Anatomie Fleischmann Männliche und Weibliche Geschlechtsorgane 1) Männliche Geschlechtsorgane Innere Geschlechtsorgane: Hoden und Nebenhoden Samenstrang und Samenleiter Samenbläschen und Prostata Äußere Geschlechtsorgane: Penis Hodensack Hoden (Testis): Die Eiförmigen Hoden sind die Keimdrüsen des Mannes. Sie hängen im Hodensack (Scrotum) am Samenstrang, einem Gefäßstiel, der Arterien, Venen und den Samenleiter enthält. In den Hoden werden Geschlechtshormone und Samenzellen gebildet. Hoden und Nebenhoden sind ursprünglich im kleinen Becken angelegt und wandern gegen Ende der Fetalzeit in den Hodensack (Hodendescensus). Der Stand des Hodens bei der Geburt gilt als Reifezeichen. Bau des Hodens: liegen im Scrotum Hängen am Samenstrang der aus dem Leistenkanal kommt Eiförmig ca. 4-5 cm lang Von praller Konsistenz Unterteilt in 200 – 300 Hodenläppchen, die jeweils mehrere gewundene Hodenkanälchen (Tubuli seminiferi) enthalten Funktionen des Hodens: Produktion von Geschlechtshormonen (Testosteron) Bildung von Samenzellen (in der Geschlechtsreife) Die Hoden liegen im Hodensack außerhalb des Bauchraums etwa 2-4°C unterhalb der Körpertemperatur, da die Produktion der Samenzellen bei höheren Temperaturen unterdrückt wird. Daher ist ein Leisten- oder Bauchhoden meistens nicht zu einer normalen Samenproduktion fähig. Nebenhoden (Epididymis): Der Nebenhoden liegt dem Hoden schweifförmig auf. Er geht über den Nebenhodengang, der sich aus den Samenkanälchen bildet, in den Samenleiter über. Im Nebenhoden erfolgt die Speicherung des Samens. Hodensack (Scrotum): Der Hodensack bildet sich in der Embryonalentwicklung während der sog. Descensus (Herabwanderung) der Hoden aus der Bauchhöhle durch eine Ausstülpung der Bauchwand. Die Hoden werden durch die Lage im Hodensack der Wärme der Bauchhöhle entzogen, die sich störend auf die Bildung der Samenzellen auswirken würde. Die Temperatur im Scrotum liegt etwa 2-4°C unter der Körpertemperatur. Samenstrang: Der Samenstrang ist ein bindegewebiger Gefäßstiel, der durch den Leistenkanal vom kleinen Becken zum Hoden zieht. Er führt folgende Strukturen: Samenleiter (der sich aus dem Nebenhodengang fortsetzt) Arterielle und venöse Gefäße zur Blutversorgung Nervenfasern Samenleiter (Ductus Deferens): Der Samenleiter ist das ca. 50-60 cm lange Transportorgan des Spermas. Er vereinigt sich mit der Mündung des Samenbläschens und endet mit dem Spritzkanälchen, das die Prostata durchbohrt, schließlich in der Harnröhre. Samenbläschen: Das Samenbläschen ist eine paarig angelegte, sackförmige, ca. 5-10 cm lange Drüse. Sie liegt zwischen Harnblasengrund und Prostata und sondert ein alkalisches Sekret ab, das Fruktose zur Energiegewinnung der Spermien beinhaltet. Das Sekret der Samenbläschen ist für eine ungestörte Spermienbeweglichkeit unbedingt notwendig. Vorsteherdrüse (Prostata): Die Vorsteherdrüse ähnelt in Größe und Gestalt einer Kastanie und liegt zwischen Harnblasengrund und Beckenbodenmuskulatur. Sie wird von der Harnröhre und den beiden Spritzkanälchen durchzogen und bildet ein dünnflüssiges, schwach alkalisches Sekret. Die Prostata ist vom Rektum aus tastbar. Glied (Penis): Der Penis ist das äußere Geschlechtsorgan des Mannes. Er dient sowohl der Harnentleerung als auch dem Transport des Spermas beim Geschlechtsverkehr. Bau: Peniswurzel: Ansatzstelle an der Muskulatur des Beckenbodens und den beiden Schambeinästen Penisschaft: tritt unter der Symphyse vor und wird im Wesentlichen von zwei großen Schwellkörpern (Corpus Cavernosa) gebildet, die der Erektion dienen Eichel: verdicktes Ende des Schaftes mit Harnröhrenmündung Der Penis wird von der dünnen, gut verschieblichen Vorhaut (Praeputium) überzogen, die nur im Bereich der Eichel mit dem Schaft verwachsen ist. Samenflüssigkeit (Sperma): Das Sperma des erwachsenen Mannes besteht aus den Sekreten von Nebenhoden, Samenbläschen und Prostata und enthält die Spermien. Bei der Ejakulation werden ca. 3-5 ml Sperma mit ca. 250-350 Millionen Spermien entleert. Das alkalische Milieu der Sekrete schützt die Spermien vor dem sauren Milieu der Scheide und sorgt für eine gute Beweglichkeit. Männliche Geschlechtshormone: Im Bindegewebe zwischen den Samenkanälchen liegen die so genannten LeydigZwischenzellen, die männliche Geschlechtshormone (Androgene) produzieren. Hauptvertreter der Androgene ist das Testosteron, aber auch Östrogene werden in geringer Menge im Hoden produziert. Testosteronwirkungen: Geschlechtsdifferenzierung (Hoden- und Peniswachstum in der Pubertät) Samenbildung Geschlechtstrieb Förderung der Eiweißsynthese (anabole Wirkung) Fördernder Einfluss auf die Blutbildung Stimuliert wird die Testosteronbildung durch Ausschüttung der Hypothesenvorderlappenhormone LH und FSH. Die Sekretionsrate beträgt ca. 7 mg/Tag. 2) Weibliche Geschlechtsorgane Innere Geschlechtsorgane: Scheide (Vagina) Gebärmutter (Uterus) Eileiter (Tuben) Eierstöcke (Ovarien) Äußere Geschlechtsorgane: Schamlippen (Labien) Scheidenvorhof (Vestibulum) Vorhofdrüsen (Bartholin- Drüsen) Kitzler (Klitoris) Harnröhrenmündung Die Anteile der äußeren Geschlechtsorgane werden auch als Vulva zusammengefasst. Primäre Geschlechtsmerkmale: Eileiter Eierstöcke Uterus Scheide Gebärmutter Vulva Sekundäre Geschlechtsmerkmale: Die Entwicklung der weiblichen Brust Schambehaarung Achselbehaarung Vulva: Große Schamlippen: Begrenzen die Schamspalte Enthalten Fettgewebe, Schweiß und Duftdrüsen Kleine Schamlippen: Dünne Hautfalten Umschließen den Scheidenvorhof Laufen vorne in zwei Falten zusammen, die die Klitoris bilden Kitzler (Klitoris): Die Klitoris entspringt mit zwei Schenkeln von den beiden Schambeinästen. Sie enthält ebenso wie der Penis Schwellkörper und ist sensibel innerviert. Bartholin-Drüsen (Vorhofdrüsen): Paarig angelegte Drüsen, deren Ausführungsgang zwischen kleinen Schamlippen und äußerer Scheidenöffnung mündet. Sie sondern ein schleimiges Sekret zur Befeuchtung der Scheide ab. Harnröhre: Die weibliche Harnröhre ist 2-4 cm lang und verläuft zwischen Symphyse und vorderer Scheidenwand. Scheide (Vagina): Die Scheide ist ein 8-10 cm langes, dünnwandiges, muskuläres Rohr, das oben die Portio (Gebärmuttermund) umfasst und sich mit dem Scheideneingang na außen öffnet. Die Scheide ist als Kohabitationsorgan und Geburtskanal extrem dehnbar. Das saure Scheidenmilieu dient als Abwehrbarierre gegen eindringende Keime. Bei Geburt ist die Scheide durch das Hymen (Jungfernhäutchen) teilweise verschlossen, wird aber spätestens beim ersten Geschlechtsverkehr vollständig perforiert. Feinbau: Schleimhaut mit vielschichtigem, unverhornten Plattenepithel, meist ohne Drüsen Drüsen im Uterushals zur Sekretabsonderung Scheidenflüssigkeit: Pro Tag werden etwa 2-4g Scheidenflüssigkeit gebildet, die mit einem pH-Wert um 4,0 im sauren Bereich liegt. Der saure pH-Wert, der durch die Anwesenheit von Milchsäure zustande kommt, erfüllt eine Schutzfunktion gegen das Eindringen von Bakterien in Scheide und höhere Abschnitte des Genitaltraktes. Wesentlich für die Konstanz dieses sauren Milieus ist die Anwesenheit von Östrogenen und Döderlein-Bakterien, die für die Vergärung von Zucker und Milchsäure sorgen. Störfaktoren des Scheidenmilieus: Östrogenmangel (nach der Menopause) Verschiebung des pH-Wertes Vernichtung der Döderlein-Bakterien durch Antibiotika oder Chemikalien Vaginalduschen, Intimsprays Gebärmutter (Uterus): Die Gebärmutter ist ein birnenförmiges, etwa 9 cm langes und 100g schweres Organ, das zur Aufnahme des befruchteten Eies und dem Austragen einer SS dient. Bau: Portio (Muttermund, mündet zur Scheide hin) Zervix (Gebärmutterhals) Korpus (Gebärmutterkörper, nimmt an beiden Seiten die Eileiter auf) Wandaufbau: Die Hauptmasse des Uterus besteht aus in verschiedenen Schichten gelagerten Muskelfasern (Myometrium), die sich beim Austreiben des Kindes unter der Geburt gezielt kontrahieren können (Wehen): Mittlere, dickste Muskelschicht: besonders gefäßreich und Motor beim Geburtsvorgang Dünne, innere Schicht: bestehend aus ringförmigen Muskelzügen, hilft während der Geburt eröffnete Gefäße durch Kontraktion zu verschließen Dünne, äußere Schicht: zur Stabilisation des Uterus Die Uterusinnenfläche ist mit einer Schleimhaut (Endometrium) ausgekleidet, die sich regelmäßig mit dem Menstruationsrhythmus ändert und zum Ende eines jeden Zyklus abgestoßen wird (Monatsblutung). Auf der Außenseite des Uterus liegt das Peritoneum auf, das in diesem Bereich Perimetrium heißt. Lage: Der Uteruskörper (Korpus) ist normalerweise gegen den Halsteil nach vorne abgewinkelt, der Muttermund (Portio) zeigt in Richtung auf das Steißbein. Die Lage des Uterus uns der benachbarten Organe (Blase, Rektum) im kleinen Becken ist durch einen umfangreichen Halteapparat aus mehreren Bändern und glatter Muskulatur gesichert: Lig. sacrouterinum: von Kreuzbeinhöhle zur Hinterwand der Zervix Lig. teres uteri (rotundum): vom oberen Korpusteil zum Schambein Lig. latum: von Seitenwand des Korpus zur seitlichen Beckenwand Lig. cardinale: von seitlicher Beckenwand zur Zervix Lig. suspensorium ovarii: vom Ovar zur Beckenwand Lig. ovarii proprium: vom Ovar zum Uterus Funktion: Die Gebärmutter ist der Fruchthalter in der SS. Im Rahmen des Menstruationszyklus findet eine zyklische Vorbereitung der Uterusschleimhaut auf die Einnistung eines Befruchteten Eis statt. Eileiter (Tube): Die 8-20 cm langen Eileiter ziehen beidseits vom oberen Uterusteil zu den Eierstöcken und münden dort trichterförmig mit den fransenählichen Fimbrien praktisch frei in die Bauchhöhle, wobei die Fimbrien den Eierstock weitgehend umspannen. Der dem Uterus nahe gelegene Teil ist enger (isthmischer Teil) als der dem Ovar zugewandte Teil (ampullärer Abschnitt). Die Tubenwand beherbergt eine Muskelschicht, die mit peristaltischen Kontraktionen das ovulierte Ei in Richtung des Uterus befördert. Eierstock (Ovar): Die paarig angelegten Eierstöcke sind mandelförmig, etwa 3-5 cm lang, 1 cm dick und mit jeweils einem Band mit der seitlichen Beckenwand und dem Uterus verbunden. Das Ovar beherbergt von Geburt an etwa 1 Million Eizellen, die sich ab der Geschlechtsreife in einem hormonellen gesteuerten Zyklus zu sprungreifen Eiern entwickeln und dann in den Eileiter abgeben werden. Weibliche Brust (Mamma): Die Brustdrüse liegt zwischen der 3. und 6. Rippe auf der Faszie des großen Pectoralismuskels. Sie besteht aus 15-20 Drüsenlappen, die wiederum aus jeweils 10-15 Läppchen bestehen. Jedes Läppchen, das aus einzelnen Milchbläschen (Alveolen) besteht, hat einen einzelnen Milchgang, der in die Brustwarze mündet. In der Mitte der braun pigmentierten Brustwarze erhebt sich die Mamille. Die Mamma ist von einem dichten Netz von Lymphgefäßen umsponnen und durchzogen, wobei der Hauptlymphusabfluss zur Achselhöhle und zum Sternum hin gerichtet ist. Menstruationszyklus: Die Menstruation ist Ausdruck der zyklischen Vorgänge in Eierstöcken (Ovarien) und Gebärmutter (Uterus) der Frau. Beteiligte Hormone: Menstruationszyklus und SS werden von Sexualhormonen gesteuert. Sie werden in Eierstöcken, Nebennierenrinde und Plazenta gebildet und unterliegen der Steuerung von Hormonen aus Hypophyse und Hypothalamus. Östrogene: So genannter Brunst erzeugender Stoff, der durch seine Wirkungen eine Befruchtung und SS vorbereiten und fördern soll. Bildungsort: Ovar Follikel Plazenta Nebennierenrinde Wirkung: Stimulierung der Follikelreifung Auslösung der ovulatorischen LH-Ausschüttung Prolieferation (Aufbau) des Endometriums in der ersten Zyklushälfte Änderung des Zervixsekretes zur Erleichterung des Spermiendurchtrittes Wirkung außerhalb der Geschlechtsorgane: Stimulierung der Knochenreife Verstärkte Einlagerung von Wasser ins Gewebe Steigerung des Sexualtriebes Gestagene: Wichtigstes Gestagen ist das Progesteron. Es sorgt mit seinem Konzentrationsgipfel in der zweiten Zyklushälfte für optimale Bedingungen für die Einnistung eines befruchteten Eies und gilt als eigentliches Schutzhormon der SS. Bildungsort: Gelbkörper (Corpus luteum) des Ovars Plazenta Nebennierenrinde Wirkung: Vorbereitung des Endometriums für die Aufnahme des Eis Beeinflussung von Eitransports und Gesamtmilieu im Uterus Erhöhung der Körpertemperatur um ca. 0,5°C Prolaktin: Das mit dem Wachstumshormon STH chemisch eng verwandte Prolaktin wird in der Hypophyse gebildet. Das Prolaktin ist verantwortlich für die Milchproduktion und Milchsekretion. Oxytocin: Das Oxytocin führt zum Zusammenziehen des Uterus und zur Kontraktion der Milchausführungsgänge in der Brustdrüse. So wird in der Zeit nach der Geburt die Rückbildung des Uterus und der Milchfluss stimuliert. Reiz für die Ausschüttung von Prolaktin und Oxytocin ist das Saugen an den Brustwarzen. Androgene: Wichtigster Vertreter ist das Testosteron, das bei der Frau nur in geringen Mengen gebildet wird. Gonadotropine: Gonadotropine werden in der Hypophyse gebildet und steuern Wachstum und Funktion der Ovarien. Die wichtigsten Gonadotropine sind FSH (follikelstimulierendes Hormon) und LH (luteinisierendes Hormon), die eine Hauptfunktion in der Steuerung des Zyklus haben. Releasinghormone: Die Releasinghormone werden im Hypothalamus gebildet und stimulieren die Abgabe der Gonadotropine in der Hypophyse. Zeitlicher Ablauf des Menstruationszyklus: 1. Tag (Zyklusbeginn): Beginn der Menstruationsblutung mit einer Dauer von 2-6 Tagen 5-14. Tag (Follikel- oder proliferative Phase): Nach dem Ende der Blutung beginnt unter dem Einfluss des FSH im Eierstock (Ovar) die Reifung des Follikels über verschiedene Stufen bis zum sprungreifen Graaf-Follikel. Zugleich stimulieren die zunehmend gebildeten Östrogene den Abbau (Proliferation) Endometriums, das somit für die Aufnahme eines befruchteten Eies vorbereitet wird. 14.Tag (Eisprung, Ovulation): Um den 14. Tag kommt es durch einen starken LH-Anstieg (ausgelöst durch steigende Östrogenproduktion des Follikels) zur Ovulation. Dieser Zeitraum ist der günstigste für eine Befruchtung durch eindringende Spermien. Nach der Ovulation entwickelt sich aus dem gesprungenen Follikel das Corpus luteum, ein wichtiger vorübergehender Bildungsort des Progesterons. 