28 arznei-telegramm 3/96 2511,60 DM sind für 15 Ampullen aufzuwenden, also 30.000 DM pro Patient und Jahr. In Großbritannien belastet BETAFERON den Gesundheitsdienst „lediglich” mit 23.000 DM (10.000 £) pro Patient.5 In den USA liegen die Jahreskosten bei 15.000 DM (10.000 $).13 Würde nur jeder zehnte MS-Kranke mit BETAFERON behandelt, entstünden hierzulande jährliche Kosten von 150 Millionen DM. FAZIT: Interferon beta-1b (BETAFERON) scheint bei Patienten mit schubweise verlaufender Multipler Sklerose die Häufigkeit der Schübe zu senken, ohne das Fortschreiten der Behinderungen aufzuhalten. Interferon beta ist nicht gleich Interferon beta. Das Schering-Produkt besitzt im Vergleich zu körperidentischem Interferon anderer Hersteller bezogen auf gleiche Dosierungen in IE geringere Aktivität und scheint häufiger (vier von zehn Anwendern nach zwei- bis dreijähriger Behandlung) die Bildung neutralisierender Antikörper zu induzieren.14 Die pro Person und Jahr 30.000 DM teure, im Nutzen unzureichend dokumentierte und vergleichsweise schlecht verträgliche Interferon-Variante sollte u.E. nur ausnahmsweise außerhalb klinischer Studien und dann unter lückenloser Dokumentation von Wirksamkeit und Störwirkungen angewendet werden. Ob die offenbar weniger immunogenen körperidentischen Interferon beta-1a-Präparate (z.B. AVONEX) mehr Nutzen bringen, ist noch offen (siehe Kasten). 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 BETAFERON-Werbung, Ärzte Ztg. vom 15. Jan. 1996 HARTUNG, H.-P. et al.: Dtsch. Ärztebl. 91 (1994), A-965 SIBLEY, W. A. et al.: Neurology 43 (1993), 655 GOODKIN, D. E.: Lancet 344 (1994), 1057 Drug Ther. Bull. 34 (1996), 9 SIBLEY, W. A. et al.: Neurology 45 (1995), 1277 BETAFERON-Fachinformation, Stand 7/95 KRYSTA, R., W. VIVELL: Pharm. Ztg. 141 (1996), 71 ALBRING, STÜRZEBECHER (Schering AG): Pharm. Ztg. 140 (1995), 3728 OBERT, H. J.: Pharm. Ztg. 141 (1996), 74 WOLINSKY, J. S.: Neurology 45 (1995), 1245 Scrip 1967 (1994), 23 Scrip 2086 (1995), 21 KRYSTA, R., W. VIVELL: Pharm. Ztg. 140 (1995), 2984 Scrip 2102 (1996), 27 Übersicht ENTZÜNDUNG DER NASENNEBENHÖHLEN – ERKENNEN UND BEHANDELN #16 Wenn nach fast überstandenem Atemwegsinfekt erneut Anzeichen eines Schnupfens auftreten, kann eine Sinusitis die Ursache sein. Schätzungen zufolge kompliziert die Entzündung der Nasennebenhöhlen bei Kleinkindern jede zehnte bis zwanzigste Infektion der oberen Luftwege,1 bei Erwachsenen seltener. Am häufigsten sind Kieferhöhlen und Siebbeinzellen betroffen. Das Flimmerepithel in den vier paarig angelegten Hohlräumen sorgt für den Transport von Schleim und Bakterien zum Ausführungsgang (Ostium). Durch Infektion und Allergie schwillt die Schleimhaut an und verlegt das Ostium. Sekretstau fördert das Bakterienwachstum. Polypen kennzeichnen den Endzustand. Auch mechanische Obstruktion, Trauma, hormonelle Faktoren (z.B. Schwangerschaftsödem) und angeborene Erkrankungen wie Mukoviszidose können den Sekretabfluß erschweren. Eine von zehn Kieferhöhlenentzündungen entsteht durch Fortleitung einer Zahnwurzelinfektion.4 Trotz enger Nachbarschaft der Nasennebenhöhlen zu Orbita, vorderer und mittlerer Schädelgrube, Hypophyse und Sinus cavernosus sind Komplikationen wie intrazerebraler Abszeß, Meningitis oder Sinusvenenthrombose selten. #17 ERREGER: Sieben von zehn akuten Nasennebenhöhlenentzündungen gehen auf Infektion durch Streptococcus pneumoniae und Hämophilus influenzae zurück,2 jede zehnte auf viralen Infekt.1 Im Kindesalter hat Moraxella catarrhalis Bedeutung. Bei chronischer Sinusitis lassen sich neben H. influenzae häufig Anaerobier, z.B. Bacteroides, und Staphylococcus aureus nachweisen.2 Auch an dentogenen Infektionen sind Anaerobier oft beteiligt.3 Bis zu drei von vier