zeitung für mathematik am mpg trier / heft 24 / juni 2009 2 Inhaltsverzeichnis Sternengucker Wasser im Hochhaus Die Würfeltreppe Die Fibonacci –Folge Seite Marius Meyer 3 Pascal Schmitz Und Martin Monzel 6 Paul Mattes 12 Mathias Leinen 18 Liebe MadMax – Freunde, zum vierundzwanzigsten Mal wollen wir Eure grauen Zellen zum rauchen bringen. Und dafür haben wir uns wieder mit tollen und kniffligen Problemen befasst, damit Ihr wieder etwas zum Nachdenken und Spaß haben bekommt (das könnt Ihr ruhig mal eurem Mathelehrer zeigen☺). Vielleicht habt Ihr ja auch Lust euch selbst mit einem Problem zu befassen und dazu einen Artikel am Computer selbst zu verfassen. Viel Spaß mit dieser Ausgabe des MadMax, wünscht Euch Euer MadMax –Team ! 3 Sternengucker Beim Sternengucker handelt es sich um eine Problemstellung beschäftigt, die ich aus folgender Adresse entnommen habe: http://www.knobelforum.de/cgibin/kfAction.cgi?id=7505&act=showPuzzle Darin geht es grundlegend um Tabellen mit quadratischen Feldern, bei denen die Anzahl der Spalten und Zeilen gleich ist. In jede Spalte wird ein Stern eingesetzt, doch dürfen weder in einer Spalte, noch in einer Zeile zwei oder mehr Sterne stehen. Genauso verhält es sich mit Blöcken, die nach dem selben Prinzip eingesetzt werden. Nun werden ein paar Zahlen in die Tabelle eingetragen, und zwar immer die Anzahl der Sterne, die man von diesem einen Feld aus sehen kann. Die Blöcke versperren die Sicht auf die Sterne. Wenn man jetzt eine zweite Tabelle erstellt, die nur diese Zahlen enthält, dann hat man eine Aufgabe: Rekonstruiere die ursprüngliche Tabelle wieder. Beispielfeld: 2 2 1 2 4 1 1 1 0 Das sähe dann so aus: 2 1 2 1 1 2 1 0 Eine solche Zahlentabelle ist nur dann richtig gestellt, wenn es immer nur eine Möglichkeit gibt, die Sterne und Blöcke zu setzen. Probiert es in diesem Fall einmal selbst, ohne noch einmal auf das Original zu schauen. Allgemein lässt sich festhalten: Die Anzahl der Sterne ist immer gleich der Anzahl der Zeilen n. Dasselbe gilt für die Blöcke. Außerdem stellen sich noch einige weitere Fragen: 1. Wie viele Nullen kann man in einem n X n – Quadrat höchstens setzen. Wo befinden sich dann die Sterne und Blöcke? 2. Dieselbe Frage für Einsen, Zweien und Dreien. 3. Was verändert sich, wenn man auch diagonal sehen kann? Ich versuche, die erste Frage mit folgender Idee zu beantworten: Um eine möglichst große Anzahl an Nullen zu erhalten, müssen wir einen möglichst großen Teil der 5 Gesamtanzahl der Felder (n x n) von den Sternen abgrenzen. Wir legen die Sterne also auf die Diagonale, die in einem Quadrat n Felder hat. In die Zeile darunter kommen die Blöcke, der übriggebliebene wird in die g gegenüberliegende Ecke gesetzt. Wenn man die Blöcke auf die Diagonale setzen würde, dann bekäme man die Sterne nicht mehr auf einer Seite unter, weil man ja 4 Zeilen und Spalten brauch. 0 0 0 Die Formel für die Anzahl der Nullen in einem Quadrat lautet also: ((n − 1) − (n − 1)) / 2 . Sie lässt sich auf jedes beliebige Quadrat dieser Struktur anwenden. 