Frank und Heike Säger

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La Gomera
Samstag, 05. März 2005
Frühaufstehen – so beginnt wohl meistens ein gelungener
Urlaub. Macht ja nix, wir wussten, wir haben unsere Koffer
schon eingecheckt und die Bordkarten für die Plätze mit viel
Fußfreiheit parat, einen kurzen Weg zum Flughafen Hamburg und
können uns im Flieger ausruhen. So ging es also schon
entspannt los.
Um 8 Uhr sollte der Flieger abheben. Cool, weil wir ja schon
wussten, dass wir dann zum Abendbrot pünktlich am Urlaubsort
sein werden!
Wir flogen in rund 5 Stunden von Hamburg nach Teneriffa Süd.
Dort erfragten wir bei der Neckermann Agentur unseren Bus, der
uns zum Hafen von Los Christianos und der Fähre nach San
Sebastian auf La Gomera fahren sollte. Dieses Mal hatten wir
das Glück, dass uns ein Kleinbus fast direkt – ohne den Umweg
über dutzende von Hotels in Los Christianos und möglicherweise
auch noch in Playa de las Americas – zum Hafen fuhr. Wir
hatten dann noch 2 ½ Stunden Zeit bis zur Abfahrt der Fähre,
die wir uns an der Promenade von Los Christianos, die von
Cafés, Restaurants und Geschäften nur so wimmelt, vertrieben.
Hamburger gab es auch!
Auf der Fähre dann musste – oho, verkehrte Welt – ich, die ich
es sonst nie wild genug haben kann auf dem Wasser, die
Toilette beehren. Kotztüte war mir dann doch zu proletig… Oh,
war mir übel!
Und noch schlimmer war fast die Busfahrt im Anschluss vom
Hafen San Sebastian auf La Gomera ins Valle Gran Rey zu
unserem Hotel. Dabei war es einfach wundervoll, wieder auf La
Gomera zu weilen. Ich hatte fast vergessen, wie wild, steil
und grün, wie ursprünglich und verwunschen dieses kleine
Stückchen Paradies ist!
Pünktlich zum Abendbrot und mit der letzten Stunde Sonne
wurden wir im Hotel Gran Rey abgesetzt, bekamen ein
wunderbares Zimmer im 2. Stock mit Meerblick, packten unsere
Koffer aus und richteten uns ein, bevor wir hinunter ans Meer
rannten… wie schön und warm!!! Sonne, Meerluft, Wasser, Wärme,
Wind. Herrlich. Gomera, Du hast uns wieder. Wir haben Dich
wieder. Wunderbar!
Sonntag, 06. März 2005
Am Sonntag haben Frank und ich nach dem opulenten
Frühstücksbuffet im Hotel uns erst einmal mit einem langen
Spaziergang durch die gesamte Spannbreite des Tales entlang
der Küste vom Hotel über La Playa am einen Ende nach Vueltas
am anderen Ende orientiert und das Terrain geistig wieder in
Besitz genommen.
Wir waren nun das letzte Mal im September 2001 hier, und so
viel scheint sich nicht geändert zu haben. Klar, einige
Häuser, Appartementanlagen und Straßen waren neu bzw.
inzwischen vervollständigt. Alles ist ein wenig hübscher und
sehr ordentlich. Gefiel uns ausnehmend gut.
Montag, 07. März 2005
Heute haben wir uns die erste Tour vorgenommen. Es geht zu Fuß
nach La Calera und von dort nehmen wir den Steilaufstieg auf
den La Mérica. Das sind ca. 850 Höhenmeter, die wir vom Meer
bis auf die Hochfläche des La Mérica zu überwinden haben.
Diese Wanderung zählt zu den Standardtouren von La Calera und
bietet großartige Einblicke in das „Tal des großen Königs“ –
Valle Gran Rey – und hinab zum grünblauen Meer!
