Wertebewusstsein entwickeln und Orientierung gebenInterreligiöses Lernen und Weltethos als Erziehungsaufgabe Prof. Dr. Bernd Feininger, Päd. Hochschule Freiburg Sehr geehrte Damen und Herren, Kolleginnen und Kollegen! Das Thema für diesen Vormittag enthält eigentlich mehrere Themen-Bereiche, die, für sich genommen, Schwerpunkte eigener Vorträge sein könnten: „Werte-Vermittlung“, incl. der Frage, um welche Werte es geht: Werte für wen und für welche Zeit im Schnittpunkt von Schule und Gesellschaft. Werte und religiöse Erziehung, die heute in allen großen Religionen ein Krisen-Phänomen darstellt Die Frage nach dem Beitrag der Inter-religiösen Erziehung zum DialogThema, zur Begegnung der Religionen untereinander. In der Pädagogik geht es hierbei um Vielfalt, Pluralität, die Begegnung mit dem „Anderen“, dem „Fremden“: Interkulturelle Pädagogik im Zusammenhang der interreligiösen Bildung und Erziehung. Meine These: eine nachhaltige Werte-Erziehung, die Kompetenzen vermitteln will, braucht interreligiöse Erziehung im größeren Rahmen der Interkulturalität und des Lernens an und von Differenz in einer sozial wirksamen Lernumgebung, d.h. in der sozial wirksamen Schule. ERSTER Abschnitt: Werte und Ethos in den Weltreligionen Projekt WeltethosBasisverständigung unter den Religionen Einen guten Zugang zu unserer Thematik bietet das Konzept des bekannten Theologen Hans Küng. In seinem Projekt „Weltethos“, das er in unterschiedlichen Ansätzen medial weit verbreitet hat und das sich auch in der Deklaration des Parlamentes der Weltreligionen von Chikago 1993 niederschlug, fasst er in der Form eines „Kettenspruches“ vier Forderungen zusammen: 1. 2. 3. 4. Kein Frieden unter den Nationen ohne Frieden unter den Religionen Kein Frieden unter den Religionen ohne Dialog zwischen den Religionen Kein Dialog zwischen den Religionen ohne globale ethische Maßstäbe Kein Überleben unseres Globus ohne ein globales Ethos, ein Weltethos! Dabei ist es zunächst bemerkenswert, dass Küng die Bedeutung von Religion im Rahmen der kulturellen, ökonomischen und politischen Wirklichkeit unserer Gesellschaft sehr ernst nimmt. Der Westen hat im Zuge der Aufklärung und eines konstruierten Gegensatzes von Vernunft und Religion, im Zuge der Säkularisation und auch im Zuge einer Innerlichkeitsbewegung von Religion und eines Misstrauens gegenüber der Religion als politisch wirksame Größe, die bleibende Bedeutung von Religion zu lange unterschätzt. Aber „das Religiöse“ nimmt in vielen Regionen und Zivilisationen eine Schlüsselstellung zum Verständnis der Kultur ein und beeinflusst positiv wie negativ das Leben der Menschen. Nicht nur im heutigen Iran! Der Religionswissenschaftler Peter Antes: „Europa ist der aktivste, dynamischste Kontinent unseres Globus (Anmerkung von mir: gewesen?), aber zugleich der religiös unproduktivste. Es hat seine Religionen schon immer aus dem Osten bezogen. Nicht nur für das Christentum, sondern für die Gesamtbewegung der Religionsgeschichte gilt: es oriente lux (=aus dem OSTEN kommt die Erleuchtung). Tatsächlich sind alle großen Religionen, die Euroopa aufzuweisen hat: das Judentum, das Christentum, der Islam, sowie neuerdings auch Hinduismus, Buddhismus, Sikhismus und Bahai, in Asien entstanden und als Import nach Europa gekommen“ (Grundriss der Religionsgeschichte, 2006). Wenn wir die Religionen Ernst nehmen, meint Küng, gerade wir hier im Westen, dann lässt sich schnell erkennen, dass alle großen Religionen ein Werte-System entwickelt haben, das wir in einer großen Ökumene auf der gemeinsamen Erde leben könnten, in verbindenden und verbindlichen Gemeinsamkeiten, ohne deshalb unsere je eigenen, spezifischen Glaubensvorstellungen und religiösen Ziele aufgeben zu müssen. Wir sollten das Gemeinsame im Tun suchen, daran arbeiten, wie sich Religion am Menschen und in der Menschlichkeit vollzieht. Vier einfache, aber eindrückliche Regeln hat Küng im Anschluss an die Zehn Gebote der Bibel entwickelt: 1. Hab Ehrfurcht vor dem Leben! -Gewalt darf kein Mittel der Auseinandersetzung mit anderen sein. 2. Handle gerecht und fair! – Der Mensch der „Gier“ verliert seine „Seele“: das, was ihn zum Menschen macht 3. Rede und handle wahrhaftig! – Jeder Mensch hat ein Recht auf Wahrheit und Wahrhaftigkeit 4. Achtet und liebet einander! – Verantwortung für das Glück auch des Partners. Man kann diese vier Regeln vielleicht mit einem Wort zusammenfassen, das sich hinter folgendem „Zwischenruf“ verbirgt: Heiliger Boden Wenn wir einem anderen Volk einer anderen Kultur einer anderen Religion begegnen ist es unsere erste Aufgabe unsere Schuhe auszuziehen denn der Ort den wir da betreten ist heiliger Boden sonst könnte es sein dass wir die Liebe den Glauben die Hoffnung eines anderen zertreten oder, was noch viel schlimmer wäre vergessen dass Gott schon vor unserer Ankunft dort war (aus Asien) Das Wort wäre: „Ehrfurcht“, Achtung voreinander. Und unsere Schuhe: die Vorurteile, die Festlegungen, das eigene System, unsere Neigung, den Fremden einzupassen, ihn uns anzupassen, abzuzwecken… Man kann auch die „Goldene Regel“ zitieren, die sich durchgängig und auf ähnliche Weise in allen großen Religionen findet; dazu Kardinal Karl Lehmann (ehemals) Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz im Jahre 2002: „Dabei ist mir immer wieder die „Goldene Regel“ ein wichtiges Beispiel, die sich in vielen Kulturen, Religionen und ethischen Lebensentwürfen findet: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu“. Damit kann man wenigstens einmal beginnen. Vielleicht sollte man in diesem Zusammenhang nicht vergessen zu sagen, dass man auch zunächst einmal einig sein kann in dem, was man ethisch ablehnt. Dies lebt freilich insgeheim von einem positiven Gegenentwurf, wie es –dies ist eine andere Seite- die Goldene Regel ebenfalls formuliert: „Alles nun, was immer ihr wollt, dass euch tun die Menschen, tut so auch ihr ihnen: Denn dies ist das Gesetz und die Propheten“ (Mt 7,12)“. Die „Goldene Regel“ und der „Zwischenruf“ passen gut zusammen. Prinzipielle Achtung und Ehrfurcht vor dem „Anderen“, „Fremden“, der aber mit seiner ganzen Person, auch mit allem, was wir an ihm vielleicht nicht verstehen, schöpfungsmäßig in Gott begründet ist (so der religiöse Mensch), also der An-Spruch, der von außen auf mich zukommt und mich ethisch motiviert, und auf der anderen Seite eine Ethik, die von der sinnvollen Eigenliebe ausgeht, auch vom „Eigennutz“: „Was DU nicht willst / Was DU willst“: Warum eigentlich nicht? Eigenliebe und uneigennützige Liebe müssen sich nicht ausschließen. Joachim Bauer, Medizinprofessor und Neurobiologe in Freiburg, zeigt uns das in einem lesenswerten Buch: „Prinzip Menschlichkeit. Warum wir von Natur aus kooperieren“ ( Hamburg 3-2007). Die sozialdarwinistische Perspektive ist eine kulturelle Ideologie und entspricht nicht dem tatsächlichen biologischen Programm, das zum Vorteil der Einzelnen auf Kooperation mit den Vielen angewiesen ist. Kritik an einer auf Ethik gegründeten Weltkultur übt dagegen Samuel Huntington in seinem viel beachteten Kampf-Buch „Clash of Civilizations“ (1996), vgl. besonders Kapitel 3: „Eine universsale Kultur?“ (mit großem Fragezeichen, in der deutschen Ausgabe Spiegel-Edition 2007 S. 77). Hans Küng fasst zusammen: „Aus eigener Erfahrung kenne ich all die dunklen Seiten der Religionen, der christlichen und der anderen. Auch heute haben Religionen in vielen Konfliktfällen weltweit einen oft verhängnisvollen Einfluss (oder werden instrumentalisiert und für andere Ziele missbraucht). Doch ich kenne auch die hellen Seiten der Religionen: Als Heils-Lehre und Heils-Wege können sie Sinn stiften, können sie Förderer des Friedens und der Versöhnung sein, können sie dem heutigen Menschen ethische Maßstäbe und persönliche Orientierung vermitteln. Menschen aller Religionen wissen vor allem viel zu wenig voneinander, wissen vor allem viel zu wenig über das Gemeinsame, das Verbindende in den ethischen Traditionen: dort, wo gemeinsames Handeln für mehr Verständnis und eine bessere Welt möglich ist!“ (aus dem Heft „Weltreligionen, Weltfrieden, Weltethos“ der Stiftung Weltethos, Tübingen 2000). Lese-Tipps: Hans Küng, Projekt Weltethos. München 1990 Hans Küng, Erklärung zum Weltethos. Die Deklaration des Parlamentes der Weltreligionen. München 1993 Hans Küng / K.-J. Kuschel (Hg.): Wissenschaft und Weltethos. München 1998 Zur Auseinandersetzung mit H. Küngs „Weltethos“ aus päd. Sicht vgl. Johannes Rehm im Handbuch Interreligiöses Lernen von Elsenbast/Schreiner/Sieg, Gütersloh 2005, S. 206-216: WeltethosEthik-Werte in den Religionen (mit Literatur). Peter Antes, Grundriss der Religionsgeschichte. Stuttgart u.a. 2006 Grabner-Haider, A. / Prenner, K. (Hrsgg.): Religionen und Kulturen der Erde. Ein Handbuch. Darmstadt 2004 Tworuschka, M. und U. (Hrsgg.): Bertelsmann Handbuch Religionen der Welt. Verschiedene Ausgaben seit 1992. Huntington, S.P. Kampf der Kulturen. Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jhdt. Spiegel-Vlg. 2007 und als „Gegenlektüre“: Francis Kardinal Arinze: Religionen gegen die Gewalt. Herder, Frbg. 2002, sowie Karl Kardinal Lehmann: Die Notwendigkeit des Interreligiösen Gesprächs und das Verhältnis von Kirche und Islam. In: CIBEDO 3/2007, S. 4-11. Beispiele übereinstimmender Werte in den Weltreligionen Judentum Die Bedeutung der „Zehn Gebote“ vom Berg Sinai: Sie bilden die Basis für ein gemeinsames Ethos der drei monotheistischen Weltreligionen Judentum, Christentum, Islam. Ihr abrahamitischer Ursprung findet in den beiden mosaischen Tafeln seine ethische Konkretion. Gott befreit zu einer neuen Lebensordnung (Ex 20): „Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten befreit hat“ - darum könnt ihr jetzt ein neues (angstfreies) Verhältnis zu mir und dem Nächsten aufbauen: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Du sollst Dir kein Gottesbild machen. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen. Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heilig haltest. Ehre deinen Vater und deine Mutter. Du sollst nicht töten. Du sollst nicht ehebrechen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht falsches Zeugnis reden wider deinen Nächsten, Du sollst nicht begehren nach dem Hause deines Nächsten. Du sollst nicht begehren nach dem Weibe deines Nächsten, nach seinem Sklaven oder Sklavin, nach seinem Rinde oder seinem Esel, nach irgendetwas, was dein Nächster hat. (Exodus 20,1-21) Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst. (Levitikus 19,18) Wie ein Einheimischer aus eurer eigenen Mitte soll euch der Fremdling gelten, der bei euch wohnt, und du sollst ihn lieben wie dich selbst (19,34) „Wenn man vor dem Thron des Gerichts erscheint, dann ist die erste Frage nicht: Hast Du an Gott geglaubt, oder: Hast Du gebetet und Riten ausgeführt, sondern: Hast Du Dich ehrbar verhalten, getreu in allem Deinem Nächsten?“ (Talmud Schabbat) „Auf drei Dingen ruht die Welt: auf Gerechtigkeit, Wahrheit und Frieden“ (Talmud, Avot). „Wer ist der Mann, der ein glückliches Leben begehrt und gern gute Tage sähe? Der hüte seine Zunge vor dem Bösen und seine Lippen vor trügerischer Rede; der meide das Böse und tue das Gute, suche den Frieden und jage ihm nach“ (Psalm 34,13ff). Das Gebot, den Fremden zu lieben, kommt 36 mal in der Tora vor. Und in Lev 19,18 heißt es sogar: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ (vgl. auch 19, 34 sowie Dtn 10,19 und die Zusammenfassung im Munde Jesu bei Mt 22,36ff). Rabbiner G.E. Gross hat in seinem Lehrbuch für den Unterricht jüdischer Kinder und Jugendlicher wichtige ethische Prinzipien des Judentums zusammen gefasst („Schalom“, 1995, in der dortigen Reihenfolge S. 157ff): Ahavat Habriot: Die Liebe zur Schöpfung und zu allem Lebendigen in ihr Ahavat Hager: Die Liebe gegenüber dem Fremden, Anderen Zedaka: die gegenseitige Hilfe; auch finanzielle Unterstützung, Subsidiarität und Solidarität Hakhnasat Orchim: Gastfreundschaft Bikur Cholim: Krankenbesuch Laschon Hara’: Sich vor seiner „bösen Zunge“ hüten Histapekut bemuat: Sich auch mit Weniger bescheiden können, „Maß halten“ Schalom uMachloket: Den Streit mit Frieden besiegen ´Anava weGe´ava: Gegenüber Stolz und Hochmut die Gesinnung der Demut pflegen, „Dien-Mut“ leben können Kibud ´Av va´Em: Vater und Mutter „ehren“, d.h. ihnen gegenüber den Generationen-Pakt halten Kevod Chachamim: Die Schriftgelehrten ehren, d.h. Respekt vor der Tradition… Livui HaMet: Das Geleit für die Toten Grundzüge einer „Ethik des Judentums“ stellt gut Schalom Ben-Chorin zusammen, der ein Vorkämpfer für die Verständigung zwischen Juden und Christen war, und ein anderes Werk, das ich Ihnen hier zeige, belegt eindeutig, wie die jüdische Ethik und die christliche Bergpredigt des NT miteinander in Beziehung stehen. Kein Gegensatz also zwischen AT und NT oder dem Gott des AT und Jesus: Jesus war Jude und lebte die Tora seines Volkes! Islam „Leite uns den rechten Pfad, den Weg derer, denen du gnädig bist“ (Sure 1). Grundlagen der Ethik des Koran: „Dem Koran zufolge ist jeder einzelne Mensch für sein Tun sittlich verantwortlich vor Gott, der ihn am Jüngsten Tag für alle seine Werke zur Rechenschaft ziehen wird. In Gottes Gericht kann er sich durch niemanden vertreten lassen. Dies unterstreicht der Koran mehrfach, z.B. in Sure 6: „Keiner wird die Last eines anderen tragen“ (6,164).