Therapeutische Aktivitäten mit Hund im Maßregelvollzug Konzept zum Einsatz einer tiergestützten Therapie in der Klinik für forensische Psychiatrie am Bezirkskrankenhaus Parsberg „Die Menschen erkennen daran, wie du einen Hund behandelst, wie groß deine Seele ist.“ (Charles F. Doran) Andrea Haupt Krankenschwester, Station 3b Bezirkskrankenhaus Parsberg Pfarrer-Fischer Str. 8 92331 Parsberg Andrea Haupt, Juli 2007 Seite 1 von 13 Inhaltsverzeichnis 1. Seite Einführung 3 1.1 Grundidee 3 1.2 Der Hund in der Forensik?! 3 1.3 Rahmenbedingungen 4 2. Zur positiven Wirkung von Hunden 5 3. Ziele der Aktivitäten 7 4. Ablauf der Aktivitäten 7 5. Besondere Voraussetzungen 9 5.1 Spezifische Fachkenntnisse der Hundehalterin 9 5.2 Anforderungen an die Hundehalterin 9 5.3 Eigenschaften der eingesetzten Hunde 9 5.3.1 Jeden Hund gleich betreffend 5.3.2 Im Speziellen 6. 9 10 Billie 10 Rico 10 Neo 11 5.4 Hygienische Aspekte 12 Schlusswort 13 Literaturhinweise 14 Andrea Haupt, Juli 2007 Seite 2 von 13 1. 1.1 Einführung Grundidee Die Idee zur Einführung und Umsetzung des Einsatzes von Hunden im forensisch-stationären Bereich begründet sich in meiner persönlichen Leidenschaft zu Hunden und langjährigen Arbeit mit Menschen und ihren Hunden. Seit gut 10 Jahren engagiere ich mich für in Not geratene Hunde (Border Collies und griechische Straßenhunde – Resozialisierung und Vermittlung) und arbeite ehrenamtlich in zwei Vereinen als geprüfte Ausbilderin für Welpen, Junghunde, Begleithundekurs, sowie Hundesport (Agility). Bereits in meinem früheren Arbeitsfeld, der neurologischen Rehabilitation, kamen die Hunde im Rahmen der Basalen Stimulation zum Einsatz. Bei meinem Wechsel in die forensische Abteilung des Bezirksklinikums stellte ich von Anfang an dieses Thema zur Option. Der Einsatz von hundegestützten Aktivitäten am Bezirkskrankenhaus Parsberg wurde in Zusammenarbeit mit der Stationsleitung, Hrn. Klatt, Pflegedienstleitung, Fr. Klein und Oberarzt, Hrn. Dr. Wirtz entwickelt. Nach einer Phase der systematischen Planung und Konzeption wurde der entstandene Plan dem Maßregelvollzugsleiter, Hrn. Dr. Mache vorgelegt, der letztendlich ebenfalls zu dem Entschluss kam, dass die Umsetzung dieses Projekts eine Bereicherung für Therapie und Alltagsleben der Patienten sein kann. 1.2 Der Hund in der Forensik?! Ein Hund, der auf einer Krankenstation Dienst tut, ist in Deutschland nicht alltäglich. Aber was in den USA und Australien schon länger zur Routine geworden ist, beginnt sich auch in unserem Land durchzusetzen. Derzeit werden in etwas 140 deutschen Krankenhäusern unterschiedlichste Tiere geduldet oder gezielt therapeutisch eingesetzt. Andrea Haupt, Juli 2007 Seite 3 von 13 Ein Aufsatz in der Zeitschrift „Psych. Pflege Heute“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart – 12/2006, Nr.5) berichtet über die ersten Erfahrungen mit dem Einsatz eines Therapiehundes auf einer psychiatrischen Akutstation im Zentrum für Psychiatrie „Die Weissenau“. Der Hund dient als Medium. Durch gemeinsames Tun und Erleben sollen v.a. die sozialen Kompetenzen des Patienten gefördert