Der Gastroenterologe Alles was der Facharzt wissen muss Jetzt abonnieren und kein Heft verpassen: www.DerGastroenterologe.springer.de K weiter zum Beitrag a Schwerpunkt: Viszeralmedizin – Gastroenterologie Gastroenterologe 2009 · 4:393–402 DOI 10.1007/s11377-009-0290-6 Online publiziert: 9. August 2009 © Springer Medizin Verlag 2009 Redaktion J.F. Riemann, Ludwigshafen M.W. Büchler, Heidelberg J. Labenz1 · H. Feußner2 1 Medizinische Klinik, Ev. Jung-Stilling-Krankenhaus, Siegen 2 Chirurgische Klinik und Poliklinik, TU München Therapieresistente Refluxkrankheit Wie und wie lange medikamentös therapieren? Wann operieren? Fast die Hälfte aller Erwachsenen in Ländern der westlichen Welt einschließlich Deutschland kennt Refluxbeschwerden aus eigener Erfahrung und mindestens 20% sind als refluxkrank anzusehen [29, 31]. Die Insuffizienz der Antirefluxbarriere spielt bei der Entstehung der gastroösophagealen Refluxkrankheit eine zentrale Rolle [3]. Durch Reflux von Mageninhalt in die Speiseröhre können Symptome ösophageal oder auch extraösophageal und Läsionen (Komplikationen) hervorgerufen werden. Dieser grundlegenden Erkenntnis trägt die neue globale MONTREAL-Definition und -Klassifikation der Refluxkrankheit Rechnung (. Abb. 1; [38]). Zur klinischen Beschreibung der Manifestationsformen der GERD (gastro-esophageal reflux disease) sind die Begriffe NERD (non-erosive reflux disease), ERD (erosive reflux disease) oder Refluxösophagitis und Barrett-Ösophagus gebräuchlich. Sie setzen grundsätzlich eine endoskopische, z. T. auch bioptische Diagnostik voraus. Therapieziele bei GERD Wichtige Ziele der Therapie sind FBefreiung von Symptomen oder zumindest zufriedenstellende Symptomenkontrolle mit Normalisierung der Lebensqualität und Wiederherstellung bzw. Erhaltung der Arbeitsfähigkeit, FHeilung einer etwaig vorhandenen Refluxösophagitis, Flangfristige Remissionserhaltung (Symptome und Läsionen), FTherapie oder besser noch Prävention von Komplikationen. Da es sich um eine häufige und, von wenigen Fällen abgesehen, gutartige Erkrankung handelt, muss jede Form der Therapie wirksam, sicher, breit verfügbar und kosteneffektiv sein. Leitlinien [22] empfehlen die Kombination aus Allgemeinmaßnahmen und einem Protonenpumpeninhibitor (PPI) für die Behandlung aller Schweregrade der Refluxkrankheit. Dosierung des PPI, Dau- er der Initialtherapie und Modus der Dauertherapie (Bedarfstherapie, intermittierende Therapie, regelmäßige Dauertherapie) werden von der klinischen Symptomatik und, falls vorhanden, vom endoskopischen Befund maßgeblich determiniert. EProtonenpumpeninhibitoren hemmen in erster Linie selektiv und spezifisch die Magensäuresekretion aus den Parietalzellen des Magens. Hierdurch werden eine Reihe bedeutsamer Sekundäreffekte erzielt, die speziell in der Therapie der GERD von Interesse sind (. Abb. 2, [24]). GERD ist eine Erkrankung, bei der Reflux von Mageninhalt belästigende Symptome und/oder Läsionen verursacht Ösophageale Syndrome Extraösoph. Syndrome Symptomatische Syndrome Syndrome mit Läsionen Etablierte Assoziationen Mögliche Assoziationen Typisches Refluxsyndrom Refluxösophagitis Refluxstriktur Barrett-Ösophagus Barrett-Karzinom Refluxhusten Refluxlaryngitis Refluxasthma Dentale Erosionen Sinusitis Pulm. Fibrose Pharyngitis Rez. Otitis media Reflux-Thoraxschmerz-Syndrom Abb. 1 8 Definition und Klassifikation der gastroösophagealen Refluxkrankheit (MONTREAL-Konsensus; nach [38]) Der Gastroenterologe 5 · 2009 | 393 Schwerpunkt: Viszeralmedizin – Gastroenterologie PPI Säurehemmung Korrosiver Effekt Säure & Pepsin Toxischer Effekt GS Gastrin Tonus UÖS Druckgradient Magensaft GS: Gallensäuren DGÖR: Duodeno-gastro-ösophagealer Reflux Refluxvolumen DGÖR Abb. 2 9 Effekte einer PPI-Therapie auf pathophysiologisch relevante Faktoren bei Patienten mit GERD. [Nach 24] GERD NERD 60-70% ERD 20-30% Barrett 6-10% PPI einmal pro Tag 40-50% *ph-metrisch häufiger 6-15% Patienten mit PPI-Versagen Therapieresistente GERD Eine allgemeingültige Definition für „therapieresistente GERD“ existiert nicht. Nach allgemeiner Übereinkunft spricht man dann von einer therapieresistenten Refluxkrankheit, wenn eine achtwöchige Therapie mit der einfachen Standarddosis eines PPI nicht zur adäquaten Symptomenkontrolle führt [13]. Für die Zeit bis zur Abheilung von erosiven oder ulzerösen Refluxläsionen gibt es keine vergleichbare Regel. Unter der Annahme einer zufriedenstellenden Symptomenkontrolle sind unkomplizierte residuale erosive Läsionen in der Speiseröhre vermutlich auch klinisch irrelevant. Die klinische Präsentation der GERD unterliegt im Laufe des Lebens einem Wandel [20]: FDer Schweregrad der Symptome nimmt ab; Fdas Spektrum der Symptome ändert sich (z. B. häufiger Dysphagie im höheren Lebensalter); Fder Schweregrad der Refluxösophagitis nimmt zu. 394 | Der Gastroenterologe 5 · 2009 20%* Abb. 3 9 Häufigkeit des Versagens einer PPI-Therapie in Standarddosis in Abhängigkeit von der klinischen Präsentation. [Nach 12] Klinisch sind therapieresistente Refluxbeschwerden wesentlich häufiger als eine therapieresistente Ösophagitis. >Hochgerechnet leiden rund 30% oder mehr der Refluxpatienten an einer therapieresistenten GERD Eine therapieresistente symptomatische GERD gemäß obiger Definition ist nicht selten. Unter einmal täglicher Gabe einer