2013-07-28_Wie verhält sich ein Knecht Gottes Liebe Gemeinde, als Christen sind wir Mitarbeiter in Gottes Reich. Gott baut sein Reich zusammen mit uns. Wenn ich genau nach dem heutigen Predigttext gehe, müsste ich sogar sagen, Gott rüstet uns aus, damit wir sein Reich bauen. Wir sind nicht nur Mitarbeiter, die mit Gott zusammenarbeiten, sondern wir sind – darf ich so sagen – sogar Knechte Gottes, denen Gott seine Aufgabe verantwortet. Als Knechte tun wir die Arbeit, die uns Gott aufträgt. Übertragen auf Heute bedeutet hier Knecht nicht Leiharbeiter, sondern Unternehmensmanager, der selbst verantwortlich. Das Ziel definiert Gott, die Gestaltung überlässt uns Gott. Das klingt nach einer großen Aufgabe und Verantwortung. Ja, die haben wir Christen auch. Denn immerhin haben wir Erfahrungen mit Gott gemacht und diese gilt es mit anderen Menschen zu teilen und ihnen davon zu berichten, wie großartig Gott ist. Schauen wir in den Bibeltext, was Gott von uns erwartet. Wie soll ich mich als Knecht Gottes verhalten? Ich lese: Mt 25,14-30 1. Wie der erste Knecht: Die Aufgabe der Christen Wir alle haben von Gott Gaben bekommen und sollen sie für Gottes Reich einsetzen. Gott will mit uns und durch uns wirken. Bei dieser Erkenntnis muss ich erst mal eine Pause machen. Ich finde, dass ist etwas bemerkenswertes, so über Gott zu denken: Gott will mit uns und durch uns wirken. D.h. Gott traut uns etwas zu! Das ist ein Unterschied zu der Göttervorstellung der alten Babylonier oder Griechen. Die Götter der Griechen waren Herrscher der Welt. Sie lebten in ihrer wahren Welt (bei den Griechen der Olymp) und schufen nebenbei die Welt der Menschen. Das ist noch nicht so fern von jüdischen Glauben, wobei es einen deutlichen Unterschied in der Gewichtung gibt. Die Welt in der wir leben, ist aus Gottes Liebe zu uns gemacht. Gottes Idee war es, noch vor der Erschaffung der Welt, eine Beziehung mit uns Menschen zu haben und dafür musste er die Menschen nach seinem Bild und die Welt als Lebensraum für sie erst mal schaffen. Die Schöpfung ist ein Liebesakt Gottes und kein Nebenprodukt. Die Menschen waren für die griechischen Götter Spielbälle ihrer Launen. Thor schleuderte aus Wut mal ein paar Blitze auf die Erde und Zeus ging zu menschlichen Frauen, wenn er gerade mal Streit mit seiner Frau Hera hatte. Der Gott Israels ist ein Gott der einerseits vollkommen in sich zufrieden und gelassen ist und andererseits vollkommen auf uns ausgerichtet ist. Ihn interessiert, wie es uns geht, und was uns bewegt. Gott wacht mit Liebe und Interesse über uns. Und dieser Gott will mit uns und durch uns wirken. Gott will mit uns sein Reich bauen. Deswegen wählt sich Jesus 12 Schüler aus und unterrichtet sie, wie sie sein angefangenes Werk weiterführen sollen, wenn er weg ist. Und jetzt sind wir am Anfang der Erzählung Jesu. Ein reicher Herr ging außer Landes und verteilte sein Vermögen unter seine Knechte, damit diese sein Unternehmen weiterführen. Was Jesus meint, ist ganz klar: Er selbst ist der reiche Herr, er teilt sein Vermögen, den Glauben, an seine Nachfolger, geht zum Vater und kommt einmal wieder. Dadurch wird der Satz in der Einleitung verständlich: Wir sind Knechte, denen Jesus sogar die Verbreitung des Glaubens und die Ausbreitung seines Reiches überträgt. Wir sind hier auf der Welt dafür verantwortlich, dass das Evangelium unter die Leute kommt. Das ist eine große Aufgabe. Doch genau das ist auch unsere Aufgabe. Nichts anderes haben wir als Christen zu tun. Die Ausbreitung des Evangeliums geschieht in erster Linie durch