AIDSPatienten erkranken an Sinusitis. Hier können häufig Pseudomonas aeruginosa oder Pilze isoliert werden.2,4 Warenzeichen in Österreich und Schweiz (Beispiele) BESCHWERDEN: Meist im Anschluß an einen Infekt der oberen Luftwege klagen die Betroffenen über erneutes Krankheitsgefühl, verstopfte Nase mit schleimig-eitrigem Ausfluß und produktiven Husten, der Tag und Nacht anhält.2,3,4 Kopf- oder Gesichtsschmerzen ober- bzw. unterhalb der Augen verstärken sich beim Bücken.2,4 Fieber kann vorliegen. Kürzerer Verlauf und fehlender Nachweis einer Vereiterung sprechen für eine seröse Sinusitis.3 Die Abgrenzung kann schwierig sein. Bei Kindern verläuft eine Nebenhöhlenentzündung oft ohne auffällige Beschwerden.1,4 Ein länger als zehn Tage bestehender Infekt oder anhaltend hohes Fieber (über 39° C) mit eitrigem Nasenfluß lassen an eine bakterielle Superinfektion denken.1,4 Gelegentlich bemerken die Eltern ein am Morgen schmerzlos geschwollenes Auge oder Mundgeruch.1,4 Die Hälfte der Patienten mit chronischer Sinusitis leidet an Kopfschmerzen, die drei bis vier Stunden nach dem Aufstehen am stärksten sind und dann langsam nachlassen.2 Weitere Symptome können ein hartnäckiger Husten, schlechter Geschmack oder anhaltende Laryngitis sein. Amoxicillin: CLAMOXYL (A, CH) DIAGNOSE: Charakteristisch ist ein Klopfschmerz über der Nebenhöhle.3,4 Auch Druck auf die Austrittspunkte der Nervi supra- oder infraorbitalis ober- bzw. unterhalb der Augenhöhle löst Schmerz aus. Bei der Inspektion mit einem Nasenspekulum, ggf. nach Anwendung lokal abschwellender Mittel, fällt eine hyperämische, mit Krusten belegte Schleimhaut auf. Bei Allergien ist sie blaß, ödematös und polypös verändert.2 Eine Eiterstraße im mittleren Nasengang oder Rachen gibt Hinweis auf eine eitrige Sinusitis.2,3 Routinemäßige Röntgenuntersuchungen sind bei akuter Sinusitis sinnlos. Jedes zweite gesunde Kind weist einen „pathologischen” Befund auf.2 Sinuspunktion und Aspiration für bakteriologische Untersuchungen werden erforderlich, wenn Komplikationen auftreten oder zu erwarten sind (z.B. Empyem, Immunsuppression), bei starken Schmerzen und Therapieversagern.1,2,4 Im Nasenabstrich finden sich eher Keime der Nasenflora.5 Die Abklärung einer chronischen Sinusitis gehört in die Hand des Facharztes. Bei nahezu zwei Drittel der Betroffenen läßt sich wenigstens eine anatomische Variante nachweisen. Endoskopische oder ggf. auch computertomographische Untersuchungen helfen, anatomische oder pathologische Besonderheiten aufzudecken.2 BEHANDLUNG: Jede zweite akute Sinusitis heilt spontan ab.1,4 Abschwellende Nasentropfen, z.B. Xylometazolin (OTRIVEN u.a.), unterstützen den Sekretabfluß aus der Nebenhöhle. Wegen der Gefahr einer Rebound-Verstopfung der Nase sind sie nicht länger als eine (maximal zwei) Wochen anzuwenden. Systemische schleimhautabschwellende Mittel sind nicht angezeigt,2,4 orale Antihistaminika nur bei Allergikern. 1 Dampfinhalationen oder Spülungen mit körperwarmer Kochsalzlösung lindern Beschwerden und lösen Verkrustungen. Eine örtliche Wärmeanwendung6 z.B. mit Rotlicht ist vor allem subakuten und chronischen Verläufen vorbehalten. Zuvor ist unbedingt die Nasenschleimhaut abzuschwellen. Obwohl die bakterielle Genese gesichert ist, bleiben die Erfolgsraten systemischer Antibiotika bei Nasennebenhöhlenentzündungen im Vergleich zu Plazebo oder alleinigen abschwellenden Maßnahmen mäßig.4 Nur Personen mit eitriger Sinusitis, Fieber und schwerem Krankheitsgefühl, chronischer Bronchitis oder mehr als fünf Tage anhaltender Erkrankung benötigen 10 bis 14 Tage lang Antibiotika,2,4,5,7 vorzugsweise Amoxicillin (AMOXYPEN u.a.). In Sonderfällen (Anaerobierbeteiligung, häufige Rückfälle #18 Xylometazolin: OTRIVEN (A, CH)