werden, die hundegestützte Aktivität setzt hierbei im emotionalen Erleben an. In einer eindrucksvollen Reportage von F. Barbin und F. Andreani (Tiere als Bewährungshelfer, arte 2000) berichteten Häftlinge, die Drogen-, Raub- und Gewaltdelikte begangen hatten, selbst von ihren Erfahrungen mit Tieren und veränderten Gefühlen und Verhaltensweisen: „Wenn Tiere mir folgen oder sich auf meine Schulter setzen, dann zeigen sie, dass sie keine Angst vor mir haben. Früher hatten Menschen Angst vor mir. Das möchte ich nicht mehr. Und das kann ich schaffen. Die Tiere haben keine Angst mehr, also...“ In der Auseinandersetzung mit dem Thema erlangten wir zu der Überzeugung, dass der Hund auch im forensischen Bereich hilfreich eingesetzt werden kann. Er sieht den Patienten als Menschen, als ganzheitliches Wesen an - für den Hund spielt es keine Rolle, was er getan hat oder welche Störung er besitzt. Die Aktivität im Allgemeinen kann einzeln wie in einer Gruppe stattfinden. Im aktuellen Projekt kommen derzeit ein bis drei Hunde, einzeln oder gleichzeitig zum Einsatz. 1.3 Rahmenbedingungen Alle Aktivitäten finden in Personalbegleitung statt! Der Einsatz der/s Hunde/s findet stundenweise je nach Dienstplan der Hundehalterin und in Absprache mit dem Behandlungsteam statt. Auf Station hält/halten sich der/die Hund/e außerhalb von Küchen-, Ess- und Sanitärbereich auf. Nach Dienstschluss wird der Hund/die Hunde wieder mit nach Hause genommen. Das/die Tier/e sind versichert und erfüllen die hygienischen Bestimmungen. Andrea Haupt, Juli 2007 Seite 4 von 13 Das Projekt startet Anfang 2007 und verfolgt das Ziel, hundegestützte Aktivitäten im Behandlungskonzept zu etablieren. Der Klinik entstehen durch das Projekt keinerlei Kosten. Evtl. Allergien und Phobien auf Seiten des Personals wie der Patienten werden im Vorfeld erfragt und bei Planung und Durchführung der Aktivität berücksichtigt. 2. Zur positiven Wirkung von Hunden Jeder Mensch hat sicherlich schon einmal selbst die angenehme Wirkung eines Tieres erlebt. Ein Hund bietet Unterhaltung und Ablenkung. Nach einer Studie der Universität Bonn werden Tiere als eine wirksame Prävention v.a. in Verbindung mit Herz-/Kreislauferkrankungen, Erkrankungen des Bewegungsapparats, psychosomatischen Erkrankungen, Neurosen und Psychosen empfohlen. Tabellarische Übersicht über psychische und physische Wirkungen von Hunden: Psychisch: Förderung von Konzentration, Wahrnehmungsfähigkeit und Aufmerksamkeit Körperliche Nähe und Zärtlichkeit fördern die psychische Sensibilität Gefühl wichtig zu sein, Geborgenheit Akzeptanz und Anerkennung Sozialer Kontakt, Unterhaltung Verringerung von Angst, Einsamkeit und Depression Aufheiterung, Freude, Glück (Ausschüttung von Endorphinen) Steigerung des Selbstwert-/Körpergefühls Ablenkung, Abwechslung Verantwortung für schwächere Wesen, Beziehungsaufbau Zutrauen in eigene Fähigkeiten, Erfolgerlebnisse, Überwindung eigener Grenzen Physisch: Blutdrucksenkung Erhöhung der Widerstandskraft (Immunsystem) Schmerzverringerung Mobilisation, Motivation zur Bewegung Aktivitätssteigerung, Anregung der