unser Bekennen unseres Glaubens vor den Leuten. Und in zweiter Linie durch unseren diakonischen Dienst an den Menschen, vielleicht kommen sie ja ins Fragen, warum wir Christen diesen Liebesdienst an Menschen tun. Doch aller diakonischer Dienst und aller Verkündigungsdienst ist ausgerichtet auf die Gewinnung von Glaubenden. Und übrigens nicht nur die Pfarrer, sondern alle, die Glauben. Weil wir mit dieser Aufgabe beauftragt sind, sind wir Knechte Christi. Weil ich aber am Anfang sagte: Gott will mit uns und durch uns wirken, heißt das auch: Gott lässt uns nicht alleine rumwuseln, sondern er rüstet uns aus, mit entsprechenden Gaben. 2. Wie der zweite Knecht: Einsatz nach seiner Gabe Wie sieht die Verteilung der Talente bzw. des Vermögens aus? Talent ist damals eine Gewichtseinheit mit der man den Wert von Silber oder Gold misst. Also eine Zahlungseinheit. Wenn wir heute von Talenten sprechen, meinen wir Fähigkeiten und Gaben. Das können wir aber wirklich so wörtlich übertragen. Denn Jeder von uns ist ausgestattet mit Gaben, die sich nicht ausgesucht hat, sondern die er von Gott bekommen hat. Unsere Gaben sind sehr unterschiedlich und wir Menschen sind auch unterschiedlich stark mit Gaben ausgerüstet. Gott rüstet und verschieden aus. Sie können das ungerecht finden, aber Gott macht es so und es ist so auf der Welt. Wir sollen unsere Gaben nicht vergleichen, wie viel ein anderer hat, sondern wir wollen das einsetzen, was uns gegeben ist. Vergleichen führt zur Sünde. Denn das tat Kain, als er sah, dass Abel mit seinem Opfer Erfolg hatte und er nicht. Und was folgte aus seinem Vergleich: Mord und Totschlag. Mit der unterschiedlichen Gabenverteilung müssen wir umgehen lernen. Was für Gott aber klar ist, dass wir diese Gaben einsetzen sollen. Gott verlangt von Jedem Einsatz. Denn unsere Gaben sind nicht für uns alleine da, sondern für andere. „Gabe“ kommt von „geben“. Also sind unsere Gaben dafür da, sie für andere einzusetzen. Wer das nicht tut, verschwendet sie. Unsere Gaben tun anderen gut. Im 1. Teil habe ich von Aufgabe gesprochen, auch das hängt sehr eng zusammen. Denn wer eine Gabe hat, bekommt eine entsprechende Auf-Gabe, um sie einzusetzen. Das tun die ersten beiden Knechte vorbildlich und verdoppeln sogar ihren Einsatz. Einsatz wird von Gott belohnt, wie man in V. 21 und 23 lesen kann: Die Knechte werden mit zwei Attributen ausgezeichnet. Griechisch „agathos“ und „pisteos“. Für jeden Begriff gebe ich ihnen zwei Übersetzungen: „agathos“ heißt: „tüchtig“ und „tapfer“. D.h. Sie sind mutig und setzen sich ein. Tüchtig nicht im Sinne von „Erfolg gehabt“, sondern von „Einsatzwillen gezeigt“. Und das Wort „pisteos“ bedeutet: „treu“ und „glaubend“. Sie vertrauten Gott, dass es richtig ist, was sie tun. Und mehr können wir ja oft auch nicht. Wir wissen manchmal nicht, was gut ist, aber müssen uns entscheiden. Das, was wir dann tun können ist, im Gebet Gott um den rechten Weg bitten und dann eine Entscheidung treffen, auf die wir vertrauen, dass es die Richtige in Gottes Augen ist. Der Glaube und die Tüchtigkeit, also der Mut zum Einsatz und das Gottvertrauen werden belohnt. Die Belohnung der Knechte ist: Sie gehen ein zur Freude des Herrn. Was ist das anderes, als das Himmlische Fest bei Gott. Herrlich!!! Das ist das Ziel unseres Lebens. Mensch, so schön wie die Welt auch ist und ich sie hier genießen kann, was freu ich mich schon auf den Himmel bei Gott zu sein. Zum Schluss noch etwas, wenn jemand meint, Einsatz geben hat auch immer was mit Risiko zu tun, dann kann ja auch alles verlieren. Dann denken sie zuviel an Geld und Börsenspekulation. Denn, dass man Verlust mit Gottes Gaben machen kann, ist bei Jesus überhaupt nicht vorgesehen. Gaben sind zum Vermehren da. Gaben kann man nicht verlieren nur ungenutzt oder einschlafen lassen. Wenn sie eine Blume haben, dann können sie sich entweder darum kümmern und sie wächst und blüht von selbst. Oder sie sie kümmern sich nicht und sie geht ein. Wachstum ist ein natürlicher von Gott vorgesehener Prozess. 