Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie | Arbeitsprogramm Pflege Seite 1 von 13 Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie | Arbeitsprogramm Pflege Kurzfassungen der Vorträge zur K Auftaktveranstaltung „Gesund Pflegen“ des Arbeitsprogramms Pflege in Nordrhein-Westfalen Im Rahmen der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) engagieren wir – Arbeitsschutzbehörden der Länder, Unfallversicherungsträger und Bund – uns gemeinsam für die Gesundheit Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Unternehmen mit gesunden und motivierten Pflegekräften können die Herausforderungen des Marktes besser bewältigen und Ihre Wettbewerbsfähigkeit auch zukünftig erhalten. Gelebte Präventionskultur ist ein echtes Unternehmensplus. Sie steigert nicht nur Ihre Attraktivität als Arbeitgeber, sondern ist ein wichtiges Kriterium für Pflegebedürftige und deren Angehörige bei der Auswahl der Dienstleistung Pflege. Unsere Fachtagung informiert Sie insbesondere über Möglichkeiten zur Prävention von Muskelund Skeletterkrankungen. Seite 2 von 13 Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie | Arbeitsprogramm Pflege Programm Inhalte 8:00 Uhr Anmeldung / Stehcafe 9:00 Uhr Begrüßung und Moderation 9:15 Uhr Grußwort 9:30 Uhr 10:30 Uhr Gute Leute für die Pflege gewinnen – was hilft!? Pause 11:00 Uhr Das GDA-Arbeitsprogramm Pflege 11:30 Uhr Das OnlineSelbstbewertungsinstrument Mittagspause 12:00 Uhr: 13:00 Uhr 13:30 Uhr 14:00 Uhr 14:30 Uhr Ungünstige Körperhaltungen bei Pflegekräften vorbeugen und vermindern Rückenbelastungen reduzieren – auch bei der Pflege schwerer Menschen Pause Praxisbeispiele Prävention von Rückenbeschwerden – Praxisergebnisse eines Gemeinschaftsprojektes 15.00 Uhr Rücken in Bewegung – Rückengerechte Arbeitsweisen und Kinästhetik in den SBK gGmbH 15:30 Uhr Abschluss Referenten Gabriele Lopian (Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen) Staatssekretär Dr. Wilhelm D. Schäffer (Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen) Detlev Friedrich (contec GmbH) Hanka Jarisch (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin) Martin Holoch (Unfallkasse Baden-Württemberg) Sonja Freitag (Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege) Stefan Kuhn (Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege) Irene Harras (Diakonie Ruhr) Alfred Liersch (Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege) Elke Strauß (Sozial-Betriebe- Köln – SBK gGmbH) Martin Schieron (Unfallkasse Nordrhein-Westfalen) In den Pausen geben wir Ihnen die Möglichkeit, sich im Foyer und in Nebenräumen über • das Online-Selbstbewertungsinstrument • den Einsatz kleiner Hilfsmittel zum Patienten-/Bewohnertransfer (Barbara-Beate Beck, Forum fBB, Hamburg) • Rehabilitationsmöglichkeiten der Unfallversicherungsträger zu informieren. Seite 3 von 13 Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie | Arbeitsprogramm Pflege Gute Leute für die Pflege gewinnen – was hilft? Detlev Friedrich Examinierte Altenpflegekräfte, examinierte Krankenpflegekräfte sowie die Positionen der Wohnbereichsleitung und die der Pflegedienstleitung können derzeit am schwersten besetzt werden. Bis Fachkraftstellen besetzt werden können, dauert es im Schnitt mehrere Wochen bis Monate, bei Führungskräften mehrheitlich mehrere Monate. Dies zeigt eine bundesweite Umfrage von Altenheim und conQuaesso®. Strategisch werden die Mitarbeitergewinnung, dauerhafte Bindung und erfolgreiche und langfristige Personalentwicklung zum entscheidenden Erfolgsfaktor. Bereits heute gilt es, in ein systematisches Personalmarketing zu investieren. Personalmarketing versteht sich als Ausrichtung der Personalpolitik einer Einrichtung an den Bedürfnissen und