J E S U S KO M M T ! DIE BEDEUTUNG VON DANIELS LETZTER VISION DAS JAHRESENDE RÜCKT NÄHER, UND WIR MÖCHTEN ALLE LESER VOM VERSÖHNUNGSTAG MIT JENER GROSSEN VERHEISSUNG IM BUCH SACHARIA GRÜSSEN, DIE SICH UNTER DEN LANG ERWARTETEN SCHAUERN DES SPÄTREGENS ERFÜLLEN WIRD: »A n jenem Tag wird der Schwächste unter ihnen sein wie David, und das Haus David wie Gott, wie der Engel des Herrn vor ihnen her.« (Sacharja 12,8) Diesen wunderbaren Vers vor Augen schreibt Ellen White: »Die Worte klingen mir in den Ohren: ›Rückt zusammen! Rückt zusammen!‹ Die ernste, heilige Wahrheit für diese Zeit besteht darin, Gottes Volk einigen.« (Testimonies 6, 42; vgl. Zeugnisse 6, 50) Dieser Gedanke vor allem bewegt mich heute zu diesen Zeilen an euch. Was für ein Gedanke! Er ist es wahrlich wert, immer wieder in unseren Herzen wiederholt zu werden und ständig in unseren Ohren zu klingen: »›Rückt zusammen! Rückt zusammen!‹ Die ernste, heilige Wahrheit für diese Zeit besteht darin, Gottes Volk zu einigen.« GEMEINDE IM AUFBRUCH Der Geist ernsten und echten Zusammenrückens ist heute weltweit sichtbar. Eine Erweckung hat unter den jungen Leuten begonnen, die uns an 20 Versöhnungstag NOVEMBER 2013 bessere Tage erinnert, als der Eifer für Gottes Sache noch das Wichtigste in den Herzen vieler junger Männer und Frauen war. Auch das Fundament/der Versöhnungstag entstand im unvergesslichen Kontext solch einer Erfahrung. Als damals noch recht junge Glaubensgeschwister rückten wir im Land der Reformation mit genau diesem Wunsch zusammen: Um im Geist Jesu Einheit zu erfahren auf dem festen Fundament von »Gesetz« und »Zeugnis« (Jesaja 8,20). Doch nicht nur unter den jungen Leuten regt sich dieser Geist. Er erfasst Menschen aus allen Altersgruppen in unserer Gemeinde, sowohl Kinder als auch Senioren. Sind dies schon Tropfen des Spätregens? Wenn ja, dann müssten sie mit den großen prophetischen Botschaften aus Gottes Wort zusammenhängen. Das würde uns zu den Büchern Daniel und Offenbarung führen, die unsere göttliche Bewegung ausgelöst haben. Betrachten wir daher aus dieser einzigartigen Perspektive ein paar bedeutsame Gedanken! Denn gemein- © ZU_09 - iStockphoto.com sam mit euch ist es unsere wachsende Sehnsucht, dass unser Herr Jesus in den Wolken des Himmels mit großer Macht und Herrlichkeit wiederkommt. Dabei danken wir euch an dieser Stelle für eure Gebete, für eure Freundschaft und eure Liebe. Wir glauben von ganzem Herzen, dass der Augenblick für das verheißene Zusammenrücken gekommen ist, dafür, dass Gottes Volk »im Geist und in der Wahrheit« voll und ganz geeint wird (Johannes 4,24). KOMMT JESUS WIRKLICH BALD? Einen Tag nachdem Barak Obama als Präsident der Vereinigten Staaten wiedergewählt wurde, hatten meine Frau und ich unabhängig voneinander den ernsten, tiefen Eindruck, dass für unsere Gemeinde, die gerufen ist, an den Geboten Gottes und dem Glauben Jesu festzuhalten (Offenbarung 14,12), die Tage des Friedens gezählt sind. Nur vor wenigen Monaten sagte mir meine Frau – zu meiner Überraschung –, sie glaube, dass Jesus wirklich bald kommen werde. Wer »seine Erscheinung lieb hat« (2. Timotheus 4,8), dem mag dies ganz selbstverständlich erscheinen. Oft jedoch glauben wir zwar an Jesu baldige Wiederkunft, aber wir glauben nicht wirklich, dass er bald kommt. Sonst würden wir ganz anders leben, intensiver und mit einem ganz neuen Eifer für Gottes Reich. Per- 21 J E S U S KO M M T ! sönlich bereits mit einem Ehepartner gesegnet, der für Gottes Reich brennt, berührte mich diese Aussage meiner Frau sehr. UNSER WAHRER UND EINZIGER SCHUTZ Dieser Tage ruft uns der HERR in eine noch tiefere Erfahrung von Reue und Sündenbekenntnis hinein. Wir durften klarer erkennen, wie wir durch fehlendes Hören, Studieren, Wachen und Beten oftmals selbst die Intensität und den Eifer in uns gemindert