Für mich ist der Aufstieg mit vielen, vielen Pausen und viel
Wasser ganz gut zu schaffen und ich schöpfe Kraft aus dieser
Tatsache! Wir machen auch viele Fotostopps, weil die Natur
jetzt im Frühjahr einfach umwerfend grün und saftig,
vielfältig und üppig ist. Rundherum so viele Pflanzen und
Blumen, Gerüche, die uns die Sinne rauben. Und atemberaubende
Ausblicke! Nur der Weg ist von den Winterstürmen arg
beschädigt, es gibt etliche Abbrüche, die den schon
anstrengenden Anstieg auf den schmalen Ziegenpfaden noch
gefährlicher und abenteuerlicher machen. Das macht natürlich
auch besonders Spaß, hier entlang zu kraxeln!
Der Weg ist so stark frequentiert, dass wir beim Anstieg immer
wieder die gleichen Menschen treffen, mal überholt uns jemand,
mal wir diese. Ich meine, ich habe noch in keinem Urlaub so
viele Schnacks wie dieses Mal mit „Mitabenteurern“ gehabt.
Als wir schließlich das Hochplateau erreichen, bin ich arg
froh. Ich hätte nicht länger gemocht. Eine Rast zwischen den
verwitterten alten Terassenfeldern an einer Mauer, inmitten
von grasenden Ziegen und mit dem atemberaubenden Blick über
das vordere Tal und das Meer sowie die umliegenden Bergrücken
ist ein Höhepunkt. Ich sehe meinen geliebten Tafelberg, die
sagenumwobene Fortaleza und den in den Wolken verschwindenden
höchsten Berg Gomeras, den Garajonay.
Ach, das entschädigt mich für die Plackerei des Anstiegs!
Dabei war ich beim Aufstieg schon einmal fast entschlossen,
umzukehren, weil ich Angst hatte, es nicht zu schaffen.
Pustekuchen!
Recht zügig machten wir uns auch wieder an den Abstieg, weil
der Nachmittag schon recht weit vorangeschritten war.
Überraschenderweise fiel mir dieser so leicht, dass ich
wirklich in einem Affenzahn hinunterhüpfte. Das machte so
einen Spaß!!! Keine Anstrengung mehr, nur noch Leichtigkeit…
Allerdings kam mit der Zeit dann doch die Anstrengung vom
Schauen ob des beschwerlichen, unebenen, gerölligen Weges.
Von 11 bis 16 Uhr waren wir unterwegs und fielen dann zurück
im Hotel erst einmal erschöpft auf die Betten. Schließlich
hatten wir uns einen ruhigen Abend verdient.. Und ich war in
Hochstimmung! So eine Leistung spornt an.
Dienstag, 08. März 2005
Dieser Tag ist zum Gammeln und zum herrlich relaxten Abhängen
an der Promenade in La Playa.
Mittwoch, 09. März 2005
Noch ein Relaxtag. Nach dem Frühstück machen wir es uns auf
dem Dach des Hotels bequem, schreiben Karten, süffeln frischen
Zumo Naranja und lassen uns den Wind um die Nase wehen.
Am frühen Nachmittag setzen wir unsere müden Knochen in
Bewegung und erforschen noch den letzten Teil des Tales, die
Playa Argayall. Vorbei am Hafen von Vueltas, wo heftigst an
der Hafenerweiterung gebaut wird, geht es entlang der Felsen,
die meiner Meinung nach vermutlich für den Hafenbau dezimiert
und verschlankt wurden, Richtung Finca Argayall, Baranco und
Playa. Die See ist heute wild und die Sonne knallt, so dass
ich mir, ohne es zu merken, einen fiesen Sonnenbrand an den
Händen und Armen hole. An der Playa Argayall stecken wir mal
die Füße ins Wasser, aber da hier kein Schatten ist, verziehen
wir uns schnell wieder. Außerdem ist es auf dem Felsstrand
super unbequem.
Den Nachmittag verbringen wir dann doch lieber bequem auf
Liege und unter Sonnenschirm mit Lesen auf dem Dach des
Hotels.
Donnerstag, 10. März 2005
Afrikawetter. Schon beim Aufstehen merken wir, dass der Wind,
der sonst empfindlich kühl war, heute sehr warm ist. Dieses
Klima kommt von Afrika rüber und wird hier „Calima“ genannt.