Wünschen aktueller und potenzieller Mitarbeitender zum Zweck, gegenwärtige Fach- und Führungskräfte zu halten, zu binden und Zukünftige zu gewinnen. Hierbei sind die nachstehenden Handlungsfelder aus Sicht von Pflegekräften vorrangig: o o o o o o Handlungsfeld gesundheitsförderliche Dienstplanung Handlungsfeld Arbeitsorganisation Handlungsfeld Informations- und Kommunikationspolitik Handlungsfeld Führungskompetenz und Führungsverhalten Handlungsfeld Personalentwicklung Handlungsfeld Entgeltbestandteile und geldwerte Leistungen Gute Unternehmen wissen und haben ein erlebbares Konzept dafür, dass Personalmarketing und Personalentwicklung eng mit einer wertschätzenden Unternehmenskultur und einem authentischen Führungsverhalten zusammenhängen. Sie bilden eine Arbeitgebermarke. Eine Arbeitgebermarke beschreibt die Art und Weise wie das Unternehmen bzw. die Einrichtung am Arbeitsmarkt als Arbeitgeber wahrgenommen wird und ist u.a. das Ergebnis verschiedenster Maßnahmen des Personalmarketings. Die Arbeitgebermarke umfasst dabei nicht nur die Darstellung von Qualität und Leistungen des Unternehmens, sondern beinhaltet vor allem auch Aspekte wie Ziele, Identität, Kultur und Werte des Unternehmens. Darüber hinausgehend lebt die Arbeitgebermarke aber nicht nur von der Pflege des Arbeitgeberimages, welches sich in den o.g. Aspekten manifestiert, sondern sie ist in allererster Linie abhängig von der Glaubwürdigkeit dieses Images. Im Gesundheitswesen kommt der Arbeitgebermarke im Vergleich zu anderen Branchen noch eine gesteigerte Bedeutung zu. Das Image einer Einrichtung bzw. eines Unternehmens steht stets auch unter einem starken Einfluss des allgemeinen Branchenimages, also dem Bild einer Branche in der öffentlichen Wahrnehmung. Seite 4 von 13 Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie | Arbeitsprogramm Pflege Die besten Arbeitgeber in der Branche werden zukünftig aktiv um gutes Personal werben und einen „guten Ruf“ durch eine werteorientierte Unternehmenskultur bei engagierten Fach- und Führungskräften genießen. Wer bereits jetzt in diese Potenziale seiner Organisation investiert, kann langfristig am Markt erfolgreich sein. Unternehmen sollten sich prüfen: Entspricht die Kommunikationskultur dem Leitbild? Werden Mitarbeiterbeschwerden ernst genommen (Wie viele haben zu tatsächlichen Änderungen geführt)? Was bieten Sie Ihren Mitarbeitern (Fortbildungsmöglichkeiten, Mitwirkung an der Dienstplangestaltung, Unterstützung bei der Vereinbarung von Familie und Beruf, individuelle Personalentwicklung, Karrierepfade, betriebliche Altersvorsorge, Mitarbeiterfeiern, wertschätzende Führung, regelmäßiges Feedback, Betriebliches Gesundheitsmanagement)? Spiegelt das Führungsverhalten glaubhaft das Arbeitgeberimage wieder? Ist das Arbeitsumfeld so gestaltet, dass das Employer Branding in der Realität auch erreicht werden kann (Ausstattung mit Hilfsmitteln, Arbeitsorganisation, räumliche Ausstattung, Personalabdeckung etc.)? Findet sich die Arbeitgebermarke auch in der Aufbauorganisation wieder (Entscheidungsfreiräume der Mitarbeiter, hierarchischer Aufbau, Kommunikationswesen)? Ist das Employer Branding den Mitarbeitern bekannt? Wie wird es vermittelt (im Einstellungsgespräch, Jahresgespräch, Mitarbeiterversammlungen, unternehmensinterne Kommunikationsmedien)? Findet die Arbeitgebermarke auch symbolische Verwendung (Logo, Slogan, Corporate Design etc.)