“ „In koranischer Sicht ist der Mensch zum Diener Gottes bestimmt und dazu berufen, sein eigenes Leben und auch die Verhältnisse rings um ihn her nach dessen Willen zu gestalten. Die Erkenntnis des Gotteswillens und damit auch des Guten und Bösen vermittelt ihm der gütige Gott selbst. Indem er ihn durch seine Offenbarung auf den rechten Weg leitet“ (R. Wielandt im Heft „Koran und Bibel“ der Zeitschrift „Bibel heute“ (Heft 107). Vier der „Fünf Pfeiler“ im Islam sind Gemeinschafts-Pfeiler, Handlungen, die Gottesdienst, Ritual und Pflichten gegenüber dem Nächsten (der eigenen Religion) als Gemeinschaftserleben miteinander verbinden. Nur der erste Pfeiler stellt das Glaubensbekenntnis dar, die anderen erfüllt man im Tun, in der „Orthopraxie“. Der „Moralkodex“ innerhalb des Korans enthält auch Gebote und Verbote, die mit den Zehn Geboten der Bibel vergleichbar sind. Die frühe Verkündigung Muhammads in Mekka erinnert in ihrer stark sozialkritischen Ausrichtung an die biblischen Propheten. Unterhält man Kontakte oder freundschaftliche Beziehungen zu Muslimen in Deutschland, wird man schnell erkennen, dass ihnen die Sorge um eine sinnvolle Werte-Erziehung ihrer Kinder und Jugendlichen ein wichtiges Anliegen ist. Seitens der Muslime liegen speziell von Verbänden aber auch international Erklärungen zu den Menschenrechten vor, die das Bemühen um gemeinsames Handeln der „Weltfamilie“ unterstreichen (dazu Anne Duncker: Menschenrechte im Islam. Eine Analyse islamischer Erklärungen über die Menschenrechte. Berlin 2006). Zu ethischen Leitsätzen von Muslimen, die heute in Europa leben und Konflikte, die sich aus und gegenüber der westlichen Lebensart ergeben, gibt es heute eine Vielzahl von Veröffentlichungen. Sie lassen sich im Internet recherchieren, wenn man z.B. Suchbegriffe wie „Islam in Deutschland“; „Muslime, Ehe, Familie im Islam“, „Frau im Islam“ o.ä. eingibt. Vgl. hierzu auch die Internet-Buchhandlung „amazon.de“ Hier nur wenige Anregungen: >>Breuer, Rita: Zwischen Ramadan und Reeperbahn. Die schwierige Gratwanderung der muslimischen Minderheit. Herder, Frbg. 2006 >> Hünseler, P. (Hg.): Im Dienst der Versöhnung. Für einen authentischen Dialog zwischen Christen u. Muslimen. Regensburg 2008 >> Islam in Deutschland. Themenheft der Reihe „Der Bürger im Staat“ 4/2001 >> Khoury, Adel Th. / Heine, P. / Oebbecke, J.: Handbuch Recht und Kultur des Islams in der deutschen Gesellschaft. Probleme im Alltag-Hintergründe-Antworten. Gütersloh 2000. >> Rohe, M.: Der Islam: Alltagskonflikte und Lösungen. Herder, Frbg. 2-2001 >>Spuler-Stegemann, Ursula: Muslime in Deutschland. Herder, Frbg. 2002, sowie weitere Publikationen der Autorin! Die Zehn Gebote Ein Beispiel aus den Prophetenlegenden: Die „Zehn Gebote" in einer Version Thalabis (um 1000) sind ein Beispiel dafür, wie ein biblischer Text übertragen wird. Auffälligerweise fehlt das Sabbatgebot (Gott ruhte niemals!). Neu ist dagegen die „Goldene Regel" (in der Bibel taucht sie in der Bergpredigt auf, Mt 7,12), nach der man sich anderen gegenüber so verhalten soll, wie man es sich von ihnen wünscht. „Wortlaut der Zehn Gebote, die Gott Mose, seinem Propheten und Freund, auf Tafeln schriftlich übermittelt hat. Sie sind das Wesentliche der Tora und die Achse des Gesetzes Gottes. Sie lauten: Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen. Dies ist eine Schrift von Gott, dem König, dem Starken, dem Allmächtigen, dem Herrscher für seinen Diener und Gesandten Mose b. Imran: 1. Lobe und heilige mich und keinen Gott außer mir. Verehre mich also und setze nichts neben mich. 2. Sei mir und deinen Eltern dankbar-jedes Schicksal endet bei mir -, auf dass ich dir ein gutes Leben schenke. 3. Töte keinen, den zu töten Gott dir verboten hat. Sonst versperrt er dir die Kanäle des Himmels und mindert für dich die Großzügigkeit der Erde. 4. Fluche nicht meinem Namen, wenn du lügst. Denn ich erkläre denjenigen, der meinen Namen nicht achtet, weder für rein noch für unschuldig. 5. Bezeuge nicht, was dein Ohr nicht gehört, dein Auge nicht gesehen und dein Herz nicht erlebt hat, denn am Tag der Wiederauferstehung konfrontiere ich die Zeugen mit ihren Zeugnissen und befrage sie dazu. 6. Neide niemandem die Gnade und die Güter, die ich ihm geschenkt habe, denn der Neider ist der Feind meiner Gnade und lehnt sich bei der Verteilung gegen mich auf. 7. Begehe keinen Ehebruch, stehle nicht; sonst verberge ich mein Antlitz vor dir und verschließe die Himmelstore vor deinem Gebet. 8. Opfere keinem anderen als mir, denn die Opfer der Menschen auf Erden, zu denen mein Name angerufen wurde, steigen zu mir allein empor. 9. Begehe keine Unzucht mit der Frau deines Nächsten, denn dies ist mir der schlimmste Gräuel. 10. Liebe für die Menschen, was du für dich selbst liebst, und verachte für sie, was du für dich selbst verachtest. Dies ist die Schrift der Zehn Worte. Sie alle hat Gott Mohammed in achtzehn Versen (Sure 17, 23-38) mitgeteilt und sie zu drei Versen (6, 151-153) neu geordnet.von Jean-Louis Declais aus: Welt und Umwelt der Biber, Heft 15/2000 Buddhismus Hans Küng in seiner Broschüre „Weltreligionen, Weltethos, Tübingen 2000): Weltfrieden, Weltethos“ (Stiftung „Man hat vielfach behauptet, der Buddhismus sei eigentlich gar keine Religion, sondern eine Philosophie. Aber eine Philosophie ist der Buddhismus gerade nicht. Er will keine Welt-Erklärung bieten. Er ist Religion, er ist Heilslehre und Heilsweg. Und tatsächlich hat der Buddha sich verstanden als so etwas wie ein Arzt, der dem leidenden Menschen helfen will, eine Befreiung und Erlösung zu finden. Mit einem Heilmittel allerdings, das jeder selber ausprobieren muss. Insofern ist er so etwas wie ein Psychotherapeut heute, der dem Menschen hilft, die Lebenskrisen zu überwinden, das Leid zu bewältigen, sich mit seiner Beschränktheit, Endlichkeit, Sterblichkeit abzufinden. Aber der Buddha ist mehr als ein Psychotherapeut. Er ist radikaler. Er hat selber in der Erleuchtung erfahren, dass der Mensch, wenn er alles durchschaut, erkennen kann, dass alles das, was er so sieht, nicht stabil ist, dass nichts in der Welt Bestand hat, alles veränderlich ist, ja dass sogar sein eigenes Ich, an das er sich so klammert, im Grunde keine bleibende Substanz hat, sondern ebenso vergänglich ist. Das Leiden also, von dem der Mensch zu kurieren ist, ist gerade dieses Hängen an seinem eigenen Ich. Er soll durch die Therapie des Buddha lernen, sich von seinem eigenen Ich frei zu machen. Er soll den Weg finden von der Ichbezogenheit und Ichverflochtenheit zu einer Selbstlosigkeit, die ihn dann frei macht für ein allumfassendes Mitleid. Das ist etwas, was eigentlich auch dem Christen nicht so ganz fern sein sollte“. Der größte Teil der Aussprüche Buddhas befasst sich mit dem sittlichen Lebenswandel, speziell für Mönche, aber auch für Laien. Wer diesen befolgt, der kommt allmählich vom diesseitigen Ufer des Samsara zum jenseitigen des Nirvana. Die praktische Ethik ist in folgender 10er- Reihe (vgl. „Dekalog“!) zusammen gefasst: „Töten, Stehlen, geschlechtliche Ausschweifung, Lügen, Verleumden, Schimpfen, Plappern, Habgier, Übelwollen und falsche Anschauung (von der Wahrheit des Lebens), das ist das diesseitige Ufer. Das Unterlassen von diesen zehn Dingen ist das jenseitige Ufer.“ Des Weiteren existiert eine Fünfer-Reihe in folgender Form: Nicht: töten, stehlen, die Ehe brechen, lügen, sich berauschen. Während die Laien diese fünf bzw. zehn Gebote einzuhalten haben, gelten sie für die Mönche in verschärfter Form (z.B. was das Töten von Lebewesen überhaupt betrifft oder überhaupt kein Geschlechtsverkehr); darüber hinaus gilt es für sie eine ganze Reihe detaillierter Ordensgebote zu beachten. Geshe Thubten Ngawang (Genügsamkeit und Nichtverletzen, Herder, Frbg.1995): „Eine Anweisung des Buddha lautet: Wenn es dir möglich ist, hilf den Wesen; wenn es dir nicht möglich ist, dann schade ihnen wenigstens nicht. Diese Ethik gilt nicht nur gegenüber den Menschen, sondern schließt alle Wesen ein, auch Tiere und sogar die für uns nicht sichtbaren Bereiche der Höllenwesen, hungrigen Geister und weltlichen Götter. Und sie bezieht sich auch auf den Lebensraum der Wesen sowie auf die vier Elemente, von denen die Wesen abhängig sind... Der gütige Buddha, dessen Denken und Handeln ganz von großem Erbarmen bestimmt war, hat die Meditation der Vier Grenzenlosen Geisteshaltungen Gleichmut, Liebe, Mitgefühl und Mitfreude gelehrt. 1. Gleichmut in Bezug auf Freunde und Feinde: „Mögen alle Wesen frei sein von begehrlichem Verlangen nach Nahestehenden und Haß gegenüber Fernstehenden." 2. Liebevolle Zuneigung: „Mögen alle Wesen ohne Ausnahme Glück erleben und die Ursachen für Glück finden." 3. Mitgefühl: „Mögen alle Wesen ohne Ausnahme frei von Leid und den Ursachen von Leid sein." 4. Mitfreude: „Mögen alle Wesen niemals von echtem Glück, das frei von Leid ist, getrennt sein. Die religiösen Lehren allgemein und speziell die buddhistischen Lehren haben gerade für die moderne Gesellschaft mit ihren vielfältigen Problemen einen großen Nutzen. Dieser ergibt sich in erster Linie durch die Schulung des Geistes. Tugenden wie Mitgefühl, Liebe, Genügsamkeit und Geduld werden vor allem in den Schriften des Mahayana-Buddhismus, die für die Bodhisattvaschüler gedacht sind, genau erklärt. Wenn man diese Lehren allerdings nicht anwendet, können sie ihr Potential auch nicht entfalten, und die menschliche Gesellschaft wird sich nicht wirklich fortentwickeln. Die Menschen sind die einzigen Wesen in dieser Welt, die Religion verstehen können. Die religiösen Lehren sind fundiert, und die Anweisungen entsprechen der Realität; sie können große Veränderungen bewirken. Wir sollten langfristig denken und nicht alles von heute auf morgen erwarten und dann enttäuscht sein, wenn Hindernisse auftreten. Entscheidend ist, dass wir Vertrauen fassen und uns daran machen, die religiösen Anweisungen zu verstehen und zu praktizieren. Dieser Schritt hängt von jedem einzelnen selbst ab.“ Was ist der spezifisch buddhistische Beitrag zur Erziehung? Zehn Antworten (nach O. Petersen im Handbuch Interreligiöses Lernen, hrgg. von Elsenbast/Schreiner/Sieg, Gütersloh 2005, S. 342-348) 1. Alles fördern, was im Lernprozess die eigene Verantwortung stärkt: eine Haltung, die praktisch Leiden verringert und ethisch motiviert. 2. Sokratische Methode pflegen: den Menschen einen Rahmen bieten, innerhalb dessen sie selbst erkennen, was richtig ist und mit dieser Perspektive über das Leben, das Leiden und die Aufhebung des Leidens einen Weg zur Erlösung beginnen. Lernen im Gespräch. 3. An dem anknüpfen, was Menschen in den Religionen gemeinsam ist: Ehrfurcht vor dem Heiligen, Überschreitung des Vorfindlichen, verzichten können, mitleiden. „Ich glaube, dass in allen großen Religionen mit der wahren Liebe das gleiche gemeint ist: Es ist der Wunsch, dass es anderen Wesen gut geht, insbesondere, wenn sie sehr starkes Leiden erleben. Und das ist letztlich auf dem Gebiet der Praxis der gemeinsame Kern aller Religionen.