Eigenaktivität, Modulation des Antriebsniveaus Gleichgewichts- und Koordinationsschulung Steigerung körperlicher Ausdauer Kreislaufstabilisierung Muskelentspannung, löst Verspannungen Fördert senso-motorische Fähigkeiten Taktil-haptische Anregung Beruhigung Der Hund „wirkt“ oft schon durch seine bloße Anwesenheit. Unsere Patienten leiden aufgrund ihrer psychischen Störung häufig unter Kontakt- und Beziehungsproblemen. Die Unterhaltung „über den Hund“ eröffnet den Patienten die Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu kommen, Vermeidungsverhalten und Andrea Haupt, Juli 2007 Seite 5 von 13 Hemmungen abzubauen und auf diesem Weg Nähe und Gemeinsamkeit zu erfahren. Der Hund ist wie ein Tor, wie eine Brücke zu einer Welt der Verständigung, zu einer Welt des Miteinanders und der Gespräche. Abgesehen davon kann auch der Hund allein beziehungsfördernd wirken. Die Kommunikation der Hunde funktioniert anders als die zwischenmenschliche Kommunikation. Diese Verschiebung der Kommunikationsweise bewirkt, dass zwischen Hund und Patient vorbehaltsloser und offener interagiert wird. Zwei Beispiele aus den bisher durchgeführten Maßnahmen: 1) Bezugspatient Hr. P. – Border-line Störung und Suchterkrankung Das Einbringen einer hundegestützten Aktivität hat dem Patienten einen Ansatzpunkt zur Kontaktaufnahme gegeben und ihn in seiner Möglichkeit Beziehungen einzugehen entscheidend gefördert und das wirkte sich auch auf peripher beteiligte Kollegen deutlich positiv aus. Es zeigte sich, dass der Patient dauerhaft die Verantwortung, die er durch das gemeinsame Erleben im Rahmen der Aktivität übernommen hatte, ihn an einem erneuten Beziehungsabbruch hinderte. Der Hund wirkte wie ein Trostpflaster, da sich der Patient auf Station nicht gut fühlte. Er empfand es als „einfach nur schön“, dass jemand da ist, ein Lebewesen, das sich solidarisiert. Er fühlte sich dadurch v.a. nicht mehr so allein und unverstanden. 2) Pat. Hr. St. – Suchterkrankung Auf Grund seiner Abstammung und sprachlicher Barrieren war es sehr schwierig mit Hr. St. in Kontakt zu kommen. Durch die Anwesenheit einer Hündin wurde der Patient schlagartig zur Kommunikation motiviert – über anfängliche Fragen zu Name, Rasse und Herkunft kam ein Gespräch in Gang. Der Patient erzählte lebhaft von Kindheitserinnerung und dem Stellenwert des Hundes in seinem Herkunftsland. Hier war der Umgang mit dem Hund die Möglichkeit, kommunikative Fähigkeiten auszuleben, einzuüben und zu festigen. Bleibt zu erwähnen, dass „die Wirkung“ der im stationären Bereich eingesetzten Hunde selbst vor den Mitarbeitern nicht Halt macht. Auch sie kontaktieren den/die Hund/e, genießen die Zuwendung und erfahren ähnliche Effekte wie ihre Patienten. Andrea Haupt, Juli 2007 Seite 6 von 13 3. Ziele der Aktivitäten Im Großen und Ganzen leiten sich die Ziele aus den positiven Wirkungen der Vierbeiner ab und werden schwerpunktmäßig je nach Bedarfslage des jeweiligen Patienten festgelegt: 4. I Bereicherung der Stationsatmosphäre und des Arbeitsmilieus Zusätzliches Therapieangebot Förderung des Antriebsniveaus und der Therapiemotivation