PPI-Standarddosis ist insbesondere bei Patienten mit NERD, die die Mehrheit der GERD-Patienten ausmacht, ein Therapieversagen häufig zu erwarten (. Abb. 3, [12]). Hochgerechnet bedeutet dies, dass 30% oder mehr der GERD-Patienten und damit 6% oder mehr der erwachsenen Bevölkerung in westlichen Industrienationen an einer therapieresistenten GERD leiden. Ursachen therapieresistenter Refluxbeschwerden Das Ursachenspektrum für das Versagen einer PPI-Therapie ist breit. Nur die Kenntnis möglicher Ursachen und ein stratifiziertes Vorgehen erlauben es, unsinnige Diagnostik- und Therapieentscheidungen zu vermeiden und den bestmöglichen Therapieerfolg zu erzielen. Es sei aber schon an dieser Stelle erwähnt, dass keinesfalls alle Patienten mit GERD eine zufriedenstellende Symptomenkontrolle erfahren werden. Falsche Diagnose Nicht alle Patienten mit GERD haben ein typisches Refluxsyndrom mit Beschwerden wie Sodbrennen, saurem Aufstoßen und Regurgitation. Auf der anderen Seite können Refluxbeschwerden, speziell das Sodbrennen, definiert als ein brennendes Gefühl hinter dem Brustbein, auch durchaus durch andere Krankheiten hervorgerufen werden. Zu nennen sind hier Ösophagitiden anderer Genese (z. B. infektiös, medikamentös-toxisch, eosinophil), Motilitätsstörungen der Speiseröhre und extraösophageale Erkrankungen, wie z. B. die koronare Herzkrankheit. Es bleibt aber festzuhalten, dass Säurereflux die häufigste Ursache für Sodbrennen ist und dieses Symptom damit auch einen diagnostischen Charakter besitzt [38]. Compliance mit der Medikation Es wird zumeist angenommen, dass die Compliance mit einer medikamentösen Antirefluxtherapie wegen eines hohen Leidensdrucks regelhaft gut sei. Dies ist allerdings häufig nicht der Fall. In einer Populationsstudie nahmen nur noch 55% der Patienten nach einem Monat und 30% der Patienten nach 6 Monaten den PPI wie verordnet ein [19]. Falsche Einnahme der Medikation Protonenpumpenhemmer sollten ca. 30 Minuten vor einer Mahlzeit eingenommen werden, da sie dann wegen ihrer kurzen Plasmahalbwertszeit auf eine größtmögliche Zahl aktiver und damit hemmbarer Protonenpumpen treffen und diese durch irreversible Bindung inaktivieren. Hierdurch kann der Effekt auf die intragastrale Azidität signifikant und klinisch relevant optimiert werden [16]. In einer Populationsstudie zeigte sich, dass PPI in mehr als der Hälfte der Verordnungsfälle (54%) falsch eingenommen werden: zu lange vor einer Mahlzeit, nach Zusammenfassung · Abstract einer Mahlzeit, vor dem Schlafengehen oder nur nach Bedarf [15]. Der Einnahmezeitpunkt eines PPI sollte sich nach der Hauptsymptombelastung richten, d. h. bei Beschwerden tagsüber Einnahme vor dem Frühstück und bei Beschwerdemaximum abends oder nachts vor dem Abendessen. Unzureichender Effekt der Medikation Patienten mit Refluxproblematik unter der Therapie mit der einfachen Standarddosis eines PPI weisen häufig einen persistierenden Säurereflux auf [13, 24]. In aller Regel liegt dem eine unzureichende Dosierung des PPI zugrunde. Seltene Ursachen sind die reduzierte Bioverfügbarkeit eines PPI, ein beschleunigter Metabolismus durch Mutationen der 2C19-Untereinheit des Zytochrom-P450-Systems, eine PPIResistenz und Erkrankungen mit massiv erhöhter Säureproduktion wie beispielsweise durch Gastrinüberproduktion im Rahmen des Zollinger-Ellison-Syndroms [13]. Ungleich den H2-Rezeptor-Antagonisten beobachtet man unter PPI klinisch keine wesentliche Toleranzentwicklung mit entsprechendem Wirkungsverlust über die Zeit. Langzeitstudien deuten allerdings an, dass bei manchen Patienten im Verlauf von Jahren die Dosis des PPI gesteigert werden muss, um eine adäquate Symptomenkontrolle aufrechtzuerhalten [27]. Nächtlicher Säuredurchbruch Hierunter versteht man einen Abfall des nächtlichen intragastralen pH unter 4 für mehr als eine Stunde während einer PPIBehandlung. Dieses Phänomen ist häufig bei Gesunden und bei GERD-Patienten nachweisbar. Eine Korrelation zu gastroösophagealem Reflux und insbesondere zur Symptomenkontrolle konnte bisher nicht schlüssig belegt werden [11]. Gastroenterologe 2009 · 4:393–402 DOI 10.1007/s11377-009-0290-6 © Springer Medizin Verlag 2009 J. Labenz · H. Feußner Therapieresistente Refluxkrankheit. Wie und wie lange medikamentös therapieren? Wann operieren? Zusammenfassung Die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) ist häufig. Die Standardbehandlung erfolgt mit Allgemeinmaßnahmen und einem Protonenpumpeninhibitor (PPI). Von einer therapierefraktären GERD spricht man dann, wenn Symptome unter einer Standarddosis eines PPI nicht innerhalb von 8 Wochen zufriedenstellend kontrolliert sind. Die Heilung einer schweren Refluxösophagitis kann durchaus einen längeren Behandlungszeitraum erforderlich machen. Bei therapierefraktärer GERD ist ein stratifiziertes Vorgehen erforderlich, um diagnostische Irrungen und therapeutische Wirrungen zu vermeiden. Wichtige Ursachen sind eine falsche Diagnose, eine inadäquate Säuresuppression und eine pathophysiologische Grundlage, bei der die Säure eine untergeordnete Rolle spielt. Nach Ausschluss einer anderweitigen ösophagealen oder extraösophagealen Ursache sollte zunächst die säurehemmende Therapie optimiert werden. Bei anhaltender Problematik ist dann eine funktionelle Diagnostik angezeigt, am besten mit einer kombinierten pH-Metrie