Gebetsapostolat im Bistum Dresden

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Gebetsapostolat im Bistum Dresden-Meißen
BETEND VERNETZT
Ein herzliches Grüß Gott allen Leserinnen und Lesern!
Wir wünschen einander Glück und gelingendes Leben. Zunächst sind
wesentliche Gegebenheiten für die Entfaltung des persönlichen
Lebens eines Menschen vorgegeben: Der Kulturkreis, in dem er lebt,
die Menschen und die Lebensumstände, die seine Sozialisation prägen
und seine genetischen Anlagen, die beispielsweise mit
gesundheitlichen Einschränkungen verbunden sein können. Ist Leben
in Fülle auch dann möglich, wenn die vorgegebenen Gegebenheiten
verdeckt oder offensichtlich gelingendem Leben eher entgegenstehen,
als dass diese heiles Leben befördern? Ein Aphorismus von Reinhold
Niebuhr beschreibt eine innere Haltung, durch die sich Leben in Fülle
anbahnen kann: Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen,
die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern
kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Betend vernetzt sein
- mit dem Gott unseres Lebens
- mit den Beterinnen und Betern weltweit
-mit denen, für die wir beten
Wer gelassen ist, die Dinge hinzunehmen, die er nicht ändern kann
und den Mut hat, Dinge zu ändern, die er ändern kann, zieht die
Kreise seines Lebens nicht zu eng. Wenn es eng wird, kommen wir es
mit der Angst zu tun. In der Enge kann sich unsere Lebenskraft nicht
entfalten. Wer sein Leben im Geheimnis, das Gott ist, geborgen weiß,
kann die Kreise seines Lebens gelassen und tapfer weiterziehen, weil
sein Hoffen und Bemühen umfangen ist von den je größeren
Möglichkeiten Gottes. Dabei macht er die Erfahrung, dass er nicht
festgenagelt ist auf die Gegebenheiten, durch die er zurückgeblieben
ist hinter dem, was sein Leben ausmachen könnte. Er macht die
Erfahrung, dass sein Leben Heilung erfahren kann, die der Gott
unseres Lebens ihm aus freier Liebe zuteil werden lassen möchte. Die
vermeintlichen Grenzlinien begreift er dann als Konturen seines
Lebens, die durchlässig sind zu der Lebenswirklichkeit, in die hinein
uns der Gott unseres Lebens führen will.
Juli 2010
1. Gerechte und transparente Wahlen - Für die politischen Wahlen in
allen Staaten, sie mögen von Hochachtung vor der Freiheit der Bürger
getragen sein.
Fragt man nach den einzelnen Elementen, aus denen ein
demokratisches Gemeinwesen aufgebaut ist, dann stößt man auf den
Satz, dass Demokratie Herrschaft des Volkes sei. Nichts anderes
besagt die Übersetzung des griechischen Wortes "demokratia". In
jeder demokratischen Verfassung findet sich denn auch in dieser oder
jener Form die Aussage, dass alle Staatsgewalt vom Volk ausgehe und
dass das Volk der letzte Träger aller Souveränität sei. Demokratisch
legitimiert ist demnach die Staatsgewalt nur dann, wenn sie sich vom
freien Willen und der Zustimmung des Volkes getragen weiß. Die
Lehre von der Volkssouveränität löste die traditionelle Vorstellung ab,
nach der dem König oder Fürsten kraft seiner Abstammung aus einer
von Gott begnadeten Dynastie die Herrschaft zustehe. Staatliche
Autorität war im dynastischen Gottesgnadentum also nicht von der
Gesellschaft her begründet, sondern durch Herkommen,
Überlieferung und religiöse Vorstellung geheiligt, von mythischen
Kräften getragen und nach Prinzipien gestaltet, die dem Zugriff der
Bürger entzogen waren. In dieser grundsätzlichen Trennung von
Herrscher und Beherrschten liegt der Kern des Gegensatzes von
Demokratie und Monarchie. Die Demokratie sieht im Staate nicht eine
von übernatürlichen Kräften eingesetzte und also hinzunehmende
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obrigkeitliche Herrschaft, sondern erkennt ihn als Ausfluss des
Willens aller beteiligten Individuen zur Lösung der gemeinsam zu
bewältigenden Aufgaben. In diesem Sinne sind Form und Inhalt des
Staates den Bürgern nicht vorgegeben, sondern aufgegeben. Ihrer
aller Kompetenz zu dieser Aufgabe, von deren Lösung alle ebenfalls
betroffen sind, drückt sich im Gedanken der Volkssouveränität aus.