haben, die jene beständig kennzeichnen werden, die, wie gerade erwähnt, an die kurz bevorstehende Wiederkunft unseres Königs glauben. Hier ein erstaunliches Zitat: »Unsere wahre Position und die einzige, in der wir überhaupt Schutz finden können, ist die der Reue und des Sündenbekenntnisses vor Gott. Wenn wir uns als Sünder fühlen, dann werden wir unserem Herrn Jesus Christus vertrauen. Denn er allein kann Übertretung vergeben und uns Gerechtigkeit zurechnen. Kommen ›die Zeiten der Erquickung vom Angesicht des HERRN‹ (Apostelgeschichte 3,20), dann werden die Sünden des Reuigen aus den himmlischen Berichten entfernt, denn er hat Jesu Gnade empfangen und durch das Blut des Lammes überwunden. Seine Sünden werden auf Satan gelegt, den Sündenbock, den Urheber der Sünde. Man wird ihrer nicht mehr gedenken. Die Sünden der Überwinder werden aus den Berichtsbüchern getilgt, aber ihre Namen blei- 22 Versöhnungstag NOVEMBER 2013 ben im Lebensbuch stehen. Der treue Zeuge sagt: ›Wer überwindet, der wird mit weißen Kleidern bekleidet werden; und ich will seinen Namen nicht auslöschen aus dem Buch des Lebens, und ich werde seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.‹ (Offenbarung 3,5)« (Signs of the Times, 16. Mai 1895) Was für ein wertvolles Zitat! Wir leben am eigentlichen, am großen Versöhnungstag und sind daher zur Buße und zum Sündenbekenntnis gerufen, also zu genau der Position, die »unsere wahre Position« darstellt, die »einzige … in der wir überhaupt Schutz finden können«. WARUM IST UNSER ZUSTAND SO TRAURIG? Haben wir uns je gefragt, warum so viel Rückfälligkeit, geistliche Schwäche und so wenig heilige Begeisterung zu finden ist? Ganz einfach: Meist haben wir fast völlig aus den Augen verloren, wie schön und friedenspendend die Wahrheit ist, dass unser Leben Reue und Sündenbekenntnis atmen soll. MARTIN LUTHER: EIN LEBEN DER BUSSE Martin Luther hat dies gut verstanden. Er wusste aus eigener Erfahrung, wie wunderbar sich echte Reue und wahres Bekenntnis auswirken, ja wie nachhaltig, wenn wir die vergebende Gnade Golgathas frisch vor Augen haben. In seiner ersten These, die er am 31. Ok- tober 1517 an die Tore der Wittenberger Schlosskirche schlug, verkündigte er genau diese Wahrheit: »1. Wenn unser Herr und Meister Jesus Christus ›Tut Buße!‹ sagt, meint er damit, dass das ganze Leben des Gläubigen ein Leben der Buße sein soll.« (ht t p://w w w.spu rgeon.org/~ph i l/ history/95theses.htm) Wir wissen, dass der Heilige Geist reuigen Sündern geschenkt wird, um sie vor weiterem Sündigen zu bewahren (Apostelgeschichte 5,32). Würde die Sünde nicht ein für alle Mal in unserem Leben zu Ende sein, sobald wir uns eine Bußgesinnung zu Eigen machten? (2. Korinther 7,10.11) Würden wir nicht dann, und nur dann, völlig und bewusst am Versöhnungstag leben? FINDEN WIR UNS IM ALLERHEILIGSTEN EIN? Ellen White sagte Ende des vorletzten Jahrhunderts: »Die Gemeinde hat noch nicht den heiligen Ort betreten, wohin Jesus eingegangen ist, um für seine Kinder Versöhnung zu wirken.« (Review and Herald, 25. Februar 1890) Haben sich die Dinge seit 1890 gebessert? Es gibt Anzeichen der Hoffnung, dass sich langsam tatsächlich eine Gemeinde im Allerheiligsten des himmlischen Heiligtums einfindet. In lebendigem Glauben rücken Seelen bewusst im himmlischen Gerichtssaal eng zusammen und verstehen die Position und Aufgabe unseres Hohen Priesters. Lenken wir daher unseren Blick nun konkreter auf das herrliche Licht gegenwärtiger prophetischer Wahrheit. DIE BERLINER MAUER Am 9. ist ein besonderer Jahrestag. Ein historischer Jahrestag. Und ein prophetischer. Vor 24 Jahren, am 9. November 1989, hatte Ostdeutschland, die ehemalige DDR, seine friedliche Revolution. Sie erschütterte nicht nur Deutschland, sondern änderte auch den Kurs der gesamten Weltgeschichte. Die Welt war