IP/02/31 Brüssel, 10. Januar 2002 Europäische Kommission und Libanon schließen Verhandlungen über ein Assoziationsabkommen ab Präsident Prodi empfängt heute den libanesischen Premierminister Rafik Hariri zu Besuch. Bei dieser Gelegenheit paraphieren die beiden Chefunterhändler1 ein Assoziationsabkommen, mit dem die Verhandlungen über einen neuen Rahmen für die Weiterentwicklung der bilateralen Beziehungen förmlich abgeschlossen werden. Der Kommissar für Außenbeziehungen Patten äußerte dazu heute: "Ich freue mich, dass sich der Libanon durch dieses Assoziationsabkommen fest verpflichtet, eine solide und umfassende Beziehung mit der Europäischen Union einzugehen. Diese engeren Bindungen werden die Aussichten auf wirtschaftlichen Wohlstand und politische Stabilität verbessern. Das Abkommen eröffnet für beide Seiten erhebliche neue Handels- und Investitionsmöglichkeiten und führt zu einem intensiveren politischen Dialog und vertiefter Zusammenarbeit, aus der die Bürger in der südöstlichen Nachbarregion der EU konkret Gewinn ziehen. Trotz der Nahostkrise ist der Barcelona-Prozess eine Realität und zeitigt Ergebnisse: Das Assoziationsabkommen zwischen der EU und dem Libanon öffnet eine neue Ära in den bilateralen Beziehungen und festigt die 1995 durch die Konferenz von Barcelona angestoßene Partnerschaft Europa-Mittelmeer. Es trägt zu Frieden und Sicherheit in der Region bei und liefert Impulse für die Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zwischen dem Libanon und seinen Partnern im Mittelmeerraum. Die Paraphierung des Abkommens bestätigt den Libanon in seiner Stellung als wichtiger wirtschaftlicher und politischer Partner der EU in der Region sowie die Verpflichtung des Landes zu einer stärkeren Integration seiner Wirtschaft in die der EU und ihrer Mittelmeer-Partner. Ferner richtet es eine klare und positive Botschaft an die internationale und die europäische Investorengemeinschaft bezüglich der Chancen für ausländische Direktinvestitionen im Libanon. Europa ist der wichtigste Handelspartner des Libanon und ein wichtiger Geber bei der Unterstützung des libanesischen Programms zur wirtschaftlichen und sozialen Modernisierung. Die Beziehungen zwischen der EU und dem Libanon sind bereits eng aufgrund des Kooperationsabkommens von 1978, das von dem neuen Assoziationsabkommen ersetzt wird. 1 Der libanesische Wirtschafts- und Handelsminister, Basil FULEIHAN, und die stellvertretende Generaldirektorin Außenbeziehungen der Europäischen Kommission, Catherine DAY. Der Abschluss des neuen Assoziationsabkommens verpflichtet beide Seiten zu einer weiteren Liberalisierung des bilateralen Handels und hilft sicherzustellen, dass Wirtschaft und Verbraucher im Libanon von der Weiterentwicklung des internationalen Handels und der Investitionen profitieren. Es sorgt innerhalb von 12 Jahren für den schrittweisen Abbau von Einfuhrzöllen auf gewerbliche Erzeugnisse aus der EU (der Libanon genießt für seine gewerblichen Erzeugnisse bereits zollund kontingentfreien Zugang zu den EU-Märkten). Die EU hat sich bei allen libanesischen Agrarerzeugnissen mit dem Zeitpunkt des Inkrafttretens des Abkommens für eine Politik der sofortigen vollständigen Liberalisierung entschieden (ohne Zoll oder Kontingent), außer für eine begrenzte Liste sensibler Kategorien, für die Präferenzregelungen vereinbart wurden. Der Libanon hat im Gegenzug fünf Jahre nach Inkrafttreten des Abkommens die Zölle auf europäische Agrarausfuhren erheblich abzubauen. Das Abkommen schafft eine wichtige Grundlage für die wirtschaftliche Liberalisierung im Libanon. Es verpflichtet den Libanon, moderne Rechtsvorschriften im Bereich Wettbewerb und Schutz des geistigen Eigentums einzuführen. Es sorgt für frühzeitige Gespräche über die Marktöffnung in Dienstleistungsbereichen wie Banken, Verkehr, Versicherungen und Tourismus. Das neue Assoziierungsabkommen umfasst weit mehr als nur Handel und Wirtschaft. Es schafft neue institutionelle Strukturen für einen intensiveren politischen Dialog und für Zusammenarbeit in einem breiten Spektrum an Feldern von Bildung und Kultur bis hin zur Bekämpfung von Kriminalität, Geldwäsche und Drogen. Beide Parteien haben zugesagt, die Menschenrechte und die demokratischen Grundsätze zu wahren. Zwischen dem Libanon und der EU läuft bereits ein ehrgeiziges Programm wirtschaftlicher Zusammenarbeit, um den libanesischen Unternehmen zu helfen, sich den Herausforderungen der internationalern Wirtschaft zu stellen. Für die Umsetzung des Assoziationsabkommens wird Hilfe für Bereiche wie die Umstrukturierung der Zollverwaltung, die Unterstützung der Normungs- und technischen Regulierungsbehörden, die Stärkung des Patentwesens, den Urheberschutz und die Regulierungsstellen für gewerbliche Muster sowie für Exportentwicklung und –förderung bereitgestellt. Die beiden Parteien unterzeichnen das Assoziationsabkommen voraussichtlich im Frühjahr 2002; in Kraft treten wird es jedoch erst nach der Ratifikation durch die Parlamente des Libanon, der Mitgliedstaaten der Europäischen Union und durch das Europäische Parlament. Die ersten Schritte in Richtung eines neuen Assoziationsabkommens begannen 1995; Ende 2000 sowie im Laufe des Jahres 2001 wurde dann intensiv verhandelt. Im Dezember 2001 wurden die Verhandlungen abgeschlossen, so dass der während Präsident Prodis Besuch in Beirut auf das Jahresende festgelegte Termin eingehalten wurde. Der Libanon und die EU haben sich auf den Abschluss eines Interimabkommens geeinigt, das das rasche Inkrafttreten der Handelszugeständnisse des Assoziationsabkommens erlaubt, während die parlamentarische Ratifikation des Abkommens noch im Gange ist. Das Interimabkommen soll voraussichtlich Mitte 2002 in Kraft treten. 2 Das neue Assoziationsabkommen zwischen der EU und dem Libanon ist eines in einer Reihe ähnlicher Abkommen zwischen der EU und den Ländern der Region. Sie gehen auf die Barcelona-Erklärung von 1995 zurück und bilden die Grundlage einer neuen Europa-Mittelmeer-Partnerschaft, die sicherheitspolitische, wirtschaftliche und soziale Beziehungen umfasst. Eine der unmittelbaren Folgen daraus ist die Schaffung einer Freihandelszone Europa-Mittelmeer bis 2010. Jetzt, da acht der neun südlichen Mittelmeeranrainerstaaten ohne Beitrittskandidatenstatus in dieser Form ein Abkommen mit der EU schließen (allein Syrien muss die Verhandlungen noch abschließen), rückt die Verwirklichung einer Freihandelszone und die Intensivierung der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Beziehungen zwischen der Union und den Mittelmeerpartnern näher. Internetseiten : http://europa.eu.int/comm/external_relations/lebanon/intro/index.htm 3