“ 4. Metaphysische Streitpunkte und abstrakte Wahrheiten stehen nicht im Vordergrund. 5. Erziehen zum Aushalten religiöser Vielfalt. „Es ist viel besser, wenn wir ein breites Angebot von verschiedenen Religionen haben, die den Veranlagungen der einzelnen Menschen am meisten entsprechen.“ „Der Buddhismus kann vielleicht zu einem friedlichen Nebeneinander in den heutigen multikulturellen Metropolen des Westens seinen Beitrag leisten, weil er eine gewisse Erfahrung mit tolerierter Vielfalt hat.“ 6. Gemeinsam für das Menschliche arbeiten lernen. „Wenn dies stattfindet, dann wird es auch wieder mehr Vertrauen zur Religion, bzw. zum Religiösen geben.“ 7. Religionen kritisch betrachten lernen. „Genauso müssen die Religionen sich gefallen lassen, sich immer wieder überprüfen und kritisieren zu lassen. Sie müssen ihren Wert beweisen. Institutionen gegenüber gilt es stets skeptisch zu sein und zu überprüfen, ob sie den Menschen dienen oder nur noch sich selber. Der Dalai Lama hat einmal gesagt: Wenn die Religionen noch mehr Leid in die Welt bringen, dann muss man darüber nachdenken, ob man sie abschafft.“ 8. Hinwendung zum Geistigen und wahre Liebe im Gut-Tun. „Wenn es so etwas wie eine universelle Religion gibt, dann denke ich, ist das Liebe. Und man sollte sie nicht für eine Religion alleine reservieren, etwa, indem man sagt, das Christentum hätte die Liebe alleine als höchsten Wert.“ 9. Erziehung zur analytischen Schärfe und zur Brückenfunktion zwischen Religion und Wissenschaft. 10. Arbeit an einer menschenwürdigen Kultur des Mitgefühls. „Karl Friedrich von Weizsäcker, gesprochen auf einer Tagung mit dem Dalai Lama: Ideal sei aus seiner Sicht ein Mensch, der gleichzeitig die Ethik des Christentums praktiziert und dabei auch die mystische Weisheit des Buddhismus und das Wissen der modernen Naturwissenschaft in sich vereint. …. In diesem Zusammenhang ist die religiöse Erziehung der Jugendlichen von entscheidender Bedeutung.“ Der buddhistische Wahrheits-Begriff oder: Wie man Wahrheit finden und sie im Festhalten wieder verlieren kann… Freundlich sagte der Buddha: Ist eine Person in ihrem Glauben an eine Lehre gefangen, so verliert sie all ihre Freiheit. Wird man dogmatisch, so glaubt man, nur die eigene Lehre sei wahr und alle anderen seien Irrlehren. Streitigkeiten und Konflikte erwachsen alle aus beschränkten Sichtweisen. Sie können endlos ausgedehnt werden, kostbare Zeit wird mit ihnen verschwendet, manchmal führen diese Streitigkeiten sogar zum Krieg. Das größte Hindernis auf dem spirituellen Pfad ist die Haftung an bestimmte Auffassungen. Ist man an sie gebunden, kann man dermaßen in Verwirrung geraten, dass das Tor zur Wahrheit nicht länger geöffnet bleibt. Ich möchte dir eine Geschichte von einem jungen Witwer erzählen, der mit seinem 5jährigen Sohn zusammenlebte. Er leibte seinen Sohn mehr als das eigene Leben. Eines Tages ließ er seine Sohn zu Hause zurück, da er geschäftlich fort musste. In seiner Abwesenheit kamen Räuber, raubten das ganze Dorf aus und brannten es nieder. Den Jungen entführten sie. Als der Mann nach Hause zurückkehrte, fand er neben seinem niedergebrannten Haus den verkohlten Leichnam eines kleinen Kindes. Er hielt ihn für den Körper seines eigenen Sohnes. Er weinte und klagte, und dann verbrannte er das, was von der Leiche übrig geblieben war. Da er seinen Sohn so innig geliebt hatte, füllte er die Asche in einen Beutel, den er –wohin er auch gingbei sich trug. Einige Monate später gelang es seinem Sohn, den Räubern z entkommen, und er machte sich auf den Weg nach Hause. Mitten in der Nacht kam er dort an und klopfte an die Tür. Zu dieser Zeit drückte der Vater gerade den Beutel an sein Herz und weinte. Der Vater weigerte sich, die Tür zu öffnen, selbst als das Kind rief, es sei der Sohn des Mannes. Der Mann glaubte, dass sein Sohn tot sei und dass das Kind, welches an die Tür klopfte, ein Kind aus der Nachbarschaft sei, das sich über seine Trauer lustig machen wolle. Schließlich blieb dem Sohn keine andere Wahl, als fortzugehen. So verloren Vater und Sohn sich für immer.“ (Aus: Thich Nhat Hanh, Der Buddha. Theseus-Vlg. Berlin 2002) Christentum „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist“ (Lk 6,36); „Seid brüderlich, barmherzig, demütig“ (1 Petr 3,8). Das Christentum übernimmt das Ethos des Alten Ersten Testaments und den Gott der Barmherzigkeit des Judentums der Zeit Jesu. Besonders gegenüber den Schwächsten der Gesellschaft fordert der Gott der Barmherzigkeit (von der hebräischen Ursprache her eine „mütterliche“ Eigenschaft Gottes): Recht für die Unterdrückten, die Witwen und Waisen; Schutz für die Fremden; Speisung der Hungernden; Befreiung der Gefangenen; Heilung der Kranken (vgl. Ps 68,6f; Ps 146,6-9; Jes 49,10; Jes 54,10 und 58,6ff). Entsprechend konkret wendet sich Jesus allen zu, die Hilfe brauchen. Im Handeln und in der Lehre Jesu, in der Bergpredigt und in den Werken der Barmherzigkeit Mt 25, 34ff wird das christliche Ethos auf den Punkt gebracht: Hungrige speisen, Durstigen zu trinken geben, Fremde und Obdachlose aufnehmen, Nackte bekleiden, Kranke und Gefangene besuchen, Trauernde trösten, Unterdrückten beistehen, der Toten gedenken. Große Heiligen-Gestalten wie St. Martin, Elisabeth, Franziskus werden darin zu Vorbildern. Wer die Werke der Barmherzigkeit verweigert, wird durch den Weltenrichter am Jüngsten Tage verurteilt und vom Reich Gottes ausgeschlossen, denn er hat sich der zuvor selbst erfahrenen, unendlich größeren Barmherzigkeit Gottes als unwürdig erwiesen. Natürlich darf man die Nächsten-Liebe nicht nur individuell und situationsbedingt sehen, sondern muss sie in der Gemeinschaft der Christen und als Dienst an der Welt je nach Zeitlage strukturell auslegen und auch institutionell organisieren (Caritas, Diakonie, gesellschaftlich-soziales Engagement der Kirchen). Das Gebot der Nächstenliebe ist dem der Gottesliebe gleich (Mt 22, 3440). „Das mitmenchliche Ethos gehört nicht nur zur Offenbarungsreligion, sondern ist insofern „die Religion“, als im Offenbarungsraum die Rückbindung des Menschen an Gott unabdingbar über den Mitmenschen geht. Jedenfalls ist wirklicher Bundespartner Gottes nur, wer in der Hinwendung zum Menschen Gottes Bundeswillen bezeugt, ja „gegenwärtig“ und damit „begreiflich“ macht“ (der Alttestamentler A. Deissler in seinem Buch „Ich werde mit dir sein. Meditationen zu den Fünf Büchern Mose“, Freiburg, Herder, Neuauflage 2007). Der Prophet MICHA fasst zusammen: „Er hat dir verkündet, o Mensch, was gut ist und was Gott an dir sucht: nichts anderes als Gerechtigkeit üben, den Brudersinn lieben und in Dienmut wandern mit deinem Gott!“ (Micha 6,8). Literatur-Tipp: > Wanke, J. /Althaus, D. / Lehmann, K.: Die sieben Werke der Barmherzigkeit. Leipzig, St. Benno-Vlg. 2007 > Faulhaber, Th. (Hrg.): Auf den Spuren einer Ethik von morgen. Herder, Frbg. 2001. > Dannowski, H.W. (Hrg.): Sachwissen Ethik (beinhaltet auch Weltreligionen). Göttingen 1993. > Khoury, Adel Th. (Hrg.): Das Ethos der Weltreligionen. Herder, Frbg. 1993. > Klöcker, M. / Tworuschka, U. (Hrg.): Ethik der Religionen. Lehre und Leben. Mü. und Göttingen, verschiedene Bde. seit 1984. Klöcker, M. (Hg.): Ethik der Weltreligionen. Ein Handbuch. Darmstadt 2005. > Panikkar, R. / Strolz, W. (Hrg.): Die Verantwortung des Menschen für eine bewohnbare Welt im Christentum, Hinduismus und Buddhismus. Herder, Frbg. 1985. > Ratschow, C.H. (Hrg.): Ethik der Religionen. St’gt. u.a. 1980 Im Folgenden ein Bild aus einem mittelalterlichen Psalter, das die Werke der Barmherzigkeit zeigt. Die Frau ist die Personifikation der christlichen „Misericordia“. Zweiter Abschnitt: Werte-Erziehung als Lernen von und an der Differenz Jugend im WertAll „Jugend im WertAll“: so titelte jüngst ein Programm der Landesstiftung BadenWürttemberg, für das der Landesjugendring verantwortlich zeichnete. Jugendliche leben heute in einer unübersichtlichen Welt mit ganz unterschiedlichen Einstellungen, Werte-Entwürfen, Lebensmodellen. Dabei ist die Auseinandersetzung mit Werten für die Persönlichkeitsbildung unverzichtbar. Werte bilden sich in der Zeit zwischen zwölf und 24 Jahren und verändern sich später kaum noch. Damit dieser Prozess konstruktiv verläuft, müssen Jugendliche authentische Werte-Erfahrungen machen: in ihrer Gruppe, im Elternhaus, an Vorbildern und Erziehern. Was ist mir für mein Leben wichtig? Wie will ich leben? Was zählt für mich, woran kann ich mich orientieren, um meine Platz in der Gesellschaft zu finden? Dazu brauchen Jugendliche Raum und Zeit und Menschen, die sich der Kommunikation über Werte stellen. Erst dann entwickeln sich aus Erfahrungen auch Einsichten und Haltungen, die das eigene Handeln beeinflussen. Außerdem brauchen junge Menschen Gelegenheiten, sich zu engagieren. Sie sollten sehen, dass ihre Meinung zählt und ihr Handeln geschätzt wird (z.B. in der kirchlichen Jugend- und Verbandsarbeit oder im kommunalen Jugend-Gemeinderat). Oder eben in der Schüler-Mitverantwortung an den Schulen. Anfrage: Welche Probleme stellen sich dem entwicklungspsychologisch gesehen normalen und sinnvollen Prozess der Wertebildung junger Menschen heute entgegen? Nur einige Stichworte: Pluralisierung von Lebensformen und Auflösung von Orientierungssystemen Erosion von Weltanschauungen, kulturellen Zusammenhängen und Verbindlichkeiten parallel zu großen Migrationsbewegungen Subjektivismus, Privatisierung der Lebensformen bzw. unüberschaubare Ausdifferenzierung, aber auch… Entstehung neuer Massen- bzw. uniformer Einheits-Kulturen Globale Zerstörungsprozesse und Ressourcen-Verknappung Neue Eliten, Reichtum – Verlierer, Verarmung Sich rasant verändernde Berufswelt Veränderungen der Familienstrukturen „Diese Situation wird mit Begriffen wie ‚neue Unübersichtlichkeit’, ‚allgemeine Orientierungslosigkeit’, ‚Wertezerfall’ oder schlicht als ‚Krise’ beschrieben und unterschiedlich bewertet: optimistisch als Wandel der Werte; pessimistisch als Weg ins Chaos“ (J. Lott in: Wie hast Du’s mit der Religion, Gütersloh 1998). Sie sind die Rahmenbedingungen, in denen pädagogisches Handeln heute in den Schulen stattfindet. Dabei sind Faktoren wie ‚explodierendes Stoffwissen’, ‚8jähriges Gymnasium’, ‚Leistungsdruck’, ‚LehrerInnen-Mangel’, ‚Reformstau’ (z.B. im Hinblick auf Ganztagesschulen, Förderung und Betreuung) noch nicht berücksichtigt. Immer häufiger führen diese Probleme zu unberechenbaren Reaktionen Jugendlicher, von autoaggressivem Verhalten (Suizidgefahr!) bis zu destruktiven Aktionen nach außen (vom Mobbing bis zu brutalen Gewaltakten). >> Lektüre-Empfehlung: Bertelsmann-Stiftung (Hrg.): Lehrer unter Druck. Arbeitsplatz Schule: zwischen Sokrates und Sozialarbeit. Gütersloh 2007 Welche Chance hat die Werteerziehung in der Schule? Dazu J. Lott (1998, s.o.): „Vielen dagegensprechenden Einzel-Erfahrungen zum Trotz bin ich der Meinung, dass schulische Bildung etwas zur Klärung der Frage, wie das Leben gelingen kann, beizutragen vermag… Erforderlich ist dafür die Umsetzung des Bildungsverständnisses in eine pädagogische Leitidee, die für die tägliche Schularbeit kritische Orientierung und Ermutigung zu bieten vermag. Sie muss vom Alltag ausgehen, vom Kinderalltag ebenso wie vom Pädagogenalltag, und zugleich die skizzierten gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen berücksichtigen. Eine solche Leitidee muss die Pluralisierung von Lebensformen und –deutungen positiv aufgreifen und zugleich auf Gerechtigkeit, Friedfertigkeit und Lebenserhaltung wertgebunden bezogen sein; sie ist als eine Pädagogik der Vielfalt in der Gemeinsamkeit“ zu entwickeln.