Zwingend folgt aus dem Gebot der Gleichheit, dass das Stimmrecht
grundsätzlich allen Bürgern zusteht. Niemand darf etwa wegen seiner
Rasse, seiner Religion, seines Bildungsstandes oder seiner Besitz- und
Einkommensverhältnisse vom Wahlrecht ausgeschlossen werden.
Lediglich einige formale Zulassungsbedingungen, wie etwa das
Erreichen eines bestimmten Lebensalters, die von allen Staatsbürgern
ohne Diskriminierung einzelner oder einzelner Gruppen leicht erfüllt
und allgemein akzeptiert werden können, sind ohne Verletzung der
demokratischen Prinzipien möglich. Eng verknüpft mit dem Prinzip
der Allgemeinheit ist das Prinzip der Gleichheit der Wahl. In einer
offenen und pluralistisch gegliederten Gesellschaft mit ihrem ständig
fluktuierenden Gegeneinander und Nebeneinander prinzipiell
gleichberechtigter Gruppen ist zudem das allgemeine und gleiche
Wahlrecht das einzig denkbare Verfahren zur Bestellung von
Vertretungskörperschaften und zur Besetzung der staatlichen
Führungsspitzen in einer Weise, die von allen Gruppen akzeptiert
werden kann. Das allgemeine und gleiche Wahlrecht hat sich
durchgesetzt, nicht weil mit seiner Hilfe die "beste" Regierung ins Amt
käme, sondern weil es sich als die relativ beste und praktikabelste
Methode zur Sicherung des sozialen Friedens bewährt hat. Sie
gewährt jedem Anteil an der Regierungsbestellung und lässt der
unterlegenen Minderheit prinzipiell die Chance, später selbst zur
regierenden Mehrheit zu werden. In einer durch vielfache Interessenund Überzeugungskonflikte gespaltenen Gesellschaft schuf diese Wahl
die Möglichkeit, die Konflikte auf gewaltlosem Weg auszutragen und
trotz innerer Spannungen eine entscheidungsfähige Regierung zu
ermöglichen, deren Führung von allen Gruppen hingenommen werden
kann. Das allgemeine und gleiche Wahlrecht ist eines der
erfolgreichsten Verfahren, um eine politische Gemeinschaft innerlich
zu einigen und handlungsfähig zu machen. Weil politisches Handeln
immer in eine offene Zukunft hinein geschieht, bleibt es stets von
Unsicherheit belastet, ein Wagnis, das nie exakt in allen
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Konsequenzen vorausberechnet werden kann. Wer kann, abgesehen
von extremen Fällen, mit absoluter Gewissheit sagen, diese oder jene
Handlung fromme dem Allgemeinwohl besser als eine andere? Wer
kann das Gemeinwohl endgültig definieren, wenn er nicht weiß, wie
die Geschichte weitergeht? Weil wir die Zukunft nicht kennen, müssen
über die Grundfragen des Politischen alle befragt werden, und
deswegen bleibt in einer demokratischen Gesellschaft nur die
Orientierung am Willen der Mehrheit unter Rücksichtnahme auf die
unterlegene Minderheit, der die Chance, Mehrheit zu werden, offen
bleiben muss.¹ Weil es in vielen Staaten nicht selbstverständlich ist,
dass politische Wahlen ohne Einschüchterung der Wählerschaft und
der Wahlkandidaten ablaufen, werden die Beterin und der Beter
betend für die Schaffung politischer Verhältnisse einstehen, die
gewährleisten, dass grundsätzlich alle Bürger eines Staates bei freien
und fairen Wahlen ihre Stimme geheim abgeben können.