und Impedanzmessung. In Abhängigkeit vom Ergebnis kommen als therapeutische Optionen im Wesentlichen eine Intensivierung und Optimierung der antisekretorischen Therapie, eine Beeinflussung der transienten Relaxationen des unteren Ösophagussphinkters, eine Modulation der ösophagealen Sensitivität und eine operative Rekonstruktion der gastroösophagealen Antirefluxbarriere in Betracht. Schlüsselwörter Allgemeinmaßnahmen · Fundoplikation · Gastroösophageale Refluxkrankheit · Protonenpumpeninhibitor · Therapieresistentes Sodbrennen Refractory reflux disease. What kind of drug therapy and for how long? When to operate? Abstract Gastro-esophageal reflux disease (GERD) is common. Standard treatment includes lifestyle measures and proton pump inhibitors (PPIs). GERD is considered to be refractory to treatment when a standard dose of PPI fails to sufficiently control symptoms within 8 weeks. Severe reflux esophagitis may require a longer period of treatment. In the event of therapy-resistant GERD, a stratified approach is needed if diagnostic errors and therapeutic confusion are to be avoided. Major stumbling blocks are misdiagnosis, inadequate acid suppression, and a pathophysiological situation in which acid plays only a minor role. When other potential esophageal or extra-esophageal causes have been excluded, the first step is to optimise acid inhibi- tion measures. If problems nevertheless persist, a functional diagnostic workup is indicated, preferably using a combination of pHmetry and impedance monitoring. Depending on the outcome, the therapeutic options that are then most likely to be useful are intensification and optimisation of the antisecretory treatment, measures aimed at relaxing the lower esophageal sphincter, modulation of esophageal sensitivity, and surgical reconstruction of the gastro-esophageal antireflux barrier. Keywords Fundoplication · Gastro-esophageal reflux disease · Lifestyle measures · Proton pump inhibitor · Therapy-resistant heartburn Alkalischer, schwach saurer und duodenogastroösophagealer („biliärer“) Reflux Lange Zeit war unklar, ob nichtsaurer Reflux tatsächlich eine klinische Relevanz besitzt. Die Implementierung entsprechender Untersuchungsverfahren wie der Impedanzmessung hat die Forschung in diesem Bereich vorangetrieben. Der Gastroenterologe 5 · 2009 | 395 Schwerpunkt: Viszeralmedizin – Gastroenterologie „NERD“ ~ 50% Säurereflux pH-Metrie Vorhersage des PPI-Erfolgs (60-70%) Säure assoziiert tulinumtoxin in den Pylorus auf eine klinische Relevanz hin [13]. ~ 50% Ø Säurereflux Komorbiditäten ~1/3 SI positiv ~2/3 SI negativ = hypersensitiver Ösophagus = funktionelles Sodbrennen SI: Symptom-Index Abb. 4 8 Nichterosive Refluxkrankheit (NERD) und Säurereflux [nach 24,25] ERefluxereignisse mit einem pH >4 des Refluats können Beschwerden hervorrufen. In einer Studie mit 200 Patienten, die trotz Einnahme einer PPI-Doppeldosis anhaltende Refluxsymptome hatten, konnten bei 42% mittels kombinierter pH-Metrie und Impedanzmessung Refluxereignisse in Assoziation mit den Symptomen nachgewiesen werden. In der weit überwiegenden Anzahl der Patienten handelte es sich dabei erwartungsgemäß um einen nichtsauren Reflux [35]. Saurer oder gemischter Reflux war in dieser Studie nur bei insgesamt 7% der Patienten mit persistierenden Refluxsymptomen assoziiert. Der duodenogastroösophageale Reflux, fälschlicherweise auch häufig als biliärer Reflux bezeichnet, da er über eine Bilirubinabsorption in der Speiseröhre detektiert wird, ist über die chemische Zusammensetzung des Refluats unabhängig von der Azidität (pH) charakterisiert. Er macht etwa 10–15% der nichtsauren Refluxereignisse aus. Es konnte gezeigt werden, dass Gallensalze auch bei nichtsaurem pH Sodbrennen hervorrufen können. Dementsprechend findet man bei Patienten mit persistierenden Refluxbeschwerden unter PPI auch in relevantem Umfang einen duodenogastroösophagealen Reflux [36]. Hypersensitiver Ösophagus und funktionelles Sodbrennen Etwa 70% aller Patienten mit einer GERD haben zum Zeitpunkt der Diagnosestel- 396 | Der Gastroenterologe 5 · 2009 lung eine sog. NERD, d. h. die Lebensqualität beeinträchtigende Refluxbeschwerden in Verbindung mit einem endoskopischen Normalbefund in der Speiseröhre. Patienten mit NERD sprechen signifikant schlechter auf eine PPI-Therapie an als Patienten mit erosiver Refluxösophagitis [25]. Das Ansprechen auf PPI ist mit dem Ausmaß des Säurerefluxes korreliert: Je stärker der Säurereflux, desto besser der PPI-Effekt [13]. Die Mehrzahl der Patienten mit NERD hat keinen oder allenfalls einen geringen pathologischen Säurereflux in die Speiseröhre [13, 25]. Unter den Patienten mit normaler pH-Metrie hat ca. ein Drittel eine positive Symptomassoziation mit (physiologischen) Refluxereignissen. Diese klinische Entität nennt man hypersensitiven Ösophagus, bei 2 Dritteln der NERD-Patienten mit normaler pH-Metrie liegt ein sog. funktionelles Sodbrennen gemäß der ROMEIII-Klassifikation vor ( . Abb. 4; [24, 25]). Bei Patienten mit Refluxbeschwerden und negativer pH-Metrie findet sich eine gesteigerte ösophageale Sensitivität, die durch Gas im Refluat noch gesteigert werden kann [13]. Magenentleerungsstörung Patienten mit GERD weisen nicht selten eine verzögerte Magenentleerung auf, deren pathogenetische Relevanz allerdings weitgehend