Inhaltsverzeichnis - Aids

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Simone Flemming (FH Lausitz) – Diplomarbeit: „Schutz- und Risikoverhalten in sexuellen Interaktionen. Ansätze
in der HIV-Prävention“. Mai 2004
I
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis .................................................................................................................................................IV
Tabellenverzeichnis .......................................................................................................................................................IV
1 ANLIEGEN, ZIELSTELLUNG UND AUFBAU DER ARBEIT................................. 1
2 EPIDEMIOLOGISCHE UND MEDIZINISCHE GRUNDLAGEN VON HIV
UND AIDS............................................................................................................................ 3
2.1 AIDS - Eine Krankheit wird entdeckt................................................................................................................. 3
2.2 Woher stammt das Virus?...................................................................................................................................... 4
2.3 Eigenschaften von Viren und Wirkungsweise von HIV auf den menschlichen Organismus............... 5
2.4 Eigenschaften und Übertragungswege des Virus ............................................................................................. 7
2.5 Verlauf und Diagnose der HIV-Infektion.........................................................................................................10
2.6 Behandlung ...............................................................................................................................................................11
2.7 Die Ausbreitung von HIV und AIDS weltweit................................................................................................13
2.8 AIDS und HIV 2003 in Deutschland..................................................................................................................15
2.8.1 HIV-Infektionen und neu diagnostizierte HIV-Infektionen, Stand 2003.......................................................15
2.8.2 AIDS...........................................................................................................................................................................18
2.8.3 Infektionswege 2003................................................................................................................................................18
2.8.4 Neue Tendenzen: Steigt die Zahl der Neuinfektionen bei Männern mit homosexuellen Kontakten?......19
3 AIDS UND GESELLSCHAFT...................................................................................... 21
3.1 Das Auftreten der ersten Krankheitsfälle und Maßnahmen des Staates ................................................21
3.2 AIDS und Medien....................................................................................................................................................22
3.3 Die Herausbildung der Deutschen Aids Hilfe..................................................................................................25
3.4 Zwangsmaßnahmen oder Aufklärungsstrategie zur Verhütung der HIV-Infektion? .........................26
3.5 Gesetzesgrundlagen zur Meldepflicht positiver Testergebnisse................................................................30
3.6 Anmerkungen zum HIV-Test..............................................................................................................................31
3.7 Aids unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen..............................................................................33
3.7.1 AIDS seit der Einführung der antiviralen Medikamente ..................................................................................33
3.7.2 Die Normalisierung von AIDS ..............................................................................................................................34
3.7.3 Veränderungen der Arbeitsschwerpunkte in den Aidshilfen............................................................................35
4 PRÄVENTION DER HIV ÜBERTRAGUNG............................................................. 37
4.1 HIV- und Aids-Prävention. Grundbegriffe, Ansätze und Methoden........................................................37
4.1.1 Verhütung von HIV-Neuinfektionen als Primärprävention .............................................................................37
4.1.2 Verhaltens- und Verhältnisprävention .................................................................................................................38
Simone Flemming (FH Lausitz) – Diplomarbeit: „Schutz- und Risikoverhalten in sexuellen Interaktionen. AnsätzeII
in der HIV-Prävention“. Mai 2004
4.1.3 Gesundheitsförderung.............................................................................................................................................39
4.1.4 Personalkommunikative und massenmediale Ansätze ......................................................................................39
4.1.5 Sozialmarketing........................................................................................................................................................41
4.2 Empfehlungen der Enquete Kommission zur Verhütung von HIV-Neuinfektionen als
Grundlage der Präventionsstrategie in der Bundesrepublik.............................................................................42
4.2.1 Enquete Kommissionen als parlamentarische Gremien....................................................................................42
4.2.2 Aufklärungsstrategie ...............................................................................................................................................43
4.2.3 Gestaltung der Präventionsbotschaften................................................................................................................43
4.2.4 Ebenen der Prävention............................................................................................................................................43
4.2.5 Besondere Zielgruppen...........................................................................................................................................44
4.2.5.1 Homosexuelle ........................................................................................................................................................44
4.2.5.2 Prostituierte............................................................................................................................................................44
4.2.5.3 Jugendliche und Heranwachsende ....................................................................................................................45
4.2.5.4 Frauen.....................................................................................................................................................................45
4.2.5.5 Intravenös Drogengebrauchende.......................................................................................................................45
4.2.6 Prävention in medizinischen Bereichen...............................................................................................................46
4.2.7 Besonderer Forschungsbedarf ...............................................................................................................................46
4.2.8 Präventionsträger.....................................................................................................................................................47
4.2.9 Zusammenfassung...................................................................................................................................................47
4.3 Strukturelle Prävention als Konzept der Deutschen Aidshilfe...................................................................50
