21. Sonntag - Maria Namen

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21. Sonntag im Markusjahr
Erste Lesung Jos 24, 1-2a.15-17.18b
Zweite Lesung Eph 5, 21-32
Evangelium Joh 6, 60-69
Erste Lesung
In jenen Tagen
versammelte Josua die Stämme Israels in Sichem;
er rief die Ältesten Israels,
seine Oberhäupter, Richter und Listenführer zusammen,
und sie traten vor Gott hin.
Josua sagte zum ganzen Volk:
Wenn es euch nicht gefällt, dem Herrn zu dienen,
dann entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt:
den Göttern, denen eure Väter jenseits des Stromes dienten,
oder den Göttern der Amoriter, in deren Land ihr wohnt.
Ich aber und mein Haus,
wir wollen dem Herrn dienen.
Das Volk antwortete:
Das sei uns fern,
daß wir den Herrn verlassen
und anderen Göttern dienen.
Denn der Herr, unser Gott, war es,
der uns und unsere Väter
aus dem Sklavenhaus Ägypten herausgeführt hat
und der vor unseren Augen
alle die großen Wunder getan hat.
Er hat uns beschützt
auf dem ganzen Weg, den wir gegangen sind,
und unter allen Völkern, durch deren Gebiet wir gezogen sind.
Auch wir wollen dem Herrn dienen; denn er ist unser Gott.
Zur Ersten Lesung
Josua war der Sohn Nuns, eines Ephraimiters. Er diente als Nachfolger Mose dem Volk Israel.
Er war ein Mann, welcher der Verheißung voll und ganz vertraute und sich von Gott leiten
ließ. Unser heutiger Lesungsabschnitt zeigt, wie das Gottesvolk entstand. Seit dem 14. Jahrhundert sind in verschiedenen Wanderwellen viele Sippen aus der nordassyrischen Wüste und
auch aus Randgebieten Ägyptens in Kanaan eingewandert. Zumeist waren das friedliche
Landnahmen. Der Prozeß dieser Landnahmen war ein komplizierter. Denn die Stämme
Ruben, Siemeon, Levi, Juda, Issachar, Sebulon, Naftali, Dan, Gad und Ascher nahmen den
Glauben an JHWH erst in Kanaan an, wo man lokale Gottheiten verehrte. Die geschah unter
Vermittlung von Josua, der sich auch als tüchtiger Heerführer erwies, und das Land unter die
Stämme verteilte.
Sodann versammelte Josua alle Stämme Israels nach Sichem. Er rief die Ältesten von
Israel und seine Oberhäupter und Richter und seine Beamten. Sie stellten sich hin vor
das Angesicht des wahren Gottes. Hier stellt Josua dem Volk die Entscheidungsfrage:
Wenn es in euren Augen schlecht ist, JHWH zu dienen, dann entscheidet euch heute,
wem ihr dienen wollt. Den Göttern, denen eure Väter im jenseitigen Teil des Stromes
dienten, (das sind die Gebiete um den Euphrat) dann entscheidet euch heute, wem ihr
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dienen wollt. Wir dürfen bei diesen Worten vermuten, daß nicht alle aus dem Volk einverstanden waren, JHWH als einzigen und alleinigen Gott anzunehmen. Die Vorfahren dienten
anderen Göttern in ihrer Heimat am Euphrat, wie dem Wettergott Adad, oder Nebu dem Gott
der Weisheit und der Schreiber. und anderen mehr. Jetzt aber, nach ihrer Einwanderung nach
Kanaan, begannen die Sippen sich kanaanitischen Göttern zuzuwenden. Josua stellt sie jetzt
vor die Entscheidung.
Da antwortete das ganze Volk und sagte: Das sei uns fern, daß wir JHWH verlassen, um
anderen Göttern zu dienen. Denn JHWH, unser Gott, war es, der uns und unsere Väter
heraufgeführt hat, aus Ägypten, aus dem Sklavenhaus…Er hat uns bewahrt auf den
ganzen Weg…unter alle den Völkern, durch deren Gebiet wir gezogen sind. Wir wollen
dienen JHWH, denn er ist unser Gott. Das Volk brachte damit sein Grundbekenntnis in
Sichem, dem Bundesheiligtum im Gottesdienst, zum Ausdruck. In Sichem hat Abraham einst
die erste Verheißung des Landes erhalten. Dort hat Jakob einen Altar für den „Gott Israels“
gebaut Und dort bricht nach dem Tod Salomos das Großreich der zwölf Stämme auseinander.