“ Lott kann sich hierbei auf U. Preuss-Lausitz, Annelore Prengel u.a. „Pädagogen der Vielfalt“ beziehen. Diese Pädagogik muss auf der einen Seite Pluralitätsfähig sein und gleichzeitig auf der anderen wichtige Verbindlichkeiten einfordern dürfen, sie muss einen Ausgleich finden zwischen den berechtigten Ansprüchen der zeitgemäßen Individualisierung und notwendiger Orientierung am Gemeinsamen (und am Gemeinwesen). Sie ergibt sich aus dem Willen, dass die Menschen sowohl different sein können und dürfen als auch in ihrer Differenz zusammenleben müssen. „So verbindlich Bildung als Bildung für die Erhaltung der Welt und der Möglichkeit des Zusammenlebens in der Krisengesellschaft sein muss, so plural muss sie zugleich in allen übrigen Bereichen sein: Lebensformen, ethnische Kulturen, Unterrichtsgegenstände sind in ihrer Bedeutung nur durch die großen Verbindlichkeiten begrenzt. Hier hat nicht eine Religion, eine pädagogische Richtung, eine nationale Kultur, eine Gruppe (ein Geschlecht, eine soziale Schicht, eine Lebensweise) das Recht auf Vorherrschaft im schulischen Kanon und Curriculum“ (Lott, Hervorhebungen von mir). Daraus ergibt sich aber auch die Forderung nach einem Lernen von Kompetenzen, nach ernst gemeintem emanzipativem Lernen, das Autonomie, geistige Selbständigkeit und Unterscheidungsfähigkeit fördert. Dabei kommt den sozialen Kompetenzen eine Schlüssel-Stellung zu. Meine These, die von zahlreichen Pädagogen/Pädagoginnen, die sich über diese Fragen Gedanken machen, in ähnlicher Weise vertreten wird: emanzipative, entwicklungsfördernde, befreiende Werte - Erziehung ist nur in einer sozial wirksamen Schule und Lernumgebung möglich. Die von mir favorisierte pädagogische Leitidee verbindet das Lernen an/von Differenzen mit dem Kompetenzerwerb und der sozial wirksamen Schule, die verstärkt auf Handlungsfelder, Projekte und selbständiges Arbeiten setzt, sowie auf eine Schulkultur, die sich auf soziales Lernen eingestellt hat. Interreligiöses Lernen auf dem Hintergrund interkulturellen Lernens gehört für mich unverzichtbar dazu. Das bedeutet für die Schule: Schule ist nicht nur Lernort, sondern Ort sozialer Beziehungen, an dem Gleichaltrige als Freunde gewonnen und erprobt werden können, wo Beziehungskonflikte im Rahmen einer absichernden Gruppe ausgetragen, und wo Isolationsgefahren und Trennungserfahrungen aufgefangen werden können. Zum anderen interpretieren Kinder und Jugendliche verstärkt Schule als einen Ort, an dem subjektiv existentielle Fragen geklärt werden sollen: Allgemeine Probleme wie Frieden, Krieg, ökologische Krise, Armut; persönliche Sinnfragen wie Freundschaft, Sexualität, Krankheit, Tod, Glaube; existentiell-praktische wie Berufsfindung, Arbeitslosigkeit, Wohnen, Familiengründung. In dieser Situation sollte die Schule sich als ein Lebens-Haus verstehen, in dem Schülerinnen und Schüler mit ihren je verschiedenen Erfahrungen, Hoffnungen, Ängsten, Beschädigungen, Sehnsüchten zusammenkommen, um herauszufinden, worauf Menschen setzen können, was ihnen lieb und wichtig sein könnte, damit ihr Leben gelingen kann. J.Lott (1998, s.o.) fordert: „Schulen müssen, um auf die psychosoziale Lage vieler Kinder und auf ihre Fragen eingehen zu können, Zeit geben und (veränderte) Räume schaffen; von den Lehrerinnen und Lehrern erwarten viele Jugendliche, dass sie ihnen beratend, zumindest zuhörend, zur Verfügung stehen, sie also neben ihrer Fachunterrichtsfunktion gleichsam sozialpädagogische Aufgaben übernehmen … Darin stecken Überforderung und Chance zugleich. Einerseits: Lehrer, die vor allem die Wissenschaft und Didaktik ihrer Fächer gelernt haben, sind in der Regel nicht für Beratung ausgebildet. Andererseits: In der Erwartung an die Lehrer steckt die Chance, dass die Pädagoginnen und Pädagogen zur „klassischen“ Aufgabe von Bildung und Erziehung finden, nämlich den selbstständig werdenden Heranwachsenden unterstützend bei ihrer Identitätsfindung und – klärung beizustehen.“ Lott ist Religionspädagoge an der Univ. Bremen und war Mitglied der Kommission zur Erarbeitung des Rahmenplanes für LER in Brandenburg. Gerade die Impulse gemeinsamer Werte der großen Religionen in kulturell stark gemischten Klassen können den Jugendlichen helfen, Wertevorstellungen zu diskutieren und zu entwickeln. Aber dazu gehört dieser wichtige Schritt, lernend die Vielfalt der Lebensformen und Werthaltungen als Chance zu begreifen, und die Fähigkeit zu entwickeln, hinter dieser Vielfalt die gemeinsamen Grundlinien zu entdecken, wie ich das anfangs dargestellt habe. Wenn unsere Kultur offener und vielfältiger geworden ist, dann beinhaltet dies auch einen mehr vielfältigen Zugang zu den Religionen und ihren Werten. Damit wird die interreligiöse Erziehung ein Bestandteil der Werte-Bildung und –Erziehung an der Schule. In der konfessionellen religiösen Erziehung geht es um die Wertvorstellungen der je eigenen Glaubensgemeinschaft. Die inter-religiöse Erziehung erweitert diesen Prozess erheblich, weil sie einen Zugang zur faktisch vorhandenen kulturellen Vielfalt bietet. Dies bedeutet aber auch einen Perspektivenwechsel für die Pädagogik selber: Ihr Ziel war es früher, das in der Gesellschaft unbestritten wichtige Kulturgut, angefangen bei den Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen affirmativ weiterzugeben. „Lernen“ hieß primär: Bestätigendes Lernen, das Verbindende und Verbindliche der eigenen Gruppe zu lernen: „Der deutsche Ingenieur“, „der Handwerker“, „der Deutschlehrer“. Es ging um „Beibringen“ von Fertigkeiten und nur wenig um kritisches Lernen, und das galt ebenso in den traditionellen Religionen. Dabei ging man natürlich vom Besitz der eigenen Wahrheit und des eigenen Wahrheitsanspruches aus. Die veränderte Welt bringt ein neues Lernen hervor: Die Wichtigkeit, Unterschiede zu lernen, das Lernen der Differenz. Lernen nicht als Assimilieren und Verarbeiten, sondern als Modellieren, positiv Profilieren, Würdigen der Unterschiede. Ob das verschiedene Begabungen der Kinder und ihre je spezifischen Zugänge zum Lerngegenstand sind oder die unterschiedlichen Ethnien und Lebensformen! Sie sind verschieden UND gleichberechtigt! Zu diesem grundsätzlichen „Geltenlassen“ gibt es einen schönen Text von Bruno Achermann: Verschieden und gleichberechtigt Zu wissen, dass ich zähle. Zu wissen, dass du zählst. Zu wissen, dass jeder Mensch zählt.1 Verschieden und gleichberechtigt.2 Ich kann ohne Angst verschieden sein. 3 Auch wenn ich später gekommen bin, 4 nicht lesen kann wie andere, fast alles über Schilfgräser weiss - und mehr, kein Geld habe, oder deine Sprache noch nicht verstehe... Zu wissen, dass jede und jeder einen Platz hat,5 gemeinsam mit anderen, in einer Schule für alle.6 Das zählt! Zitate: 1) Ruth Cohn; 2) Annelore Prengel 3) Theodor W. Adorno; 4) Gabriel Laub; 5) Bertolt Brecht 6) Hartmut von Herntig. Diese Art von Lernfähigkeit ist eine neue Aufgabe für Pädagoginnen und Pädagogen und muss erarbeitet werden. Unterschiedliche Lebensformen, Kleidungen, Ausdrucksmittel, Lebenskulturen, Lebensgestaltungen: nicht einfach nur registrieren lernen, kennen lernen, sondern lernen, damit umzugehen und damit zusammenzuleben (Konvivenz). Wie lerne ich den Fremden, den Anderen und das Andere, die Alterität, die Diversity als Bereicherung zu sehen und wertzuschätzen? Für diese Einstellung wird z.B. die Kopfbedeckung einer muslimischen Lehrerin zum Lernort ihrer Schüler/Innen im Schulalltag. Interreligiöses Lernen im Zusammenhang eines interkulturellen Lernens macht sichtbar, wie schwierig der pädagogische Umgang mit der Differenz ist. Durch angemessene (hier: interreligiöse) Pädagogik wird genau das hervorgebracht und konstruiert und akzeptiert, was nach früherer Auffassung von Bildung überwunden werden sollte: Die Differenz! Und die Wertschätzung der Differenz als Lern-Resultat. Gleichzeitig wird die Autonomiefähigkeit der Schüler gestärkt, weil sie lernen, ihren Ort und ihre Wissensinhalte konstruktiv zu gestalten, einen Bezug herzustellen. Die konstruktivistische Didaktik ist damit der geeignete Partner für das Lernen von Differenz. Der Begriff des interreligiösen Lernens hat sich seit Beginn der neunziger Jahre durchgesetzt (Ziebertz 91; Nipkow 91; Leimgruber u.v.a.) Nach U. Tworuschka scheint sich dieser neue Begriff nicht nur vor die traditionelle Bezeichnung „Weltreligion im Unterricht“ zu schieben, sondern eben auch eine neue Qualität im Umgang mit den Religionen zu signalisieren ( Tworuschka in: Religiöser Pluralismus und Interreligiöses Lernen, Weinheim 1994). Es geht nicht so sehr um Inhalte als um Kompetenzen und um das Erproben von Kompetenzen, sowie um Haltungen und Einstellungen (freilich an Inhalten, Konkreta, Personen, Projekten erlernt und erprobt). Der Beitrag des Interreligiösen Lernens zu einer „Xenosophischen Pädagogik“: So nennt man eine Pädagogik, deren Charakteristik von vorne herein dem Fremden gegenüber „gastlich“ gestimmt ist, freundlich, einladend. Griechisch: Xeno – Sophia: Die Liebe zum Anderen, Fremden. Dahinter steht einerseits eine ethische Anstrengung und Selbst-Überwindung, andererseits die natürliche Freude an der Gastfreundschaft und am Entdecken des Neuen: eine forschende, Neugier, die Lust am Lernen fördert. Dass das in ethischer Hinsicht nicht einfach, aber bereichernd ist, hat schon Jesus seinen Freunden ins Stammbuch geschrieben, wenn er in zugespitzter Weise formuliert: „Liebet eure Feinde“. Das meint natürlich genau so den Fremden, den Anderen. Aus dem Neuen Testament: Mt 5,43-48: „Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deine Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist.“ „Interreligiöse Pädagogik“ wird so zu einem Übungsfeld des umfassenderen „Lernens an Differenzen“, das damit Beziehungen zwischen einer Minderheiten-Gruppe und der Mehrheits-Gruppe auf neue und bessere Weise regelt, als das Ringen um „Integration“, die für viele Minderheiten-Gruppen der erste Schritt zur Assimilation und damit Aufgabe der kulturellen Identität bedeutet. „Integration“ ist eben ein Begriff, der von der Mehrheits-Gesellschaft der Minderheit als Forderung entgegen gebracht wird! Er kommt für diese „von der anderen Seite“. Wechselseitiges Lernen an und der Differenz oder exemplarisch im interreligiösen Gespräch und Austausch, führt dagegen zur Konvivenz, in diesem Zusammenhang ein zentraler Begriff des „Begegnungslernens“. Es geht dabei um förderliche Lebensgemeinschaft mit dem Anderen, Fremden, den ich mir gerade in seiner Andersheit bewahren will, es geht nicht um „Toleranz“ oder vorschnelles Anpassen und Einpassen des Ungewohnten in meinen Kontext. Im Gegenteil: Austausch, Bereicherung, wechselseitiges Sich – Helfen ist das Fernziel, aber zunächst gilt es: Dem Fremden Heimat geben, so wie es in bestimmten psychologischen Schulen angestrebt wird, den Anderen, Fremden in mir selbst zu entdecken und anzunehmen, die scheinbare „Gegenwelt“ in mir, die aber doch zu meiner eigenen Identität gehört. Darum muss der behutsame Umgang mit dem Fremden (meinem eigenen und dem anderen) eigens eingeübt werden: Die Fremdheits-Erfahrung als ein produktives Potenzial unseres Lebens ist zu „kultivieren“: in kleinen Lernschritten sich aufeinander einstellen, mehr „betasten“ als „begreifen“, mehr „befragen“ als vorschnelle Antworten geben, Perspektivenwechsel üben, Be-Fremdung als wichtigen pädagogischen Prozess verstehen, der nicht übersprungen werden darf. „Verstehen ist immer AndersVerstehen eines unaufhebbar Anderen“ (Norbert Mecklenburg in A. Wierlacher (Hrg.): Hermeneutik der Fremde, München 1990). „Das Fremde macht sich bemerkbar als ein Überschuss, der aller Fremdbetrachtung und Fremdbehandlung vorausgeht und über sie hinausgeht. Nicht nur die Reduktion von Fremdem auf Eigenes, auch der Versuch einer Synthese zwischen beiden gehört zu den Gewaltakten, die den Anspruch des Fremden zum Verstummen bringen“ (B. Waldenfels, Der Anspruch des Fremden. In: R. Breuninger, Andersheit-Fremdheit-Toleranz. Ulm 1999, S. 50). Der Umgang mit einer „fremden“ Religion bringt einen weiteren interessanten Zugewinn hervor: Er führt zu einer neuen Offenheit auch in der eigenen Religion. Das bedeutet gleichzeitig einen Zugewinn an Überblick und Abstand zum Gewohnten in der eigenen Religion (und Kultur). Wer durch Befremdungserfahrungen mit der eigenen Religion bereichert worden ist, kann den Geschenk-Charakter der fremden Religion desto eher einsehen und begrüßen. Konsequent weitergedacht führt dies dazu, dass interreligiöse Lernprozesse nicht zuletzt dadurch in Gang gebracht werden, dass die eigene Religion differenziert betrachtet werden kann. Be-Fremdung heißt sowohl, dass die „fremde Religion“ fremd sein darf und bei aller verstehender Bemühung immer ein Geheimnis bleiben wird. Be-Fremdung heißt jedoch auch, dass die eigene Religion, die den Lernenden mehr oder weniger vertraut ist und bekannt zu sein scheint „fremd“ werden darf – und dies aus pädagogischen Gründen. Verfremdung wäre demnach nicht allein ein Stilmittel in Literatur und Kunst, sondern auch für interreligiöse Lernprozesse in Betracht zu ziehen (vgl. Astrid Messerschmidt: Befremdungen- oder wie man fremd wird und fremd sein kann. In: Elsenbast / Schreiner / Sieg, Handbuch Interreligiöses Lernen, Gütersloh 2005, S. 217-228). Be-Fremdung ist ein kritisches Potenzial, die Fähigkeit zum Abstand, zum Perspektivenwechsel, zum Rollentausch. Ironie und Humor und Witz und Satire oder andere „Kunstformen“ setzen für diese Fähigkeit Signale. Pädagogische Perspektiven aus dem „Prinzip Be-Fremdung“ - - - - - - Eigen-Verstehen und Fremd-Verstehen als echte Korrelat-Beziehungen leben lernen und dieses Wechselspiel auf die Entwicklung einer zeitgemäßen Identität(svorstellungen) anwenden. Auch „Identität“ ist nicht homogen, sondern vielfältig! (vgl. dazu den Internet-Beitrag von J. Lott: Identity by Communication, auf seiner Homepage bei der Univ., Bremen und die Ausführungen im bereits zitierten Buch „Wie hast du’s mit der Religion?