nach dem 9. November 1989 nicht mehr dieselbe. Viele von uns erinnern sich noch an dieses Ereignis. Alle sind wir uns seiner historischen Tragweite bewusst. Doch wissen wir auch alle um seine prophetische Bedeutung? Am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer, so wundersam wie die Mauern Jerichos. Sie hatte den freien Westteil der ehemaligen und nun auch neuen Hauptstadt von ihrem sozialistischen Ostteil getrennt. Für uns Deutsche war das eine wunderbare Sache, so unerwartet, so unerhört außergewöhnlich, dass es uns allen zu schön erschien, um wahr zu sein. Zwei Wochen vorher hatte mich Gottes Vorsehung mit zwei Freunden zu einem Besuch nach Berlin geführt. Wir verbrachten dort eine Woche und besichtigten verschiedene Sehenswürdigkeiten. Ich war damals 18, kurz vor meinem Abitur und erinnere mich noch gut, wie ich vom Checkpoint Charlie aus auf das Steinsymbol des bereits abklingenden Kalten Krieges schaute. Wir besuchten auch Ostberlin, wurden gründlich von der Grenzpolizei gefilzt, als hätte Michail Gorbatschow die Zeit der Glasnost und Perestroika nie ein- 23 J E S U S KO M M T ! geläutet. Auf dem Alexanderplatz trafen wir einen Ostberliner, mit dem wir eine denkwürdige Unterhaltung führten. Er war einer der vielen Ostberliner Bürger, die gerne in einem freien Land gelebt hätten. Doch nach einigen Minuten des Gesprächs sagte er uns mit trauriger Überzeugung: »Diese Mauer wird hier immer stehen.« – Zwei Wochen später war sie Geschichte. WER STÜRZTE DIE SOWJETUNION? Nicht lange danach brach die Sowjetunion zusammen. Ein Weltreich zerfiel, um nie wieder aufzustehen. Nur eine Supermacht blieb übrig auf dem Planeten Erde: die Vereinigten Staaten von Amerika. Doch nur scheinbar! Denn eine andere mächtigere Macht befand sich im Aufstieg: das römische Papsttum. In Wirklichkeit waren sich die großen Staatsmänner einig darin, dass der Papst die Hauptrolle bei der Auflösung der Sowjetunion gespielt hatte. Für dieses epochale Ereignis bekam vor allem er die Ehre. Damit hatte die Abfolge der letzten Ereignisse begonnen … DER PROPHET DANIEL VERSUCHT SICH GEHÖR ZU VERSCHAFFEN Seit dieser Zeit versucht das ganze Universum, Gottes Gemeinde besonders auf einen Bibelvers im Buch Daniel aufmerksam zu machen, damit wir das entscheidende Ereignis verstehen, das nicht nur der Geschichte des 20. Jahrhunderts eine neue Wendung gab, 24 Versöhnungstag NOVEMBER 2013 sondern der Menschheitsgeschichte insgesamt. Denn es weist uns – als prophetischer Markstein oder Orientierungspunkt – direkt auf die Wiederkunft dessen hin, der diese Erde gemacht hat. Ohne es zu merken, hat die Welt selber auf die Erfüllung dieser Prophezeiung hingewiesen, als sie die Ereignisse, die zum Fall des Eisernen Vorhangs führten, mit den Worten beschrieb, die die Prophetie selbst verwendet. Das eindrücklichste Beispiel hierfür gab vielleicht das Newsweek Magazin. Es titelte am 25. Dezember 1989 sein Cover mit: »Sturmtage« (»Days of the Whirlwind«). »Zur Zeit des Endes aber wird der König des Südens mit ihm zusammenstoßen. Da wird dann der König des Nordens mit Wagen, Reitern und vielen Schiffen auf ihn losstürmen.« (Daniel 11,40; King James: »shall come against him like a whirlwind«) Lange bevor Einzelne in Gottes Volk es erkannten, hat die Welt, wenn auch ungewollt, die Erfüllung dieses Bibelverses bekannt. Gottes Volk schwieg, weil es nicht ahnte, dass sich diese große Prophetie vor seinen Augen erfüllte. Daher mussten die Steine schreien. HAT GOTT SEINE VERHEISSUNG NICHT ERFÜLLT, UNS VORHER ZU INFORMIEREN? Wie konnte das geschehen? Hatte Gott nicht verheißen: »Gott, der HERR, tut nichts, ohne dass er sein Geheimnis seinen Knechten, den Propheten, geoffenbart hat« (Amos 3,7)? In der Geschichte von Gottes Volk sahen Studenten der Prophetie einen prophetischen Orientierungspunkt