2. Eine Kultur der Gerechtigkeit und der Solidarität - Für die Christen
in den städtischen Ballungsräumen, die sich für Bildung,
Gerechtigkeit, Solidarität und Frieden einsetzen.
Seit dem Jahr 2008 lebt erstmals in der Geschichte die Mehrheit der
Menschheit in Städten. Die Verteilung der Bevölkerung auf den
ländlichen Raum und die städtischen Zentren wird sich in den
nächsten Jahrzehnten immens verändern. Vor 35 Jahren lebten noch
rund zwei Drittel der Weltbevölkerung auf dem Land - in 35 Jahren
werden zwei Drittel der Menschen in Städten leben. Die Ursachen für
diesen Trend sind vielfältig. Bessere Arbeitsmöglichkeiten und soziale
Dienstleistungen ziehen Menschen in die Städte. Und es sind vor
allem junge Menschen im Elternalter, die vom Land in städtische
Gebiete abwandern. Dadurch ist das Bevölkerungswachstum dort
besonders
hoch.
Über
drei
Viertel
des
gesamten
Weltbevölkerungswachstums findet heute in den Städten der
Entwicklungsländer statt. Innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte
wird sich die städtische Bevölkerung dort voraussichtlich nahezu
verdoppeln: von heute 2,4 auf 3,9 Milliarden Menschen im Jahr 2030.
Die zunehmende Verstädterung der Weltbevölkerung birgt
gleichermaßen Chancen und Risiken. In den Städten sind die
Erwerbsmöglichkeiten
meist
besser,
der
Zugang
zu
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Gesundheitsdiensten und Bildungseinrichtungen leichter und die
soziale Kontrolle geringer als auf dem Land. Auch die Akzeptanz von
Familienplanung und der Wunsch nach kleineren Familien sind in
Städten weiter verbreitet. Staatliche Investitionen kommen meist den
Menschen in den Städten zugute, ländliche Gebiete werden häufig
vernachlässigt. Doch andererseits gibt es auch große Risiken. Das
schnelle Städtewachstum überfordert viele Verwaltungen. In den
Entwicklungsländern wachsen die Städte zurzeit um 2,5 Prozent pro
Jahr, in den ärmsten Länder sogar um rund vier Prozent. Slums,
fehlende Infrastruktur, Übernutzung der natürlichen Ressourcen und
menschenunwürdige Lebensbedingungen sind häufig die Folge. ² Die
Lebenschancen der Einwohner in den Megacitys erweisen sich als
sehr gegensätzlich. Für die einen ergeben sich gute persönliche
Entwicklungsperspektiven, die mit einem akzeptablen Auskommen
verbunden sind. Anderen bleibt der Weg zum erhofften bescheidenen
Wohlstand versperrt. Gerade jene Menschen, die wenig oder keine
Teilhabe an den erhofften auskömmlichen Lebensbedingungen in den
Ballungsräumen haben, leben im doppelten Sinn des Wortes am Rand
und dort wiederum unter sich. Dies führt zu einer sozialen
Gemengelage,
die
von
vornherein
mit
gravierenden
Benachteiligungen
verbunden
ist.
Damit
ist
eins
der
Hauptbetätigungsfelder für Christen und alle Menschen guten Willens
in den städtischen Ballungsräumen vorgegeben. Die Bemühungen
richten sich zunächst darauf, wenigstens punktuell die prekäre
Lebenssituation zu verbessern. Vielerorts gibt es Projekte, die den
unzähligen Straßenkinder zu Gute kommen, junge und alte Menschen
bekommen kostenlose Mahlzeiten in Suppenküchen, es wird für die
medizinische Betreuung gesorgt. Die Kultur der Gerechtigkeit und der
Solidarität in den städtischen Ballungsräumen ist mit diesen
Bemühungen nahe dran an den Randsiedlern der Gesellschaft.