“, Gütersloh 1998!). Ablösung von Homogenitäts-Konzepten zugunsten komplexer Identitäten. Identität entwickelt sich aus kommunikativer Vielfalt! Religiöse Pluralität fordert das Sich - Einlassen auf Differenz und das aktive Lernen der Unterschiede. Keine Einebnung der Unterschiede, keine Beliebigkeit, kein Relativismus. Wenn das Ziel interreligiösen und im größeren Zusammenhang interkulturellen Lernens in der Konvivenz liegt, dann gehört zu diesem Lernprozess auch das Lernen, wie man mit Konflikten in den Gegensätzen umgeht. Das Ziel der Konvivenz besteht nicht in einem Konsens auf den kleinstmöglichen Nenner, sondern im echten Miteinander - Leben. Und dazu gehört auch, dass man Konflikte miteinander teilt. Das beginnt beim Konflikt-Management und dem Training für das Streitschlichten und endet bei Konzepten zur Friedenspädagogik. Hier bewahrheiten sich die Perspektiven von Hans Küng: Zum Friedenslernen und Überlebenslernen braucht es eine Basisverständigung in den Religionen und Kulturen, die sich in Auseinandersetzungen, Konflikten und auch harten Diskussionen um das eigene Profil bewährt hat. Interreligiöses und interkulturelles Lernen will über eine veränderte Bewusstseinshaltung Verhaltensänderungen und Handlungsbereitschaft erreichen, zielt auf soziale Kompetenzen. Das heißt natürlich nicht, dass man wichtige Kulturinhalte und religiöse Kenntnis voreinander marginalisieren sollte. Interreligiöses Lernen erfordert Wissen voneinander, aber es muss klar sein, dass ein informierendes kulturelles oder religiöses Wissen nicht genügt. Speziell für das interreligiöse Wissen entscheidend ist wohl die Tatsache, dass die unterschiedlichen Partner ihre Religion ernst nehmen und leben. Verbindende Grundlage wären wechselseitiger Sinn für das Religiöse überhaupt, für das Heilige, für das „Nicht-vomMenschen-Gemachte.“ Aus der Einübung in das „Unverfügbare“ resultiert der Einsatz für die Solidargemeinschaft im Nächstendienst und der Sinn für die Notwendigkeit religiöser Praxis und des Rituals. Und für die Notwendigkeit von „Erlösung“! So bleiben religiöse Sozialisation, Tradition, Einübung in den Glauben und Praxis unverzichtbar. Andererseits übt interreligiöses Lernen, gerade unter Einbeziehung des interkulturellen Lernens, auch für den Umgang mit nichtreligiösen Weltanschauungen und differenten Lebensformen. Beispiele von Leitzielen interreligiösen und interkulturellen Lernens: Förderung religiöser Symbolbildungskraft und der Fähigkeit des religiösen Verständnisses. Förderung der religiösen „Anlage“ im Menschen. Erziehung zu Aufmerksamkeit und Achtung, zur Anerkennung des Anderen und zur Freude an der Verschiedenheit. Erziehung zur Leben in Heterogenität und zum kreativen Umgang mit Pluralität. Konvivenz auf gleicher Augenhöhe: Echte Symmetrie der Interaktionen auf der Basis wechselseitigen Vertrauens. Kein Dominanzstreben der einen oder anderen Seite! Erziehung dazu, Konflikte und Dissens auszuhalten und fair zu gestalten. Erziehung zum Mediator. Literatur-Vorschlag: Bakker, Cok / Beuchling, Olaf / Griffionen, Karin (Hrsg.): Kulturelle Vielfalt und Religionsunterricht. Entwicklungen und Praxis in vier europäischen Ländern. Münster u.a. (LIT-Vlg.), 2002. „Ich persönlich bin überzeugt: Wenn wir unsere Religion nicht nur benutzen, um Recht zu behalten, sondern sie wirklich anwenden und leben, dann werden wir uns auch gegenseitig vertragen und werden unseren Glauben auch für die Gesellschaft konstruktiv umsetzen können. Es ist vor allem eine Frage der Anwendung, nicht der Theorie“ ( der Buddhist Geshe Thubten im Anschluss an den Dalai Lama). Werte – Erziehung im konfessionellen Kontext: Kardinal Karl Lehmann stellt dar, wie er sich die Werte-Erziehung in einem kirchlichen (konfessionellen) Religionsunterricht denkt, als einen Beitrag zur Werte-Erziehung überhaupt, hier exemplarisch in der konkreten Gemeinschaft der Christen im Raum der Schulen: „Werte schweben nicht abstrakt in einem idealen Reich, sondern werden dem Einzelnen durch eine konkrete Gemeinschaft erhellt. Sie werden durch diese Gemeinschaft gestützt, vor allem aber auch bezeugt und gelebt. • Deshalb ist der schulische Religionsunterricht zugleich ein kirchlicher Religionsunterricht, der in der konkreten Lebenswelt einer Glaubensgemeinschaft verwurzelt ist und von ihr gestützt wird (konfessioneller Religionsunterricht). • Die lebendige Vermittlung der Werte braucht den gelebten konkreten Raum der Glaubensgemeinschaft. Der ökumenische Gesichtspunkt kommt nicht nachträglich hinzu, sondern gehört wesentlich zu jedem Religionsunterricht im Geist des christlichen Glaubens. Einzelne konkrete ökumenische Kooperationsformen je nach Schularten sind möglich und bedürfen der Absprache. Dies rechtfertigt aber nicht einen durchgängigen ökumenischen Religionsunterricht, der erst bei einer intensiveren Stufe gewachsener Einheit der Christen möglich erscheint. • Ethische Erziehung als Element des schulischen Religionsunterrichtes verlangt eine intensive Kooperation mit den anderen Lernorten des Glaubens, die eine ganzheitliche Hinführung zu christlichen »Werten« mit ermöglichen, also mit Familie, Kindergarten, Jugendarbeit, Gemeindekatechese, Schulseelsorge, Pfarrgemeinde. Die Hinführung zu den Werten muss nämlich auch, freilich außerhalb des schulischen Religionsunterrichtes, durch eine entsprechende religiöse Sozialisation konkret vermittelt werden. Zu ihr gehört z.B. die Einführung in das Beten, die Hinführung zu den sakramentalen Lebensvollzügen, der Gang durch das Kirchenjahr mit den verschiedenen Gottesdienstformen und Bräuchen. • Heute wissen wir, dass gerade bei der Werteerziehung durch diese konkrete Einübung in das praktisch gelebte Christentum affektive und emotionale Momente eine große Rolle spielen. Der Religionsunterricht kann dies allein nur bedingt leisten. • Die Hinführung zu christlich gelebten und zu lebenden Werten bedarf der Mithilfe durch Erzählungen gelungenen Lebens und die Veranschaulichung an konkreten Biographien. Das christliche Ethos ist nämlich keine ferne Utopie, sondern kann, wie Geschichte und Gegenwart erweisen, entschieden und glaubwürdig gelebt werden. Die Hinführung zu den Werten braucht deshalb pädagogisch produktive Vorbilder, die uns nicht zuletzt in großen Christen, herausragenden Zeugen des Glaubens und den kanonisierten und (noch) nichtkanonisierten Heiligen gegeben sind. • Zur Erziehung auf christliche Werte hin gehört auch die Erfahrung des Scheiterns, des Versagens und des Sichversündigens. In diesem Zusammenhang bedarf es auch einer Hinführung zu den konkreten Formen der Umkehr und der Versöhnung. Dies gilt für. das individuelle und das gesellschaftliche Leben.“ Kardinal Karl Lehmann: Anerkennung des Anderen – Fremdes verstehen – Bereitschaft zum Dialog. Werteerziehung in der multikulturellen Gesellschaft. In: A. Battke u.a. (Hrg.): Schulentwicklung – Religion – Religionsunterricht. Herder, Freiburg 2002, S. 25-36 Welche Ziele verfolgen interreligiöse Lernprozesse? SCHÜLER / IN der MEHRHEITSGESELLSCHAFT >>><<< FREMDE RELIGIONEN / DER / DIE ANDERE Ziele: Verständnis und Respekt Kompetenzen: - religiöse Zeugnisse angemessen wahrnehmen - religiöse Phänomene deuten - existentielle Auseinandersetzungen fördern - Fremdheit respektieren Ziel: Angemessene religiöse Entwicklung Kompetenzen: - Orientierung und der Angstbewältigung - Auseinandersetzung mit Vorstellungen der eigenen Religion - Ausbildung einer reflektierten, postkonventionellen Religion Ziel: Gemeinsames Werte – bezogenes Handeln für eine bessere Welt und für die Bewahrung der Schöpfung Kompetenzen. - gemeinsame Werte entdecken - sich ökologisch einordnen und sozialwirksam leben - zukunftsfähig handeln können, vernetzt denken lernen - sich als Geschöpf annehmen und die Schöpfung lieben lernen DRITTER Abschnitt: Die sozial wirksame Schule Von der Erziehungs- Haltung der Lehrerin über das Engagement der Eltern zur Lernumgebung und zum kommunalen Umfeld Grundwerte vorlebten und Vertrauenskultur gestalten In diesem Abschnitt stütze ich mich u.a. auf Anregungen des Arbeitskreises „Aktion Humane Schule“ (AHS), dessen Ziele es sind, Kindern, Jugendlichen, Lehrerinnen und Eltern zu helfen, in der Schule nicht nur Lernarbeit zu verrichten, sondern auch zu erziehen, Werte und Lebensorientierung zu vermitteln. Die Internet-Adresse der AHS: www.aktion-humane-schule-baden-wuerttemberg.de Ich verweise auf folgende Veröffentlichungen / Hefte der Mitgliederzeitschrift „Humane Schule“: Mai 2004: Menschliches Miteinander in der Schule“; Oktober 2000: „Demokratie in der Schule“; Mai 2000: „Praktische Werteerziehung in der Schule“; „Humane Schule in einer demokratischen Gesellschaft“. Dieses u.a. Material zum Thema ist kostengünstig zu beziehen über die Stv. Landesvorsitzende Gudrun Pfister, Eugen –Bolz-Str. 13 in 73430 Aalen. Außerdem finden Sie in diesem Abschnitt Kopien aus dem SMV-Aktuell-Heft (2007/08) des Landes Baden-Württemberg und aus Publikationen des Kultusministeriums BadenWürttemberg. Beziehungsarbeit, Integration von Multikulturalität in der Klasse, soziale Integration, Umgangsformen und Umgangston, Formulierung und Durchsetzung von Regeln, Einordnen statt Unterordnen als Weg der Disziplin, konsequentes Handeln statt „Loben und Strafen“, Fehlverhalten aufzeigen, notwendige Sanktionen im Interesse der ganzen Klasse organisieren, Umlernen anbieten; Als Lehrerin „autonom“ handeln: selber lernen, sich verändern; kontrolliert, betroffen, angemessen, sinnvoll, konstruktiv handeln lernen; Keinen Schüler „beschämen“ >> die Möglichkeit von „Beschämung“ im Blick behalten; keine(n) SchülerIn „zurücklassen“, „aufgeben“………….. Diese Stichworte lassen sich mit dem Oberbegriff „Erziehungs-Haltung“ der Lehrerin zusammenfassen. Dahinter steht die Modell-Theorie von A. BANDURA: Einstellungen und Verhaltensgewohnheiten der Lehrerinnen und Lehrer werden von den Schülern abgeschaut und regen zur Nachahmung an. Ihr gutes Beispiel wirkt oft mehr als bloßes Reden über die Bedeutung von Werten im Zusammenleben. Sie können Grundwerte vorleben wie z.B. fair bleiben, gegebene Zusagen einhalten, bei der Wahrheit bleiben, offen sein für die Vielfalt und für die konstruktive Bewältigung von Störungen. Das Bemühen um einen respektvollen und ehrlichen Dialog mit den Schülerinnen und Schülern hat einen hohen Stellenwert für die Gestaltung einer vertrauensvollen Beziehung und für das Entstehen einer Vertrauenskultur. Aus ihr heraus lassen scih dann Konflikte gut bearbeiten. Auf Herausstellen von Überlegenheit muss (und kann!) verzichtet werden. Wichtig ist, selbstkritisch zu bleiben und sich auch für Kritik der Schüler/Innen zu öffnen. Man kann diese Eintellungen mit zwei EigenschaftsKomplexen der Lehrerin charakterisieren: >> Zuneigung / Freundlichkeit den Schülern gegenüber: Die Lehrerin als Freundin bzw. ANSPRECHpartnerin ihrer Schüler! >> Festigkeit im Handeln und in