14-28. Tag (Sekretorische Phase, Gelbkörperphase): Die sekretorische Phase dauert regelmäßig 14. Tage. Sie ist charakterisiert durch Veränderung der Drüsen in der Uterusschleimhaut und zunehmende Ischämie der Schleimhaut. Am Ende der Phase kommt es zur Abstoßung der Uterusschleimhaut in Form der Monatsblutung. Die hohe Östrogen- und Progesteronproduktion während dieser Phase verhindert über ein negatives Feed-back weitere Ovulationen. Nervensystem Das Nervensystem dient der Nachrichtenübermittelung. Wie das hormonelle System ist es ein wichtiges Koordinations- und Steuerungssystem, es hat aber eine wesentliche schnellere Zugriffszeit. Im Gehirn werden Sinne, Willkürmotorik und Gefühlswelt durch eine unvorstellbare Zahl von miteinander vernetzten Zellgruppen koordiniert und die entsprechenden Reaktionen gesteuert. Anatomische Einteilung: Das Nervensystem wird anatomisch in zwei große Anteile untergegliedert: Zentrale Nervensystem Peripheres Nervensystem Zentrales Nervensystem: Das Zentrale Nervensystem umfasst Gehirn und Rückenmark. Das Gehirn lässt sich anatomisch in sechs Anteile aufgliedern: Endhirn (Großhirn, Basalganglien, Seitenventrikel) Zwischenhirn (III. Ventrikel, Thalamus) Mittelhirn (Vierhügelplatte, Großhirnschenkel) Hinterhirn (Brücke) Kleinhirn Nachhirn (verlängertes Mark, IV. Ventrikel) Peripheres Nervensystem: Das periphere Nervensystem ist ein System von unzählig vielen, verzweigten Nerven, die da ZNS mit den übrigen Körperabschnitten (Peripherie) verbinden. Die peripheren Nerven treten als Hirnnerven durch die Löcher der Schädelbasis und als Spinalnerven durch die Zwischenwirbellöcher nach außen und ziehen zu Muskeln, Hautbezirken, Eingeweiden und Sinnesorganen. Periphere Nerven leiten Informationen zum ZNS hin und vom ZNS weg. Funktionelle Einteilung: Nach der Funktion teilt man das Nervensystem in folgende zwei Bereiche ein: Animalisches (willkürliches) Nervensystem Vegetatives (autonomes) Nervensystem Animalisches NS: Dass willkürliche NS dient in erster Linie der willkürlichen Muskelbewegung und der bewussten Wahrnehmung Vegetatives NS: Dass unwillkürliche NS innerviert die glatte Muskulatur der inneren Organe und Drüsen. Aufgrund antagonistischer (entgegengesetzter) Funktionen unterscheidet man Sympathikus und Parasympathikus. Bau des Gehirns: Das Gehirn liegt in der Schädelhöhle, umgeben von einer knöchernen Kapsel. Es wiegt etwa 1250-1400g. Das Gewicht lässt keine Rückschlüsse auf die Intelligenz des Trägers zu. Das Gehirn ist das zentrale Steuerorgan des Nervensystems und leitet Befehle über das Rückenmark in die Peripherie bzw. empfängt und verarbeitet Reize aus der Peripherie. In der Embryonalzeit durchläuft es eine komplizierte Entwicklung, ausgehend vom Neuralrohr. Beim Erwachsenen besteht es im Wesentlichen aus folgenden Teilen: Großhirn mit zwei Großhirnhälften Hirnstamm Kleinhirn Die beiden Großhirnhemisphären, deren Oberfläche durch Furchen (Sulci) und Windungen (Gyri) vergrößert sind, sind miteinander durch zahlreiche Nervenbahnen verbunden. Gliederung des Gehirns: Endhirn (mit beiden Großhirnhälften) Zwischenhirn ( mit den Hormonsteuerdrüsen Hypothalamus und Hypophyse) Mittelhirn (Mesenzephalon) mit Vierhügelplatte, Haube und Hirnschenkeln Hinterhirn (Kleinhirn, Brücke) Nachhirn ( verlängertem Rückenmark, Medulla oblongata) Im Gehirn finden sich vier unterschiedlich große, mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume, das Ventrikelsystem. Im Querschnitt des Großhirns zeigen sich ein außen, grauer Saum (Hirnrinde) und eine innen gelegene, weiße Substanz (Hirnmark) Graue und Weiße Substanz: Graue Substanz: Die graue Substanz ist die aus Nervenzellen aufgebaute Gehirnsubstanz. Sie ist Ausgangspunkt der Befehle, z.B.: in das Rückenmark und andere Teile des Gehirns und Empfänger von Informationen aus der Peripherie. Die graue Substanz befindet sich im Gehirn außen und im Rückenmark innen. Weiße Substanz: Die weiße Substanz besteht aus markhaltigen Nervenfasern, die für die weiße Farbe verantwortlich sind. Sie dienen der Nachrichtenleitung. Die weiße Substanz befindet sich im Gehirn innen und im Rückenmark außen. Großhirn: Das Großhirn mit seinen beiden Hemisphären nimmt den größten Teil des Gehirns ein. Es umschließt ein System von Hohlräumen (Ventrikel), die mit klarer Flüssigkeit gefüllt sind (Liquor) sowie ein großes Hirnkerngebiet unterhalb und seitlich der Ventrikel. Dort befinden sich Ansammlungen von Nervenzellen (Basalganglien), z.B. Claustrum und Corpus striatum. Die Oberfläche des Großhirns ist durch zahlreiche Windungen und Furchen vergrößert. Die beiden Hirnhälften sind durch unzählige Nervenbahnen (Balken) miteinander verbunden. Bei Ausfällen von einer Gehirnhälfte kann die Funktion zum Teil durch die gegenüberliegende Hälfte übernommen werden. Bei Motorik und Sensibilität ist eine Hirnhälfte in der Regel für die gegenüberliegende Seite verantwortlich. Das Großhirn wird in 4 Hirnlappen eingeteilt: Stirnlappen (Lobus frontalis) Scheitellappen (Lobus parietalis) Schläfenlappen (Lobus temporalis) Hinterhauptslappen (Lobus occipitalis) Funktionsbereiche (Rindenfelder): Das Gehirn erhält aus der Umwelt über die Sinnesorgane und die verschiedenen Rezeptoren laufend Infos über Körperstellung, Muskelaktionen, Seheindrücke, Geräusche und vieles andere. Die Verarbeitung dieser Reize erfolgt in spezifischen Bereichen des Gehirns. Diese Funktionsbereiche (Rindenfelder) sind auf der Hirnrinde (graue Substanz) lokalisiert. Hintere Zentralwindung, Gyrus postcentralis (Körperfühlsphäre): Die Körperfühlsphäre ist hinter der zentralen Furche lokalisiert. Zu ihr werden vor allem durch Hautberührungen ausgelöste Reize (Schmerz, Kälte, Wärme) geleitet und verarbeitet. Den verschiedenen Organen bzw. Körperbezirken entsprechen dabei jeweils ganz bestimmte Bereiche in der Rinde (somatotope Gliederung). Die rechte Hirnhälfte ist für die linke Körperhälfte zuständig und umgekehrt. Vordere Zentralwindung, Gyrus praecentralis (Motorische Rinde): Die motorische Rinde, vor der zentralen Furche gelegen, gibt Befehle an die Muskulatur der jeweils gegenüberliegenden Körperhälfte. Auch hier ist die Rinde somatotop gegliedert, so dass Muskulatur bestimmter Körperregionen in bestimmten Bereichen repräsentiert ist. Auf der untenstehenden Abbildung werden das Ausmaß der nervalen Versorgung und die Gewichtung einzelner Körperteile erkennbar. Motorisch anspruchsvolle Bereiche wie die Hand mit den vielen kleinen Handmuskeln nehmen einen entsprechend größeren Bereich ein wie z.B. der gesamte restliche Arm. Ebenso sind die sensibel aufwändig innervierten Lippen überproportional auf der sensorischen Rinde vertreten. Sensorisches Sprachzentrum (Wernicke-Feld): Das Wernicke-Sprachzentrum liegt im Schläfenlappen und ist für Verstehen und Interpretation von Wörtern zuständig. Eine Schädigung des Sprachzentrums (z.B. durch Schlaganfall) führt zu reichlicher Sprachproduktion, aber mit sinnlosen Wortneubildungen und einem nicht mehr verständlichen Kauderwelsch, zur sog. sensorischen Aphasie (Wortverständnisstörung) Motorisches Sprachzentrum (Broca Feld): Das Broca-Sprachzentrum befindet sich im Bereich der unteren Frontalwindung und führt bei Schädigung zur motorischen Aphasie (Wortbildungsstörung). Wenn die Pat. überhaupt sprechen, dann im Telegrammstil. Das Sprachverständnis ist dabei erhalten. Sehzentrum: Das Sehzentrum ist im Hinterhauptslappen lokalisiert. Über die Netzhaut aufgenommenes Licht wird nach Umwandlung in elektrische Impulse über den Sehnerven zum Sehzentrum geleitet und dort zu einem bewussten Seheindruck verarbeitet. Riechzentrum: Das Riechzentrum ist im Schläfenlappen vorne lokalisiert. Die über den Riechnerv aufgenommenen Riecheindrücke werden als elektrischer Impuls zum Riechzentrum geleitet und dort zum bewussten Geruchseindruck verarbeitet. Hörrinde: Die Hörrinde verarbeitet die vom Ohr eintreffenden Reize zu bewussten Hörempfindungen Kerngebiete und Basalganglien: Im Gehirn befinden sich neben den Rindenbezirken zusätzlich zahlreiche Ansammlungen von Kernen (Kerngebiete, Basel- und Stammganglien) innerhalb der Hirnmasse mit ganz bestimmten Funktionen. Thalamus: Große, graue Kernmasse beiderseits des III. Ventrikels. Der Thalamus ist u. a. verantwortlich für die Sinnesverarbeitung aus Haut, Ohr und Auge. Der Thalamus wird auch als Tor zum Bewusstsein bezeichnet. Corpus striatum: Der Streifenkörper, der sich aus zwei Teilen zusammensetzt, liegt beiderseits des Thalamus in der Basis der Großhirnhälften. Er besteht aus Nucleus caudatus (Schweifkern) und Putamen (Schale), die miteinander durch graue Brücken verbunden sind. Limbisches System: Das limbische System umfasst eine Reihe von Strukturen im Randgebiet zwischen Großhirn und Hirnstamm. Es enthält verschiedene Kerngebiete wie z.B. den Mandelkern. Das limbische System steuert Gemüt, Sexualtrieb, Lust und Emotionen Hypothalamus: liegt unterhalb des Thalamus im Zwischenhirn. Er ist das übergeordnete Steuerorgan des vegetativen NS, das alle vegetativen Funktionen und Regulationsvorgänge kontrolliert und steuert. Der Hypothalamus bildet die Releasing-Faktoren, die unter anderem die Hormonabgabe der Hypophyse steuern. Hirnstamm: Die Anteile des zentralen NS, die das Großhirn mit dem Rückenmark verbinden, werden als Hirnsatmm bezeichnet. Der Hirnstamm besteht aus folgenden Anteilen: Mittelhirn (mesenzephalon) Brücke (Pons) Verlängertes Rückenmark (Medulla oblongata) Mittelhirn (Mesenzephalon): Das Mittelhirn ist der kleinste Hirnabschnitt. Es enthält Umschaltstellen für Hör- und Sehnerven und ist Ursprung einiger Hirnnerven. Im Mittelhirn befindet sich die Vierhügelplatte, die akustische und optische Reflexbahnen enthält. Außerdem wird das Mittelhirn von einem dünnen Kanal durchzogen, der den 3. und 4. Ventrikel verbindet (Adäquat). Brücke (Pons): Die Brücke ist der mittlere Teil des Hirnstamms. Durch die Brücke ziehen unter anderem die Pyramidenbahnen, die motorische Informationen aus der Großhirnrinde leiten. Verlängertes Rückenmark (Medulla oblongata): Die medulla oblongata verbindet das Rückenmark mit der Brücke. Sie enthält wichtige Zentren für die Steuerung der Atmung (Atemzentrum) und des Kreislaufs. Außerdem sind in der Medulla oblongata verschiedene Reflexzentren wie Husten-, Niesen und Schluckreflex lokalisiert. Formatio Reticularis: Die Formatio reticularis ist ein netzartiger Verband von Nervenzellen und Ganglienzellen, die sich von der Medulla oblongata bis ins Zwischenhirn zieht. Die Formatio Reticularis ist verantwortlich für reflektorische Steuerungen, vegetative Funktionen (Schlaf-WachRhythmus), die Koordination von Reflexen zu Bewegungsabläufen, aber auch Regulationszentren für die Bewusstseinslage. Kleinhirn (Cerebellum): Das Kleinhirn liegt unterhalb der Großhirnhälften in der hinteren Schädelgrube. Es besteht wie das Großhirn aus zwei Hälften, deren Oberflächen durch Windungen vergrößert sind. Funktion: Die Hauptaufgaben des Kleinhirns bestehen in der Feinregulation und Koordination von: Bewegung Muskeltonus Gleichgewicht Erreicht wird diese Feinregulation durch komplexe Verschaltungen mit den Befehlszentren der Motorik im Großhirn sowie einer permanenten Rückkopplung mit den Sinnesorganen, die es dem Kleinhirn erlauben, in geplante oder laufende Bewegungsmuster einzugreifen. Das physiologische Prinzip der Feinregulation besteht aus hemmenden Einflüssen auf Befehle, die beispielsweise aus der Großhirnrinde kommen. Kleinhirnschäden zeigen sich in Gleichgewichtsstörungen und überschießenden, unkoordiniert wirkenden Bewegungen. Hirnhäute, Liquor und Ventrikelsystem: Die Hirnhäute und das Ventrikelsystem mit dem Hirnwasser (Liquor) dienen als Schutzeinrichtungen für das äußerst empfindliche Nervengewebe von Gehirn und Rückenmark. Das ZNS, das ohnehin schon durch seine Lage im knöchernen Schädel bzw. im Wirbelkanal geschützt ist, wird zusätzlich noch von den drei Hirnhäuten umgeben. Die Ventrikel und der Subarachnoidalraum, die mit Liquor gefüllt sind, erfüllen außerdem die Funktion eines Wasserkissens, der Gehirn und Rückenmark bei schnellen Bewegungen wie ein Puffer auffängt. Hirnhäute (Meningen): Das Gehirn wird