? Sind sich Führungskräfte Ihrer Verantwortung als Multiplikator der Arbeitgebermarke bewusst und können sie dieser Verantwortung gerecht werden? Wird das Leitbild von Führungskräften vorgelebt? Werden Entscheidungsprozesse transparent gehalten? Wie hoch ist das Maß der Mitarbeiterpartizipation? Neue Ideen sind gefragt, um gerade auch in Zukunft den Nachwuchs zu sichern. Der Wettbewerb „Beste Arbeitgeber im Gesundheitswesen“ zeigt gute Beispiele. Die Initiative Neue Qualität der Arbeit - INQA – hat eine Good Practice Datenbank. Neue Ideen der Nachwuchsgewinnung werden entwickelt - Care4future - Schüler lernen von Auszubildenden der Pflege geht neue Wege, um Schülerinnen für die Pflege zu begeistern. Neue Wege auch im Arbeits- und Gesundheitsschutz. Online-Selbstbewertungen helfen mit Benchmarks und Werkzeugkästen für die Gesundheiterhaltung der Mitarbeitenden. contec GmbH | Der gemeinsame Weg zum Ziel Die Management- und Unternehmensberatung der Gesundheits- und Sozialwirtschaft Zentrale: BioMedizinZentrum Ruhr | 44799 Bochum | Universitätsstraße 136 fon: 0234 45273-0 | fax: 0234 45273-99 | www.contec.de | www.conquaesso.de Bochum | Berlin | Stuttgart | München Seite 5 von 13 Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie | Arbeitsprogramm Pflege Das GDA – Arbeitsprogramm Pflege Hanka Jarisch, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin gesund-pflegen-online.de - Ihr Bündnis für die Pflege Die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA) ist die von Bund, Ländern und Unfallversicherungsträgern gemeinsam getragene, bundesweit geltende Arbeitsschutzstrategie. In diesem starken Verbund setzen sich die Träger mit dem Arbeitsprogramm Pflege für die Entwicklung einer Präventionskultur in den Unternehmen der Pflegebranche und für die Förderung der Gesundheitskompetenz von deren Führungskräften und Beschäftigten ein. Ziel aller Maßnahmen ist die Verringerung von Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) in Verbindung mit psychischen Belastungen sowie die Förderung eines systematischen Arbeitsschutzes in ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen. Denn Unternehmen mit gesunden und motivierten Pflegekräften können die Herausforderungen des Marktes besser bewältigen und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit auch in Zukunft erhalten. Eine gelebte Präventionskultur ist ein echtes Unternehmensplus: Sie steigert nicht nur die Attraktivität als Arbeitgeber, sondern ist ein wichtiges Kriterium für Pflegebedürftige und deren Angehörige bei der Auswahl der Dienstleistung Pflege. Was in der Theorie so selbstverständlich und einfach klingt, scheiterte allerdings häufig in der Praxis an zu vielen und komplexen Anforderungen, die im Arbeits- und Gesundheits-schutz beachtet werden müssen. gesund-pflegen-online.de/test Diesem Problem begegnet die GDA jetzt mit einem interaktiven Online-Selbstbewertungsinstrument - speziell abgestimmt auf die Bedürfnisse von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der ambulanten und stationären Pflege, ab Mitte 2011 auch für Kliniken. Mit seiner Hilfe können Unternehmen schnell und einfach den aktuellen Stand ihres Arbeitsschutzniveaus in Bezug auf Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychische Belastungen überprüfen und dabei potenzielle Risiken identifizieren. Basierend auf dieser Analyse, deren Ergebnisse nur für den jeweiligen Betrieb sichtbar sind, erhalten die Anwender ein individuell auf ihre jeweilige Situation zugeschnittenes Maßnahmenpaket (Toolbox). Dieses unterstützt bei der Umsetzung in die betriebliche Praxis. Darüber hinaus erhält das Unternehmen direkt nach der Selbstbewertung einen Branchenvergleich und kann so seine Position im Gesamtmarkt besser einschätzen. Nutzen Unternehmen dieses Instrument über mehrere Jahre, können sie die interne Entwicklung von Gesundheitskompetenz und Präventionskultur einschätzen und dokumentieren. gesund-pflegen-online.de/tour Um die Verantwortlichen für den Arbeitsschutz in Pflegeunternehmen direkt informieren und beraten