2 Nach dem selben Prinzip können wir nun die Anzahl der Zweien herausfinden, da die gesamte Gegenseite aus Zweien besteht. Man muss lediglich die gesamte Anzahl der bekannten Felder von n x n abziehen. Dies gilt hier sicher, wenn man vorher auf möglichst vielen Nullen besteht. Sonst habe ich mir das noch nicht überlegt. Zahlen über 2 sind nicht möglich, da nur ein Stern in einer Zeile und einem Feld liegen kann. Für Einsen habe ich noch keine Regelmäßigkeit gefunden. 6 Das Hochhauswasserproblem In einem Hochhaus im 2. Stock gibt es drei Suiten (siehe unten). Eine Suite hat vier Zimmer (kleine Quadrate), eine drei und die letzte zwei. In der Vier-Zimmer-Suite sind drei Zimmer senkrecht nach unten verlaufend. Leider sind einige Wasserleitungen undicht und so läuft Wasser in die Zimmer. Dabei hält sich das Wasser sich an folgende Regeln: 1. Wenn Wasser im Zimmer läuft, dann ist das komplette Zimmer mit Wasser gefüllt. 2. Wenn das Zimmer mit Wasser gefüllt ist, sind alle darunter- und danebenliegenden Zimmer der Suite auch gefüllt. Es könnte z.B. so aussehen: Der Hausmeister Kalle soll den Klempner spielen . Da sein Traumberuf Klempner war, hat Kalle es auch gelernt und weiß sehr viel über diesen Beruf. Aber man hat ihn als Klempner abgelehnt. Deshalb ist er jetzt Hausmeister. Aber das nur als Information am Rande. Kalle hat sich das Haus angesehen und sich die Zimmer mit Wasser so notiert: 1 1 3 7 Er hat sich nicht die vollen Zimmer im Plan markiert, sondern nur ein paar Zahlen an den Rand geschrieben. Wenn irgendwo eine eins steht dann darf in der Waagerechten bzw. in der Senkrechten auch nur ein Zimmer voll Wasser sein. Wenn eine zwei am Rand steht, dann nur zwei Zimmer wenn eine drei da steht... usw.. Die dicken Linien grenzen die Suiten ab, die gestrichelten die Zimmer. Leider kommt Kalle nicht mehr mit seinen Zahlen klar und weil er auch noch ein Kurzzeitgedächtnis hat, weiß er nun nicht wo Wasser ist. Kannst du ihm helfen indem du das Wasser einträgst? 1 1 3 Ihr merkt, dass Kalle mit den Zahlen eine gute Idee hatte, aber dass es nicht ganz einfach ist, wenn man nur die Zahlen kennt und dann entscheiden soll, wo Wasser ist. Außerdem muss Kalle sich gut überlegen, wie viele und welche Zahlen er sich merken muss? 1. Beispiel: 8 2 Wegen der 2 ist die linke Suite ganz voll Wasser. Weil wenn auf dieser Höhe 2 Zimmer voll sind, kann ja nach den Regeln nicht in der linken Suite 1 Zimmer und in der rechten ein Zimmer voll Wasser sein, weil auf der gleichen2Höhe 2 Zimmer dieser Suite sind. Das rechte obere Zimmer ist also leer und es könnte auch noch so aussehen: 2 2 2 Damit es für Kalle klar wird, kann man in der letzten Spalte eine 0 hinsetzen: 0 2 Weitere Beispiele, bei denen die Zahlen klar bestimmen, welche Zimmer mit Wasser voll sind: 1 1 2 3 2 3 2 9 Im folgenden haben wir mal alle Möglichkeiten gezeichnet, wie die Zimmer von jeweils einer Suite voll laufen können: Möglichkeiten für Suite 1: Möglichkeiten für Suite 2: Möglichkeiten für Suite 3: Wie hier die Zahlen aussehen, die Kalle sich an den Rand schreiben muss, könnt Ihr euch selbst überlegen. 