Die Gomera-Rieseneidechse - eine wiederentdeckte Art von Diplom-Biologe Dieter Scriba Im Jahr 1999 wurden auf der Kanareninsel La Gomera sechs Eidechsen einer Art gefangen, von der man angenommen hatte, daß sie bereits vor mehr als 500 Jahren ausgestorben sei. Bis dato waren nur Knochenfunde dieser Art bekannt. Wie kam es nun zu diesem spektakulären Neufund? Die Idee geht zurück auf das Jahr 1996, als zwei kanarische Naturfreunde auf der Nachbarinsel Teneriffa eine Eidechse von 43 cm Länge fingen, die sich von der bis dahin von dieser Insel bekannten Art unterschied. Nach dem Fang weiterer 23 Exemplare und ihrer genauen Untersuchung stellte sie sich als neue Art heraus und bekam den wissenschaftlichen Namen Gallotia intermedia (TeneriffaRieseneidechse). Sie ähnelt der bekannten Hierro-Rieseneidechse (Gallotia simonyi) und bewohnt einen ähnlichen Lebensraum wie diese: steile, schwer zugängliche Felshänge der basalen Zone, wohin sie sich nach Ausbreitung des Menschen und seiner Kulturfolger (verwilderte Katzen, Ratten) zurückgezogen haben muß. Da man auch von La Palma und La Gomera Knochenfunde von Rieseneidechsen kannte, fragte man sich, ob nicht auch auf diesen beiden Inseln noch Rieseneidechsen in ähnlichen Lebensräumen überleben konnten. Im Juni 1999 begann dann ein Zoologenteam der Universität von La Laguna mit der Feldarbeit und der Suche nach den Echsen. Obwohl man anfangs 7 Rieseneidechsen sichten konnte, ließen sich nach fast 4 monatiger intensiver Arbeit lediglich 6 Exemplare fangen: 2 Weibchen mit 45 cm Länge und 129 g Gewicht, ein Weibchen mit 34 cm / 96 g, 2 Männchen mit 46 cm / 255 g und 49 cm / 209 g und ein (vermutlich weibliches) Jungtier mit 31 cm Länge und 59 g Gewicht. Diese Tiere wurden anschließend an der Universität La Laguna eingehend untersucht (u.a. der Gesundheitszustand, Blutbild, usw.) und einer genauen Artbestimmung unterzogen. Trotz Ähnlichkeit mit den bereits bekannten Rieseneidechsen ließen sie sich zweifelsfrei als eigene Art abgrenzen (die selbe Art, wie man sie von Skelettfunden bereits kannte und die man für ausgestorben hielt)- mit dem wissenschaftliche Namen Gallotia gomerana (Gomera-Rieseneidechse). Im März 2000 wurden die Tiere in ein provisorisches Freilandterrarium in der Nähe von Alajeró gebracht, wo sie noch unter strenger wissenschaftlicher Kontrolle stehen. Letztendlich sollen sie in ein noch zu schaffenden Freilandterrarium in der Nähe ihres Fundortes übersiedelt werden, um dort den Grundstock für eine neue Population zu bilden, wie es erfolgreich in El Hierros mit der dortigen Rieseneidechse vorgemacht wurde (es ist allerdings fraglich, ob eine so geringe Individuenzahl ausreicht oder ob dies nicht aufgrund von Inzucht zur Degeneration führen muß). Neben der Gomera-Rieseneidechse kommt auf La Gomera noch die sehr häufige kleinere Gomera-Eidechse - Gallotia caesaris vor. Insgesamt gibt es auf den Kanarischen Inseln sieben rezente (noch lebende) Eidechsenarten. Da trotz intensiver Suche seitens der Zoologen keine weiteren Tiere gefangen werden konnten, scheint die Gesamtpopulation dieser Art nur noch äußerst gering zu sein (sog. Reliktvorkommen). Weltweit ist sie derzeit eine der am meisten vom Aussterben bedrohten Wirbeltierarten überhaupt. Zu ihren ärgsten Feinden zählen, neben dem Menschen, verwilderte Hauskatzen, die hier in großer Zahl vorkommen und die man im Lebensraum der Eidechsen möglichst gering halten muß, soll diese gefährdete Reptilienart überhaupt eine Überlebenschance haben. Literatur: Valido, A. et al. (1999): El Lagarto Gigante de La Gomera. Medio Ambiente Canarias, Gobierno De Canarias, Revista 15/1999 Rodríguez Luengo, J. L. & P. Romero Manrique (2000): Actuaciones para la conservación del Lagarto Gigante de La Gomera. Medio Ambiente Canarias, Gobierno De Canarias, Revista 17/2000 Eseken Especial: El Lagarto Gigante de La Gomera. Enero, Febrero y Marzo 2000