gewöhnlich schon sehr früh am Horizont auftauchen. Zur Zeit des ersten Metallreichs wussten sie, dass ein Silberreich folgen würde. Zur Zeit Persiens wussten sie, dass danach Griechenland die Welt beherrschen würde. Zur Zeit Roms sahen sie voraus, dass es in zehn Stämme auseinander fallen und daraufhin der Antichrist kommen würde. Zur Zeit des kleinen Horns wussten sie, dass es nach 3½ Zeiten sein Ende finden würde. Die Milleriten erkannten schließlich, dass die zweite Engelsbotschaft der ersten in der Verkündigung folgen musste. Die Liste ließe sich fortsetzen. Manchmal erkannte man den prophetischen Orientierungspunkt erst unmittelbar, nachdem er aufgetaucht war. Als Jesus am Kreuz hing, erkannte einer der Schächer seine Göttlichkeit. Nikodemus erkannte erst einen Tag später, als Jesus schon im Grab ruhte, dass die Worte, die Jesus ihm ganz persönlich in jenem nächtlichen Gespräch gesagt hatte, sich gerade erfüllt hatten. Hiram Edson ging erst einen Tag nach der großen Enttäuschung vom 22. Oktober das Licht auf, dass Jesus ins Allerheiligste des himmlischen Heiligtums eingetreten war. Jesus sagte: »Und nun habe ich es euch gesagt, ehe es geschieht, damit ihr glaubt, wenn es geschieht.« (Johannes 14,29) Wie kann es da sein, dass man einen wichtigen prophetischen Orientierungspunkt weder näher kommen sah noch ihn erkannte, als er schon längst aufgetaucht war? MIT BLINDHEIT GESCHLAGEN Die laodizeanische Blindheit, von der Jesus in Offenbarung 3,17 spricht, ist eine prophetische Blindheit. Jesaja erklärt, dass die Augen der Gemeinde die Propheten sind (Jesaja 29,9.10). So wie sie zu seiner Zeit verschlossen wurden, sind sie auch die meiste Zeit der Gemeinde Laodizea verschlossen gewesen. Als Gottes Volk der Übrigen sind wir früh in eine geistliche Dürre eingetreten, die in der Geschichte der neutestamentlichen Gemeinde bis dahin so nie dagewesen war. Durch ungewollte oder beabsichtigte Nachlässigkeit, durch stillschweigende oder offene Rebellion haben wir privat oder öffentlich die prophetische Gabe in unseren Reihen bekämpft. In unserem persönlichen Leben haben wir uns so verhalten, als wäre Ellen White gar keine Prophetin. Wir haben nicht geglaubt, dass die Aussagen des Geistes der Weissagung von Gott kommen, sondern uns dafür entschieden, selbst zu bestimmen, was wir aus ihren Schriften lesen und was nicht, was wir für inspiriert halten und was nichts als ihre persönliche Meinung sei. Es ist, als wäre uns fast völlig entgangen, dass Gott sich uns durch die Gabe der Prophezeiung offenbarte, wie er es immer in der Vergangenheit tat, wenn er ein Volk sammelte und führte. Es ist, als hätten wir praktisch nicht bemerkt, dass »das Zeugnis Jesu«, »der Geist der Weissagung« (Offenbarung 19,10) eines der Hauptmerkmale von Gottes treuen Kindern der Endzeit darstellt. 25 J E S U S KO M M T ! IM VISIER DES DRACHEN Paradoxerweise aber heißt es vom Drachen, dass er gegen jene Krieg führt, ja allein gegen jene, »die Gottes Gebote halten und haben das Zeugnis Jesu« (Offenbarung 12,17). Wir haben diesen Vers für uns beansprucht, ihn aber schmählich in unserem praktischen Leben, in unserer Lehre und Ausbildung verleugnet. Dadurch haben wir uns schließlich von der Lebensader eines lebendigen, glühenden Zeugnisses abgeschnitten – vom Zeugnis Jesu. Damit ist uns in Wirklichkeit nichts geblieben. Gottes Gebote sind nämlich so mit der prophetischen Gabe verknüpft, dass sie für sich genommen gar nicht lebendig werden können. Offenbarung 19,10 in Verbindung mit Vers 11 zeigt, dass der letzte Überrest nur deshalb vollständig auf Jesu Wiederkunft vorbereitet ist, weil Gott uns ein Geschenk gegeben hat: »den Geist der Weissagung«. Wer ihn hat, hat die Geduld der Heiligen, die Gebote Gottes und den Glauben Jesu (Offenbarung 14,12). Wer ihn nicht hat, dem fehlt