10 Für zwei Suiten haben wir das in einem Schema zusammengestellt: 1 1 2 2 2 2 1 1 2 1 1 1 2 2 2 2 1 1 Wie man sieht, braucht man mindestens 3 Zahlen, um die möglichen Füllungen von zwei Suiten eindeutig fest zu legen. 11 Bei drei Suiten gibt es noch viel mehr Möglichkeiten, wie sie voll laufen können. Das Baumdiagramm zeigt alle Möglichkeiten für den Fall, dass in der linken Suite zwei Zimmer voll Wasser sind: Wie man sieht, sind das sechs Möglichkeiten. Da die linke Suite leer sein kann, oder ein, zwei bzw. alle Zimmer voll sein können, gibt es insgesamt 4 mal 6 gleich 24 Möglichkeiten. Das haben wir dann nicht mehr weiter untersucht. Noch´n Witz Ein Mathematiker sitzt zum ersten Mal im Flugzeug und hat eine wahnsinnige Angst davor, dass eine Bombe an Bord sein könnte. Deshalb nimmt er selbst eine Bombe mit, denn die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Bomben im Flugzeug sind, ist weitaus geringer - dies beruhigt ihn enorm. 12 Die Würfeltreppe In unserem Mathebuch gibt es eine Aufgabe bei der man aus Würfeln eine Treppe bauen soll. Dabei will man wissen, wie viele Würfel man braucht. Diese Aufgabe habe ich hier durch Zeichnungen versucht zu lösen: Stufe 1: Es kommen dazu:1 Würfel Stufe 2: Es kommen dazu: 6 Würfel = 2*3 Stufe 3: Es kommen dazu:15 Würfel= 3*5 13 Stufe 4: Es kommen dazu: 28= 4*7 Erklärung wie man von Stufe 3 auf Stufe 4 kommt: Man nimmt den oberen Winkel, der aus 5 Würfeln besteht, und macht an beide Enden noch einen Würfel dran: Man muss den oberen Winkel 4-mal nehmen,um Stufe 4 zu erreichen. Den oberen Winkel errechnet man indem man einfach die Zahl der Stufe nimmt und sie mit der nächsten ungeraden Zahl multipliziert. Ich habe mit 14 Windows Exel versucht auszurechnen, wie viele Würfel bei Stufe 20 dazukommen. Stufe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 ungerade Zahlen 1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 Summe Produkt 1 6 15 28 45 66 91 120 153 190 231 276 325 378 435 496 561 630 703 780 5530 15 Die Würfeltreppe erhält man, wenn man bei einem großen Würfel an einer Ecke kleine Würfel wegnimmt. Das folgende Gegenstück ergibt,wenn man es auf den Kopf stellt, mit der Würfeltreppe zusammen einen Würfel aus 64 kleinen Würfeln. Die 64 Würfel entstehen aus 50 Würfeln von der Würfeltreppe (Stufe 1 plus Stufe 2 plus Stufe 3 plus Stufe 4) und die übrigen Würfel stammen von dem Gegenstück: 1 + 4 + 9 (Summe der Quadratzahlen) Die Anzahl der kleinen Würfel für die Würfeltreppe sind schwer zu bekommen. Ich habe mir hier deshalb überlegt, dass man einfach die Anzahl der Würfel des Gegenstücks vom großen Würfel subtrahiert und so die Würfeltreppe wieder errechnen kann. Mit der folgenden Formel (bei Google einfach Quadratzahlen + Summe eingeben) ist mir dies gelungen: 12 + 22 + 32 + 42... + n 2 = 16 n ⋅ (n + 1) ⋅ (2n + 1) . 