Es ist ganz dunstig, die Sonne scheint gar nicht richtig
durchkommen zu können, es wird immer wärmer und drückender und
überall ist ganz feiner Sand. Das Meer zeigt sich heute mit
meterhohen Wellen, die auf den Kronen Gischtfahnen entgegen
der Fließrichtung zeigen. Ein gigantisches Schauspiel. Ich
kann meinen Blick gar nicht abwenden.
Da es so drückend ist, ist jede Bewegung anstrengend. Somit
schleppen wir uns nur einmal durch das Tal, vom Hotel über La
Puntilla und Vueltas nach Borbalan, La Calera und über La
Playa zurück ins Hotel. Bei der Babybucht, der Charco del
Conde, hängen wir stundenlang herum und beobachten das Wasser.
Ich habe das Gefühl, langsam kann ich vorhersagen, welche
Welle sich brechen wird und welche ohne sich zu brechen ans
Ufer schlägt…. Muße zum Studieren des Wassers, der Urkraft und
totale Entspannung. Herrlich.
Freitag, 11. März 2005
Da noch immer Afrikawetter herrscht, wir uns aber doch wieder
ein wenig bewegen wollen, schleichen wir also mal zur Ermita
de Los Reyes, die wohl bekannteste Ermita auf La Gomera,
zumindest aber im Valle Gran Rey.
Frank und ich waren noch nie dort, es wird also Zeit. Wir
latschen also – ganz spaziermäßig nur mit Sandalen angezogen,
nicht mit Wanderschuhen, geschweige denn mit der passenden
Ausrüstung – durch den Barranco, der jetzt tatsächlich noch
Wasser führt. Das gab es für uns auch noch nie zu sehen. Ein
schöner Anblick und es macht diese Tour wesentlich
freundlicher, als in einem staubigen Bachbett entlangzulaufen.
Als wir Samstag ankamen, floß dort sogar noch so viel Wasser,
dass die Uferstraße zwischen La Playa und La Puntilla unter
Wasser stand. Die Wagen, die den Barranco durchfuhren,
durchpflügten einen schönen satten Bach… abenteuerlich. Wir
Fußgänger mussten über große Steine hüpfen, wollten wir
trockenen Fußes von einer auf die andere Seite kommen. Oder
außen herum gehen… aber wer macht schon einen kilometerlangen
Umweg?
Also weiter … Frank und ich spazierten also durch das Bachbett
bis hinter das abgedeckte Wasserrückhaltebecken und im
Anschluss weiter oberhalb des Barrancos auf einem nun schon
freundlicheren Weg. Palmen und viele Pflanzen zierten den
Wegesrand und reizten mich ständig zum Stehenbleiben,
Schnuppern, Schauen und Begeisterungsstürmen über die
Schönheit hier.
Der Weg neigte sich noch einmal zum Bachbett hinunter, bevor
wir dann einen kurzen Steilanstieg wagten, der dann in ein
kleines, festgetretenes „Band“ oberhalb mündete, auf dem wir
bis zur Treppe der Ermita gelangten. Meine Höhenangst hatte
keinen Platz… es war einfach zu abenteuerlich, cool und
aufregend.
Und dann erstürmten wir uns die Ermita und ihren entzückenden
Platz. Ist das toll dort oben! Wir waren uns einig, der Weg
dorthin würde sich sogar täglich lohnen. Stille, wunderbare
Ausblicke über das Tal in beide Richtungen – zum Meer und Tal
einwärts, Schatten und wilde Felsen über uns… whow.
Den Rückweg haben wir die Straße ins obere La Calera genommen,
all die Orte noch mal mit den Augen in Besitz genommen, die
wir schon vor Jahren erlebten, und schließlich unseren Hunger
excellent und „okularisch“ im „El Mirador“ gestillt – mit
Salat.