5 SCHUTZ- UND RISIKOVERHALTEN IN BEZUG AUF HIV UND AIDS.
AUSGANGSÜBERLEGUNGEN. .................................................................................... 52
5.1 Sexuelles Risikoverhalten......................................................................................................................................52
5.2. Sexuelles Schutzverhalten....................................................................................................................................52
5.2.1Verzicht auf Sexualität mit anderen Menschen ...................................................................................................53
5.2.2 Sexuelle Treue in Partnerschaften ........................................................................................................................53
5.2.3 Verzicht auf bestimmte sexuelle Praktiken .........................................................................................................53
5.2.4 Safer Sex....................................................................................................................................................................54
5.2.5 Auswahl der Partner – selektive Strategien.........................................................................................................55
5.2.6 Der HIV- Antikörpertest als Schutzmaßnahme ..................................................................................................55
5.2.7 Andere Schutzvorkehrungen..................................................................................................................................56
5.3 Kritische Überlegungen zum Safer Sex Konzept............................................................................................56
5.3.1 Veränderbarkeit der Sexualität? ............................................................................................................................57
5.3.2 Safer Sex als „verstümmelte“ Sexualität? ...........................................................................................................57
5.3.3 Kritik an der Betrachtung des sexuellen Verhaltens als rationales Verhalten...............................................58
6 WISSENSSTAND, RISIKO- UND SCHUTZVERHALTEN VERSCHIEDENER
BEVÖLKERUNGSGRUPPEN HINSICHTLICH DER SEXUELLEN
ÜBERTRAGUNG VON HIV. EINFLUSSFAKTOREN AUF DAS SAFER- SEXVERHALTEN UND SCHLUSSFOLGERUNGEN FÜR DIE PRÄVENTION .......... 60
6.1 Aids im öffentlichen Bewusstsein. Eine Befragung der Allgemeinbevölkerung in den Jahren
2002 und 2003 im Auftrag der BZgA.......................................................................................................................61
6.1.1 Vorbemerkungen .....................................................................................................................................................61
6.1.2 Interesse am Thema Aids .......................................................................................................................................62
6.1.3 Wahrnehmung der Krankheit.................................................................................................................................62
6.1.4 Wissensstand............................................................................................................................................................62
6.1.5 Informationsquellen.................................................................................................................................................63
6.1.6 Risiko und Schutzverhalten....................................................................................................................................64
6.1.7 Auswirkungen der Aids-Therapien.......................................................................................................................66
6.1.8 Testerfahrungen .......................................................................................................................................................67
6.1.9 Zusammenfassung...................................................................................................................................................67
Simone Flemming (FH Lausitz) – Diplomarbeit: „Schutz- und Risikoverhalten in sexuellen Interaktionen. AnsätzeIII
in der HIV-Prävention“. Mai 2004
6.2 Schwule Männer......................................................................................................................................................69
6.2.1Vorbemerkungen.......................................................................................................................................................69
6.2.2 Schwule Männer und Safer Sex. Aktuelle Befragungen schwuler Männer durch Michael Bochow im
Auftrag der BZgA 1999 und 2003..................................................................................................................................71
6.2.2.1 Teilnehmer der Befragung..................................................................................................................................71
6.2.2.2 Interesse am Thema Aids und Informationsstand ..........................................................................................72
6.2.2.3 Sexueller Lebensstil und sexuelle Praktiken....................................................................................................73
6.2.2.4 Präventives Verhalten und Risikokontakte ......................................................................................................74
6.2.2.5 Junge Schwule .......................................................................................................................................................77
