Welche Bedeutung hat das Ernährungsverhalten? Mag. Sabine Dietrich Klinische Psychologin Gesundheitspsychologin Univ. Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Abt. Ernährungsmedizin Welche psychologischen Überlegungen gab es zur Adipositas im Kindesalter? 50er Jahre • Freud: Störung der Persönlichkeit, die auf einen Mangel in der oralen Phase zurückgeht; passiv abhängig, Gefühl v. Minderwertigkeit • Rascovsky: psychlogische Abwehr (Regression), Bewältigung von negativen Gefühlen (Angst, Depression) • Bruch: mütterliches Verhalten, nonverbale Emotionen Herpertz; Psychother Psychsom Psychol.2001, (51) Welche Überlegungen gibt es zur Adipositas im Kindesalter? heute • ... Ergebnis der Interaktion von genetischer Prädisposition und Umweltfaktoren (Ellrott, 98) • Erkenntnisse über die gesellschaftlichen Vorurteile und Diskriminierungen • widersprüchliche Hinweise auf die Psychopathologie • Studien zur Lebensqualität • BED (Binge Eating Disorder) • Psycholog. Schwerpunkt liegt in der heutigen Forschung bei sekundären Aspekten, Therapieformen und Prävention Herpertz; Psychother Psychsom Psychol.2001, (51) Psychische Auffälligkeiten bei Adipositas • Einschätzung der Attraktivität & athletische Kompetenz ist negativ (Buchholz, 98) • dysthyme Verstimmung über den eigenen Körper (Wadden, 93) • 45 % der Knaben, 28 % der Mädchen haben soziale Probleme (Epstein, 96) • Ab der 99. Perz. geringes Selbstbewusstein (Israel, 02) Welche Erfahrungen haben wir an der Ambulanz? Depressive Symptomatik 47% 53% • • • • N = 45 (m:44%, f: 56%) Alter: 10a-18a BMI > 99.5 Perz. DIKJ (Depressionsinventar für Kinder/Jugendliche) • Exploration depres. Symptome keine Symptome 24 von 45 (53%) haben massive depressive Symptome Probleme in der Familie • • • • • N=64 (m: 47%, f: 53%) Alter: 10a-18a BMI > 97. Perz. Exploration proj. Verfahren 36 von 64 (56%) haben massive familiäre Probleme 60 50 40 56,3 43,8 30 20 10 0 keine Probleme Probleme Worunter leiden übergewichtige Kinder/Jugendliche? N= 36 100 22,8 80 38,9 41,6 60 40 20 0 Prüfungsangst manifeste Angst nein in % Schulunlust ja in % Unter welchen körperl. Symptomen leiden stark übergewichtige Kinder/Jugendliche? (N=17) Welche Risikofaktoren für die Entstehung von Übergewicht scheint es zu geben? Schulbildung der Eltern und BMI des Kindes 58 74 61 75 35 80 70 60 50 40 30 20 10 0 31 < 90.Perz. niedr. Bildung KM > 90 Perz. niedr. Bildung KV n. dt. Mutterspr. Welche Ursachen sehen die Eltern? 100 2 9 7 6 80 46 28 60 98 40 91 93 94 72 54 20 0 organ. psych. fam. nein in % schul. Bewegung Ernährung ja in % Wurden die Eltern auf ihr übergewichtiges Kind angesprochen? 100 80 60 40 20 78 78 91 96 41 0 Familie Freunde ÄrztInnen LehrerIn nein in % ja in % fremde Essverhalten 1. gestörtes Essverhalten 2. adäquates Essverhalten gestörtes Essverhalten Binge eating disorder BED: „wiederkehrende Episoden des binge eating, ohne ein extremes Gewichtskontrollverhalten“ Sie ... • haben Essanfälle • sind meist übergewichtig • fühlen sich sehr schlecht nach dem Essanfall • weisen meist kein selbstinduziertes Erbrechen oder Medikamentenmissbrauch vor depres. Merkmale sind meist geringer als bei Bulimie BED vor allem bei Stress Fairburn; the Lancet20 03, (361) BED: Studien bei adipösen Kindern/Jugendlichen • 5 Studien Severi 93 13-21a m: 18% f: 27 % Berkowitz 93 14-16a f: 30 % Britz 00 15-21a Morgan 02 6-10a f: 60 % m: 35,5 % 5,3% Decaluwe, 03 10-16a 22,4 % Die intrinsische Motivation • etwas wird um seiner selbst Willen durchgeführt (=Selbstzweck) • Lernpsychologie: i.M. ist besonders dauerhaft (=extinktionsresistent) • es entsteht eine positive Einstellung • kann durch verbale Verstärker gefördert werden Wenn wir nicht jetzt handeln ... ... Wann dann?