APOTHEKIA SPECIAL DIE „PILLE DANACH“ Die zwei „Pillen danach“ In Deutschland sind aktuell zwei Wirkstoffe für die „Pille danach“ zugelassen, Ulipristalacetat (Handelsname ellaOne®) und Levonorgestrel (Handelsnamen Postinor®, unofem®, PiDaNa®). Ulipristalacetat wurde von der Europäischen Kommission am 7. Januar 2015 von der Rezeptpflicht befreit. Laut aktuellen Informationen soll die rezeptfreie Abgabe in der Apotheke beginnen, sobald der Hersteller die entsprechende OTC-Version des Präparats in Umlauf bringt. Dies ist für den 15. März 2015 geplant. Das Bundesministerium für Gesundheit plant, im Zuge dieser Entscheidung, über eine Änderung der Arzneimittelverschreibungsverordnung (AMVV) auch Levonorgestrel von der Rezeptpflicht zu befreien. Wie wirkt die „Pille danach“? Beide Wirkstoffe haben die gleiche Wirkung - sie verzögern oder verhindern den Eisprung (1). Deswegen wirken sie nur, bevor der Eisprung stattgefunden hat. In späteren Phasen, wie die Befruchtung der Eizelle (2) oder die Einnistung der befruchteten Eizelle (3) haben sie keinen Einfluss. Zudem führen Sie nicht zum Abbruch einer bereits bestehenden Schwangerschaft (im Gegensatz zur „Abtreibungspille“ Mifegyne®). © ® — 1 — 2 1 3 Wie wird die Pille danach angewendet? Ulipristalacetat wird als Einzeldosis in einer 30 mg Dosierung eingenommen. Levonorgestrel wird in Form von 2 Tabletten mit je 0,75 mg im Abstand von 12 Stunden oder als Einzeldosis (1,5 mg) eingenommen. Wann nehme ich die Pille danach? Ulipristalacetat kann bis zu 120 Stunden (5 Tage) nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr angewendet werden. Die Einnahme sollte so schnell wie möglich erfolgen. Levonorgestrel kann bis zu 72 Stunden (3 Tage) nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr angewendet werden. Die Einnahme sollte so schnell wie möglich erfolgen. Wie wirksam ist die Pille danach? Ulipristalacetat wirkt in ca. 75 – 84 % der Fälle. Die Wirksamkeit nimmt ab, je länger der Zeitraum zwischen ungeschütztem GV und Einnahme ist. Levonorgestrel wirkt in ca. 55 – 60 % der Fälle. Die Wirksamkeit nimmt ab, je länger der Zeitraum zwischen ungeschütztem GV und Einnahme ist. © ® — 2 — Wie funktioniert die „Pille danach“? Ulipristalacetat erzögert oder verhindert den Eisprung indem es die Wirkung des Hormons unterdrückt, das den Eisprung auslöst. Levonorgestrel verzögert oder verhindert den Eisprung, indem es die Ausschüttung des Hormons unterdrückt, das den Eisprung auslöst. Warum habe ich meine Tage nach Einnahme der „Pille danach“ verspätet bekommen? Gibt es Gründe, die die Anwendung der „Pille danach“ ausschließen? Beide Wirkstoffe verschieben den Eisprung. Deswegen kann sich die Monatsblutung verschieben. Bei Verzögerungen von mehr als 5 Tagen kann ein Schwangerschaftstest empfehlenswert sein. Beide Wirktsoffe: Allergien, chronische Erkrankungen und die Einnahme anderer Medikamente können mögliche Kontraindikationen sein. In diesem Fall sollten Sie einen Arzt aufsuchen, bevor Sie die „Pille danach“ nehmen. Ulipristalacetat: In der aktuellen Version der Packungsbeilage wird Schwangerschaft noch als Kontraindikation genannt. Diese wird lt. Aussage des Herstellers jedoch zukünftig gestrichen. © ® — 3 — Gibt es Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten? Was muss ich beachten, wenn ich gleichzeitig die Anti-Baby-Pille nehme? Welche Nebenwirkungen hat die „Pille danach“? © ® Ja, Medikamente aus der Gruppe der CYP3A4-Induktoren wie