Nachhaltig können diese Bemühungen erst werden, wenn sich die
Chancen für die Teilhabe der Unterschicht am sozialen Leben spürbar
verbessern. Wenn die Beterin und der Beter in der Intention um eine
Kultur der Gerechtigkeit und der Solidarität in den städtischen
Ballungsräumen beten, werden sie die Bemühungen derer im Blick
haben, die sich an der Basis für die Armen einsetzen, aber auch für
jene beten, denen es möglich ist, sich in verantwortlicher Position für
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bessere Lebenschancen der Menschen aus der Unterschicht
einzusetzen, die aus strukturellen Veränderungen hervorgehen.
August 2010
1. Menschen ohne Arbeit - Für die Arbeitslosen und die in Not
Geratenen, um Verständnis und konkrete Hilfe.
Es ist nicht abzusehen, dass die Arbeitslosigkeit als weltweites
strukturelles Phänomen überwunden wird. Damit ist für einen
bedeutenden Teil der Menschheit eine prekäre Lebenssituation
vorgegeben. Vielerorts reicht auch das durch harte Arbeit erzielte
Einkommen kaum zum Überleben. Unschwer ist zu erkennen, dass
Arbeitslosigkeit oder ein Einkommen unter dem Existenzminimum
meistens nicht dem eigenen Versagen zu schreiben ist. Umso
wichtiger ist es, so gut es geht, konkrete Hilfe zu leisten. Leichter als
in der Weiten Welt ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland in den
Blick zu nehmen. Achtsamkeit ist hierbei gefragt. Die Not, die mit der
Arbeitslosigkeit zusammenhängt, ist meistens eine verdeckte Not.
Diese Not führt dazu, dass Menschen sich zurückziehen. Dies
wiederum geschieht nicht nur aus eigenem Unvermögen, mit der
gegebenen Situation mit Selbstbewusstsein umzugehen, sondern hängt
ursächlich mit dem geringen Einkommen zusammen, dass die soziale
Teilhabe stark einschränkt. Wer arbeitslose Menschen begleiten
möchte, braucht langen Atem. Er muss ihnen nachgehen. Ebenso
braucht er ein Netzwerk, das ihn bei seinem Bemühen um arbeitslose
Menschen unterstützt. Das Gebetsanliegen für Menschen ohne Arbeit
und die in Notgeratenen greift deren prekäre Lebenssituation auf und
lässt besonders an die Bitte um das tägliche Brot und an den Satz Jesu
denken: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt
ihr auch mir nicht getan.
2. Flüchtlinge und Emigranten - Für alle durch Hunger und Krieg zur
Auswanderung Getriebenen: Die Kirche öffne ihnen ihre Tore und
biete ihnen ohne Rücksicht auf ihre Herkunft und Religion Heimat.
In einer Katechese über die Werke der Barmherzigkeit zeigt der
Wiener Kardinal Christoph Schönborn am Beispiel des dritten
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leiblichen Werkes der Barmherzigkeit "Fremde beherbergen" den
großen Spannungsreichtum praktizierter Barmherzigkeit auf: Ich
beschränke mich auf einige Beispiele, die uns auch den großen
Spannungsreichtum praktizierter Barmherzigkeit zeigen können. Ich
nehme das dritte leibliche Werk der Barmherzigkeit: "Fremde
beherbergen". Jesus sagt: "Ich war fremd und obdachlos, und ihr habt
mich aufgenommen" (Mt 25,35). Im Individuellen ist das recht
einleuchtend: Als wir im Herbst 1945 als Flüchtlinge nach Österreich
kamen - Mutter und zwei kleine Kinder - da gab es Menschen, die
dieses Werk der Barmherzigkeit praktiziert haben: Verwandte, die
Platz gemacht haben, um die Flüchtlinge aufzunehmen. 1956 - ich
erinnere mich gut daran - fanden Zigtausende Ungarnflüchtlinge
Aufnahme. Auch später war es so, besonders im Bosnienkrieg, wo
viele Wiener Pfarren einfach Platz für Flüchtlinge gemacht haben.