Samstag, 12. März 2005
Schmerzmittelfrei! Wir holen uns einen Mietwagen von Cicar und
düsen nach Vallehermoso, das schöne Tal. Diesen Ort hatten wir
zwar schon einmal 2000 bei der Gruppeninselrundfahrt gesehen,
allerdings nur das Zentrum, in dem wir speisten. Die Küste
kannten wir noch nicht, dahin zog es uns nun. Ich hatte zuvor
eine Tour für uns rausgesucht: Ich wollte mit Frank den
Steilaufstieg vom Playa hoch zum „Buenavista“ auf dem Montañde
Alcala mit 500 Höhenmetern wagen, dann auf dem gleichen Weg
wieder runtersteigen, weil alle weiteren Routen aus unserem
Wanderführer mir zu lang erschienen, um von uns geschafft
werden zu können.
Schon die Ankunft am Playa von Vallehermoso war toll. Dort
liegt direkt am Meer, zwischen Bananenplantagen und einem
alten Castillo del Mar (ein alter ehemaliger Bananenanleger,
den der „El Fotógrafo“, ein schon lange auf La Gomera
verwurzelter Geschäftsmann aus Deutschland, gekauft und zu
einer Begegnungsstätte und Restauration umgebaut hat), am Fuße
steil abfallender Berge und am kieseligen Strand eine
Badeanstalt. Echt klasse und sehr, sehr malerisch!
Der Aufstiegt sollte laut Wanderführer eine gute Stunde
dauern, ich hatte für uns zwei Stunden veranschlagt, weil ich
so viele Verschnaufpausen brauchte. Wir benötigten dann aber
doch noch mehr Zeit. Der Aufstieg war um einiges steiler als
der auf den La Mérica. Dazu kam, dass wir uns mit zunehmender
Höhe immer mehr an Steilhängen bewegen mussten, der Weg aber
immer schmaler und beschwerlicher wurde und ich arg mit meiner
Höhenangst zu kämpfen hatte. Umso erleichterter und
befriedigter waren wir, als wir es geschafft hatten. Ich
wollte allerdings den gleichen Weg nicht mehr runtergehen.
Einmal, weil es viel spannender ist, andere Wege zu erkunden;
und außerdem, um nicht wieder an diesen wahnsinnigen
Steilhängen entlang klettern zu müssen.
Wir entschlossen uns, mutig zu sein und eine weitere Variante
zu gehen: Vom „Buenavisa“ aus vorbei an der Ermita de Nostra
Señora de Coromoto zur Ermita Santa Clara am Teselinde (877m)
und von dort den Abstieg nach Vallehermoso über den Barranco
de la Era Nueva. Das sollte ca. 3 ¼ Stunden dauern laut Führer
und es war schon recht spät. Ich wollte einfach an unsere
Kräfte glauben… aber wir wussten schon, dass wir uns sputen
mussten, um noch im Hellen runterzukommen.
Zunächst rasteten wir natürlich kurz, stärkten uns und
genossen den Ausblick. Frank führte mich sogar an den
Steilhang dort oben. Huh. Mir war schon Angst und Bange, ihn
dort an der Kante, von der aus es über 500 Meter in die Tiefe
ging, stehen zu sehen. Wir hatten wirklich genügend Abbrüche
gesehen,..
Unser Weg führte uns dann durch eine eindrucksvolle,
farbintensive Mondlandschaft an dieser Nordspitze Gomeras. Die
Roques de los Organos konnten wir von hinten sehen. Ich kenne
sie von einer Schiffsfahrt um die Insel, an der ich früher
teilgenommen hatte.
Auch durch Wacholderwälder und wiederum vorbei an Steilhängen
führte uns der malerische Weg. Einmal wurde mir furchtbar
Angst und Bange und ich hätte am liebsten geheult vor Angst,
weil wir uns außen an einem Geländer aus Holz, das auch noch
mit Dornen berankt war, über einen glitschigen, dünnen Pfad an
einem Steilhang entlang hangeln mussten, um weiterzukommen. Oh
Gott, so was Schreckliches ist mir lange nicht passiert. Aber
ich bin gestärkt daraus hervorgegangen und Frank und ich haben
lange darüber lachen müssen! Schade nur, dass wir beide nicht
die Geistesgegenwart besaßen, DAS zu fotografieren.
Der Abstieg war dann wunderschön! Erst ging es durch Wälder
hinab, dann im Bett eines Flusses, der tatsächlich noch Wasser
führte. Der Weg kam mir zwar endlos lang vor, aber wir kamen
gut voran und durch die abwechslungsreiche Umgebung wurden wir
immer wieder erneut positiv überrascht. Ich fiel mal wieder
von einer Begeisterung in die andere.