von drei Hirnhäuten umhüllt, die sich in den Rückenmarkskanal fortsetzen und dort das Rückenmark umgeben. Von außen nach innen befinden sich folgende Häute: Dura mater (harte Hirnhaut) Arachnoidea (Spinngewebshaut) Pia mater (weiche bzw. Innere Hirnhaut) Dura mater (Harte Hirnhaut): Die harte Hirnhaut kleidet die Innenfläche des Schädelknochens aus. Sie senkt sich zwischen den beiden Großhirnhälften als Hirnsichel (Falx cerebri) ein. In die zwei Blätter der Dura sind die Sinus eingebettet, große venöse Blutleiter, die venöses Blut aus dem gesamten Schädelinnenraum in die Jugularvenen leiten. Im Kleinhirnbereich überspannt die Dura als Kleinhirnzelt (Tentorium cerebelli) das Kleinhirn. Arachnoidea (Spinngewebshaut): Die Spinngewebshaut liegt der Innenfläche der Dura dicht an und ist mit der Pia mater durch ein Trabekelwerk (Maschen) verbunden. Unterhalb der Arachnoidea befindet sich der Subarachnoidalraum, in dem der Liquor zirkuliert. Die Arachnoidea bildet Arachnoidalzotten aus, pilzartige Wucherungen, die in die großen Blutleiter ragen und der Ableitung des Liquors dienen. Pia mater (innere Hirnhaut): Die innere Hirnhaut grenzt direkt an die Hirnsubstanz. Sie ist die Gefäßführende Hirnhaut, die in alle Furchen des Gehirns eindringt und diese umkleidet. Arachnoidea und Pia mater werden auch als Leptomenix (weiche Hirnhaut) bezeichnet. Liquor (Hirnwasser): Der Liquor cerebrospinalis (etwa 150 ml) ist eine eiweißarme, klare Flüssigkeit, von der ca. ½ l täglich in den beiden großen Seitenventrikeln von dem Plexus chorioideus (Adergeflecht) gebildet und über die Arachnoidalzotten in das venöse Blut wieder resorbiert wird. Der Liquor zirkuliert in den sog. Inneren und äußeren Liquorräumen und bildet eine Art Polsterkissen für das ZNS. Weiterhin dient der Liquor dem Austausch von Stoffwechselprodukten zwischen Blut und Gehirn. Liquorräume: Der Liquor verteilt sich auf innere und äußere Liquorräume. Innere Liquorräume: Unter den inneren Liquorräumen versteht man die Hohlräume des Gehirns, das sog. Ventrikelsystem. Das Ventrikelsystem besteht aus folgenden Ventrikeln: I. und II. Ventrikel: große, paarig angeordnete Seitenventrikel in den beiden Endhirnhälften, mit dem III. Ventrikel und untereinander durch eine kleine Öffnung verbunden III. Ventrikel: im Zwischenhirn gelegen, verbindet die beiden Seitenventrikel und ist selbst, durch einen engen Kanal (Aquädukt) mit dem IV. Ventrikel verbunden IV: Ventrikel: zeltförmiger, kleiner Raum zwischen Kleinhirn und medulla oblongata Äußere Liquorräume: Der äußere Liquorraum umgibt praktisch das gesamte ZNS. Es ist der mit Liquor gefüllte Spaltraum zwischen Arachnoidea und der Pia mater (Subarachnoidalraum) Liquorzirkulation: Täglich werden etwa 650 ml Liquor vor allem im Plexus chorioideus gebildet. Der Plexus chorioideus ist ein Konvolut von Gefäßzotten, die von bestimmten Wandabschnitten vor allem in die Seitenventrikel hineinragen. Von den Seitenventrikeln zirkuliert der Liquor weiter in den III. und IV. Ventrikel und von dort durch seitliche Öffnungen in den äußeren Liquorraum. Die Ableitung des Liquors ins venöse Blut erfolgt zum Großteil über die Arachnoidalzotten, Ausstülpungen der Arachnoidea im Bereich der großen Blutleiter des Schädels. Dieser Bereich wird als Blut-Liquor-Schranke bezeichnet. Hirnnerven: Die Hirnnerven sind zwölf paarige Nerven, die aus der Hirnbasis und dem Stammhirn entspringen. Sie haben sehr unterschiedliche Funktionen und leiten sowohl sensible Informationen zum Gehirn als auch motorische Befehle zur Peripherie. I - N. Olfactorius (Riechnerv): Im oberen teil der Nase werden Gerüche von Sinneszellen wahrgenommen, die in das zuständige Riechfeld weitervermittelt werden. Weitere verschaltungen u.a. mit dem limbischen System ermöglichen es, Geruchsmuster zu identifizieren. II – N. Opticus (Sehnerv): Auf die Retina (Netzhaut) auftretende Lichtstrahlen lösen in den Stäbchen und Zapfen, aus denen sich die Retina zusammensetzt, einen elektrischen Reiz aus, der über den N. Opticus und einige Schaltstationen in die Sehrinde weitergeleitet wird. Lichtreize, die Nasenwärts auf die Retina auftreffen, werden in der Sehnervenkreuzung (Chiasma opticum) zur gegenüberliegenden Hirnseite geleitet. Dagegen bleiben temporal auftretende Reize auf der gleichen Seite. III, IV, VI – N. Oculomotorius, trochlearis, abducens: Die drei oben genannten Hirnnerven sind für die Augenmotorik verantwortlich. Jedes Auge wird von 6 Muskeln bewegt. Lähmungen führen zu Doppelbildern oder zur Unfähigkeit, das Auge in eine bestimmte Richtung zu bewegen. Der N. Oculomotorius ist außerdem für die Pupillenverengung und das Lidheben zuständig V – N. Trigeminus: Der Trigeminus ist ein vorwiegend sensibler Nerv. Er vermittelt Geschmacks-, Haut-, und Nasenschleimhautempfindungen. Er teilt sich in drei Äste: N. ophthalmicus N. maxillaris N. Mandibularis VII – N. Facialis (Gesichtsnerv): Der N. Facialis ist ein gemischter Nerv mit sensorischen und motorischen Anteilen. Motorisch versorgt er die mimische Muskulatur des Gesichtes. Bei Facialisausfall unterscheidet man eine periphere von einer zentralen Lähmung. Bei einseitiger peripherer Lähmung kommt es im typischen Fall zur: Unfähigkeit, das Auge zu schließen Unfähigkeit, die Stirn zu runzeln Unfähigkeit, den Mund aktiv zu bewegen Bei einer zentralen Lähmung kann die Stirn gerunzelt und das Auge geschlossen werden. Ferner versorgt der N. Facialis die Tränendrüse sowie die Drüsen des Nasen-, Rachen-, und Mundraums. VIII – N. Vestibulocholearis: Der N. Vestibulocholearis ist für das Hören und Gleichgewichtsempfinden verantwortlich. Schall, der auf das Trommelfell auftrifft, wird über die Gehörknöchelchenkette zum Innenohr weitergeleitet. Dort erregen die Schalwellen bestimmte Bezirke des Hörnervs und werden zu einer bewussten Frequenz verarbeitet. Das Gleichgewichtsempfinden wird über die Bogengangsorgane und die dort ansässigen Rezeptoren gesteuert. Schon bei leichter Überregung kommt es zu Schwindel, Erbrechen, Unwohlsein und Schweißausbrüchen (Seekrankheit). IX – N. Glossopharyngeus: versorgt die Schlundmuskulatur motorisch und ist ein für den Schluckakt zuständig. Außerdem leitet er Geschmacksempfindungen aus dem hinteren Zungenanteil weiter. X – N. Vagus: Der Vagus (der Umherschweifende) ist der größte Hirnnerv mit vielen Anteilen und Funktionen Motorische Versorgung im Halsbereich: Kehlkopfmuskeln teile der Rachenmuskulatur Sensible Versorgung im Hals- und Ohrenbereich: Hintere Zungen- und Rachenanteile, Kehlkopfschleimhaut Äußerer Gehörgang Vegetative Versorgung: Ein großer teil des Nervs verläuft an der Speiseröhre (Ösophagus) entlang zum Herzen, zum Magen, zur Leber und zum Darm. Er ist der stärkste parasympatische Nerv und wichtigster Gegenspieler des Sympathikus. XI – N. Accessorius: Dieser Nerv ist rein motorisch. Er versorgt den Musculus sternocleidomastoideus (Beugung zur gleichen und Drehung des Kopfes zur Gegenseite) und den Musculus trapezius (Schulterblatt drehen, heben, senken). Bei Schädigung des N. Accessorius kommt es zur Schiefhaltung des Kopfes infolge Überwiegens der gesunden Seite. XII – N. Hypoglossus: Sämtliche Zungenmuskeln werden von diesem Nerv versorgt. Bei Schädigung wird beim Herausstrecken der Zunge diese zur geschädigten Seite hin abweichen und die Zungenmuskulatur schrumpft. Rückenmark (Medulla spinalis): Das etwa 40 cm lange Rückenmark liegt im Wirbelkanal, umschlossen von der knöchernen Wirbelsäule, und endet etwa in Höhe des 1. Lendenwirbels. Das Rückenmark steht mit dem Gehirn über das verlängerte Mark in Verbindung und ist von innen nach außen umhüllt von: Innerer Hirnhaut (Pia mater), dem Rückenmark direkt anliegend Liquor cerebrospinalis Arachnoidea (Spinngewebshaut) Harte Rückenmarkshaut, am Foramen magnum dem Knochen angeheftet und den Duralsack bildend, von der Knochenhaut durch einen Spalt getrennt Epiduralraum (kleiner bindegewebiger Raum, nur im Rückenmarksbereich) Wirbelkörperknochen Segmentaler Aufbau des RM: Das Rückenmark enthält Leitungsbahnen und Schaltstellen für aus Gehirn und Peripherie kommende Befehle und Informationen. Es ist quasi die Verbindung des Gehirns mit den Spinalnerven. Über die ganze Länge des RM entspringt beidseits für jedes Wirbelkörpesegment ein Paar von Nervenwurzeln, das sich dann zu den Spinalnerven vereinigt. Mit dem Spinalnerven beginnt dann das periphere NS. Man unterscheidet: 8 Halssegmente C1-C8 im Zervikalmark 12 Brustsegmente Th1-Th12 im Thorakalmark 5 Lendensegmente L1-L5 im Lumbalmark 5 Kreuzbeinsegmente S1-S5 im Sakralmark 1 Steißbeinsegment Innerer Aufbau des RM: Im Zentrum des RM liegt schmetterlingsförmig die graue Substanz mit den Nervenzellkörpern. Im Vorderhorn liegen motorische Nervenzellen zur Versorgung der Quergestreiften Muskulatur. Sie erhalten Nervenimpulse von der Großhirnrinde Zu den Nervenzellen im Hinterhorn ziehen sensible Nervenfasern aus der Körperperipherie für Schmerz-, Temperatur, Druck- und Tastempfindung, aber auch für Gelenkstellung, Vibrations- und Lageempfindung. Diese werden zur weiteren Verarbeitung an das Gehirn weitergeleitet Im Seitenhorn liegen Nervenzellen des vegetativen NS Befehlsaufbau: Befehlsauslösung in der motorischen Großhirnrinde Weiterleitung über Bahnen bis ins Vorderhorn Teilweise Umschaltung auf ein Zwischenneuron, teils direkter Kontakt zu motorischer Voderhornzelle Weiterleitung über Nerven, die aus dem Vorderhorn austreten Ankunft am Muskelnauslösen der Muskelkontraktion Die Befehle an die Muskulatur stammen dabei zum Großteil aus der jeweils gegenüberliegenden Hirnhälfte Spinalnerven: Die aus dem Vorderhorn und Hinterhorn des RM abgehenden Nervenwurzeln vereinigen sich zu einem Spinalnerv, der dann segmentweise den Wirbelkanal durch das Zwischenwirbelloch verlässt. Der Spinalnerv ist damit ein gemischter Nerv und führt sowohl ankommende sensible als auch abgehende motorische Anteile. Mit den Spinalnerven beginnt das periphere NS. Es gibt 31 Paar Spinalnerven, die in den jeweiligen Segmenten das RM verlassen. Sie versorgen entsprechend ihrer Austrittshöhe aus dem RM ganz bestimmte Körperabschnitte (Segmente). Ein von einem bestimmten Rmsegment sensibel versorgter Körperabschnitt wird als Dermatom bezeichnet. Ausfälle oder Sensibilitätsstörungen in einem bestimmten Dermatom lassen somit auf eine Schädigung im Bereich der betreffenden Wurzel schließen. Reflexe: Reflexe sind vom Willen unabhängige Reaktion auf bestimmte Reize. Sie dienen u.a. der schnellen Gefahrabwehr und der Regulation der Muskelgrundentspannung und werden über so genannte Reflexbögen vermittelt. Man unterscheidet Eigenreflexe von Fremdreflexen. Eigenreflexe: Der Eigenreflex wird ausgelöst durch Dehnung einer Skelettmuskelsehne (z.B. beim Stolpern oder durch Schlag mit dem Reflexhammer). Die Sehnenrezeptoren registrieren die Dehnung, leiten sie weiter auf das betreffende Rmsegment, wo der Reiz mit einer einzigen Schaltstelle zwischen ankommendem und abgehendem Neuron übertragen wird. Das abgehende Motoneuron führt zum gleichen Muskel, an dem es jetzt zur Kontraktion kommt. Merkmale des Eigenreflexes: Reiz und Antwort im selben Organ Sehr kurzen Reflexzeit Eine Schaltstelle Fremdreflexe: beim Fremdreflex ist der Reflexbogen viel komplizierter, Ausgangspunkt des Reflexes ist meist die Haut (z.B. Berühren einer heißen Herdplatte) Merkmale des Fremdreflexes: Reiz und Antwort in unterschiedlichen Organen Längere Reflexzeit Auslösung von Reizintensität abhängig Mehrere Schaltstellen Peripheres Nervensystem: Das periphere NS ist ein System von unzählig vielen Nerven, die das ZNS mit der Peripherie, den übrigen Körperabschnitten, verbinden. Die peripheren Nerven treten als Hirnnerven durch Löcher der Schädelbasis oder zunächst als Spinalnerven durch die Zwischenwirbellöcher nach außen und ziehen zu Muskeln und Hautbezirken. Die Spinalnerven durchmischen sich v.a. Im Schulter- und Hüftbereich in Nervengeflechten (Plexus), wo sich aus Teilen mehrerer Spinalnerven dann namentlich bezeichnete periphere Nerven bilden. Diese führen befehle (Efferenzen) zur Peripherie und bringen Informationen (Afferenzen) von der Peripherie zum ZNS. Wegen ihrer klinischen Bedeutung ist die Kenntnis einiger Spinalnervengeflechte bzw. der dort gebildeten peripheren Nerven nützlich. Plexus cervicalis: Halsnervengeflecht aus den Segmenten C1-C4 vor allem zur Versorgung der Haut in der Schulter-Hals-Region. Von C4 wird außerdem über den N. Phrenicus das Zwerchfell innerviert, der wichtigste Atemmuskel. Plexus brachialis: Armnervengeflecht aus den Segmenten C5-Th1 mit den drei großen Armnerven: N. radialis (Speichennerv) N. medianus (Mittelnerv) N. ulnaris (Ellennerv) Plexus lumbalis: Lendennervengeflecht L1-L4 mit seinem Hauptvertreter N. Femoralis. Hauptversorgungsgebiet ist die untere Bauchwand und die Muskulatur an den Beinen. Plexus sacralis: Das Kreuzbeingeflecht L4-S3 ist das größte Nervengeflecht des Menschen. Aus ihm geht u.a. der Ischiasnerv ab, der dickste und längste nerv des menschlichen Körpers. Er kann durch falsche i.m.