Eingehen von Beziehungen Kontaktaufnahme mit schwer zugänglichen Patienten Aufbau von Vertrauen, Selbstwert, Körpergefühl und Selbstständigkeit Erlernen von Verantwortungsbewusstsein Üben von Geduld Abbau von Ängsten und Depressionen Deeskalation bei Spannungszuständen, gesteigertem Aggressionspotential Öffnung von Kommunikationsebenen Sinnvolle Freizeitgestaltung (qualitativer Wert der Freizeit) Annäherung an „externe“ Verhältnisse/ Milieutherapie Theoretisches Wissen (Umgang, Versorgung, Pflege) Ablauf der Aktivitäten Kennenlernphase Vorstellung der/des Hunde/s – bei einzelnen Patienten; in der Pat.gruppe Name, Rasse, Alter, Herkunft,... Spielregeln im Umgang mit dem/den Hund/en besprechen, Konsequenzen bei Nichteinhaltung formulieren Erst-Kontakt zum/zu den Hund/en aufbauen Streicheln, Leckerli geben, erste gemeinsame Aktivitäten (Wurf-, Suchspiele), führen an der Leine !!! Auf nonverbale Botschaften achten !!! !!! Viel positives Feedback an die Patienten !!! Andrea Haupt, Juli 2007 Seite 7 von 13 II Vertiefungsphase Theoretisches Wissen geben – Rasse, Haltung, Pflege, Futter, Auslauf, Leinenführigkeit, Grundkommandos Gemeinsamer Spaziergang/ Geländegang/ Auslauf im gesicherten Bereich – Theoretisches in ersten Schritten in die Praxis umsetzen !!! Reaktionen Patient wie Hund/e beobachten!!! !!! Schlussfolgerungen fließen in die weitere Planung ein !!! !!! Weitere Aktivitäten individuell für jeden Patienten planen !!! !!! Verbale Interaktion zwischen Patient/ Team fördern !!! III Hauptphase Regelmäßige Spaziergänge, Aktivitäten im gesicherten Bereich Gemeinsames Erarbeiten von Beschäftigungsmöglichkeiten (Apportieren, Suchspiele, Tricks, Agility,...) !!! Reaktionen beobachten !!! !!! Verantwortung bewusst machen und übergeben !!! !!! Handlungen positiv bestärken – Selbstbewusstsein stärken !!! !!! Absprachen treffen – Verlässlichkeit fördern !!! IV Erweiterungsphase Eigenständige Bewältigung gestellter Aufgaben ( Einüben von Kommandos, Beibringen von Kunststücken, Umsetzung von komplexen Apportieraufgaben,...) Fellpflege des Hundes Fütterung des Hundes Stundenweise, selbstständige Versorgung und Beschäftigung innerhalb der Station/des gesicherten Bereichs !!! Freiräume schaffen zur Vertiefung der Patient-Hund-Beziehung !!! Alle Aktivitäten sind nur in Personalbegleitung möglich. Der/die Hund/e benötigen als Rückzugsmöglichkeit einen neutralen Raum – dieser befindet sich in unmittelbarer Nähe der Hundeführerin. Eine Ruhestelle, Futter- und v.a. ein Trinknapf stehen im Stationszimmer zur Verfügung. Die geplanten Aktivitäten werden der jeweiligen personellen Besetzung und Stimmungslage auf Station zeit- und situationsgerecht angepasst. Die durchgeführten Aktivitäten werden regelmäßig im einzelnen oder innerhalb der Gruppe reflektiert Dokumentationssystem (Fragebogen, „Micom“ Mitschrift, unter Tagebuch) Verhalten/psychischer und im Verlauf festgehalten. Andrea Haupt, Juli 2007 Seite 8 von 13 5. Besondere Voraussetzungen 5.1 Spezifische Fachkenntnisse der Hundehalterin Geprüfte Übungsleiterin (Welpen, Junghunde, Begleithundekurs) und geprüfte