unklar ist. Es ist plausibel, dass eine verlängerte Verweilzeit von Nahrung im Magen mit konsekutiver Druckerhöhung Reflux verstärken kann. Auch weist eine Besserung von Refluxsymptomen nach Injektion von Bo- Patienten mit GERD weisen häufig eine psychische Komorbidität auf. Dies ist insbesondere zu beobachten in der Gruppe der Patienten mit therapierefraktären Refluxbeschwerden [28]. Das Spektrum der Erkrankungen reicht von Depressionen über bipolare Störungen, Schizophrenie, Suchterkrankungen bis hin zu Angststörungen und Somatisierung. Umgekehrt haben auch Patienten mit psychiatrischen Krankheiten gehäuft Refluxbeschwerden. Auch ein komorbides Reizdarmsyndrom kommt bei Patienten mit GERD gehäuft vor. In Studien kristallisierte sich heraus, dass ein koexistentes Reizdarmsyndrom die Erfolgsaussichten einer PPITherapie deutlich schmälert [30]. Als gemeinsame Grundlage für diese Beobachtung fand sich eine trotz PPI-Therapie persistierende ösophageale Hypersensitivität insbesondere bei Patienten, die entweder eine psychiatrische Begleiterkrankung oder ein Reizdarmsyndrom aufwiesen [32]. Diagnostik Im Falle einer therapieresistenten GERD ist zunächst zu klären, wie die Diagnose gestellt wurde (z. B. Anamnese, Endoskopie, pH-Metrie). Im Falle einer unzureichenden Diagnostik bzw. unsicheren Diagnose GERD sind zunächst alle Maßnahmen zu ergreifen, mit denen sich die Diagnose GERD sichern bzw. ausschließen lässt. An dieser Stelle ist man mit dem Problem konfrontiert, dass es für die Diagnose GERD keinen diagnostischen Goldstandard gibt. Eine GERD kann als Grundlage therapieresistenter Refluxbeschwerden zuverlässig nur ausgeschlossen werden, wenn ohne Therapie Fendoskopisch keine Refluxösophagitis und kein Barrett-Ösophagus vorliegen; Fmittels Impedanz-pH-Metrie Refluxereignisse mit positiver Symptomassoziation ausgeschlossen wurden. Viele Patienten mit GERD weisen feingeweblich dilatierte Interzellularspalten im Ösophagusepithel auf; die diagnostische Schwerpunkt: Viszeralmedizin – Gastroenterologie Trennschärfe reicht momentan aber nicht aus, um ihr Vorhandensein als Beweis für eine GERD anzusehen bzw. ihr Fehlen als Kriterium für den Ausschluss einer GERD zu fordern [8]. Dennoch sind Biopsien sinnvoll, da auch andere Erkrankungen wie die eosinophile Ösophagitis gelegentlich nur bioptisch erfasst werden können. Eine GERD kann als gesichert angesehen werden, wenn endoskopisch eine typische Refluxösophagitis vorliegt oder wenn bei negativem Endoskopiebefund die Symptome assoziiert sind mit Refluxereignissen. Die diagnostische Validität des lange Zeit propagierten PPI-Tests ist dagegen ungenügend [4]. >In den letzten Jahren wurde die Diagnostikdurchdieösophageale Impedanzmessung bereichert Bei therapieresistenter Refluxkrankheit sollte zunächst eine eingehende Anamnese mit körperlicher Untersuchung erfolgen, zudem empfiehlt es sich, Vorbefunde zu berücksichtigen. An erster Stelle steht dann, falls nicht kürzlich erfolgt, eine Endoskopie mit eingehender Evaluation des oberen Verdauungstraktes unter Einschluss von Biopsien aus Magen und Ösophagus. Findet sich ein Normalbefund, so erfolgt eine funktionelle Diagnostik. Mittels Langzeit-pH-Metrie, die konventionell über transnasal platzierte Sonden oder patientenfreundlicher über ein sondenloses System erfolgen sollte, kann die Frage eines pathologischen Säurerefluxes geklärt werden. Ist die Diagnose einer GERD nicht gesichert, empfiehlt sich diese Diagnostik ohne medikamentöse Therapie, d. h., PPI müssen mindestens eine, besser zwei Wochen lang abgesetzt sein. Ist dagegen eine GERD zuverlässig gesichert, empfiehlt sich eine pH-Metrie unter Therapie zum Nachweis bzw. Ausschluss des persistierenden Säurerefluxes. In den letzten Jahren wurde diese Diagnostik bereichert durch die ösophageale Impedanzmessung. Hiermit lassen sich ösophageale Refluxereignisse unabhängig von ihrem pH-Wert erfassen. Es ist mittlerweile auch in einer prospektiven Studie gezeigt worden, dass die Ergebnisse klinische und therapeutische Relevanz besitzen [1]. Die Frage „Messung mit oder ohne PPI“ hängt wie bei der pH-Metrie von 398 | Der Gastroenterologe 5 · 2009 der klinischen Ausgangssituation ab: Zur Sicherung der Diagnose GERD sollte die Therapie nach einer PPI-Pause erfolgen, zur Abklärung einer therapierefraktären Situation bei gesicherter GERD unter fortgesetzter Therapie [18, 39]. Bei anamnestischen Hinweisen auf eine Motilitätsstörung sollte auch eine Manometrie erwogen werden. Therapieoptionen Basistherapie Allgemeinmaßnahmen Allgemeinmaßnahmen werden häufig zur Behandlung der GERD empfohlen. Die Evidenzlage ist aber insgesamt recht dürftig. Einen günstigen Effekt auf Symptome und Säurereflux (pH-Metrie) hat bei übergewichtigen Patienten eine Gewichtsreduktion [13, 24]. Mit steigendem (Über)gewicht nimmt der Säurereflux zu [7], während der PPI-Effekt auf Symptome und Heilungskinetik der Ösophagitis signifikant und klinisch relevant abnimmt [34]. Einen günstigen Effekt könnte auch eine verbesserte Schlafhygiene haben. Es konnte gezeigt werden, dass Schlafentzug bei GERD-Patienten sowohl die Zeit bis zur Perzeption signifikant verkürzt als auch die Intensität der Empfindungen bei Säureperfusion der Speiseröhre erheblich steigert [33]. Darüber hinaus empfiehlt es sich, individuelle Refluxauslöser (z. B. bestimmte Nahrungsmittel oder Getränke) zu meiden und allgemein gesundheitsschädliche Verhaltensweisen wie z. B. Rauchen einzustellen. Optimierung von Compliance und säurehemmender Medikation Sowohl für die Symptomenbefreiung als auch für die Heilung einer Refluxösophagitis ist eine optimale bzw. optimierte Säuresekretionshemmung der wichtigste Prädiktor [23]. Andere Faktoren sind entweder von untergeordneter Bedeutung oder weder durch Arzt bzw. Patient beeinflussbar. Die besondere Bedeutung einer regelmäßigen Einnahme des PPI sollte betont werden, da die Medikamente erst nach einigen Tagen konsequenter Einnahme auch ihre volle Wirkung entfalten. Ebenso sollte auf die Einhaltung des optima- len Einnahmezeitpunktes in Relation zu den Mahlzeiten (ca. 15–30 Minuten vorher) und in Bezug zur Hauptsymptomlast hingewirkt werden. Liegt dennoch ein unzureichender PPIEffekt vor, kann man alternativ und kostenneutral auf einen anderen PPI wechseln, da es interindividuelle Unterschiede im Ansprechen auf die verschiedenen PPI gibt und sich auch die auf dem Markt befindlichen Präparate in ihrer Wirksamkeit unterscheiden [24]. Alternativ oder bei Versagen des Präparatewechsels ist konsekutiv eine Dosiserhöhung zu empfehlen. Allerdings sollte diese durch Verkürzung der Dosierungsintervalle erfolgen und nicht durch eine Verdopplung der Einzeldosis, da sich die PPI-Standarddosen regelhaft im oberen Bereich der Dosis-Wirkungs-Beziehung befinden. Der therapeutische Gewinn einer Verdopplung der Dosis liegt zwischen 22 und 26% [13]. Auch die Splittung einer hohen PPIEinzeldosis, z. B. 40 mg Omeprazol auf 2mal 20 mg, kann den Effekt auf die intragastrale Azidität und damit die klinische Wirksamkeit steigern [17]. Das Ansprechen einer PPI-Therapie hängt natürlich auch maßgeblich von der Therapiedauer ab [6]. Während das Maximum der Symptomlinderung nach achtwöchiger konsequenter PPI-Therapie erreicht sein sollte, kann die Abheilung einer schweren, ulzerierenden Refluxösophagitis durchaus mehrere Monate in Anspruch nehmen. Die klinische Relevanz des nächtlichen Säuredurchbruchs ist nicht schlüssig belegt. Es konnte allerdings gezeigt werden, dass der Säuredurchbruch durch die zusätzliche Gabe eines H2-Rezeptor-Antagonisten zur Nacht aufgehoben werden kann. Allerdings kommt es bereits nach einigen Tagen zu einem Wirkungsverlust (Tachyphylaxie), so dass die klinische Bedeutung bei therapierefraktären Patienten kritisch gesehen werden muss. Dennoch wird ein Versuch in dieser Situation befürwortet [13]. Alternative und additive Therapieoptionen Refluxblocker Transiente Relaxationen des unteren Ösophagussphinkters sind pathophysiolo- gisch relevant. Es konnte gezeigt werden, dass Medikamente, die diese Relaxationen hemmen (z. B. Baclofen) in der GERDTherapie wirksam sind. Das Nebenwirkungsprofil von Baclofen steht einem breiten Einsatz als „add-on“ bei unzureichender PPI-Wirkung im Wege. Es sind allerdings Substanzen in der Entwicklung, die peripher wie Baclofen wirken und die zentralnervösen Effekte nicht oder deutlich seltener aufweisen. Motilitätsfördernde Substanzen Cisaprid hatte einen (geringen) therapeutischen Effekt bei GERD, musste aber wegen kardialer Nebenwirkungen vom Markt genommen werden. Nachfolgepäparate haben bis heute nicht die Marktreife erreicht. Es ist üblich, wenngleich auch wissenschaftlich nicht gut dokumentiert, dass man bei Hinweisen auf eine begleitende Magenentleerungsstörung zusätzlich eine motilitätswirksame Substanz wie Metoclopramid oder Domperidon verordnet. Gallensalzbindung und Schleimhautschutz Gelegentliche Durchbruchsymptome können durchaus mit einem Antazidum behandelt werden. Für eine regelmäßige Anwendung dieser Substanzen oder auch von Colestyramin und Sucralfat gibt es keine wissenschaftliche Datenbasis. Beeinflussung der viszeralen Sensitivität Trizyklische Antidepressiva und Serotoninwiederaufnahmehemmer haben einen Effekt auf die Sensitivität der Speiseröhre [2]. Auch wenn es keine aussagekräftigen Therapiestudien gibt, ist ihr Einsatz am Ende der diagnostischen und therapeutischen Bemühungen bei Patienten mit hypersensitivem Ösophagus (als Addon zu PPI) und bei funktionellem Sodbrennen als alleinige Maßnahme zu befürworten [13], zumal es keine überzeugenden therapeutischen Alternativen in dieser Situation gibt. Endoskopisch-endoluminale Therapieverfahren In den vergangenen Jahren wurden verschiedene Techniken zur Verbesserung der gastroösophagealen Antirefluxbarriere entwickelt, die auf verschiedenen Prin- zipien beruhten (Radiofrequenzablation, Injektion inerter Substanzen, verschiedene Nahttechniken). Nach initialer Euphorie haben diese Methoden aufgrund enttäuschender Resultate in kontrollierten Studien und z. T. gravierender Komplikationen mittlerweile keinen praktischen Stellenwert mehr, zum großen Teil wurden sie bereits vom Markt genommen. So lange hier keine Studien vorgelegt werden können, die den klinischen Stellenwert eindeutig belegen, kann ein Einsatz außerhalb von Studien nicht befürwortet werden. Das Gleiche gilt momentan auch noch für die Injektion von Botulinumtoxin in den Pylorus bei persistierenden Refluxbeschwerden und nachgewiesener Magenentleerungsstörung, zumal in der vorliegenden Studie der Effekt nur einen Monat lang anhielt. Akupunktur Akupunktur hat Effekte auf den