zu können, geht gesund-pflegen-online.de auf Tour. In regionalen Informationsveranstaltungen informieren kompetente Teams über die Themen Muskel-Skelett-Erkrankungen, psychische Belastungen und systematische Arbeitsschutzorganisation. Gleichzeitig machen sie die Teilnehmenden mit der Nutzung des Online-Selbstbewertungsinstruments vertraut. Zusätzlich gibt die GDA als kompetenter Partner in Schulungen ihr Wissen in Sachen Prävention und Arbeitsschutzorganisation an Führungskräfte weiter. Damit will die GDA die Nachhaltigkeit der Maßnahmen steigern. Seite 6 von 13 Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie | Arbeitsprogramm Pflege gesund-pflegen-online.de – wie Unternehmen davon profitieren Die Anforderungen im Arbeits- und Gesundheitsschutz sind komplex. Mit „gesund-pflegenonline.de“ bietet die GDA als Bündnis kompetenter Partner den Unternehmen erstmals die Chance, mit überschaubarem Aufwand Stand und Risiken in Sachen Arbeitsschutz zu erheben – einfach, effizient und systematisch. Die Vorteile liegen auf der Hand. Das passgenaue Ergebnis der Selbstbewertung ermöglicht es den Unternehmen gezielt Verbesserungsmaßnahmen einzuleiten. Damit schützen sie die Gesundheit ihrer Pflegekräfte und senken so Krankheits- und Ausfallkosten. Zusätzlich bietet es einen einfachen Weg zu mehr Rechtssicherheit. Ein Ergebnis, von dem Unternehmen langfristig profitieren werden. Das gute Gefühl, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Optimum an Sicherheit zu bieten, gibt es als Bonus dazu. Seite 7 von 13 Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie | Arbeitsprogramm Pflege Das Online-Selbstbewertungsinstrument Martin Holoch Das Online-Selbstbewertungsinstrument auf dem Internetportal www.gesund-pflegenonline.de ist ein Angebot an die Pflegeeinrichtungen und ein wesentlicher Bestandteil des Arbeitsprogramms „Pflege“ der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie. Seit Oktober 2010 ist der Zugang zum Instrument bis Ende 2012 für die ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen in Deutschland durchgehend geöffnet. Es erfolgt im Jahresrhythmus zu festen Stichtagen eine statistische Ergebnisauswertung. Im Oktober 2010 gingen allen ca. 22.000 ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen Deutschlands Zugangsdaten und Passwörter per Post zu. Mit diesen Zugangsdaten loggen sich die Einrichtungen über www.gesund-pflegen-online.de in das Selbstbewertungsinstrument ein und füllen den Fragenkatalog zu den Themen Arbeitsschutzorganisation, Gefährdungsbeurteilung, Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychische Belastungen aus. Nach Eingabe erhalten die Betriebe eine direkte Auswertung ihrer Eingaben am Bildschirm. Es wird ihnen gezeigt, wie sie mit ihren Eingaben im Vergleich zum Rest der Branche abschneiden (Benchmark). Außerdem erhalten sie Hinweise, bei welchen Fragen sie gesetzliche Mindeststandards unterschreiten und wo sie noch besser werden können. Zu jeder Frage können sie eine Toolbox (Werkzeugkasten) öffnen, der ihnen passgenaue Hilfe zum jeweiligen Thema der Frage liefert. In der Toolbox finden sie z.B. Rechtsquellen, Schulungsangebote, Handlungshilfen, Leitfäden, Erläuterungen, usw. Die statistische Auswertung der Gesamtergebnisse ergibt ein Abbild des Standes von Arbeitsund Gesundheitsschutz in der Branche pro Jahr und dessen Entwicklung im Jahresvergleich. Die Ergebnisse können bis auf Landkreisebene dargestellt werden und sind auch trägerspezifisch: Welche Risikofaktoren treten bei privaten, öffentlichen und frei-gemeinnützigen Betrieben besonders auf, wo sind diese ansässig. D.h. die Aufsichtsdienste und Präventionsabteilungen erkennen, in welchen Regionen und zu welchen Themen sie schwerpunktmäßig