6.2.2.6 Drogenkonsum und Schutzverhalten ................................................................................................................77
6.2.2.7 Testerfahrung und Serostatus .............................................................................................................................79
6.2.2.8 Auswirkungen der Kombinationstherapien auf das präventive Verhalten .................................................80
6.2.3 Strategien der Risikominimierung bei schwulen Männern und die Folgen für die Prävention..................82
6.2.4 Schwuler Sex und Internet .....................................................................................................................................84
6.2.5 Rationale und emotionale Dissonanzen und Unsafe Sex als Ideologie ..........................................................85
6.2.6 Psychodynamik ungeschützter Sexualkontakte schwuler Männer..................................................................87
6.2.7 Unsafe Sex und Beziehungen................................................................................................................................90
6.2.8 Prävention für junge schwule Männer.................................................................................................................92
6.3 Jugendsexualität und AIDS..................................................................................................................................94
6.3.1 Sexuelle Erfahrungen und Verhütung..................................................................................................................94
6.3.2 Sexualverhalten und AIDS.....................................................................................................................................94
6.3.3 AIDS-Prävention als Teil der Sexualpädagogik.................................................................................................96
6.4 Heterosexuelle Erwachsene..................................................................................................................................98
6.4.1 Erklärungsmodelle für sexuelles Schutz- und Risikoverhalten .......................................................................98
6.4.2 Konzepte, die Safer Sex als soziale Interaktion verstehen...............................................................................99
6.4.3 Intime Kommunikationssysteme ........................................................................................................................ 100
6.4.4 Intime Kommunikation bei sich neu kennen gelernten Partnern.................................................................. 104
6.4.5 Einflüsse auf das Safer Sex Verhalten aus der Sicht sozial-kognitiver Modelle ....................................... 106
6.4.6 Schlussfolgerungen für die Prävention bei heterosexuellen Erwachsenen................................................. 110
6.5 Sexualverhalten bei HIV-Infizierten und ihren Partnern..........................................................................112
6.5.1 Vorbemerkungen .................................................................................................................................................. 112
6.5.2 HIV-infizierte, homosexuelle Männer............................................................................................................... 112
6.5.3 Schwierigkeiten mit Kondomen......................................................................................................................... 113
6.5.4 Diskordante, heterosexuelle Paare ..................................................................................................................... 115
6.6 Prostitution..............................................................................................................................................................116
6.6.1 Prostituierte und Freier......................................................................................................................................... 117
6.6.2 Drogensüchtige Prostituierte............................................................................................................................... 119
6.6.3 Tourismus und Sex............................................................................................................................................... 120
6.7 Sexualverhalten von intravenös Drogengebrauchenden ............................................................................124
7 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK .............................................................. 126
Literaturverzeichnis:......................................................................................................................................................V
Simone Flemming (FH Lausitz) – Diplomarbeit: „Schutz- und Risikoverhalten in sexuellen Interaktionen. Ansätze
in der HIV-Prävention“. Mai 2004
1 Anliegen, Zielstellung und Aufbau der Arbeit
Im Rahmen meines Studiums der Sozialarbeit an der Fachhochschule Lausitz habe ich im Jahr
2002 ein zwanzigwöchiges Praktikum bei der Aids-Hilfe Dresden absolviert. Während des
Praktikums konnte ich viele Erfahrungen sammeln und erhielt Einblicke in die Arbeitsgebiete
Aids-Hilfe, Aids-Beratung und HIV-Prävention.
Den Schwerpunkt meines Praktikums bildete die Beratung von Menschen, die Fragen zu HIV
und Aids hatten. Im Hintergrund stand oft die Befürchtung der Klienten, sich mit HIV infiziert
zu haben oder sich noch infizieren zu können. Immer wieder wurden die Themen
„Seitensprung“, Beziehung, „One Night Stand“, Urlaubsbekanntschaften, Besuch bei
Prostituierten, Treue und Untreue in Partnerschaften angesprochen.