(1Kön 12) Diesen Schwur hat das Volk Israel im Laufe seiner Geschichte nicht durchgehalten.
Dieser Treuebruch Israels hält auch uns Christen den Spiegel vor. Auch uns ist es eigen,
Glaubensentscheidungen auszuweichen und aufzuschieben, oder zu versuchen die radikalen
Forderungen Gottes durch Kompromisse aufzuweichen. In unseren christlichen Gemeinden
wächst heute ein Auswahlchristentum heran, ohne einer Grundentscheidung nach dem Motte:
Alles ist möglich. Es reicht nicht, verschiedene Gruppen und Strömungen in den Pfarren
zuzulassen. Dabei entstehen sehr rasch zentrifugale Kräfte, die große Teile der Schrift in
Frage stellen und Alternativen bieten, die ihre Entstehen im Zeitgeist haben Es wäre zu wünschen wenn die „Hirten“ in den Pfarren in Umkehr und Grundentscheidung ihrer Herde vorangehen und ihr so ein Beispiel geben, wie es einst Josua in Sichem getan hatte,
Zweite Lesung
Brüder!
Einer ordne sich dem anderen unter
in der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus.
Ihr Frauen,
ordnet euch euren Männern unter wie Christus, dem Herrn;
denn der Mann ist das Haupt der Frau,
wie auch Christus das Haupt der Kirche ist;
er hat sie gerettet,
denn sie ist sein Leib.
Wie aber die Kirche sich Christus unterordnet,
sollen sich die Frauen in allem den Männern unterordnen.
Ihr Männer,
liebt eure Frauen,
wie Christus die Kirche geliebt
und sich für sie hingegeben hat,
um sie im Wasser und durch das Wort
rein und heilig zu machen.
So will er die Kirche herrlich vor sich erscheinen lassen,
ohne Flecken, Falten oder andere Fehler;
heilig soll sie sein und makellos.
Darum sind die Männer verpflichtet,
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ihre Frauen so zu lieben wie ihren eigenen Leib.
Wer seine Frau liebt,
liebt sich selbst.
Keiner hat je seinen eigenen Leib gehasst,
sondern er nährt und pflegt ihn,
wie auch Christus die Kirche.
Denn wir sind Glieder seines Leibes.
Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen
und sich an seine Frau binden,
und die zwei werden ein Fleisch sein.
Dies ist ein tiefes Geheimnis;
ich beziehe es auf Christus und die Kirche.
Zur Zweiten Lesung
Evangelium vom Leib Christi. Alle seine Glieder sind sein Leib, er ist das Haupt und der
Retter des Leibes. Was der Leib, die Kirche ist, was sie ausmacht, das ist sie durch Christus
und ihre Unterordnung unter ihn und durch seine Liebeshingabe. Wie sehr vergessen das auch
engagierte Christen, die nach Reformen rufen oder sie anbieten und nicht bemerken, daß sie
sich von der Einheit des Leibes und des Hauptes entfernen. Die Kirche ist das Werk Christi,
ist sein „Wunderwerk“ Sie ist nicht Institution, und schon gar nicht „ein Haus voll Glorie“.
Sie hat ihre Fehler, ihre Unzulänglichkeiten und „Runzeln“ und dennoch wird sie durch ihn in
der Eucharistie geheiligt. Viele, die heute zur Kommunion gehen sind sich dessen gar nicht
bewußt. Die Forderungen des Briefes sind vielleicht nicht lebbar, werden auch als eine Überforderung empfunden. Im Licht der Gnade aber kommen Ehen, welche Gott begleitet und
segnet, diesem Ideal erstaunlich nahe. Sie kommen dem Ideal nahe, wenn die Forderungen
nicht Unterdrückung, sondern Liebe und Glaube zu ihrer Grundlage haben.
