Hausarbeit Heilpraktiker für Psychotherapie

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Hausarbeit
Heilpraktiker für Psychotherapie
Thema:
Binge Eating Disorder
Schule: Isolde Richter
Dozent: Savina Tillmann
Gaby Heger Dwokuhlenweg 2 26316 Varel
Erstellt von Gaby Heger 20.05.2017
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Binge Eating Störung/Disorder
In der ICD-10 (International Classification of Diseases, dem von der WHO
herausgegebenen Klassifikationskatalog für Erkrankungen) findet man die Binge
Eating Störung (BED) unter F 50.9 „nicht näher bezeichnete Essstörung“ oder unter
„Essattacken bei sonstigen psychischen Störungen“ (F 50.4) klassifiziert. Die
Definition war jahrelang umstritten, die Kriterien werden nun aber von
Ernährungswissenschaftlern und Medizinern zunehmend akzeptiert und die
Behandlungsbedürftigkeit dieser Störung wird auch in Europa mittlerweile
überwiegend anerkannt. In der DSM-5, dem amerikanischen DiagnoseKlassifikationssystem, findet die Diagnose bereits seit 1994 Verwendung.
Geplant ist es, die BED in die ICD 11 aufzunehmen, die voraussichtlich 2018
erscheint. Landläufig wird Binge Eating auch als „Großes Fressgelage“ übersetzt
(engl. Binge= Gelage)
Symptome:
Leitsymptom : Es werden innerhalb kurzer Zeit unkontrolliert sehr große
Nahrungsmengen in periodischen Abständen aufgenommen.
- Sei es die große Menge oder der Zeitpunkt des Aufhörens; es kann nicht kontrolliert
werden.
- Anfälle werden nicht durch Hunger ausgelöst, sondern auch durch negative Gefühle
wie z. B. Stress und Langeweile.
- Leidensdruck ist vorhanden.
- Der wahrgenommene Kontrollverlust kann zur Verzweiflung führen.
- Diese Essattacken finden häufig heimlich statt.
- Die Anfälle können auch kontinuierlich den Tag über verteilt ablaufen.
- Es wird häufig mit erhöhter Geschwindigkeit (schlingen, Hast) gegessen, bis ein
unangenehmes Völlegefühl eintritt.
- Häufig kommt es zu unangenehmen Gefühlsregungen wie zum Beispiel Ekel,
Deprimiertet, Schuld und Scham nach den Essattacken.
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- Maßnahmen, die das Gewicht wieder reduzieren, werden teilweise ergriffen, nur
nicht kontinuierlich durchgeführt.
- Es kommt zu extrem hoher Energiezufuhr mit hochkalorischen Lebensmitteln
und/oder Getränken, auch „genießt“ der BED-Betroffene meist das Essen. Zunächst
erfährt er dabei eine große Entspannung im Gegensatz zu Bulimikern.
- Depressive Symptome sind häufig vorhanden
- Meist besteht Übergewicht
Cave: Wichtig hierbei ist es, einen pathologischen Essanfall vom normalem
Überessen zu unterscheiden. Mit wenigen Ausnahmen, das kennt man z. B. von
Weihnachten, überisst sich jeder irgendwann einmal in seinem Leben.
Diagnose:
1. An mindestens zwei Tagen der Woche über einen Zeitraum von sechs Monaten
treten Essattacken auf.
2. Betroffene verhindern die Gewichtszunahme nicht (Ausschlussdiagnose Bulimie).
Ursachen:
Die Risikofaktoren sind multifaktoriell. Für die Entstehung der Störung können unter
anderem kindliches Übergewicht, erlebte Abwertung aufgrund des Gewichtes oder
des Essverhaltens, geringes Selbstwertgefühl, Depressionen und traumatische
Erlebnisse in der Kindheit sein.
Auch Störungen in der Emotionsregulation wie belastende Erlebnisse können die
Auslöser sein. Die relevanten Faktoren sind sinnvolle Anhaltspunkte für die
zukünftige Behandlung.
*Trotz des Wissens der physischen und psychischen Folgen, die im Zusammenhang
mit dem übermäßigen Essen stehen, schaffen es die Betroffenen nicht, im
Gegensatz zu anderen, ihr Verhalten flexibel anzupassen und treffen dadurch
schlechtere Entscheidungen für sich (Laut einer Kartenspiel-Analyse, bei der die
BED Erkrankten im Verglaich zu den Gesunden schlechtere Optionen im Spiel für
sich trafen).