Die Frage tauchte auf, was es so schwierig macht, sich vor HIV zu schützen. Warum erleben
Menschen immer wieder sexuelle Situationen in denen der Schutz vor Aids vergessen und
ausgeblendet wird oder nicht realisierbar scheint? Und warum kommt es trotz des Wissens über
HIV und AIDS zu riskanten Situationen?
Die vorliegende Diplomarbeit widmet sich dem Thema der sexuellen Übertragung von HIV und
wie diese verhindert werden kann. Mein besonderes Interesse gilt dem Aspekt, auf welche
Hindernisse die HIV-Prävention stößt, wenn es um die Veränderung von Verhaltensweisen in
sexuellen Interaktionen geht.
Im Mittelpunkt dieser Betrachtung steht die sexuell aktive Bevölkerung. Anhand der
vorliegenden Literatur soll untersucht werden, wie schwule Männer, Jugendliche,
heterosexuelle Erwachsene und sexuell aktive intravenös Drogengebrauchende Sexualität leben
und in welchem Ausmaß und Rahmen Risikokontakte vorkommen. Die Frage soll geklärt
werden, welche besonderen strukturellen Bedingungen der Sexualität die HIV-Prävention bei
der Erarbeitung von Konzepten für verschiedene Zielgruppen berücksichtigen muss.
Die Verhinderung einer HIV-Übertragung beim intravenösen Gebrauch von Drogen, bei
Bluttransfusionen und während der Schwangerschaft bzw. Geburt ist nicht Thema dieser Arbeit.
Der Blick bleibt auf Deutschland beschränkt. Spezielle Aspekte und Bedingungen der
Aidsprävention in anderen Ländern werden nicht in der vorliegenden Arbeit untersucht.
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel. Zunächst werden die medizinischen und
epidemiologischen Grundlagen des Themas behandelt. Die Geschichte der Entdeckung des
Virus, Verlauf und Symptome der Aidserkrankung sowie besondere Aspekte der Behandlung
werden beschrieben. Außerdem werden die Übertragungswege des Virus erläutert und es wird
genauer auf die Ausbreitung von Aids und HIV in Deutschland eingegangen.
Simone Flemming (FH Lausitz) – Diplomarbeit: „Schutz- und Risikoverhalten in sexuellen Interaktionen. Ansätze
in der HIV-Prävention“. Mai 2004
Thema des dritten Kapitels ist AIDS und Gesellschaft. Die gesellschaftlichen Bedingungen und
Grundlagen für die HIV-Prävention in der Bundesrepublik werden betrachtet. Es wird
dargestellt, wie der Staat auf das Auftreten der ersten Aidsfälle reagierte, wie das Thema in den
Medien dargestellt wurde und welche Maßnahmen von den betroffenen Gruppen ergriffen
wurden. Im dritten Kapitel werden auch aktuelle Aspekte der sich verändernden Krankheit Aids
dargestellt, welche sich zusammengefasst als „Normalisierung von Aids“ beschreiben lassen.
Das vierte Kapitel widmet sich den theoretischen Grundlagen der HIV-Prävention.
Grundbegriffe und Ansätze der Prävention werden vorgestellt. Außerdem wird auf das Konzept
der Strukturellen Prävention der Deutschen Aids Hilfe und die Empfehlungen der Enquete
Kommission zur Verhütung von HIV-Neuinfektionen eingegangen.
Die Begriffe sexuelles Risiko- und Schutzverhalten werden im fünften Kapitel der Arbeit
erläutert. Einzelne Formen des sexuellen Schutzverhaltens werden vorgestellt. Das Safer Sex
Konzept wird dabei differenzierter betrachtet und diskutiert.
Das
sechste
Kapitel
hat
Wissensstand,
Risiko
und
Schutzverhalten
verschiedener
Bevölkerungsgruppen zum Thema. Bedingungen und Voraussetzungen sexueller Situationen
werden untersucht. Betrachtet werden Wissensstand, sexuelle Verhaltensweisen und die
Verbreitung und Ursachen sexuellen Risikoverhaltens. Vorliegende Studien untersuchen
Wissensstand und sexuelle Verhaltensweisen schwuler Männer, heterosexueller Erwachsener,
HIV-Infizierter, Jugendlicher, Prostituierter und Freier sowie intravenös Drogengebrauchender.