Vallehermoso erreichten wir planmäßig vor Einbruch der
Dunkelheit, nur der Weg zurück vom Ort an die Playa entlang
der Straße war dann beschwerlich, taten uns doch nach so
vielen Stunden zügigen Kletterns und Ausschreitens die Füße
arg weh.
Mir tat Frank dann auch richtig leid, dass er im Anschluss uns
beide noch nach Hause karren musste. Und die Straße von
Vallehermoso ins Valle Gran Rey ist eine Herausforderung! 1
Stunde höchster Konzentration auf schmaler, kurvenreicher
Strecke, die meist direkt an Steilhängen entlangführt.
Sonntag, 13. März 2005
Da wir auch heute noch über einen Mietwagen verfügen, geht’s
gleich wieder ab in die Berge… dieses Mal Richtung San
Sebastian, bis zum Aussichtsrestaurant „Bar Peraza“ unweit des
Degollada de Peraza. ES ist kalt und neblig und ich bin super
dick angezogen, um mein Schicksal nur ja nicht
herauszufordern. Lagenlook… Shorts und T-Shirt mit dickem
Fleece und Jacke drüber.
Wir parken an der Bar und gehen ein Stück zurück bis zum
Degollada, an dem der sehr steile Abstieg nach La Laja
beginnt. Das sind schon wieder 620 Höhenmeter, die wir
überwinden.
Der Abstieg ist traumhaft schön, wir sind auch recht früh
dran, da die gesamte Rundwanderung laut Wanderführer 4 ½
Stunden dauern soll und ich ja durch die vielen Pausen, die
ich benötige, länger brauche – so planen wir zumindest.
Schon beim Runtersteigen, das ich wieder einmal sehr
beschwingt und locker angehe, weil es so mühelos ist, wird mir
schnell warm und die dicken Sachen kommen in die Rucksäcke.
Wir wandern durch verschieden Barrancos herunter, vorbei an
Wasserfällen, Bachläufen, Terassenfeldern, Palmengruppen und
über Bergrücken… bis runter ins Tal. Einen Zwischenstopp
gönnen wir uns an einem Felsen, den Frank natürlich sofort
beschwingt erobert, wie ein Pirat. Ich muss mich erstmal
trauen, weil ich mit meiner Höhenangst kämpfe. Aber was Frank
kann, kann ich schon lange- schwupps, hocke ich da auch und
sonne meine Nase.
Wir spüren beide die Anstrengungen von der gestrigen Tour und
mir graut schon vor dem folgenden Aufstieg von La Laja durch
die Wälder zur Schutzhütte Degollada del Tanque und weiter
hoch zur Höhenstraße am Roque de Agando.. Das sind 730 Meter,
die wir hochsteigen müssen! Und danach geht’s noch etwa
parallel zur Höhenstraße wieder zurück zum Ausgangspunkt an
der Bar. Weia.
La Laja gefällt uns ausnehmend gut. Hier endet die Straße mit
Ortsende auch einfach… dahinter kommt nur noch Gebirge. Schon
cool. Wir träumen mal wieder… hier zu leben! Ah!
Der Aufstieg wird hammerhart für mich. Irgendwann kann mich
auch die Natur nicht mehr mitreißen, die Schönheit ist mir
total schnuppe und ich bin nur noch am Jammern, dass ich
endlich ankommen möchte! Hinter jeder Wegbiegung erwarte ich
die Schutzhütte. Weiß ich doch, dass es von dort aus nur noch
ein kurzes Stück zur Höhenstraße sein soll und die Tortur des
Aufstiegs damit erst einmal ein Ende haben soll. Aber leider –
die Schutzhütte lässt schrecklich lange auf sich warten!
Immerhin entschädigen mich doch immer wieder die Düfte, die
Pflanzenvielfalt, dieses satte Grün, das viele Wasser, die
Sonne und die gigantischen Ausblicke für die Plackerei. Und
ich fühle mich ja auch gut, weil ich doch so viel Kraft habe,
hier in den Bergen rumzukraxeln.