den Erwartungen/den Anforderungen im Lernprozess: Die Lehrerin als ANSPRUCHspartnerin ihrer Schüler! Lernen als Disziplin des Stoffes und des Faches gelingt dann am besten, wenn soziales Lernen den Rahmen liefert und die Lehrerin als Ansprechpartnerin vom Wert des Standpunktes überzeugt ist. Solche werthaltigen Standpunkte bedeuten, dass der Erziehungs- und Bildungsauftrag ernst genommen wird. Beispielhafte Standpunkte könnten sein dass… >> schulisches Lernen und Kompetenz-Erwerb nicht zuletzt auf die Bewältigung von Lebens- und Konfliktsituationen abzielen >> eine Orientierung an Werten und deren Einübung im Schulalltag das Zusammenleben humaner werden lässt >> soziales Engagement genau so wichtig ist wie fachliches Lernen >> Differenzen und Konflikte aktiv angegangen und konstruktiv gelöst werden müssen und Gewalt abgelehnt wird >> jede Art von Beschämung, Herabsetzung oder Persönlichkeitsminderung verhindert oder produktiv zum Thema gemacht wird >> Erwartungen und Enttäuschungen artikuliert werden dürfen Soziales Lernen in der Klasse kann man durch verschiedene Arrangements und Konflikt-BewältigungsStrategien unterstützen. Hier einige Vorschläge: >> SMV = Schüler Mit-Verantwortung ausbauen >> Mediatoren-Konzept zum Schlichten von Streitfällen, auch Schüler als „Streitschlichter“ >> Stunden-Wächterin einführen (vgl. Folie!) >> Feed-Back-Stunden abhalten (vgl. Folie!) >> Kritische Medien-Erziehung >> Projekte und eigenverantwortliches Lernen (im Team) im Fachunterricht fördern >> Projekte auf verschiedenen Schulstufen fördern, die mit sozialem Lernen zu tun haben, wie z.B. ein Compassion-Projejkt im Religionsunterricht (Soziales Praktikum). >> Vernetzte Krisen-Intervention auf der Individual-Ebene >> KOOP mit der Kommune und öffentlichen Einrichtungen: Besuche, Treffen, Besichtigungen vor Ort, incl. wirtschaftliche Ebene: z.B. Ausbildungsstätten, Handwerksbetriebe… Soziales Lernen auf Schulebene >> Die Schule kann sich nicht nur ein Ausbildungs-Profil, sondern auch ein SCHUL-LEITBILD geben, in dem sie sich auf Werte, Kooperationen und Orientierungshilfen verpflichtet >> Regelmäßige Schul-Versammlungen organisieren: als Konzept autoritativer (nicht: autoritärer!) Erziehung. Hier werden Informationen publik gemacht, aktuelle Probleme angesprochen und diskutiert, es wird um Lösungen gerungen und es werden schulinterne Beschlüsse per Mehrheit gefasst. Die Schulversammlung geht von der Wertschätzung aller Beteiligten aus! >> Eltern – Lehrer – Gespräche: gezieltes Training Folgende Seiten: Schulbild der Karl Brachat – Realschule in Villingen / Schwarzwald sowie Info – Seiten zum „Gmünder Gesprächsmodell“ : Elterngespräche professionell....... Forderungen an die Kommune und an die Schulpolitik der Länder / Ebene der Kultuspolitik und der politischen Willensbildung >> soziale Integration und Förderung durch die Vorteile der Ganztages-Schule, durch Mensa bzw. Schulverpflegung, Aufenthaltsräume, Hausaufgabenbetreuung. Vorund Nachteile der gegliederten Schulsysteme, Sensibilität für die „Übergangszonen“ (Kind > Grundschule / > Weiterführende Schule). Sozialwirksame Schule und Werte-Erziehung brauchen die Unterstützung der Politik und der Religionen! ANHANG: Informationen und Literatur zum Interreligiösen Lernen als Lernen an und von Differenz und im Zusammenhang von Werte-Vermittlung, besonders in der Pädagogik, die sich mit der Begegnung von „Fremdheit“ befasst. Interreligiöses Lernen / Lernen an Differenzen Das Ineinander von kultureller und religiöser Vielfalt braucht eine Pädagogik der VielfaltDifferenz und Fremdverstehen Kulturelle Vielfalt bringt religiöse Vielfalt hervor- im Gegenzug bedeutet kulturelle Gleichschaltung im Zusammenhang von Totalitätskonzepten den Verlust von Vitalität und Kreativität (Neil Postmann 1997).1 Erstarrung tritt ein, das Gegenteil von Leben: Wo es keine Differenz geben darf, kann es auch keine Weiterentwicklung geben, das lehrt schon die biologische Verfasstheit des Menschen. Bedeutet das notwendigerweise inhaltliches Chaos zuzulassen, von allem zu viel wahrnehmen zu müssen, Standpunkte zu verwischen, Beliebigkeit, Orientierungslosigkeit und Patchwork-Identität als Schicksal im Erziehungsgeschäft? Positiv betrachtet geht es um eine andere Form des Lernens an Erfahrungen und in Prozessen: Neugier auf und Kennen lernen von Andersheit in Lebensformen, Ausdrucksmöglichkeiten und –Haltungen, um das Lernen der und an der Differenz, an der einladenden, manchmal befremdenden, manchmal faszinierenden Unterschiedenheit des Lebendigen, das mir begegnet, das mich herausfordert und weiter bringt: Die Kompetenz, Differenz als positiv wahr zu nehmen und produktiv mit ihr zu leben, ohne sie zu nivellieren oder mir vorschnell anzugleichen. Dabei geht es nicht um die Abschaffung von Standards und gemeinsamer Orientierungspunkte oder Verbindlichkeiten, sondern um deren Ausweitung und Anpassungsfähigkeit an die tiefer und enger vernetzte Menschheitskultur der Gegenwart: „Eine Ausweitung, die sich auf Zeit und Ort erstreckt und die durch die Differenzen von Geschlecht, Religion, Nationalität und anderen Kategorien menschlichen Seins und Handelns geformt sind.“2 Es handelt sich um einen Ansatz, der sich gegen „Entfremdung“ richtet, also gegen die allen Gruppen innewohnende Tendenz, das Fremde zum Verschwinden zu bringen, es weg zu sperren oder es zu beherrschen. Die pädagogische Leitidee religiöser Erziehung in der Elementarpädagogik muss die gesamtgesellschaftliche Entwicklung berücksichtigen und damit die faktische Pluralität positiv aufgreifen dürfen. Man kann sie mit Ulf Preuss-Lausitz als „Pädagogik der Vielfalt in der Gemeinsamkeit“ oder mit Annedore Prengel einfach als „Pädagogik der Vielfalt“ bezeichnen.3 Keine Götter mehr. Das Ende der Erziehung, Berlin 1997, S. 98; Lott, J.: Wie hast du’s mit der Religion, Gütersloh 1998, S. 182 2 Lott, J. a.a.O. S. 182 3 Preuss-Lausitz, U.: Die Kinder des Jahrhunderts. Zur Pädagogik der Vielfalt im Jahr 2000. Weinheim 1993; Prengel, A.: Pädagogik der Vielfalt: Verschiedenheit und Gleichberechtigung in interkultureller, feministischer und integrativer Pädagogik. Wiesbaden 3-2006. Im Blick auf die pädagogische Bedeutung von Religion und Religionen in dieser Hinsicht schreibt H. Gloy: „In religiösen Sätzen, Bildern, Symbolen, Ritualen, Bauten haben Menschen vergegenwärtigt und erklärt, wie sie das Leben empfinden, was sie vom Leben erwarten und welche Richtung es nehmen soll. Mit ihnen vergewissern sie sich ihres Lebens gerade dort, wo dessen unmittelbare Einsicht zerbrochen ist, aber auch dort, wo es als großes Glück, als Wunder und Geschenk erlebt, als Auftrag angenommen wird und unbedingt nach Ausdruck verlangt.“ Im Aufsatz „Dem interreligiösen RU gehört die Zukunft“, in: Neue Sammlung 37/2, S. 231ff. 1 Gerade Kinder verhalten sich gegenüber Menschen aus anderen Kulturen in der Regel noch offen und neugierig, kennen keine Vorurteile, wenn sie sie nicht von erwachsenen Bezugspersonen hören.4 Das Problem der Kinder sind eher die widersprüchlichen Aussagen und Einstellungen der Erwachsenen, die ihnen Orientierung erschweren und ihnen die Freude an der Vielfalt verleiden. Hier liegt die Verantwortung der Eltern, der Erzieherin/des Erziehers, der Lehrerin und aller, die am öffentlichen Leben meinungsbildend beteiligt sind, auch der kirchlichen Meinungsführer!5 Kultur und Religion bilden eine spannungsvolle Einheit Ausgangspunkt des Lernens von Differenz ist die Wahrnehmung und Anerkennung der kulturellen Vielfalt in unserem Land. Die Vielfalt der Religionen, die in den Kindertagesstätten heute anzutreffen sind, bildet einen integralen Bestandteil der kulturellen Vielfalt- und umgekehrt! Folkert Rickers: „Denn wo interkulturelles Lernen stattfindet, sind immer schon religiöse Komponenten im Spiel. Das gilt insbesondere für Begegnungen mit islamischen Kulturen. Zugespitzt formuliert kann man sagen, dass interkulturelles Lernen ohne interreligiöses Lernen gar nicht stattfinden kann … Es ist deshalb durchaus sachgemäß, von der inzwischen häufig benutzten Begriffsbildung interkulturelles und interreligiöses Lernen auszugehen. Aber trotz fortgeschrittener Säkularisierung lässt sich auch für den interkulturellen Begegnungsund Lernprozess die Erkenntnis nicht ausklammern, dass unsere Gesellschaft wie die in den islamischen Ländern aufs engste mit einer bestimmten religiösen Tradition, nämlich der jüdisch-christlichen, verbunden ist und dass diese ohne religiösen Bezug schlechterdings nicht verstanden werden kann. Ob aber ein solches Bewusstsein sich entfalten kann, ist von grundsätzlicher Konsequenz für ein Konzept interreligiösen Lernens. Interkulturelles Lernen erzwingt deshalb geradezu ein neues Bewusstsein von der gesellschafts- und kulturprägenden Bedeutung von Religionen. Der Blick auf die fremde Religion macht die Frage nach den eigenen religiösen Wurzeln wieder dringend.“6 Religion aus dem öffentlichen Leben zu verbannen, würde bedeuten, die moralischen Grundlagen und Werte, auf denen viele moderne Demokratien aufgebaut sind, zu leugnen und stattdessen einen „Säkularismus“ als Ideologie zu kultivieren, der sich genau so einseitig fatal auswirken kann, wie die Vorherrschaft einer Weltanschauung oder Religion. „Säkularisierung“ hingegen wäre, positiv betrachtet, eine historische Entwicklung, in deren Verlauf sich die Gesellschaft immer mehr von religiöser Kontrolle und geschlossenen metaphysischen Systemen befreit und über die Fähigkeit, geschichtlich zu denken (und damit den eigenen Standpunkt bewusst zu reflektieren) zur Anerkennung und Wertschätzung der Pluralität gelangt. Es ist die Realisierung von Pluralität, nicht von „Säkularismus“, die Dazu Friedrich Schweitzer: „Für die Möglichkeit interreligiösen Lernens schon in der Kindheit spricht im Übrigen auch die weithin beobachtete Offenheit, mit der gerade Kinder einander begegnen. Demnach gelingt es Kindern im Unterschied zu Jugendlichen und Erwachsenen viel besser, Verbindungen über die Grenzen von Kultur, Nationalität, Sprache und Religion hinweg aufzubauen.“ In: Scheilke, Chr. / Schweitzer, F. (Hg): Kinder brauchen Hoffnung. Religion im Alltag des Kindergartens. Gütersloh 1999, S. 137-166, Zitat S. 155. Vgl. aber Preissing, Christa / Wagner, Pera (Hg.): Kleine Kinder, keine Vorurteile? Interkulturelle und vorurteilsbewusste Arbeit in Kindertageseinrichtungen. Freiburg 2003. 5 Vgl. die grundlegenden Ausführungen von Karl Kardinal Lehmann: Anerkennung des AnderenFremdes verstehen- Bereitschaft zum Dialog. Werteerziehung in der multikulturellen Gesellschaft. In: Battke, A. u.a. (Hg): Schulentwicklung, Religion, Religionsunterricht. Freiburg 2002, S. 25-36. 6 Rickers, F.: Interreligiöses Lernen. Die religionspädagogische Herausforderung unserer Zeit. In: F. Rickers / E. Gottwald (Hg.): Vom religiösen zum interreligiösen Lernen. Neukirchen 1998, S. 123. 4 eine Demokratie ausmacht! Ein demokratischer Staat kann auf unterschiedlichen moralischen Normen beruhen, solange Pluralität die Quelle seiner Legitimität ist.7 Das Lernen von Differenz im Kindergarten und als Thema der Elementarpädagogik ist darum auch ein hochrangiger demokratischer Wert. Die Verbindung von Religion und Kultur8 offeriert die Mehrdimensionalität und Komplexität des Religionsbegriffes und der religiösen Identität, man sollte aber auch die Unterschiede zwischen allgemein-kulturellem und religiösem Denken beachten (und untersuchen, was noch zu wenig geschieht!). „Interreligiöses Lernen“ steht in der Religionspädagogik auch in Spannung zum „Interkulturellen Lernen“ als Ansatz der Erziehungswissenschaften.9 Wie viel Religion braucht der „unheilbar religiöse“ Mensch? Klar ist, dass die einfache Vorstellung einer „säkularen“ Sphäre als Gegensatz zur (privaten) „religiösen“ Sphäre der Religionsgemeinschaften gegenwärtig nicht mehr trägt.10 Dabei sollte man weniger von den offiziellen Religionsgemeinschaften und deren Vertreter ausgehen, als vielmehr von der religiös-kulturellen Identität der Eltern und Familien als erste Ansprechpartner. Nur so kann deren Selbstdefinition ernst genommen werden, ohne sie in ein Korsett vorgegebener, fixer Religionsattribute einzuspannen. Das Idealbild definiert das Netzwerk Kinderbetreuung der Europäischen Kommission: „Die Erziehung und das Lernumfeld sollten die Familie jedes Kindes, sein Zuhause, seine Sprache, das kulturelle Erbe, seinen Glauben, seine Religion und sein Geschlecht widerspiegeln und wertschätzen.