tätig werden müssen. Dies ermöglicht einen zielgerichteten und effektiven Einsatz der knappen Personalressourcen. Das Online-Selbstbewertungsinstrument bietet über das Internet: Sofortige Risikoanalyse anhand von 55 Fragen o Arbeitsschutzorganisation (10 Fragen) o Gefährdungsbeurteilung (9 Fragen) o Gefährdungen des Rückens (11 Fragen) o Psychische Belastungen (17 Fragen) o Strukturdaten (8 Fragen) Sofortiger Vergleich mit dem Rest der Branche (Benchmark) Sofortige passgenaue Hilfe zu jeder Frage in der Toolbox Was geschieht mit den eingegeben Daten? Die Erhebungsdaten werden von einem neutralen externen Forschungsinstitut (Fraunhofer IAO, Stuttgart) als Datentreuhänder gespeichert und verwaltet. Die Projektträger (Bund, Länder, gesetzliche Unfallversicherungsträger) haben keinen Zugriff auf die individuellen Daten eines einzelnen Betriebes. Sie erfahren lediglich, welcher Betrieb an der Online-Selbstbewertung teilgenommen hat und welcher nicht. Das Fraunhofer IAO erstellt für die Projektträger aus den individuellen Erhebungsdaten statistische Auswertungen. Seite 8 von 13 Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie | Arbeitsprogramm Pflege Ungünstige Körperhaltungen bei Pflegekräften vorbeugen und vermindern Sonja Freitag Einleitung: Für die Bewertung von Wirbelsäulenbelastungen bei Pflegekräften wurden bisher überwiegend Patiententransfers betrachtet und die hohe Anzahl von ungünstigen Körperhaltungen außer Acht gelassen. In dieser Studie wurden daher alle Körperhaltungen und Bewegungen von Pflegekräften in der Krankenpflege und in der Altenpflege während des Frühdienstes messtechnisch untersucht und miteinander verglichen. Methoden: Mit Hilfe des CUELA Messsystems wurden unter normalen Arbeitsbedingungen alle Körperhaltungen und Bewegungen von 31 Probanden sensortechnisch erfasst, um das Auftreten von ungünstigen Körperhaltungen zu quantifizieren. Durch die gleichzeitige Begleitung der Messungen mit einer Videokamera wurden die Tätigkeiten ermittelt, bei denen die Pflegekräfte am häufigsten ungünstige Körperhaltungen einnahmen. Insgesamt wurden 87 Frühdienstmessungen in 7 deutschen Krankenhäusern und 4 Altenpflegeheimen durchgeführt. Die Messergebnisse wurden auf der Grundlage von Normen (DIN EN 1005-4, ISO 11226) einer ergonomischen Bewertung unterzogen. Anschließend wurden die Ergebnisse der Krankenhausstationen mit denen der Altenpflegestationen verglichen. Ergebnisse: In der Altenpflege wurden pro Arbeitsschicht im Mittel 1541 (± 303) Rumpfneigungen über 20 Grad und 311 (± 187) Neigungen über 60 Grad durchgeführt (Dauer insgesamt: 118 Minuten). Statische Neigungen kamen 448-mal vor. Die Tätigkeiten „Grundpflege im Bett“ und „Grundpflege in der Waschecke“ führten am häufigsten zu statischen Neigungen. In der Krankenpflege hingegen wurden im Mittel 1217 (± 339) Rumpfneigungen über 20 Grad und 117 (± 85) Neigungen über 60 Grad durchgeführt (Dauer insgesamt: 70 Minuten). Statische Neigungen kamen 262-mal vor. Die Tätigkeiten „Grundpflege im Bett und „Bett machen“ führten hier am häufigsten zu statischen Neigungen. Der mittlere Zeitanteil für den Transfer von Patienten (berücksichtigt wurde hier nur der reine Hebevorgang) betrug in beiden Pflegebereichen weniger als 2 Minuten. Schlussfolgerungen: Pflegekräfte nehmen während einer Arbeitsschicht viele ungünstige Körperhaltungen ein. Je nach Patientenklientel kann die körperliche Belastung für Pflegende unterschiedlich hoch sein. Je höher der Anteil an grundpflegerischen Tätigkeiten ist, desto häufiger und länger arbeiten Pflegekräfte in vorgeneigter Haltung. Mit der Optimierung der Betthöhe und einer optimierten Aufbewahrung von häufig benötigten Utensilien unter ergonomischen Gesichtspunkten