen die Fronten oft verhärten. Ich höre auch oft von meinen Kindern, dass Jugendliche untereinander wenig Verständnis aufbringen, z.B. in der Schule. Nur weil einer anders ist oder eine andere Einstellung hat wird er ausgeschlossen, geärgert oder angegriffen. Komm, Heiliger Geist, gib uns die Gabe, die unterschiedlichen Lebenseinstellungen zu sehen, zu tolerieren und zu akzeptieren. Wir hoffen, dass Eltern und Kinder, dass Jugendliche untereinander sich verstehen und besser zusammenleben können. Wir bitten: Komm, heiliger Geist, damit wir in dir leben und nicht nur in uns selbst. Kreuzer + Gott, öffnende Kraft bist Du! Gemeinde- In unserem beruflichen Alltag haben wir viel mit anderen Ruf Menschen zu tun, mit denen wir unsere Aufgaben gut lösen wollen. Moderne Medien wie e-Mail und SMS täuschen einen allzeit guten Informationsstand vor. Wir meinen damit räumlichen Abstand aufheben zu können. Komm, Heiliger Geist, und öffne unsere Augen, Münder und Ohren, damit wir uns ansehen, miteinander ins Gespräch kommen und uns zuhören. Wir bitten: Komm, heiliger Geist, damit wir in dir leben und nicht nur in uns selbst. VoigtGott, Herr der Kirchen und ihrer Gemeinden. Uns trennt Scherpner + viel von einander, wir sprechen so viele Sprachen, haben Gemeinde- so viel Dogmen, kirchliche Lehren, halten fest an altenRuf sicher auch ehrwürdigen- Vorstellungen, die in der heute so großen Welt keinen Raum mehr haben. Komm, Heiliger Geist, öffne Herzen und Ohren alle Christen, der Namhaften 0’50 10.47’51 1’00 10.48’41 0’47 10.49’41 1’00 10.50’28 z Seite 11 41. Altar VoigtScherpner 42. Empore Chor + Keyboard 43. 44. Altar Kirche Meder Gemeinde 45. Altar Meder und der Namenlosen, dass sie sich gemeinsam unter einem Wort finden, geschwisterlich verstehen, unterstützen und tragen und so gemeinsam vor der Welt bekennen, dass Du Gott Vater durch deinen Sohn, Jesus Christus, das Heil aller Menschen willst. Wir bitten: Komm, heiliger Geist, damit wir in dir leben und nicht nur in uns selbst. Amen. Wir hören den Chor mit dem Lied „In the last days“ von 0’20 10.51’28 Joseph Martin. Es ist ein Lied, das Visionen von den letzten Tagen der Welt besingt. Dann werden Krieg und Streit enden, Hass in Hoffnung gewandelt, Schwerter zu Instrumenten des Friedens. Möge der Heilige Geist bereits in unseren Tagen solches bewirken. Joseph M. Martin: In the Last Days (nach Micha 1,4-5): 2’50 10.51’48 In the last days the people will say: “Let us go into the house of the Lord.“ Come, let us worship the Lord. Come, let us learn His ways. Come let us worship and obey. In the last days God will judge the nations. In the last days war and strife will cease. In the last days hate will be cast down in hope. Swords will be instruments of peace. And war shall be no more. Sing Alleluja. Amen. Come, worship Him with songs of praise! Glory! In the last days the people will say: “Let us go into the house of the Lord.“ (nur zum Verständnis: An den letzten Tagen sagen die Menschen: „Lasst uns in das Haus Gottes gehen.“ Kommt, lasst uns den Herrn anbeten. Kommt, lasst uns seine Wege kennen lernen. Kommt, lasst uns anbeten und gehorsam sein. An den letzten Tagen richtet Gott die Nationen. An den letzten Tagen wird Krieg und Streit enden. An den letzten Tagen wird der Hass in Hoffnung gewandelt werden. Schwerter werden zu Instrumenten des Friedens. Und Krieg wird nicht mehr sein. Singt Alleluja. Amen. Kommt, betet ihn mit Lobliedern an! Gloria! An den letzten Tagen sagen die Menschen: „Lasst uns in das Haus Gottes gehen.“) Wir beten miteinander das Vater unser 0’03 10.54’38 0’45 10.54’41 Vater unser im Himmel geheiligt werde dein Name dein Reich komme dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen, denn dein ist das Reich, und die Kraft, und die Herrlichkeit in Ewigkeit Amen Wir bitten Gott um seinen Segen 0’30 10.55’26 Gott segne und behüte dich Gott lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig Gott hebe sein Angesicht auf dich und schenke dir z Seite 12 46. Altar 47. 48. Empore Empore 49. Kirche + Empore 50. Empore 51. Kirche + Empore 52. Orgel Friedenl. Amen Meder Wir singen nun das südafrikanische Segenslied Masithi – Amen, das inzwischen in viele Sprachen der Welt übersetzt ist. Es steht im Gesangbuch unter der Nummer 609. Der Chor wird die Strophe auf Afrikanisch und spanisch singen, dazwischen und am Schluss die Gemeinde in Deutsch Keyboard Intonation EG 609: Masithi – Singt Amen Chor EG 609: afrikanische Strophe: (Männer) Masithi (Alle) Amen, siyakudumisa. (M) Masithi (A) Amen, siyakudumisa. (M) Masithi (A) Amen, Bawo. Amen, Bawo. Amen, siyakudumisa. Gemeinde + EG 609: deutsche Strophe: (M) Singt Amen, Chor (A) Amen! Wir preisen Gott den Herrn! (M) Singt Amen, (A) Amen! Wir preisen Gott den Herrn! (M) Singt Amen, (A) Amen! Amen, Amen, Amen, Amen! Wir preisen Gott den Herrn! Chor EG 609: spanische Strophe mit Zusatzstimme: (M) Masithi (A) Amen, cantamos al Seňor. (M) Masithi (A) Amen, cantamos al Seňor. (M) Masithi (A) Amen, Amen Amen, Amen Amen, cantamos al Seňor. Gemeinde + EG 609: deutsche Strophe mit Zusatzstimme: Chor (M) Singt Amen, (A) Amen! Wir preisen Gott den Herrn! (M) Singt Amen, (A) Amen! Wir preisen Gott den Herrn! (M) Singt Amen, (A) Amen! Amen, Amen, Amen, Amen! Wir preisen Gott den Herrn! Blume Johann Sebastian Bach: Fantasia super: Komm, heiliger Geist, Herre Gott (dabei ausblenden) 0’17 10.55’56 0’05 10.56’13 0’17 10.56’18 0’17 10.56’35 0’17 10.56’52 0’17 10.57’09 4’15 10.57’26 Die Predigt hielt Dekanin Angelika Meder, Offenbach Lektoren waren Ute Foehre, Peter Kreuzer, Rolf Petry und Magdalene Voigt-Scherpner Es sangen die Rhein-Main-Vokalisten unter Leitung von Jürgen Blume, der auch die Orgel spielte Das Chorstück „In the last days“ begleitete am Keyboard Daniela Roland.