An der Schutzhütte dann haben wir einen tollen Blick auf die
Roques: Roque de la Zarcita, Roque de Ojila, Roque de Agando.
Was für Klötze! Und es gibt Futter und Wasser… Stärken für den
restlichen Aufstieg, den ich wirklich nur noch unter größtem
Gejammere und mit Schieben vom Frank schaffe. Und mit ganz
vielen Pausen!
Als wir die Höhenstraße dann doch noch erreichen – ich hatte
die Hoffnung schon aufgegeben – müssen wir erstmal abhängen
und durchatmen. Puh!!! Lauter Treppen zum Schluß, das ist
furchtbar! Jeder Felsbrocken übersteigt sich leichter als
tausend Treppenstufen! Was mich richtig entschädigt ist auf
der Rückfahrt der Blick auf ein JUNGES Paar, die auch gerade
die letzten Treppenstufen zur Höhenstraße heraufgeklettert
sein müssen, die hängen lechzend an den Felsen ab und
schnappen nach Luft. Welch eine Befriedigung, dass so junge
Hüpfer also auch aus der Puste geraten!!! So schlimm mussten
wir nämlich nicht nach Luft ringen!
Unser letztes Teilstück ruft – wir gehen die Höhenstraße beim
Roque de Agando ein Stück entlang, bis es wieder einen Camino
aufwärts (kotz!) durch tolle Wälder rüber zur Ermita de las
Nieves geht.
Relativ schnell gelangen wir sogar dort an, zu meiner
Überraschung. Und es gibt einen genialen Blick über die
südliche Insel bis rüber nach Teneriffa. Immer wieder der
schneebedeckte Teide in Sicht. Super!
Von der Ermita geht’s dann nur noch ein kleines Stück weiter –
meist bergab – bis zur Bar, unserem Ausgangspunkt und
Parkplatz. Und zur Belohnung kehren wir dort ein und gönnen
und richtig leckere einheimische Küche, ein halbes Hähnchen
aus dem Holzofen. Jammi! Mit Papas und Mojo versteht sich!
Auf der Rückfahrt nehmen wir dann noch einen goldigen Anhalter
mit. Lebenskünstler… Esoteriker oder was in der Richtung. Wird
ne kurzweilige Rückfahrt. Mit vielen Lachern und
Gesprächsstoff für Frank und mich für den Abend. Hihi.
Meine Beine und Füße tun nach dieser Tour so weh, dass ich
glaube, ich kann nie wieder latschen.
Montag, 14. März 2005
Ausschlafen. Abhängen. Heilen. Kicher…
Aber Bewegung muss sein, somit geht’s heute Auto wegbringen
und ab an die Promenade von La Playa, mit Buch und Getränk
bewaffnet. Aber die Sonne knallt so furchtbar, es gibt keinen
Schatten, dass ich nach einem Einkauf beim El Fotógrafo
entscheide, dass wir uns lieber im Hotel oben auf dem Dach
hinlümmeln.
Das kommt auch richtig gut. Am Tisch lassen sich die Karten
bequem schreiben und wir gönnen uns zum Mittag Salat und
Sandwich.
Und am Nachmittag gammeln im Zimmer, weil wir einfach genug
Sonne haben!
Dienstag, 15. März 2005
Heute beehren wir unsere Reiseleiterin vor Ort doch noch. Ich
bestelle Strelizien für zu Hause und wir erkundigen uns nach
dem Rückflug. Abholung Samstag am Hotel um 6:30 Uhr, das ist
ja fast noch human. Und der Flieger, der laut Reisebestätigung
und Auskunft unseres Reisebüros noch vor Reiseantritt über
Dresden fliegen sollte, soll nun doch direkt fliegen. Ich
führe gleich einen Freudentanz auf! Die Vorstellung, um 19 Uhr
in Hamburg zu sein, sozusagen rechtzeitig zum Abendbrot, hat
was.
Außerdem ist heute wieder einmal La Playa, Hotel, Lümmeln,
Relaxen und Lesen an der Reihe. Ein guter Tag!