“11 Das Charakteristische der „Befremdung“ soll erhalten bleiben Heute lässt sich die o.g.These von Rickers dahingehend präzisieren, dass die pragmatische Schnittmenge von interkulturellem und interreligösem Lernen eben als Ort des Lernens der, von und an der Differenz bestimmt werden kann. Das setzt natürlich voraus, dass raumgreifende Assimilations- und Leitkultur-Modelle verabschiedet werden (und verabschiedet bleiben), und dass der stark kompensatorische Ansatz eines multikulturellen Nebeneinanders in einen dialogischen Ansatz auf gleichberechtigter Augenhöhe überführt wird, wie das seit gut zehn Jahren geschieht. Entscheidend dabei ist, dass die Schwelle (nicht Schranke oder Barriere!) der Differenz erhalten bleibt und man akzeptiert, dass dem Verstehen religiöser Denkweisen und Kulturen anderer Menschen sinn- und respektvolle Grenzen gesetzt sind.12 Das Charakteristische der „Befremdung“ soll als Motor der Begegnung und Profilbildung des „Gegenübers“ erhalten bleiben. Diese Ansätze „setzen auf Austausch, Begegnung, Dialog, gemeinsame Aktionen, Lebens- und Arbeitsformen- und zwar von sich in vielem unterscheidenden, aber 7 Vgl. Aslan, Reza: Kein Gott außer Gott. Der Glaube der Muslime von Muhammad bis zur Gegenwart. München 2-2006, S. 285 unter Berufung auf den protestantischen Theologen Harvey Cox. 8 Biehl, P. / Wegenast, K. (Hg): Religionspädagogik und Kultur. Nuekirchen-Vluyn 2000 9 Vgl. die facettenreiche Sammlung in: Gottwald, E. / Mette, N. (Hg): Religionsunterricht interreligiös. Neukirchen-Vluyn 2003 (FS Rickers). 10 Sabbatucci, D.: Kultur und Religion. In: Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe Bd.I, Stuttgart u.a. 1988, S. 43-58. Die trotz „Inkulturation“ bleibende Unterscheidung des Kultur- vom Religionsbegriffes hängt mit dem stärkeren Transzendenzbezug der Religion zusammen, die damit über eine stärkere Legitimation und Bindekraft verfügt, als das Kulturphänomen. Amos, Karin / Schweitzer, F. (Hg): Religion-Kultur-Bildung. Neukirchen-Vluyn 2007. 11 Europäische Kommission: Qualitätsziele in Einrichtungen für kleine Kinder. Vorschläge für ein zehjähriges Aktionsprogramm, o.O. 1996, Ziel 20. 12 Meyer, K.: Zeugnisse fremder Religionen im Unterricht. „Weltreligionen“ im deutschen und englischen RU. Neukirchen-Vluyn 1999. Vgl. Sundermeier, Theo: Den Fremden verstehen. Eine praktische Hermeneutik. Göttingen 1996. gleichberechtigten Personen, die ihr Miteinander selbst steuern und gestalten.“13 Und weiter: „Der multireligiöse Ansatz lässt sich leicht in den interreligiösen Ansatz überführen. Wenn Kinder mit verschiedenen Religionen bekannt gemacht werden, vergleichen sie diese mit ihrer eigenen Religion. Das Austauschen, Anteilnehmen, Mitmachen und –wo es möglich ist- das Herausbilden gemeinsamer religiöser Vollzugsformen entspricht dem interreligiösen Ansatz. Er zielt darauf, mit der eigenen Religion vertraut zu werden, zugleich aber in einen Austausch mit denen zu treten, die einer anderen Religion angehören. So wird Begegnung möglich, die im vergleichenden Miteinander die eigenen religiösen Ansichten und Lebensformen vertiefen, zugleich aber auch den Horizont erweitern kann. Das Finden von Gemeinsamkeiten bei gleichzeitigem Gewahrwerden der Eigenheiten und spezifischen Merkmale der Religion, in der man zu Hause ist, kann neue Formen von Beziehung und Gemeinschaft hervorbringen und die Menschen, die sich auf diesen Prozess einlassen, bereichern.“14 Die Identität der so heranwachsenden Kinder ist dynamisch zwischen Begegnung und Beheimatung angesiedelt. In diesem Modell geschieht die Zuordnung von Beheimatung und Begegnung nicht stufenweise und statisch („zuerst Beheimatung, dann Begegnung vom festen Boden aus…“), sondern wechselweise. Fachleute sprechen hier von der „balancierenden Identität“: Die Identität ist nicht als Besitzstand zu sehen, der stufenweise erworben und dessen Endpunkt in einer dauerhaften reifen Identität angezielt wird, sondern sie ist in der sozialen Interaktion immer wieder neu herzustellen und auszubalancieren. Der anzustrebende „Besitzstand“ wäre eigentlich die Entwicklung und Stärkung der dynamischen Kraft zur Identitätsbildung. Die dynamische Leistung liegt in diesem Balance-Akt zwischen eigenen und fremden Ansprüchen und Erwartungshaltungen, die so austariert werden müssen, dass ich gleichzeitig als Person wieder erkennbar bin.15 Den Fremden im Kind lieben Neuere empirische Untersuchungen haben ergeben, dass der von Hugoth charakterisierte Prozess vom multireligiösen Nebeneinander zum interkulturellinterreligiösen Austausch, zum Miteinander und zur echten „Konvivenz“, sich leider nicht so selbstverständlich ergibt, wie man sich das vorgestellt hat.16 Zu wenig ist oftmals von christlicher Seite an Glaubensinhalt vorhanden, zu komplex sind die sozio-ökonomischen Bedingungen der Folgegenerationen von Einwanderern oder 13 Hugoth, M.: Fremde Religionen- fremde Kinder? Leitfaden für interreligiöse Erziehung. Freiburg/Br. 2003, S. 16f. Vgl. zur interkulturellen Pädagogik und den unterschiedlichen Bildungsbegriffen der christlichen Kirchen Chr. Hellmann, Religiöse Bildung, Interreligiöses Lernen und interkulturelle Pädagogik, Frankfurt/M. 2001 und das Handbuch Interreligiöses Lernen von Elsenbast / Schreiner / Sieg (Hg), Darmstadt 2005: darin Christa Dommel: Interreligiöses Lernen im Elementarbereich: Kindertagesstätten und Kindergärten, S. 434- 452 (Lit.). 14 Hugoth, M. a.a.O. S. 25 15 Krappmann, L.: Soziologische Dimensionen der Identität. Stuttgart 1982; zum psychologischen Ansatz siehe die Zusammenfassung von Friedrich Schweitzer im Handbuch Interreligiöses Lernen (Elsenbast / Schreiner / Sieg), Gütersloh 2005, S. 294-303: Religiöse Identitätsbildung (mit weiteren Literaturangaben). 16 Wendet man die tatsächliche Pluralität heutiger Gesellschaft, die Vielfalt ihrer Kulturen und Lebensbereiche, auf den RU an, stellt sich bei genauer Betrachtung die Frage nach dem gemeinsamen (religiösen) Lernen der „gleichberechtigt Verschiedenen“ immer schwieriger dar. Vgl. dazu Barbara Asbrand, Zusammen Leben und Lernen im RU. Eine empirische Studie zur grundschulpädagogischen Konzeption eines interreligiösen RU im Klassenverband der Grundschule. Frankfurt/M. 2000 und B. Feininger, Zusammen Leben und Lernen im RU. Konfliktlinien in interreligiösen und konfessionellen Konzepten. In: ru- ökumenische Zeitschrift für den RU, 4/2002, S. 140-144. die politisch-religiöse „Großwetterlage“ der islamischen Welt.17 Aber auch wenn man am inhaltlichen Konzept nicht so schnell weiter kommt, wie erwünscht (vgl. auch das gut gemeinte „Projekt Welt-Ethos“ von Hans Küng)18, so bleibt doch als wichtigstes Strukturmerkmal das Lernen an der Differenz und überhaupt das Prinzip „Unterschiede lernen“ bestehen. Denn das betrifft nicht nur Glaubensinhalte, sondern genau so Kleidung, Ausdrucksformen, Essen, sich einrichten, Freizeit-Verhalten, Rituale, Brauchtum und vieles andere. Es betrifft insbesondere meine Haltung dem anderen als Person gegenüber, die seine eigne Würde respektiert: vom kleinen Kind an bis zum alten Menschen. Diese Begegnung mit dem „Fremden“, dem Anderen, dem „Fremdartigen“ zu untersuchen, pädagogisch zu strukturieren und mit dem Ziel gelingender Konvivenz fruchtbar zu machen (oder zumindest anzubahnen), ist mittlerweile eine erstrangige Aufgabe der Elementarpädagogik.19 Eine besondere Chance für die Erwachsenen im Gegenüber zu den Kindern liegt darin, dass sie in dieser Perspektive die Kinder ebenfalls zuerst als „Fremde“ sehen können, die ihnen eigen-ständig begegnen. Dagmar Kasüschke zitiert dazu Militzer und Griese: „Wird das Kind als Fremder, Anderer wahrgenommen und anerkannt, so hat dies weit reichende Auswirkungen auf das pädagogische Denken und Handeln: Der Erwachsene tritt dem Kind als einer gleich würdigen Person gegenüber, als Fragender, als Dolmetscher für das, was das Kind erkennt, aber noch nicht in Worte fassen kann, als Freund, der bereit ist, das Kind in seiner Eigenart zu sehen und nicht so, wie es sein oder werden sollte. Indem das Kind erfährt, dass seine „andersartigen“ Sichtweisen und „fremden“ Überzeugungen ernst genommen werden und Erwachsene mit Interesse in einen Dialog mit ihm treten, findet nach Militzer u.a. „interkulturelle Erziehung“ statt. In diesem wechselseitigen Interaktionsprozess erfährt das Kind, dass Unterschiedlichkeit wertvoll ist und einen Gewinn für das eigene Leben darstellt. Wenn ein Kind überwiegend Erfahrungen macht, dass der Andere es in seiner Andersartigkeit wertschätzt, so wird es ihm leichter fallen, Achtung vor dem Fremden und somit dem Anderen zu entwickeln. Damit wird betont, dass „Fremdheit“ keine Frage von Migration, Kultur, Religion, Ethnie, ist, sondern strukturelles Merkmal im Alltag und Erfahrung von „Jedermann“.20 Die frühpädagogische Lernsituation erweist sich als allgemeinpädagogische Basis und Grundlegung der Gestaltung von Dialog und Beziehung: „Die Welt trifft sich im Kindergarten.“21 Gleichzeitig gilt es, alles zu vermeiden bzw. besonders zu reflektieren, was Fremdheit und Befremdung künstlich hervorbringen und womöglich 17 Vgl. nur Samuel P. Huntington 1996: Kampf der Kulturen! Eine Antwort aus theologischer Sicht: F. Schorlemmer, Gibt es eine Wahrheit im Plural? Über Religion und Toleranz und den Kampf der Kulturen. Frankfurt/M. 2004; vgl. die provozierenden Thesen von Henryk M. Broder in seinem Buch „Hurra, wir kapitulieren, von der Lust am Einknicken“. Bonn 2007 (Lizenzausgabe für die Bundeszentrale f. politische Bildung). Die Auffassung von einem Konflikt der „Kulturen“ und „Religionen“ im Sinne einheitlicher, in sich abgeschlossener Blöcke bringt oft erst die Eigenschaften hervor, die den fiktiven „Kulturen“ von außen zugeschrieben werden. Vgl. Doron Kiesel, Das Dilemma der Differenz. Zur Kritik des Kulturalismus in der interkulturellen Pädagogik. Frankfurt/M. 1996, S. 185. 18 Küng, H. / Kuschel, K.-J. (Hg.): Erklärung zum Weltethos. Die Deklaration des Parlaments der Weltreligionen von 1993. München 1993/1996. Zur kurzen kritischen Würdigung und Anfrage vgl. Joh. Rehm: Weltethos-Ethik-Werte i.d. Religionen. In: Elsenbast / Schreiner / Sieg (Hg): Handbuch Interreligiöses Lernen, Darmstadt 2005, S. 206-216. 19 Böhm, D. / Böhm, R. / Deiss-Niethammer, B. (Hg.): Handbuch interkulturelles Lernen. Theorie und Praxis für die Arbeit in Kindertageseinrichtungen. Freiburg/Br. 2002. Kasüschke, Dagmar, Erfahrungen von „Fremd-Sein“ als (religions-)pädagogische Herausforderung in der Ausbildung von Erzieherinnen. In: Götzelmann, A. / Schwendemann, W. (Hg): Interkulturalität. Evang. Hochschulperspektiven Bd. 2, Freiburg/Br. 2006, S. 124-133 20 Kasüschke, D. a.a.O. S. 125 unter Verwendung von Zitaten bei: Militzer, R. u.a.: Der Vielfalt Raum geben. Interkulturelle Erziehung in Tageseinrichtungen für Kinder. Münster 2002, S. 30 und Griese, H.M., Kritik der „Interkulturellen Pädagogik“. Münster 2002, S. 112. 21 So der Titel des Buches von Ulich, M. / Oberhuemer, P. / Soltendieck, M., Weinheim u. Basel 22005. zum Nachteil des Anderen zementieren könnte.22 Dieser Prozess, den Fachkräfte der Erziehungseinrichtungen initiieren und begleiten, initiiert rückwirkend auf Seiten der Erwachsenen und Fachkräfte ein neues Bild vom Kind und unterstützt deren eigene Lernfähigkeit am „Fremden“, deren eigene Kompetenz im Umgang mit Differenz: Die Anerkennung der Andersartigkeit des Kindes. Menschliche Lernfähigkeit spitzt sich in diesem Differenz-Lernen zu, und man kann als christlichtheologischen Schlüssel durchaus Jesu Botschaft / Handlungsanweisung von der „Feindesliebe“ heranziehen, mit der er den „Feind“ über den „Fremden“ zum „Freund“ macht und mit der er sich in die altisraelitische und jüdische Tradition der „Liebe zum Fremden“ (Ahavat ha-Ger) einreiht (Mt 5,43f).23 „Letztendlich wird entscheidend sein, inwieweit es gelingt, pädagogische Fachkräfte von Kindertageseinrichtungen in Aus- und Fortbildung in ihrer Identität und ihrem Selbstverständnis so zu stärken, dass sie Erfahrungen von „Fremdheit“ und „Andersartigkeit“ in entwicklungsförderliche Lernsituationen für die Kinder, ihre Eltern und sich selbst pädagogisch umwandeln können.