Tonus des unteren Ösophagussphinkters, die gastrale Säuresekretion und auch die Magenentleerung. Dies war die Basis für eine kleine randomisierte Studie, die bei unter 20 mg Omeprazol refraktären GERDPatienten eine Verdopplung der PPI-Dosis mit einer Beibehaltung der Einfachdosis plus standardisierter Akupunktur verglich. In dieser 30 Patienten einschließenden Studie war die Akupunktur die signifikant überlegene Strategie [9]. Es ist aber unklar, ob dieser Effekt auf der Akupunktur per se oder vielleicht auch auf der höheren Zuwendung und Empathie beruht, wie es z. B. bei Reizdarmpatienten gezeigt werden konnte. Chirurgische Therapie Indikationen Die Indikationen zur chirurgischen Behandlung der (medikamentös) therapieresistenten Refluxkrankheit ergeben sich unmittelbar aus den eingangs dargestellten Ursachen. Am häufigsten wird der Wunsch nach einer operativen Behandlung der Refluxkrankheit wegen eines unzureichenden Effekts der PPI-Therapie geäußert. Dies gilt besonders, wenn auch eine Optimierung der medikamentösen Therapie, wie oben dargestellt, keinen befriedigenden Effekt bringt. Eine PPI-Resistenz bzw. ein beschleunigter Metabo- lismus sind selten, kommen aber durchaus vor und stellen dann eine Indikation für die „mechanische“, d. h. chirurgische Lösung dar. Viel häufiger ist dagegen der „Volumenreflux“ mit Regurgitation. PPI reduzieren die sauren Valenzen im Refluat, nicht aber in gleichem Maße das Volumen. Patienten mit Volumenreflux berichten typischerweise, dass das saure Brennen unter PPI zwar aufhört, aber dass weiterhin bei körperlicher Anstrengung, beim Bücken oder auch im Schlaf Flüssigkeit „hochläuft“. Hier ist eine mechanische (chirurgische) Therapie sinnvoll und angezeigt. Dies gilt insbesondere auch dann, wenn zusätzlich extraintestinale Komplikationen (z. B. nächtliche Aspiration) vorhanden sind. Unzureichende Compliance mit der Medikation. Die enttäuschend niedrige Compliance trotz des vermeintlich hohen Leidensdrucks wurde schon dargestellt. Interessant ist hier die Betrachtung der Gründe für die Nichteinnahme der PPI. Nicht ganz selten lehnen Patienten eine PPI-Dauertherapie wegen vermeintlicher oder tatsächlicher Nebenwirkungen ab (Konzentrationsschwäche, Hautreaktionen, Abdominalbeschwerden usw.). Obwohl die PPI mit Recht als außerordentlich nebenwirkungsarm gelten, sind Nebenwirkungen signifikant häufiger im Vergleich zu Placebo [10]. Der zweithäufigste Grund für das Absetzen der Medikation ist die subjektiv empfundene mangelnde Wirksamkeit. Wenn eine Refluxkrankheit eindeutig nachgewiesen ist und somit eine Therapieresistenz gegenüber PPI vorliegt, ist auch in dieser Situation die Antirefluxchirurgie angezeigt. Schwach saurer bzw. duodenogastroösophagealer Reflux. Sogenannter Mischreflux wurde immer schon als Indikation für eine chirurgische Behandlung angesehen, doch die praktische Bedeutung blieb wegen der problematischen direkten Nachweismöglichkeit bisher gering. Heute können allerdings mit der Impedanzmessung auch Patienten mit unauffälliger pH-Metrie identifiziert werden, die an nichtsaurem Reflux leiden und dementsprechend auch von einer PPI-Therapie nicht profitieren können [1]. Die chirurgische VorgeDer Gastroenterologe 5 · 2009 | 399 hensweise ist hier derzeit die einzige rationale Behandlungsoption. Psychische Komorbidität? Persistierendes Refluxsyndrom nach 4-8 Wo. PPI 1x tgl. GERD Kontraindikationen Die Refluxkrankheit ist zu einer Modediagnose geworden: In der Gastroenterologie, aber auch in der Pulmonologie und der HNO scheint derzeit der Grundsatz zu gelten, dass alles, was man sonst nicht erklären kann, refluxbedingt ist. Die Enttäuschung ist dann groß, wenn PPI auch in hoher Dosierung keine Besserung der Symptomatik bringen. Häufig erfolgt dann die Vorstellung beim Chirurgen zur operativen Antirefluxtherapie. Mit entsprechender Hartnäckigkeit wird der Patient letztendlich auch seinen Wunsch, operiert zu werden, durchsetzen. Misserfolge sind dann vorprogrammiert. Die Entscheidung für eine Operation darf aber gerade bei der Refluxkrankheit nicht allein auf dem Versagen konservativer Behandlungsversuche beruhen, sondern setzt eine definitive Diagnose bzw. chirurgische Behandlungsindikation voraus. Dabei muss auch nachvollzogen werden können, warum die medikamentöse Behandlung nicht erfolgreich war. Die Möglichkeit einer „falschen Diagnose“ muss also stets in Betracht gezogen werden. Bei Patienten mit sekundärer Refluxkrankheit (z. B. Magenentleerungsstörung) und den oben erwähnten psychischen (Ko)morbiditäten ist es eigentlich selbstverständlich, dass die chirurgische Behandlung einer Refluxkrankheit keine Heilung bewirken kann, sondern häufig schwere funktionelle Nebenwirkungen induziert. Gerade weil die chirurgische Behandlung im Gegensatz zur medikamentösen Therapie nicht ohne weiteres reversibel ist, ist sie in diesen Fällen streng kontraindiziert. Ergebnisse Das unmittelbare operative Risiko ist mit einer Mortalität von weit unter einem Promille [5] auch in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um eine primär gutartige Erkrankung handelt, vertretbar gering und spielt deshalb bei der Indikationsstellung nicht die dominierende Rolle. Relevanter ist die Frage der Therapieeffekte und der Induktion von bleibenden Nebenwirkungen. In einer randomisierten