-Injektionstechnik geschädigt werden und versorgt motorisch und sensibel Teile der Beine. Vegetatives Nervensystem: Nach der Funktion teilt man das NS – unabhängig von der anatomischen Lage – in folge zwei Bereiche ein: Animalisches (willkürliches) NS Vegetatives (autonomes, viszerales) NS Animalisches Nervensystem: dient in erster Linie der willkürlichen Muskelbewegung und der bewussten Wahrnehmung. Der Organismus kann über diesen Teil des Nervensystems bewusste befehle des Gehirns an die Quergestreifte Skelettmuskulatur weiterleiten, die dann mit einer Kontraktion reagiert. Vegetatives Nervensystem: innerviert die glatte Muskulatur der inneren Organe und Drüsen. Es ist verantwortlich für die Aufrechterhaltung des inneren Milieus im Körper unter wechselnden Belastungen. Dass unwillkürliche NS steuert hauptsächlich Herz und Kreislauf, innere Organe und auch Sexualfunktionen. Es ist somit z.B. für Herzfrequenz, Blutdruck, Darmaktivität und auch zum Teil für die Hormonproduktion verantwortlich. Es arbeitet überwiegend nicht bewusst. Im Gegensatz zum hormonellen System, das auf eine langsame, chronische Signalübertragung spezialisiert ist, ist das vegetative NS schnell in der Lage, auf wechselnde Bedingungen zu reagieren. Anhand Antagonistischer Funktionen unterscheidet man Symp. und Parasym. Sympathikus: Eine Erregung des Sympathikus erfolgt bei erhöhter körperlicher Leistung, in Stress- oder Notfallsituationen. Wirkungen: Erhöhung des Blutdrucks Engerstellung der Gefäße in Haut und Abdominalbereich Beschleunigung von Herz- und Atemfrequenz Erweiterung der Pupillen Sträuben der Haare vermehrte Schweißsekretion Dämpfung der Magen-Darm- Motilität Erschlaffung der Bronchialmuskulatur Erhöhung des BZ-Spiegels Die Wirkungen des Sympathikus werden durch die Überträgerstoffe Adrenalin und Noradrenalin (Nebennierenmark) vermittelt, die auf spezifische Rezeptoren einwirken. Parasympathikus: Der Parasympathikus dient dem Stoffwechsel, der Regeneration und dem Aufbau körperlicher Reserven. Wirkungen: Verlangsamung von Herz- und Atemfrequenz Verengung der Pupillen Verstärkung der Magenmotilität, Förderung von Stuhlgang und Harnlassen Überträgerstoff des Parasympathikus ist das Azetylcholin Neuron (Nervenzelle): Die Nervenzelle (Ganglienzelle oder Neuron) ist die kleinste, funktionelle Einheit des NS. Neurone unterscheiden sich in einigen wesentlichen Eigenschaften von anderen Körperzellen: Nervenzellen können sich nach Abschluss der Entwicklung nicht mehr teilen oder regenerieren Nervenzellen stehen untereinander über Zellfortsätze (Dendriten und Axone) in Verbindung Die Informationsübertragung innerhalb der Nervenzellen findet über elektrische Signale statt Aufbau der Nervenzelle: Eine Nervenzelle besteht aus: Zellkörper mit Kern und Zytoplasma Dendrit (zur Informationsaufnahme) Axon, auch Neurit genannt (zur Befehlsweiterleitung und -abgabe) Das Axon bzw. Neurit entspringt dem Zellkörper (Soma) und überträgt das Nervensignal an der Synapse auf andere Nerven, Muskeln oder Drüsenzellen Glia: Die Neurone werden von Bindegewebe (Gliazellen) umgeben. Diese Gliazellen dienen dem Schutz, der Stabilität und der Ernährung der Neurone. Beim peripheren Nerven werden die Gliazellen als Schwann-Zellen bezeichnet, die dann das Axon schlauchförmig umhüllen. Diese schützende Ummantelung wird auch als Myelinscheide bezeichnet, die wie eine Isolierung wirkt und für eine schnellere Erregungsübertragung sorgt. Im Verlauf einer Nervenfaser sind kleinere Einschnürungen in der Myelinscheide sichtbar, die sog. RanvierSchnürringe. Synapse: Synapsen dienen der Informationsübertragung zu anderen Zellen. Die Synapse ist die Kontaktstelle des Axons einer Nervenzelle mit einem anderen Neuron, einem Muskel oder einer Drüsenzelle. Bau einer Synapse: Eine Synapse besteht aus drei Bereichen: Präsynaptischer Endknopf des Axons der Nervenzelle, von der die Erregung kommt Synaptischer Spalt zwischen Axon und Zielzelle Postsynaptische Membran der Zielzelle (z.B. Muskel) Erregungsübertragung an der Synapse: Durch das elektrische Signal im Axon wird ein Übergriffsstoff (Neurotransmitter) aus den Speichervesikeln des Axons in den synaptischen Spalt ausgeschüttet. Dieser Transmitter diffundiert dann zur postsynaptischen Membran und lagert sich an speziellen Rezeptoren an, was dann wiederum zu einer elektrischen Veränderung der Zielzelle führt. Solche Neurotransmitter sind: Acetylcholin (für Übertragung Nerv-Muskel, im vegetativen NS, bedeutsam u.a. bei Alzheimer-Demenz) Noradrenalin (z.B. für Sympathikus, bedeutsam bei Depressionen) Dopamin (bedeutsam bei M. Parkinson und Schizophrenien) Serotonin (u.a. bedeutsam bei Depressionen) GABA (Gamma-Amino-Buttersäure, bedeutsam z.B. bei Epilepsien und als Ansatzpunkt für die Wirkung von Benzodiazepinen) Ruhepotenzial, Aktionspotenzial und Erregungsleitung: An der Membran lebender Zellen ist ein sog. Ruhepotential, das immer besteht, messbar. Es kommt durch ungleiche intra- und extrazelluläre Ionenverteilung zustande und beträgt etwa minus 60 – 100 mV. Ist der Reiz für eine Nervenfaser stark genug, kommt es zum Aktionspotenzial und der elektrischen Fortleitung des Signals. Ablauf: Das neg. Ruhepotential wird Null hin verschoben Nach erreichen einer kritischen Reizschwelle (Schwellenpotenzial) kommt es zum schnellen Anstieg der Na+ -Leitfähigkeit, der Depolarisation Anschließende Repolarisation mit Ausbildung der vorherigen Ladungsverhältnisse Kurz nach der Depolarisation folgt die sog. Refraktärzeit, in der Nerv und Muskel auch durch starke reize nicht erregbar sind. Die Depolarisation ist das als „Alles oder Nichts“ -Antwort zu verstehen, zu der es erst beim Erreichen des Schwellenpotenzials kommt. Das entstandene Aktionspotenzial wird im Axon der Nervenfaser bis zu der Synapse fortgeleitet. Hör- und Gleichgewichtsorgan befinden sich im Innenohr, das in der Felsenbeinpyramide des Schläfenbeins liegt. Sie sind anatomisch und funktionell en verwandt. Die Nervale Versorgung erfolgt teilweise über den gleichen Hirnnerv (VIII. N. Vestibulocochlearis). Aufbau des Ohres: Äußeres Ohr: Das äußere Ohr besteht aus Ohrmuschel und dem äußeren Gehörgang, der durch das Trommelfell vom Mittelohr abgetrennt ist. Es dient durch seine Trichterform dem Auffangen des Schalls. Der äußere Gehörgang enthält Drüsen, die Ohrenschmalz (Cerumen) bilden. Mittelohr: besteht aus der Paukenhöhle mit den drei Gehörknöchelchen, den Warzenfortsatzzellen und der Ohrtrompete (Eustachische Röhre), die die Verbindung mit dem Nasen-Rachen-Raum herstellt. Das Mittelohr mit der Gehörknöchelchenkette (Hammer, Amboss, Steigbügel) dient vor allem der Schalleitung. Während der Hammer mit dem Trommelfell fest verwachsen ist, steht der Steigbügel mit dem ovalen Fenster des Innenohrs in beweglicher Verbindung. Die Ohrtrompete als Verbindungsgang zwischen Paukenhöhle und Nasen-Rachen-Raum dient dem Druckausgleich und der Belüftung der Paukenhöhle. Sie öffnet sich beim Schlucken. Innenohr: liegt in der Felsenbeinpyramide des Schädels. Es enthält die Sinneszellen des Hör- und Gleichgewichtsorgans und dient der Verarbeitung der Schallempfindung und der Registrierung der Körperlage Hörvorgang: Unter Hören versteht man die Aufnahme und Verarbeitung von Schall aus der Umwelt. Schall: sind sich wellenförmig ausbreitende Schwingungen von Molekülen. In Luft breitet sich der Schall mit einer Geschwindigkeit von 333 m/s aus. Schall kann über verschiedene Frequenzmuster unterschiedliche Eindrücke vermitteln: Ton: Schall einer einzigen Frequenzmuster Klang: Schall mehrerer Frequenzen des Hörbereichs Geräusch: praktisch alle Frequenzen des Hörbereichs Das menschliche Ohr kann nur Frequenzen von 16-20000 Schwingungen / sec wahrnehmen. Je größer die Anzahl der Schwingungen, desto höher wird der Ton empfunden. Hören: Der Schall wird vom äußeren Ohr aufgefangen und durch den Gehörgang auf das Trommelfell übertragen. Das membranartige Trommelfell wird dadurch in Schwingungen versetzt und überträgt die Schwingungen auf die Gehörknöchelchen. Hammer, Amboss, Steigbügel bilden eine gelenkig verbundene Kette, wobei der Hammer fest mit dem Trommelfell verwachsen ist und der Steigbügel am ovalen Fenster an das innere Ohr grenzt. Im Innenohr befindet sich das eigentliche Hörorgan, die Schnecke (Cochlea). Sie besteht aus drei schneckenförmig aufgerollten Kanälchen, wobei die beiden äußeren am sog. Helicotrema miteinander in Verbindung stehen und sich direkt an das ovale Fenster anschließen. Die Schwingungen des ovalen Fensters übertragen sich auf die mit einer lymphähnlichen FLK (Perilymphe) gefüllten Kanälchen (Schnecke) und erregen je nach Frequenz bestimmte Hörsinneszellen. Die Erregung dieser Sinneszellen wird über den Hörnerven, der durch den inneren Gehörgang verläuft, zum Hörzentrum des Gehirns übertragen und dort zu einer bewussten Empfindung verarbeitet. In der Schnecke wird also mechanische Energie des Schalls in elektrische Energie umgewandelt. Gleichgewichtssinn: Das Gleichgewichtsorgan (Vestibularorgan), das ebenfalls im Innenohr liegt, besteht aus zwei anatomischen und funktionellen Untereinheiten, dem Vorhof (Vestibulum) mit den Makulaorganen und den Bogengängen mit den Bogengangsorganen. Es ermöglicht in Zusammenarbeit mit dem Auge die Orientierung im Raum und die Aufrechterhaltung des Gleichgewichtes. Vorhof: liegt praktisch im Zentrum des knöchernen Labyrinths zwischen den drei Bogengängen und der Schnecke. Er enthält ein großes und kleines Vorhofsäckchen (Utriculus, sacculus) mit jeweils einem horizontalen und vertikal liegenden Sinnesfeld, der Makula. Die Makulaorgane registrieren Linearbeschleunigungen, d.h. Beschleunigungen entlang einer Längsfläche. Sie sind aufgebaut aus einem Epithel mit kleinen Sinneshärchen und einer aufliegenden Gallertschicht (Statolitenmembran). Bei Beschleunigungen oder Lageveränderungen kommt es zum Abscheren der Gallertschicht, zum Abknicken der Sinneshaare und damit zur Erregung des Nerven. Die Makulaorgane vermitteln Informationen über Beschleunigungen und die Kopfstellung. Bogengänge: Die drei senkrecht zueinander stehenden Bogengänge sind verantwortlich für die Registrierung von Drehbeschleunigungen, d.h. Rotationen. Es handelt sich um ein ringförmiges System, das in die Sinneshaare hineinragen (Cupula). Durch die Anordnung von drei Bogengängen, die jeweils senkrecht aufeinander stehen, können Rotationsbewegungen in allen drei Ebenen registriert werden. Auch hier kommt es bei Rotationsbewegungen zur Abscherung von Sinneshaaren. Auge: Das Auge ermöglicht das Sehen, die visuelle Wahrnehmung der Umwelt. Der kugelförmige Augapfel liegt in der knöchernen Augenhöhle, eingebettet in ein Fettpolster. An der Hinterfläche des Augapfels (Bulbus) tritt der Sehnerv aus und zieht durch die sich verengenden Augenhöhle ins Schädelinnere. Das Auge verfügt über einige äußere Schutzeinrichtungen, die das wichtige Organ vor schädlichen Einflüssen schützen. Dazu gehören vor allem die Wimpern, bei deren Berührung es zum reflektorischen Lidschluss kommt, und die Tränenflüssigkeit. Wandaufbau des Augapfels: Lederhaut (sklera): ist die äußerste Schicht des Augapfels. Sie besteht aus festem Bindegewebe und geht vorne in die Hornhaut (Cornea) über. Aderhaut (Choroidea): ist die mittlere, gefäßreiche Schicht. Sie geht im vorderen bereich in den Ziliarkörper über, an dem die Linse aufgehängt ist. An den Ziliarkörper schließt sich die Regenbogenhaut (Iris) an. Die Iris bildet die Pupille und kann über die Veränderung ihrer Weite den Lichtfall in das Auge steuern. Beteiligt sind daran zwei gegensinnig wirkende Muskeln, der M. Sphinter pupillae und der M. Dilatator pupillae. Netzhaut (Retina): stellt die innerste Schicht des Augapfels dar. Sie enthält die für das Sehen notwendigen Sinneszellen, die Stäbchen und Zapfen. Die eingehende Information wird über Nervenzellen, die sich in der Netzhaut befinden, weitergeleitet. Diese Nervenzellen vereinigen sich im hinteren Bereich des Augapfels zum Sehnerv und ziehen weiter ins Gehirn. Tränenapparat: besteht aus den Tränendrüsen und den Tränenwegen. Die Tränenflüssigkeit wird von den Tränendrüsen, die sich außen oben in der Augenhöhle befinden gebildet. Die wässrige FLK wird durch den Lidschlag über die Hornhaut verteilt. Anschließend wird sie über die beiden Tränenkanälchen am Ober- und Unterlid in den Tränensack und von dort aus über den Tränen-Nasen-Gang in die Nasenhöhle abgeleitet. Typischer Reiz für die Sekretion der Tränenflüssigkeit ist der Fremdkörper im Auge, der zur erhöhten Tränensekretion führt. Funktion der Tränenflüssigkeit: Schutz vor Austrocknung und Gleitmittel für die Lider Spülflüssigkeit zum Auswaschen von Fremdkörpern Erregerabwehr durch Gehalt an Immungobulinen (IgA) Kammerwasser: ist eine seröse FLK, die sich in vorderer und hinterer Augenkammer befindet, Es wird von spezifischen Zellen in die hintere Augenkammer abgegeben, fließt von dort zur vorderen Augenkammer und wird schließlich über ein System kleiner Kanälchen im Kammerwinkel durch den sog. Schlemm-Kanal in das venöse Gefäßsystem abgeleitet. Iris: liegt vor der Linse und regelt die Menge des Lichteinfalls ins Auge. Sie kann durch ihre Muskulatur die Pupille erheblich verengen