Mittwoch, 16. März 2005
Programm! Um 10:50 Uhr geht unser Garajonay-Express ab Hafen
Vueltas nach San Sebastian.
Wir machen einen Ausflug mit dem Schiff, dem rasenden
Katamaran, um mal wieder in der Inselhauptstadt abzuhängen.
Ich will mir endlich den berühmten Markt anschauen – und einen
Blick hinter die lange Hafenmauer werfen, da soll ein toller
Strand sein.
Die Fahrt wird mir recht lang und siehe da, die Zeiten, die im
Flyer standen, überbietet der Katamaran bei weitem. Ist halt
doch nicht soooo schnell. Da kommt der Inselbus doch lange
mit! Wir brauchen für die Strecke über Playa Santiago fast die
doppelte der angepriesenen kurzen Zeitspanne. Macht nix, ist
ja alles easy und wir haben soooo viel Zeit und sowieso :
Urlaub!
In San Sebastian geht’s erstmal rauf auf die lange Kaimauer am
Hafen. Und dahinter lauert ein unglaublicher Blick: Felsen,
Wasser und Teneriffa mit dem Teide! Genial!
Wir laufen dann auch zu dem hübschen Strand hinter der
Kaimauer und entdecken dort eine kleine, hübsche Welt für sich
mit Restaurant und Aussichtsplattform auf einer Felsnase.
Toll!
Als nächstes gibt es nun einen Jugo am Plaza de las Américas.
Und dann machen wir uns auf die Suche nach dem großen Markt.
Leider habe ich vorher nicht mehr richtig nachgelesen, deshalb
landen wir am „Mercado grande“, einem Markt in einem modernen
Gebäude, halbwegs drinnen und halbwegs draußen und gar nicht
hübsch. Ich bin beleidigt.
Wenigstens hatten wir vorher einen Abstecher in den
„Stadtpark“ mit dem Torre del Conde gemacht, den wir soweit es
ging bestiegen und den ich nun endlich einmal vernünftig
fotografieren konnte. Der Turm ist das älteste Gebäude auf
Gomera!
Ein Besuch beim Chinesen mit leckerem Happi rundet unseren
Besuch der Inselhauptstadt ab. Wir verzichten auf die Suche
nach weiteren Sehenswürdigkeiten. Die Stätten, an denen
Columbus angeblich Jahrhunderte vor uns war, haben wir schon
vor Jahren hier in Augenschein genommen, auch malerische
Atrium-Innenhöfe, Bildersammlungen, Ausstellungen und Kirchen…
heute sind wir zu träge und unser Express-Boot fährt bald
zurück ins „Valle“.
Zurück in Vueltas hält es uns wieder magisch am Meer, das
Monsterwellen der wildesten Art hervorbringt. Fotos!
Donnerstag, 17. März 2005
Wandertag! Da wir bei unseren letzten Besuchen auf La Gomera
das gesamte Tag des Valle Gran Rey noch überhaupt nicht
ausgekundschaftet haben, machen wir heute die gesamte
Talrunde. Vom Hotel aus über La Calera, durch den Barranco
hoch zur Ermita de los Reyes und oberhalb des Flusslaufes
durch die Bergdörfer bis hin nach La Vizcaina. Dort nehmen wir
einen frischen Jugo Naranja, bevor wir den Rückweg antreten.
Immerhin sind wir wieder vier Stunden unterwegs.
Beachtlich sind die „Zulieferwege. Die Häuser in diesen
kleinen Bergörtchen, die sich dicht an die Felsen schmiegen
und meist nur über schmale Steige zu erreichen sind (auch
viele Ferienhäuschen) sind oft durch eine Art Seilbahn mit der
nächsten Straße verbunden. Über diese Lifte können dann Lasten
transportiert werden. Sehr einfallsreich!
Freitag, 18. März 2005
Die letzte und abenteuerlichste Tour, gleichzeitig die
lustigste Tour und eine Tour, die wohl jeder Touri, der ins
Valle Gran Rey kommt und mal wandern will, macht: Ab zum
Wasserfall.