Schwieriger wird es mit dem Beherbergen von Fremden, die
immigrieren wollen. Sie suchen Arbeit, eine Zukunft, ein Leben in
mehr Sicherheit. Sie strömen unaufhaltsam nach Europa ein. Viele
besorgte Stimmen fragen, was das Wort Jesu hier bedeutet: "Ich war
fremd und du hast mich aufgenommen? Grenzenlose Immigration aus
grenzenloser Barmherzigkeit? Das kann es nicht sein. Aber
andererseits wird die Migration nicht aufzuhalten sein. Der Zaun
zwischen Mexiko und den USA kann den Strom nicht eindämmen und
kein Schengen-Abkommen bei uns. Manche Briefe, die ich bekomme,
sind darüber besorgt, auch aggressiv, gegen Immigration, besonders
gegen die Zunahme der Muslime bei uns. Die Kirche, die Caritas sei
schuld, heißt es pauschal. Barmherzigkeit hat auch politische, soziale,
gesellschaftliche Dimensionen. Was ist eine Politik in Sachen
Immigration, die den Ansprüchen der Barmherzigkeit und der
Gerechtigkeit entspricht? Zuerst muss zwischen Asyl und Immigration
unterschieden werden. Das eine ist ein Menschenrecht, das streng
eingehalten werden muss. Man wird einem Moslem, der bei uns Christ
geworden ist, nicht das Asyl verweigern dürfen, wenn er zu Hause
dafür mit der Todesstrafe oder Ermordung rechnen muss.
Immigration hingegen ist politisch zu ordnen. Es gibt kein
unbeschränktes Recht darauf. Der Staat hat das Recht und die Pflicht,
hier ordnend einzugreifen. Er hat das Recht und die Pflicht, gewisse
Bedingungen aufzustellen: Ja zur Verfassung, zur Gesetzordnung des
Landes, Respekt vor der bestehenden Kultur. Aber auch die
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Forderung nach Bereitschaft zum Zusammenleben, zum Annehmen
des Fremden als Anderen. Bei allen Mängeln war doch die
österreichische k.u.k. Monarchie ein selten gut gelungenes Beispiel
vom Zusammenleben vieler Völker, Kulturen und Religionen. Die
Immigrationsfrage stellt aber auch Rückfragen an uns. Da ist zuerst
die demographische Frage. Das heutige Europa hat dreimal de facto
nein zu seiner Zukunft gesagt: Nach neuesten Statistiken betreffend
die deutsche Bevölkerung kommen auf 100 Eltern 66 Kinder und 40
Enkel, ohne die Immigration. Wir haben das "Ja zum Leben"
abgelehnt. Heuer ist es 40 Jahre her, dass "Humanae vitae"
veröffentlicht wurde. In unserem Land (1975) und in ganz Europa
wurde die Abtreibung freigegeben. Wenn jetzt auch die sogenannte
"Homoehe" bei uns abgesegnet würde, das muss man, abgesehen von
aller moralischen Beurteilung, ganz nüchtern sagen, ist das ein
konkretes Nein zur Zukunft, weil es ein Nein zu Kindern ist. Der
Immigrationsdruck ist auch eine Folge dessen, was Europa als
Entscheidung für seine eigene Zukunft getroffen hat. Ich weiß, das
sind harte Worte, aber es sind Fakten. Aber wir haben auch die
Chance, denen die als Immigranten zu uns kommen, ein Zeugnis des
Glaubens zu geben. Vielleicht gelingt den Christen in Europa ein so
glaubwürdiges Zeugnis des Evangeliums, der Barmherzigkeit, der
Liebe, dass sich die Herzen für den Glauben öffnen. Es wird sehr
davon abhängen, ob die Menschen, die in das alte Europa kommen,
hier auf das Zeugnis lebendigen Glaubens an Jesus Christus stoßen.
Da bin ich voller Hoffnung, auch für Europa trotz der dramatischen
demographischen Entwicklung.³
Quellen
1 Internationaler UNESCO Bildungsserver D@dalos
2 Deutsche Stiftung Weltbevölkerung
3 Auszug aus einer Katechese von Kardinal Christoph Schönborn
Herausgeber: Bistum Dresden-Meißen
Redaktion: Pfr. i. R. Norbert Mothes, Louise-Seidler-Straße 25
01217 Dresden, 0351/4260755, [email protected]
Heft 4/2010
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