und erweitern und so den Lichteinfall je nach Bedarf regulieren. Augenmuskeln: Die Muskeln am Auge ermöglichen die gute Feinstellung und tragen zur Vergrößerung des Sehfeldes bei. Es handelt sich um sechs Muskeln, die alle am Augapfel ansetzen und zur knöchernen Augenhöhle ziehen. Die Versorgung der Augenmuskeln erfolgt über verschiedene Hirnnerven (III, IV, VI) Optischer Apparat des Auges: Das Auge besitzt ein zusammengesetztes Linsensystem, das ein umgekehrtes, verkleinertes Bild auf der Netzhaut entwirft. Lichtbrechende Strukturen in diesem System sind: Hornhaut (Cornea) Kammerwasser (Zwischen Hornhaut und Linse) Linse (die sich an der Vorderseite des Glaskörpers befindet) Glaskörper (der den Augapfel zum größten teil ausfüllt) Linse: die durchsichtige, bikonvex geformte Linse ist an den sog. Zonulafasern befestigt, durch deren Spannung die Krümmung und damit die Brechkraft der Linse verändert werden kann. Die Linse ist der einzige variable Anteil des optischen Apparates Auge. Die Spannung der Zonulafasern und damit die Brechkraft der Linse sind vom Ziliarmuskel abhängig, der durch das Vegetative NS innerviert wird. Eine Kontraktion des Muskels bewirkt eine Entspannung der Zonulafasern und eine Zunahme der Krümmung der Linse. Nimmt die Spannung der Zonulafasern zu, flacht die Linse ab. Diesen Vorgang der Anpassung der Brechkraft an die Entfernung des fixierten Gegenstandes bezeichnet man als Akkommodation. Die geringste Brechkraft erreicht die Linse bei der Fernakkommodation, wenn, bei flacher Linse, unendlich weit entfernte Gegenstände scharf abgebildet werden. Fernakkommodation zur Fixierung entfernter Gegenstände: Ziliarmuskel erschlafft Zonulafasern gespannt Linse abgeflacht Geringe Brechkraft Nahakkommodation zur Fixierung naher Gegenstände: Ziliarmuskel gespannt Zonulafasern erschlafft Linse stärker gekrümmt Stärkere Brechkraft Bildentstehung auf der Netzhaut (Retina): Das Bild auf der Retina entsteht ähnlich wie das Bild in einer einfachen Kamera. Die Grenzfläche Luft/Hornhaut entspricht hierbei einer Linse vor der Blende. Die Blende wird im Auge von der Iris repräsentiert, die je nach Öffnung mehr oder weniger Lichtimpulse durchlässt. Die Linse hinter der Iris ist konvex und entwirft auf der Retina ein umgekehrtes, verkleinertes Bild. Dieses Bild, repräsentiert durch Rezeptorsignale auf der Netzhaut, wird im Sehnerven (N. Opticus) zum sog. Sehareal weitergeleitet, das sich in der hinteren, okzipitalen Hirnhälfte befindet. Dort werden die Signale schließlich zu den bewussten Sehempfindungen weiterverarbeitet. Störungen der Sehfunktion: Myopie (Kurzsichtigkeit): Augapfel zu lang Brennebene des Lichtes liegt vor der Retina Korrektur mit einer konkaven Zerstreuungslinse Hypermetrie (Weitsichtigkeit): Augapfel zu kurz Brennebene des Lichtes liegt hinter der Retina Korrektur mit einer konvexen Sammellinse Presbyopie (Altersweitsichtigkeit): Elastizitätsverlust der Linse Brennebene des Lichtes liegt hinter der Retina Korrektur mit einer konvexen Sammellinse Sehen: Aufnahme von Licht verschiedener Farben und Helligkeit (in Form von elektromagnetischer Strahlung der Wellenlänge 400-700 nm) Weiterleitung dieser Lichtreize durch ein Linsensystem auf die Netzhaut Umwandlung der Lichtreize in chemische und elektrische Signale durch Stäbchen und Zapfen Weiterleitung dieser Signale durch den Sehnerv in die Sehrinde, die im hinteren Teil des Gehirns lokalisiert ist Umwandlung der Signale in Bewusste Empfindungen, das eigentliche Sehen Stäbchen und Zapfensystem: die Aufnahme und Weiterverarbeitung der optischen Signale aus der Umwelt übernehmen zwei verschiedene, auf der Netzhaut lokalisierte Rezeptorsysteme. Stäbchen: sind fast gleichmäßig auf der ganzen Retina verteilt. Lediglich am bilden Fleck (Austrittsstelle des Sehnervs) und in der Fovea centralis (Stelle des schärfsten Sehens) gibt es keine Stäbchen. Das Stäbchensystem ermöglicht einsehen bei Dämmerung und Nacht. Die Gegenstände werden farblos, aber verschieden hell gesehen. Der Sehfarbstoff in den Stäbchen ist das sog. Rhodopsin. Der Lichtreiz führt zu chemischen Umwandlungen des Moleküls. Die hierbei freiwerdende Energie führt zu einer nervalen Erregung, die nach Weiterleitung über den Sehnerven zentral verarbeitet wird. Eine Zwischenstufe bei den Molekülumwandlungen ist das Retinol, besser bekannt als Vit. A. Zapfen: sind weit weniger zahlreich als die Stäbchen. Sie befinden sich in nur geringer Dichte auf der Retina. Lediglich in der Fovea centralis gibt es viele Zapfen und keine Stäbchen. Die Zapfen ermöglichen das farbige Sehen bei Tag. Farbe und Heiligkeit der Gegenstände können unterschieden werden. Die Zapfen besitzen drei unterschiedliche Sehfarbstoffe, die dem Rhodopsin ähneln und untereinander lediglich in einem Anteil variieren. Sie absorbieren und verarbeiten jeweils Licht einer bestimmten Wellenlänge, nämlich rot, grün und blau. Farbensehen: ist ein äußerst komplizierter Vorgang, der bis heute noch nicht bis in alle Einzelheiten geklärt ist. Zum Farbensehen existieren zwei Theorien. Wahrscheinlich trifft keine der beiden ausschließlich zu, sondern beide Theorien ergänzen sich. Trichromatische Theorie: die trichromatische Theorie legt drei Zapfensysteme fest. Die drei Systeme repräsentieren die Primärfarben Rot, Grün und Blauviolett. Aus diesen drei Primärfarben kann durch Mischung jede beliebige Farbe hergestellt werden. Die Existenz dieser drei Zapfensysteme ist die wahrscheinlichste Erklärung des Farbensehens. Gegenfarbtheorie: Nach dieser Theorie existieren vier Urfarben: Rot, Gelb, Grün und Blau. Der Sehvorgang wird in zwei antagonistisch organisierte Prozesse unterteilt, in den Grün-Rot-Prozess und den Gelb-Blau-Prozess. Diese Gegenfarben hemmen sich gegenseitig so abgestuft, bis der richtige Farbton erreicht ist. Messmethoden des Sehvermögens: Sehschärfe (Visus): wird mit Hilfe der Landolt-Ringe bestimmt. Die Landolt-Ringe befinden sich auf einer Tafel, sie sind unterschiedlich groß und dick und haben auf einer Seite eine Aussparung, deren Richtung der Pat. Angeben muss. Die Sehschärfe ist definiert als 1/alfa, Alfa ist die Lücke in Winkelminuten, die vom Pat. Gerade noch erkannt werden. Bestimmung des Gesichtsfeldes: Das Gesichtsfeld ist die Summe aller Orte im Raum, die mit beiden geöffneten, aber unbewegten Augen wahrgenommen werden können. Das Gesichtsfeld wird mit Hilfe der Periemetrie bestimmt. Dabei können typische Gesichtsfeldausfälle erkannt werden. Störungen des Sehens: Protanomalie und Deuteranomalie: Vererbte Störung des Farbsehens, bei der die Pat. Rot und Grün verwechseln Farbblindheit: Vererbte Störung, die meist auf einer Störung der Helladaption beruht und selten die Zapfen betrifft. Nur 0,01 % der Bevölkerung sind komplett farbenblind. Zumeist werden die Farben wenigstens teilweise erkannt und auch richtig zugeordnet. Nachtblindheit: Relativ häufige Störung des Stäbchensystems, oft verursacht durch einen Mangel an Vit. A., der Vorstufe des Sehfarbstoffs. Es kommt zu einer stark eingeschränkten Dunkeladaptation. Helligkeitsadaptation: Um sich auf unterschiedliche Helligkeiten einzustellen, besitzt das Auge Anpassungsmechanismen. Die Notwendigkeit dieser Mechanismen wird klar, wenn man bedenkt, welch unterschiedlichen Lichtintensitäten das Auge ausgesetzt ist. Adaptationsmechanismen: Veränderung der Pupillenweite Anpassung der Konzentration des Sehfarbstoffes an die Empfindlichkeitserfordernisse Anpassung der Rezeptorenzahl einer Nervenfaser Die komplette Adaptation von hell auf dunkel dauert relativ lange und hat ihr Maximum erst nach 30 min erreicht. Sehbahn und zentrale Verarbeitung: die beiden Sehnerven, die die Lichtinformationen in Form von elektrischer Erregung leiten, vereinigen sich über der Hypophyse in der Sehnervenkreuzung, dem Chiasma opticum. Die Anteile des Sehnerven, die Eindrücke aus der lateralen Seite der Retina tragen, verlaufen auf der gleichen Seite weiter, während die Anteile, die von der medialen Seite kommen, zur Gegenseite kreuzen. Die laterale, temporale Seite der Retina empfängt Licht von der Mitte, der mediale, nasale Teil Licht von der Seite. Der Nerv läuft weiter zu hintere Großhirnrinde. Dort verarbeitet das eigentliche Bewusstsein die ankommenden Nervenimpulse. Haut: Die Haut bedeckt den ganzen Körper und geht an den Körperöffnungen in die Schleimhaut über. Sie ist ein lebenswichtiges Organ und bildet die Schranke zwischen Umwelt und innerem Milieu. Sie hat eine Fläche von etwa 1,6-2 m² und ist damit das größte Organ des menschlichen Körpers. Funktionen der Haut: Schutz vor Umwelteinflüssen Temperaturregulation (Schwitzen) Sinnesfunktion (Fühlen, Tasten) Kommunikation (Erröten, Erblassen) Immunfunktion Speicherorgan (Fett) Aufbau der Haut: Die Haut (Cutis) besteht aus drei Schichten: Oberhaut (Epidermis) Lederhaut (Dermis, Corium) Unterhaut (Subcutanis) Die Cutis geht in die Subcutis über, die die Verbindung zwischen Haut und Körperfaszie herstellt. Oberhaut (Epidermis): Die Epidermis besteht aus mehrschichtigem, verhornendem Plattenepithel. Sie ist besonders stark ausgebildet an Stellen starker Beanspruchung (Fußsohlen, Handflächen). Sie enthält Melanozyten, die für die Pigmentierung (Braunfärbung) verantwortlich sind. Lederhaut (Corium, Dermis): Die Dermis wird aus Geflechtschicht (Reißfestigkeit) und Papillarschicht, die zapfenförmig mit der Epidermis verzahnt ist, gebildet. Sie enthält Haarwurzeln, Drüsen, Blutgefäße, Nerven und Zellen des Immunsystems. Unterhaut (Subcutanis): Die Subcutanis besteht aus Bindegewebe mit unterschiedlich großen Anteilen von Fettgewebe. Sie sorgt für die verschieblichkeit der Haut, isoliert den Organismus gegen Wärmeverlust und dient als Energiespeicher. In ihr sind Schweißdrüsen, Haarbälge und Tastkörperchen (Vater-Pacini-Tastkörperchen) lokalisiert. Hautfarbe: Die Hautfarbe wird von 4 Faktoren bestimmt: Melanin (Braunton) Karotin (gelb-rötlicher Ton) Sauerstoffreiches, oxygeniertes Blut (rot) Sauerstoffarmes, desoxygeniertes Blut (blau) Hautanhangsgebilde: Hautanhangsgebilde sind direkt oder indirekt mit der Haut verbundene Strukturen. Zu ihnen gehören: Haare (Tastempfindung, Wärmeschutz) Hautdrüsen (Schweißdrüsen, Duftdrüsen, Talgdrüsen) Nägel (Widerlager beim Tasten, steigern die Tastempfindlichkeit) Haare (Pili): befinden sich an fast allen Körperstellen. Sie haben vor allem Schutz- und Tastfunktionen. Das Haar besteht aus Haarwurzel und Haarschaft. Die Haarwurzel wird von einem Haarfollikel umschlossen. Zusätzlich setzt an jedem Haar ein Haarmuskel an (M. Arector pili), der das Haar aufrichten kann. Hautdrüsen: zu den Hautdrüsen gehören die Talgdrüsen, Schweißdrüsen und Duftdrüsen. Die Talgdrüsen finden sich meistens im Bereich der Haare. Sie bewahren mit ihrem Sekret das Haar vor dem Austrocknen und halten die Haut geschmeidig. Schweißdrüsen finden sich fast überall in der Haut mit einer Häufung im Hand-, Fuß- und Achselbereich. Sie dienen der Temperaturregulation sowie dem Aufbau des sog. Säureschutzmantels der Haut. Die Duftdrüsen liegen vor allem im Achsel- und Genitalbereich und produzieren ein Sekret, das den typischen, individuellen Körpergeruch verursacht. Nägel: Nägel sind stark verhornte Zellen, die sich an den Enden der Finger- und Zehenglieder finden. Sie dienen als Widerlager für die Tastkörperchen und erleichtern Tastempfinden und Feinmotorik. Der Nagel besteht aus Nagelplatte und der halbmondförmigen Lunula, unter der sich die Nagelmatrix befindet. Von der Nagelmatrix geht das Nagelwachstum aus. Nieren und ableitende Harnwege Lage und Bau der Nieren: Die Nieren liegen Retroperitoneal beidseits der Wirbelsäule in der Lendengegend etwa zwischen 12.Brust- und 3. Lendenwirbel. Wegen der Leber liegt die rechte Niere normalerweise etwas tiefer als die linke. Der laterale Rand der Niere krümmt sich zu den Polen hin stärker, wodurch die Nieren nach medial eingerollt erscheinen. Am medialen Rand der Niere liegt der Nierenhilus, durch den die Gefäße und Nerven ein- bzw. austreten. Hier befindet sich auch das Nierenbecken, das den Urin sammelt und in den Harnleiter übergeht. Die Niere liegt eingebettet in eine derbe Kapsel aus Kollagenfasergewebe (Capsula fibrosa). Diese wiederum wird von einer Fettkapsel überzogen (Capsula adiposa). Die Nierenkapsel schützt das Organ und hält es in seiner Lage. Maße der Niere: Gewicht einer Niere: 150-200g Größe: 10-12 cm lang, 5-6 cm breit Funktion der Nieren: Ausscheidung harnpflichtiger Substanzen (Harnstoff, Harnsäure, Kreatinin) Ausscheidung von Fremdstoffen wie Medikamenten (Entgiftung) Regulation des Wasser- und Elektrolythaushaltes Regulation des Säure-Basen-Haushaltes Kontrolle des arteriellen Blutdruckes und zirkulierenden FLK-Volumens (Renin) Bildung des Hormons Erythropoetin zur Stimulierung der Erythrozytenneubildung Innerer Aufbau der Nieren in Rinde und Mark: Im Längs- und Querschnitt wird eine Gliederung der Niere in Rinde und Mark sichtbar. Nierenrinde: liegt direkt unter der Nierenkapsel. Sie ist gegliedert in Rindenläppchen und enthält vor allem Nierenkörperchen (Glomeruli), die der Ultrafiltration von Flüssigkeit aus dem Blut