Einflüsse auf das Safer Sex Verhalten und Bedingungen von sexuellen Interaktionen werden
anhand der Literatur vorgestellt und Schlussfolgerungen für die Prävention gezogen.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Aidshilfe Dresden e.V. und besonders bei Uwe Tüffers,
der mich in meiner Arbeit unterstützte und mir wertvolle Anregungen und Literaturhinweise
gab.
7 Zusammenfassung und Ausblick
Nach den aktuellen Zahlen infizieren sich heute in der Bundesrepublik jährlich etwa 2000
Menschen neu mit dem HI-Virus. Homosexuelle Sexualkontakte stellen immer noch den
bedeutendsten Übertragungsweg dar, die Hälfte aller neu diagnostizierten HIV-Infektionen ist
auf diesen zurückzuführen.
An zweiter Stelle sind heute Migranten besonders von HIV betroffen. Über 20% der
festgestellten
Neuinfektionen
werden
bei
Menschen
diagnostiziert,
die
aus
1
Hochprävalenzgebieten stammen.
1
Menschen aus Hochprävalenzgebieten sind Menschen, die aus Ländern stammen, in denen über 1% der
Bevölkerung mit HIV infiziert ist.
Simone Flemming (FH Lausitz) – Diplomarbeit: „Schutz- und Risikoverhalten in sexuellen Interaktionen. Ansätze
in der HIV-Prävention“. Mai 2004
9% der festgestellten HIV-Infektionen sind auf kontaminierte Nadeln beim intravenösen
Drogengebrauch zurück zu führen und 18% auf heterosexuellen Geschlechtsverkehr. Rein
heterosexuelle Infektionsketten sind die Ausnahme, die Infektion erfolgt hier meist bei
sexuellen Kontakten mit Menschen der Hauptbetroffenengruppen.
Die HIV- und Aids-Prävention zielt zum einen auf die Veränderung des sexuellen Verhaltens
ab, zum anderen soll ein gesellschaftliches Klima geschaffen werden, welches die
Kommunikation über Sexualität ermöglicht. Diskriminierung und Stigmatisierung von
Menschen verschiedener sexueller Orientierung und Lebensweisen soll vermieden werden.
Außerdem will Prävention Menschen der Betroffenengruppen befähigen, ihre sexuellen
Wünsche wahrzunehmen und zu leben und dabei Verantwortung für die eigene Gesundheit und
die des Partners zu tragen.
Prävention findet auf drei Ebenen statt. Zunächst sollen alle Menschen über HIV aufgeklärt
werden und ermutigt werden, HIV-Positive nicht zu stigmatisieren. Menschen, die eine höhere
Vulnerabilität für eine HIV-Infektion haben, müssen über personalkommunikative Maßnahmen
persönlich angesprochen werden. Als dritte Stufe sollen viele Menschen durch eine individuelle
Beratung erreicht werden. Hier können die Hindernisse für Safer Sex und die Bedingungen
sexueller Interaktionen besonders thematisiert werden.
Ein Nachlassen der Präventionsbemühungen könnte ein erneutes Ansteigen der Neuinfektionen
zur Folge haben. Junge Menschen müssen immer wieder neu erreicht werden. Das Thema
Schutz vor HIV muss weiterhin präsent bleiben. Oftmals dauert es viele Jahre, bis eine
Kommunikation über vorher tabubesetzte Themen stattfindet. Auch die massenmedial
vermittelten Präventionsbotschaften können sich erst auf lange Sicht in den Köpfen der
Adressaten festsetzen (Rosenbrock, 2002).
Das Bild von AIDS hat sich in der Gesellschaft insgesamt und in den Hauptbetroffenengruppen
im Besonderen gewandelt. Das Thema erhält nicht mehr die mediale Aufmerksamkeit wie in
den 80er Jahren. Vielerorts werden die bereitgestellten finanziellen Mittel für die HIVPrävention gekürzt.