Ordnet euch einander unter in Ehrfurcht vor Christus. Die Familien, an welche das
Schreiben in Kleinasien gerichtet wurde, waren Großfamilien. Solche Familien „funktionierten“ nicht nach demokratischen Prämissen, sondern nach hierarchischen – wie auch heute
noch, und es wäre dumm, heute einem der beiden „Systeme“ den Vorrang einzuräumen, denn
wenn in ihnen die Liebe fehlt, werden beide zur Hölle. Das Familienoberhaupt einer Großfamilie hat die Aufgabe „Stellvertreter des Hauptes“ zu sein, und nach Kräften so zu handeln,
wie Christus handeln würde; nach Kräften, die aus der Taufgnade entspringen, der sich das
Familienoberhaupt verpflichtet weiß.
Die Frauen ihren Männern wie dem Herrn. Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie
auch Christus das Haupt der Kirche ist, er, der Retter des Leibes. Wie nun die Kirche
sich Christus unterordnet, sollen sich auch die Frauen den Männern unterordnen. Der
Satz mag einem Politiker sauer aufstoßen. Die Frauen den Männern, wie dem Herrn. Beide
sind voll und ganz Christus verpflichtet. Doch gibt es eine Reihenfolge. Die schwächere
Gruppe wird zuerst genannt, sich unterzuordnen. Der Satz beansprucht keine universelle
Gültigkeit, sondern nur die Tatsache, daß Gott die Gesetze der Welt, soweit sie nicht seinem
Willen und seiner Ordnung entgegenstehen, anerkennt. Nicht zu vergessen: Das Schreiben
sichtet sich an die kleinasiatischen orientalischen Gemeinden mit ihren eigenen Sozialgesetzen. Diese „Unterordnung“ im Geist Christi wird aber verwandelt in Hochachtung, die nur
dann wirklich werden kann, wenn der Mann sie auch verdient. Er hat kein Recht auf Hochachtung, sondern er muß sie sich verdienen. Er tut es, indem er die Frau schätzt. sie achtet und
ihr Liebe entgegenbringt Nicht der Mann ist Maßstab für die Frau, sondern Christus für
beide! Daher kann die „Unterordnung“ auch nicht Preisgabe der eigenen Würde bedeuten, ist
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keine Nachgiebigkeit, weil eben nichts anderes übrig bleibt, Der Mann ist nicht ihr Herrscher
und die Frau nicht sein Eigentum; beide sind Eigentum Christi durch die Taufe.
Ihr Männer liebt eure Frauen, wie auch Christus die Kirche geliebt und sich für sie
hingegeben hat, damit er sie heilige, da er sie gereinigt hat durch das Wasserbad im
Wort, damit er sich selbst die Kirche herrlich bereite, ohne einen Flecken oder eine
Runzel oder irgendeinen derartigen Fehler, sondern damit sie heilig und untadelig sei.
Die Mahnung richtet sich jetzt an die Männer. Aus menschlicher Kraft wird eine solche Liebe
den Männern nicht möglich sein, aber vielleicht können sie es „wie in einem Spiegel der
göttlichren Liebe werden“, wenn sie um diese Reife und Kraft bitten. Der Vergleich muß
relativ gesehen werden. Christus ist für die Kirche unendlich viel mehr, als ein Mann für seine
Frau sein kann.
So müssen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Leib. wer seine Frau
liebt, liebt seinen eigenen Leib. Denn niemand hat je sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er nährt und pflegt es, wie auch Christus die Kirche. Denn wir sind Glieder seines
Leibes. Er „nährt“ und „pflegt“ den Leib, unsere ganze Menschlichkeit – samt ihren Fehlern.
Die Pflege bezieht sich nicht nur auf die Seele! Auch jede Frau ist „Leib Christi“. Deshalb
wird der Mann verlassen den Vater und die Mutter und wird seiner Frau anhängen und
die zwei werden zu einem Fleisch. Die eheliche Bindung die von Christus geprägt ist, wird
zu einer neuen menschlichen Gemeinschaft, ein Fleisch. Ein Spiegel des „Eins Sein“ mit
Christus.
Evangelium
In jener Zeit
sagten viele der Jünger Jesu, die ihm zuhörten:
Was er sagt, ist unerträglich.
Wer kann das anhören?
Jesus erkannte, daß seine Jünger darüber murrten,
und fragte sie: Daran nehmt ihr Anstoß?
Was werdet ihr sagen,
wenn ihr den Menschensohn hinaufsteigen seht,
dorthin, wo er vorher war?
Der Geist ist es, der lebendig macht;
das Fleisch nützt nichts.
Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe,
sind Geist und sind Leben.