Agilityausbilderin des Internat. Rasse-, Jagd- und Gebrauchshundeverbandes e.V. Aufbau einer eigenen Hundeschule, seit 2006 Erfahrene Hundeführerin, seit über 20 Jahren eigene Hunde, verschiedener Rassen Besuchte Fachseminare bei anerkannten Fachkynologen ( A. Fichtlmeier, Aschaffenburger Hundeschule, J. Nijboer, u.v.w.) Fernstudium an der Akademie für Tiernaturheilkunde, Schweiz (in Ausbildung) 5.2 Anforderungen an die Hundehalterin Gewährleistung von Gesundheit - die Hunde durchlaufen mind. 1x/jährlich einen tierärztlichen Gesundheitscheck Einmal jährlich Mehrfachimpfung (Tollwut, Staupe, Zwingerhusten, Parvovirose, Leptospirose, Hepatitis) Gewährleistung einer vierteljährlichen Entwurmung Gewährleistung einer monatlichen Prophylaxe gegen Parasiten (Flöhe/Zecken/Haarlinge) Tägliche Fellpflege Abtrocknen und Säubern bei Regen und Schnee vor Betreten der Station Regelmäßige Säuberung des Ruheplatzes und des Trinknapfes (Fütterung erfolgt nicht im Stationsbereich) Sicherstellung von Freilaufmöglichkeiten mit Verrichtung der Notdurft (Entsorgung der Notdurft mittels Kotbeutel erfolgt selbstverständlich) Artgerechte Haltung Haftpflichtversicherung 5.3 Eigenschaften der eingesetzten Hunde 5.3.1 Jeden Hund gleich betreffend Erfolgreich absolvierte Begleithundeprüfung (Prüfung in den Bereichen: Sozialverhalten, Verkehrssicherheit und Grundgehorsam/ Unterordnung) Andrea Haupt, Juli 2007 Seite 9 von 13 Problemlos in der Lage, schnell und eigenmotiviert mit vielen, sehr unterschiedlichen Menschen eine Beziehung einzugehen Freundliches, neugieriges Wesen, offen für gemeinsame Aktivitäten Ausgebildet mit hohen Anforderungen im Hinblick auf das mögliche Einsatzgebiet: Geräusche (laut, leise, klopfend, schlagend, überraschend, Schuss, Knall, Gewitter, Streit,...); Menschen (versch. Größe, Geschlecht, Alter, Kleidung, Handicap); Umgebung (Enge Räume, Rollstühle, Krücken, Sitzwagen, Schiebetüren, Aufzüge, Stadt, Kaufhaus, Kirche, Lokale, Meer, See, Kinderspielplatz, Minigolfanlagen,...) Akzeptanz ungewöhnlicher Bewegungen, bedrohlicher Körpersprache, Distanzlosigkeit, Duldungsübungen, die die Schmerz- und Berührungstoleranz fördern Sehr geringes Aggressionspotential Hohe Verträglichkeit/ Toleranz, auch mit anderen Tieren Tiefe und vertrauensvolle Beziehung zur Hundehalterin 5.3.2 Im Speziellen Billie, Großpudelmischling, 4 Jahre alt, weiblich, kastriert Besonders zugängliches Wesen Körperliche Zuwendung sehr genießend, diese aktiv suchend Große Duldungstoleranz Hohe Futtermotivation Kann viele Kunststücke Haart nicht (Pudeltypische Eigenschaft, kein Fellverlust) Rico, Border Collie, 4Jahre alt, männlich, kastriert Ausgeprägte Schmerztoleranz Sehr aufmerksames Wesen Enorme Beschäftigungs-/Spielmotivation (sehr guter Fußballer) Ausgebildeter Rettungshund (Man-Trailing) Neo, Border Collie-Schäferhundmischling, 2 Jahre alt, männlich, kastriert Unerschöpfliche Spielmotivation, fordert gezielt auf Andrea Haupt, Juli 2007 Seite 10 von 13 Sehr gute Kontrollierbarkeit, besonders in kritischen Situationen Absolut nicht schreckhaft Sucht intensiven Körperkontakt 