“24 Kompetenzen: Fremdheitskompetenz als Schlüsselfunktion der ErzieherInnen25 Aus dieser Zusammenfassung ergeben sich aus der Perspektive interkultureller/interreligiöser Erziehung folgende Forderungen an die Ausbildung von Kompetenzen für Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen: Einsicht in, Offenheit und Akzeptanz für interkulturelle und interreligiöse Erziehung als wesentliche Aufgabe pädagogischer Arbeit Kompetenz in Spiritualität: Bereitschaft, das eigene Selbstverständnis bezüglich Religion und kultureller Ausdrucksformen von Religion zu reflektieren, ohne das Idealbild der eigenen Religion mit der Praxis anderer vergleichen zu wollen. Bereitschaft, eine ggf. vorhandene Tendenz zur Missionierung kritisch zu überprüfen. Für Selbstbildungsprozesse einstehen und lernen, mit Erfahrungen von Fremdheit und Andersartigkeit als positive Entwicklungsmöglichkeiten umzugehen; Bereitschaft zu Training und Fortbildung auf diesem Gebiet. Wertschätzung des Anderen und besonders der Kinder in ihrer Andersheit. Bereitschaft, sich Sachkenntnisse über andere Kulturen und Religionen anzueignen Kompetenz in Ritualen: Miteinander der Kinder an Bildern, Symbolen, Riten und Lebensformen ermöglichen und fördern. 22 Messerschmidt, A.: Befremdungen- oder wie man fremd wird und fremd sein kann. In: Elsenbast / Schreiner / Sieg (Hg): Handbuch Interreligiöses Lernen, Darmstadt 2005, S. 217-228. Vgl. die Untersuchungen im Sammelband von Kiesel, D. / Messerschmidt, A. / Scherr, A. (Hg): Die Erfindung der Fremdheit. Frankfurt/M. 1999. 23 Die antithetische Formulierung widerspricht dem schon traditionell im AT positiv vorgegebenen Inhalt der Nächstenliebe. Mt greift mit dem fiktiven Gebot, den Feind zu hassen, das antike Vorurteil der jüd. Misanthropie auf. Vgl. P. Fiedler, Das Matthäus-Evangelium (Theol. Kommentar z. NT Bd.1), Stuttgart 2006, S. 149ff. Zur jüd. Ethik der Liebe zum Fremden vgl. z.B. Rabbiner Gino E. Gross, Schalom. Bad Sauerbrunn 1995, S. 159f: „Es ist kaum zu glauben, dass ein einziges Gebot in den fünf Büchern Moses 36 mal wiederholt wird … Das einfache Gesetz, den Fremden zu lieben.“ 24 Kasüschke, D. a.a.O. S. 132. 25 Vgl. auch Biesinger, A.: Und was brauchen Erziehrinnen? In: Anschlussfähig und bildungsstark. Anforderungen an die religionspädagogische Praxis in kath. Kitas. KTK-Bundesverband, Freiburg 2006, S. 28-29. Kompetenz zur Teilhabe: Verbindende, gemeinsame religiöse Strukturen und Glaubensüberzeugungen betonen und die sozialwirksamen Dimensionen von Religion fördern helfen Kompetenz in spiritueller Weg-Begleitung: Die Botschaft von Zuspruch, Trost, Ermutigung und Versöhnung als verbindenden Inhalt der Religionen kennen und wertschätzen lernen Wertschätzen religiöser Traditionen und Ausdrucksformen, ohne sie normierend oder einseitig für die Mehrheit festlegen zu wollen Mit Vorurteilen und Verhaltensmustern weiterführend und öffnend arbeiten können. Stereotypen erkennen und auflösen lernen. Diagnosefähigkeit bei verallgemeinernden Aussagen und monokausalen Erklärungen auf der Basis von Religion oder Ethnie. Begegnungsprozesse zwischen den Angehörigen unterschiedlicher Kulturen und Religionen im Umfeld der Einrichtung einleiten und fördern können (Elternarbeit/kommunale Vernetzung) Kommentierung grundlegender Literatur Auernheimer, G.: Einführung i. d. interkulturelle Pädagogik. Darmstadt 4-2005. Referiert den Diskussionsstand und erläutert alle im einschlägigen Zusammenhang wichtigen Begriffe. Klassiker der interkulturellen Pädagogik. Böhm, D. / Böhm, R. / Deiss-Niethammer, B.: Handbuch Interkulturelles Lernen. Theorie und Praxis für die Arbeit in Kindertageseinrichtungen. Freiburg/Br. 3-2002 Büttner, G. (Hg): Zwischen Nachbarschaft und Abgrenzung. Fremde Religionen in der Bibel. Münster u.a. 2007 (LIT). Interreligiöse Problematik von der Bibel und dem Alten Israel her gesehen. Deutscher Katechetenverein (dkv), Hg.: Meine Feste- deine Feste. Interkultureller Festtagskalender. München 1998. Elsenbast, V. / Schreiner, P. / Sieg, U. (Hg): Handbuch Interreligiöses Lernen. Gütersloh /Darmstadt 2005.: Umfassendes Nachschlagewerk mit zahlreichen Einzelartikeln zum Verständnis interreligiösen Lernens in allen seinen Aspekten. Enthält sowohl theologische, gesellschaftliche und pädagogische Grundlegung als auch konkrete Orte und praktische Modelle interreligiösen Lernens. Darin der Beitrag von Christa Dommel: Interreligiöses Lernen im Elementarbereich: Kindertagesstätten und Kindergärten (S. 434-452 mit weiter führender Literatur). Weitere einschlägige Artikel in diesem Handbuch: Rabeya Müller: Islamische Perspektiven zum interreligiösen Lernen, S. 142-148; Ismail Kaplan: Alevitische Grundlagen zum interreligiösen Lernen. S. 149-160; Bekir Alboga: Interreligiöses Lernen in einer Moschee in Mannheim, S. 626-632. Emmendorfer-Brößler, Claudia: Feste der Völker. Ein pädagogischer Leitfaden. Päd. Anregungen und Impulse für eine interkulturelle Arbeit in Kindertagesstätten und Schulen. Frankfurt 2000 (Amt für multikulturelle Angelegenheiten der Stadt Frankfurt). Gott in vielen Stimmen. Beten in Mannheim. Eine Sammlung jüdischer, christlicher und islamischer Gebete von heute. Edition Quadrat 3-2001. Harz, F.: Ist Allah auch der liebe Gott? Interreligiöse Erziehung in der Kita. München 2001. Sehr verbreitetes, sachkundiges Grundlagenwerk! Haussmann, W. / Lähnemann, J. (Hg): Dein Glaube- mein Glaube. Interreligiöses Lernen in Schule und Gemeinde. Göttingen 2005. Praktische Vorschläge zur Vermittlung religiöser Vielfalt, mit Kopiervorlagen. Fruchtbar mit der Vielfalt der religiösen Standpunkte umzugehen und selbst daran zu wachsen. Dazu leitet dieser Band an. Holzbrecher, A.: Interkulturelle Pädagogik. Berlin 2004. Grundständige Einführung. Als Studienbuch gedacht. Der Autor ist Prof. für Erziehungswissenschaft an der Päd. Hochschule Freiburg/Br. Vgl. sein Buch „Wahrnehmung des Anderen. Zur Didaktik interkulturellen Lernens“. Opladen 1997. Hugoth, M.: Fremde Religionen- fremde Kinder? Leitfaden für interreligiöse Erziehung. Freiburg/Br. 2003. Systematische Einführung, gut verständlich, mit klarer Ausrichtung auf die Kindertagesstätte. Der Autor ist ein langjähriger Kenner der Problematik (KFH Freiburg/Br.). Johann, E. / Michely-Weirich, H. / Springer, M.: Interkulturelle Pädagogik, Methodenhandbuch für sozialpädagogische Berufe. Berlin 1988. Vorschläge zum interkulturellen Kompetenz-Erwerb in sozialpäd. Berufen. Wissenschaftliche Hintergrund-Info und praxisnahe Übungen. Kasüschke, D.: Erfahrungen von „Fremd-Sein“ als (religions-)pädagogische Herausforderung in der Ausbildung von ErzieherInnen. In: Götzelmann, A. / Schwendemann, W. (Hg): Inter-Kulturalität. Freiburg 2006, S. 124-133. Punktgenaue Problemskizze mit weiter führender Literatur. Autorin ist Prof.’in an der EFH Freiburg/Br. Knisel-Scheuring, G.: Interkulturelle Elterngespräche. Gesprächshilfen für Erzieherinnen in Kindergarten und Hort. Lahr 2002. Laewen, H.-J. / Andres, Beate (Hg): Bildung und Erziehung in der frühen Kindheit. Weinheim 2002. Magonet, J.: Abraham – Jesus – Mohammed. Interreligiöser Dialog aus jüdischer Perspektive. Gütersloh 2000. Stellt Möglichkeiten und Schwierigkeiten speziell des Judentums hinsichtlich des Dialoges mit anderen Religionen vor. Militzer, R. u.a.: Der Vielfalt Raum geben. Interkulturelle Erziehung in Tageseinrichtungen für Kinder. Münster 2002. Rahmenkonzept eines elementarpädagogischen, situationsbezogenen, interkulturellen Ansatzes. Möller, R. / Tschirch, R. (Hg): Arbeitsbuch Religionspädagogik für ErzieherInnen. Stuttgart 3-2006. Darin der Beitrag von Birgit Deiss-Niethammer: Religionspädagogik im multireligiösen Kontext. Verlässliche Darstellung wichtiger Rahmenkonzepte im Elementarbereich, z.B. zum Neuen Trierer Plan (S. 125-130), der davon ausgeht, dass sich im Alltag der Kinder Situationen ergeben, die nach religiöser Vertiefung verlangen. Nipkow, K.E.: Bildung in einer Pluralen Welt. Bd.2: Religionspädagogik im Pluralismus. Gütersloh 1998. Theoretisch-systematische Ausführungen zum Thema Pluralität aus der Sicht der Religionspädagogik; benennt in Verbindung mit Judentum und Islam auch die tiefenschichtigen Unterschiede und religiös-kulturellen Konfliktzonen. Rickers, F.: Interreligiöses Lernen. In: Mette, N. / Rickers, F., Lexikon der Religionspädagogik (LexRP) Bd. 1, Neukirchen-Vluyn 2001, Spalte 874-881: Definition, Praxis, Bedingungen und Konzeptionen des Interreligiösen Lernens in kath. und evang. Hinsicht. Sieg, U.: Interreligiöses Lernen im Pendeln zwischen Eigenem und Gemeinsamen. In: Dommel, Christa (Hg): Werte schätzen. Religiöse Vielfalt und öffentliche Bildung. Frankfurt/M. 2003. Dies.: Feste der Religionen. Werkbuch für Schule und Gemeinde. Düsseldorf 2004. Umfangreiche Sachinformation und narrative Texte speziell zur Bedeutung der Feste für die Lebenspraxis. Wagemann, Gertrud: Feste der Religionen- Begegnung der Kulturen. München 2002 TB). Ein Lesebuch für gute Nachbarschaft mit deutlichem Gegenwartsbezug. Weisse, W.: Interkulturalität/Interreligiosität. In: Lachmann, R. u.a. (Hg): Ethische Schlüsselprobleme. Göttingen 2006, S. 216-232. Hervorragende, knappe Zusammenfassung aus theologisch-pädagogischer Perspektive. Publikationen im Zusammenhang kirchlicher Verlautbarungen und Positionen Evangelische Perspektiven zum interreligiösen Lernen: Zusammenfassung von Friedrich Schweitzer im o.g. Handbuch Interreligiöses Lernen (Elsenbast / Schreiner / Sieg), Gütersloh 2005, S. 114-125 mit reichen Literaturangaben. Katholische Perspektiven zum interreligiösen Lernen: Zusammenfassung von Stephan Leimgruber im o.g. Handbuch Interreligiöses Lernen, S. 126-138 mit reichen Literaturangaben. Bildung von Anfang an. Bundesvereinigung evang. Tageseinrichtungen für Kinder (BETA) gemeinsam mit dem Verband Kath. Tageseinrichtungen für Kinder (KTK). Stuttgart/Freiburg 2002 Evang. Kirche in Berlin-Brandenburg: Beheimatung und Begegnung. Kinder mit Migrationshintergrund in evang. Kindergärten. Berlin 2002. Karl Kardinal Lehmann: Anerkennung des Anderen- Fremdes verstehen- Bereitschaft zum Dialog. Werteerziehung in der multikulturellen Gesellschaft. In: Battke, A. u.a. (Hg): Schulentwicklung, Religion, Religionsunterricht. Freiburg 2002, S. 25-36. Position des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz zum Thema. Positive Grundeinstellung. Kirchenamt der EKD: Wo Glaube wächst und Leben sich entfaltet. Der Auftrag evang. Kindertageseinrichtungen. Gütersloh 2004. Leitlinien für multireligiöse Feiern von Christen, Juden und Muslimen. Handreichung der deutschen Bischöfe, Bonn 2003 (Arbeitshilfe 170). Kommentar dazu in der Zeitschrift „Gottesdienst“. Information und Handreichung der Liturgischen Institute Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. 37 (Heft 11/ 2003), S. 81-83. Nostra aetate: Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen. In: Rahner, K. / Vorgrimler, H., Kleines Konzilskompendium. Freiburg, Auflage 29-2002, S. 355-359. Religion für alle Kinder? Konfessionslose und andersgläubige Kinder in kath. Kindertageseinrichtungen. Freiburg/Br., Verband Kath. Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) 2003. Vielfalt leben – Profil gewinnen. Interkulturelle und interreligiöse Erziehung und Bildung in evang. Tageseinrichtungen für Kinder. Bundesvereinigung evang. Tageseinrichtungen für Kinder (BETA). Stuttgart 2002. Vielfalt bereichert. Interkulturelles Engagement kath. Tageseinrichtungen für Kinder. Redaktion: M. Hugoth / Th. Wunderlich. Freiburg/Br., Verband Kath. Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) 1999. Die Welt der Religionen im Kindergarten. Grundlegung u. Praxis interreligiöser Erziehung. Redaktion M. Hugoth / Th. Wunderlich. Freiburg/Br., Verband Kath. Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) 2001. zurück zu Vorträge / Termine