Aber es gibt unter euch einige, die nicht glauben.
Jesus wußte nämlich von Anfang an,
welche es waren, die nicht glaubten,
und wer ihn verraten würde.
Und er sagte: Deshalb habe ich zu euch gesagt:
Niemand kann zu mir kommen,
wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist.
Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück
und wanderten nicht mehr mit ihm umher.
Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen?
Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen?
Du hast Worte des ewigen Lebens.
Wir sind zum Glauben gekommen
und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.
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Zum Evangelium
Im vierten Evangelium, das wir im Markusjahr von Johannes hören, ist nicht mehr vom
„Brot“ die Rede, sondern von den Reaktionen auf die Offenbarung Jesu. Jesus will sich ganz
den Seinen hingeben, damit sie „leben“. Die Volksmenge ist in diesem Evangelium nicht
mehr zugegen. Sie hat seine Worte bereits abgelehnt. Jesus ist mit den Seinen allein, Wie
haben sie auf seine Worte reagiert? Viele reagierten ähnlich. Es war für Johannes erschrekkend anzusehen, wie viele Getaufte das Angebot Christi zurückwiesen und vom Glauben an
seine Liebe abfielen. Bis heute hat sich daran nichts geändert. Bis heute werden viele von dem
Geheimnis der Liebeshingabe Jesu abgeschreckt, fürchten die Begegnung und finden nicht
zur Einswerdung mit ihm. Andere wieder bleiben äußerlich Christus treu, bleiben aber in
Pflichtmessen stecken und finden so nicht das volle Leben mit Christus. Die Frage eines
Theo-logen: Haben die Eucharistiefeiern ihre belebende Tiefe verloren, weil wir selbst nicht
mehr ganz drinnen sind? Dieses Evangelium offenbart es deutlich – wer Ohren hat der höre –
woran die Liturgiereform scheitert und alle Reformversuche nach ihr scheitern werden.
Viele von seinen Jüngern, die dies gehört hatten sagten: Hart ist dieses Wort! Wer kann
es hören? Das Wort (Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist… Wer
mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben und ich werde ihn auferwecken am
Letzten Tag.) ist für viele eine unerträgliche Zumutung. Die Juden verweigern sich aus ihrem
Glauben heraus. Sie „essen die Schrift“ Viele der Jünger aber werden durch diesen gewaltigen
„Liebesstoß“ überfordert. Ihr, durch ihre Messiaserwartung so oft enttäuschtes Herz ist
verhärtet und für soviel Liebeshingabe unempfänglich. Leider sprechen sie nicht mit Jesus
über ihre Schwierigkeiten. Sie bitten nicht um Glauben, wie der Vater des epileptischen
Jungen (Herr hilf meinem Unglauben. Mk 9,24). Sie verweigern den Dialog; sie murren lieber
und bleiben so in ihren falschen Hoffnungen und Vorstellungen stecken und gelangen so nicht
zum vollen Leben mit ihm. Der Glaube kommt vom Hören, doch der Weg vom Ohr bis zum
Innersten des Menschen ist weit. Johannes weiß bereits von diesen veräußerlichten Gottesdiensten, in denen das Leben mit Christus nicht mehr wächst; wo der Gemeinde Christus
fremd bleibt oder fremd wird, und schon damals gab es den Auszug von Getauften und Jüngern. In der alten Kirche wurde den Katechumenen das Geheimnis der Eucharistie erst nach
der Taufe verkündet. Hat das schon damals „Murren“ ausgelöst?
Aber Jesus, der bei sich wußte, daß seine Jünger darüber murrten, sagte zu ihnen: Daran nehmt ihr Anstoß? Das Herz Jesu erkennt auch ihre Herzen. Er weiß um ihr Murren,
auch wenn sie – vorläufig – noch in der Gemeinde bleiben. Jesus schwächt nichts ab, nimmt
nichts zurück. Seine Liebe wird ihnen zum Verhängnis. Und wenn ihr den Menschensohn
dorthin hinaufsteigen seht, wo er vormals war. Jesus meint, der weitere Glaubensweg wird
noch unglaublicher sein als seine Kreuzeshingabe und Auferstehung. Sie werden ihn dann
nicht mehr sehen, sondern ihn im Sakrament des Brotes erkennen müssen.
