Kosmische Strahlung - Boten aus dem Weltall Dr. B. Pfeiffer Astronomische Arbeitsgemeinschaft Mainz, Astronomische Gesellschaft Entdeckung der Antimaterie: Positron • Entdeckung • 1. Hochenergielabor: Antimaterie, Elementarteilchen • Nachweisverfahren, Zusammensetzung, Energieverteilung • Ausbreitung, Quellen, lokale Superblase • Wechselwirkung mit Atmosphäre Einfluss auf Klima? • Weitere Boten aus dem All Nobelvortrag Anderson 1936 Volkshochschule Mainz: Besondere astronomische Themen VHS-Sternwarte im Turm der Anne-Frank-Schule 23.3.2004 19:30 Entdeckung der kosmischen (Höhen-)Strahlung •Bodennahe Luft ist ionisiert (Entladung von Elektrometern) Ursache natürliche Radioaktivität ? Jedoch keine Abnahme auf Eiffelturm •V.F. Hess weist 1912 zunehmende Ionisation bis in große Höhen (5 km) nach •Verursacht durch ionisierende Strahlung aus dem All: Kosmische (Höhen-)Strahlung •In den 20‘iger Jahren in USA „wiederentdeckt“: „Millikan Rays“ • Intensive Forschungen mit Ballons und auf Bergen •Fluss abhängig von geographischer Breite: Partikelstrahlung mit elektrischer Ladung •Anwendung der neuen Koinzidenztechnik führt zu Entdeckung der Luftschauer 1939 V.F. Hess in Ballonkorb Nobelpreis 1936 Man nahm ursprünglich an, es handele sich um Photonen, hervorgerufen von Kernverschmelzungen, deshalb „kosmische Strahlung“ genannt. Frühe Deutungsversuche Viele Wissenschaftler waren nicht bereit, die Umwälzungen in der Physik um 1900 zu akzeptieren, seien es Folgerungen aus der Thermodynamik, der Relativitätstheorie oder der Kosmologie. Für viele war der „Wärmetod“ des Universums inakzeptabel, viele lehnten die Relativitätstheorie und die damit verbundene Galaxienflucht ab. Die Vorstellung eines in Raum und Zeit unveränderlichen Universums war weit verbreitet: Vollständiges kosmologisches Prinzip. (Viele der damals entwickelten Alternativtheorien werden selbst heute noch vorgebracht.) Die Höhenstrahlung unbekannten Ursprungs ließ sich gut einsetzen. •W. Nernst glaubte, radioaktiver Zerfall von „Urmaterie“ (superschwere Elemente) endet im Äther. Zur Erhaltung eines Gleichgewichts sollten Atome wieder aus dem Äther entstehen. Die Höhenstrahlung empfand er als Bestätigung seiner Hypothesen. •Ähnliche Vorstellungen entwickelten MacMillan und Millikan in den USA. Insbesondere Millikan brachte die Erforschung der Höhenstrahlung voran, auch gerade wegen der alternativen Vorstellungen. Er glaubte, Höhenstrahlung wird als Photonen diskreter Energie emittiert, wenn Nukleosyntheseprozesse im interstellaren Raum ablaufen: „Geburtsschrei der Materie“ H. Kragh „Cosmology between the wars“, JHA 26, 93 (1995) Anmerkung: Die Hoyle und Bondi-Gold „Steady-State“ Theorien von 1948 haben viele Begriffe mit den älteren Modellen gemein, sind jedoch unabhängig auf anderen Grundlagen entwickelt worden. Luftschauer 1939 entdeckt P. Auger, dass die Strahlung auf über 10000 m2 Fläche verteilt ist, mindestens 106 Teilchen enthält und (aus Differenz zwischen Messungen auf 3500 m Höhe und Meeresniveau) dass der Energiegehalt 1015 eV beträgt. Primärteilchen am Boden nicht mehr nachzuweisen, sie reagieren mit den Atomen der Atmosphäre: • Hochenergetische Protonen stoßen mit Luftmolekülen zusammen • Impuls des Protons bleibt erhalten: Sekundärteilchen in Kegel • Lawinenartige Bildung von Sekundärteilchen (106 bis 109) Wasserstoff-Blasenkammer: 24 GeV Proton CERN P. Auger et al., „Extensive Cosmic-Ray Showers“, Rev. Mod. Phys. 11, 288 (1939) Kosmische Strahlung als 1. Hochenergielabor Entdeckung der Antimaterie und der Elementarteilchen (als