5.4 Hygienische Aspekte Unter Beachtung der oben genannten medizinisch-hygienischen Voraussetzungen an die Hundehalterin bzw. die eingesetzten Hunde, stellen Hunde ein sehr kleines Risiko als Krankheitsüberträger dar. Die Tollwut spielt bei durchgeimpften Hunden keine Rolle mehr. Sogenannte Anthrozoonosen, von Wirbeltieren auf Menschen übertragbare Krankheiten, sind in Deutschland relativ selten (z.B.: Listeriose, Brucellose, Anthrax, Pasteurella, Toxoplasmose). Bei normalem Kontakt mit den Hunden, also streicheln und kraulen, ist eine Übertragung von jeglichen Infektionen, v.a. bei regelmäßiger Händereinigung bzw. -desinfektion nach Hundekontakt, üblicherweise nicht zu erwarten. Nicht artgerechter Umgang – z.B. „auf die Schnauze küssen“ – erhöht jedoch selbstverständlich das Risiko einer Infektionsübertragung und ist deshalb abzulehnen (Schwarzkopf 1999). Medizinische Gegenanzeigen für die Anwesenheit der Hunde auf Station sind Allergien, immunsupprimierende und konsumierende Erkrankungen und akute schwere Infektionen. Laut einer Untersuchung der tierärztlichen Fakultäten in Gießen und München stellen Hunde verglichen mit menschlichen Besuchern keine erhöhte hygienische Gefahr für Patienten dar. Nach einem Bericht des ärztlichen Direktors des Klinikums Erlangen, Prof. Dr. H. K. Schneider, gab es in den zehn Jahren, in denen Tiere dort als therapeutische Begleiter im Klinikum eingesetzt wurden, weder ein Problem mit der Hygiene noch eine Ansteckung eines Patienten oder eines Mitarbeiters durch ein Tier. Andrea Haupt, Juli 2007 Seite 11 von 13 6. Schlusswort Dieses Konzept soll einen Einblick vermitteln, wie therapeutische Aktivitäten mit Hund im Maßregelvollzug aussehen können. In der Reflexion äußerten sich 18 von 20 Patienten, der Station 3b in Parsberg, ausgesprochen positiv über den Einsatz der Hunde, zwei Patienten stehen diesem neutral gegenüber. Unter den Teamkollegen verhält es sich ähnlich – zwei Kollegen äußerten Ängste, auf Grund schlechter biographischer Erfahrungen, der Rest des Teams äußerte sich mit verschiedenen Motiven positiv. Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei allen Verantwortlichen vor Ort, die es mir ermöglicht haben, ein mir sehr am Herzen liegendes Projekt an den Start zu bringen. Verfasserin _____________ (Andrea Haupt) Undorf, den 10. Juli 2007 Andrea Haupt, Juli 2007 Seite 12 von 13 Literaturhinweise: Dr. Carola Otterstedt, Tiere als therapeutische Begleiter, Stuttgart 2001 Therapiehund auf einer psychiatrischen Aufnahmestation – Konzeption und vier Jahre Erfahrung; Psych. Pflege Heute 2006; Klaus Koch, Die Weissenau, Ravensburg; E-mail: [email protected] E. Olbrich, C. Otterstedt, Menschen brauchen Tiere, Stuttgart 2005 Patricia B. McConnell, Das andere Ende der Leine, Kynos Verlag 2005 Kongress Mensch und Tier – Tiere in Prävention und Therapie Kurzvorträge und Projektvorstellungen, Berlin 2007 „Ich fand heraus, dass einem in tiefstem Kummer von der stillen Kameradschaft des Hundes Kräfte zufließen, die einem keine andere Quelle spendet.“ (Doris Day) Andrea Haupt, Juli 2007 Seite 13 von 13