alles. Er ist ein Busch, der nicht brennt. Kommt der Geist der Weissagung in einem Volk aber zum Zuge, dann wird Jesus wiederkommen! HAT DIE GEMEINDE IN IHREM AUFTRAG VERSAGT? Hat die Gemeinde in ihrem Auftrag versagt? Der Geist der Weissagung selbst bezeugt mehrfach das Gegenteil. Das Werk ist in vielerlei und herrlicher Hinsicht von Erfolg gekrönt ge- 26 Versöhnungstag NOVEMBER 2013 wesen. Es hat sich über die ganze Welt ausgebreitet und Tausenden Frieden mit Gott geschenkt. Wo immer sein heiliger Einfluss spürbar war, war dieser lindernd und erhebend. Doch wie viele von uns sind in der Wüste abgeirrt? Es ist traurig aber wahr: Wir sind wie das alte Israel durch eine Wüstenerfahrung gegangen. Länger noch als Israel sind wir durch die Wüste dieser Welt gezogen. Tatsächlich: Nur aufgrund einer kleinen Schar Heiliger in der langwierigen Geschichte des ruhmreichen Glaubens der Siebenten-Tags-Adventisten hat die »gehorsame Gna­de« Gewaltiges auf dieser Welt erreicht. Daniel 11,40 wurde vom HERRN geplant, um uns zu offenbaren, dass wir an das Ende unserer Wüstenreise gelangt und Gottes Wüstenstrafen erschöpft sind, dass der Augenblick für die treuen Josuas und Kalebs gekommen ist, gemeinsam mit den Treuen unter den Jugendlichen zum Jordan zu ziehen und ihn tapfer zu überqueren, um in das gelobte Land einzuziehen. FOLGENSCHWER IST DIE ERKENNTNIS ODER UNKENNTNIS DER PROPHETIE Können wir einen Orientierungspunkt übergehen und uns doch immer noch auf dem Weg der Heiligkeit und des Himmels befinden? Sind die Worte der Prophetie wahlfrei und folgenlos? Oder geht es hier um Leben und Tod? Weil man den Propheten Daniel missverstand, wurde Jerusalem 70 n. Chr. zerstört. Weil man das gemeinsame Werk von Jeremia, Hesekiel und Daniel missverstand, wurde Jerusalem 586 v. Chr. zerstört. Weil die messianischen Juden den Propheten Daniel richtig verstanden, wurden sie im Jahr 70 n. Chr. alle gerettet. Weil ein treuer Überrest das gemeinsame Werk von Jeremia, Hesekiel und Daniel richtig verstand, überlebten diese Übrigen die Zeit der größten Qual für das Israel des Alten Bundes. DANIEL: QUELLE ALLER GROSSEN REFORMATOREN Daniel wurde von Gott benutzt, um alle großen Reformationen der Vergangenheit einzuleiten, die seit seiner Zeit bis heute geschehen sind. Paulus schöpfte aus der Quelle seiner Schriften. Die protestantischen Reformatoren schöpften aus den Schriften des Paulus und somit aus derselben Quelle. Es war vor allem der Prophet Daniel, der ihnen den Schlüssel gab, mit dem sie das Geheimnis des Antichristen entschlüsselten. In Schottland begann die schottische Reformation durch eine Predigt über Daniel 7, die in der Kraft des Heiligen Geistes gehalten wurde. Jesus hat uns auf Daniel hingewiesen. Oft zitierte er die Schrift oder spielte auf sie an. Einmal jedoch forderte er seine Nachfolger auf – auch dich und mich –, den Propheten Daniel zu lesen. »Wenn ihr nun den Gräuel der Verwüstung, von dem durch den Propheten Daniel geredet wurde, an heiliger Stätte stehen seht (wer es liest, der achte darauf!)« (Matthäus 24,15) Seit den Tagen Jesu, ja seit den Tagen Daniels, hing das Werk der gegenwärtigen Wahrheit davon ab, ob man die Offenbarungen verstand, die dieser Prophet der Gefangenschaft erhielt. Auch am Anfang der Adventbewegung war es so, und so ist es auch heute. LOUIS WERE SAGTE DEN ZERFALL DER SOWJETUNION VORAUS Selbst in den dunkelsten Augenblicken der Kirchengeschichte ist Gott nie ohne einen prophetischen Zeugen geblieben. Etwa vierzig Jahre vor dem Fall des sowjetischen Reiches sah der treue australische Evangelist Louis Were den Fall dieses Reiches voraus und verkündigte ihn, ja erklärte ihn in einer Weise, die uns heute demütig macht. Woher hatte er sein Wissen? Aus dem Buch Daniel. Aus Daniel 11,40. Louis Were war ein ausgezeichneter Student der