Sekundärteilchen in Luftschauern): •1932 Anti-Elektron: Positron •1937 Myon („schweres Elektron“) •1947 π-Meson (Photo-Emulsionen) •Weitere Teilchen bis in die 50iger Jahre •Dann lösten Beschleuniger kosm. Str. als einzige Quelle hochenergetischer Teilchen ab. •Jedoch erst kürzlich: Nachweis der Neutrino-Oszillationen an Myon-Neutrinos aus kosm. Str.: Neutrinos haben Masse Carl Anderson, Nobelpreis 1936 Begriffsbestimmung Aus dem Weltall erreichen uns unterschiedliche Strahlenund Materieflüsse, z.B. das sichtbare Licht der Sterne. Der überwiegende Teil wird (glücklicherweise) in der Atmosphäre absorbiert, insbesondere die hochenergetische Strahlung. Transmissionskurve Atmosphäre Am heutigen Abend werde ich mich überwiegend mit dem hochenergetischen Anteil der „Kosmischen Strahlung“ befassen, d.h. Protonen und Atomkernen mit extrasolarem Ursprung, deren Untersuchung schon eine lange Tradition hat. Weitere „Boten aus dem Weltall“, wie Gamma-Strahlung, hochenergetische Neutrinos, Gravitationswellen, gewinnen jedoch Dank neuer Detektorsysteme rasch an Bedeutung. Abgesehen von Gravitationswellen werden die anderen Boten mit ähnlichen Detektionsverfahren teilweise in den gleichen Großgeräten nachgewiesen. Gravitationswellendetektor LIGO Partikel-Strahlung von der Sonne Der Sonnenwind (Protonen und Atomkerne) ist ein Hauptbestandteil der Kosmischen Strahlung. Kann Satelliten ausschalten, Kommunikation beeinträchtigen, Stromnetze beschädigen, Rosten von Pipelines beschleunigen, usw. Intensive Überwachung durch Satelliten: „Space Weather“ (Weltraumwetter) Dieser Aspekt wurde letztes Jahr ausführlich behandelt: Dipl.-Chem. U. Rieth Die Sonne - unser aktiver Stern aus der Nähe betrachtet 6.5.2003 Für Thema heute Abend bedeutend, dass der Sonnenwind neben den Protonen auch Magnetfelder bis an den Rand des Sonnensystems mitreißt: Diese Felder schirmen teilweise die Galaktische Kosmische Strahlung ab. Einfluss auf Klima? Detektoren für kosmische Strahlung Detektoren für kosmische Strahlung entsprechen Hochenergie-Experimenten •Nebel-/Blasenkammer •Photografische Emulsionen •Cerenkov-Licht •Fluoreszenzlicht von N2 Ausgedehnte Detektorfelder für Luftschauer •Wassertanks •Teleskope („Fly´s Eye“, s.u.) •Hybridanordnungen z.B. Auger-Projekt: 1600 Tanks auf 65x75 km2 + 24 Schmidt-Teleskope Auger-Projekt in Argentinien Hess-Projekt in Namibia Richtungsbestimmung von Luftschauern Die Schauerfront erreicht die Messstationen nacheinander. Richtung aus Laufzeitdifferenzen. In dunklen Nächten Kombination mit Beobachtung des Fluoreszenslichts (im Auger-Projekt). Die höchstenergetischen Primärteilchen werden durch kosmische Magnetfelder nur schwach abgelenkt und so zeigt die Richtung auf den Ursprungsort zurück. Höhenballons, Satelliten, Raumstation • Primärteilchen sind nur in großen Höhen zu beobachten, geringe Raten bedingen jedoch lange Messzeiten • Ballongetragenes TIGER-Spektrometer in 38 Tagen 2 mal um Antarktis (2001/2). Neue Fahrt 2003/4 18 Tage. • TRACER-Detektor (3 Tonnen) erstmals 2003 in Antarktis. • Satelliten-Experimente sind in Planung Langzeitexperimente auf Raumstationen •MIR TREK: Glasplattenstapel •ISS (geplant) AMS Spektrometer zur Suche nach Anti-Atomkernen wie Anti-Deuterium oder Anti-Kohlenstoff (Anti-Protonen werden durch Kosm. Str. verursacht) Frage: Gibt es im Universum Galaxien aus Anti-Materie? Ein Prototyp flog 1998 10 Tage auf Shuttle Discovery: (Noch) keine Anti-Materie gefunden Prototyp AMS-01 Energieverteilung und Häufigkeit •Energiebereich: 30 Größenordnungen!!! •SNe können Protonen nur bis