Vor Jahren haben wir diese Tour das erste Mal gemacht und uns
ganz schön umgeguckt. Im Wanderführer stand was von leichter,
kurzer, beschwingter Tour von El Guro durch den Barranco de
Arure bis hin zum Salto de Agua und zurück auf einer leicht
differierenden Tour nach Casa de la Seda. Und natürlich vom
Hotel über La Calera und durch das Barranco-Tal erstmal bis
nach El Guro und von Casa de la Seda zurück an der Straße über
La Calera ins Hotel. Ja… leicht und beschwingt. Haha. Das ist
nämlich in Wahrheit eine super abenteuerliche Tour durch
Dschungel, Flussbett, über Felsen, an Steilwänden entlang,
durch Dornengestrüpp und Bienenschwärme, durch verwunschen mit
Löwenzahnsamen weiß „beschneite“ Flusslandschaft! Und das
macht einen Mordsspaß!!! Wir haben dieses Mal etliche Fotos
gemacht! Auch von den selbstgebauten Steinmännchen, die uns
den Weg wiesen, wenn wir zweifelten, welche Route zu wählen
sei.
Ein toller Abschluss für diesen Gomera-Urlaub!
Am Abend haben wir dann noch eine Fotosession mit Oscar,
unserem gepiercten Kellner, der einen Narren an Frank
gefressen hatte. Beide Movie-Freaks!
Und Packen.
Samstag, 19. März 2005
Dieses Hotel ist der Hammer. Wir kriegen unser Sonderfrühstück
in aller Ruhe vor Abfahrt des Busses und haben sogar noch
Zeit, etliche Minuten aufs Meer zu starren und die Salzluft
einzusaugen… während die Sonne aufgeht. Ein schöner Abschied…
Der Bus gondelt dann Ewigkeiten Serpentine für Serpentine über
die Insel zum Hafen von San Sebastian, wo uns die Fähre nach
Teneriffa erwartet. Um mich von meiner Übelkeit abzulenken,
sehe ich zu, dass ich noch die schönsten Motive einfange.
Unter anderem San Sebastian von oben mit Teneriffa und dem
Teide im Hintergrund. Faszinierend. Immer wieder.
Von San Sebastian geht’s dann zügig rüber nach Los Christianos
und weiter mit dem Bus zum Flughafen Teneriffa Süd. Wir
checken frühzeitig ein, ergattern gerade noch die letzten
Sitze am Notausgang mit Beinfreiheit und vertreiben uns die
Stunden bis zum Abflug draußen in der Sonne.
Und lernen einen braunschweiger Kameramann kennen, dessen Frau
vor kurzem gestorben ist und der sich seit Monaten schon hier
unten herumtreibt, sich eine Auszeit genommen hat.
Interessant! Ich will auch eine Auszeit! Könnte mir gut
vorstellen, auf Gomera ein Jahr zu verbringen. Mir ist eh
blümerant, kommt doch dieser Mensch aus meiner „alten Heimat“.
Zum Abschied schenkt er jedem von uns – er kommt uns
nachgerannt, toll – eine Euromünze aus Braunschweig. Ist das
rührend!
Der Flug wird uns ganz kurzweilig! Wir sind so verliebt,
entspannt und albern. Mir fällt ein, dass ich Ohrhörer
dabeihabe, so dass wir geteilt „In 80 Tagen um die Welt“ mit
Jackie Chan schauen… und uns beömmeln vor Lachen. Dann kommt
ein Kontakt mit meiner Sitznachbarin zustande – weil ich sie
ständig anstosse mit meinem Gefuchtel und dann entschuldige
und wir beide lachen müssen. Und es stellt sich heraus, dass
ihr Ehemann vor kurzer Zeit erst ganz plötzlich an Krebs
gestorben ist. Wir sind beide am Heulen… ach, ich bin sehr
dünnhäutig. Das wird noch lange andauern, bis ich diese HerzChose verknust habe!
Und wir fliegen doch über Dresden. Arg. Nach fünf Stunden
landen wir dort, dürfen aber im Flieger bleiben. Die Chrew
wechselt fliegend… und es geht dann flugs weiter nach Hamburg
und nach Hause.
Das war ein runder Urlaub!
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