: Milchblume und Magenschmeichler Bittere Kreuzblume Polygala amara KURZPORTRAIT Volkstümlich: Bittere Ramsel, Blaue Milchblume, Bitteramselkraut, Himmelfahrtsblume, Milchkraut, Natterblume, Pilgerblume. INHALTSSTOFFE Saponine, Bitterstoff Polygalin, ätherisches Öl. HEILWIRKUNG Magenstärkend und milchfördernd. Laut Erfahrungsheilkunde bei chronischer Bronchitis. Genauso wie es einen Milchdieb unter den Pflanzen gibt, findet sich im Rasenverband sein Gegenteil. Hinter Ersterem steckt der Augentrost. Wuchs der auf der Weide, rechneten die Milchbauern früherer Zeiten mit geschmälertem Ertrag. Mehr Euterausbeute hingegen versprachen sie sich von der blauen Milchblume. Ein bisschen fühlt man sich durch deren Namen an das Sinnbild der Romantik erinnert: die blaue Blume, Symbol für Sehnsucht und Liebe. Doch die offizielle Bezeichnung des Krautes hat einen anderen Beigeschmack, Bittere Kreuzblume. wie die Linse und einen zusammenziehenden Geschmack. Als Trank bewirkt sie einen Überfluss an Milch.“ Die Pflanze aus der Familie der Kreuzblumengewächse schmeckt bitter wegen des enthaltenen Polygalin. Dieses regt die Verdauung an und hat der Wurzeldroge als Magenmittel einen Platz in der Volksheilkunde gesichert. Der Name Kreuzblume bezieht sich auf den Beginn der Blüte von Polygala amara zur Zeit der Kreuzwoche im Mai. In dieser zweiten Woche vor Pfingsten wird das Fest Christi Himmelfahrt gefeiert mit Flurprozessionen und Bitten für ein gutes Erntejahr. Die kleine, sehr hübsche Pflanze wird am Magerrasen oft übersehen. Ihre blauen Blüten erinnern an die der Schmetterlingsblütler und sind in Trauben angeordnet. Die Volksmedizin kennt noch eine weitere wichtige Indikation: chronische Bronchitis und Tuberkulose. Das Kreuzblumenkraut enthält Saponine, die Schleim lösen und dessen Auswurf fördern. Die moderne Phytotherapie bevorzugt für diese Anwendung Primelwurzeln und Königskerzenblüten. Mit ihrem dekorativen Aussehen ist sie eine typische Vertreterin ihrer Familie, mit 15 Gattungen und rund 900 Arten sind die Kreuzblumengewächse nahezu kosmopolitisch verbreitet. Eine ihrer beeindruckendsten Schönheiten, die Polygala myrtifolia, stammt aus Südafrika. Deren prächtige, violett-weiße Blüten ähneln denen der Orchideen. Die ganz besonderen Eigenschaften der Kreuzblumengewächse waren schon in der Antike bekannt und namensgebend. Der römische Naturforscher Plinius d. Ältere (23 - 79 n. Chr.) leitete daraus den wissenschaftlichen Gattungsnamen Polygala ab, vom griechischen polýs (viel) und gála (Milch). In seiner „Naturalis historia“ beschreibt er vermutlich das bittere Kreuzblümchen: „Die Milchfülle erreicht die Höhe einer Spanne, hat oben am Stängel Blätter Wenig Beachtung findet Polygala amara in der mittelalterlichen Kräuterliteratur. Erst die Experten der frühen Neuzeit finden die milchfördernde Wirkung der Pflanze erwähnenswert. Sowohl der Arzt und Botaniker Lonicerus (Kreuterbuch, 1564) als auch sein Kollege Hieronymus Bock (Kreuterbuch, 1565) rühmen ihre milchtreibende Kraft. Auf botanisches Wissen zur Leistungssteigerung beim Milchvieh baut heute kein Landwirt mehr. Kraftfutter heißt die moderne Strategie, und zwar Tag für Tag vier bis fünf Kilo. Dadurch produzieren die Kühe doppelt so viel Milch, wie wenn sie sich von würzigen Kräutern ernährten. Ergänzt durch Zuchtselektion auf Hochleistung, kann eine Kuh heute 5.000 bis 10.000 Liter pro Jahr geben. In den 50er Jahren waren das noch etwa 640 Liter gewesen. Klingt irgendwie ungesund, und tatsächlich häufen sich Krankheiten und frühe Todesfälle unter dem Milchvieh. Dekokt 2 Teelöffel getrocknetes, geschnittenes Kraut und Wurzeln mit 250 ml kaltem Wasser übergießen und zum Kochen bringen. Den Absud etwas ziehen lassen und anschließend abseihen. Über den Tag verteilt bis zu 3 Tassen gut warm trinken, bei Husten mit Honig süßen.