auf Energien des „Knies“ beschleunigen: 1015 eV (Vorschlag E. Fermi 1949) •Höchste Energien (Hess-Teilchen) Jets aus AGN ? Gamma Ray Burster (GRB) ? Centaurus A Jet in 12 Mrd. Lj Entf. mit Chandra Energien 105 mal höher als im Bau befindlicher Beschleuniger LHC in Genf Knie, Knöchel, Zehe (knee, ankle, toe) •Die Strahlung im Bereich des Knies könnte ihren Ursprung in einer SN in etwa 1000 Lj Entfernung vor etwa 100000Jahren haben. •Letztes Jahr konnten Radioastronomen die Entfernung zum Pulsar PSR B0656+14 zu 950 Lj bestimmen. Damit hat er die gleiche Entfernung wie der 100000 Jahre alte Monogem SN-Rest und könnte die Quelle der Ionen sein, die das Knie ausmachen. Überschuss im Bereich des Knies Einzelkomponenten ROSAT-Aufnahme des Mono(ceros)Gem(ini) SN-Überrest Doch was bedeutet extrem hohe Energien? Was kann man sich darunter vorstellen? Die Bewegungsenergie der primären Protonen ist vergleichbar mit der Energie von Aufschlägen im Profitennis oder Baseball. Jedoch haben die Protonen gegenüber den Bällen eine verschwindend kleine Ruhemasse und Ausdehnung. Oder die Sicht eines Kernphysikers: So, wie wenn ein Bleiziegel auf die Fußzehe fällt. Prof. Pierre Sokolsky, Univ. of Utah, Fly‘s Eye Observatory In Utah sind weitere 2 Großprojekte in Diskussion: Auger Nord und Telescope Array. Rätsel um höchste Energien: GZK Obergrenze •Bald nach Entdeckung der 2.7 K kosmischen Hintergrundstrahlung erkannten GZK, dass die Protonen mit den Mikrowellen (Quanten) zusammenstoßen müssen. •Energieverlust durch Anregung der ∆-Resonanz für Energien über 6*10^19 eV. •Mittlere freie Weglänge nur etwa 150 Millionen Lichtjahre. •Da man annahm, dass Quellen der Höhenstrahlung viel weiter weg liegen, sollte man keine höchstenergetischen Teilchen nachweisen können. Es werden jedoch höhere Energien gemessen (wenn auch sehr selten). •Gibt es so energiereiche Quellen in unserer kosmischen Nachbarschaft? •Unbekannte Relikte des Urknalls? •Neue Physik bei den Zusammenstößen? Viele Theorien! - Quantenschaum soll Teilchen abbremsen. - Nicht-Konstanz von c. Verletzung der Lorentz-Transformation. [Messungen an -Strahlung aus AGN Mkn 421 + 501 schränkt viele neue Theorien ein!] Diese Teilchen werden nicht durch galaktische Magnetfelder abgelenkt. Ursprungsorte lassen sich u.U. ermitteln. Lösen höchstenergetische Neutrinos aus, deren Quelle durch neuartige Teleskope wie AMANDA, ANTARES oder HESS aufgespürt werden kann. GKZ: K. Greisen 1966, V.A. Kuzmin, G.T. Zatsepin 1968 Etwas Physik Stoss zweier Kugeln Der Stoss eines relativistischen Protons mit Mikrowellen lässt sich nicht messen. Mechanik sagt aber, dass Stoss eines hochenergetischen Gammaquants (bzw. eines Elektrons) mit einem ruhenden Proton äquivalent sein sollte. Am Mainzer Elektronenbeschleuniger MAMI lassen sich diese Versuche durchführen. Laborsystem Schwerpunktsystem Beim inelastischen Stoss wird Bewegungsenergie in innere Anregungsenergie des Protons überführt und etwa 10-23 sec danach zerfällt dieser Zustand (Resonanz). Radiokarbon als Monitor für Intensität der Höhenstrahlung Mit radioaktiven Isotopen wie C-14 (5730 a) in Baumringen oder Be-10 (1.6 Mill. a) in Eisbohrkernen lässt sich Intensität der kosmischen Strahlung über lange Zeiträume bestimmen. Diese Schwankungen sind mit der Sonnenaktivität korreliert. Mögliche Einflüsse auf das Klima werde ich später behandeln. Anomale Komponente der Kosmischen Strahlung Einfluss der Magnetfelder im Sonnenwind Voyager 1 nähert sich in einer Entfernung von 90 AE der Grenze des Sonnensystems, der Heliopause. In den letzten