dienen. Nierenmark: ist aufgebaut aus den kegelförmigen Markpyramiden, die zum Nierenbecken hin gerichtet sind. Es enthält vor allem die Nierenkanälchen, gestreckte Gefäße, die der Rückresorption von FLK und Teilchen aus dem Vorharn dienen. Die Markpyramiden enden mit der Nierenpapille in den Nierenkelch, in denen der fertige Urin gesammelt und zum Nierenbecken weitergeleitet wird Feinbau der Niere: Die Niere besitzt neben den Blutgefäßen ein kompliziertes System von Nephronen und Sammelrohren. Die funktionelle Einheit der Niere, in der die Harnbildung erfolgt, ist das Nephron. Nephron: Nephrone bestehen aus Nierenkörperchen (Glomerulum) und Nierenkanälchen (Tubulus). Die Niere eines Erwachsenen besitzt ca. 1,6 Millionen solcher Nephrone, die die Arbeitseinheiten der Niere darstellen und für die Urinbildung verantwortlich sind. Im Glomerulum wird durch Filtration aus dem Blut der Primärharn gebildet. Im Tubulus wird durch Rückresorption von FLK und Mineralien der Sekundärharn (Endharn) gebildet. Mehrere Nierenkanälchen (Tubili) münden in der Nierenrinde in ein Sammelrohr, das den Harn zum Nierenbecken transportiert. Von dort wird er über die ableitenden Harnwege ausgeschieden. Nierenkörperchen (Glomerulum): Das ca. 0,1-3 mm breite Nierenkörperchen besteht aus einer Kapsel (Bowman-Kapsel) mit einem darin befindlichen Gefäßknäuel aus ca. 30 Kapillarschlingen. Zu jedem Nierenkörperchen zieht eine zuführende und eine abführende Arterie (Vas afferens und efferens). Am unteren Pol der Bowman-Kapsel beginnt das Tubulussystem (Nierenröhrchen), in das die 150 l Primärharn abfließen und weiterverarbeitet werden. Am oberen Pol des Nierenkörperchens liegt der Juxtaglomulärer Apparat, eine Gruppe von spezialisierten Zellen, die die Durchblutung des Glomerulus steuern. Nierenröhrchen (Tubulus): Sind ein System von dünnen Röhrchen, die sich an das Glomerulus anschließen. Sie bestehen aus mehreren Teilstücken: Hauptstück (Proximaler Tubulus) Überleitungsstück (Henle-Schleife) Mittelstück (Distaler Tubulus) Das Tubulussystem endet schließlich durch Einmündung in ein Sammelrohr, wobei mehrere Tubulussysteme in ein Sammelrohr münden. Juxtaglomulärer Apparat: ist ein Zellgeflecht, das im bereich der Kontaktstelle von Arteriole und Tubulus oberhalb des Glomerulum sitzt. Hier wird das Hormon Renin gebildet, das im Rahmen des ReninAngiotensin-mechanismus bei der Regulation von wasser-, Elektrolythaushalt und Blutdruck eine Rolle spielt. Harnbildung: Die Harnbildung findet im wesentlichen in den Nephronen statt. Nierenbecken und Harnleiter dienen lediglich dem Transport des Harns. Bildung des Primärharns (Vorharn): die Bildung findet im Glomerulum (Nierenkörperchen) statt. Hier wird durch Auspressen der Kapillarschlingen ein wässriges Ultrafiltrat des Blutplasmas gebildet, das in seiner Zusammensetzung dem Blutplasma ähnelt. Lediglich die Blutkörperchen und Eiweiße verbleiben im Gefäßsystem, da die Poren der Glomerulummembran nur Teilchen bis zu einer bestimmten Größe passieren lassen (Filterfunktion). Auf diese Weise werden pro Tag ca. 180 l Primärharn gebildet (Glomuläre Filtrationsrate). Der Primärharn wird in das System der Nierenkanälchen weitergeleitet. Treibende Kraft für die Glomeruläre Filtration ist der Blutdruck und damit die Herzleistung. Fällt der Blutdruck unter den notwendigen Filtrationsdruck, so kommt es zu lebensbedrohlichen Einschränkungen der Filtrationsleitsung. Ist der Blutdruck zu hoch, so wird zu viel Primärharn gebildet, die Rückresorptionsmechanismen im Tubulussytem versagen teilweise. Folge ist die Ausscheidung von wenig konzentriertem Urin. Bildung des Sekundärharns (Endharn): Auf seinem Weg durch das Tubulussystem (Nierenkanälchen) wird der Primärharn durch Rückresorption von FLK und anderen Bestandteilen auf ca. 1% seiner ursprünglichen Menge vermindert, also auf ca. 1,5 l/Tag. Die Konzentration von Harnstoff, NaCl und anderen Stoffen ist im Endharn ca. 3-4- mal höher als im Blut. Im Nierenmark bilden die Blutgefäße und Nierentubili gestreckt verlaufende Leitungsbündel, wobei deren Anordnung die Grundlage für die Rückresorption von FLK und Teilchen aus dem Vorharn ins Blut bildet. Die Rückresorption erfolgt nach dem komplizierten Haarnadelgegenstromprinzip, das einen Rückstrom von FLK bei gleichzeitiger Zunahme der Salzkonzentration in der Tubulussystem verbleibenden FLK ermöglicht. Bei den Rückresorptionsvorgängen hat jeder Abschnitt des Nierenröhrchens bestimmte Aufgaben. Hauptstück (proximaler Tubulus). Im Hauptstück werden durch aktive Transportvorgänge Glukose und Elektrolyte rückresorbiert. Ebenso wird hier bereits ein Großteil des Wassers (ca. 70%) aus dem Tubulussystem rückresorbiert. Das Wasser folgt dabei dem Natrium, das größtenteils durch aktive Transportmechanismen aus dem Tubulus rücktransportiert wird. Überleitungsstück (Henle-Schleife): Die Henle-Schleife dringt nadelförmig mit einem aufsteigenden und absteigenden Schenkel ins Mark ein. Im aufsteigenden Teil erfolgt hauptsächlich die aktive Natrium-Rückresorption, während er für Wasser undurchlässig ist. Mittelstück (distaler Tubulus), Überleitungsstück und Sammelrohr: Der distale Tubulus steht über das Verbindungsstück mit dem Sammelrohr in Verbindung. Im distalen Tubulus und den Sammelrohren wird durch Rückresorption von Wasser letztlich die Harnmenge festgelegt. Die erfolgt u.a. durch die Mineralstoffkortikoide (Aldosteron und ADH), die die renale Wasserausscheidung steuern. Zusammensetzung des Harns: Der Harn ist eine gelbliche, klare FLK mit einem spezifischen Gewicht von 1001-1035 mg/ml und einem pH-Wert von 4,8-7. Tagesmenge, spezifisches Gewicht, Farbe, Zusammensetzung und pH können sich je nach Ernährung, Stoffwechsellage und Anforderungen ändern. Die Harnmenge kann, je nach Trinkmenge, Bedürfnissen des Organismus und Temperatur zwischen 700-2500ml/Tag schwanken. Physiologischerweise enthält der Endharn kein Eiweiß oder Zucker. Dies kann sich jedoch bei bestimmten Erkrankungen ändern Bestandteile des Harns: 95-98 % Wasser Stickstoffhaltige Schlackenstoffe, die als Harnstoff, Harnsäure und Kreatinin ausgeschieden werden Anorganische und organische Salze Harnfarbstoffe, die im wesentlichen aus Urobilinogen bestehen Hormone, Vitamine, evtl. Medikamente und andere körperfremde Stoffe Hormonelle Kontrolle der Salz- und Wasserausscheidung: Die Harnausscheidung und damit der Salz- und Wasserhaushalt kann unter anderem durch Hormone beeinflusst und damit auch reguliert werden. Es handelt sich hierbei um die Mineralkortikoide Aldosteron und Adiuretin (ADH). Aldosteron: wird in der Zona gebildet glomerulus der Nebennierenrinde gebildet. Es gehört zur Gruppe der Mineralkortikoide, einer Gruppe von Hormonen, die eine besondere Wirkung auf den Wasser- und Mineralstoffwechsel besitzen. Wirkungen: Vermehrte Natrium-Rückresorption im distalen Tubulus der Niere Vermehrte Kaliumausscheidung durch die Niere Zunahme des extrazellulären FLK-Volumens Steigerung des Blutdrucks Durch die Natrium-Rückresorption verbleibt mit dem Natrium auch vermehrt Wasser im Organismus. Dies führt durch das erhöhte Volumen zu einer Steigerung des Blutdruckes. Reiz für die Ausschüttung: Salzmangel Erniedrigtes Plasmavolumen Erniedrigter Blutdruck Adiuretin (ADH): ist ein im Hypophysenhinterlappen gebildetes Hormon, das bei einem Anstieg der Plasmamolarität oder einem Abfall des Plasmavolumens verstärkt ins Blut abgegeben wird. Wirkung: Erhöht die Wasserdurchlässigkeit des distalen Tubulus und der Sammelrohre der Niere Vermehrte Rückresorption von Wasser und damit Hemmung der Harnproduktion (Antidiurese) Reiz für Ausschüttung: Anstieg der Plasmakonzentration (Wassermangel) Diuretika: versteht man Medikamente, die die Harnausscheidung der Niere fördern. Das Wirkprinzip der Diuretika beruht im Wesentlichen auf einer Steigerung der Natriumausscheidung. Das Wasser folgt dem Natrium dann passiv nach. Ableitende Harnwege: Zu den ableitenden Harnwegen gehören alle Strukturen, die nicht an der Harnbildung beteiligt sind: Nierenbecken, Harnleiter, Harnblase und Harnröhre. Nierenbecken: Das Nierenbecken sammelt den in Nierenkörperchen und Nierenkanälchen gebildeten Harn. Es ist ein dünnwandiges, bindegewebiges Säckchen, das von Übergangsepithel ausgekleidet ist. Das Nierenbecken verjüngt sich zum Harnleiter. Harnleiter (Ureter): Die beiden Harnleiter verbinden die Nieren mit der Harnblase. Der Harnleiter ist ein ca. 47mm dicker und 30 cm langer Muskelschlauch, der trichterförmig am Nierenbecken entspringt und hinter dem Bauchfell abwärts zur Blasenhinterwand zieht. Die Mündung der Harnleiter in die Harnblase ist so angelegt, dass bei einer stärkeren Füllung der Blase ein Rückfließen (Reflux) von Harn in die Harnleiter verhindert wird. Die Schleimhaut des Harnleiters besteht aus Übergangsepithel, das sich den wechselnden Füllungszuständen besonders gut anpassen kann. Harnblase: Die Harnblase sammelt den von den Harnleitern kommenden Harn. Sie liegt unter dem Bauchfell im kleinen Becken hinter den Schambeinen. Die gefüllte Blase überragt den Oberrand der Symphyse. Bei ca. 300 ml Füllung entsteht der Harndrang, wobei jedoch willkürlich mehr als 700ml zurückgehalten werden können. Die Muskulatur der Blase ist netzförmig gebaut. Um den Abgang der Harnröhre verlaufen in Schlingen angeordnete Muskelzüge, die an der Bildung des unwillkürlichen Schließapparates der Blase beteiligt sind. Der willkürliche Schließmuskel der Blase besteht aus Fasern des M. transversus perinei profundus, die die Harnröhre aufsteigend spiralförmig umschlingen. Die Blase ist ebenfalls von Übergangsepithel ausgekleidet. Harnröhre (Urethra): Die Harnröhre leitet den in der Blase gesammelten Harn nach außen ab. Sie ist bei Männern und Frauen unterschiedlich lang. Männliche Harnröhre: ist ca. 20-25 cm lang und verläuft durch das Glied. In den hinteren Teil der Harnröhre münden die Ausführungsgänge der inneren Geschlechtsorgane. Der enge, kurze, mittlere Teil wird außen vom Schließmuskel umgeben. Der vordere Anteil verläuft im Glied zwischen den Schwellkörpern. Weibliche Harnröhre: ist nur ca. 2,5-4 cm lang und verläuft zwischen Symphyse und vorderer Scheidenwand. Sie mündet hinter der Klitoris mit dem Ostium urethrae externum. Die Muskelwand des Harnleiters wird von Fasern des M. transversus perinei profundus (willkürlicher Schließmuskel) gebildet. Die Kürze der weiblichen Harnröhre ist die Ursache für die bei Frauen überaus häufigen Infektionen der Harnwege, da hier eine nur kurze Strecke für aufsteigende Keime zurückzulegen ist. Harnblasenentleerung: Bei ca. 300 ml Füllungsinhalt wird durch den Anstieg des Blaseninnendrucks Harndrang ausgelöst Spätestens bei einer Füllung von 500ml setzt die Entleerung ein. Je mehr die Wand der Harnblase durch das Füllungsvolumen gedehnt wird, umso stärker werden die in der Wand der Blase liegenden Dehnungsrezeptoren gereizt. Diese Reizung bewirkt reflektorisch die Erregung parasympathischer Nervenfasern, die zum Blasenschließmuskel ziehen; die Entleerung wird somit eingeleitet. Hat die Blasenentleerung einmal eingesetzt, so wird sie, ebenfalls reflektorisch, solange verstärkt, bis die Blase vollständig entleert ist. Nach einer Durchtrennung des RM oberhalb des Blasenzentrums im Sakralmark fällt die reflektorische Blasenentleerung zunächst für einige Wochen aus. Erst im chronischen Stadium der Lähmung bildet sich eine reflektorische Blasenentleerung erneut aus (Reflexbahnen). Wasser- und Elektrolythaushalt: Ein Großteil des menschlichen Organismus besteht aus Wasser. Wasser ist Ausgangs und Endprodukt unzähliger biochemischer Vorgänge, Transportmittel, Lösungsmittel und somit untrennbar mit dem menschlichen Leben verbunden. Der Wasserhaushalt ist mit dem Elektrolythaushalt en verknüpft, da das Wasser des Organismus eine Lösung mit einem relativ konstanten Gehalt an Elektrolyten ist. Besonders die Natriumkonzentration hängt eng mit dem Wasserbestand zusammen, da das Natrium aufgrund seiner chemischen Struktur freies Wasser bindet. Wasserhaushalt: Das Gesamtwasser des Erwachsenen beträgt etwa 60-70% des Körpergewichtes und ist somit der Hauptbestandteil des Organismus Wasserverteilung: Etwa 63% des Wassers befinden sich im Intrazellulärraum und 37% im Extrazellulärraum. Das Extrazelluläre Wasser wiederum verteilt sich in das Zwischengewebe und das Plasma. Die Wasserverteilungen zwischen den einzelnen Räumen ist abhängig von den Elektrolytkonzentrationen und dem onkotischen Druck von Plasma und Gewebe. Wasserbilanz: Eine ausgeglichene Wasserbilanz mit einem Gleichgewicht der Wasserein- und –ausfuhr ist für einen reibungslosen Ablauf der Vorgänge im Organismus unverzichtbar. Der tägliche Wasserumsatz beträgt im Durchschnitt ca. 2500 ml/Tag. Wassereinfuhr (ca. 2500ml): Die Gesamtwasseraufnahme von ca. 2500ml/Tag wird reguliert durch das Durstgefühl und setzt sich zusammen aus: 1300ml Flüssigkeit 900ml Wassergehalt der Nahrungsmittel 300ml bei Stoffwechselvorgängen (Oxidationen) frei werdenden Wasser Wasserausfuhr (ca. 2500ml): 1500ml über den Harn 500 ml über die Haut 400 ml über die Lunge 100 ml mit dem Stuhl Der Wasserumsatz