prospektiven Studie konnte gezeigt gesichert Verbesserung Compliance Optimierte Einnahme Anderer PPI 8 Wo. GERD Weitere nicht gesichert Diagnostik Gewichtsabnahme, + Verbesserte Schlafhygiene Versagen Doppeldosis PPI (1-0-1) 8 Wo. Versagen pH-Metrie (24 / 48 h) negativ TAD SSRI Impedanz-pH Monitoring Säure -reflux Empirische Therapie Regurgitation schwach saurer Reflux Optimierung PPI-Therapie dominantes Symptom Sodbrennen Optimierung PPI-Therapie Antireflux-OP Versagen +H2-Blocker Zur Nacht + H2-Blocker Zur Nacht TAD SSRI Abb. 5 8 Algorithmus zum diagnostischen und therapeutischen Vorgehen bei therapieresistentem Refluxsyndrom (TAD trizyklisches Antidepressivum, SSRI Serotoninwiederaufnahmehemmer) werden, dass die minimalinvasive Chirurgie der medikamentösen Behandlung nach 12 Monaten hinsichtlich aller erhobenen Parameter überlegen ist [14]. Auch langfristig ist die operative Therapie effektiver als die (auch dosisangepasste) medikamentöse Therapie mit Omeprazol [26]. Etwa 85–90% aller Patienten sind auch nach einer Nachbeobachtungszeit von mehr als 10 Jahren seitens des Refluxes beschwerdefrei. >Neuere Studien belegen die Überlegenheit der minimalinvasiven Chirurgie Gravierende funktionelle Nebenwirkungen wie Dysphagie und Gas-bloatSyndrom, die bisweilen immer noch mit Verweis auf mittlerweile historische Publikationen erwähnt werden, sind heute bei erheblicher verbesserter Operationstechnik und bei sorgfältiger Indikationsstellung selten [21, 37]. Hierbei muss noch berücksichtigt werden, dass die häufig als „Postfundoplikatiosymptome“ interpretierten Beschwerden bei vielen Refluxpatienten bereits präoperativ bestanden. Fazit für die Praxis Das diagnostische und therapeutische Vorgehen bei Patienten mit therapierefraktärem Refluxsyndrom wird in . Abb. 5 illustriert. Ein konsequentes und stratifiziertes Vorgehen ist erforderlich, um diagnostische Irrungen und therapeutische Fehlentscheidungen zu vermeiden. Es ist darauf zu achten, dass die einzelnen Schritte in der therapeutischen Eskalation genügend lange durchgeführt werden. Die GERD wird primär konservativ behandelt. Die chirurgische Behandlung ist eine Alternative für Patienten, die zwar gut auf eine medikamentöse Therapie ansprechen, diese aber aus unterschiedlichen Gründen nicht wünschen und daher eine Alternative suchen, soDer Gastroenterologe 5 · 2009 | 401 Schwerpunkt: Viszeralmedizin – Gastroenterologie wie für therapierefraktäre Patienten, bei denen eindeutig ein primärer gastroösophagealer Reflux als Ursache der klinischen Symptomatik identifiziert werden konnte. Eine therapierefraktäre Refluxösophagitis ist vergleichsweise selten und eher ein Problem des höheren Lebensalters. Hier geht es – eine suffiziente Symptomenkontrolle vorausgesetzt – in erster Linie um eine Optimierung der PPI-Therapie und nur in Einzelfällen um die individuelle Prüfung der Operationsindikation. Korrespondenzadressen Prof. Dr. J. Labenz Medizinische Klinik, Ev. Jung-Stilling-Krankenhaus Wichernstr. 40, 57074 Siegen [email protected] Prof. Dr. H. Feußner Chirurgische Klinik und Poliklinik, TU München Ismaninger Str. 22, 81675 München feussner@ chir.med.tu-muenchen.de Interessenkonflikt. J. Labenz weist auf folgende Beziehungen hin: Vortragshonorare, Beratung, Unterstützung von AstraZeneca. H. Feußner: keine Angabe Literatur 1. Becker V, Bajbouj M, Waller K et al (2007) Clinical trial: persistent gastro-oesophageal symptoms despite standard therapy with proton pump inhibitors – a follow-up study of intraluminal-impedance guided therapy. Aliment Pharmacol Ther 26: 1355–1360 2. Broekaert D, Fischler B, Sifrim D et al (2006) Influence of citalopram, a selective serotonin reuptake inhibitor, on oesophageal hypersensitivity: a double-blind, placebo controlled study. Aliment Pharmacol Ther 23: 365–370 3. Boeckxstaens GEE (2007) Review article: the pathophysiology of gastro-oesophageal reflux disease. Aliment Pharmacol Ther 26: 149–160 4. Bytzer P, Jones R, Vakil N et al (2008) Evaluation of the proton pump inhibitor (PPI) test for the diagnosis of GERD: results from the Diamond study. Gastroenterology 134 (Suppl 1): A100 5. Catarci M, Gentileschi P, Papi C et al (2004) Evidence-based appraisal of antireflux fundoplication. Ann Surg 239: 325–337 6. Chiba N, De Gara CJ, Wilkinson JM, Hunt RH (1997) Speed of healing and symptom relief in grade II to IV gastroesophageal reflux disease: a meta-analysis. Gastroenterology 112: 1798–1810 402 | Der Gastroenterologe 5 · 2009 7. Crowell MD, Bradley A, Hansel S et al (2009) Obesity is associated with increased 48-h esophageal acid exposure in patients with symptomatic gastroesophageal reflux. Am J Gastroenterol 104: 553–559 8. Dent J (2007) Microscopic esophageal mucosal injury in nonerosive reflux disease. Clin Gastroenterol Hepatol 5: 4–16 9. Dickman R, Schiff E, Hollan A et al (2007) Clinical trial: acupuncture vs. doubling the proton pump inhibitor dose in refractory heartburn. Aliment Pharmacol Ther 26: 1333–1344 10. Donnellan C, Sharma N, Preston C, Moayyedi P (2005) Medical treatments for the maintenance therapy of reflux oesophagitis and endoscopic negative reflux disease. Cochrane Database Syst Rev 18 (2): CD 003245 11. Fackler WK, Ours TM, Vaezi MF, Richter JE (2002) Long-term effect of H2RA therapy on nocturnal acid breakthrough. Gastroenterology 