Prophetie und verstand in selten klarer Weise die Grundsätze prophetischer Auslegung. Sein tiefes Verständnis eines Bibelverses im Buch Daniel, der für viele heute nach wie vor ein Rätsel darstellt, sollte unsere Aufmerksamkeit auf die Auslegungsregeln lenken, die er anwendete. Dabei liegt er auf einer Linie mit den Reformatoren und vor allem mit William Miller. EINE DREIFACHE PROPHETIEERFÜLLUNG Bruder Were sah, dass in der Bibel manchmal eine, wie er es nannte, 27 J E S U S KO M M T ! »dreifache Anwendung« der Prophetie zu finden ist. Das heißt, es gibt Prophezeiungen, die sich dreimal in der Geschichte erfüllen. Dies trifft aber nur zu, wenn die Bibel selbst unmissverständlich auf diese dreimalige Erfüllung hinweist. Manchmal ist das sehr offensichtlich wie im Fall der drei Eliasse. Die Bibel selbst zeigt, dass es drei Eliasse gibt (Maleachi 3,23; Matthäus 11,14; Offenbarung 14,6-12). Manchmal ist dies auf den ersten Blick nicht gleich offensichtlich. Dann ergibt es sich aus dem prophetischen Gesamtbild. Doch auch hier ist es eindeutig. Matthäus 24,15 ist so ein Beispiel. »Der Gräuel der Verwüstung«, der hier mit Bezug auf Daniel 9,26.27 erwähnt wird, sollte nicht nur in Gestalt des heidnischen Rom im Jahr 70 n. Chr. vor den Mauern Jerusalems erscheinen und den heiligen Boden entweihen, der sich einige Stadien außerhalb der Tempelmauern erstreckte, indem die Römer ihre heidnischen Standarten dort aufpflanzten (Great Controversy, 26; vgl. Der große Kampf, 25). Das ist gewiss die erste Bedeutung des Verses. Doch wenn wir das Geheimnis Roms analysieren, erkennen wir, dass es in der Geschichte drei Phasen durchläuft. Nach der Zeit der Urgemeinde würde es schließlich in Gestalt des päpstlichen Roms wieder erscheinen, das das römisch-katholische Reich des Mittelalters 1260 Jahre lang regieren sollte. Der römische Gräuel würde wieder verwüsten (Daniel 8,13) und »die Heiligen des Allerhöchsten« (Daniel 7,25) fast während dieser gesamten Zeit vernichten. Wenn sie nicht verkürzt worden 28 Versöhnungstag NOVEMBER 2013 wäre, hätte keiner der Auserwählten überlebt (Matthäus 24,22). Die meisten von uns wissen jedoch, dass die tödliche Wunde, die das Papsttum 1798 erlitt, kurz vor Jesu Wiederkunft heilen wird (Offenbarung 13,3). Bundesweite Sonntagsgesetze werden in den USA erlassen und die Sonntagsheiligkeit wird für die ganze Welt verbindlich eingeführt werden. Dies müsste dann die letzte Anwendung des »Gräuels der Verwüstung« sein (Daniel 11,44). Über alle, die sich der religiösen Gesetzgebung widersetzen, wird man finanzielle und schließlich alle anderen wüsten Strafen verhängen (Offenbarung 13,17.15). DAS POTENZIAL VON DANIEL 11 Die letzten Verse in Daniel 11 sollen die Interessen von Gottes Volk am Ende der Zeit wahren. Sie sind gegeben, um uns auf die letzte Prüfung vorzubereiten, die als »überwältigende Überraschung« über die Welt hereinbrechen wird (Maranatha, 161). Sie sind für unser Heil entscheidend, weil sie unsere Aufmerksamkeit auf die fast verloren gegangenen Heilswahrheiten lenken, die mit Jesu Dienst im Allerheiligsten des herrlichen himmlischen Heiligtums verbunden sind. Es gab eine Zeit, in der gewisse Wahrheiten aus Daniel 2 der Welt gepredigt wurden, eine Zeit für die Verkündigung von Daniel 7 und eine Zeit für die Verkündigung der gewaltigen Wahrheiten aus Daniel 8 und 9. Es wird aber auch eine Zeit kommen, in der gewisse Aspekte der letzten Vision Daniels verständlich gemacht werden – und in dieser Zeit leben wir jetzt. Die drei Engelsbotschaften aus Offenbarung 14 folgen aufeinander und finden ihre historische Erfüllung in eben dieser Reihenfolge. Alle drei sind schließlich in der dritten enthalten. Die dritte Engelsbotschaft wäre jedoch kraftlos, wenn nicht die Botschaft des Lauten Rufs aus Offenbarung 18 dazustoßen