ließe sich die Anzahl der beobachteten ungünstigen Körperhaltungen stark reduzieren. Seite 9 von 13 Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie | Arbeitsprogramm Pflege Rückenbelastungen der Pflegekräfte reduzieren – auch bei der Pflege schwerer Menschen: Ergebnisse der Forschungsprojekte der BGW Stefan Kuhn, Präventionsdienst der BGW, Mainz Forschungsprojekte der BGW in Zusammenarbeit mit dem Leibnizinstitut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund ergaben, das bei der Pflege von Menschen bis 90 kg, vor allem bei einer konventionellen Arbeitsweise1, schon eine deutliche Überschreitung der Belastbarkeit der Lendenwirbelsäule vorliegt. Auch bei einer optimierten2 Arbeitsweise wurde eine Überschreitung der zulässigen LWS - Belastung ermittelt. Hierdurch sind ältere Pflegekräfte besonders gefährdet. Nur bei der Verbindung der optimierten Arbeitsweise in Verbindung mit dem Einsatz sog. Kleiner Hilfsmittel (z. B. Gleitmatten, Anti-Rutsch-Matte, Rutschbrett oder Haltegürtel), ergab sich eine deutliche Reduzierung der LWS – Belastung (siehe nachfolgende Grafik, auch unter www.bgw-online.de/ Suchbegriff:IfADo) . Ein Folgeprojekt widmete sich der Pflege von Menschen mit einem Gewicht zwischen 90 und 150 kg. Die Ergebnisse zeigen, dass, vor allem bei der Pflege von immobilen Menschen, schnell die Grenzen der Ausführbarkeit erreicht werden. Selbst die Zuhilfenahme der Kleinen Hilfsmittel ist nicht oder nur eingeschränkt effektiv. Ab ca. 110 kg Körpergewicht ist, selbst durch einen großen kräftigen Mann, die Bewegung eines eher immobilen Menschen praktisch nicht mehr ausführbar. Exemplarische Messungen der gängigen Präventionsempfehlung „Arbeitet zu zweit“ haben gezeigt, dass hierbei keine gleichmäßige Verteilung der Gewichtskräfte erfolgt. Im besten Fall erfolgte eine Aufteilung unter den Pflegekräften von 60:40. Bei zwei anderen Versuchen war die Verteilung noch ungünstiger, nämlich 70:30 bzw. 80:20. Fazit ist: das Arbeiten zu zweit ist nur sehr bedingt der richtige Weg in Bezug auf eine Belastungsreduzierung. 1 2 Die Arbeitsweise die vielfach noch in der Pflege zu finden ist ohne besondere Berücksichtigung neuerer Erkenntnisse Rückengerechte Arbeitsweise in Verbindung mit ressourcenorientierter Arbeitsweise Seite 10 von 13 Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie | Arbeitsprogramm Pflege TOPAS_R – das Präventionskonzept der BGW Da Menschen, sowohl Pflegebedürftiger als auch Pflegekraft, durchaus unterschiedliche Konstitutionen und Vorraussetzungen für die jeweilige Pflegesituation mitbringen, muss zur Reduzierung der Rückenbelastung der Pflegekraft unbedingt eine spezifische Gefährdungsbeurteilung durchgeführt werden. TOPAS_R, das ganzheitliche Konzept der BGW zur Prävention von Muskel- und Skeletterkrankungen (MSE), insbesondere von Rückenbeschwerden, zeigt Wege für die Umsetzung von Maßnahmen auf. Es verbindet alle Elemente des betrieblichen Arbeitssystems zu einer ganzheitlichen Präventionsstrategie. Leitmotiv für TOPAS_R ist der durch das Arbeitsschutzgesetz und die Lastenhandhabungsverordnung gesetzlich vorgeschriebene Schutz der Beschäftigten in Bezug auf Gefährdungen des Muskel- und Skelett-Systems. Die BGW zeigt mit TOPAS_R wie den vielfältigen Ursachen von MSE, insbesondere den Rückenbeschwerden mit Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen begegnet werden kann. Das Konzept basiert auf dem Wissen, dass es bei den Maßnahmen zum Arbeitsschutz und zur Gesundheitsförderung eine Hierarchie gibt: Technisch/Baulich (T) vor Organisatorisch (O) vor Personenbezogen (P). Die AS und R stehen für Arbeitsschutz und Rücken. Mehr über TOPAS_R erfahren Sie z.B. in den entsprechenden Seminaren der BGW. Leider gibt