z.B. Phenytoin, Carbamazepin, Efavirenz, Phosphenytoin, Nevirapin, Oxcarbazepin oder Johanniskraut können den Abbau des Wirkstoffs beschleunigen und so die Wirkung der „Pille danach“ abschwächen. Der CYP3A4-Inhibitior Ritonavir kann bei dauerhafter Anwendung die gleiche Wechselwirkung auslösen. Um Abbruchblutungen oder Zyklusstörungen zu vermeiden sollten Sie die Pille ganz normal weiternehmen. Bitte denken Sie aber daran, dass die Pille in Ihrem aktuellen Zyklus keinen Verhütungsschutz mehr bietet. Deswegen sollten Sie bis zum nächsten Zyklus zusätzlich mit Kondomen verhüten. Zu den häufigen Nebenwirkungen zählen Übelkeit, Unterleibsschmerzen, Menstruationsschmerzen, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Stimmungsschwankungen oder Müdigkeit. — 4 — Ich habe mich nach Einnahme der „Pille danach“ erbrochen. Bei Erbrechen bis zu 3 Stunden nach Einnahme einer „Pille danach“ wird die erneute Einnahme empfohlen. Schützt die „Pille danach“ vor sexuell übertragbaren Erkrankungen? Die „Pille danach“ schützt nicht vor sexuell übertragbaren Erkrankungen - das können nur Kondome. Wenn Sie den Verdacht haben, sich mit einer solchen angesteckt zu haben, sollten Sie auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen. Tipps Orientiert euch bei der Abgabe der Pille danach an der Packungsbeilage. So lange diese die Rezeptpflicht ausweist sollte das Präparat nur auf Rezept ausgegeben werden. In kniffligen Fällen könnt ihr trotzdem zu einem Arztbesuch raten. Beim Wirkstoff Ulipristalacetat ist das Anwendungsfenster 5 Tage lang, so dass in der Regel genug Zeit dafür sein sollte und die Pille danach später trotzdem fristgerecht angewendet werden kann. Bietet der Kundin – egal ob bei noch rezeptpflichtiger oder zukünftig apothekenpflichtiger Abgabe - an, die Pille direkt in der Apotheke einzunehmen. So könnt ihr sichergehen, dass sie die Pille auch wirklich selbst nimmt und nicht an jemand anders weitergibt. Begründen könnt ihr dies damit, dass die Wirksamkeit höher ist, je früher die Pille eingenommen wird. © ® — 5 — Literatur European Medicines Agency; Zusammenfassung des Europäischen Öffentlichen Beurteilungsberichts (EPAR) für ellaOne. 2010 [Online], verfügbar unter: http://www.ema.europa.eu/docs/de_DE/document_library/EPAR_-_Summary_for_the_public/human/001027/WC500023671.pdf T. Rabe, C. Albring; Notfallkontrazeption – ein Update. Gemeinsame Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin (DGGEF) e.V. und des Berufsverbands der Frauenärzte (BVF) e.V. - Update vom 4.2.2013 [Online], verfügbar unter: http://www.dggef.de/resources/EC_update_18_5.2.2013.pdf International Federation of Gynecology & Obestrics, International Consortium for Emergency Contraception; Wirkmechanismus, Wie verhindern Levonorgestrel-basierte Notfallkontrazeptive (die “„Pille danach“”) eine Schwangerschaft. 2012 [Online], verfügbar unter: http://www.cecinfo.org/custom-content/uploads/2014/01/ICEC_MoA_6-1-12-german.pdf DAZ.online; EllaOne - Was bei der Beratung wichtig ist. 08.01.2015 [Online], verfügbar unter: http://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/pharmazie/news/2015/01/08/was-bei-der-beratung-wichtigist/14737/offset/0/print.html Apotheke adhoc; EllaOne erst nach Relaunch OTC; 14.01.2015 [Online], verfügbar unter: http://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/nachricht-detail/pille-danach-ellaone-erst-nach-relaunch-otc/?tx_ttnews[sViewPointer]=1&cHash=cb6545ba4475d306e7fb7241a058277c © ® — 6 —