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Fazit der Studie: Der mediale präfrontale Kortex sei auffällig weniger aktiv. Das ist
das wesentliche Hirnreal, um zielgerichteter Entscheidungen zu treffen,
handlungsfähig zu sein und um emotionale Prozesse zu regulieren.
* Auch das Warn-und Fehler System scheint nicht ausreichend zu funktionieren, d.
H. auch der laterale präfrontale Kortex ist weniger aktiv und die Insula entsprechend
aktiviert ist, die beiden Hirnregionen, die gesunden Menschen dabei helfen, zur
besseren Option zurückzukehren. (Der Artikel lässt allerdings mehrere Fragen offen,
z. B. Den Zusammenhang eines Kartenspiels mit der Störung im Allgemeinen).
Abgrenzung zur Bulimie und Anorexie nervosa:
Bulimia nervosa, adj. Bulimisch: griech. Hunger u. Ochse, lat.: nervus- die Nerven
betreffend = nervlich bedingter Ochsenhunger, ICD-10 unter F 50.xx
Syn.: Ess-Brechsucht, Hyperoxia nervosa
Annorexia nervosa: griech. Verlangen = Nervlich bedingte Appetitlosigkeit
In beiden Fällen (BED und Bulimie) stehen größere Nahrungsaufnahmen im
Vordergrund, wobei der Bulimiker eher Kohlehydratreiche und süße Speisen
aufnimmt, die er ansonsten meidet. Auch fühlt sich der an Bulimie Erkrankte schon
während des Essens und Trinkens deutlich unwohler als der BED Patient und die
Essanfälle sind häufiger zu verzeichnen. Auch unternehmen bulimische Patienten
und von Annorexia Betroffene meist Gegenmaßnahmen, in Form von Abführmitteln,
Diuretika, Appetitzüglern, dem Erbrechen, Extremsport u. A., um folgendes
Übergewicht zu vermeiden, unter dem der BED Betroffene leidet und keine/kaum
Anstalten macht, dies zu regulieren. Auch die Häufung der weiblichen Betroffenen
bei Bulimie/Annorexie von 90% (gehäuft in bestimmten Berufsgruppen wie Model,
Tänzerinnen etc.) unterscheidet sich zur BED.
Abgrenzung zu Adipositas:
lat. adeps ‚Fett‘ - Fettleibigkeit
In der ICD 10 unter Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten im Kapitel
E 65-68 klassifiziert.
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Adipositas ist lediglich die medizinische Diagnose und wird als „Erhöhung des
Körpergewichts mit abnormalem Körperfettanteil“ definiert. Laut den WHO Richtlinien
liegt Adipositas ab einem Body Mass Index von 30 vor. Sie schließt insofern die
Essstörungen und psychischen Erkrankungen, die daraus hervorgehen können, aus.
Binge Eater haben häufigere Gewichtsschwankungen, sind meist gut informiert über
die Lehre der Nahrungsmittel, essen zwischen den Attacken meist sehr
normabweichend und haben einen niedrigeren Selbstwert im Vergleich zur
Alleindiagnose Adipositas.
Komorbidität:
Nicht alle übergewichtigen Menschen oder an Adipositas erkrankte Menschen haben
das Binge Eating Syndrom; es sind circa 30 % davon betroffen.
Ungefähr 55 % weisen eine Major Depression auf und 20-50 % zeigen eine
Angststörung auf.
Nach Hilbert und Tuschen Caffier handelt es sich um die Borderlinestörung und die
selbstunsicher-vermeidenden Persönlichkeitsstörung.
Der Auftrittzeitspunkt liegt zwischen 20 und 30 Jahren.
Zusätzliche Gefahren der körperlichen Erkrankungen sind Diabetes, Adipositas und
Herzkreislaufkrankheiten und weitere Folgeerkrankungen des Übergewichtes sind z.
B. Arthritis, Bewegungseinschränkungen etc. .
Epidemiologie:
Laut Georg Ernst Jacoby, ehemaliger Leiter einer Spezialklinik für Essstörungen in
Bad Oeynhausen, schätzt die Zahl der BED Betroffenen in Deutschland auf 1,5-2
Mio. (damit höher als die Zahl der Bulimiker mit der Prävalenz von 1-3 %). In USA
ergab eine Untersuchung, in der ca. 2 % der Bevölkerung davon betroffen sind.