würde. Genauso hatten die Prophezeiungen aus Daniel alle ihre Zeit und ihren Platz. Sie schenkten Gottes Volk durch die Jahrhunderte hindurch Erkenntnis, Stärke und Einfluss. Heute genießen wir die so lange gewachsene Erkenntnis. Dennoch muss sie kraftlos bleiben, wenn nicht die letzte Vision aus Daniel 11 sich mit ihr verbinden würde. So hat es Gott geplant. So wie der Engel von Offenbarung 18 nötig ist, um die dritte Engelsbotschaft mit Gottes Kraft zu erfüllen, sind die letzten Verse aus Daniel 11 nötig, um die großen Wahrheiten vom Untersuchungsgericht in Daniel 7 und der Reinigung des Heiligtums in Daniel 8 mit Gottes Kraft zu erfüllen. Die Botschaft von Offenbarung 18 wird auch als »lauter Ruf der dritten Engelsbotschaft« bezeichnet. Genauso könnten wir Daniel 11,40-45 als »lauten Ruf von Daniel 8« bezeichnen. WARUM IST PROPHETIE HEILSNOTWENDIG? Der Grund, weshalb es so sein muss, liegt in der einfachen und wunderbaren Wirklichkeit, dass die propheti- schen Zeugnisse in Gottes Wort direkt von Jesus kommen, jedes einzelne zu seiner ganz bestimmten Zeit. Gottes Volk wird seit Jahrhunderten von Jesus besonders durch die prophetischen Zeugnisse Daniels und der Offenbarung getragen. Diese Botschaften halfen Gottes treuen Kindern dabei, »dem Lamm nachzufolgen, wohin es auch geht« (Offenbarung 14,4). In ihnen erkannten sie die besonderen geistlichen, religiösen und politischen Herausforderungen, denen sie zu ihrer Zeit begegnen mussten. In ihnen fanden sie Gottes heilsame Antworten darauf und erkannten darin seine besonderen Absichten und ihren Auftrag für ihre Zeit. Das feste prophetische Wort war ihnen genau das, was es verhieß: »ein Licht, das an einem dunklen Ort scheint« (2. Petrus 1,19). Es wies sie jeden Augenblick und jeden Tag auf ihren allmächtigen Mittler und Freund im Himmel hin. Es gab ihnen beständig klaren Einblick in die liebevollen Handlungen und Pläne, die Jesus, ihr Herr und Heiland, für sie am himmlischen Hof durchführte. Es erneuerte beständig ihren Glauben und Mut. Sie besaßen Märtyrerglauben und Heldenmut. Das feste prophetische Wort war ihnen Leben und täglich Brot. Sie erkannten darin des Himmels auserwählten Weg in die Arme Jesu, auf dem sie, wie immer auch sich die Umstände darstellen sollten, einen vollkommenen christlichen Charakter finden würden. Mit diesen tapferen Männern und Frauen konnte dieses Licht seine volle moralische und heilsgeschichtliche 29 J E S U S KO M M T ! Bestimmung erfüllen. Alle ihre Feinde erlebten es, und viele bezeugten es. DAS KONZEPT DER GEGENWÄRTIGEN WAHRHEIT WIRD WIEDERENTDECKT So blind sind wir als Laodizea-Gemeinde geworden, so erfolgreich vermochten uns Satans entschlossene Angriffe von dem lenkenden und leitenden Geschenk der Prophetie abzulenken und intellektuellen und geistlichen Stolz dadurch unmerklich unter uns zu verankern, dass uns unsere Wahrnehmung des prophetischen Evangeliums fast gänzlich abhanden gekommen ist. Im Allgemeinen haben wir, ohne es zu merken, dieses anvertraute Gut in die Vergangenheit geschoben. Doch Gott sei Dank entdecken wir endlich Begriffe wie »gegenwärtige Wahrheit« und »gegenwärtige Aufgabe« wieder. Daniels letzte Vision dringt allmählich in die Finsternis Laodizeas vor, wo immer man »die Erscheinung unseres Heilands Jesus Christus« (Titus 2,13) und die Wahrheit lieb hat. Dort weiß man den Geist der Weissagung als Teil der persönlichen Erfahrung zu schätzen. Und dieses Geschenk ebnet dann die Bahn, sodass die kostbaren Verse in Daniels letztem prophetischen Überblick dieser Generation wie Edelsteine erstrahlen. NUR MUT: STUDIERE DANIEL UND OFFENBARUNG! Wir dürfen einander in diesem großen göttlichen Projekt zur Seite ste- 30 Versöhnungstag NOVEMBER 2013 hen. Oft haben wir nicht erkannt, wie gründlich wir uns mit den alten Prophezeiungen Daniels und der