Monaten hat er den sog. „Terminations-Schock“, eine Art Überschallknall, durchflogen. •Widersprüchliche Messwerte lassen vermuten, dass, bedingt durch die hohe Sonnenaktivität der letzten Jahre, sich die Magnetosphäre ausgedehnt und Voyager 1 wieder überholt hat. •Einfluss auf Intensität der Kosm. Str. (Klimaeinfluss später.) •In diesem Gebiet werden Neutralgase des ISM von der Schockfront beschleunigt: Anomale Komponente der Kosm. Str. Vor der Magnetosphäre der Sonne sollte sich das ISM stauen. Die Voyager-Sonden sollten um 2020 dorthin gelangen. „Bugwelle“ von LL Orionis Sonnenaktivität beeinflusst Kosmischen Staub •Wolken aus Gas und Staub durchqueren das Sonnensystem (Staubteilchen in ca. 20 Jahren). Der Ursprung liegt in den SN-Explosionen in den Sco-Cen OB-Assoziationen. •Staubdetektoren wie DUST auf der Sonde ULYSSES bestimmen die Häufigkeit (ca. 2 pro Woche). •Sonnenaktivität beeinflusst auch die Staubteilchen. Im Maximum weniger Staub. Erwarteter Anstieg in der nächsten Dekade (zu spät für STARDUST). •Diese kosmischen Staubteilchen setzen beim Aufprall auf Kleinplaneten weitere Teilchen frei (Ursache des Zodiakallichts). Einfluss auf Klima ? •„Space weathering“ - Verwitterung im All? •Die Annahme, dass Kometen ursprüngliche, unveränderte Materie vom Beginn des Sonnensystems darstellen, lässt Bestrahlung mit Kosm. Str. über Milliarden Jahre außer acht. Ursprung der ultra-hochenergetischen Teilchen Die ultra-energetischen Teilchen werden von Magnetfeldern zwischen und in Galaxien kaum abgelenkt, verraten damit ihre Ursprungsorte. Mögliche Quellen: • Magnetars (in Galaktischer Ebene) • Massive „ruhige“ Schwarze Löcher Drei Ereignisse aus dem Bereich der Deichsel des Grossen Wagens mit dem UMa-Galaxienhaufen z.B. NGC3610, 3613, 4589, 5322 im Grossen Bären und Aktive Galaxien (z.B. M87, Cent A) bevorzugt in Supergalaktischer Ebene • Gamma-ray bursts isotrope Verteilung Exotische Quellen ? • neue Elementarteilchen • Big Bang Relikte Supergalaktische Galaktische Ebene Elliptische Galaxis NGC5322 mit supermassivem „schlafendem“ Schwarzen Loch mit mehr als 100 Millionen Sonnenmassen Einige Physiker vermuten, dass diese Teilchen auch „Mini-Black-Holes“ in Atmosphäre erzeugen. „Centauro“-Ereignisse in Detektoren im Hochgebirge (Bolivien und Tadschikistan). Auch im LHC-CERN? Gamma-Ray Bursts in der Milchstrasse? Der AGASA-Detektor in Japan und das SUGAR-Observatorium in Australien (mit Blick auf das Galaktische Zentrum) fanden einen Überschuss an hochenergetischen Teilchen von E 1018 eV aus der Umgebung des Zentrums der Milchstrasse (GC). Die Autoren vermuten, dass das die Relikte der letzten Gamma-Ray Bursts in unserer Milchstrasse sind, die sich vor etwa 100000 Jahren ereigneten. P.L. Biermann et al., ApJ 604 (2004) L29 Untersuchung extraterrestrischer Materie Alte und neue Observable Was und wie können wir beobachten? •Meteorite: Element- und Isotopenzusammensetzung •Sterne, Nebel: Optische Spektroskopie •Atome in der kosmischen Strahlung: Elemente •Sternenstaub: Elemente, Isotope, Moleküle Der Staubdetektor CIDA auf Stardust hat Massenspektren von interstellaren Staubteilchen aufgenommen. Erste Auswertungen deuten auf komplexe organische Moleküle hin. Ultra-metallarmer Halo-Stern Sternenstaub: SiC Am 2. Januar hat die Sonde „Stardust“ Staubteilchen von Komet 81P/Wild-2 eingesammelt. Proben sollen im Januar 2006 zur Erde zurückkehren. Chemische Evolution der Milchstrasse Entwicklung der Element- und Isotopenhäufigkeiten •Metallarme Halosterne: vor ca. 14 Mrd. Jahren •Ursprüngliche Meteoriten: vor 4.6 Mrd. Jahren •Junge Sternentstehungsgebiete: einige 10 Millionen Jahre Kosmische Strahlung trägt dabei selbst zur Nukleosynthese bei: Li-Be-B sind überwiegend Spallationsprodukte von Stößen der hochenergetischen Protonen mit z.B. Kohlenstoffatomen Spallation in Photoemulsion Solare Häufigkeitsverteilung Aus dem Gehalt an radioaktiven Spallationsprodukten in Meteoriten lässt sich die Zeit zwischen Abtrennung vom Mutterkörper und Fall auf die Erde bestimmen. Beschleunigungsmechanismen Enrico Fermi 1949: • Beschleunigung durch Magnetfelder in Schockfront von Supernova-Explosionen • Erklärt Protonen bis 1015 eV (Knie), jedoch nicht Atomkerne Alternative für Atomkerne: Sputterung von Sternenstaub, dann Beschleunigung in Schockfronten (rechts) Ausbreitung der Kosmischen Strahlung •Verluste durch Reaktionen mit ISM und Streuung aus Scheibe • Kosmische Strahlung ist max. 50 Ma alt • Hat „lokalen“ Ursprung in OB Assoziationen, z.B. Sco-Cen •Galaktische Magnetfelder können nur Atome zurückhalten •Protonen entweichen [Hinweis auf extragalaktischen Ursprung. ] Durch Nachweis von „kurzlebigen“ (radioaktiven) Aktiniden könnte Alter bestimmt werden. Schwere Elemente in der Kosmischen Strahlung Schwere Elemente sind selten. Sehr lange Messzeiten durch Glasplattenstapel an und in MIR. Beim Ätzen bilden sich Löcher an Stellen, an der ein Teilchen eindrang. Durchmesser gibt Hinweis auf Energie und Kernladungszahl. TREK auf MIR Sehr langlebige 90Th und 92U schon nachgewiesen. „Alter“ der kosm. Str. ließe sich aus 93Np (237Np 2 Ma), 94Pu (244Pu 80 Ma), 96Cm (247Cm 16 Ma) ermitteln. Wo könnten sie entstehen? „Gould´s Belt“ , Blasen und Superblasen in der Galaxis Stöße der Kosm. Str. mit ISM und Streuung in Magnetfeldern führen zu endlicher Lebensdauer: •Die Sonne bewegt sich durch ein Gebiet heisser, verdünnter ISM mit ca. 1kpc Durchmesser. •Den Rand bilden junge OB Assoziationen mit hoher Sternbildungsrate: „Gould‘s Belt“ •Die Kosm. Str. können sich in den Blasen „frei“ bewegen für einige 10 Mill. Jahren. [Die geringere Gas- und Staubdichte erleichtert auch den optischen Ausblick auf das Weltall!] Rand der lokalen Superblase Lokale Blase Die lokale Blase - Tunnel, Kamin und Springbrunnen IVC: IntermediateVelocity Clouds Durch SN mit „Metallen“ angereichert Aufsicht Querschnitt • Das Millionen Grad heiße, verdünnte Gas der lokalen Blase ist durch Tunnel in den einschließenden Wolken mit benachbarten Blasen verbunden (Aufsicht rechts). • Im Querschnitt (Mitte) erkennt man, dass das heiße Gas die Scheibe durchstoßen hat und in den Halo hineinreicht: „kosmische Springbrunnen“. • Zurückfallendes Gas nennt man „kosmischen Regen“. Reichert Scheibe mit schweren Elementen an. In fremden Galaxien hat man diese „galaktischen Winde“ (300 – 3000 km/s) kürzlich bis zu 65000 Lj vom Zentrum beobachtet. Auch Galaxien scheinen keine isolierten Welteninseln zu sein. In dieser Entfernung befinden sich bei uns die Sagittarius- und die Canis-Major-Zwerggalaxien. HVC (High Velocity Clouds) sind „metallarm“ und Überbleibsel der Galaxienbildung. Wasserstoff für neue Sterne. Gefahr für Leben auf der Erde durch SNe und GRBs? Immer wieder wird spekuliert, ob Massensterben auf der Erde durch kosmische Einflüsse ausgelöst worden sein könnten (Sauriersterben). Nahegelegene SNe oder gar GRB werden oft diskutiert. ! Trilobit Puppis A Vela Junior Nach einem Vorschlag soll die Strahlung zur Bildung von NO2 führen, das dann die Ozonschicht zerstört. Die ungefilterte UV-Strahlung führt dann zum Massensterben. In einem Eisbohrkern wurde eine