es keine „leichten“ Menschen. In der Praxis wird momentan die körperliche Überbelastung der Pflegekräfte beim Transfer von Pflegebedürftigen oft in Kauf genommen. Wo das manuelle Handling an seine Grenzen stößt ist jedoch immer der Einsatz von technischen Hilfsmitteln (z.B. Lifter geeignete elektrisch verstellbare Pflegebetten) ein unbedingtes Muss. Und dies nicht nur für die Pflege von „schweren“ Menschen. Letztendlich ist nur durch das Zusammenspiel von ergonomischer Gestaltung der Arbeitsumgebung, intensiver Qualifizierung der Pflegekräfte beginnend in der Ausbildung und dem umfangreichen Einsatz von kleinen aber auch technischen Hilfsmitteln eine Belastung der LWS im Berufsalltag zu erreichen; so sind dann in der Regel keine gesundheitlichen Auswirkungen für die Pflegekraft zu erwarten. Weitere Informationen: Stefan Kuhn Präventionsdienst der BGW, Mainz www.bgw-online.de (Suchbegriff : TOPAS_R) Seite 11 von 13 Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie | Arbeitsprogramm Pflege Prävention von Rückenbeschwerden Praxisergebnisse eines Gemeinschaftsprojektes der Diakonie-Ruhr Irene Harras, Therapeutische Leitung Ev. Krankenhaus Witten Projektleitung betriebliche Gesundheitsförderung Die Diakonie Ruhr ist mit 62 Diensten und Einrichtungen, sowie 2800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Bochum, Witten, Dortmund und Lünen präsent. Zur Diakonie Ruhr gehören das Evangelische Krankenhaus Witten und die Bereiche Altenhilfe mit 10 Altenpflegeheimen und einem ambulanten Pflegedienst, Behindertenhilfe, Suchtkrankenhilfe, Wohnungslosenhilfe und Kinder-Jugendhilfe. Des Weiteren 3 Schulen für sozialpflegerische Berufe. Ziel und Grundgedanken des Projektes der Diakonie-Ruhr war die Schaffung eines Problembewusstseins für die Problematik von Rückenbeschwerden mit der Etablierung und Implementierung eines ganzheitlichen Gesundheitsmanagements. Insbesondere sollten hier die Schulung von kleinen und technischen Hilfsmitteln zum Tragen kommen. Diese Struktur soll netzwerkartig Einrichtungsübergreifend zum Tragen kommen. Gesundheitsfördende Strukturen und Prozesse sollten unter der Berücksichtigung Verhaltens-und Verhältnisbezogener Ansätze geschaffen werden. Die Ausbildungsbereiche der Krankenpflege und Altenpflege wurden mit einbezogen. Gemeinsam mit der BGW erfolgte eine genaue Analyse der rückenbelastenden Faktoren (BGW-Betriebsbarometer). Erstmalig erfolgte eine Kooperation zwischen BGW und Barmer GEK und der AOK. Diese Kooperation soll über das Pilotprojekt hinaus bestehen bleiben. Projektstationen waren im Ev. Krankenhaus Witten 2 Stationen der Inneren Medizin / Onkologie mit insgesamt 60 Betten und aus dem Bereich der Alteneinrichtungen das JochenKlepper-Haus in Bochum mit 2 Wohnbereichen und insgesamt 86 Bewohnern. Das Projekt lief über 1,5 Jahre unter Einbindung der AOK und Barmer mit verhaltenspräventiven Maßnahmen. Projektstart waren zwei Gesundheitstage in den Projekteinrichtungen zum Thema „Gesunder Rücken“. Hier sollte die gesamte Mitarbeiterschaft erreicht und informiert werden. Ein Schwerpunkt lag auch hier bei der Vorstellung von Kleinen Hilfsmitteln. Während der 18 monatigen Pilotphase wurde ein Maßnahmenkatalog zu verhaltenspräventiven Maßnahmen ( z. B. Rückenschule, Entspannungsverfahren, „aktive Mini-Pause“ etc., Multiplikatorenschulung „Kleine Hilfsmittel“) entwickelt und umgesetzt. Aber auch Verhältnisprävention wurde umgesetzt, Auswertungsergebnisse von Arbeitsplatzbegehungen wurde mit in aktuelle Bauvorhaben eingebracht. Nach Abschluss der Pilotphase wurde eine feste Arbeitsgemeinschaft „Betriebliche Gesundheitsförderung“ im Unternehmen gegründet. Ein Anschlussworkshop mit neuerlichem Gesundheitstag wurde zur Überprüfung