Offenbarung hätten vertraut machen müssen. Daher schrecken wir vielleicht davor zurück. Doch wer sich gedrängt von der Liebe an sie heranwagt, tritt in die Erfahrung des wahren Evangeliums ein, das prophetischer Natur ist. Dann wird alle Blindheit beseitigt, deine Augen werden geöffnet und du siehst, was im himmlischen Gericht vor sich geht. Doch wie wollen wir die gegenwärtige prophetische Wahrheit verstehen, wenn wir die vergangene prophetische Wahrheit nicht kennen? Wie können wir uns an einer schönen mehrstöckigen Villa erfreuen, wenn ihre Fundamente nicht existieren? Können wir Daniel 10 bis 12 verstehen, ohne ein gründliches Verständnis von Daniel 2, 7, 8 und 9 zu besitzen? WO KEINE VISION IST … Wir sind keine prophetische Bewegung mehr! Wir glauben nicht mehr wirklich, dass dieses Wissen heilsnotwendig ist. Das ist die Blindheit, von der die Bibel in der Botschaft an Laodizea und an vielen anderen Orten spricht. »Wenn keine Vision da ist, verwildert ein Volk; aber wohl ihm, wenn es das Gesetz beachtet!« (Sprüche 29,18 Elberfelder Fußnote) Was aber bedeutet es, wenn man für sich selbst versteht,was die göttlichen Visionen beinhalten? Mehr als wir uns je vorstellen mögen. Es bedeutet, Gott als Vater aller unserer Brüder und Schwestern in der Weltgeschichte zu erkennen. Ein Gott, der Daniel und die Offenbarung nicht nur für dich und mich hat schreiben lassen, sondern für Tausende und Millionen Männer und Frauen, Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren, die lange vor uns von dem Wunsch beseelt waren, ihre Zeit prophetisch einordnen zu können, die schmerzlich nach Kraft verlangten, um unter den schrecklichen Widrigkeiten, denen sie oft fast ununterbrochen ausgesetzt waren, zu bestehen – Widrigkeiten, die uns im Zeitalter der Freiheit und des Wohlstands fast unbekannt sind –, die sich so sehr nach Jesu Kommen sehnten, wie es sich wohl keiner von uns vorstellen kann – denn des Teufels Häscher waren hinter ihnen her –, und die dennoch wussten, dass noch viel Zeit vergehen würde, bevor der große Tag der endgültigen Befreiung anbrechen würde. Die Prophezeiungen wurden niedergeschrieben, um diesen unseren Brüdern und Schwestern der Vergangenheit – deinen und meinen – die Hinweise und den so notwendigen Trost zu geben, die ihnen die Kraft verliehen, ihren Stand bis zum Ende zu bewahren. Sie brauchten die Gewissheit eines gegenwärtigen Jesus, einer gegenwärtigen Wahrheit, einer gegenwärtigen Aufgabe, um nicht zu verzweifeln und allen Glauben und alle Hoffnung zu verlieren. Sie waren vom Samen der »Frau« (Offenbarung 12,1.6.14). LASS DIR VON DANIEL UND DER OFFENBARUNG HELFEN Wie können wir da die “Übrigen von ihrem Samen” sein (Offenbarung 12,17), wenn ihre Erfahrung für uns nichts als bloß dunkle Geschichte ist? Ihre Erfahrung wird in uns nur lebendig werden, wenn wir nicht vergessen, wie der HERR sie geführt und in ihrer vergangenen Geschichte gelehrt hat. Das bewirken die Prophezeiungen von Daniel und Offenbarung in uns. Wenn wir uns dazu disziplinieren, sie gemeinsam mit den Schriften von Ellen White zu studieren, dann werden wir Gottes Herrlichkeit sehen. Die Geschichte wird für immer aufhören, ein toter Buchstabe für uns zu sein. Wahre Geschichte, durch göttliche Inspiration erzählt, wird uns so viel Freude, Überzeugung, Mut und Entschlossenheit geben, wie es unser hoher Auftrag erfordert, wie wir es uns aus tiefstem Herzen ersehnen und wie es der herrlichen Wahrheit entspricht, dass Gott bald endgültig in die Weltgeschichte eingreifen wird. Dein Leben wird nicht mehr sein wie vorher. Du wirst selbst in der Tiefe erkennen, was es bedeutet ein Siebenten-Tags-Adventist zu sein und was es bedeutet, Teil einer Bewegung zu sein, die ganz und gar, im Kern und mit jeder Faser prophetisch ist. Fortsetzung folgt. ALBERTO ROSENTHAL 31