Durch die Kombinationstherapien können HIV-Infizierte heute länger überleben. Aids wird
vielfach nicht mehr als tödliche Krankheit wahrgenommen. Damit wandeln sich auch die Ziele
der Prävention. Sie beinhalten heute statt „Abwehr des Todes“ die Erhaltung der Gesundheit
und die Förderung der Kommunikation über Sexualität, das selbstbestimmte Wahrnehmen und
Ausleben von sexuellen Wünschen sowie das Tragen von Verantwortung.
Die Mehrzahl der Bevölkerung in der BRD ist gut zu HIV informiert. Nahezu alle Menschen
über 16 Jahren wissen, dass HIV bei sexuellen Kontakten übertragen werden kann. Die
Simone Flemming (FH Lausitz) – Diplomarbeit: „Schutz- und Risikoverhalten in sexuellen Interaktionen. Ansätze
in der HIV-Prävention“. Mai 2004
Akzeptanz von Kondomen ist seit den 80er Jahren gestiegen. In relevanten Situationen kommen
Kondome jedoch vielfach nicht zum Einsatz. Kondome werden bevorzugt zur Kontrazeption
verwendet und hier auch stärker von den Partnern akzeptiert. Das Wissen über die neuen
Behandlungsformen ist unter der Allgemeinbevölkerung noch wenig verbreitet und scheint noch
keine Auswirkungen auf das präventive Verhalten zu haben.
Schwule Männer sind die am besten zu HIV und AIDS informierte Gruppe. Sie haben ihr
Sexualverhalten seit AIDS am stärksten von allen Hauptbetroffenengruppen verändert.
Kondome bei Sexualkontakten außerhalb fester Beziehungen sind habitualisiert, innerhalb fester
Beziehungen kommen sie dagegen kaum zur Anwendung. Unter schwulen Männern ist das
Wissen über die Kombinationstherapien am größten. Die Mehrzahl der schwulen Männer
glaubt, dass ein Nachlassen der präventiven Vorkehrungen anderer schwuler Männer seit den
Kombinationstherapien zu verzeichnen sei. Gleichzeitig äußert eine Mehrheit, dass sich das
eigene Schutzverhalten seit den antiviralen Therapien nicht verändert hätte. Insgesamt wurde
ein leichter Rückgang der präventiven Vorkehrungen festgestellt, d. h. schwule Männer gehen
in den letzten Jahren vermehrt Risikokontakte ein. Die Zahl der Männer, die sich über
gleichgeschlechtliche Kontakte mit HIV infizieren, ist im letzten Jahr leicht gestiegen.
Ein geringer Teil der Männer propagiert offen das Ausleben ungeschützter Sexualkontakte. Dies
ist jedoch eine kleine Minderheit. Die Mehrzahl der homosexuellen Männer versucht sexuelle
Wünsche und die Verhinderung der Übertragung von HIV in Einklang zu bringen.
Prostituierte zählen nicht zu einer Hauptbetroffenengruppe. Die Kondombenutzung ist unter
ihnen stark habitualisiert. Unter bestimmten Bedingungen ist die Praktizierung von
Schutzverhalten bei sexuellen Kundenkontakten schwieriger, so z. B. bei intravenösem
Drogengebrauch. Kommen Kondome innerhalb prostituiver Kontakte nicht zum Einsatz, so
häufig auf Wunsch der Freier. Kunden von Prostituierten neigen zu der Vernachlässigung des
präventiven Verhaltens, wenn sie den Kontakt zu der Prostituierten romantisch besetzen.
Hindernisse für Safer Sex und andere Schutzmaßnahmen im Rahmen von sexuellen Kontakten
sind durch individuell verschiedene Bedingungen gekennzeichnet. Ein umfassendes Modell, das
sexuelles Risikoverhalten erklärt, existiert nicht.
Sexuelle Risikokontakte sind vielfach durch Dynamik von Liebesbeziehungen und intimen
Situationen gekennzeichnet. Sexuellem Risikoverhalten liegen oft Vorstellungen und
Meinungen zu Grunde, wie Sexualität sein sollte und wie sexuelle Interaktionen ablaufen sollen.