der Nachhaltigkeit und der Reflektion zum Ende des Jahres hin vereinbart. In die Ausbildungsbereiche der Kranken-und Altenpflege sind Inhalte der betrieblichen Gesundheitsförderung fest in Unterrichtseinheiten eingeflossen. Eine Schulung „Kleiner und Technischer Hilfsmittel“ aller Einrichtungsleitungsleitungen der Altenhilfe steht bevor. Ziel soll es sein den Einsatz und die Akzeptanz kleiner Hilfsmittel vermehrt zu forcieren. Seite 12 von 13 Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie | Arbeitsprogramm Pflege Rücken in Bewegung ─ Rückengerechte Arbeitsweisen und Kinästhetik bei den Sozial Betrieben Köln Elke Strauß, Fortbildungsreferentin SBK Sozial-Betriebe-Köln gemeinnützige GmbH Das Projekt setzt an der Problematik der bandscheibenbedingten Erkrankungen der Lendenwirbelsäule an und soll innerhalb der Einrichtungen der Sozial Betriebe Köln (SBK) aufgegriffen werden, indem die Entwicklung der persönlichen Gesundheitskompetenzen der Beschäftigten in den Vordergrund gestellt werden. Grundsätzlich steht die Erhaltung der Gesundheit und Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten im Vordergrund, aber auch die Verbesserung der Lebensqualität von älteren und behinderten Menschen. Initiiert und mit gestaltet wurde die Projektidee durch die Unfallkasse NRW (damals Rheinischer GUVV), die zudem in die Pilotphase des Projektes stark eingebunden war. Die Gemeinsame Betriebskrankenkasse Köln (GBK bis Ende 2010, jetzt mhplus) unterstützte die Implementierung finanziell. Schwerpunkte des Projektes seit Anfang 2007 Projekt zur Implementierung rückengerechter Arbeitsweisen und des Kinästhetik-Konzeptes in die Pflege und Betreuung gezielte Qualifizierung Beschäftigten einer Einrichtung zu rückengerechten Arbeitsweisen ermöglicht die Einbindung aller von der Hilfskraft bis zur Wohnbereichsleitung bis zum heutigen Zeitpunkt sind die Beschäftigten aus drei Einrichtungen geschult Das Konzept Kinästhetik wird implementiert, jährlich finden zwei Grundkurse, ein Aufbaukurs und nach Bedarf Kurse zur Qualifizierung von Peer-Tutoren Schulung von bisher neun Beschäftigten zum Peer-Tutor, drei zum Trainer Stufe 1 und zwei zum Trainer Stufe 2 die Ausbildung von Multiplikatoren aus den Reihen der Beschäftigten soll die Nachhaltigkeit des Lernerfolges sichern. Langfristig sollen alle Einrichtungen der SBK auf diese Weise qualifiziert werden die Schulungen tragen dazu bei, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fachliche Sicherheit zu vermitteln und dadurch zur persönlichem Wohlbefinden Gesundheitspreis Nordrhein-Westfalen Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen bewertet das Projekt als beispielgebend und als eine Bereicherung für das Gesundheitswesen des Landes, was einem Qualitäts- und Gütesiegel gleichkommt. Die in 2007 in die Landesinitiative aufgenommenen Projekte werden im Infoportal Prävention des Landes Nordrhein-Westfalen (www.infoportal-praevention.nrw.de) eingestellt, mit dem Ziel, der Öffentlichkeit innovative Ansätze zugänglich zu machen und einen Erfahrungsaustausch der Projektträger untereinander zu ermöglichen. Der „Gesundheitspreis Nordrhein-Westfalen“ wird jährlich vergeben und hatte im Jahr 2007 den Schwerpunkt „Gesundheitsförderung bei Beschäftigten und Arbeitslosen: Neue Wege gehen“. Insgesamt haben sich 66 Institutionen mit ihren Projekten beworben, wovon 45 in die Landesinitiative „Gesundes Land NRW“ aufgenommen wurden. Ausschlaggebend waren unter anderem der Innovationsgrad eines Projektes und die gesundheitswissenschaftliche Bewertung der Anträge. Nachfragen/Kontakt, Götz-T. Großhans Stabstelle Öffentlichkeitsarbeit SBK Sozial-Betriebe-Köln gemeinnützige GmbH, 0221 7775 – 696, [email protected] Seite 13 von 13