Therapie und Rehabilitation:
Ziel der Therapie ist es, dass die Betroffenen wieder ein normales Essverhalten an
den Tag legen und ein Gefühl bekommen für den Geschmack der Lebensmittel, die
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Menge der Nahrungsaufnahme, den Ess-Rhythmus etc.. Sie werden unter anderem
mit der kognitiven Verhaltenstherapie angeleitet, die psychischen Ursachen zu
bearbeiten, die zu der Störung führten. Auch Traumatherapie ist ein wertvolles
Element in der Aufarbeitung.
Es gibt hinsichtlich der KVT drei Phasen bei der Behandlung von BED Erkrankten:
Phase 1: Es wird ein gesundes Essverhalten aufgebaut und trainiert.
Phase 2: Faktoren, die der Störung dienlich sind, wie dysfunktionale Verhaltens/Denkmuster werden aufgespürt und in erfolgreiche funktionale wie auch
Copingstrategien(Bewältigungs-) erarbeitet.
Phase 3: Umsetzungsstrategien für den Alltag werden entwickelt zur
Aufrechterhaltung der Abstinenz entwickelt und durchgeführt.
Fazit: Das Ergebnis der Phasen ist es, dem Betroffenen seine dysfunktionalen
Verhaltensmuster und der Reiz-Reaktionsmechanismus bewusst werden, er durch
individuell erarbeitete Verhaltensveränderungen der KVT und die Kontrolle über sein
Denk- und Essverhalten (wieder-)erlangt, um Rückfällen vorzubeugen.
Obligatorisch sind ernährungsberatungstechnische Grundlagen wie das Führen
eines Ernährungstagebuchs, die Ernährungsumstellung, begleitende Therapie zum
Erlernen sozialer Kompetenz und die Rückfallprophylaxe (Notfallplan für zu Hause),
Entspannungsmöglichkeiten und die Rehabilitation, um den Alltag wieder zu
bewältigen und die erlernten, neuen Verhaltensweisen zu integrieren.
Eine Unterstützung mit Antidepressiva wie z. B. SSRI kann hilfreich sein. Auch das
Amphetaminderivat Lisdexamfetamin, dass zur Behandlung bei ADHS eingesetzt
wird, soll lt. einem Bericht in der Jama Psychatrie in einer randomisierten Studie bei
erwachsenen Patienten mit Binge-Eating-Störung die Zahl der Essattacken gesenkt
haben.
Sinnvoll ist in jedem Fall der Aufenthalt in einer Klinik, die auf dieses Thema
spezialisiert ist und die Nachsorge bei Therapeuten, psychologisch versierte
Ernährungsberatern, begleitendes Sportprogramm und/oder der Besuch von
Beratungsstellen/Selbsthilfegruppen. Voraussetzung ist natürlich, dass der
Betroffene erkennt, dass er Hilfe benötigt.
Erstellt von Gaby Heger 20.05.2017
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Literaturhinweise und Quellen:
Andrea M F Reiter et al.; Neuropsychopharmacology, dpi: 10.1038/npp.2016.95;2016
MPI für Kognitions-Neurowissenschaften Leipzig
Hilbert, A. & Tuschen-Caffier, B. (2010). Essanfälle und Adipositas. Ein
Manual zur kognitiv‐ behavioralen Therapie der Binge‐Eating‐Störung. Göttingen:
Hogrefe.
Binge Eating Störung, Studienarbeit von Heike Ullrich, Universität Innsbruck - FB
Psychologie zum Seminar Rehabilitationspsychologie, 6. Fachsemester(Unicum.de)
Jacobi, C. & Fittig, E. (2008). Psychosoziale Risikofaktoren.
In Herpertz, S., de Zwaan, M. & Zipfel, S. (Hrsg.), Handbuch Essstörungen und
Adipositas (S.67 ‐ 72). Heidelberg: Springer Medizin Verlag.
Munsch, S., Biedert, E. und Schlup, B. (2009). Binge Eating bei Kindern.
Handlungsempfehlungen. Weinheim: Beltz
Christopher Maria Ofenstein: Lexikon Heilpraktiker für Psychotherapie
www.wikipedia.de
www.doccheck.com
www.schoen-kliniken.de
http://www.binge-eating-online.de
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Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Hausarbeit selbständig verfasst und
keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe.
Varel, 20.05.2017
Gaby Heger
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