Der Geist ist es, der lebendig macht. Das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich euch
gesagt habe, sind Geist und Leben. Ein Hinweis auf die Geistsendung. Die Worte Jesu
werden durch den Geist leben und zum „Leben“ führen. Die Eucharistierede Jesu ist nur aus
dem Geist, der Glauben schafft, annehmbar. Es ist nicht so, daß diese Jünger nicht manches
bereits ahnen, doch diese letzten Schritte können sie nicht gehen. Hätten sie ihre Unfähigkeit
zugegeben, dann hätten sie es geschafft. Auch heute: Manche sitzen jeden Sonntag in der Kirche, doch geben sie ihre „Lebenssünde“ nicht zu, und gelangen so nicht zur Umkehr und zum
„Leben“. Sie können nicht begreifen, daß Umkehr Werk Gottes ist, daß Umkehr Gnade ist,
die sie aus eigener Kraft nicht schaffen, sondern um die sie beten müssen (noch einmal Mk
9/24). Aber es sind unter euch einige, die nicht glauben. Jesus wußte nämlich von An-
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fang an, welche es sind, die nicht glauben und wer ihn verraten würde. Hat Johannes
diesen Satz erst durch die Erfahrungen in seiner Gemeinde geschrieben? Jesus hat alle angesprochen, berufen, getauft ohne Vorbehalte, doch in ihrer Antwort bleiben sie frei.
Und er sagte: Deswegen habe ich gesagt, daß niemand zu mir kommen kann, wenn es
ihm nicht vom Vater gegeben ist. Jesus bleibt unbeeindruckt durch das Murren der Jünger.
Er läßt sogar Judas die Freiheit, macht aber auch Mut: Der Vater wird es geben. Es kann dabei
die Frage auftreten, ob unter diesem Jesuswort Glaubensweitergabe durch Menschen überhaupt möglich ist. Sie ist möglich in der Kraft Gottes. Es ist eben Gott, der in ihnen wirkt und
andere zum Glauben führt. Gott wirkt aus sich und durch uns.
Daraufhin gingen viele von seinen Jüngern weg in ihr früheres Leben und gingen nicht
mehr mit ihm. Ein Absetzprozeß, der auch heute geschieht. Jesus scheitert hier an den Guten,
die sein Angebot, das Leben in ihm, nicht annehmen. Die Synoptiker berichten, daß Jesus mit
den Jüngern allein nach Caesarea Philippi ging und ihnen dort die Glaubenfrage stellte. Johannes vermeidet die Nennung eines Ortes. Für ihn kann es jeder Ort der Welt sein. Johannes
berichtet über den Abfall in Mitte der Eucharistiegemeinde. Da sagte Jesus zu den Zwölf:
Wollt auch ihr weggehen. Eine Frage an die Apostel, aber auch an die ganze Kirchenhierarchie. Auch „den Zwölf“ läßt er die Freiheit zu gehen.
Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir weggehen? Du hast Worte
ewigen Lebens. Das fundamentale Bekenntnis der Kirche. Johannes läßt es Petrus als
Menschen und Amtsträger sprechen. Johannes spricht durch Petrus aus Menschenkenntnis
und Erfahrung aus seinem eigenen Glauben. Und wir sind zum Glauben gekommen und
haben erkannt. Du bist der Heilige Gottes! Petrus spricht für die Zwölf: Wir haben zu
glauben begonnen und haben dich erfahren. Du hast uns bereits gepackt. DU bist der zum
Opfer gebrachte Heilige. Vieles an uns freilich steht noch aus, aber DU wirst uns helfen zur
vollen Einheit mit DIR zu gelangen und DU wirst uns die Kraft geben, DEINE WORTE der
Welt zu verkünden bis zum Ende der Tage.
Petrus wird schmerzhaft erkennen, wie Jesus ihn gürten wird und er einen Weg gehen wird,
den er nie vorgehabt hat zu gehen. Es ist die Zeit, wo seine Liebe zu Christus zur Vollendung
gekommen ist, und wo Christus sein Werk zur Vollendung gebracht hat. Anders als bei den
Synoptkern wehrt sich bei Johannes Petrus nicht gegen die Leidenankündigungen und das
Kreuz. Johannes nimmt die Geistsendung bei diesem Geschehen bereits vorweg. Das „Wort“
ist in der Kirche angekommen und ist zur Reife gelangt, ihren Auftrag zu erfüllen.
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