Nitratschicht gefunden, die zeitgleich zu einer (optisch nicht beobachteten) nahen SN (Vela Junior) um 1300 im Sternbild VELA passt. Ein südafrikanischer Astronom meint, eine der Stelen auf der Einfassungsmauer von „Great Simbabwe“ markiert diese SN (?). SNe in der Nähe des Sonnensystems Vor 2 Mill. Jahren war ein Teil der Sco-Cen OB-Assoziation nur 150 Lj von der Sonne entfernt, als dort ca. 10 SNe explodierten. Radioaktives Fe-60 (1.5 Mill. Jahre) konnte in Tiefseesedimenten nachgewiesen werden. Nach Pu-244 wird intensiv gesucht. Pliozän/Pleistozän-Übergang: Gab es Einfluss auf Entstehung der frühen Hominiden? Mutationen? Damals sank Temperatur um ca. 15°. Beginn der aktuellen Eiszeitepoche. Anpassung an Klima wahrscheinlicher! Anmerkung: Die Kosmische Strahlung trägt (seit Beginn des Lebens) zur natürlichen Strahlenbelastung bei. Mutationen mögen auch einen Einfluss auf die Evolution (gehabt) haben. Einfluss auf das Klima • Sonnenaktivität beeinflusst Magnetosphäre (des Sonnensystems) • Fluss der kosmischen Strahlung dadurch moduliert • Hochenergetische Strahlen ionisieren Luft in geringen Höhen • Kondensationskeime für Wolken in ca. 3 km Höhe Temperatur im letzten Jahrhundert folgte Sonnenaktvität eher denn CO2 (Svensmark & Friis-Christensen 1997) Die Sonnenaktivität war im letzten Jahrhundert deutlich höher als im Jahrtausend davor. Die Radiokarbonkonzentration (und damit der Fluss der kosmischen Strahlung) folgt den Sonnendaten. Klimaindikator Getreidepreis •Schon um 1800 bemerkte W. Herschel einen Einfluss der Sonnenfleckenzahl auf den Getreidepreis in England (vergl. mit A. Smith: „Reichtum der Nationen“). Man machte sich jedoch darüber lustig. •Intensität der kosmischen Strahlung (ermittelt aus Sonnenfleckenzahlen und Be-10 in Eisbohrkernen) wurde jetzt mit Getreidepreisen in England seit 1259 verglichen (http://xxx.lanl.gov/abs/astro-ph/0312244) „Frost Fair“ 1739/40 Maunder- DaltonMinimum Herschel beobachtete Sonnenflecken über 40 Jahre. Im Dalton-Minimum betrug die Periode bis zu 17 Jahre, sodass er die Periodizität nicht erkennen konnte. Seine Erklärung (Modulation der Strahlungsintensität durch variierende Abstrahlungsfläche) findet sich schon 1726 in Jonathan Swifts „Gullivers Reisen“. Langfristiger Klimaeinfluss? Auslöser für Eiszeiten? •Passage der Sonne durch Spiralarme mit vielen SNe moduliert Galaktische Kosmische Strahlung •Klimaindikatoren scheinen korreliert zu sein? •Nahe Passagen der LMC führten zu intensiver Sternentstehung vor 0,3 und 2,2 Ga •Ursache für Eiszeiten? ftp://rock.geosociety.org/pub/GSAToday/gt0307.pdf Doch sehr spekulativ! Keine Entschuldigung für Energieverschwendung! Einfluss des Menschen? Es gibt viele Einflüsse auf das Klima, die auf komplexe Weise einwirken. Die Erwärmung ist bis 1900 eher natürlichen Ursprungs. Doch seither gibt es Anzeichen für menschliches Zutun (anthropogener Beitrag). Wir sollten lieber vorsichtig sein! M.A. Clilverd et al., Astronomy and Geophysics 44 (October 2003) 5.20 Anthropogener Einfluss seit Neolithischer Revolution? • Prof. W. Ruddiman meint, dass wir nicht erst seit der Industriellen Revolution, sondern schon seit der Einführung der Landwirtschaft das Weltklima verändern. • Nach den vorherigen Eiszeiten fielen die Gehalte an CO2 und Methan mit der Intensität der Sonneneinstrahlung bedingt durch Änderungen der Erdbahn (Milankovic-Zyklen). • Abholzen von Wäldern und Reisfelder sowie Viehhaltung führten zum Ansteigen der Treibhausgase und der Temperaturen. Darüber kann man durchaus diskutieren! Doch Prof. Ruddiman geht noch