Diese Vorstellungen sind durch individuell erlebte Erfahrungen und Biografien sowie durch
gesellschaftliche Bilder über Sexualität bestimmt.
Insgesamt zielt die Prävention auf die Reduktion der HIV-Neuinfektionen. Modelle „die auf
vollständige Eliminierung des Infektionsrisikos zielen, sind nach den bisherigen Erfahrungen
sowohl unrealistisch als auch totalitär“ (Rosenbrock, 2002, S.84).
Simone Flemming (FH Lausitz) – Diplomarbeit: „Schutz- und Risikoverhalten in sexuellen Interaktionen. Ansätze
in der HIV-Prävention“. Mai 2004
Bei allen Zielgruppen der Prävention lassen sich ähnliche Muster des Eingehens sexueller
Risikokontakte feststellen. Einerseits kommt es innerhalb von (sich anbahnenden) romantischen
Liebesbeziehungen häufig zu ungeschützten Kontakten. Andererseits findet die Kommunikation
in sexuellen Begegnungen häufig indirekt und nonverbal statt. Unsicherheiten erschweren das
Ansprechen und Praktizieren von Safer Sex. Sexualität scheint für viele Menschen ein sehr
sensibler Bereich zu sein, der ein direktes Einfordern von Schutzverhalten schwierig macht.
Insgesamt hat die Sexualität für die Individuen vielfältige Funktionen und Bedeutungen z. B.
neben dem Erleben sexueller Lust den Gewinn von Selbstbestätigung und das Erleben von
Vertrauen, Intimität und Zugehörigkeit. Unter diesen Umständen scheinen ein rationales
Abwägen und das Praktizieren von Safer Sex und anderen Formen des Schutzverhaltens
vielfach nicht möglich, da andere Wünsche und Interessen der Individuen im Vordergrund
stehen.
Prävention darf Widersprüche zwischen den Safer Sex Botschaften und individuellen Wünschen
und dem Erleben einzelner Individuen nicht ausblenden. Diskussionsverbote tragen nicht zum
selbstbewussten Wahrnehmen der eigenen Sexualität bei und behindern ein offenes Ansprechen
und Thematisieren von Hindernissen für Schutzverhalten. Mitarbeiter, die in der
personalkommunikativen Prävention tätig sind, müssen um Dynamik und Bedingungen
sexueller Begegnungen wissen und sich selbst kritisch reflektieren, ob sie nicht vorschnell die
Antwort Safer Sex auf die Fragen der Teilnehmer parat haben.
Bei personalkommunikativen Formen der Prävention sollte das Thema HIV und Aids in größere
Zusammenhänge
gestellt
werden.
Denkbar
sind
die
Themen
Beziehungen,
Liebe,
Freundschaften, Familienplanung und Empfängnisverhütung aber auch Reisegesundheit und
Gesundheit allgemein.
HIV- und Aidsprävention sieht sich heute mit verschiedenen Schwierigkeiten konfrontiert.
Insgesamt gibt es nur wenige Mitarbeiter in Aidshilfen und Gesundheitsämtern, die sich allein
dem Aufgabengebiet der HIV-Prävention widmen (Rosenbrock, 2002). Städte und Länder
kürzen finanzielle Mittel, und bereitgestellte Gelder für Modellprogramme seitens des Bundes
sind zurückgegangen (Rosenbrock 2002).
Es stehen gute Konzepte für die Prävention zur Verfügung, die sich in der Vergangenheit
bewährt
haben.
Angesichts
Präventionsbemühungen
neuer
schwuler
Herausforderungen,
Männer,
müssten
wie
bestehende
z.
B.
nachlassende
Präventionskonzepte
modifiziert und angepasst werden. Insgesamt tragen jedoch eher die sich verschlechternden
personalen, strukturellen und finanziellen Voraussetzungen als fehlende Konzepte dazu bei,
dass die HIV-Prävention zunehmend vernachlässigt wird und dass es in Zukunft zu einem
Anstieg der HIV-Neuinfektionen kommen könnte (Rosenbrock, 2002).
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