6 Dass meine Idee richtig ist, kann man mit der Würfeltreppe der Stufe 20 betrachten. Zuerst rechne ich die Anzahl der kleinen Würfel im großen Würfel aus: 20 ⋅ 20 ⋅ 20 = 8000 . Jetzt setze ich 19 in die Formel ein um das Gegenstück zu errechnen: 19 ⋅ (19 + 1) ⋅ (2 ⋅ 19 + 1) = 2470 6 Jetzt bilde ich die Differenz von 8000 – 2470 = 5530 Und erhalte für die Würfeltreppe genau so viele Würfel wie oben mit Excel. Spezialisten unter sich Fünf Wissenschaftler aus verschiedenen Fachgebieten sollen zeigen, dass alle ungeraden Zahlen (2n+1) Primzahlen sind. Dies versuchen sie auf folgenden Wegen zu beweisen : Mathematiker: 3 ist Prim, 5 ist Prim, 7 ist Prim, der Rest folgt per Induktion Physiker: 3 ist Prim, 5 ist Prim, 7 ist Prim, 9 ist ein Messfehler, 11 ist Prim, 13 ist Prim, ... Chemiker: 3 ist Prim, 5 ist Prim, 7 ist Prim, 9 ist Prim, 11 ist Prim, ... 17 Die Fibonacci-Folge 1. Was ist eine Fibonacci-Folge? Die Fibonacci-Folge startet mit den zwei Gliedern 0 und 1, das 3.te Glied ist die 2, also 1+1 = 2, demnach ist das 3.te Glied 1+2 = 3. Also ein beliebiges Glied besteht aus der Summe der zwei vorangehenden Glieder. Hier mal die ersten Zahlen der Fibonacci-Folge: 0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89, 144, 233, 377, 610, 987, 1597, 2584, 4181, 6765, 10946... Wie man sieht steigt die Folge sehr schnell an. Um nicht jedes Glied durch das Erstellen der gesamten FibonacciFolge bis dahin zu finden, kann man die Formel von Moivre/Binet benutzen: f(n) = 1 * [(1+ 5 )n − (1− 5 )n ] 2 2 5 2. Beweis, dass die Formel von Moivre/Binet gilt. Hierzu teste ich dies zuerst bei der ersten und zweiten Stelle, also für n =1 bzw. n=2 ob diese Formel stimmt: f(1) = 1 * [(1+ 5 )1 − (1− 5 )1] = 1 2 2 5 f(2) = 1 * [(1+ 5 )2 − (1− 5 )2 ] = 1 2 2 5 18 Hier stimmt die Formel also. Nun teste ich durch Umformen, ob bei einer Addition zweier aufeinander folgender Zahlen nach Moivre/Binet die nächste rauskommt. Hierzu addiere ich f(n-1) und f(n) und schaue ob dann f(n+1) rauskommt: f(n +1) = 1 * [(1+ 5 )n−1 − (1− 5 )n−1] + 1 * [(1+ 5 )n − (1− 5 )n] 2 2 2 2 5 5 ⇔ f(n +1) = 1 * [(1+ 5 )n−1 − (1− 5 )n−1+ (1+ 5 )n − (1− 5 )n] 2 2 2 2 5 ⇔ f(n +1) = 1 * [(1+ 5 )n−1 + (1+ 5 )n − (1− 5 )n − (1− 5 )n−1] 2 2 2 2 5 ⇔ f(n +1) = 1 * [(1+ 5 )n−1* (1+ 5 +1) − (1− 5 )n−1* (1− 5 +1)] 2 2 2 2 5 ⇔ f(n +1) = 1 * [(1+ 5 )n−1* ( 1 + 5 + 5 ) − (1− 5 )n−1* ( 1 − 5 + 5 )] 4 2 4 4 2 4 2 2 5 ⇔ f(n +1) = 1 * [(1+ 5 )n−1* (1+ 5 )2 − (1− 5 )n−1* (1− 5 )2] 2 2 2 2 5 ⇔ f(n +1) = 1 * [(1+ 5 )n+1 − (1− 5 )n+1] 2 2 5 Da man die Formel für das (n+1)te Glied erhält, gilt die Formel für jedes beliebige Glied der Fibonacci-Folge (Prinzip der vollständigen Induktion). Wie man sehen kann, sind die zwei Glieder (1+ 5 )n und 2 (1− 5 )n geometrische Folgen. Welche Bedeutung das 2 für die Fibonacci – Folge hat, werde ich noch untersuchen. 19