einen Schritt weiter: Dieser Anstieg der Temperaturen verhinderte das Einsetzen einer neuen Eiszeit! Nur dadurch wurde die aktuelle Warm(Zwischeneis-)zeit verlängert und stabilisiert und nur dadurch gewann Homo Sapiens Sapiens Zeit für die kulturelle Evolution, eine Chance, die die früheren Menschen nicht hatten. Das erinnert an einige Gegner des Kyoto-Protokolls, die seit Jahren ihren aus wirtschaftlichen Eigeninteressen gespeisten Widerstand damit kaschieren, dass sie der Menschheit eine neue Eiszeit ersparen wollen. Kobolde, Elfen, Riesenblitze •Höhenstrahlung trägt zur Ionisation der gesamten Atmosphäre bei. •Schon seit langem berichteten Piloten von mysteriösen Lichterscheinungen, die von der Wissenschaft angezweifelt wurden. •In letzter Zeit gelangen Videoaufzeichnungen dieser Phänomene. Folgen Blitze den Ionisationsspuren der Luftschauer? Ob durch chemische Reaktionen gebildete Substanzen (z.B. Stickoxide) einen Einfluss auf Wetter/Klima haben, ist eine offene Frage. So wird z.B. Großteil des Ozons über mittlerem Atlantik durch Blitze gebildet. Ein neuer Satellit zur Beobachtung von Sonnenstürmen konnte jetzt Sichtungen von Polarlichtern bis in 800 km Höhe von Shuttleastronauten bestätigen (auch ihnen glaubte man nicht). Anwendung: Nachweis von Wasser(stoff) auf Mond und Mars •Kosmische Strahlung setzt im Boden schnelle Neutronen und -Strahlung frei (bis hinab zu einigen Metern) •Bei Streuung an Wasserstoff verlieren Neutronen Energie •Neutronenspektrometer an Bord von Lunar Prospector und Mars Odyssey konnten (epithermische) Neutronen messen. •Vermutung: Wasserstoff liegt als Wassereis nahe der Oberfläche vor Ehemalige Polargebiete? Memnonia Hydrogen Region 200º E 15º S Arabia Arabia Hydrogen Region 30º E 10º N Fluss epithermischer Neutronen überlagert Höhenlinien des Mars Orbiter Laser Altimeter Nur schwache Radarreflexe von den Mondpolen dagegen sprechen eher gegen dicke Eisschichten. Anmerkung: Neutronenspektrometer entwickelt in Los Alamos zur Überwachung von „Schurkenstaaten“ Neutroneneinfang in Wasserstoff Wenn ein Proton ein Neutron einfängt, wird die Bindungsenergie des Deuterons in Form eines -Quants von 2,223 MeV freigesetzt, das von dem -Detektor registriert wird. „Polarregionen“ blau, „Äquator“ rot. (Die Grenze liegt bei 60° südlicher Breite.) Die für diese Mission entwickelte Kapselung der Detektorkristalle wird im EUROBALL, einem großen DetektorSystem eingesetzt. Mars Odyssey mit Neutron- und -Detektor am Ende des Auslegers ? Klimawandel auf dem Mars? Ende einer Eiszeit? „Junge“ Hangrinnen Endmoränen nahe dem Äquator? •Wassereis und Dampf sind schon lange nachgewiesen. •Doch kann es auch flüssiges Wasser geben (und damit vielleicht sogar Leben auf dem Mars)? Notwendig: Temperaturen über 273 K und Druck größer 6,1 mbar •Im Marssommer kann Temperatur über Gefrierpunkt steigen Druck liegt zwischen 2,5 und 12,5 mbar, besonders in den tiefsten Tälern. (Doch scheint da die Sonne hin?) G.W. Bushs Visionen und die Höhenstrahlung Präsident Bush will (wie schon einmal sein Vater) Menschen zu Mond und Mars schicken. Obwohl die Mondflüge nur einige Tage dauerten, tritt bei den Astronauten jetzt vermehrt Grauer Star auf. Bei den Flügen führte die Höhenstrahlung zu Szintillationen in den Augen. Bei monatelangen Flügen zum Mars kann die solare Komponente der Höhenstrahlung einigermaßen abgeschirmt werden. Die extrem hochenergetische galaktische Komponente dagegen erfordert massive schwere Abschirmungen, die in naher Zukunft nicht zur Verfügung stehen werden. Die ionisierenden Teilchen (insbesondere Atomkerne) führen zu Schäden in der Erbsubstanz, die sich in einer erhöhten Krebsrate manifestieren. Zur Zeit kann man das Risiko nur schwer abschätzen, da die Erfahrungen aus Krebstherapie und Hiroshima/Nagasaki keine Aussagen über die Wirkung der galaktischen Strahlung gestatten. Messungen mit Schwerionenstrahlen sind erforderlich. Marskolonien schon bald? Vor kurzem schlug der Astronomer Royal Sir Martin Rees vor, Freiwillige auf die Marsreise zu schicken, die von vornherein auf eine Rückfahrkarte verzichten! Weitere „Boten aus dem All“ Isotopenspezifische Gamma-Linien: Andauernde Nukleosynthese Radioaktives 26Al ist konzentriert in Sternentstehungsgebieten. Darunter auch die Sco-Cen OB-Assoziationen, die Quellen für kosmische Strahlung und Staub sind. Comptel Himmelsdurchmusterung mit 1809 keV Gamma-Linie aus Zerfall Al-26 MAGIC - Major Atmospheric Gamma Imaging Cherenkov Telescope Die Luftschauer behalten die Richtung der Primärteilchen bei. Das von den Sekundärteilchen ausgehende Cerenkov-Licht wird in einen Kegel abgestrahlt, dessen Achse mit der Bewegungsrichtung der Teilchen übereinstimmt. Somit kann der Ursprung der Strahlung am Himmel bestimmt werden und (manchmal) bekannten Objekten zugewiesen werden. Das größte Einzelteleskop mit 17 m Durchmesser steht seit 2003 auf La Palma. Es soll die Lücke zwischen Grund- und Satellitendetektoren im Bereich 20 - 300 GeV schließen. Man hofft 8 Mrd. Lj ins All blicken zu können. Ein zweites Gerät würde stereoskopisches Erfassen der Bahnen ermöglichen. Beginn der Neutrino-Astronomie •Neue Teleskope für hochenergetische Neutrinos kosmischen Ursprungs: AMANDA, ANTARES (Mittelmeer), Baikalsee •Verursacht durch Wechselwirkung der energiereichsten Kosm. Str. mit Materie und der Mikrowellenstrahlung •Neutrinos werden nicht durch Magnetfelder abgelenkt: Lokalisierung der Quellen Beispiel AMANDA II am Südpol: •1,5 km tief im Eis •Benutzt ganze Erde als Abschirmung ANTARES (Schema) Allererste Ergebnisse zeigen (noch) keine statistisch signifikanten Punktquellen IceCube: Endausbau 1 km3 Eisvolumen Mit Mainzer Beteiligung, siehe z.Bsp. Th. Berg, Mitteilungen 42:6 (2003) 137 Mögliche Quellen von Neutrinos (rot) 697 „gute“ Ereignisse in 197 Tagen LOFAR – Low-Frequency Array 25000 Radioantennen, mit einem ultraschnellen Netz (Internet-2) zu einem digitalen „phased array“Radioteleskop von 350 km Durchmesser verbunden • Hauptziel: Beobachtung der Bildung der ersten Sterne / Galaxien durch extrem rotverschobene 21 cm Wasserstofflinie. • Höchstenergetische kosm. Str. kann bei Durchgang durch Atmosphäre auch Radiowellen emittieren. Standort: Holland und Norddeutschland Mögliche geometrische Anordnungen Dieses Gerät kann fast alles aufnehmen. Die Datenraten sind allerdings unvorstellbar. Wie speichern? Die höchstenergetischen Strahlen sind extrem selten und erfordern zur Abbremsung viel Materie. Detektoren müssen sehr voluminös werden. „Horizontal“ einfallendes Teilchen hinterlässt lange Leuchtspur auf Nachtseite der Erde Vorschlag, im Idealfall gesamte Nachtseite der Erdatmosphäre als Detektormaterial zu verwenden und mit Satelliten zu beobachten. Dabei können insbesondere hochenergetische Neutrinos nachgewiesen werden, deren Bahn auf den Ursprungsort zurückweist. Nicht verwechseln mit Overwhelmingly Large Telescope, ein Projekt für ein 100 m Teleskop. Nächster Vortrag Satellitenbeobachtung für Jedermann Dipl.-Phys. Burkhard Wiche Dienstag 30. März 2004 19:30 Volkshochschule Mainz: Besondere astronomische Themen VHS-Sternwarte im Turm der Anne-Frank-Schule