122: 625– 632 12. Fass R, Shapiro M, Dekel R et al (2005) Systematic review: proton pump inhibitor failure in gastro-oesophageal reflux disease – where next? Aliment Pharmacol Ther 22: 79–94 13. Fass R, Sifrim D (2009) Management of heartburn not responding to proton pump inhibitors. Gut 58: 295–309 14. Grant AM, Wileman SM, Ramsay CR et al (2008) Minimal access surgery compared with medical management for chronic gastro-oesophageal reflux disease: UK collaborative randomised trial. BMJ 337: a2664 15. Gunaratnam NT, Jessup TP, Inadomi J, Lascewski DP (2006) Sub-optimal proton pump inhibitor dosing is prevalent in patients with poorly controlled gastro-oesophageal reflux disease. Aliment Pharmacol Ther 23: 1473–1477 16. Hatlebakk JG, Katz PO, Camacho Lobato L, Castell DO (2000) Proton pump inhibitors: better acid suppression when taken before a meal than without a meal. Aliment Pharmacol Ther 14: 1267–1272 17. Hatlebakk JG, Katz PO, Kuo B, Castell DO (1998) Nocturnal gastric acidity and acid breakthrough on different regimens of omeprazole 40 mg daily. Aliment Pharmacol Ther 12: 1235–1240 18. Hemmink GJM, Bredenoord AJ, Weusten BLAM et al (2008) Esophageal pH-impedance monitoring in patients with therapy-resistant reflux symptoms: „on“ or „off“ proton pump inhibitor? Am J Gastroenterol 103: 2446–2453 19. Hungin AP, Rubin G, O’Flanagan H (1999) Factors influencing compliance in long-term proton pump inhibitor therapy in general practice. Br J Gen Pract 49: 463–464 20. Johnson DA, Fennerty MB (2004) Heartburn severity underestimates erosive esophagitis severity in elderly patients with gastroesophageal reflux disease. Gastroenterology 126: 660–664 21. Kamolz T, Granderath FA, Schweiger UM, Pointner R (2005) Laparoscopic Nissen fundoplication in patients with non-erosive reflux disease. Long-term quality of life assessment and surgical outcome. Surg Endosc 19: 494–500 22. Koop H (2005) Gastroösophageale Refluxkrankheit – Ergebnisse einer evidenzbasierten Konsensuskonferenz der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Z Gastroenterol 143: 163–194 23. Labenz J, Armstrong D, Zetterstrand S et al (2009) Clinical trial: factors associated with resolution of heartburn in patients with reflux oesophagitis – results from the EXPO study. Aliment Pharmacol Ther 29: 959–966 24. Labenz J, Leodolter A (2007) Medikamentöse Therapieoptimierung bei gastroösophagealer Refluxkrankheit und ihren Komplikationen. Z Gastroenterol 45: 1169–1179 25. Labenz J, Morgner-Miehlke A (2006) An update on the available treatments for non-erosive reflux disease. Expert Opin Pharmacother 7: 47–56 26. Lundell L, Miettinen P, Myrvold HE et al (2007) Seven-year follow-up of a randomized clinical trial comparing proton-pump inhibition with surgical therapy for reflux oesophagitis. Br J Surg 94: 198– 203 27. Lundell L, Attwood S, Ell C et al (2008) Comparing laparoscopic antireflux surgery with esomeprazole in the management of patients with chronic gastro-oesophageal reflux disease: a 3-year interim analysis of the LOTUS trial. Gut 57: 1207–1213 28. Mizyed I, Fass SS, Fass R (2009) Review article: gastro-oesophageal reflux disease and psychological comorbidity. Aliment Pharmacol Ther 29: 351–358 29. Moayyedi P, Axon ATR (2005). Review article: gastro-oesophageal reflux disease – the extent of the problem. Aliment Pharmacol Ther 22: 11–19 30. Nojkov B, Rubenstein JH, Adlis SA et al (2008) The influence of co-morbid IBS and psychological distress on outcomes and quality of life following PPI therapy in patients with gastro-oesophageal reflux disease. Aliment Pharmacol Ther 27: 473–482 31. Nocon M, Labenz J, Willich SN (2006) Lifestyle factors and symptoms of gastro-oesophageal reflux – a population-based study. Aliment Pharmacol Ther 23: 169–174 32. Rubenstein JH, Nojkov B, Korsnes S et al (2007) Oesophageal hypersensitivity is associated with features of psychiatric disorders and the irritable bowel syndrome. Aliment Pharmacol Ther 26: 443–452 33. Schey R, Dickman R, Parthasarathy et al (2007) Sleep deprivation is hyperalgesic in patients with gastroesophageal reflux disease. Gastroenterology 133: 1787–1795 34. Sheu BS, Chang WL, Cheng HC et al (2008) Body mass index can determine the healing of reflux esophagitis with Los Angeles grades C and D by esomeprazole. Am J Gastroenterol 103: 2209– 2214 35. Sharma N, Agrawal A, Freeman J et al (2008) An analysis of persistent symptoms in acid-suppressed patients undergoing impedance-pH monitoring. Clin Gastroenterol Hepatol 6: 521–524 36. Tack J, Koek G, Demedts I et al (2004) Gastroesophageal reflux disease poorly responsive to singledose proton pump inhibitors in patients without Barrett’s esophagus: acid reflux, bile reflux, or both? Am J Gastroenterol 99: 981–988 37. Teixeira JP, Mosquera V, Flores A (2009) Long-term outcomes of quality of life after laparoscopic Nissen fundoplication. Hepatogastroenterology 56: 80–84 38. Vakil NV, van Zanten S, Kahrilas P et al (2006) The Montreal definition and classification of gastroesophageal reflux disease: a global evidence-based consensus. Am J Gastroenterol 101: 1900–1920 39. Zerbib F, Duriez A, Roman S et al (2008) Determinants of gastro-oesophageal reflux perception in patients with persistent symptoms despite proton pump inhibitors. Gut 57: 156–160