3. Wie der dritte Knecht: Gelähmt vor Angst Vielen Lesern tut der dritte Knecht immer so leid, doch der dritte Knecht ist kein gutes Vorbild für uns. So sollen wir uns nicht verhalten. Lassen sie uns im Einzelnen mal untersuchen, was seine Fehler sind. 1) Er geht weg! Die anderen gehen hin! Da hat Luther leider nicht genau genug hingeschaut. Griechisch eindeutig: Die ersten beiden Knechte gehen hin und der dritte geht weg. Er entzieht sich also der Verantwortung, das ihm Anvertraute einzusetzen. Er gräbt ein Loch und verbirgt, die anderen handeln, bringen das Geld ans Licht und gewinnen. Das ist der große Unterschied. Wenn man seinen Glauben und seine Gaben versteckt und sie nicht für andere einsetzt, wird man nichts erreichen. Wer seine Gaben offen legt und einsetzt, der wird gewinnen – und zwar Menschen für Gottes Reich. Als Letztes gibt er das ihm Anvertraute wieder zurück. Er weiß genau und drückt es auch so aus, dass er es von Gott bekommen hat. Aber geht an Gottes Willen vorbei. Gott will durch uns wirken, doch wenn wir ihm keine Möglichkeit geben dann sind wir unnütz. Es geht nicht um Leistung, nicht darum, dass wir Erfolg machen müssen, sondern es geht um unseren Einsatz. Erfolg schenkt Gott, weil es seine Gaben sind! 2) Es stellt sich ja die Frage, warum ist er untätig? Die Antwort ist: Die Angst plagt ihn. Und Angst lähmt. Bei Angst müssen wir sofort fragen, wovor? Er hat Angst vor Gott. Er hat ein ängstliches Gottesbild. Er beschreibt ja wie er sich Gott vorstellt: Gott erntet, wo er nicht gesät hat. Er sammelt, wo er nicht ausgestreut hat. D.h. Er versteht Gott als einen harten und strengen Gott, der nur auf Erfolg und Gewinn ausgerichtet ist. Er stellt sich vor: Gott verlangt, ohne zu geben bzw. zu helfen. Aber das stimmt nicht, denn Gott hat jedem Gaben gegeben. Jesus hat uns nicht ganz verlassen, sondern er hat uns seinen heiligen Geist gegeben, der unser Helfer ist. Das Missverständnis des dritten Knechtes ist, er denkt Gott sieht auf den Erfolg und nicht auf den Einsatz. Aber Gott macht es genau andersherum: Gott belohnt nicht den Erfolg, sondern den Einsatz. Für Erfolg ist Gott zuständig nicht wir. Und von V. 21 her, sei gesagt: Gott ist ein Gott der Freude, wie wir es vorher gesehen haben, deswegen muss man keine Angst vor ihm haben. Unser Einsatz für Gott geschieht aus Dankbarkeit, weil er uns ausgerüstet und gesegnet hat. 3) Am Schluss sagt der Text noch, was die Konsequenz der Untätigkeit ist: Wer nicht glaubt bzw. seinen Glauben nicht äußert, dem wird er weggenommen und er wird dahin kommen wo Heulen und Zähneklappern sein wird. So beschreibt Jesus hier die Hölle: Heulen wird sein, weil man das Gute verpasst hat. Zähneklappern wird sein vor Kälte, denn in der Gottesferne wird keine wärmende Liebe Gottes sein. Deswegen ist der Aufruf Jesu an Sie: Prüft, welche Gaben Gott euch gegeben hat und wo ihr sie für andere Menschen einsetzen könnt. In der Gemeinde Jesu Christi gibt es viele Möglichkeiten sich einzusetzen. Gott braucht Mitarbeiter und Knechte. Danke an alle, die sich heute im Gottesdienst einsetzen. Amen.