kann von obigen Richtwerten erheblich abweichen. Vor allem bei hohen Temperaturen und vermehrter körperlicher Anstrengung kann der Wasserbedarf ein Vielfaches betragen. Pathologische Faktoren, die zu einem erhöhten Flüssigkeitsbedarf führen, sind z.B. Fieber od. Durchfälle. Bei Fieber kann der Wasserverlust pro 1°C um bis zu 1000ml/24h ansteigen. Ein Wasserdefizit führt über Stimulierung eines speziellen Bereiches im Hypothalamus (Durstzentrum) zu dem Gefühl des Durstes. Elektrolythaushalt: Da sie Aufrechterhaltung der Körperfunktionen in hohem Maße außer vom Wasserbestand auch von den Elektrolyten abhängig ist, ist die Kenntnis der wichtigsten Elektrolyte und ihrer Funktion unerlässlich. Natrium: eng verbunden mit Wasser, wichtigster Elektrolyt im Extrazellulärraum / Konzentration: 135150 mmol/l Kalium: Wichtigster Elektrolyt im Intrazellulärraum, Bedeutung bei der Erregungsübertragung am Nervensystem und Herzen / Konzentration: 3,5-5,5 mmol/l Kalzium: Aufbau von Knochen und Zähnen, Bedeutung bei der Muskelkontraktion / Konzentration: 2,15-2,75 mmol/l Magnesium: Bedeutung bei der Muskelkontraktion / Konzentration: 0,66-0,91 mmol/l Chlorid: Wichtigstes Anion im Extrazellulärraum in Verbindung mit Natrium / Konzentration: 98-112 mmol/l Säure-Basen-Haushalt: Im Blut herrscht in der Regel ein pH-Wert zwischen 7,37 und 7,43, der in engen Grenzen konstant gehalten werden muss. Ein Anstieg des pH-Wertes wird als Alkalose bezeichnet, ein Abfall des pH-Wertes als Azidose. Jede Alkalose oder Azidose geht mit erheblichen Elektrolytverschiebungen und Stoffwechselstörrungen einher, die die physiologischen Abläufe im Organismus behindern. Ein pH-Wert unter 7,0 bzw. über 7,8 ist nicht mehr mit dem Leben vereinbar. Es stehen dem Blut gewisse Systeme (Puffersysteme) zur Verfügen, die die Konstanz des pH-Wertes gewährleisten und Verschiebungen ausgleichen können. Störungen des Säure-Basen-Haushaltes: Eine Verschiebung des pH-Wertes hat unterschiedliche Ursachen. Je nach zugrunde liegender Ursache setzen andere Kompensationsmechanismen ein. Störungen: Eine respiratorische Alkalose entsteht bei vermehrter Abatmung (Hyperventilation) von CO² Eine respiratorische Azidose entsteht bei verminderter Abatmung (Hypoventilation) von CO² Eine metabolische Alkalose entsteht durch einen Stoffwechsel bedingten, verminderten Anfall oder Verlust von H+ Ionen Eine metabolische Azidose entsteht durch einen Stoffwechsel bedingten, vermehrten Anfall von H+ Ionen oder durch einen Verlust von Bicarbonat. Bei Vorliegen einer respiratorischen Störung wird der Säure-Basen-Haushalt metabolisch kompensiert, bei einer metabolischen Störung übernimmt die Atmung die Kompensation. Metabolische Ursachen bei Azidose: Diabetes Niereninsuffizienz Pankreatitis Leberkoma rezidivierende Diarrhoe Sepsis Respiratorische Ursachen bei Azidose: Störung der Atmung (Hypoventilation) Metabolische Ursachen bei Alkalose: Säureverluste durch Erbrechen Diuretikatharpie Respiratorische Ursachen bei Alkalose: Störungen der Atmung (Hyperventilation) Regulationssysteme: Man unterscheidet mehrere Regulationssysteme, die für eine Konstanthaltung des pH-Wertes in engem Grenzen sorgen. Bicarbonatsystem: beruht darauf, dass im Falle einer Azidose sie vermehrt anfallendem Wasserstoffionen (H+) mit dem Bicarbonat (HCO-³) zu Wasser (H²O) und Kohlendioxid (CO²) reagieren. Das Kohlendioxid wird vermehrt abgeatmet, und der Blut-pH-Wert steigt wieder an. Dieser wichtige Regelmechanismus ist zu ca. 70% an der Gesamtpufferkapazität des Blutes beteiligt. Proteinatsystem: Proteine sind ebenfalls in der Lage, ihren Gehalt an Wasserstoffionen zu ändern und somit den pH-Wert zu beeinflussen. Hauptpuffer ist das Hämoglobin. Die Summe aller pufferwirksamen Anionen bezeichnet man als Gesamt-Pufferbasen-konzentration. Sie beträgt 48 mmol/l. Abweichungen von diesem Wert werden als Base excess (BE, Basenüberschuss) bezeichnet. Der BE hat normalerweise den Wert 0. Bei einem Anstieg der Pufferbasen resultiert ein positiver BE, bei einem Abfall (Aufbrauch) der Pufferbasen resultiert ein negativer BE. Aufgaben der Atmung bei der pH-Wert-Regulation: Die Atmung spielt für die Regulation und Veränderung des Säure-Basen-Status eine wesentliche Rolle. Sie ist direkt mit dem Bicarbonatsystem verbunden: Bei verstärkter Atmung (Hyperventilation) kommt es zur Kohlendioxidabatmung und zur Steigerung des pH bei eingeschränkter Atmung (Hypoventilation) wird Kohlendioxid zurückgehalten, der pH fällt Aufgaben der Niere: Die Niere kann auf zwei Wegen Einfluss auf den pH-Wert nehmen: Vermehrte Ausscheidung von Säuren führt zu einem Anstieg des pH-Wertes Verminderte Ausscheidung von Säuren führt zu einem Abfall des pH-Wertes Lymphe Lymphatischessystem: Das Lymphatischesystem besteht aus den Lymphbahnen und den lymphatischen Organen. Die Organe des lymphatischen Systems sind die Repräsentanten des spezifischen Abwehrsystems. Zu den lymphatischen Organen gehören: Milz Thymus Lymphatischer Rachenring (Rachen-, Zungen- und Gaumenmandeln) Lymphknoten Lymphatisches Gewebe des Darms Neben der Hauptaufgabe der Immunabwehr erfüllt das lymphatische System noch zwei weitere Nebenaufgaben: Drainage des Gewebes zwischen den Zellen und Abtransport ins venöse System Transport von Nahrungsfetten aus dem Darm Lymphknoten: Der Lymphknoten ist ein bohnenförmiges, 3-30 mm langes, von einer Bindegewebskapsel umgebenes Körperchen. Er ist i die Lymphbahn eingeschaltet und enthält Lymphozyten und Markophagen. Die durchtretende Lymphe wird dort nach Art eines biologischen Filters von Fremdkörpern und Krankheitserregern gereinigt. Außerdem sind die Lymphknoten Bildungsort der Lymphozyten, Vertreter des spezifischen Abwehrsystems. Lymphe: Die täglich vom Körper gebildete Lymphmenge, die in das Venensystem einfließt, beträgt etwa 2l (10% der filtrierten Blutplasmamenge). Zusammensetzung der Lymphe: Die Lymphe entspricht in ihrer Zusammensetzung bis auf den niedrigen Eiweißgehalt in etwa dem Blutplasma. Die Lymphe enthält außer den Lymphozyten (1500-150000/mm³) praktisch keine Blutzellen. Die Lymphe aus den Darmabschnitten heißt Chylus. Milz: Die Milz ist ein ca. 150g schweres, lymphatisches Organ, das bei verschiedenen Erkrankungen des blutbildenden Systems (Leukämien) bis zu 2kg schwer werden kann. Die Milz liegt im linken Oberbauch unter dem Zwerchfell. Funktionen: Hauptaufgabe: Kontrolle des Blutes und Abbau von überalterten Erythrozyten (Blutmauserung) Thrombozytenspeicherung Vorgeburtlicher Sitz der Blutbildung (Hämatopoese) Die Milz kann bei Insuffizienzen des Knochenmarks die Blutbildung wieder aufnehmen. Erwachsene können auch ohne Milz leben, da die Aufgaben der Milz von anderen Organen übernommen werden können. Nach Entfernung der Milz bei Jugendlichen ist eine erhöhte Infektneigung zu beobachten. Mandeln (Tonsillen): Die Mandeln sind die Wächter am Eingang des Luft- und Speiseweges und repräsentieren ebenfalls das spezifische Abwehrsystem. Lymphatisches Darmgewebe: Das Lymphatische Gewebe des Darms ist besonders im unteren Dünndarm lokalisiert. Es schützt gegen Krankheitserreger dort, wo die bakterientötende Magensäure nicht mehr wirkt. Thymus: Der Thymus (Bries) liegt mit zwei ovalen Lappen über dem Herzbeutel. Er ist beim Kind das wichtigste Organ des Abwehrsystems, da ohne seine Mitwirkung keine Immunität aufgebaut werden kann. Im Thymus findet die Prägung der T-Lymphozyten statt. Beim Erwachsenen verkümmert der Thymus und spielt wahrscheinlich keine Rolle Mehr. Grundlagen und Begriffsbestimmungen: Äußere Schutzbarrieren: Dem Körper stehen gewisse äußere Schutzbarrieren zur Verfügung, die von vorneherein den Mikroorganismen ein Eindringen erschweren sollen. Sie gehören nicht direkt zum Immunsystem, sondern dienen als mechanische und chemische Schutzschilder: Schleim und Flimmerepithel der oberen Luftwege zum Abfangen der eingeatmeten Erreger Magensäure zum Abtöten von mit der Nahrung aufgenommenen Erregern Saures Milieu der Scheide zum Abtöten von aufsteigenden Erregern Säureschutzmantel der Haut Bakterienbesiedelung des Darmes. Stammzellen: Die meisten an der Immunantwort beteiligten Zellen entwickeln sich aus einer sog. pluripotenten Stammzelle. Aus ihr entstehen zum einen die myeloischen Stammzellen, aus denen sich wiederum die Makrophagen, Granulozyten und Monozyten entwickeln, zum anderen bilden sich die lymphatischen Stammzellen, aus denen sich die B-Zellen, T-Zellen und die Killerzellen entwickeln. Antigene und Antikörper: Eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr spielen Antigene und Antikörper. Unter einem Antigen versteht man einen körperfremden Stoff, in der Regel ein Eiweiß. Es findet sich als charakteristisches Zeichen auf jedem Mikroorganismus und jeder Zelle. Unter einem Antikörper (Immunglobulin) versteht man einen Stoff, der in der Lage ist, ein eingedrungenes Antigen zu binden und damit unschädlich zu machen (Antigen-Antikörperkomplex). Antigen und Antikörper passen dabei zusammen wie Schlüssel und Schloss. Die Grundstruktur der Immunglobuline ist Y-förmig. Komplementsystem: Das Komplementsystem besteht aus einer Reihe von Abwehrstoffen, die die Zellmembran eines Bakteriums zerstören und Phagozyten (Fresszellen) und Lymphozyten anlocken können. Das Komplementsystemsystem wird durch die Antigen-Antikörper-Komplexe aktiviert, die sich nach Eindringen der Fremdkörper bilden. Phagozyten (Fresszellen): können eingedrungene Mikroorganismen umschließen und verdauen (Phagozytose). Zur Phagozytose befähigt sind vor allem die Makrophagen und die neutrophilen Granulozyten. Sie werden durch das Komplementsystem bzw. die Antigen-Antikörper-Komplexe angelockt. B-Lymphozyten: Als Teil der Lymphozyten sind sie Mittler der spezifischen Abwehr. Sie tragen an ihrer Zelloberfläche Antikörper, die zirkulierende Antigene abfangen können. Nach Bildung des Antigen-Antikörper-Komplexes verwandelt sich der B-Lymphozyt in eine Plasmazelle, die dann massenhaft auf das Antigen passende, spezifische Antikörper produziert. Dieser Vorgang dauert ca. 2-4 Tage B-Gedächtniszellen: Nach Abklingen der Infektion bleiben sie zurück, die bei einer erneuten Konfrontation mit dem gleichen Erreger dann viel schneller zu Plasmazellen reifen können. T-Lymphozyten: stellen eine weitere Säule des Immunsystems dar. Sie bestehen aus den: T-Helfer-Zellen: unterstützen die B-Lymphozyten bei der Reifung zu Plasmazellen T-Suppressor-Zellen: regulieren die Immunantwort T-Killerzellen: können als fremd erkannte Zellen zerstören, indem sie sich an sie anlagern und die Zellmembran zerstören T-Gedächtniszellen Zytokine: Zytokine sind Botenstoffe, die die Immunreaktionen kanalisieren und regulieren. Sie dienen als Mittler zwischen verschiedenen Abwehrzellen und koordinieren die Immunantwort vor allem der Lymphozyten. Zu den Zytokinen gehören die Interleukine, das Interferon und der TNF. Die Zytokine kann man sich auch therapeutisch zur Behandlung verschiedener Tumorerkrankungen zunutze machen. Blut Das Blut übernimmt vielfältige Aufgaben im menschlichen Organismus. Zum einen sorgt es für Transport und Abtransport von Sauerstoff, Kohlendioxid und Nährstoffen, zum anderen ist es für die Konstanz der Temperatur, des pH-Wertes und der Elektrolytkonzentrationen verantwortlich. Nicht zuletzt bildet das Blut gemeinsam mit dem lymphatischen System das Abwehrsystem des Körpers. Zusammensetzung des Blutes: Das Blut setzt sich aus einem flüssigen Anteil, dem Plasma, und den festen Bestandteilen, den Blutkörperchen, zusammen. Das Plasma besteht aus: Serum Fibrinogen Zu den im Plasma zirkulierenden Blutkörperchen gehören: Erythrozyten Leukozyten Thrombozyten Hämatokrit: Unter dem Hämatokrit versteht man den Anteil der zellulären Bestandteile am Gesamtblutvolumen. Meist wird der Anteil der roten Blutkörperchen ermittelt und die übrigen Blutzellen vernachlässigt. Der Hämatokrit macht eine Aussage über die Zähigkeit des Blutes. Normwerte: Mann: 40-52 Vol.% Frau: 37-47 Vol.% Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG): Die Erythrozyten sinken im ungerinnbar gemachten Blut und setzen sich ab. An einem Teströhrchen liest man den Überstand des Serums in Millimetern nach einer und nach zwei Stunden ab. Die BSG ist ein einfach durchzuführender, unspezifischer Suchtest, der Hinweise auf eine eventuell vorliegende Erkrankung geben kann. Blutplasma: ist der flüssige Anteil des Blutes, eine gelbliche, klare Flüssigkeit. Trennt man die Blutzellen vom Blut ab, so bleibt das Plasma übrig. Bestandteile des Plasmas: 90-91% Wasser 7-8% Eiweiße und Proteine 2% kleinmolekulare Substanzen (Elektrolyte) Der pH-Wert des Plasmas ist in engen Grenzen konstant bei 7,37-7,47. Verschiebungen des pH-Wertes bezeichnet man als Alkalosen (erhöhter pH-Wert) bzw. Azidosen (erniedrigter pH-Wert). Ein veränderter pH-Wert hat Einfluss auf viele Stoffwechselfunktionen des Organismus. Das Plasma steh vor allem im Kapillargebiet, wo die Gefäßwände durchlässig sind, in ständigem Kontakt und Flüssigkeitsaustausch mit dem Interstitium (Zwischenzellraum). Elektrolyte: Im Plasma sind die Elektrolyte gelöst. Eine konstante Konzentration an Elektrolyten ist für viele Funktionen des Organismus unabdingbar. Elektrolytenkonzentrationen (durchschnittliche Werte): Natrium 140 mmol/l Kalium 4 mmol/l Kalzium 2,5 mmol/l Magnesium 1 mmol/l Chlorid 110 mmol/l Bikarbonat 27 mmol/l Urschache ist die Beteiligung dieser Elektrolyte an dem physiologischen Ablauf der Muskelkontraktion. Wichtiges Beispiel sind die Herzrhythmusstörungen bis zum Herzstillstand bei Verschiebungen der Kaliumkonzentration. Plasmaproteine: Neben den Elektrolyten befinden sich im Plasma langkettige Eiweißmoleküle (Proteine). Der Eiweißgehalt beträgt im Mittel 7-8g/dl. Es besteht aufgrund der Größen- und Ladungsunterschiede die Möglichkeit, die Proteine mit Hilfe einer Elektrophorese aufzutrennen. Man unterscheidet Albumine und Globuline. Albumin: Das Albumin ist mit 60% Anteil der Hauptbestandteil der Proteine. Es ist mit Dalton (Maß für das Gewicht einer chemischen Verbindung) ein relativ kleines Molekül. Funktionen: Aufrechterhaltung des kolloidosomatischen Drucks und damit mitverantwortliche für die Wasserverteilung zwischen Gefäßsystem und Zwischenzellraum. Transportvehikel z.B. für Medikamente und auch körpereigene Elektrolyte Pufferfunktion bei pH- Verschiebungen Proteinreserve bei Eiweißmangel Globuline: Die Globuline teilen sich weiter auf in alpha 1, alpha 2, beta und epsilon- Globuline sind ihrerseits weiter auftrennbar in folgende Unterglobuline, die auch als Immunglobuline bezeichnet werden: IgG IgA IgM IgD IgE Funktionen: Epsilon- Globuline (Immunglobuline): sie spielen eine entscheidende Rolle im Abwehrsystem (Antikörper) und sind bei entzündlich Erkrankungen vermehrt alpha1, alpha2 und beta- Globuline: Transport und Trägerfunktion Das Fibrinogen, das sich in der Elektrophorese als schmales Band zwischen beta und epsilonGlobulinen darstellt, ist als Vorstufe des Fibrins wichtiger Bestandteil der Blutgerinnung. Erythrozyten: bilden den mengenmäßig größten Teil der Blutkörperchen. Sie bestehen zum Großteil aus Hämoglobin, dem Hauptträger des Sauerstoffs. 34% des Feuchtgewichts und 90% des Trockengewichts entfallen auf das Hämoglobin. Das Hämoglobin ist ein Eiweißmolekül, das aus jeweils vier Hämgruppen besteht. Jede Hämgruppe besitzt ein zentrales Eisenatom, an das der Sauerstoff angelagert werden kann. Normwerte: Mann: 1,5 Millionen Frau: 4,6 Millionen Form: Flache, Runde Scheiben In der Mitte eingedellt Durchmesser 7,5 Mükrometer Funktion: Träger von Sauerstoff und Kohlendioxid Entwicklung der Erythrozyten (Erythropoese): Bildung im roten Mark der platten Knochen Entstehung über Vorstufen, die Retikulozyten Lebensdauer 120 Tage Abbau durch Phagozytose hauptsächlich im Knochenmark Der Anreiz für die Bildung und Entwicklung neuer Erythrozyten ist der Sauerstoffmangel. Es kommt unter Sauerstoffmangel zur Bildung von Erythropoetin in der Niere, das für die Steigerung der Erythropoese verantwortlich ist. Hb-Wert: Maß für die Menge an zirkulierenden Erythrozyten bzw. Hämoglobin ist der sog. Hb-Wert, die Menge des Hämoglobins pro dl Blut. Der Hb-Wert ist der klinisch gebräuchliche Parameter für einen Mangel bzw. Überschuss an Erythrozyten. Normwerte: Frauen: 12-14g/dl Männer: 14-16g/dl Unter Normwert: Anämie Über Normwert: Polyglobulie Anämie: Unter einer Anämie versteht man einen Mangel an Erythrozyten oder Hämoglobin. Hauptsymptome sind Blässe und Müdigkeit. Ursachen einer Anämie können sein: Gestörte Bildung (Eisenmangelanämie) Übermäßiger Abbau (hämolytische Anämie) Größerer Verlust (Blutungsanämie) Polyglobulie: Bei einer Vermehrung der Erythrozyten über die Norm spricht man von einer Polyglobulie. Folge ist eine erhöhte Zähigkeit (Viskosität) des Blutes und eine dadurch erhöhte Neigung zur Thrombenbildung. Leukozyten: Die im Gegensatz zu den Erythrozyten kenrhaltigen Leukozyten dienen der Abwehr von Fremdstoffen und Krankheitserregern und werden bei Entzündungsprozessen aktiviert. Sie lassen sich im so genannten Differentialblutbild weiter unterteilen. Normwerte: 4000-10 000 Über 10 000: Leukozytose Unter 4000: Leukopenie Nur ein kleiner Teil der Leukozyten zirkulieren im Blut. Der weitaus größere Teil (ca. 90%) befindet sich in Knochenmark und Gewebe und wird bei Bedarf mobilisiert und über das Blut zu ihrem Einsatzort transportiert. Hauptgruppen: Granulozyten (60%) Lymphozyten (25-40%) Monozyten (4-8%) Granulozyten: Die Granulozyten werden im Knochenmark gebildet. Man kann sie weiter unterteilen in: Neutrophile Granulozyten (50-70% aller Leukozyten) Eosinophile Granulozyten (2-4% aller Leukozyten) Basophile Granulozyten (0,5-1% aller Leukozyten) Neutrophile: übernehmen vor allem unspezifische Abwehrfunktionen (z.B. Phagozytose von Bakterien) und sind bei den meisten Entzündungen vermehrt. Der bei vielen Entzündungen entstehende Eiter besteht aus Zelltrümmern, abgestorbenen Bakterien und abgestorbenen Granulozyten. Basophile: sind ein wichtiger Speicher für Histamin (allergieauslösender Stoff) und Heparin (Gerinnungshemmer). Sie vermitteln allergische Reaktionen vom Soforttyp. Eosinophile: findet man vermehrt bei Parasitenbefall (Wurminfektionen) und Autoimmunerkrankungen. Lymphozyten: Die Lymphozyten werden im Knochenmark und den lymphatischen Gewebe, hier vor allem in Milz und Lymphknoten, gebildet. Der Hauptteil der Lymphozyten findet sich auch nicht im Blut, sondern in den Organen des lymphatischen Systems. Je nach dem Ort ihrer Prägung unterscheidet man: B-Lymphozyten (vor allem im Knochenmark) T-Lymphozyten (Thymus) Die Lymphozyten sind die Hauptträger der Immunität. Die B-Lymphozyten bilden nach Umwandlung in die Plasmazellen spezifische Antikörper, T-Lymphozyten sind die Träger der zellgebundenen Abwehr. Monozyten: sind die größten Blutzellen. Sie haben eine hohe Phagozytosekapazität und erfüllen damit ebenfalls, Abwehrfunktionen. Sie können aus der Blutbahn in die umgebenden Gewebe einwandern. Granulozyten: 50-70% Neutrophile: 50-70% Eosinophile: 2-4% Basophile: 0,5-1% Lymphozyten: 25-40% Monozyten: 2-6% Thrombozyten: sind ebenso wie die Erythrozyten kernlos. Normwerte: 150 000-300 000 Über 300 000: Thrombozytose Unter 150 000: Thrombozytopenie Entwicklung: Bildung im Knochenmark aus den Megakaryozyten Etwa 2-3 mükrometer groß Verweildauer im Blut 5-11 Tage Abbau über Milz, Leber und Lunge Funktion: Blutgerinnung Die Thrombozyten übernehmen eine wichtige Aufgabe bei der Blutgerinnung, insbesondere bei der primären Hämostase. Eine Vermehrung der Thrombozyten führt zur erhöhten Thromboseneigung, eine Verminderung zur erhöhten Blutungsneigung. Blutgerinnung: Ein funktionierendes Gerinnungssytem zur Blutstillung ist für den Organismus unerlässlich. Ein überaktives Gerinnungssystem führt zu einer erhöhten Thromboseneigung, ein gestörtes Gerinnungssystem zu mitunter lebensbedrohlichen Blutungen schon bei kleinen Verletzungen. Die Gerinnungsmechanismen stehen praktisch immer im Gleichgewicht mit der Fibrinolyse, die für eine Auflösung von Blutgerinnseln verantwortlich ist. Man unterscheidet eine primäre von einer sekundären Hämostase, die bei guter Funktion durch ihr Zusammenspiel innerhalb von Minuten eine Blutung zum Stillstand bringt. Primäre Hämostase (Blutstillung): Nach einer kleinen Verletzung kommt die Blutung nach etwa 1-3 min zum Stillstand. Ursachen: Vasokonstriktion (Gefäßverengung) der kleinen Gefäße Einrollen und Verkleben der Gefäßwand Mechanischer Verschluss der kleinen Gefäße durch einen Thrombozytenpfropf (Thrombozytenaggregation) Durch Thrombozyten, die an den Wundrändern haften und Serotonin und Katecholamine freigeben, kommt es zur Gefäßverengung im Wundgebiet. Diese Stoffe führen als vasokonstriktorische (gefäßverengende) Substanzen zu einer Verengung der Blutgefäße im verletzten Gebiet. Die Zeit, die für eine primäre Blutstillung benötigt wird, heißt Blutungszeit. Sie gibt in erster Linie Auskunft über die Funktionstüchtigkeit der Thrombozyten und ihre Fähigkeit, einen Pfropf zu bilden. Sekundäre Hämostase: Bei der sekundären Gerinnung kommt es zur Ausbildung eines stabilen Gerinnungsthrombus. Eine entscheidende Bedeutung spielen hierbei im Blut vorhandene Gerinnungsfaktoren, die das in der Leber gebildete Prothrombin in aktives Thrombin überführen. Durch das Thrombin wird im Blut vorhandenes Fibrinogen zu löslichem Fibrin, das schließlich in das feste, Fibrin, den Blutkuchen umgewandelt wird. Endogenes und exogenes System (Gerinnungsfaktoren V-XII): Die als Thrombokinase bezeichneten Gerinnungsfaktoren durchlaufen eine Reihe von komplexen Reaktionen, die kaskadenförmig ablaufen. Man unterscheidet je nach Herkunft der Gerinnungsfaktoren die Gewebsthrombokinase (exogenes System, extrinsic system) und die Blutthrombokinase (endogenes System, intrinsic system). Beide Systeme enden beim aktivierten Faktor X, der dann letztlich für die Aktivierung des Prothrombin in Thrombin verantwortlich ist. Das exogene System wird hauptsächlich bei größeren, äußeren Gewebsverletzungen aktiviert, während das endogene System vor allem bei Gefäßinnenwandschäden zum Einsatz kommt. Sonderstellung des Kalziums: Mehrere Schritte der Gerinnungskaskade sind von der Anwesenheit von Kalzium-Ionen abhängig. Durch Entzug oder Bindung von Kalzium Blut ungerinnbar gemacht werden. Dies macht man sich bei der Herstellung von Blutkonserven oder Laborproben zunutze. Hemmstoffe der Blutgerinnung (Antikoagulanzien): Es kann therapeutisch erforderlich sein, beispielsweise im Rahmen der Thromboseprophylaxe, die natürlichen Blutgerinnungen zu hemmen. Dies ist außerdem nötig bei Blutentnahmen zu Laborzwecken. Hierbei gibt es mehrere Möglichkeiten, in das Schema der Blutgerinnung einzugreifen und den Ablauf zu hemmen. Heparin: Heparin hemmt die Bildung von Thrombin und mehreren Gerinnungsfaktoren. Es wirkt sowohl in vitro (Reagenzglas) als auch in vivo (im Körper). Heparin ist Mittel der Wahl zur Thromboseprophylaxe und wird praktisch in jedem Krankenhaus beim gefährdeten (bettlägerigen, immobilen und operierten) Patienten eingesetzt. Wichtigstes Thromboseschutzprotein des Plasmas ist das Antithrombin III, dessen Anwesenheit in ausreichender Konzentration für die Funktion des Heparins notwendig ist. Cumarinderivate (Marcumar): Cumarine wirken als Vit. K-Antagonisten und hemmen die Bildung der Vit. K-abhängigen Gerinnungsfaktoren in der Leber (Prothrombin). Sie wirken nur in vivo. Cumarine eignen sich zur Langzeitthromboseprophylaxe, wie sie z.B. nach Herzklappenoperationen oder nach tiefen Beinvenenthrombosen nötig ist. Maß für eine ideale Einstellung der Gerinnung ist hierbei der Quick-Wert. Komplexbildner: Oxalat, Citrat und EDTA (Ethylene, Diamine, Tetraacetic, Acid = Äthylenediamintetraessigsäure) wirken als Kalziumkomplexbildner und unterbrechen somit die kalziumabhängigen Gerinnungsschritte. Komplexbildner wirken zwar auch in vivo, werden aber praktisch nur zur Gerinnungshemmung bei Blutabnahmen für Laborzwecke benutzt. Bluterkrankheit (Hämophilie A): Bei der Hämophilie A kommt es durch das Fehlen von Faktor VIII zu einer Unterbrechung des physiologischen Ablaufs der Blutgerinnung. Es resultiert eine erhöhte Blutgerinnung, die durch ein Zuführen von Faktor VIII behandelt wird Diagnostik der Blutgerinnung: Zur Überwachung der Gerinnungsfunktionen stehen einige Laborwerte zur Verfügung, die Aufschluss über die Funktionstüchtigkeit des Gerinnungssystems bzw. die Wirksamkeit einer antikoagulatorischen Therapie geben: Quick-Wert (Thromboplastinzeit): Normwert 70-120% - bei Marcumarisierung therapeutische Einstellung auf 15-25% PTT (parzielle Thromboplastinzeit): Normwert 30-40 s – bei intravenöser Heparinisierung erhöht TZ (Thrombinzeit): Normwert 20 s – bei i.v. Heparinisierung erhöht Fibrinolyse: Unter der Fibrinolyse versteht man die Auflösung von Fibringerinnseln (Blutgerinnseln). Es werden im Rahmen der Gerinnung ständig gewisse Mengen von Fibrinogen in Fibrin überführt. Dieser Prozess steht in einem funktionellen Gleichgewicht mit dem sog. fibrinolytischen Prozess, der zur Auflösung der Fibringerinnsel führt. Hierbei wird Plasminogen zu Plasmin umgewandelt, welches das Fibrin der Blutgerinnsel auflöst. Die aus dem Gewebe stammenden Plasminogenaktivatoren überführen Plasminogen direkt zu Plasmin, die Blutaktivatoren brauchen zu ihrer Wirksamkeit die sog. Lysokinasen (Urokinase, Streptokinase). Die fibrinolytische Wirkung der Uro- und Streptokinase macht man sich bei akut eingetretenen Gerinnseln (Infarkt, Embolie) zunutze, indem man versucht, das Gerinnsel durch Gabe von Uro- oder Streptokinase aufzulösen. Thrombose und Embolie: Bildet sich innerhalb eines Gefäßes ein Blutgerinnsel, so spricht man von einer Thrombose. Häufigste Lokalisation von Thrombosen sind die tiefen Bein- und Beckenvenen. Löst sich ein solcher Thrombus und wird mit dem Blutstrom weitertransportiert, bis er ein enges Gefäß verstopft, so spricht man von einer Embolie. Klassischerweise werden Thromben aus dem Bein- und Beckenbereich in das rechte Herz und dann nachfolgend in die Lungenarterien verschleppt, die sie dann verstopfen (Lungenembolie). Häufiger Ort einer Embolie sind auch die Gehirngefäße (Apoplex), wo es zu erheblichen neurologischen Ausfällen kommen kann.